Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • @ tomcat: Sie könnten wenigstens mal versuchen, auf die aktuelle Entwicklung der letzten anderthalb Jahre einzugehen, statt es bei der Aneinanderreihung von Vorurteilen zu belassen.

  • In einer sehr ausführlichen Reportage (nebst Videos, u.a. Rundumsicht aus dem Restaurant im Fernsehturm) fragt der
    Tagesspiegel: "Wer ist schuld am Alexanderplatz?"
    Und ja, ein Zwischen-Fazit lautet: "Der Nicht-Ort" Alexanderplatz;)


    Unter "Visionen" wird auch die Hochhäuser-Zukunft beleuchtet:
    demnach wird die Baugenehmigung für die Hochhäuser, die die TLG Group am nordöstlichen Rand der Alexanderstraße plant, im nächsten Jahr erwartet.


    Durch die - insgesamt 8 neuen - Hochhäuser und die Sockelbauten werde sich der Charakter auf dem Platz endlich verändern; Regula Lüscher erhoffe sich eine "intimere" Aufenthaltsqualität, weil die Fläche des Platzes reduziert werde.

  • Das Haus des Berliner Verlags, das Haus des Reisens und das Haus des Lehres sind doch die gelungensten Gebäude am Platz und dazu für mich als Architekurlaie mit die internationalsten Gebäude der DDR. Die könnten (abgesehen von den Mosaiken) doch zur damaligen Zeit genauso in Paris Hongkong oder einer mittelgroßen US-Stadt entstanden sein

    Sie sind die gelungensten Gebäude, weil dort noch nichts anderes steht, die HH-Projekte sind ja noch nicht mal verwirklicht. Und ich versichere dir, dass sie in Paris, Hongkong oder einer mittelgroßen US-Stadt im Jahr 2020 nicht mehr stehen würden, jedenfalls nicht an diesem Standort. Ich hätte dort jedenfalls lieber einen Ingenhoven oder einen Chipperfield gesehen als einen alten Ulbricht und ich wette Paris, Hongkong, London, Amsterdam und so ziemlich jede US-Stadt hätten das ebenso gehalten.

    Ja, so hat man um 1970 herum eben gebaut. Das Springer- oder Postbank-Hochhaus im Westen sehen ähnlich aus, und mit "Sozialismus" hat dieser Stil wenig zu tun - egal was Ulbricht und Berlinier behaupten.

    Die Funktion des Gebäudes war aber politisch, ebenso wie der Bauauftrag. Wir trennen hier ja bei anderen Gebäuden sowas auch nicht. Das der Stil eher international als sozialismus-typisch ist, ändert nichts an seiner negativen Auswirkung wie der schlechten Raumnutzung dieses schmalen, langen Riegels, der trotz seiner Schmalheit fast eine gesamte Parzelle einnimmt. Das Springer und Postbank-Hochhaus würde ich auch abreißen, wenn sie an der gleichen exponierten Kreuzung stünden. Das ist ein Filetgrundstück, die internationale Avantgarde der Architekturwelt würde sich darum reißen, dort entwickeln zu dürfen. Warum schlechte Architektur erhalten, wenn man auch gute haben kann. Wir reden ja hier nicht über den Louvre, sondern über einen unterdurchschnittlichen Zweckbau, selbst für DDR-Verhältnisse. Die Zuckerbäcker-Bauten an der KMA mit den Türmen sind z.B. eine ganz andere Kategorie und m.A.n. unbedingt erhaltenswert. Der Denkmalschutz für das Haus des Verlags (ebenso wie das HdR) wird eines Tages fallen, da bin ich optimistisch, dafür wird der Aufwertungsdruck früher oder später sorgen. Spätestens wenn die acht geplanten Hochhäuser fertig gestellt sind, Berlin die 4 Mio. knackt und sich das entsprechende Selbstbewusstsein einstellt, wird ein halbwegs wirtschaftsfreundlicher Senat dieses Grundstück wieder für Investoren öffnen (müssen).

  • Dass internationale Investoren und 'Stararchitekten' am Alex bauen wollen, sehen wir ja an der großen Anzahl an Hochhäusern, die hier seit der Bebauungsplan I-B4 am 2. April 2000 beschlossen war, errichtet wurden.

