Nbger Westen: QUELLE-Areal

  • Warum abreissen, wenn es Leute gibt die den Bau nutzen wollen? Das finde ich irrsinnig, ich denke schon, dass eine ausreichend große Gruppe engagierter Künster die Quelle in wesentlichen Teilen mit Leben füllen und damit auch unter- und erhalten könnte. Außerdem spricht ja wiederum nichts dagegen, dass dieses Künstlerkollektiv seinerseits Vermieter ist für Teile der Flächen.
    Man sollte nicht von vornherein mit der Einstellung rangehen, das wird doch sowieso nix, hier sei ein internationaler Investor gefragt.


    Für Kreativfirmen, die übrigens wie am Milchhof zu sehen nicht immer die dollsten Architekturentwürfe hinlegen, wird es noch genügend Platz in Messenähe in Lichtenreuth geben. Hier in Uninähe ist ein kreativ genutzter Quellebau perfekt. Abreissen kann man ihn auch in 30 Jahren noch, wenn es keine jungen Kreativen mit Engagement mehr geben sollte.

  • Ich glaub eben einfach nicht daran, dass mittel- oder langfristig was wird.
    Meiner Meinung nach müsste in Nürnberg eben ganz entschieden auf High-Tech-Arbeitsplätze gesetzt werden. Der Standort Nürnberg ist insgesamt eben doch sehr schwach auf der Brust: kaum größere Firmensitze, relativ wenig Forschungseinrichtungen ...


    Dass moderne Architektur in Nürnberg fast immer etwas mickrig wird, das ist ein Thema für sich. Im Prinzip geht es auch besser: Noris-Bank, Messe, Datev.

  • Meiner Meinung nach müsste in Nürnberg eben ganz entschieden auf High-Tech-Arbeitsplätze gesetzt werden. Der Standort Nürnberg ist insgesamt eben doch sehr schwach auf der Brust: kaum größere Firmensitze, relativ wenig Forschungseinrichtungen ...


    Wenn Nürnberg eine nennenswerte Tech-Szene hätte, wäre sie da schon drin. Wer drin ist, ist eine blühende Kreativszene (auch eine Zukunftswirtschaft) und die will man jetzt wieder raus haben?


    Wer da nicht mitspielt ist übrigens auch die Staatsregierung in Bayern. Die setzt bei der ihrer digitalen Agenda komplett auf München als Standort. Nürnberg muss das Problem alleine stemmen.


    Wo sich die Nürnberger Tech-Szene derzeit so tummelt, sieht man übrigens hier: http://nuernberg-digital.org

  • Und nachdem gegenüber ja die Uni einziehen soll, wär auf dem Quelle-Gelände eine schöne Gelegenheit für High-Tech-Gründerfirmen.
    Das ist es, was wir in Nürnberg brauchen - hochqualifizierte Arbeitsplätze. Bitte nicht Sozialwohnungen und/oder Flüchtlingsunterkünfte! Nürnberg braucht dringend gute Arbeitsplätze und mehr Steuereinnahmen, nicht noch mehr Sozialausgaben!


    Dazu möchte ich einfach mal den Text aus meinem Blog (Quelle) zum Besten geben:


    Der Umzug der Technischen Fakultät nach Nürnberg verspielt die Chancen die sich durch den Siemens-Campus ergeben haben. Wieder einmal wird die Region in ihren Einzelteilen gesehen, statt das große ganze zu betrachten.


    “Ein Garching für Nordbayern” erhofft sich der Finanzminister auf dem AEG-Gelände, aber wer sich die Kennzahlen des Forschungszentrums Garching betrachtet sieht schnell, dass das so nichts werden kann.


    In Garching studieren zwar 13.000 aber es arbeiten dort auch mehr als 6000 Menschen, ein großer Teil davon bei den verschiedenen Forschungsinstituten. Auf AEG werden vielleicht etwas mehr als 6000 Studenten sein, aber wahrscheinlich keine 1000 forschenden Mitarbeiter. In Garching befinden sich neben den Max-Planck und anderen Instituten auch die Fakultäten für Maschinenwesen, Mathematik, Informatik, Chemie und Physik. Auf AEG werden nur die technischen Bereiche Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik sein.


