Neubau Polnische Botschaft (Unter den Linden 70-72)

  • @Dickes B: Wie man seinen eigenen Geschmack dermaßen wichtig nehmen...


    Du weißt aber schon, dass du gerade genau das selbe, nur umgekehrt, machst?


    Die Geschmäcker sind halt verschieden, du darfst gerne um dieses Gebäude trauern so viel du willst aber andere dürfen sich selbstverständlich auch über das Verschwinden freuen.
    Ich bin auf jeden Fall ebenfalls überaus erfreut.

  • Ähm ... nein, mit Verlaub. Ich finde den Verlust eines Baudenkmals grundsätzlich immer bedauerlich, egal, ob mir das Gebäude nun gefällt oder nicht, sozusagen ganz losgelöst von meinem persönlichen Geschmack.

  • Mir gefällt das Wiratex-Gebäude deutlich besser und hier hoffe ich auch auf einen dauerhaften Erhalt.


    Mit dem Abriss der poln. Botschaft kann ich zwar leben, aber das was dafür neugebaut wird ist für mich keine erhebliche Verbesserung. Diese Art Rasterfassade hat sich in der Art in Berlin ja nun ziemlich abgenutzt und wurde zu häufig gebaut. Irgendwie muss ich bei den Visus auch immer an Stellas Spreefassade denken. Ein lindentypisches Schrägdach gibt's leider auch nicht

  • Ich finde den Verlust eines Baudenkmals grundsätzlich immer bedauerlich, egal, ob mir das Gebäude nun gefällt oder nicht, sozusagen ganz losgelöst von meinem persönlichen Geschmack.


    Wenn du Einschätzungen Dritter höher bewertest als deine eigenen, ist das dir überlassen.
    Es gibt viele großartige Gebäude ohne Denkmalschutz und Unmengen an beliebiger Massenware unter Denkmalschutz.
    Ergo, mir ist es fast vollkommen Schuppe ob irgendein, unter Umständen verstaubter, Beamter ein Gebäude als Erhaltenswert eingestuft hat oder eben nicht. Ich unterstütze ausschließlich das, was ich selbst für erhaltenswert halte. Aber wie gesagt, jedem das seine.

  • ... .Ich unterstütze ausschließlich das, was ich selbst für erhaltenswert halte. Aber wie gesagt, jedem das seine.


    Schon echt erstaunlich Deine Äusserung. Nun, wenn Du dich selbst für so befähigt hälst...
    Es ist eben nicht der Geschmack und schon garnicht der persönliche, der für eine denkmalklassifizierung ausschlaggebend ist. Sondern auch die kunsthistorisch -wissenschaftliche Beurteilung und das ist auch gut so! :cool:
    Was den Neubau betrifft teile ich Batos Ansicht.

  • Zumal sich für die Beurteilung eines Gebäudes als Baudenkmal gelegentlich auch Gründe finden, die über die bloße Straßenansicht hinausgehen - sei es eine besondere Konstruktion, eine wegweisende Grundrisslösung oder eine besondere Innenausstattung. Aber Lingster hat wahrscheinlich Röntgenblick und kann sich allein von der äußeren Betrachtung sämtliche Innereien erschließen um zu wissen, dass sein Urteil auf jeden Fall dem des Denkmalpflegers überlegen ist.

  • Das ist mir durchaus klar. Dennoch stelle ich mein eigenes Hirn nicht aus, nur weil jemand zum Schluss gekommen ist, das Gebäude sei erhaltenswert.

  • Verwechsel ich nicht. Ich werte lediglich nicht jedes eingetragene Baudenkmal pauschal als verdientes Baudenkmal.
    Wenn es für euch ausreicht, dass ein Gebäude unter Denkmalschutz steht, um den Erhalt fraglos zu unterstützen, könnt ihr das gerne machen. Ich nunmal nicht.


    Nun, wenn Du dich selbst für so befähigt hälst...


    In der Tat halte ich mich für befähigt, zu entscheiden, was ICH persönlich unterstützenswert finde und was nicht.

