Baugeschehen: Zentrum

  • Das xquisit war "für Chemnitz" zum jetzigen Zeitpunkt einfach unpassend: Falsche Marken, absurde Preise. Man muss sich da nichts vormachen, Chemnitz ist New Yorker, H&M, decathlon und wäre eben auch Bershka, Primark, Pull&Bear, ... . Chemnitz ist aktuell eben nicht Lacoste, Hilfiger, Polo, ... .


    In der Innenstadt wurde und wird sehr viel falsch gemacht und daran haben Rathaus und Galerie Roter Turm erheblichen Anteil. Warum 30 Jahre nach der Wende und 20 Jahre nach Umbau der Innenstadt die Galerie immernoch eine Art Panzer ist, der sich beharrlich weigert, Geschäfte nach außen zu öffnen (wie bei jeder mir bekannten anderen Innenstadt-Passage deutschlandweit) oder zumindest Schaufenster zu gestalten, warum nach wie vor kein Café zum namensgebenden Turm entstanden ist usw. ... . Die Stadt tut ihren Teil durch die völlig fehlgeplante Herangehensweise, die Öffentlichen in dieser Frequenz dort durch die Fußgängerzone fahren zu lassen. Ich kann mich da gar nicht genug aufregen. Wenn man Galerie-seitig vom Stadthallenpark zum Rathaus läuft, ist man vom Gefühl einer Flaniermeile soweit entfernt, wie nur möglich, dabei ist man direkt an der Wand zum größten Konsumtempel der Stadt.


    Es bräuchte eben nicht nur ein Management der gesamten Gewerbeflächen, sondern - wie arnold auch sagt - ein Innenstadtmanagement, welches sich Laufwege anschaut und zumindest versucht, die gröbsten Schnitzer der Vergangenheit auszubügeln und keine allzugroßen neuen zu machen.

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  • Ich glaube das Problem vom Xquisit war weniger der Preis der Kleidung sondern eher der Preis der Kleidung in Kombination mit dem Erscheinungsbild des Geschäftes. Für mich hat das Geschäft - optisch - perfekt zu New Yorker, Pimkie und H&M gepasst - es wirkte eher billig. Preislich war es aber dann doch eine andere Liga. Ich glaube das "teurere" Boutigen gerade im Zentrum gut aufgehoben sind. Allerdings muss das Geschäft dann auch optisch etwas hermachen...


    Wir sollten dennoch dem Zentrum zu Gute halten, dass seit den 90er Jahren vor allem der Wiederaufbau einer Innenstadt die Zielstellung war. Damit ist Chemnitz in Deutschland eigentlich recht einzigartig. Städtebaulich hat man damals anders gedacht, als man heute denkt. Auf derart große Konsumtempel würde man heute wohl verzichten. Langfristig bin ich mir sicher, dass die Galerie und der Kaufhof wieder zur Disposition stehen und nicht für ewig in der Innenstadt stehen werden.

  • In der Tram fiel mir heute auf der Strana stadtauswärts zufällig ein Plakat an einem Altbau unmittelbar vor dem TU Hauptgebäude auf. Sinngemäß konnte ich nur noch "City Wohnen in einer Fabrik" wahrnehmen. Auch eine Form der Visualisierung war dort dargestellt. Könnte dies jemand bestätigen?


    Ich habe leider nicht die Möglichkeit, da ich die Stadt mit der guten alten Reichsbahn verlassen habe...

  • Um die Villa Zimmermann am Bahnhof war es lange ruhig, doch jetzt gibt es neue Pläne (Freie Presse). Der Eigentümer, die Immobilienfirma Weishaupt aus dem baden-württembergischen Laupheim, lässt dort aktuell Trockenlegungs- und Sicherungsarbeiten durchführen, da der jahrelange Leerstand unter anderem zu Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit geführt hat. Hinter der Firma steht der Industrielle Siegfried Weishaupt, dem seit längerem die Bahnhofstraße 6 mit dem Fress-Theater gehört und der auch das Grundstück an der Carolastraße 7 mit der Villa Schüffner und einem in den 1990er-Jahren errichteten Neubau im Hof erworben hat.