    Mit dem Siemens Campus hätte die einzigartige Chance bestanden der technischen Fakultät Raum zu schaffen, mit direktem Anschluss an die naturwissenschaftliche Fakultät und an die diversen Forschungsinstitute. Damit wäre plötzlich ein in Deutschland einzigartiges Forschungszentrum neben dem weltweit größten Forschungszentrum von Siemens gestanden. Und selbstverständlich hätte dies eine Straßenbahnverbindung bis zum Plärrer gebraucht.


    Aber statt dieses weltweit bedeutende Forschungszentrum zu schaffen, betreiben wir regionale Stadtteilentwicklung und schließen dabei auch noch den einzigen Ort, der das massive Defizit der Region im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft hätte lösen können.


    Was bekommt also die Region für Hunderte Millionen die auf AEG investiert werden? Im Grunde nichts, eine bestehende Fakultät wird um 15 Kilometer verlagert, es kommt nichts Neues dazu und es ergeben sich keine neuen Anknüpfungspunkte.


    Die drei Städte sollten sich endlich auf eine gemeinsame Erhebung der Gewerbesteuer einigen und sich ihrer unterschiedlichen Rollen in dem Städtedreieck bewusst werden, weder ist Fürth eine Wissenschaftsstadt oder hat irgendeinen Grund dafür, dass unbedingt sein zu wollen, noch ist Nürnberg durch eine Verlagerung der technischen Fakultät ein weltbekanntes Forschungszentrum und natürlich ist Erlangen weder die interessanteste und auch ganz sicher nicht die kulturell spannendste Stadt der drei. Alle drei Städte sitzen im selben Boot und sollten irgendwann auch anfangen so zu denken. Es hilft nichts mit einer Verlagerung das Defizit in Nürnberg zu bekämpfen, wenn damit die Chance auf ein echtes Highlight für die Region zerstört wird.

  • SugarRay, diesen Beitrag hatte ich ja auch schon auf FB geteilt, weil ich finde der trifft es auf den Punkt. Auch wenn mir die Hintergründe bei dem Uni-Geschacher und dem Rumgeeier bei AEG und Quelle nicht so bekannt sind, zeigt es doch bemerkenswerte Parallelen zur Diskussion um die Stadtumlandbahn, wo jeder sein eigenes Süppchen amchen will. Daher muss ich auch immer etwas müde lächeln, wenn ich auf einer der herführenden Bundesautobahn das große "Metropolregion"-Schild sehe, denn davon spüre ich hier nicht viel. Einzug die Bahn, die das S-Bahnnetz von Nürnberg aus weit ins Umland hinaus vergrößert geht in die richtige Richtung, aber die Kommunen haben es noch nicht begriffen.


    Und Nürnbergs Stadtpolitiker schweigen sich aus.

  • So lange die Kommunen hier im Raum jeweils eigenständige Verwaltungen und jeweils eigene Haushalte haben, werden sie auch ihr eigenes Süppchen kochen. Eigentlich wäre ein Zusammenschluss der Städte wohl am sinnvollsten. Das wird aber nie klappen. Man kann sich ja nicht mal bei Kleinigkeiten einigen. Und so eine "künstliche" Stadt ist ja schon mal total gescheitert: Lahn!


    Grundsätzlich ist es aber schon verrückt, dass bislang die größte Stadt kaum Uni-Kapazitäten hatte. Das ist bundesweit ziemlich einmalig.
    Man hätte eben gleich die Geisteswissenschaften in Erlangen und die Naturwissenschaften in Nürnberg (statt Erlangen-Südgelände) konzentrieren sollen. Ein schöner Standort wäre wohl auch das Knoblauchsland gewesen. Uni-Gebäude wären sicherlich auch nicht häßlicher als die Gewächshäuser.


    Aber zurück zur Quelle. Da bleibe ich bei meiner Meinung, dass man da mehr auf Technik setzen sollte. Da müssten natürlich auch Anstöße von München und auch von der Stadt Nürnberg kommen. Ich habe so das Gefühl, dass man in Nürnberg immer darauf wartet, dass ein Unternehmen anklopft. Da sollte man vielleicht etwas offensiver sein!
    Dass die Fürther Straße im Prinzip ein ganz guter Standort wäre, glaube ich schon: Uni und z.B. auch der neue Bau der Datev sind quasi in der Nachbarschaft.

