Projekte am/um den Marktplatz

  • Also das Bild von Silesia in Beitrag 129 hat was. Das zeitlose Ensemble 50er Jahre Architektur mit der filigranen Gestaltung der jeweils obersten Geschosse und dazu die alte Kirche im Hintergrund. Wären da auf dem Platz jetzt einige Cafes mit Freischankfläche, ich würde mich richtig wohl fühlen (die farbliche Neugestaltung des Eckgebäudes hätte nicht unbedingt sein müssen).


    Da kann ich vollkommen zustimmen.


    Das 50er Jahre Ensemble versucht mit den Mitteln seiner Zeit, Stadt so zu gestalten, wie es in früheren Zeiten auch üblich war. Relativ kleine Parzellen, die mit Häusern bebaut wurden, die optisch aneinander angeglichen sind, ohne ganz gleich auszusehen und ohne sich gegenseitig zu übertrumpfen. Wahrscheinlich ist die Entstehungszeit noch zu nah, um diese Marktplatz-Bebauung wirklich wertschätzen zu können. Natürlich ist das alte Stuttgart ein großer Verlust und mir wäre rückblickend ein Wiederaufbau näher an der historischen Architektur ebenfalls lieber gewesen. Städtebaulich und gestalterisch schließt die jetziger Bebauung die Platzkanten aber wieder maßstäblich in einer einheitlichen Vielfalt (ähnlich wie vorher), aber mit den architektonischen Mitteln seiner Zeit. Gute Alltags-Architektur der 1950iger Jahre, keinesfalls Bausünden. Ich finde es erhaltenswert.


    Stuttgarter:

    Schön wäre es – ein harmonischer/einheitlicher Facelift mit hochwertigen Materialien wäre aber auch schon ein Segen.


    Das wäre wohl eher eine Katastrophe für diese Häuser. Schon die Veränderungen an dem Eckgebäude (früher Spielwaren Kurz) empfinde ich als störend. Bei einer Sanierung muss man hier sehr sensibel vorgehen.


    Ein schönes Bild des Ensembles noch vor dem einen Umbau: Google maps

  • Ich kann ma-frey nur zustimmen.


    Und ich kann mir einen polemischen Kommentar nicht verkneifen:
    Es gibt auch einfach schönere Gebäude als das Alte Rathaus, die man nicht wieder aufgebaut hat nach dem Krieg. :D
    Das Ding wirkte in seinem Maßstab mindestens so brachial wie das heutige - die Jahrhundertwende-Architektur hat die historische mittelalterliche Umgebung halt ebensowenig respektiert - die Sockelzonge ist extrem hoch und abweisend und die neogotische Fassade ist auch nicht gerade ein Meisterwerk.


    Aber solange die breite Öffentlichkeit reflexhaft leuchtende Augen bekommt, sobald ein Gebäude mehr als 100 Jahre alt ist, weil sie in ihrer Beschäftigung mit Architektur nicht über eine dorische Säule und einen Spitzbogen hinausgekommen ist, wird dieses Thema auf ewig auf eine "Geschmacksfrage" reduziert bleiben.
    Kann man das Ganze nicht einfach etwas entspannter und weniger dogmatisch angehen? "Gute alte Architektur" gegen "die Moderne" auszuspielen ist doch einfach nur unproduktiv und hilft dem Stadtbild per se erst einmal auch nicht.

  • Das wohl größte Problem Stuttgarts ist in meinen Augen die beengende Kessellage

    Sehe ich genau diametral, das ist der Standortvorteil von Stuttgart, da es dadurch fußläufig wird, wir tolle Ausblicke haben und generell unverwechselbar dadurch sind.


    Was stört ist u.a. dass die natürlichen Laufwege durch die B14 unterbrochen werden, das Bohnenviertel und Leonhardsviertel für Fremde nur im Zufall öffnet und generell nach der Gleisansammlung die B14 geändert werden sollte, vielleicht indem man den Heslacher Tunnel bis zum B10 verlängert und dann auch 4-spurig macht.


    Was nicht stört, dass es urbanere Viertel wie das Europaviertel gibt, die Bibliothek die einzigartig ist und mich immer wieder neu an eine wahr gewordene M.C. Escher Zeichnung erinnert. Da verblasst nichts, das wirkt auf den Ersten, den Zweiten... einfach mal reingehen und alle Treppen bis zur Dachterrasse laufen und dann noch mal hier vorbei schauen.