    Die Pläne sehen vor, das gesamte Karree denkmalgerecht zu sanieren und auf der Fläche des abgerissenen Hotels Carola einen Neubau zu errichten, wofür insgesamt 13 Millionen Euro geplant sind. Als Nutzung sind Büros angedacht, auch ein kleines Restaurant soll wieder in der Villa Zimmermann einziehen. Für den Neubau wird eine Natursteinfassade angekündigt, die schlichter ausfallen soll als die der Villa Zimmermann. Der Verbindungsbau zum Hotel Carola soll abgerissen werden, wobei dessen Portal aber in den Neubau integriert werden soll. Eine Tiefgarage mit 64 Stellpätzen wird auch noch vorgesehen. Fertigstellung könnte Herbst 2021 sein.


    Villa Carola:

    Quelle: Wikipedia Commons (dort auch Lizenzbedingungen), Urheber: Kolossos, unveränderte Übernahme


    Vom Verbindungsbau (auf dem Foto ganz rechts zu erahnen) habe ich im Netz Bilder gefunden: Link. Wenn Portal und Fasade zur Bahnhofstraße weitgehend unverändert in den Neubau integriert würden, wäre das wohl tatsächlich ein Gewinn auch für das Erscheinungsbild der Villa Zimmermann. Der Denkmalschutz wird bei einem solch wichtigen Bau hoffentlich auch genau hinschauen. Ideal wäre es gewesen, sich beim Neubau am Erscheinungsbild des Hotels Carola zu orientieren, dessen Abriss einer der schlimmsten Verluste in der Chemnitzer Denkmallandschaft war.


    Visualisierung des Neubaus:

    Quelle: Architekturbüro Höhn und Fischer (veröffentlicht in Freier Presse)

    2 Mal editiert, zuletzt von lguenth1 ()

  • Ich verfolge das Vorhaben schon länger bzw. habe schon länger mitbekommen, dass da größeres geplant wird.


    Das mit dem Neubau ist aber auch mir neu und klingt ja erstmal ganz nett. Dass der Verbindungsbau abgerissen werden soll finde ich zwar schade - denn auch er "gehört" zum Areal dazu (wenn auch später errichtet), aber man wird ja sehen was dabei rauskommt.


    Du hast übrigens kein aktuelles Bild der Villa verlinkt - nur mal so als Info :lach:


    Was die Fassade angeht: Ich durfte als eines der ersten Projekte für mich in Chemnitz dort damals mitwirken und kenne die Fassade sehr gut. Was dort an Arbeiten noch ansteht ist gigantisch - sofern man wirklich wieder den originalen Zustand herstellen will. Einst war ja auch an der Carolastraße eine Terrasse angebaut, das ist auch heute noch gut zu erkennen, denn im Sockelbereich ist die Sandsteinfassade an der Stelle mit farblich angepasstem Zementputz ergänzt worden.


    Auch von der originalen Innenausstattung ist noch sehr vieles erhalten.


    Mein größter Wunsch: Die Wiederherstellung der originalen Fenster. Man hat damals "Löcher" eingebaut und sämtliche historischen Kastenfenster (aus Eiche!!!) entsorgt. Wir haben noch einige Teile der Fenster geborgen und gesichert - mal sehen, vielleicht kann man damit ja weiterhelfen?


    Auf jeden Fall begrüßenswert, dass dort neues Leben eingehaucht werden soll.:daumen:

  • Im Artikel wird der Architekt Claus Höhn ja so zitiert, dass man dem Gebäude "die ursprüngliche Pracht" zurückgeben wolle und es dem neuen Eigentümer wichtig sei, Details an der Fassade wie Fialen und Kreuzblumen wiederherzustellen. Wenn der Bauherr solche hohen Ansprüche verfolgt, kannst Du wegen der Fenster ja vielleicht mal vorstellig werden. Andererseits ist das ein ambitioniertes Projekt an einem Objekt, an dem in den letzten Jahren viele gescheitert sind. Da würde ich verstehen, wenn man (vorerst?) an der ein oder anderen Stelle Abstriche macht.

  • So schön die denkmalgerechte Sanierung der Villa, so katastrophal ist der Entwurf für das neue Gebäude an Stelle des alten Hotel Carola.