  • Folgendes Zitat passt gut hier hier. Es stammt von jemanden (aus einem E-Mailverkehr), der derzeit (noch?) in der Quelle arbeitet:


    "Frage: Warum ist mir die Quelle wichtig?


    In den letzten Jahren ist in der Quelle etwas einzigartiges gewachsen.
    Diese 250.000qm-Nische ist Nährboden für etwas Neues, etwas Zeitgemäßes.
    Zum ersten Mal spüre ich Nürnbergs ungelenker Bräsigkeit einen urbanen Zeitgeist entgegenwehen.
    Hier wird selbst bestimmt Zukunft gestaltet — und das auf vielen Ebenen.
    Ein Großteil meines unternehmerischen und kreativen Netzwerkes hat sich hier niedergelassen. Die Wege sind kurz, man kennt sich und man kann schnell und unkompliziert zusammenarbeiten.
    Designer, Tonstudios, Programmierer, Musiker, Maler, Webdesigner, Filmemacher, Kunsthandwerk, Event-Agenturen, Werkstätten und vieles mehr agiert hier neben- und miteinander.
    Dieser Kosmos ist natürlich gewachsen und wäre in dieser Authentizität städtisch geplant nur schwer anzusiedeln.
    Diesen gilt es zu erhalten — im Interesse der Beteiligten, aber vor allem im Interesse einer zukunftsorientierten, modernen Stadt."


    Ich glaube das beantwortet die Frage nach der Zukunft ziemlich gut. Sie findet nämlich bereits statt. Würde man sie fördern, wäre sie gewiss und ich weiß nicht, was für IT-Firmen immer gemeint werden, wenn es darum geht, welche anzusiedeln. Sie sind nämlich bereits da.

  • Die Frage ist aber, wie viel vom Quelle-Areal man auf diese Weise belegen kann.
    Grundsätzlich ist ja nichts gegen eine vielfältige Mischnutzung einzuwenden. Solche Startups wie oben erwähnt passen ja tatsächlich in eine moderne und kreative Umgebung.


    Wo ich aber entschieden dagegen bin, das ist ein größerer Ausbau zu Wohnungen, noch dazu - wie oft gefordert - zu Sozial- und/oder Flüchtlingswohnungen. Das sind Nutzungen, die die Stadt wirklich nicht voran bringen! Der Standort sollte wirklich mehr für Gewerbe, Forschung, Kreatives verwendet werden. Wohnungen kann man ja man auch am Stadtrand bauen. Es ist ja außerdem auch nicht so, dass Nürnbergs Bevölkerung enorm explodiert.

    Einmal editiert, zuletzt von harher ()

  • Gerade bei der Quelle ist es wichtig nicht dem Mainstream-Ruf nach einem finanzkräftigen Investor, der das heil bringt, nachzugeben. Das was dabei am Ende herauskommt kann nur schablonenhafter und von anderswo hergepauster Kommerz sein, ein EKZ, ein paar Eigentumswohnungen und hochpreise, moderne Büros. Auch das bringt Nürnbegr nicht wirklich weiter, denn das entsteht gearde überall, wo Investoren am Werk sind. Die Quelle ist schon da, und sie wirkt schon, wie SugarRay sagt, es entwickelt sich schon. Für ein leerstehendes Gebäude wird man gefühlt zurzeit viel zu oft auf etwas aufmerksam gemacht, was dort stattfindet.


    Ich fände es richtig, wenn die Stadt den Komplex übernehmen könnte, sofern es die derzeitigen Nutzer finanziell nicht schaffen. Es geht m.E. ja nur darum die noch nicht genutzten Teile zu bearbeiten. Sicherlich gibt es bei dem Komplex auch ungünstig liegende Flächen, für die sich nur wenige interessieren. Aber hier eine zweite DATEV zu erwarten, oder wieder soetwas wie den Versicherungstower, das wird nichts.