  • Das Wiratex Gebäude (siehe hier) würde mit etwas frischer Farbe und Fassadenarbeit schon etwas gefälliger wirken, aber im jetztigen Zustand ist es für UdL einfach nur schäbig.

  • Bato hat eigentlich alles gesagt. Stella-Fassade nur etwas gekürzt. Eigentlich die Fassade, die gerade im Zentrum leider in leichter Variation immer wieder gebaut wird.


    Ich weiß, dass einige hier das anders sehen, aber ich bete darum dass wir Frau Lüscher im Herbst los sind. Wie camondo schreibt ist Stadtraum kein Platz für den persönlichen Geschmack eines einzelnen. Und genau das kreide ich Frau Lüscher an. Überall wo sie in Mitte mitredet ist es im Endeffekt beinahe immer das gleiche Ergebnis. Wozu man noch Wettbewerbe abhält ist mir schleierhaft.


    Letztlich geht es nur noch um die Frage ob das Raster verputzt wird oder mit Naturstein verblendet wird und ob die Farbe weiß, grau oder leicht beige ist. Das kann man ja zwei oder dreimal machen. Das verträgt Berlin auch ohne weiteres. Aber mittlerweile reicht es dann aber auch man. Und das hat nichts mit Bashing zu tun, ich finde Frau Lüscher ist einfach derart eng in ihren Ansichten, dass dies für ein historisches Zentrum einfach viel zu wenig ist, was sie anbietet.


    Auch meine ich mich zu erinnern, dass es für Unter den Linden doch mal eine Gestaltungssatzung gab. Sah die nicht eigentlich zwingend Schrägdächer vor?


    Aber was solls. Eine leichte Verbesserung ist es allein schon deshalb weil es neu ist. Und viel mehr ist in Mitte aktuell wohl nicht zu bekommen.

  • Auf Anfrage hat man mir von der Senatsverwaltung mitgeteilt, dass das Grundstück UdL 70-72 mit in den B-Plan I-215 falle und daher die Gestaltungsverordnung nicht greife.
    Im B-Plan selbst wird - außer, dass bei weniger als 15% Neigung Dächer zu begrünen sind - keine Aussage zur Dachgestaltung getroffen..


    Denke soviel zu den Schrägdächern.


    Mir gefällt der Entwurf wirklich gut, mich erinnert dieses Gebäude und auch der Ostflügel immer wieder an die alten Tempel aus Ägypten. Zeitlos und einen Anspruch inne habend für die Ewigkeit gemacht zu sein.

  • Die Gestaltungssatzung für die Straße Unter den Linden, auf der Museumsinsel und im Bereich des Gendarmenmarktes gibt (gab?) es in der Tat:


    http://www.stadtentwicklung.be…rordnung_hist_zentrum.pdf


    Hier heißt es in § 3 (Dächer und Dachaufbauten), Absatz 1: Oberhalb der Traufhöhe kann ein maximal zweigeschossiges geneigtes Dach oder
    Staffelgeschoss ausgebildet werden.


    Als Ausnahmen werden genannt: Wilhelmstraße 61-63, Unter den Linden 62/76, Schadowstraße 10-13, Hausvogteiplatz 10-11A, 13 und Jerusalemer Straße 16.


    Ob das Botschaftsgelände unter die genannten Ausnahmen fällt, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist aber, dass man wohl kaum Einfluss auf die Gestaltung einer Botschaft nehmen kann. Es wäre aber ein "netter" Zug von Polen gewesen, bei der Auslobung des Wettbewerbs auf die Berliner Befindlichkeiten bzgl. der Bauordnung Rücksicht zu nehmen.


    Pardon! Da war wohl Notration etwas schneller als ich...

  • Stella-Fassade nur etwas gekürzt. Eigentlich die Fassade, die gerade im Zentrum leider in leichter Variation immer wieder gebaut wird.


