Quartier am Tacheles

  • Egal wie am Ende die Architektur gefallen wird, es ist der Stadtgesellschaft gegenüber unwürdig, dass ein historisch, kulturell und schlicht flächenmäßig so bedeutsamer Teil der Berliner Mitte bebaut wird, ohne, dass den Bürger*Innen der Stadt vorab die Möglichkeit gegeben wird, sich über die Architektur zu informieren.

  • < und<<


    ... gibt es nicht soetwas wie eine gesetzliche Veröffentlichungspflicht der Entwürfe bevor ein BV an den Start geht? Zumal bei einem Projekt dieser Größenordnung und einem übergeordneten Öffentlichkeitsinteresse.

  • ^ Gutes Debüt, danke für den interessanten Link! Hier ein (etwas weniger interessanter) Link, der aber einen recht guten und aktuellen Eindruck der Baustelle liefert.

  • Oh je, das sieht ja brutal langweilig aus. Wie kann man nur so ein perfektes Grundstück für so ein Standardzeug vergeuden :nono: Riesige, monotone Raster- und Glasfassaden... Vorrausgesetzt natürlich, dass die Visualisierungen aktuell sind

  • Das finde ich auch. Ich hätte mir für diesen Bereich eher etwas gewünscht, wie den aktuellen Neubau von St. James in Edinburgh. Im Gegensatz zu der Scheußlichkeit der 60er Jahre, die da vorher stand, fügt sich die neue Einkaufspassage besser in das historische Stadtbild. Herzog & de Meuron hätten ja gerne modern bauen können, aber man hätte gerade in diesem Umfeld historische Formen aufnehmen können (und meiner Meinung nach, auch sollen!).


    Visualisierung, St. James

    https://www.urbanrealm.com/images/news/news_4794.jpg


    Aber jeder wie er will^^


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  • < sollte das so gebaut werden wie auf deiner verlinkten Visu zu erhaschen, würde ich mich mehr als enttäuscht zeigen und es wäre auch nicht weiter verwunderlich warum bislang keine anderen Visus unters Volk gestreut wurden. Die Angst vor einem negativen Echo scheint hier berechtigterweise groß zu sein.

  • < sollte das so gebaut werden wie auf deiner verlinkten Visu zu erhaschen, würde ich mich mehr als enttäuscht zeigen und es wäre auch nicht weiter verwunderlich warum bislang keine anderen Visus unters Volk gestreut wurden. Die Angst vor einem negativen Echo scheint hier berechtigterweise groß zu sein.


    Überrascht es dich wirklich? Wenn es ein großer Wurf gewesen wäre, hätte man es doch viel offensiver und auch öffentlich vermarktet. Es ist eben Renditearchitektur, nur eben im XXL-Format. Man presst eben mal wieder jeden Cent aus dem Grundstück. Und gute Architektur, gerade moderne, kostet eben Geld. Und das wollte man anscheinend nicht ausgeben.


    Es liegt zumindest der Verdacht nahe, dass man sehr renommierte Büros mit großen Namen engagiert hat, um einem Architekturwettbewerb zu entgehen, weil was will man schon gegen einen Haufen Stararchitekten sagen? Ähnlich ist man ja in Bremen vorgegangen, als man Libeskind engagiert hat, um gleich mal jeden Bebauungsplan und jedes Recht zu sprengen.


    Jetzt hatte man halt große Namaen, aber was man jetzt anhand der Visus erahnt, wird es keine große Architektur. Somit erklärt sich vielleicht auch, warum zumindest ein federführender Architekt das Handtuch geworfen hat.


    Es wäre an der Politik gewesen, hier nicht mitzumachen und auf einen Wettbewerb zu bestehen. Aber in Berlin hat man es lieber willig abgenickt. Nur entsteht eben jetzt keine zweite Elbphilharmonie, sondern langweiligste Stangenware aus dem Copy-and-Paste Architekturbaukasten. Und das über einen gesamten Häuserblock.


    Kapitalismus pur. Und das in Berlin. Irgendwie crazy!

  • (wenn ich mal kurz stören darf): vor paar Tagen sah's so aus:


    Ansicht Johannisstraße



    Ansichten von der Oranienburger Str.:



    Bilder: icke

  • Was passiert, wenn man Architektur als Kultur versteht?


    Tja dann scheint man wohl solche eine Fassade zu produzieren. Saturn, Kik, H&M und Co. werden sich dort wunderbar einfügen können.

  • ^^ Vielen Dank für die super-lakonische Meldung, die hier einschlagen und eine lange Debatte lostreten wird!


    Mein erster, spontaner Eindruck: Deutlich vielfältiger, als befürchtet, schöne Dynamik aus eckig und rund.
    Der Eckbau an der Oranienburger Straße ("Oro") mit den halbrunden Fenstern, der sehr an Chippi erinnert, wirkt markant und edel zugleich, was normalerweise nicht leicht zu vereinbaren ist.
    Das "Scape" an der Friedrichstraße mit dem imposanten, das Tacheles zitierenden, Durchgang ist, trotz scheinbarer Strenge, vielfältig. Beide tragen zum Charakter Berlins bei und bereichern gleichwohl die Stadt.
    Am wenigsten gefällt mir, auf dem ersten Blick, das "Joux" von Brandlhuber und Muck Petzet, aber die Perspektive lässt noch keine genaueren Aufschlüsse zu.