  • Eine zweite Datev etc. - so war das nicht gemeint. Ich dachte eher an das Umfeld, (eben Datev und dann die Uni), die als Ausgangspunkt für Start-Ups dienen könnten. Wie z.B. in Tennenlohe.
    Noch mal mein Punkt ist: vor allem keine oder allenfalls minimale Wohnbebauung (vielleicht Studentenwohnheim). Aber genau das fordern viele. Bitte nicht an diesem Standort!


  • Noch mal mein Punkt ist: vor allem keine oder allenfalls minimale Wohnbebauung (vielleicht Studentenwohnheim). Aber genau das fordern viele. Bitte nicht an diesem Standort!


    Würde ich auch so sehen. Hier sehen aber wohl die meisten eine Gewerbenutzung

  • Es ist ja außerdem auch nicht so, dass Nürnbergs Bevölkerung enorm explodiert.


    Hmm , und dann wundert man sich über explodierenden Verkehr, der am Stadtrand nicht vom ÖV eingesammelt werden kann.
    eigentlich sollte bei nicht lärmender und stinkender Nutzung des Geländes nach wegen gesucht werden, wie die, die dort arbeiten auch dort wohnen können. z.b. indem man einige unwesentliche Teile wegnimmt und höhere Wohngebäude in passender Qualität dort hinstellt?

  • Das was du forderst ist ja eigentlich bereits usus in progressiven Stadtplanungsbüros. Nur solange der Komplex in Gänze den denkmalschutz genießt wird man nicht vernünftig über Teilrückbau sprechen können. Die vertrackten Eigentumsverhältnisse machen es auch nicht einfach, denn der Kasten wird auch hier als Ganzes betrachtet. So nun ein Konzept zu entwickeln ist tatsächlich ein dickes Brett zu bohren, aber genau deshalb gefällt mir der Gedanke, dass die Kreativen selbst das Gebäude übernehmen, anstatt es in Zukunft von einem Investor als hochpreisiges Mietobjekt angeboten zu bekommen.
    Ich denke auch dass aus Sicht der Stadtverwaltung eine Eigentümergemeinschaft aus kreativen Eigennutzern die dankbarere Ansprechpartnersituation ist. Denn leider ist es in Nürnberg immernoch so, dass ein Großinvestor gewisse Freiheiten hat, wie ein Millionär in einer Hafenbar. Hoffe das ändert sich mit der Zeit!

  • Das Quellegebäude als Stadtoase

    "Eine Realisierung dieser Maßnahme wäre eine Nürnberger Antwort auf grundlegende Fragen unserer Zeit und Zukunft." Zitat Sugar Ray Banister, aktuell unter...


    https://www.sugarraybanister.d…le-gebaeude-als-stadtoase


    ...und da ist es wieder, das Gefühl, dass das einst viel kleinere, aber ungleich gesellschaftlich bedeutendere Nürnberg von früher heute Angst hat davor, groß zu sein. Die Denker und Lenker in der Stadt fürchten sich vor großen Pleiten und negativen Schlagzeilen, und daher bekommt man das Gefühl, dass sich hier nichts wesentliches mehr bewegt.


    "Wem gehört die Stadt"


    Diskussionsthemen und Veranstaltungen gibt es viele in Nürnberg. Aber mein subjektes Gefühl ist dass sie stets dazu führen, so lange besprochen zu werden bis die Ideen andernorts verwirklicht werden oder man sie fallen lässt. Zepellinfeld, Volksbad, die Quelle, das sind ja nicht nur reine Kostenthemen, sondern auch Potenziale, die eine Halbmillionstadt auch voranbringen können, die Strahlkraft entwickeln können und sekundär sowie tertiär Einkommen erzeugen.

  • [quote='nothor','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=509799#post509799']"Eine Realisierung dieser Maßnahme wäre eine Nürnberger Antwort auf grundlegende Fragen unserer Zeit und Zukunft." Zitat Sugar Ray Banister, aktuell unter...


    https://www.sugarraybanister.d…le-gebaeude-als-stadtoase


    Danke für den Hinweis! Was mich seit geraumer Zeit am meisten wurmt: wo findet eigentlich der Diskurs statt? Dieses Forum erscheint mir reichlich tot. Auf Facebook bzw. in den Gruppen dort ist jetzt auch nicht so der Mob am toben. Irgendwo müssen doch die Resonanzräume existieren um das Thema der Stadtentwicklung an die Oberfläche zu bringen. Es passiert ja auch nichts, wenn wir hier alle nur vor uns hingrummeln.

