Dresden: Waldschlösschenbrücke [realisiert]

  • Letzte Nacht wurde diesem Spiegel-Bericht zufolge die von Umweltaktivisten besetzte 200 Jahre alte Buche von der Polizei geräumt. In diesen Stunden wird die Buche gefällt, die dem Bau der Waldschlösschenbrücke im Wege steht. Bereits am Sonntag demonstrierten ca. 3500 Menschen mit einem Fackelzug durch Dresden gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke.

  • Die Brücke sieht doch ganz ok aus. Wie viele Touris reisen denn irgendwo in die Vororte, um von der Wiese aus die Innenstadt zu betrachten? Auf die UNESCO sollte man schon aus Prinzip nicht hören. In Berlin versaut Chipperfield alles aber in Köln darf man keine HH bauen.

  • Kampflamm: So wie ich die Gegend kenne, wohnen in diesen Vororten auch Einheimische. Soll ja noch Stadtplaner geben, die Städte nicht nur als eine Ansammlung von Touristenattraktionen sehen.
    Der Welterbetitel wurde übrigens nicht für den freien Blick aus den Elbauen auf die Innenstadt vergeben. Den Titel gab es für eie unberührte naturbelassene innerstädtische Flußlandschaft welche unter anderem auch durch unverbaute Sichtbeziehungen glänzt.


    Ohne das die Brücke bereits gebaut wurde, sind schon in Vorbereitung der Bauarbeiten 200 Bäume gefällt worden. Es ist ja nicht nur die Brücke selbst, welche die Gegend zukünftig prägen wird, es wird als Zufahrt zur Brücke ein riesiger Verkehrsknoten mit bis zu sieben Fahrspuren und diversen Auffahrrampen auf den Hang gesetzt. Die Brücke wird hier eine wichtige Verkehrsachse kreuzen, welche in Richtung Innenstadt parallel zur Elbe verläuft.


    Übrigens bin ich nicht wegen des UNESCO Welterbetitels Gegner dieser Brücke, sondern wegen des drohenden Verlustes dieser Landschaft.

  • Torsten: Leider muss ich Dich verbessern. Das Dresdner Elbtal ist nicht naturbelassen. Die Verbindung von Stadt und Naturraum ist es was das Dresdner Elbtal schützenswert macht. Also eine vom Menschen geschaffene Landschaft.

  • Um der drohenden Aberkennung des Welterbetitels zu entgehen, hat eine Kommission unter Leitung des ehemaligen Baudirektors der Frauenkirche und eines Dresdner Ehrenbürgers einen neuen Entwurf der Waldschlößchenbrücke vorgestellt. Dieser sieht eine Verschlankung der Brückenfüße um 60 Prozent sowie eine Verschlankung der Brückenbögen um 1 Meter bzw. 50cm und der Brücke insgesamt um 50cm vor. Des Weiteren sollen die Brückenterrasse von derzeit 3600qm auf 1900qm reduziert und die Beleuchtung in die Handläufe der Brücke integriert werden. Über den neuen Entwurf entscheidet heute der Stadtrat.

  • Stahlbauer: eine naturbelassene inerstädtische Flußlandschaft ergibt zwangsläufig eine Verbindung von Stadt und Natur. Ich sehe da keinerlei Widerspruch. Zumindest in Deutschland dürfte ein innerstädtischer Flußlauf mit derartig weiträumigen Überschwemmungsflächen in einer Stadt dieser Größenordnung einmalig sein.
    Außerdem ist es unbestritten, daß es sich hier um eine Siedlungs- und Kulturlandschaft handelt. Spätestens mit dem Anlegen und Befestigen der Treidlerpfade beiderseits des Flußes zum Ziehen von Frachtschiffen wurde die Landschaft durch den Menschen verändert.

  • Auch beim Festakt zur Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises wurde am Hörsaalzentrum demonstriert:

    blaplakon

  • Der Stadtrat hat dafür entschieden, ein Bürgerbegehren pro Tunnel zuzulassen. Der OB hat angekündigt dagegen zu klagen. Es gab keine Mehrheit für einen sofortigen Baustopp.

  • Mit Verlaub, und bei allem Verständnis gegen die Waldschlösschenbrücke: Ein erneutes Bürgerbegehren wirft m.E. ein ganz schlechtes Licht auf eine direkt-demokratische Einflussmöglichkeit der Bürger. Wenn solange abgestimmt werden darf, bis das gewünschte Ergebnis vielleicht doch noch erzielt wird, ist ein Bürgerbegehren in Zukunft das Papier nicht wert.


    Der neue Bürgerentscheid "Welterbe erhalten durch Elbtunnel am Waldschlößchen" zieht nun die Tunnel-Alternative in Erwägung, ohne im Vorfeld überhaupt geklärt zu haben, ob eine Tunnel-Variante baulich überhaupt machbar wäre, und wer bereit ist, die enormen Mehrkosten letztendlich zu tragen.

  • @Cowboy....vielleicht hast Du bezüglich der Tunnelkosten recht, doch ich denke, auch bei der Brücke kann man keinen Festpreis garantieren.


    Was an der ganzen Sache verwundert, ist die Prinzipienreiterei und Starrsinnigkeit der Brückenbefürworter, nicht einsehen zu wollen, dass sich die UNESCO nun gegen die Brücke stellt. Ob dies eine Meinungsänderung darstellt oder nicht, mag doch dahingestell sein. Tatsache ist, dass die UNESCO dagegen ist, und dass dies ursprünglich nicht bekannt war. Ob die UNESCO damit Recht hat oder nicht, ist doch müßig.