    Zum Thema gibt es heute eine wenig aufbauende Nachricht in der Printausgabe der StZ, dass der Ratskeller jetzt wohl nicht mehr von der Stadt saniert wird, da die Instandskosten aufgrund des neuen Brandtschutzes von 1Mio auf 3Mio steigen sollen, der Rastkeller soll bis März '16 raus. Ein Wölfle will zwar immer den Marktplatz beleben, anber 3 Mio sind ihm zu viel er sucht nach privaten Investoren.


    Die Gute Nachricht ist das es sich verdichtet das Breuninger ein Cafe einrichtet.

  • jack000
    Vor allem das Stichwort "Abrisspolitik" soll immer und immer wieder erwähnt werden!


    Ja, vor allem im Zusammenhang mit der architektonischen Bankrotterklärung (gemeinhin auch Bausünden genannt), die sie heute um den Marktplatz in eigentlicher Bestlage herum steht, natürlich inkl. scheußlichem Rathaus (Fronttrakt), und die grundlegende städtebauliche Aufwertung der Innenstadt zu einem erheblichen Teil seit nunmehr 60 Jahren be-/ und verhindert. Hinfort damit. Wir brauchen spätestens jetzt einen neuen BB, der nicht weiter die gravierenden Missstände im Herzen der Stadt verniedlicht, sondern beherzt anpackt.

  • Wagahai und jack000 stimme ich voll und ganz zu: Früher war der Marktplatz ein schöner, reizvoller und identitätsstiftender Mittelpunkt; heute ist er ein traditionsloser, öder und hässlicher Hinterhof. Wenn ich die Wahl zwischen Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung und Erhaltung der Nachkriegsbebauung hätte, dann würde sie zweifelsfrei auf erstere fallen. Aus meiner Sicht sollte Stuttgart diesen geschichtsträchtigen Ort nach dem Vorbild des Frankfurter Römerbergs mit historischen Bürgerhäusern und alter Rathausfassade wiederaufbauen. Letztere fiel übrigens nicht der Kriegszerstörung zum Opfer, sondern – wie auch das Kronprinzenpalais – der Abrisspolitik unter Oberbürgermeister Arnulf Klett. Zudem könnte man den Marktbrunnen aus der Versenkung holen und an eine würdigere Stelle versetzen.

  • Ich wäre der Erste, der eine Freilegung des alten Rathausturms leidenschaftlich unterstützen würde:


    http://www.circulus.de/blog/2007/pix/altes_rathaus_gr.jpg


    Allerdings befürchte ich leider, dass es neben der Kostenhürde viele Sprecher dagegen geben wird, die Angst vor einer Rückkehr zum "alten Kitsch" haben.


    Aber es wäre ein Anfang die Häuserzeilen rundum den Marktplatz in Angriff zu nehmen, die kann man ja ausnahmslos als Bausünden betrachten. Der Breuninger sollte den Anfang machen – wenn das Dorotheen Quartier fertig ist und das alte Betonbunker qualitativ dagegen noch mehr abfällt... Wie könnte man den BB doch noch dafür gewinnen?

  • ^


    Vielleicht ist aber jetzt der richtige Zeitpunkt um zu schauen welchen Einfluss wir hier (die Stuttgarter user) wirklich haben! Bisher haben wir nichts produziert als digitalen Datenmüll. Wäre es nicht an der Zeit die Initiative zu ergreifen, etwas ins Leben zu rufen, zu schauen welchen Druck wir diesbezüglich im Stande sind auf die Politik auszuüben, etwas ins Rollen zu bringen, die richtigen Leute zu mobilisieren?! Wer wenn nicht wir?? Etwas greifbares schaffen mal zur Abwechslung! Wir sind doch alles gestandene Kerle hier, aus den unterschiedlichsten Richtungen, jeder könnte seinen Teil beitragen. Stuttgarter platzt vor Reichtum und Wohlstand - jetzt oder nie! Der Stuttgarter Marktplatz ist so unfassbar hässlich und passt so gar nicht zum Rest der Stadt - und auch sonst passt er einfach nicht. So etwas könnte man Stück für Stück angehen. Selbst längere Bauphasen auf dem Marktplatz würden keine anderen Projekte tangieren - und die eventuellen zeitweiligen Beeinträchtigungen würde der erhebliche Teil der Bevölkerung in Kauf nehmen für DIESES Vorhaben!


    Gilt unverändert. Wenn wir es nicht machen, macht es keiner!

  • Auch ich sehe eigentlich keinen Sinn in einen Komplettabriss des Marktplatzes.