  • Spätestens wenn die acht geplanten Hochhäuser fertig gestellt sind, Berlin die 4 Mio. knackt und sich das entsprechende Selbstbewusstsein einstellt, wird ein halbwegs wirtschaftsfreundlicher Senat dieses Grundstück wieder für Investoren öffnen (müssen).

    Das Grundstück für Investoren öffnen? Ist es denn geschlossen? Was glaubst Du, wer das Ding gerade saniert? Der Senat? Die Linkspartei? Ein ostalgischer Veteranenverein von DDR-Architekten? Generalsanierung und der Anbau von gmp wurden von Tishman Speyer geplant, die das Projekt vor einem Jahr an die German Estate Group (GEG) verkauft haben – eine Investition von schlappen 365 Mio. Euro. Die haben ein starkes, ökonomisches Interesse daran, den Bau zu verwerten, nicht ihn abzureißen.

  • Bis vor ein paar Jahren waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gegeben, das sollte man dann aber auch erwähnen, von daher ist das Argument niemand hat hier bauen wollen, meines Erachtens nicht gültig.


    Ich kann die hier geäußerte Zustimmung, nicht teilen. Was für das Haus des Berliner Verlages gemacht wird, ist für mich wenig überzeugend. Es ist Stückwerk. Ich warte aber gerne mit meinem abschließenden Urteil ab, bis alles fertig ist


    Der Erhalt der gegenwärtigen Gebäude wirkt sich negativ auf die Entwicklung des Platzes aus und ist meines Erachtens falsch, weil er das ursprüngliche Konzept eines architektonisch innovativen und herausragenden Platzes konterkariert.


    Der modifizierte Bebauungsplan manifestiert eine prioritäre Herausstellung der vorhandenen Gebäude. Konsequenterweise wurde dann die reduzierte Einheitshöhe verordnet. Dass durch die Kehrtwende beim Park Inn - dessen Erhalt - die ursprünglich geplante Gebäudeanordnung zur Farce wird, geschenkt. Die noch weniger überzeugendere Antwort darauf ist es, ein paar Meter weiter dann eben ein Park Inn 2.0 zu bauen.

    Die beiden zu erwarteten Neubauten gegenüber werden sicherlich auch so gestaltet, dass sie möglichst wenig auffallen. Verständlich, dass jetzt Rufe laut werden, wenn möglich den Gehrybau zu verhindern oder zumindest zu stutzen. Er passt nicht mehr in das kuschelige Retroensemble, das hier entsteht. Er würde nur störend wirken.


    Ich sehe keinen Grund für Euphorie, und das Argument es sei so besser als der jetzige Zustand teile ich auch nicht. Das Ergebnis der Gestaltung des Alexanderplatzes ist weniger städtebaulicher sondern vielmehr politischer Motivation geschuldet. Das Ergebnis ist entsprechend.

  • Architektonisch innovativer Platz, internationale Avantgarde die sich die Finger leckt ...


    Sorry aber geht das nicht ein wenig an der Realität vorbei?


    Die internationale Avantgarde plant doch ganz andere Dinger!


    Schaut euch mal die geplanten Superslender Skyscraper für New York an, natürlich für Superreiche...


    Und London ist immobilientechnisch so weit von Berlin entfernt wie Berlin zu Gelsenkirchen


    Wie schon Architektenkind vermerkte, wird am Alex investiert und das nicht wenig, aber um zu den Supercities der Welt aufzuschließen, dafür reicht es lange nicht!

  • Generalsanierung und der Anbau von gmp wurden von Tishman Speyer geplant, die das Projekt vor einem Jahr an die German Estate Group (GEG) verkauft haben – eine Investition von schlappen 365 Mio. Euro. Die haben ein starkes, ökonomisches Interesse daran, den Bau zu verwerten, nicht ihn abzureißen.