  • Oh nein, die Visualisierung des Neubaus hätte ich ohne Deinen Hinweis verpasst und mich deshalb noch eine Weile in dem Glauben befunden, dass nicht jeder Neubau abscheulich und abstoßend sein muss. Auch wenn es wehtut, habe ich die in dem Beitrag noch eingefügt, hoffe aber, dass wenigstens dieser Neubau nie realisiert wird. Selbst die Integration des Portals ist absurd misslungen.

  • Wo sieht man den neuen Entwurf denn? Im Artikel konnte ich nichts finden?


    Zur Sanierung der Villa:


    Soweit ich das mitbekommen habe, hat das Büro sehr lange und sehr intensiv geforscht und recherchiert für die Wiederherstellung. Dennoch hört sich das aus meiner Sicht erstmal spektakulär an wenn man von Fialen und Kreuzblumen spricht - so viele fehlen ja nun nicht. Auf den historischen Fialen (die wir samt Attika damals komplett neu aufgesetzt haben) waren jedenfalls keine Kreuzblumen drauf und ich vermute, dass Kreuzblumen höchstens als Abschluss auf den Wimpergen saßen.


    Die beiden Wimperge an der Carolastraße und der Bahnhofstraße wurden von uns neu hergestellt - die Zeichnungen habe ich damals 1:1 in 3 Tagen und 3 Nächten in meiner Küche aufgerissen. Leider hatte ich nur historische Fotos für die Rekonstruktion, aus denen ging aber aufgrund der Körnigkeit nicht gar so viel hervor. Wir konnten sehen aus wie vielen Schichten die Wimperge bestanden und konnten vor Ort die Schichtenhöhe messen / vergleichen. Das gab mir die gröbsten Anhaltpunkte.


    Wer sich noch dran erinnert: Der Giebel an der Carolastraße wurde bei der vorletzten Sanierung abgebaut, da stand jahrelang nur eine Bretterwand. Die Giebelteile selbst waren dilletantisch auf einer Wiese gelagert und hatten ziemlich gelitten. Der Sturzbereich fehlte allerdings komplett und wurde seinerzeit mit Beton neu hergestellt. Da der damalige Auftraggeber nicht viel ausgeben wollte, wurden die Zierelemente stark vernüchtert. Ohnehin waren nur die allernötigsten Arbeiten an der Fassade ausgeschrieben, daher weiß ich was da bei einer RICHTIGEN Sanierung auf einen zukommt. :lach:


    Kurz noch zu den Wimpergen:


    Vorher hat der AG dort Stahlteile aufgesetzt (die stehen jetzt im Hof) und die Denkmalpflege hat sich dagegen gewehrt. Eigentlich ist es nur denen zu verdanken, dass die Wimperge heute wieder stehen. Aus Geldgründen und weil keine Kreuzblume erhalten war (am Objekt) wurden einfache Knospen aufgesetzt.


    Es geht noch weiter: zwischen den eingelagerten Teilen auf der Wiese lagen auch noch die alten Schornsteinköpfe - denn auch die waren aus Sandstein gefertigt und aufwendig mit Blendmaßwerk und Profilierungen versehen.



    Meine Meinung dazu:


    Es ist verdammt cool, dass sich ein Investor gefunden hat, der das Gebäude wieder in den Ursprungszustand versetzen will - allerdings wird das sicherlich nur zu einem Teil geschehen. Es fehlt ja nicht nur die komplette Terrasse, sondern auch die Brüstungen der beiden Balkone, auf der Rückseite ein weiterer Giebel, die angesprochenen Schornsteinköpfe und auch die komplette Zaunanlage - die der Bau eigentlich auch wieder braucht. Da spreche ich jetzt nur von den Außenarbeiten die mir spontan einfallen...


    Innen geht es ja noch weiter. Da sind sämtliche Originaltüren wiederherzustellen / zu reataurieren, die gesamten Wandvertäfelungen, zahlreiche Stücksäulen, Gitter, Deckenstuck usw usf. - das ist wirklich ein gigantisch großes Vorhaben.


    Ist schön, wenn jemand so denkt, aber ich glaube nicht, dass man das (in guter Qualität!) in 2 Jahren umgesetzt bekommt und ich glaube auch nicht, dass die veranschlagte Summe für Sanierung und Neubau ausreichen wird, zumal ja einige Bauschäden hinzukommen die wieder saniert werden müssen.