    Mir gefällt an der Fassade, dass sie quasi in zwei Schichten aufgebaut ist – bzw. drei Schichten, wenn man den Durchbruch zum Innenhof mit einbezieht. Dadurch könnte sie eine optische Tiefe bekommen, die man von anderen Neubauten im Zentrum (Stella-Fassade eingeschlossen) nicht kennt. Ich prophezeie Euch: Dieser Bau wird mehr Spaß machen, als die Mehrheit hier gerade befürchtet! (Wobei ich zugeben muss, dass ich mit dem Übergang zum westlichen Nachbargebäude unzufrieden bin: Beim Dachgeschoss hätte man sich eine elegantere Lösung ausdenken sollen.)


    Wie camondo schreibt ist Stadtraum kein Platz für den persönlichen Geschmack eines einzelnen. Und genau das kreide ich Frau Lüscher an.


    Okay, die Republik Polen schreibt einen Wettbewerb für ein im polnischen Besitz befindliches Grundstück aus, auf dem die polnische Botschaft gebaut werden soll, und ein polnisches Büro bekommt den Zuschlag – was gebaut wird, entspringt aber allein dem persönlichen Geschmack von Regula Lüscher? Überzeugt mich jetzt nicht so, das Argument...

  • ^ Danke, Architektenkind, sehr interessant - aber auch etwas verwirrend. Aus der ersten Zeichnung geht hervor, dass die senkrechten Bauteile (im östlich versetzten Eingangsbereich?) in den oberen Stockwerken hinter den wagerechten Bauteilen verlaufen, im Unterschied zum übrigen Gebäude. In den weiteren Darstellungen ist dieses Stilmittel nicht zu erkennen. Handelt es vielleicht um Darstellungen verschiedener Planungsstadien, oder übersehe ich etwas?

  • Das Gebäude an sich sieht ja durchaus gut aus. Nur würde es eben noch deutlich edler wirken und eine bessere Wirkung entfalten, wenn es zwei Staffelgeschosse hätte. Da muß man gar nicht so sehr mit Berliner Befindlichkeiten argumentieren. Denn schon aus reinem Egoismus wären Staffelgeschosse gut für das Gebäude. Ist mir immer wieder ein Rätsel, wie man solche autistischen Gebäude planen kann.


    Man gibt sich Mühe mit der Fassade, aber dann baut man ein ödes Flachdach, das den Bau trivialisiert und die Umgegend :) ignoriert, nicht wertschätzt.


    Das sind so Gebäudeaspekte, wo der Laie regelmäßig das Gefühl bekommt, mehr von Architektur zu verstehen und daß Architekten irgendwie der Sinn für Ästhetik und das große Ganze abhanden gekommen ist.

  • @ architektenkind


    es ist kaum von der Hand zu weisen, dass sich seit dem Amtsantritt von Frau Lüscher die Variationsbreite in Mitte doch recht deutlich eingeschränkt hat. Nicht nur an der polinischen Botschaft und dem Stella Ostflügel sieht man eine ähnliche Fassade. Am Besucherzentrum des Bundesrats gibt es das dann gleich nochmal.


    Der ganze Leipziger Platz besteht eigentlich aus einem einzigen gleichen Raster dem man wahlweise eine unterschiedliche Tapete angeklebt hat. Ferner der Schinkelplatz. Es ist die immer gleiche Nummer.


    Jetzt kann man natürlich sagen, dass ist Zufall, Zeitgeist etc. Ich sage, das liegt im Zuständigkeitsbereich der Verwaltung und meines Wissens sitzt Frau Lüscher als oberster Chef der Verwaltung oder einer ihrer Mitarbeiter in so ziemlich jeder Wettbewerbskommission.


    Und dann bleibt als Resultat dass die Verwaltung entweder direkt dafür verantwortlich ist, weil man die Entwürfe aktiv auswählt oder indirekt, weil man keine Vorgaben macht, die endlich einmal zu einem anderen Ergebnis führen.


    So bin ich z.B. der Meinung, dass man Architekten in historischen Zentren mal wieder zwingen sollte, wirkliche Dächer zu bauen. Und für einige Bereiche gibt es in Mitte ja zumindest diese Satzung. Zumindest theoretisch. Wird sie aber nicht umgesetzt oder durch Ausnahmetatbestände völlig aufgeweicht, ist auch dies wieder die Verantwortung der Verwaltung.