    Das war mir bekannt. Tishman Speyer hätte aber unter Garantie einen Abriß mitsamt Neuentwicklung gegenüber einer Renovierung bevorzugt, wenn sie die Freiheit dazu gehabt hätten. Ungeachtet dessen sprach ich von einer Zukunft in der Berlin 4 Millionen Einwohner hat. Das dürfte schon noch mindestens anderthalb bis zwei Dekaden dauern. Genügend Zeit, um den Bau zu verwerten. Ich sehe hier auch nicht den allergrößten Druck, der Erhalt des HdV ist noch halbwegs verkraftbar, weit fataler finde ich die befremdliche Umgestaltung des Hauses der Statistik mitsamt Areal. Dort wird tatsächlich eine noch weit größere Parzelle, ebenfalls in bester Innenstadtlage zu einer Neuplattenbauzone, ebenfalls mit Rekonstruktion eines weiteren, -noch profaneren- DDR-Zweckbaus umfunktioniert.

    Der modifizierte Bebauungsplan manifestiert eine prioritäre Herausstellung der vorhandenen Gebäude. Konsequenterweise wurde dann die reduzierte Einheitshöhe verordnet. Dass durch die Kehrtwende beim Park Inn - dessen Erhalt - die ursprünglich geplante Gebäudeanordnung zur Farce wird, geschenkt. Die noch weniger überzeugendere Antwort darauf ist es, ein paar Meter weiter dann eben ein Park Inn 2.0 zu bauen.

    Absolut. Genau so sehe ich das auch. Der Kolhoff-Plan ist mit jeder Legislaturperiode weiter verwässert und degradiert worden und gipfelte letztlich in dem Erhalt quasi aller(!) DDR-Gebäude am Alex, inklusive selbst der profansten Zweckbauten, die nach keinem international anerkannten Maßstab überhaupt jemals erhaltenswert wären. Wozu beauftragt man einen Meisterarchitekten mit der Planung eines so wichtigen Stadtareals, wenn man den halbes Plan Stück für Stück wieder einstampft und den Status Quo -den man ja eigtl. abschaffen wollte, denn dafür wurde Kolhoff ja engagiert- am Ende weitgehend erhält. Es geht vor allem dem RRG-Senat so wehement um den Erhalt, dass hier Argumente der Zweckmäßigkeit schon nicht mehr greifen können. Zweckmäßig wäre den Alexanderplatz aufzuwerten, damit das Miet- und Baupreisniveau sich langsam dem Hardenbergplatz angleichen kann. Es geht um Deutungshoheiten, um Nostalgie, um Symbolik, um Wählerklientel und um Ideologie. Da wir hier in einem Architekturforum sind, frage ich mich, wie man dies der Architektur vorziehen kann. Der Alex wirkt wie aus der Zeit gefallen und die Planungen setzten alles darauf, dies so zu erhalten. Wir haben 2020 und die Planungen selbst der im Bau befindlichen Hochhäuser versprühen schon Nostalgie, bevor der Keller betoniert wurde. Berlin hält sich für modern und baut so spießig und konservativ wie kaum eine andere Stadt. Diese Vergeudung von Potential ist unfassbar schade.


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    Copyright@Sauerbruch Hutton / edit by me


    Architektonisch innovativer Platz, internationale Avantgarde die sich die Finger leckt ...


    Sorry aber geht das nicht ein wenig an der Realität vorbei?

    Ein Frank Gehry ist keine internationale Avantgarde für dich, ein Sharoun oder ein Chipperfield, der gerade einen Turm an der Jannowitzbrücke baut oder ein Ingenhoven, der dort mal einen Turm geplant hat? Architekten lieben Berlin.

  • ... Es geht um Deutungshoheiten, um Nostalgie, um Symbolik, um Wählerklientel und Ideologie

    Das ist doch totaler Blödsinn! Die Mehrheit in Berlin ist Rot - Grün, die haben mit der alten Ost Ideologie doch überhaupt nichts am Hut!


    @ Berlinier: Natürlich bauen internationale Architekten in Berlin, aber der geplante Gehry z.B. ist doch nur ein Bruchteil von Wolkenkratzer im Vergleich zu dem was er in New York gebaut hat.

    Und das liegt nicht an der Höhenbeschränkung sondern daran dass es in Berlin nicht das Potenzial gibt einen solchen Turm zu bauen!