    Bei dem Bau würde ich den Anspruch aber auch gar nicht allzu hoch ansetzen, denn die Villa ist auch im jetzigen Zustand schon ein Highlight. Viel wichtiger ist eigentlich, dass eine Nutzung absehbar ist und das freut mich ungemein.


    Wegen der Fenster und den anderen Dingen die wir damals aus dem Bauschutt gerettet haben ist die Denkmalpflege übrigens im Bilde. Die wissen das, da brauch ich mich nicht an das Büro wenden. Der Bau ist auch meines Wissens nach sehr gut dokumentiert.


    Ich bin gespannt, aber vor allem freue ich mich über die zukünftige Nutzung, denn das ist das beste was dem Bau passieren kann. :daumen:

  • Danke für den Nachtrag, das klärt einiges.


    Der Giebel auf der Rückseite ist im Entwurf nicht dargstellt, wird also offensichtlich nicht wieder aufgebaut. Dafür sieht man aber die Balustrade auf der ehemaligen Zufahrt (Vorbau Haupteingang). Hier sind meiner Erinnerung nach aktuell gemauerte Pfeiler und Füllungen aus Stahlgittern verbaut - original war die Balustrade aber aus Sandstein. Vorne, auf dem Erker ist heute ebenfalls ein Stahlgitter, auch hier war früher eine Balustrade - aber dazu gibts ja keine Entwurfszeichnung.


    Auch die Auffahrten werden offensichtlich nicht wiederhergestellt - der Vorbau diente nämlich einst dazu, dass der Herr Zimmermann von seiner Kutsche aus trockenen Fußes ins Heim kommen konnte - es gab also eine Auffahrt und eine Abfahrt in den Vorbau.


    Mit den Kreuzblumen haben die Leute es meiner Ansicht nach übertrieben - den Beleg dafür möchte ich gerne mal sehen. Die Fialen waren am oberen Abschluss lediglich pyramidenförmig zugespitzt und das war für meine Begriffe der originale Zustand. Wäre das nachträglich gemacht worden, hätte man wenigstens noch Bohrlöcher in der Spitze gefunden, das war aber nicht der Fall. Zudem gibt es zwei verschiedene Arten von Fialen: es gab sehr schlichte, die nur mit einer Art "Satteldach" gestaltet waren und es gab aufwendigere, die rundherum profiliert und zugespitzt waren.


    Auf den Wimpergen glaube ich das mit den Kreublumen, auf den Fialen die links und rechts der Wimperge saßen bzw. die auch in der Balustrade zu finden sind glaube ich es nicht - hier dichtet man meines Erachtens nach etwas hinzu was es so nie gab. Aber wie gesagt - vielleicht gibts ja wirklich einen Beleg dazu, würde mich aber wundern, denn es würde auch voll den Proportionen widersprechen.


    Da hätte man wohl mal vorher einen Steinmetzen fragen sollen... :lach:


    Zum Neubau:


    Ja, das ist enttäuschend, da gebe ich euch Recht.


    Man hätte die Fassade (vor allem in dem Kontext mit der restlichen Bebauung) durchaus etwas mehr gliedern können. Beispiele dazu gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft zur Genüge. Modern gestaltete Gesimse oder auch einfache Spiegel im Bereich der Fenster hätten schon dazu beitragen können, dass sich der Bau erheblich von den anderen Neubauten dieser Stadt unterscheidet und der Bebauung drumherum in der Qualität auch gerecht wird.


    Ich sehe hier nur eine vorgeblendete schnöde Natursteinfassade, wie man sie zu Hauf findet. Offensichtlich reicht es heute schon zu ein paar gesägte Platten an einen Bau zu nageln um das dann "hochwertig" zu nennen...:lach:


    Naja... mal sehen was wirklich daraus wird. Ist halt heutzutage auch echt kompliziert, da solche Fassaden ja in der Regel nur noch vorgehängt werden um dahinter den Bau dämmen zu können. Zwar könnte man dennoch mit unterschiedlich starken Plattenformaten arbeiten und das Gebäude so etwas gliedern, aber dazu gehört dann halt auch etwas mehr - und das kann man von einem Architekten heutzutage auch wirklich nicht mehr erwarten. Dafür gibt es Fachplaner, die hier offensichtlich nicht hinzugezogen wurden.