    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • Insgesamt finde ich es etwas weniger schlimm als erwartet. Die meisten Gebäude sind durchschnittlich, das hellbraune mit den halbrunden Fenstern gefällt mir sogar recht gut. Die Sanierung der Altbauten finde ich in der Planung auch gelungen, insbesondere dass man die Kuppel wiederherstellt und die Nachwendezeit sichtbar lässt. Das einzige, was mich wirklich enttäuscht, ist die Passage. Diese finde ich nicht nur durch die typischen Raster langweilig, sondern durch diese weißen Vorsprünge richtig hässlich.

  • Ich finde es erst einmal gut, dass man jetzt zumindest einmal aussagekräftige Visus hat. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man diese VOR Baubeginn der Öffentlichkeit zugänglich machen MUSS. Warum man so lange damit hinter dem Berg gehalten hat, vermag ich nicht zu sagen. Zukünftig sollte dies bei so stadtbildprägenden Projekten aber nicht mehr möglich sein. Zur Not muss man politisch dafür sorgen.


    Zum Projekt an sich:


    Was die Grundtsruktur des Komplexes angeht, bin ich damit nur eingeschränkt zufreiden. Die Passage von der Oranierstraße zur Friedrichstraße zitiert die historische Passage in ihrem Geist und ist durchaus ansprechend, was die Kubatur angeht. Allerdings bin ich mit den beiden östlich gestalteten Innenhöfen aber gar nicht einverstanden. Ich verstehe nicht, warum man den Blockrand aufbricht und hier so seltsame Hinterhofstrukturen schafft, die aber trotzdem von der Straße einsehbar sind. Das mag vermarktungstechnisch Sinn machen, optisch und städtebaulcih finde ich diese Entscheidung aber eher fragwürdig. Auf mich wirkt das eher unbeholfen und einfach dem Stadtquartier nicht angemessen.


    Architektonisch bleibt das Quartier aus meiner Sicht leider weit hinter den Ansprüchen der beteiligten großen Namen und der damit verbundenen Erwartungen zurück. Mich können lediglich die Entwürfe Oro und Vert von Herzog und De Meuron überzeugen, wobei man sagen muss, dass Oro nichts anderes ist als ein adaptierter Chipperfield Entwurf, den wir an der Museumsinsel so schon fast baugleich gesehen haben. Auch finde ich ORO zwar markant, stilistisch passt er aber meiner Meinung nach nicht wirklich zu den restlichen Bauten und der Übergang zum Nachbarn ist völlig missglückt.


    Und der große Rest? Viel viel architektonischer Leerlauf. Der Scape-Abschnitt an der Freidrichstraße ist meiner Meinung nach völlig misslungen. Viel zu bullig und langweilig. Ich kann dieses Großraster langsam wirklich nicht mehr sehen. Das vermittelt eine so kalte und unbehagliche Atmosphäre.


    Und auch die Passage an sich ist viel zu eintönig und reduziert, als dass hier eine wohlige Atmosphäre aufkommt. Man hat hier gefühlt versucht, die Hackeschen Höfe zu zitieren, aber mit so reduzierten und uniformen Mitteln, dass man die Idee zwar irgendwie sieht, die Umsetzung aber wieder weit hinter den Möglichkeiten zurück bleibt.


    In der Summe ist zumindest aus meiner Sicht kein neuer Hotspot für Berlin entstanden, der sicher möglich gewesen wäre, wenn man sich mehr getraut und wenn man Architektur einfach mal anders gedacht hätte. So wird es ein Quartier sein, dass jetzt dann eben einfach da ist, aber es wird keine neuen Akzente für die Stadt setzen. Und das finde ich schade, weil hier viel mehr drin gewesen wäre.

  • Ich finde die Entwürfe erstmal sehr gelungen. ähnlich wie das Freudenberg Areal in Friedrichshain, wird das ganze davon profitieren und leben, dass es unterschiedliche und (hier natürlich noch stärkere) eigenständige Gebäuge und Fassaden gibt, die sich zu einem Ganzen fügen und auch sehr gut und zwanglos in die Umgebung einfügen. Auch vergleichbar dem neuen Quartier südlich des S-Bahnhofs Hackescher Markt.


    In diesem Fall erwarte ich sehr gute Materialien und eine gute Verarbeitung.


    Das die Ansicht des alten Kaufhauses der Jahrhundertwende, den stärksten und gleichzeitig ruhigsten Eindruck macht, ist natürlich wieder einmal eine Aussage.


    Was tatsächlich nicht übezeugt ist der Übergang von Scale zu Oro mit sichtbarer Brandwand.

  • In diesem Fall erwarte ich sehr gute Materialien und eine gute Verarbeitung.


    Davon wird vieles abhängen - gerade in der Passage, die sehr gut aussehen kann, wenn der Backstein stimmt (oder halt sehr öde, wenn das nicht der Fall ist). Ich finde die meisten Entwürfe nicht toll, aber in Ordnung. "Oro" und auch "Vert" stechen hervor. Auch gibt es eine Menge Abwechslung in Formensprache und Material. Nach den ersten Vorab-Visus hatte ich weit Schlimmeres befürchtet.


    Was tatsächlich nicht übezeugt ist der Übergang von Scale zu Oro mit sichtbarer Brandwand.


    Bist Du sicher, dass das eine Brandwand wird? Konnte kein entsprechendes Bild finden (bin vielleicht zu doof zum Suchen).


    EDIT: Oh ja, Brandwand. Aber wenigstens gekachelt. Warum da keine Fenster vorgesehen sind, leuchtet mir nicht ein...