Johann Kontor / Quartier am Klosterwall [im Bau]

  • ^ Ich weiß nicht. Funkes Abendblatt hat sich vor zwei Wochen schon mal verabschiedet (Am besten über Google die Headline: "City-Hof am Klosterwall: Ein Hamburger Denkmal fällt" suchen, dann gibt die Paywall die Schranke frei.)


    Ich persönlich bin beim Klosterwall wirklich zwiegespalten. Natürlich war der Zustand des Baus in den letzten Jahren/Jahrzehnten erbärmlich.


    Aber:
    1. War unten ein hervorragender Asiamarkt (Vinh-Loi) drin, der nun offenbar nach Wandsbek verdrängt wurde.
    2. Ist der Nachfolgebau für meinen Geschmack doch reichlich einfallslos.

  • Ich finde den Nachfolgebau zwar schön (ist ein bisschen eine Fortschreibung des 20er-Jahre-Viertels dahinter wie ich finde), aber man hätte aus den Hochhäusern durchaus was machen können.


    Die kleinen miteinander verbundenen Innenhöfe wären perfekt gewesen für eine kleine Gastronomielandschaft.


    Marco


    ----

  • Bestandsgebäude

    Nachdem ich im Hamburger Abendblatt gelesen habe, dass die City- Hochhäuser ab Mai eingerüstet werden und damit die Abrissphase beginnt--
    hier noch einmal ein Erinnerungsfoto:




    Übrigens -das vordere Haus "verschwindet" als erstes.....



    ein nicht mehr aktueller Hinweis zum Kundencentrum...

  • Wie man diesen Bauten eine Träne nachweinen kann, verstehe ich bis heute nicht. Aus jeder Perspektive, aus jedem Blickwinkel wirken sie stadtbildzerstörend. Aber das Unheil hat ja zumindest in diesem Fall bald ein Ende.


    Auch wenn es natürlich nicht geht, aber eine Sprennung wäre schon spektakulär gewesen. Wenn die äußeren Häuser auf die inneren stürzen. So wird es doch ein ziemlich mühsames Unterfangen:lach:

  • Also auf historischen Aufnahmen aus den 50-ern... mit Verkleidung aus hellem Sandstein, sah das durchaus mal echt chic aus!
    Mit einer komplett neuen, hellen Fassade und schönen Fensterrahmen, könnten die was hermachen!

  • Ich weiß es nicht. Ich will diese Hochhäuser gar nicht glorifizieren, und neu kenn' ich sie nicht, nur von den alten S/W-Aufnahmen. Schwer zu beurteilen, finde ich.


    Traurig finde ich die Einfallslosigkeit und Angst, die den Nachfolgebau für mich kennzeichnet. Angst, ein eigenständiges städtebauliches Zeichen des 21. Jahrhunderts zu setzen. Da wird dann lieber auf den Backsteinexpressionismus der 1920er rekurriert, deren langweiligste Bauten zum Vorbild genommen und aufgepasst, dass das neue "Kontorhaus" den alten Heroen auch ja nirgendwo in der Blickachse steht.

  • @ Frank


    woran liegt es denn, dass man sich aktuell notgedrungen aus jeder möglichen Epoche bedienen muss? Einfach weil man selbst kaum noch etwas eigenes zustande bringt, was Menschen heute überzeugt.


    Aber wie soll das auch geschehen? Man hat sich ideologisch ja jeden Spielraum genommen, indem man seit fast 100 Jahren Bauhaus (wobei das, was man heute baut, eine Karikatur der Bauhaus-Idee ist) und deren Idee vom Tod des Ornaments, mittlerweile überhaupt keinen Speilraum mehr hat, etwas Neues zu entwerfen. Wenn das faktische Nichts, der Verzicht auf alles, was nicht einer Funktion folgt, obsolet ist, dann bleibt eben irgendwann auch kein Spielraum mehr zur Gestaltung und die Abwechslung an den Fassaden kommt nur noch durch die Anordnung der Fenster und die Wahl der Fassadenfarbe.


    Und hier hat man mittlerweile jede denkbare Variante gesehen, also wo ist der Ausweg? Dann geht man eben zurück in der Architekturgeschichte und schaut, wo man Alternativen finden kann. Denn mittlerweile glaube ich, dass selbst einige Architekten kaum mehr Lust darauf haben, beständig das gleiche zu bauen.


    Ich bin auch davon überzeugt, dass dieser asketische Stil schon längst wieder im Reich der Bedeutungslosigkeit verschwunden wäre, wenn er nicht einen Vorteil hätte. Er ist für Investoren so unglaublich billig. Man kann sein Renditestreben also schön mit der Bauhausidee verpacken und muss nicht mal ein schlechtes Gewissen haben, dass man reihenweise Schrott unter die Menschheit bringt. Ich bin davon überzeugt, wäre dieser Kostenvorteil weg, diese Ideologie hätte sich niemals so lange halten können.


    Dass immer mehr Städte und Architekten dieses Spiel nicht mehr mit machen, ist trotzdem ein gutes Zeichen. Und wenn man dann schon nichts eigenes kreieren kann, ist mir der Rückgriff auf bereits bekannte Stile allemal lieber als ein weiter so.

  • Ich war vorhin da (Ecke Steinstraße) und durch das mittlerweile aufgebrochene erste Stockwerk ist mir überraschend und auch sehr schmerzlich klar geworden, was da an angenehmem Stadtraum mit etwas Kreativität vielleicht noch gegangen wäre.