    Nach meiner persönlichen Meinung, die sicherlich auch dadurch geprägt ist, in London zu wohnen, wo es für die meisten Bewohner einfach vollkommen undenkbar ist, nicht mit ÖPNV zur Arbeit zu fahren; in der schlicht keine Strassen gebaut werden, sondern eher zugemacht werden; und in der auch viele Leute mit sechstelligen Gehältern kein Auto haben.....nun, da frage ich mich, ob eine Querung überhaupt notwendig ist. Als ich zum letzten Mal in Dresden war, waren die bestehenden Brücken fast immer malerisch leer. Vielleicht ist das ganze ja sowieso Geldverschwendung. Und wenn eine Querung gebraucht wird: das wunderschöne Elbtal mit Autolärm seine Ruhe zu nehmen, das kann es doch nicht sein.

  • Wie steht's eigentlich aktuell um die Brücke?


    Ich habe gerade zufällig das hier gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=GjvwjS84CQc Olaf Schubert, vielleicht der derzeit bekannteste Dresdener (und m. E. einer der begabtesten deutschen Comedians, auch wenn das eher auf der Bühne als in seinen Kurzfilmen sichtbar wird) hat sich zum Brückenbau geäußert. Möglich, dass der Film im Olaf-typischen Trash-Style schon etwas älter ist. Aber zumindest einige Sachverhalte seiner naiv-verhaspelten Darbietungen treffen die Sache m. E. besser als die Medienberichte oder die politischen Debatten. Herrlich finde ich vor allem "Der große Diktator Nicolae Unescu hat befohlen ..." oder die Darstellung der UNESCO-Schergen beim heimlichen Platzieren von Gummi-Fledermäusen (mit fettem 'U' auf dem Rücken) :lach:! Der Einwand, die Brücke wäre eh nur ein zusätzliches Militär- oder Terroristen-Ziel, spielt auch hervorragend mit den oft absurden Argumenten der untersten Protestler-Schicht.


    Schubert hat übrigens ein Architektur-Studium an der TU Berlin absolviert. Kennt den zufällig jemand persönlich?

  • Stimmt, den Hern Emmerlich hatte ich übersehen, sorry. Einigen wir uns auf den Zweitbekanntesten ;)? Aber wie steht's nun aktuell um die Fledermäuse ... äähm ... die Brücke?

  • AeG, um die süße kleine Hufeisennase, die es in Sachsen dank des Brückenstreits zur populärsten Fledermausart geschafft hat, schert sich niemand mehr. Die war für die Öko-Fraktion nur Mittel zum Zweck. Ansonsten gibt es kaum Neuigkeiten, außer dass der Bau zügig voranschreitet. Die Brückengegner hingegen hoffen weiterhin, dass die WSB mittels neuem Volksbegehren gestoppt werden kann.

  • Die Brückengegner hingegen hoffen weiterhin, dass die WSB mittels neuem Volksbegehren gestoppt werden kann.

    Hoffentlich hoffen sie vergebens, denn das kostet dann noch mehr...


    Ich bin nicht gegen eine Brücke, aber gegen diesen Beton. Bisschen mehr Sandsteinirgendwas und Stahlbögen (die Form der jetzigen Bögen finde ich richtig gelungen, passt zu den bestehenden Bogenbrücken der Innenstadt) und das Ding sähe wie ein anderes Blaues Wunder aus bzw wie ein Übergang von Blauer-Wunder-Hängebrückenoptik in die Bogenoptik der anderen Brücken. Man könnte sogar Bruthöhlen für die Fledermäuse irgendwo hinbasteln und Touristen diese zeigen. *gg* "Hufeisenbrücke"...

  • Dresdens künftige OB schimpft auf die Unesco (Die Welt, 4. Juli 2008, 11:03 Uhr)
    Die Unesco hat entschieden, das Dresdener Elbtal vorerst nicht aus der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Die sächsische Regierung geht allerdings davon aus, dass die Brücke weitergebaut wird. Damit käme in einem Jahr das Aus fürs Kulturerbe.


    Meine Meinung zu dem Theater: Schön dumm, sich den Welterbestatus aberkennen zu lassen. Ich dachte, Sturheit wäre vor allem ein norddeutsches Phänomen. Bürgermeisterin Orosz schimpft und sieht "keine Alternative" zu einer Brücke. Kann der Frau mal bitte jemand erklären, was ein Tunnel ist?? :nono:

  • Sehe ich ähnlich. Als ob die Stadt nicht schon genug in der Vergangenheit gelitten hätte, wofür wir letztendlich die Verantwortung tragen. Meiner Meinung nach sollte diese Frau wg. massiver Befleckung des deutschen Kulturwesens und Rufschädigung angezeigt werden und die jetzigen Betonsegmente für die Brücke sofort verschwinden, und sei es mit C-4.


    Halt:Ich weiss, es klingt wieder nach einem meiner Kampfaufrufe, aber nur weil ich ehrlich bin, kann ich noch lange nicht abgeurteilt werden, oder!?

  • ^ Zumindest ist dein Beitrag Sinnbild für die Brückengegnerschaft: Sachliche Argumentation ausgeschlossen, moralisch bankrott.

  • "Die Unesco hat entschieden, das Dresdener Elbtal vorerst nicht aus der Liste des Weltkulturerbes zu streichen."



    Posse :nono:

  • Find die Diskussion lächerlich Entwicklungsländer und die USA können ihre Natur und Kulturdenkmäler zubauen wie sie wollen und wir dürfen nichtmal so eine normale Brücke bauen das nenn ich unfair.