  • Zu diesem Thema hatte ich erst diese Woche ein interessantes Gespräch, also "totes Forum". Mir wurde gesagt warum solle man hier etwas sagen oder schreiben, wenn man keine eigenen Erkenntnisse, Entdeckungen oder Infos beizutragen hat. Stimmt. In Nürnberg allgemein wird zwar viel gebaut, aber:


    - es sind kaum Informationen dazu aufzutreiben
    - viel Bautätigkeit geht von den hiesigen Oligarchen (Schultheiss, Bauhaus & Co.) der Baubranche aus, die ihre immergleichen Konzepte und immergleichen Entwürfe überall hinbauen, und diese Architektur scheinbar auch vor Scham kaum öffentlich kommunizieren. Überregionale oder internationale Büros bauen hier äußerst selten.
    - Insgesamt hat man das Gefühl dass hier grundsätzlich mit Informationen gespart wird. (Ich weiss z.B. bis heute nicht wie der Nachfolgebau des Fruchthauses Schell am Aufseßplatz aussehen soll - wäre das nicht mal einer Vorstellung wert?)
    - Die wenigen geführten öffentlichen Diskussionen eher elitär zwischen Bauherr, Politik und "Professionellen" laufen...
    - ... und sich das meist auf die dicken Brocken beschränkt, insbesondere Frankenschnellweg und RPG. Die Quelle ist ja seitens der Stadt ausdiskutiert.
    - Die "Volksmeinung" wird wenn überhaupt im knappen Umfragenkasten der NN auf Seite 22 befragt. Über jeden Verkehrsunfall gibt es einen Beitrag, oft mit Foto, oder der Dauerbrenner "Hundewelpen", aber die Stadtentwicklung als Ganzes scheint entweder nicht zu interessieren oder auch völlig zu überfordern. Unsere Zeitungen helfen hier nicht weiter.
    - Und der Rest ist Soziologie (Studentenstadt vs. Arbeiterstadt, fränkisches Gemüt etc.)


    Nur was soll denn geschehen? Es passiert nur etwas wenn Druck aufgebaut wird, aber woher soll der kommen? Ich finde um die Quelle hat es durchaus Diskussionen und Aktionen gegeben, aber vielleicht zu wenige, nicht richtig adressiert, zu wenig medienwirksam, zu wenig spektakulär, vielleicht zu wenig vernetzt mit anderen. Immerhin dein Zitat - das ich sehr bemerkenswert finde - habe ich im Presseecho der letzten Monate so nicht auffassen können, da war der Tenor irgendwie weniger visionär. Eher "wir wollen" und nicht "Nürnberg braucht".


    Nachtrag:
    Was ich z.B. super finden würde wäre eine regelmäßige Kolumne unseres obersten Stadtbaumeisters in der NN oder NZ, meinetwegen monatlich oder quartalsmäßig, in der - gerne auch als Interview - bestimmte Themen besprochen werden.
    Super finde ich zwar die geführten Stadtteiltouren zu bestimmten Punkten, in der oft Hr. Maly über bestimmte Projekte informiert, aber das ist eben sehr punktuell, geskripted und eben ist auch nicht jedem Interessierten die Teilnahme möglich. Mehr Online wäre gut.

  • Sehr interessante Punkte in Euren Beiträgen.


    Aber einige "provokante" Gegenfragen:


    - was wäre anders, gäbe es einen Diskurs?


    - wer würde denn heute teilnehmen?


    - wer hätte denn Interesse Stadtenwicklung usw. wirklich zu diskutieren?


    - Gäbe es da Unterschiede zu früheren Zeiten (bei den Teilnehmern, bei den Ergebnissen, bei den Folgen und Wirkungen)?


    - Ist/Läuft es in anderen Städten wirklich anders?