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    Mir wurscht, wer mit wem was am Hut hat und wer nicht. Ich beurteile die Regierenden nach ihren Handlungen, nicht nach ihren Haltungen.


    Das es nicht das Potential gibt, einen 260m Turm am Alex zu bauen, bezweifle ich auch gar nicht. Ein Architekt ist doch aber als Name nicht weniger prestigeträchtig, nur weil er einen 150m Turm baut, statt einen 250m Turm. Der Anspruch an die Gestaltung ist grundsätzlich bei beiden gleich (hoch) und der Architekt wird an denselben Kritierien gemessen. Das jetzt Türme am Alex entstehen, die in der Architektur-Szene Furore machen, glaube und erwarte ich auch nicht, aber die Entwürfe sind bislang (Monarch, Covivio) ziemlich unterdurchschnittlich, selbst in Anbetracht der noch recht moderaten Verhältnisse.

  • ^Auch wenn ich deine Gegenüberstellung passend finde, muss ich hier abwechslungsweise doch mal eine Lanze für den Alex und seine Entwicklung brechen: Verschiedenste Regierungen haben diesen Kollhoff Plan gesehen aber letztendlich kann ein Politiker tun was er will: Wenn es keinen Investor gibt, der am Alex bauen will, dann ist das so.


    Und letztendlich zeigen uns doch die letzten 30 Jahre, das Investoren den Alex scheinbar meiden wie die Pest. Man muss sich doch dort um JEDES Gebäude freuen das überhaupt gebaut wird. Im Vergleich zum Anschutz Areal, boomt hier gar nichts. Es gibt großspurige Pläne aber keinen sichtbaren Fortschritt. Und das seit Jahrzehnten. Von daher ist mir persönlich ALLES lieber als Stillstand. Ich habe mich sogar über das Motel One und das Grandaire gefreut. Wenigstens etwas kaufkräftiges Publikum...

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    Verstehe ich gut, auch ich sehne mich quasi mein halbes Leben lang danach, dass sich der Alex (und Berlin überhaupt) entwickelt. Dennoch finde ich, dass wir diese Klein-Klein-Mentalität langsam mal aufgeben sollten. Die Zeiten haben sich geändert!

    Berlin hatte noch 2015/2016 die zweithöchsten Immobilieninvestitionen Europas, deutlich vor Paris und getoppt nur noch von London. Seit RRG an der Macht ist, hat sich das Volumen leider -entgegen des im Bereich Prospects ausgewiesenen Trends&Potentials- etwas abgekühlt (von 10Mrd. -> 8Mrd.), aber wir liegen auch 2018 noch auf Platz 3 in Europa, hinter Paris und gleichauf mit Frankfurt. London hatte 2014/15 übrigens noch ein geradezu magisches Volumen von 47Mrd. Dollar.


    Lesenswert: https://www.pwc.com/gx/en/indu…l-estate/europe-2019.html

    (man beachte bei den Aussichten für die Zukunft auch den Brexit-Absturz Londons auf das Niveau von Istanbul und Moskau :o)


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    Copyright@PriceWaterHouseCoopers ltd. / Auszug aus Presseveröffentlichung: https://www.pwc.com/gx/en/fina…/pwc-etre-europe-2019.pdf

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    Verstehe ich gut, auch ich sehne mich quasi mein halbes Leben lang danach, dass sich der Alex (und Berlin überhaupt) entwickelt. Dennoch finde ich, dass wir diese Klein-Klein-Mentalität langsam mal aufgeben sollten. Die Zeiten haben sich geändert!

    Sorry aber ich finde fast jeder Deiner Kommentare atmet geradezu für mich völlig unverständliche Minderwertigkeitsgefühle!


    Auf wen möchtest Du denn eigentlich Eindruck machen? Oder möchtest Du am Alex so bummeln, wie man es an zentralen Plätzen in New York, Paris oder Moskau kann?


    Das wird nicht mehr funktionieren. Und ob Berlin 3,7 Millionen oder 4 Millionen Einwohner hat, spielt da kaum eine Rolle.


    Berlin wird sich nie durch die Bebauung am Alex definieren und das braucht es auch nicht!