    Fachwerk gibt es in der Region wie Sand am Meer. Auch in Stuttgart selbst idt dies in den Stadtteilen noch anzutreffen.


    Was es aber wirklich in fast ganz BaWü nur am Stuttgarter Marktplatz gibt ist ein solches 50er Jahre Assemble.
    Das wir vor allem dann deutlich, wenn man sich andere Städte anschaut in denen sich in den 50ern Architekten austoben durften und der Gesamteindruck eher :Nieder: ist.


  • Was es aber wirklich in fast ganz BaWü nur am Stuttgarter Marktplatz gibt ist ein solches 50er Jahre Assemble


    Ergänzend man dazu sagen muss, dass der "Nespresso"-Block mittlerweile gar nicht mal so schlecht aussieht. (zumindest in Natura)
    --> http://abload.de/img/dscn2285gyuoc.jpg


    Den "Haufler"-Block könnte man aber noch ruhig angehen. Auch hier sehe ich Potential im Bestand... Die unterschiedlichen Formen, Farben...
    -->http://abload.de/img/dscn22832sutc.jpg


    Anschließend den Bodenbelag eindrucksvoll pimpen und noch ein paar kleine Schönheitsmaßnahmen sowie Lichtinstallationen, Bänke und fertig wäre ein einzigartiges 50er Ensemble.
    Würde mir persönlich reichen und in 50 Jahren auch Kult werden. Muss ja nicht alles Ur-Alt rekonstruiert werden.

  • Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, fehlplaner, wobei ich weiß, dass wir hier im Forum in der Minderheit sind. :cool:


    Schlimmstenfalls verhunzt man das harmonische Fünfziger-Jahre-Ensemble mit eingestreuten Rekonstruktionen.


    Hässlich finde ich den Belag, der zudem mit vielerlei Strichen und Nummern verschandelt ist, wodurch wohl der Eindruck erweckt werden soll, dass man wild entschlossen ist, die Grenze zwischen Marktstand 43 und 44 zu sichern.


    Mit ein wenig mehr Grün, passender "Stadtmöblierung" in einem Stil, der die 50er-Jahre aufgreift und weiterentwickelt sowie verstärkter Bemühungen um die Sauberkeit könnte dort ein lebenswerter Platz entstehen, auch ohne vorgehängtes Fachwerk.


    Alternative: Man braucht nur eine halbe Stunde bis nach Herrenberg ....

  • Wenn etwas das "harmonische Fünfziger-Jahre-Ensemble" am Marktplatz verunstaltet hat, dann ist es nicht etwa eine Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung gewesen, sondern vielmehr die Sanierung des hässlichen Nachkriegsbestandes, wie die oben gezeigten Bilder eindrucksvoll beweisen.

  • Fachwerk gibt es in der Region wie Sand am Meer. Auch in Stuttgart selbst idt dies in den Stadtteilen noch anzutreffen.


    Was es aber wirklich in fast ganz BaWü nur am Stuttgarter Marktplatz gibt ist ein solches 50er Jahre Assemble.


    Wenn es an irgendwas keinen Mangel gibt, dann in vermasselten Innenstädten mit Bausünden/Architekturexperimenten der 50er, 60er und 70er ...

  • Es gab da mal einen Entwurf für ein - wie ich finde -diskussionswürdiges Gestaltungs-/Nutzungs-/Beleuchtungskonzept, das den Platz als solchen mit quasi minimalinvasiven Eingriffen enorm aufwerten würde - man müsste dann nur jemanden finden, der als "Platzwart" auf die Liegestühle aufpasst:http://www.mwerk-s.de/projekte…z/stgt-marktpl-licht.html

  • Marktplatz: VISION STILMIX

    Habe folgenden Beitrag neulich in einem anderen Forum gepostet und kopiere ihn auch hierher, da die Marktplatzgestaltung aus meiner und wohl auch Anderer Sicht eines der wichtigsten Projekte wäre. (Die zugehörigen Bilder verlinke ich nicht heiss, da sie von einem anderen User stammen und ich nicht weiss, ob er das gern sehen würde.) Also:


    Stuttgart ist hinsichtlich Plätzen eigentlich in einer beneidenswerten Lage, weil es derer drei prominente im Zentrum besitzt:

    • Den beliebten, herrschaftlichen und recht gut bestückten Schloßplatz, dessen größter Makel m.E. der Wittwerbau ist. Beim Kunstmuseum streiten sich die Geister.
    • Den fast vollständig mit Renaissancebauten umfassten schönen Schillerplatz.
    • sowie den Marktplatz, leider in dem oben bebilderten Zustand.


    Daher trägt der Marktplatz längst nicht die identitätsstiftende Bürde wie in manch anderer Stadt. Interessant dabei auch, daß die Haupteinkaufsstraße (hier: Königstraße) nicht - wie häufig andernorts - den Marktplatz passiert, nicht einmal tangiert.


    Es besteht also die Chance auf drei großartige Plätze:

    • Schloßplatz: Weit, Prachtbauten, uneinheitlich, historisch dominiert, Rasen und Stein, Platzgestaltung
    • Schillerplatz: Enger, Qualitätsbauten, einheitlich, historisch, Stein


    • Marktplatz: VISION STILMIX:


      1. BELASSEN: Ostseite, Gelungenes Nachkriegsensemble (plus Benger-Haus):http://abload.de/img/dscn2285gyuoc.jpg



      2. ToDo: Nordseite, Rekonstruktion Bürgerhäuser statt:http://abload.de/img/dscn22832sutc.jpg



      3. ToDo: Westseite, Rekonstruktion Rathaus Marktplatzseite, vorzugsweise in einer zu den drei Bestandsflügeln passenden historischen Form.



      4. ???: Südseite, Großkaufhausbestand:http://abload.de/img/dscn190689knh.jpg


      als auch Südost, Breuningerfassade: http://abload.de/img/dscn19107fjl0.jpg


      Könnte man als Kompromiß belassen, wenn dafür Rathausgaragen-Ersatz und die geplante Entwicklung des "Europahauses" hinterm Rathaus endlich einen Aufbruch Richtung Altstadt setzten.
      Entwicklungen zwischen Schillerplatz und Eberhardstraße bräuchten m.E. ohnehin einen entsprechenden Gestaltungsplan samt -willen.


      Dem Breuninger-Sichtbeton wäre außerdem leicht etwas angenehmeres vorgehängt, die Werbefläche ist ok, kaum störend.


    Der Marktplatz wäre damit zwar nicht historisch, wiese aber vier Seiten aus vier Epochen samt entsprechender Architekturstile auf. Mindestens drei Seiten wären als qualitativ hochwertig zu bezeichnen, auch wenn das historische Stuttgarter Rathaus weder an Hamburg noch München, Hannover oder Bremen herankommt, um einige zu nennen.


    Ich fände eine solche Variante, gerade angesichts von benachbartem Schiller- und Schloßplatz, interessanter, naheliegender und - Verzeihung - authentischer als eine komplette Rekonstruktion des Marktplatzes, welcher für Stuttgart eine geringere Bedeutung hat als bspw. der Römer für Frankfurt oder der Neumarkt für Dresden.

  • Den Vorschlag von Max BGF halte ich für sehr gut, zumal die Bebauung auf der Nordseite des Marktplatzes architektonisch am bedeutendsten war:

    Bild: Carl Curman, Swedish National Heritage Board, gemeinfrei

  • Die Vision hat ein paar ehr gute Ideen, wenn ich auch zugeben muss, dass ich an vielen Stellen noch deutlich radikaler vorgehen würde:


    Bei allen Gebäuden schwebt mir etwas vor, was sich in Gestalt des Sofitel in Frankfurt gerade der Fertigstellung nähert: Neubauten, die die klassischen Formensprachen aufgreifen und modern interpretieren. Für den Marktplatz könnte man je nach Gebäude bzw. Blockrichtung mal moderner, mal klassischer rangehen. Die Größe der Gebäude würde ich nach außen in belassen, wie sie aktuell ist. Das erhöht die Vielfalt und der Marktplatz würde sich dadurch auch von den anderen Plätzen unterscheiden, da diese ausschließlich von großen Gebäuden eingeschlossen werden. Die 50er-Jahre-Bauten würde ich für den Umbau komplett platt machen, um die ist es nicht schade.


    Hingucker und zum Aufenthalt einladende Angebote könnten dann Cafés mit Markisen oder ähnlichem Beiwerk sein, die dem Platz einen entspannenden und vielleicht auch größstädtisch-südländischen Flair geben.


    Die bisherigen Laternen würde ich ersetzen durch hochwertige Varianten mit ebenfalls klassischer Formensprache.


    Die Fassaden von Breitling und Breuninger müssten in dem Zuge natürlich ebenfalls dringend verschönert werden. Vor allem der Breuninger ist einfach eine Zumutung. Auch hier würde gelten: Klassische Formensprache modern interpretiert. Die gigantische, leere Fassaden-Fläsche des Breuningers schreit förmlich danach.


    Den Platz selber würde ich dann noch komplett einebnen, den Brunnen entweder mittiger oder noch weiter außen platzieren und die Bäume würde ich auch noch fällen, um dem Platz einen offenen Charakter zu geben.


    Die Straße um den Breuninger herum in Richtung Markthallte würde ich entweder im Stil der Tübinger Straße aufwerten oder sie gleich ganz dicht machen.


    Den Durchgang beim Cafe im Rauthausgebäude würde ich betonen bzw. öffnen (= Teilabriss des 50er-Anhängsels am Rathaus), um einen symmetrischen Eindruck der Westseite zu erhalten.

  • Das Praktikable an der geschilderten Vison ist ja, daß sie modulweise bzw. Seite für Seite umgesetzt werden könnte und daher auch längst nicht solch einer Investition wie am Frankfurter Römer bedarf. Eine schnelle Komplettrekonstruktion scheint ohnehin unrealistisch, zumindest hört man nicht einmal ansatzweise von ernsthaften Bestrebungen in diese Richtung.


    Ich hatte ein klein wenig gehofft, daß sich die Grünen vielleicht eines solchen Projekts annähmen, wenn sie schon modernen Großprojekten regelmäßig ablehnend gegenüberstehen; sozusagen als Ausgleich bzw. anderen Stempel, welche sie der Stadtentwicklung aufdrücken, und um vielleicht in Erinnerung zu bleiben. Doch nada.


    Wie @Architektator richtig feststellt, wäre die Nordseite die interessanteste. Mit der würde ich beginnen. Es bräuchte auch längst keine Abrisse und Neubau, sondern nur Fassadenrekonstruktion. Dafür diese jedoch hochwertig, möglichst original, mit historischer Materialanmutung. Keine Billiglösung, der man "aufgeklebte" Fassaden ansieht.


    Schon das Empfinden zweier kleinteiliger, historischer - und seien es auf der einen Seite gute 50er - Marktplatzseiten könnte weitere Bedürfnisse wecken. Man säße dort bei Außenbewirtung zudem auf der Sonnenseite.


    WebCam-Blick auf Nord- und Ostseite


    Im nächsten Schritt wäre die Rathausseite (Westseite) dran. Dort gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten:


    Erstens Belassen, weil zwar häßlich, aber architekturhistorisch soo wichtig. Aus meiner Sicht inkonsequent und kein wirkliches Argument für eine solch zentrale Lage einer 600.000+Landeshauptstadt, wenn man wirklich Stadt reparieren will.


    Zweitens Rekonstruktion, wiederum Fassade ausreichend. Man stelle sich allein schon den veränderten Anblick aus der Kirchstraße vor! Oder die Aufwertung und Platzwirkung vom nördlichen Bereich des Marktplatzes.


    Eine bloße Freilegung des Rathausturmes, wie auch schon gehört, wäre sicher keine Lösung, würde überhaupt nicht zur modernen Rathausfront passen, wirkte sogar schlechter als jetzt.


    Denkbar wäre allerdings doch noch drittens, zunächst Turm und nördliche Flanke dieser Rathausseite wiederherzustellen. Die Mischung Alt und Neuer wäre ohnehin ein Gestaltungselement des Marktplatzes und sieht auch bei der Börse nicht so schlecht aus. Vor allem aber wäre dadurch der Marktplatz trotzdem schon gefühlte 70% ansehnlich gestaltet, befände sich keine Bausünde, kein Bruch im Panorama von Rathausturm bis zur Münzstraße. Zudem wäre die Rathausflucht gen Westen/Hirschstraße homogen.


    Mit entsprechender Stadtmöblierung, insbesondere Bäumen, verzeih madmind, Sonnenfläche Marktplatz + Schillerplatz + Schloßplatz sind schon reichlich, ließen sich die verbliebenen modernen Gebäude(teile) von der attraktiven Nordseite abschirmen.


    Dann bliebe noch die Südseite samt Breuninger. Dort sehe ich keine Eile, weil die ersten Stufen schon ihre Zeit brauchen, sich das neue Marktplatzgefühl gerne etwas setzen und neue Ansprüche wecken darf. Außerdem nagt der Zahn der Zeit weiter an diesen Gebäuden, könnte Breuninger schon von sich aus, nachdem das Dorotheenquartier ein paar Jahre läuft, an Neugestaltung denken.
    Man könnte diese Seite notfalls auch die nächste Generation vollenden lassen.