    Ich glaube das es derzeit nicht so viel anders als früher ist. Es gibt einige Themen, die schaffen es "Aufreger" zu werden und monatelang die Diskussion zu beherrschen (Stichworte: Augustinerhof Anfang 1990er, Verstuhlung Schöner Brunnen 2006, Neubau Stadtbibliothek um 2010, heute sog. Kopfbau am Hbf). Diese ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich - es ändert sich aber i.d.R. nichts (Ausnahme war der Jahn'sche Entwurf, der ohne das damals gerade neue eingeführte Instrument des kommunalen Bürgerentscheids in der überarbeiteten Form gekommen wäre (heute gäbe es darüber keinen Bürgerentscheid mehr...)). Das merkt der Bürger und zieht sich wieder zurück. Nach einiger Zeit kommt dann mal wieder ein Thema das es schafft und alles geht von vorne los.



    Dazu kommen allgemeine gesellschäftliche Veränderungen und v.a. Veränderungen im politischen Diskurs.
    Bis ca. zur Mitte der 1990-er Jahre gab es Diskussionen und politschen Streit um das große Ganze. Gab es schließlich eine Entscheidung, wurde sie i.d.R. akzeptiert und entsprechend gehandelt. In Nbg. bspw. lange Diskussionen um ein kommunales Müllkonzept Anfang der 1990er mit u.a. Einführung der Pfandtassen auf dem Christkindlesmarkt und Aufbau der Recyclinghöfe in kommunaler Trägerschaft oder das eigentlich noch gültige EK2000....



    Seit dem hat es sich schleichend geändert, mit einem Schub in den letzten 10 Jahren. Inzwischen gibt es bei den meisten Themen einen Konsens zwischen den meisten Parteien - zumindest nach außen hin. Alle sind für Umweltschutz, Förderung des ÖPNV, Stärkung der Bildung, Schaffung von Parkanlagen, attraktive Stadträume gestalten usw. usf.
    Dafür wird jede Kleinigkeit diskutiert, in Frage gestellt, vertagt und wieder von vorne begonnen. Man sehe sich nur die Trauerspiele im Stadtrat an. Über einzelne Straßenbäume in Planungen wird leidenschaftlich diskutiert, die Gestaltung oder Aufteilung des öffentilchen Raums aber nicht. Über den Namen der neuen Kunstvilla wurde monatelang gestritten, die inhaltliche und finanzielle Ausrichtung gerade mal im Ansatz diskutiert. Über die Sanierung der Schultoiletten muss die Verwaltung dem Stadtrat regelmäßig Bericht erstatten, der dann gerne ausführlich kommentiert wird. Die pädagogische Situation, die Entwicklung der Abgänger ohne Abschluss und die mangelhafte personelle Ausstattung der Schulen wird zwar ebenfalls berichtet, dann aber schnell abgehakt. Die Liste ließe sich fortsetzen...


    D.h. die Politik fällt für einen ernsthafen Diskurs auch aus (Frage: welche Person mit Format geht heute noch in die Politik bzw. bleibt dort? man sehe sich nur die Stadträte der letzten Jahre an und wer zurück- bzw. nicht mehr antrat). Sehr deutlich zu erkennen war das an der Quelle: weil die einen eher dagegen waren, waren die anderen dafür und dann umgekehrt. Wirklich auseinander gesetzt, behaupte ich jetzt einfach auf Basis der öffentilchen Äußerungen, hat sich damit kein Stadtrat, sondern nur geguckt was die jeweiligen Vorturner gemacht haben. Das merkt der Bürger und schaut lieber was beim Club passiert - dort gibt es mehr Spannung, Emotionen und Überraschungen.


    Das es so ist, liegt auch am anderen Umfeld (siehe oben). Für eine wirkliche Auseinandersetzung mit einem Thema, wird keine Zeit gewährt. Sobald eine Partei etwas in die Welt/Internet gesetzt hat, wird von den anderen bereits eine Reaktion / Kommentar erwartet. Also konzentriert man sich als Politiker auf die Themen wo jeder mitreden kann und eine Meinung haben darf, ohne (Fach-)Wissen zu benötigen (bspw. der Name eines neues Museums oder die Anzahl von Parkplätzen vs. Baumscheiben).