    Aber das mit den Kreuzblumen fuchst mich ein wenig... vielleicht sollte ich wirklich mal Kontakt zu denen aufnehmen, der Beleg würde mich schon sehr interessieren. :daumen:

  • Hier mal fix noch zwei alte Bilder von damals... Hach, an das Projekt erinnere ich mich wirklich sehr sehr gerne zurück...:lach:



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  • Ich finde es toll, dass wieder Leben in die Villa einzieht. Als sie kurzzeitig genutzt wurde, war ich mehrmals da und begeistert. Das Gebäude prägt das Erscheinungsbild der Gegend.


    Auch mit dem Neubau kann ich leben, würde mir aber als Mindesanspruch erhoffen, dass der Naturstein farblich irgendwie passend(er) zur Villa gewählt wird.


    Begeistert bin ich, dass hier mit Joseph jemand mit so einem Einblick dabei ist. Sehr spannend zu lesen und auch erfrischend, dass du selbst sagst, dass man es nicht übertreiben muss und Erhalt auf guten Niveau besser ist, als Verfall.


    Unglücklich fände ich allerdings, wenn es tatsächlich nur ein kleines Restaurant und sonst eine "geschlossene" Büronutzung wird. In dieses Gebäude gehört - zumal an dieser Stelle - eine hochfrequente Nutzung durch Bürger der Stadt und Besucher. Vorstellbar wäre eine Tourist-Information, der Fahrkartenschalter und Sonstiges für den neuen Busbahnhof, mindestens ein Café, vielleicht die Studienberatung oder gebündelt ein Ticketshop für Oper, Konzerte, ... . Meinetwegen darf auch ein vernünftig integriertes McDonald's einziehen. Man könnte es auch etwas mixen, Freiberg macht das sehr gut vor mit einem "Studienberatungscafé mit Suppe" und Uni-Merchandising*. Dort dann noch Tourist-Info usw. integrieren... . Bittebitte macht daraus kein weiteres Bürohaus mit "Zwischennutzung" durch ein Mini-Restaurant (was nach einem halben Jahr aufgibt und leersteht).


    *https://www.facebook.com/sizfreiberg/


    P.S.: Wenn das alles wirklich so kommt, sollte wirklich viel deutlicher der neue Busbahnhof direkt vor der Tür mitgedacht werden.

    Einmal editiert, zuletzt von chemnitz_er ()

  • Um Gottes Willen.... War ja schon schlimm genug was der Voreigentümer dem Gebäude angetan hat... nein, in diesem Fall finde ich eine Büronutzung tatsächlich als das verträglichste für das Gebäude. Nicht auszudenken, was Massentourismus für Folgeschäden dort hätte.


    Büros sind ja mehr oder weniger auch eine "öffentliche" Nutzung - zumindest in dem Sinne, dass dort Bürger weiterhin Zugang haben. Besser als bei privaten Wohnungen jedenfalls.


    Übrigens:


    Ich habe mich scheinbar etwas getäuscht. Heute hatte ich die Gelegenheit in die Bauakte von der damaligen Sanierung zu schauen und da lag die Kopie eines kriseligen Bildes bei. Man erkennt zumindest an den Ecken der Balustrade und auch auf den Fialen der großen Giebel, dass auf den Fialen mal was drauf war - allerdings wesentlich zarter als in der Visualisierung. Es könnte sich um einfache Knospen gehandelt haben, aber auch um sehr kleine Kreuzblumen.


    Interessanterweise waren auf der alten Bauzeichnung die Kreuzblumen in manchen Bereichen so dargestellt, als wären sie mal in Schmiedeisen angedacht gewesen.


    Beim Blick auf die Bauzeichnungen und alte Darstellungen fiel mir auch auf, dass auf der Treppenturmseite ebenfalls noch eine Veranda angebaut war. Wir sind also meilenweit von einer tatsächlichen und vollumfänglichen Wiederherstellung entfernt. Wäre auch gar nicht mehr in dem Umfang möglich, da scheinbar mal die Straße und oder der Gehweg zu Ungunsten des einstigen Garten erweitert wurde.