    Das Gebäude stellt zudem einen wohlproportionierten Hochpunkt an der Ecke dar.


    Etwas nervig fand ich immer die Tatsache, dass sich der Komplex in vierfacher Ausführung so mächtig vordrängelt an der Ecke.


    Zwischendurch schwebte mir immer wieder eine Lösung vor, in der man eines der Hochhäuser als Fingerzeig der Vergangenheit stehen lässt und einen neuen Komplex anbaut (und so auch zur Stilmischung beiträgt).


    Wie dem auch sei - unterm Strich freue ich mich auch auf das neue Gebäude - gerade weil es so schön die Ästhetik der Kontore weiterführt. Und die Erdgeschoßzone wird sich auch mit dem neuen City Hof stark verbessern.


    Marco


    ----

    Einmal editiert, zuletzt von Bonteburg () aus folgendem Grund: es sind nicht drei, sondern vier Hochhäuser.

  • Zwischendurch schwebte mir immer wieder eine Lösung vor, in der man eines der Hochhäuser als Fingerzeig der Vergangenheit stehen lässt und einen neuen Komplex anbaut (und so auch zur Stilmischung beiträgt).


    Das ist eine coole Idee! Ich glaube, das hätte ich auch spannend gefunden.


    Ich denke schon (bzw. auch?), dass sich das Stadtbild aber unterm Strich verbessern wird, gerade für die Fußgänger, die direkt dort vorbei gehen. Hier hat der bisherige Bau einfach nicht viel Aufenthaltsqualität geboten.

  • ^ Das größte Problem für die Fußgänger in der Ecke ist nach meiner Erfahrung der ungehemmte Individualverkehr dort. Viel zu viele Autos. Das müsste halt aufgebrochen werden in der ganzen Stadt. Aber da will Hamburg von anderen Städten ja leider nicht lernen.


    Odysseus: Von mir aus darf sich gerne in anderen Epochen bedient werden. Aber bitte nicht so duckmäuserisch wie hier in diesem Fall. Das ist traurig für so einen zentralen Ort finde ich.

  • Die Steinstraße wirkt schon recht zugig dort. Neben dem Verkehr trägt glaube ich auch das total unfreundliche/abweisende Saturngebäude und die gefühlte Randlage am Gleisbett des Hauptbahnhofs sehr dazu bei.


    Weiter in Richtung Westen entfaltet die Straße trotz ihrer Breite durchaus einen gewissen Charme finde ich.


    Ein Segen für Fußgänger und Auge wären hier vielleicht schon ein paar strategisch platzierte ampelfreie Querungshilfen.


    Gespannt bin ich auch, wie sich die zukünftige Fußgängerstraße entlang des Saturn auswirken wird.


    Marco


    ----

  • der Abriss hat begonnen.... das Hochhaus an der Steinstraße ist bereits eingerüstet,



    Und ein Blick auf die anderen Abrisshäuser.



  • Endlich.


    Die Häuser sind bzw. waren städtebaulich und architektonisch einfach ein Fehlgriff. Auch auf der ruhigen Johanniswall-Seite und in der Passage war die Aufenthaltsqualität für Fussgänger gleich Null. Bezeichnend fand ich, wie das kleine Italienisch Restaurant sich von der hässlichen Außenwelt abgeschottet hatte, damit die Kunden sich wohl fühlen. Dabei war die Erdgeschosszone ja noch das beste, was dieses Gebäude zu bieten hatte - die einzigen Räume mit akzeptabler Raumhöhe. Waren diejenigen, die den Abriss bedauern, jemals in einem der Normalgeschosse drin? Unfassbar niedrige Deckenhöhen, wie in einem Fischerhäuschen aus dem 18. Jahrhundert - nur ohne jede heimelige Anmutung, da Raumhöhe und Raumgrößen nicht zueinander passten.


    Dass der Neubau als Backstein-Remake der 20er daherkommt, wird der Ecke sehr gut tun und den Hamburgern ein Stück Innenstadt zurückgeben. Schade finde ich nur, dass die geplante Gebäudehöhe reduziert wurde wegen irgendwelcher Sichtbeziehungen, die es im wirklichen Leben weder gibt noch geben wird (es sei denn, man ist mit einer Drohne unterwegs). In den 20ern selbst hatte man keine Angst vor Höhe, sondern wusste gekonnt mit viel Gefühl vor Proportionen großartige urbane Ensembles zu schaffen. Mit dem Sichtachsen-Argument wurde - nicht weit entfernt - schon die städtebauliche Wirkung des Quartiers an der Katharinenkirche ruiniert.

  • Bezeichnend fand ich, wie das kleine Italienisch Restaurant sich von der hässlichen Außenwelt abgeschottet hatte, damit die Kunden sich wohl fühlen.


    Die hässliche Aussenwelt bleibt ja aber wohl erhalten.

  • ^


    Zum Johanisswall hin nicht - da waren die Hochhäuser selbst die entscheidene Komponente der Hässlichkeit.

  • Schnell noch vor meiner Dienstreise der Baustelle einen Besuch abstatten-- hier weitere Eindrücke. Große Abrissbagger konnte ich heute früh leider nicht entdecken.


    Die Hochhäuser werden momentan durch Minibagger abgetragen. Wer genau hin sieht, kann einen erspähen.


    Das erste Hochhaus ist m.E. bereits um 2 Etagen zurück gebaut worden.