  • Passend zum Strang und auch in direktem inhaltlichen Zusammenhang mit der Quelle äußert sich Sugar Ray Banister in seinem Blog aktuell:


    https://www.sugarraybanister.d…-zukunft-des-quelle-areal


    und prägt dabei den Begriff des "Heimzentrierten", des Nürnberger Stereotyp, der sich nicht für abstrakte Dinge wie Stadtentwicklung interessiert, weil "die da oben" eh machen was sie wollen und es ja so übel garnicht ist. Mir ham ja alles.


    M.E. tut der Turbokapitalismus, der einen mit Konsum rund um die Uhr beschallt, die mediale Reizüberflutung und die enormen, persönlichen Freiheiten die einem der relative Wohlstand gibt um sich den oben genannten Dingen zu widmen auch kaum noch die Luft und den Raum, um durchzuatmen, und sich zu fragen 'was passiert eigentlich in meinem direktem Umfeld?' - und das alles in der raren Freizeit, die die meisten noch übrig haben.

  • Ja, die Beiträge von Sugarray sind spannend und erhellend. In einigen Punkten (auch abseits des Themas Quelle) komme ich allerdings zu anderen Beobachtungen als auch Schlüssen.


    Es gibt zwei Begriffe die ich gern in Spiel bringe. Die Hol- und die Bringschuld.

    1. Jedes Milieu, jede soziale Gruppe ist verantwortlich für Ihre Ziele politisch und medial einzutreten. Das nenne ich "Bringschuld". Bislang ist es nur den Altstadtfreunden gelungen, sich in den Prozess der Stadtentwicklung medienwirksam breit und gesamtgesellschaftlich einzubringen.
    Was fehlt die "Jungen Wilden" die bspw. die Quelle bespielten? Die Bereitschaft aus ihren Zirkeln der gegenseitigen Bestätigung herauszutreten und für Ihre Interessen auch abseits der eigenen Gruppe in den etablierten Gremien zu kämpfen. Stattdessen wird zu stark von der vermeintlich offenkundigen Nützlichkeit des eigenen Tuns ausgegangen, dessen Bedeutung die Politik und die übrige Stadtgesellschaft ja wohl endlich entdecken oder erkennen müsse.


    2. Die Realität sieht da eben leider anders aus. Im Rathaus ist man, auch aus nachvollziehbaren Gründen, sehr stark vom "verwalten" der Stadt geprägt und stürzt sich mit ganzer Kraft auf die gesellschaftlichen Brot & Butter-Themen wie Kita-Ausbau und Brückensanierung. Aber auch im Rathaus gibt es eine "Hol-Schuld" neue Entwicklungen aufzugreifen und gemeinwohlorientierte Gruppen für deren Ziel in die Pflicht zu nehmen (und dabei nach Kräften Hilfestellung zu geben).


    Zu den Heimzentrierten: Ja, die Studie trifft die Vergangenenheit doch ganz gut. Auch in Anbetracht des kontinuierlichen Zuzugs - in den vergangenen 5 Jahren von allein 10 000 Menschen (die Zahl bezieht keine Flüchtlinge ein) - erlebt Nürnberg aber wohl die größte gesellschaftliche Umwälzung seit den 1950er Jahren. Auch die Einkommensentwicklung- und Verteilung ist stark in Bewegung gekommen (Generation der Erben, beschleunigte Ablösung der Industriearbeitermilieus durch breite mittelständische Dienstleistungsmilieus).


    Da ich nur alle paar Wochen in Nürnberg vorbeischneie empfinde ich diese Entwicklung als unübersehbar - im Guten (Belebung öffentliche Plätz der Altstadt, aufblühen von Kunst- und Kleingewerbe, Galerien, Boutiquen usw.) wie im Schlechten (soziale Kluft und aggressive Stimmung an Verkehrsknoten, zunehmende Verwahrlosung von diesen Teilen des öffentlichen Raums)


    Die Quelle habe ich persönlich längst aus den Augen verloren. Was passiert hier eigentlich? Wohin soll die Reise gehen? Man liest nichts, man hört nichts...



    d.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dexter ()