    Aber immerhin: Mit der Wiederherstellung einiger Fialen und Kreuzblumen und vor allem mit der Wiederherstellung der Balkonbrüstungen ist da für das Gesamtbild schon viel erreicht.


    Trotzdem: Ich kenne das Haus noch aus Zeiten VOR der letzten Sanierung und ich habe mitbekommen was dort alles rausgeflogen ist - die Bauzeit von zwei Jahren halte ich für utopisch, was ja per se nicht schlimm ist - im Gegenteil.


    Ich hoffe der Fokus liegt auf der Qualität und nicht woanders.



    Zum Neubau:


    Das Ding ist einfach nur erbärmlich. Ich frage mich wirklich wie man zwischen diese schönen Villen und Häuser so einen nichtssagenden Klotz mit so einem Dach reinpressen kann - und dann noch dieses Portal da so reinschiebt... Das ist weder modern, noch historischem nachempfunden und die Spolie wirkt da eher wie abgestellt, als integriert. In so einem Fall umso mehr ein Jammer, dass der Zwischenbau abgerissen werden soll.
    Da tuts mir selbst um den Naturstein leid, der da rangepappt wird - das hat das Material nicht verdient...:nono:

  • Ich habe da wenig Ahnung (aber viel Meinung :lach:), bin aber der festen und unerschütterlichen Auffassung, dass eine fast vollständige Büronutzung eines solchen Hauses an dieser Stelle eine Sünde wäre.


    Nach kurzer Recherche (z.B. http://www.371stadtmagazin.de/…ems/villa-zimmermann.html) wurde die Villa mit etwas Unterbrechung etwa 100 Jahre als Hotel genutzt. Das darf sie gern wieder werden. Dort x-beliebige Büros - schlimmstenfalls noch mit Trockenbauwänden eingeteilt - unterzubringen, wäre völlig verfehlt. Die dürfen gern in extra dafür geschaffene Räumlichkeiten, die es in der Stadt bereits in großer Anzahl gibt (z.B. altes Techn. Rathaus) und von denen weitere in den nächsten Jahren entstehen (eins, Johannisvorstadt, Anbau Villa Zimmermann, Getreidemarkt,...). Nochmal in aller Deutlichkeit: An dieser Stelle ist das Murks.


    Mit dem Neubau kann ich - ich schrieb es - leben, auch wenn da mehr drin wäre. Guttun würde an dieser Stelle, wenn es der Stadt gelänge, Intercityhotel oder Motel One da anzusiedeln und um einen eigenen ansprechenden Bau zu bitten. Dann darf mit Verbindungsgang in die untere Etage der Villa gern die One Lounge einziehen, die auch für Nichtgäste des Motel One geöffnet ist. Wenn Chemnitz mit neuem Busbahnhof und visionärem Fernbahnanschluss irgendwann großstädtisch wirken will, dann sollte zwingend alles, was in diesem Gebiet passiert, auch in diese Richtung gedacht werden. Und eben danach klingt es nicht und auch der Neubau sieht ganz und gar nicht danach aus. Die Erdgeschosszone könnte kaum pracht- und gewerbeloser gestaltet sein.

  • Eine öffentliche Nutzung wäre mir für die Villa auch lieb - ein Restaurant oder eine Event-Location muss es dann aber auch nicht sein. Die Idee des TU-Shops und einer Touristeninformation finde ich eigentlich sehr schön. Gerade auch für die Kulturhauptstadt könnte das von Interesse sein, weil es eben auch wieder eine ganz andere Facette der Stadt zeigt. Allerdings müsste das Gebäude dazu wohl im Eigentum der Stadt sein. Und das wird nicht passieren... Von daher entscheidet wohl im Endeffekt der Markt und die Nachfrage die neue Nutzung.


    Ein Motel One mit Lounge in der Villa wäre super! Gemeinsam mit den neuen Hotels neben dem SMAC und vor dem Tietz könnte das dann vielleicht aber auch wieder etwas viel Hotelnutzung werden.