    Man kann es sich nicht immer so leicht machen und auf alles immer nur mit einem Auge schauen. Natürlich ist Frau Lüscher nicht allein dafür verantwortlich. Aber letztlich schafft auch mittlerweile das indirekte Wissen um den scheinbar vorherrschenden Geschmack in der berliner Verwaltung, dass die Architekten eben auch nur noch solche Entwürfe einreichen und dies ist ja auch nachvollziehbar, schließlich will man ja auch die Chance haben, den Auftrag zu kriegen.


    Letztlich wäre mein Wunsch aber, dass man in Zukunft wieder mehr Vielfalt bekommt. Das könnten einige ausgewählte Rekonstruktionen von Bürgerhäusern sein (ja, auch das wäre abseits der Solitäre von Schloss und Bauakademie mal eine schöne Abwechslung), angepasste Neubauten, aber auch wirklich gute moderne Architektur. Ich finde gerade da hat man in Berlin in den letzten Jahren so viel Potential verschenkt. Der Potsdamer Platz gefällt ja auch nicht jedem, aber da hat man wenigstens mal etwas versucht. Der Leipziger Platz hingegen ist derart langweilig geworden, warum man hier keinen anderen Weg eingeschlagen hat ist mir nur schwer begreiflich.


    Letztlich wäre insbesondere in Mitte also eine Kombination aus Tradition und Innovation die Maßgabe, wobei man wieder viel stärker den Aspekt der individuelleren Gestaltung in den Fokus rücken sollte.

  • ... Ich weiß, dass einige hier das anders sehen, aber ich bete darum dass wir Frau Lüscher im Herbst los sind. Wie camondo schreibt ist Stadtraum kein Platz für den persönlichen Geschmack eines einzelnen. Und genau das kreide ich Frau Lüscher an.


    Halt, Stop, das habe ich im Zusammenhang für die Klassifizierung eines Gebäudes als Baudenkmal gesagt.
    Nicht immer die Argumente anderer verdrehen.
    Natürlich muss man Frau Lüscher wenn sie in dieser Stellung als Senatsbaudirektorin entscheidet auch zugestehen, dass sie entscheidet. Wie es nunmal so ist kann man dabei nicht immer im Sinne Einzelner, also hier in deinem persönlichem Sinne entscheiden. Das kannst du beklagen, andere werden dies begrüßen. So funktioniert nunmal die Welt.
    Und überhaupt hat Deine Kritik in diesem Fall, des Neubaus der Polnischen Botschaft keinerlei Begründung, da die einzelnen Länder über das Aussehen ihrer Botschaften im Ausland entscheiden und nicht die Berliner Senatsbaudirektorin. Wie anschaulich im alten Diplomaten Viertel im Tiergarten zu bewundern ist.


    Schlimm finde ich Deine nahezu feindliche Haltung dem Architektenstand gegenüber... ich zitiere: ”dass man Architekten in historischen Zentren mal wieder zwingen sollte, wirkliche Dächer zu bauen.
    das befördert für mich ein gar seltsames Demokratieverständnis zu Tage uch auch ein höchst zweifelhaftes Verständnis davon wie Kreative Prozesse und Entscheidungen hinsichtlich des Städtebaus etc, ablaufen. Auch ich habe ein Faible für schöne Dächer (was auch immer das heissen soll weil ja subjektiv). Aber bitte nicht unter Zwang.

    5 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Ist doch gang und gäbe und längst in etliche Gestaltungssatzungen eingeflossen. Glücklicherweise muss man sagen, sonst wären die Dachlandschaften vieler Altstädte bereits völlig verunstaltet.
    Ob das in Berlin wirklich Sinn macht, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Zumindest partiell würde ich das schon als Vorteil ansehen und Unter den Linden bietet es sich eigentlich an. Schließlich hat man der britischen Botschaft in der Wilhelmstraße seinerzeit auch immerhin sowas ähnliches wie ein richtiges Dach verpasst.