    Allein die Museumsinsel ist als Museumszentrum einzigartig auf der Welt. Da würde ich jeden Time Square oder Picadilly oder was weiß ich dafür eintauschen. Tiergarten, Grunewald, Tempelhofer Feld, das Wasser, das zieht die Menschen nach Berlin. Kein Mini Hochhauscluster den man in Moskau, London, New York, Chicago, Boston, Singapur, Kuala Lumpur, Dubai und weiss der Henker wo noch immer eindrucksvoller bestaunen kann!


    Mich persönlich haut jetzt die Sanierung der DDR Bauten auch nicht vom Hocker, aber eine 5th Avenue wird die Alexanderstrasse einfach nicht mehr...

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    Da hast du aber einen schönen Pathos angerührt, mir kommen fast die Tränen vor Rührung.


    1. Wenn ich von Stararchitekten rede und von ausdrucksstarker Architektur, was für dich -in einem Architekturforum- offenbar Reizworte sind, dann meine ich damit keinen Dubai-Kitsch, oder Russen-Kitsch, oder New York-Kitsch, oder was du dir so plakativ vorstellst, sondern Architektur, die den ursprünglichen Plänen von Hans Kollhoff entspricht, nicht mehr und nicht weniger. Teilweise bekommen wir das ja auch, aber selbst ein Gehry bleibt in Berlin meiner Meinung nach unter seinen Möglichkeiten.


    2. Ich weiß nicht warum du glaubst, die Museumsinsel, den Tiergarten, den Grunewald, das Wasser(sic!) oder das Tempelhofer Feld gegen meine Forderung nach "besserer Architektur" ausspielen zu müssen. Wo ist denn hier der Gegensatz? Das eine profitiert doch vom Anderen, oder nicht?


    Mich persönlich haut jetzt die Sanierung der DDR Bauten auch nicht vom Hocker, aber eine 5th Avenue wird die Alexanderstrasse einfach nicht mehr...

    Mit der pessimistischen Einstellung will ich mal sehen, was du antwortest, wenn dich deine Frau oder Freundin fragt, ob du sie noch hübsch findest. "Ein Model wirste halt nicht mehr.."

  • Das ist jetzt aber sehr verkürzt polemisiert!


    Es geht hier ja auch um den Alex im Speziellen und der war soweit ich das überblicke wirklich schon immer ein bisschen weniger High Class.


    Das Empire State Building wird auch nie der Mailänder Dom sein und der Rote Platz würde vor den Hollywod Hills auch eher merkwürdig wirken.


    So gesehen - nein, die Alexanderstraße wird nie zur 5th Avenue werden. Ein leicht schraddeliger Times Square - schon eher...und es gibt ja noch den Ku-Damm, die Friedrichstraße, die Gegend vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz... Berlin ist so riesig...

  • @ Berlinier: Sorry aber Du drehst einem das Wort im Mund herum! Meine Kommentare bezogen sich auf meinen Zweifel an Deiner Aussage, dass sich die internationale Avantgarde die Finger danach lecken würde, den Alex neu zu gestalten.


    Mein Zweifel hat nichts mit meiner Einstellung zu moderner Architektur zu tun, im Gegenteil! Und welchen New York Kitsch meinst Du bitte? Einige der schönsten Wolkenkratzer überhaupt sind doch wohl in New York, aber auch in Boston und Chicago gebaut worden!


    Ich hab mir den Gehry Turm in New York angeschaut, ich war begeistert! Sein Berliner Projekt fällt aber sogar hinter die Düsseldorfer Bauten zurück, was ich sehr schade finde.


    Ich war absolut begeistert vom Calatrava Transit Hub, nur: Das Ding hat 5 Milliarden Dollar gekostet, dafür kriegst Du 2 Alexanderplatz Runderneuerungen!


    Der Kolhoff Plan war eine Massenstudie, Du wirst doch nicht ernsthaft denken, dass Kolhoff auch alle 15 Türme gestalten sollte, das wäre an Monotonie auch nicht zu überbieten gewesen...


    Und eine zugige, überdimensionierte, absolut unattraktive Straße mit einem Menschen vergleichen zu wollen, ist ja wohl die unterste Schublade.

  • Meine Kommentare bezogen sich auf meinen Zweifel an Deiner Aussage, dass sich die internationale Avantgarde die Finger danach lecken würde, den Alex neu zu gestalten.

    Grundsätzlich hat ein Architekt -vom Geld abgesehen- natürlich eher ein Interesse daran, an besonders exponierten Orten zu bauen, als in irgendwelchen Seitenstraßen, die haben idr auch ein echtes Interesse an den Städten, in denen sie entwickeln dürfen, man wird kein großer Architekt, weil man großes Geld verdienen will, sondern weil man leidenschaftlich ist. Deshalb bezog sich diese Aussage auch explizit auf die exponierte Parzelle des HdV, die an einer großen Kreuzung und präsenten Sichtachse liegt und nicht auf den Alex als Ganzes, das habe ich so schlicht nicht geschrieben.

    Ein Ingenhoven ist jetzt auch nicht unbedingt die A-Liga, aber ein durchaus bekannter Architekt, der mal kurz davor war, auf dem Grundstück zu entwickeln, der damalige Senat hat die Pläne abgelehnt, das war 1993. Da ziehst du in Zweifel, dass ein vergleichbarer Architekt im Jahr 2020+ für diesen Standort "zu teuer" wäre? Ein Chipperfield wird gerade an der Jannowitzbrücke gebaut! Glaubst du, der wird da mit Geld zugeschmissen für dieses Türmchen? Das ist doch keine reine Geldfrage, ich hab doch nicht gefordert, dass irgendwelche extravaganten Luxus-Supertalls am Alex entstehen (ist der Jannowitzturm von Chippie ja auch nicht), von daher ist mir rätselhaft, wieso du dich an dieser Aussage derart festbeißt.

    Und welchen New York Kitsch meinst Du bitte? Einige der schönsten Wolkenkratzer überhaupt sind doch wohl in New York, aber auch in Boston und Chicago gebaut worden! Ich hab mir den Gehry Turm in New York angeschaut, ich war begeistert! Sein Berliner Projekt fällt aber sogar hinter die Düsseldorfer Bauten zurück, was ich sehr schade finde.

    NY hat so viele Hochhäuser, da ist natürlich alles dabei. Das Rockefeller-Center ist z.B. genau genommen Kitsch, guter Kitsch in meinen Augen, aber Kitsch. Ebenso wie der berühmt berüchtigte Trump-Tower. Das Ding ist im Innern so voller Kitsch, dass sich ein russischer Oligarch kulturell erniedrigt fühlen würde. Das sind die Art von Gebäuden, die ich garantiert nicht in kleinerer, schlechterer Kopie am Alex sehen wollen würde. Das wollte ich mit dem Begriff Kitsch aussagen.


    Ich weiß nicht, ob man den Gehry schon richtig beurteilen kann. Die bekannten Visus waren alle noch recht unausgearbeitet und mit teils merkwürdigen Lichtverhältnissen und wenig Details. Ich denke, der Entwurf wird sich noch geringfügig bis stark ändern.

    Der Kolhoff Plan war eine Massenstudie, Du wirst doch nicht ernsthaft denken, dass Kolhoff auch alle 15 Türme gestalten sollte, das wäre an Monotonie auch nicht zu überbieten gewesen...

    Das ist mir schon klar, dass er nicht alle 15 Türme gestalten sollte. Der Masterplan sah aber vor allem Türme vor, die sich nach oben verjüngen und einen gewissen Gestaltungsanspruch vorgeben. Weder hat man darauf bestanden, dass sich die Türme verjüngen, noch hat man den Investoren den (freiwilligen) Spielraum hierfür gelassen, bzw. diesen gar genommen durch die Reduktion der Gebäude um 20m. Den Rest hat Theseus532 im Post weiter oben (#746) bereits sehr gut zusammengefasst, wie ich es gerade auch nicht besser schreiben könnte.

    Und eine zugige, überdimensionierte, absolut unattraktive Straße mit einem Menschen vergleichen zu wollen, ist ja wohl die unterste Schublade.

    Derlei Betroffenheitslyrik wegen sprachlich-theoretischer Konstrukte amüsiert mich. Hygienevorschriften für Metaphern sind mir tatsächlich neu. Ich gewöhne mich gerad noch an die für den Einkaufswagen.

    Einmal editiert, zuletzt von Berlinier ()

  • ^Oh wow. Immer noch am angwöhnen. Nur Mut, es ist gar nicht so schwer. Ansonsten ist und bleibt der Vergleich unterste Schublade.

    Bisher haben doch alle geplanten Türme einen "gewissen" Gestaltungsanspruch. Immerhin wurden dafür Wettbewerbe durchgeführt. Mag sein, dass die Ergebnisse dir nicht gefallen. Aber eine Gestaltungsanspruch besteht.

    Die Hines- und der Monarchturm wurden im Übrigen nicht um 20 Meter reduziert. Den Spielraum hätte es also hier gegeben. Haben Sie aber nicht genutzt. Ich stell mir vor, wie der marktradikale Mob getobt hätte, wenn der Senat auf eine Verjüngung der Türme und somit eine Reduzierung der Grundfläche bestanden hätte.

    2 Mal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • ^

    Ich kann mich nicht an einen Wettbewerb für den Monarch-Tower erinnern, aber der Gehry und der Sauerbruch hatten einen, das stimmt. Der Entwurf für den anderen Covivio-Turm links vom Park Inn ist ja leider noch nicht öffentlich bekannt, ich frage mich, ob es hier überhaupt einen Wettbewerb gab, weil ich weiß, dass es bereits einen konkreten Entwurf gibt mit dem auch geplant wird. Der Zeitrahmen für das Errichten der beiden Türme soll satte 10 Jahre betragen, demnach wird man die Türme wohl nacheinander hochziehen.


    Das der Hines und Monarch nicht reduziert wurden, liegt daran, dass sie Bestandsschutz genießen, weil sie das Baurecht beantragt haben, bevor der Senat diesen Beschluss gefasst hat. Das allein zeigt, wie verpennt ein Großteil der Akteure am Alex agiert, wie wenig echtes Realisierungsinteresse noch vor 5-8 Jahren vorhanden war. Ein vorausschauender und schlauer Investor hätte das kommen sehen und kurz vor dem Regierungswechsel agiert, um sich den Bauantrag zu sichern, so wie es Hines und Monarch gemacht haben, aber die anderen hatten da halt noch nichts in der Schublade, nicht mal in der untersten.

    Haben Sie aber nicht genutzt. Ich stell mir vor, wie der marktradikale Mob getobt hätte, wenn der Senat auf eine Verjüngung der Türme und somit eine Reduzierung der Grundfläche bestanden hätte.

    Der marktradikale Mob von gramgebeutelten Leistungsträgern in graumelierten Anzügen, hätte ganz bestimmt nicht mehr getobt, als bei der Höhen-Enteignung und was ich dir jetzt erzähle, könnte dein Weltbild erschüttern:


    Die Mutterstadt der Marktradikalen, New York City, hat etwas, das nennt sich "zoning law". Damit kann nicht nur die Baumasse von Gebäuden bestimmt werden, sondern auch z.B. "setbacks" festgeschrieben werden, sowie Verjüngungen bzw. Dachabschlüsse. Das steht alles in der "Zoning-Resolution" die kann man sich öffentlich anschauen. (hier: Full PDF)


    Siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/1916_Zoning_Resolution

  • ... von Köln lernen.

    In Köln gibt es ernsthaft Pläne zur Umbauung des dortigen Fernsehturms 'Colonius' genannt mit einem gläsernen Hochhaus. Auf Berliner Verhältnisse übertragen, könnte dies bedeuten endlich ein Hochhaus im 300 Meter Bereich zu haben, es müssten sich auch keine anderen Hochhäuser der Prämisse des Fernsehturms beugen. Quasi 'pares inter pares'. Auch könnte der Fernsehturm nicht mehr umfallen wie oft befürchtet, weil der Beton wohl aus Ostseesand zusammengerührt worden sein soll.

    Hier im Forum im Köln-Strang:

    Funkturm Colonius


    ... den Shitstorm möchte ich erst morgen zum Frühstück lesen ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()