    Den Neubau finde ich an dieser Stelle sehr unpassend. Er ist für meinen Geschmack zu niedrig. Und warum der Verbingungsbau verschwinden muss, eröffnet sich mir leider nicht. Auch die Farbe des Natursteines finde ich unpassend. Ich würd mir ein Gebäude in der Kubatur des alten Hotel Carola wünschen - sozusagen eine kritische Rekonstruktion des Gebäudevolumens in modernem Gewand. Im Vergleich zum Hotel Carola könnte da dann sogar noch eine Etage mehr untergebracht werden.

  • Ein Motel One mit Lounge in der Villa wäre super! Gemeinsam mit den neuen Hotels neben dem SMAC und vor dem Tietz könnte das dann vielleicht aber auch wieder etwas viel Hotelnutzung werden.


    + Hotel am Metropol.

  • Eine zu stark frequentierte Nutzung würde dem Haus mit all dem Stuck, der Bemalung und den wunderschönen Details überhaupt nicht gut tun und eine Touristeninformation halte ich in einem ordentlich sanierten und aufgehübschten Bahnhofsgebäude sehr viel besser untergebracht - meinetwegen auch in dem Turm rechts neben des Bahnhofs.


    Ich hoffe ja, dass der Bahnhof in dem Zuge auch mal mit angegangen wird. Wenn man in Chemnitz als Bahnreisender ankommt hat man zumindest an vielen Gleisen den Eindruck einen Zeitsprung in tiefste Zonenzeiten zu wagen... :nono:


    Ich nehme mal stark an, dass es dort keine oder sehr wenig klassische Büronutzung geben wird, sondern vielmehr Konferenzräume und ähnliches entstehen werden. Alles andere würde die Struktur des Hauses nur schwer hergeben - und ich kann euch versichern: Die Zimmermannvilla ist eines der herausragendsten Denkmäler Sachsens, da haben also auch ganz andere Kompetenzen mitzureden und ich glaube nicht, dass da zu große Eingriffe zugelassen werden.



    Übrigens: Die Villa Körner in der Beyerstraße ist ja ebenfalls zu Bürozwecken umgenutzt worden und da funktioniert das einwandfrei. Besucher können im Grunde jederzeit das Haus betreten und im Foyer die schöne Glaskuppel ansehen und sich in nachgebauten Van-de-Velde Möbeln niederlassen und den Raum genießen. Auch der Park steht mehr oder weniger offen. Es gibt einen kleinen Schaukasten mit alten Fotos und Fundstücken und wer Fragen hat, kann auch mal ohne Probleme im Büro anklopfen.


    Das Konzept geht dort voll auf und wenn man das ähnlich mit der Zimmermannvilla hinbekommt, wäre das ein Traum. Dann wäre die Tür offen für interessierte Besucher und man muss nicht jeden Hans Dampf durch das Gebäude lotsen - denn eins ist auch klar: Nicht jeder Besucher einer Touri-Info ist an sowas interessiert und manche mögen die Gestaltung auch als sehr aufdringlich und "furchteinflößend" empfinden.
    Nicht ohne Grund wurde das Gebäude ja auch genau so gebaut. Es ging darum Macht zu demonstrieren, Besucher "klein" zu machen, zu Ehrfurcht zu nötigen usw. - alles Dinge die man in einer Touri Info oder in anderen öffentlichen Bereichen eigentlich nicht braucht bzw. eher kontraproduktiv sind.


    Ich empfehle an dieser Stelle mal, sich die in Stein gehauenen Spruchbänder am Erker genau durchzulesen...:lach:


    Zum Thema Hotel:


    Wer von euch würde sich heute in ein Luxushotel einmieten ohne eigenes Bad auf dem Zimmer? :lach: Spätestens mit diesem Hinweis (mal abgesehen von der Zimmergröße) müsste eigentlich jedem klar sein, dass sowas heutzutage nicht mehr umzusetzen ist. Meines Wissens nach waren da auch früher nur ganz wenige Hotelzimmer untergebracht, vielmehr waren es Aufenthaltsräume, Empfangsräume und der große Saal wurde sicherlich für Feiern o.ä. genutzt.


    Hotel würde sicherlich nur mit einem Neubau nebenan funktionieren - so wie das früher auch mal war.


    Ich denke die Planer sind was die Nutzung angeht schon auf dem richtigen Weg. Nur die Umsetzung, das wird spannend. :lach: