Seilbahnen als öffentliches Verkehrsmittel in Stadt und Region?

  • Seilbahnen scheinen ja gerade das Allheilmittel deutscher Verkehrsplaner zu sein. Sicherlich eine nette Idee, mit ...


    Das Stadtbild im Umfeld besagter Trasse kann wird bei entsprechend moderner und lichter Gestaltung der Anlage nur verbessert werden (Autohäuser und wohntechnisch hauptsächlich Bausubstanz aus den 60-70ern). Was die anderen Punkte angeht bin ich bei dir. Außerdem wird zwar eine tangentielle Feinerschließung (ähnlich einer Tram) gewährleistet, die ersehnte und mit dem S-Bahn Nordring erhoffte Entlastung der S-Bahn Stammstrecke und der nördlichen Außenäste bleibt jedoch aus. Zudem besteht nach wie vor das Problem, dass ein Großteil der Pendler aus Dachau und anderen großen Umlandgemeinden im Münchner Norden das Auto den angebotenen öffentlichen Massenverkehrsmittel vorziehen werden, da die Seilbahn anders als der mögliche Nordring keine Verbindung an die potentiellen Umsteigeknoten Moosach und Karlsfeld erhalten wird.

  • Und warum soll die Wartung schwierig sein? Das ist nun wahrlich keine Raketentechnik, sondern wegen die vielen vorhandenen (immer wieder ersetzten) Wintersportbahnen ausgereift und unkompliziert. Warum nur vier Stationen auf einer Linie?


    Du hälst Wartungsarbeiten in 60m Höhe für unproblematisch? Ok, wie sieht es dann z.B. mit Rettungseinsätzen aus? Das Problem mit den Stationen ergibt sich mit den Steigungswinkeln wie die Stationen angesteuert werden, oder willst du die Stationen auch in 60m Höhe errichten? Dazu setzt bei einer gewissen Länge der Strecke auch die Trägheit der gesammten Konstruktion der Effizienz sehr zu. Mal davon abgesehen halte ich die Seilbahnen für durchaus Vandalismus anfällig. Auch die Seilbahnkabinen sind der Zerstörungswut von Jugendlichen und Alkoholisierten ausgesetzt, von anderem Blödsinn den man da treiben kann (Türen aufreisen und sich raushängen, Sachen herunterwerfen, Goldeln stark zum schaukeln bringen) mal abgesehen. Prinzipiell hab ich nichts gegen die Seilbahn-Idee, nur halte ich es nicht für ganz so unproblematisch wie mancher Zeitgenosse. In Stuttgart gibt es ja momentan auch die Idee für Seilbahnen in der Stadt. Gerade bei den Grünen hier wird halt so getan als wäre die Seilbahn DAS Verkehrsmittel der Zukunft, vollkommen ohne Emissionen und Probleme. Dererlei Schönfärberei halte ich eben für problematisch.

  • Sollte das Ding gebaut werden und schief gehen, werde ich nicht persönlich betroffen, daher kann ich die Sache entspannt beobachten. (Entspannter: Sollte es zum Flop kommen, haben die Pendler in den anderen Städten vermutlich darauf Ruhe.)
    Jemand hat es schon angeschnitten - eine Tram könnte aus verschiedenen Richtungen kommen, am Ring Linien bündeln und weiter verzweigen - das bringt einen Vorteil gegenüber der starren Verbindung von vier Stationen zzgl. Umsteigezwänge.
    Eine Seilbahn zu verlängern ist nicht so einfach - am Ende steht normalerweise eine Station mit dem Antrieb und großem Rad. Für eine Verlängerung muss man eine neue bauen und die alte aufgeben - für eine Tram reichen Gleise und Leitungen.


    Ich hoffe, dass auch weniger mediengerechte Alternativen geprüft werden. Das Problem des Im-Stau-Stehens löst man meist mit einer eigenen Tram-Spur - auch wenn dafür eine Autoverkehr-Spur geopfert werden sollte (habe ich jetzt Sakrileg begangen?) Das geht auch mit Buslinien und Busspuren - die könnte man hier noch schneller mit noch weniger Investition einrichten. (Düsseldorf z.B. plant Expressbusse - um eigene Busspuren dafür wird gestritten.)

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    Gefährliches Halbwissen Teil 2. Jede Sektion zwischen den Stationen ist, wenn man so will, eine Seilbahn für sich, jeweils mit Antrieb und natürlich auch mit Seilscheiben in den Stationen. Das ist meist schon deswegen nötig, weil die Strecken zwischen den Stationen nicht auf einer Geraden liegen. Wie erwähnt, werden die Kabinen vor der Station ausgekuppelt, mit einem anderen Fördermittel langsam durch die Station befördert und anschließend auf das Seil der nächsten Sektion gekuppelt. Deswegen ist eine Verlängerung, also das Ergänzen um eine weitere Sektion, tatsächlich ziemlich einfach.


    Natürlich ist Wartung in größeren Höhen unproblematisch, die Bergregionen sind schließlich auch nicht entvölkert wegen abgestürzter Seilbahntechniker. Viel ist da aber auch nicht tun. Ebenfalls Routine ist die Evakuierung einer defekten Seilbahn (was sehr selten vorkommt). Und wo soll denn das Problem bei einer Steigung beziehungsweise einem Gefälle zwischen der letzten Stütze und der Station liegen? Bergbahnen haben das alle. Vandalismus lässt sich mit Videoüberwachung in den Griff kriegen, wie bei jedem anderen führerlosen Verkehrsmittel auch. Abgesehen davon sind Seilbahnkabinen robust und relativ karg ausgestattet. Die Kabinen lassen sich nicht ins Schaukeln bringen, weil die Bahn dieser Abbildung zufolge zwei Tragseile erhalten soll (sogenannte 3S-Bahn; deswegen auch die relativ geringe Windanfälligkeit). Gegenstände lassen sich nur herauswerfen, wenn die Kabinen größere Öffnungen haben. Die lässt man dann eben einfach weg. Für Lüftung lässt sich auf andere Weise sorgen. Und dass sich die Türen einfach so aufreißen lassen - glaubst Du das wirklich?

  • Nun, die SZ fasst es in einem den Sachtext begleitenden Kommentar ganz gut zusammen:


    Die Seilbahn ermöglicht es, schnell zwischen drei U-Bahnlinien zu verkehren, dabei emissionsfrei und mit toller Aussicht. Günstiger als eine neue Tramlinie ist sie auch noch. Lange Wartezeiten gibt es mit ihr nicht mehr.


    Gleichwohl ist sie nur ein Puzzleteil im städtischen Nahverkehr. Gefördert werden müssten auch Busspuren und der Fahrradverkehr.


    Nichts desto trotz, resümiert der Autor, ist die Seilbahn einen Versuch allemal wert.


    Zitat Bau-Lcfr:
    Ich hoffe, dass auch weniger mediengerechte Alternativen geprüft werden.


    Die Seilbahn ist Produkt einer stärkeren Zusammenarbeit von Stadt und Land (so die SZ). Zweck ist es, auch mal unkonventionelle, neue Methoden vorzuschlagen und bei gegebener Machbarkeit, auch zu realisieren.


    Das Problem des Im-Stau-Stehens löst man meist mit einer eigenen Tram-Spur - auch wenn dafür eine Autoverkehr-Spur geopfert werden sollte [...] auch mit Buslinien und Busspuren - die könnte man hier noch schneller mit noch weniger Investition einrichten.


    Auf dem Papier ja. In der Praxis erweist sich der Wegfall einer oder mehrerer Fahrspuren auf einem der wichtigsten Münchner Hauptstraßen als doch eher diskussionsbedürftig, um es einmal vorsichtig auszudrücken.


    Und natürlich gilt: Die Leistungsfähigkeit einer Seilbahn ist um ein Vielfaches höher als die eines Busses.

  • Allen Vorbehalten zum Trotz, finde ich die Idee Sensationell! Habe mich ja vor geraumer Zeit beschwert, daß es in Deutschland und speziell München keine Menschen mit Visionen gäbe.


    Das hier ist genau so eine Vision. Das jetzt hier oder bei anderen Visionen zig Vorbehalte auftauchen, erinnert mich an die frühen 90er Jahre. "Dieses Internet wird sich bestimmt nicht durchsetzen". Scheint wohl immer so zu sein, wenn etwas neues oder visionäres geplant ist.


    Und es werden sich natürlich auch keine Flugtaxis, Cryptowährungen und Blockchains, Hyperloops (geht bald zwischen Dubai und Abu Dhabi in Betrieb) Space X Weltraumflüge von Elon Musk, Elektroautos, etc. durchsetzen :)))


    In 15-20 Jahren schaut dann jeder zurück und sieht es als Selbstverständlich an.
    Immer schön skeptisch beiben, so ist der Deutsche!!!

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    Oder passend zum Thema:


    "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung." (Kaiser Wilhelm II)


    Man muss nicht jeder Vision zustimmen und Skepsis ist per se nicht verkehrt.


    Eine Seilbahn ist aber nun schon seit sehr langer Zeit bekannt, ausgereift in der Technik und kostet auch keine Unsummen.


    Ich wäre auf jeden Fall ein begeisterter Nutzer :)

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    Hahaha...ja die Skeptsis gegenüber dem Neuen läßt sich in der Geschichte der Menschheit natürlich noch viel länger zurückverfolgen.


    Habe es aus deinen Kommentaren herausgelesen, daß du dem Ganzen ebenfalls sehr positiv gegenüber stehst.


    Halte es allerdings für absolut eindimensionale Denkweise, wenn jetzt plötzlich "Seilbahn Spezialisten" auftauchen, die ihre subjektiven Vorbehalte äußern.


    Man kann auch ganz beruhigt glauben, daß dieses Thema bereits im Vorfeld von Fachleuten (mit einem deutlich größeren Wissen) untersucht wurde, bevor man es veröffentlicht.


    Getreu dem Motto des Visionärs Richard Branson (Geht nicht - gibt's nicht!) würde man sich in den USA oder den UAE nur noch verwundert den Kopf schütteln, daß man an der Machbarkeit einer City Seilbahn zweifelt? Willkommen im Jahr 2018!


    Hätte man vor 10 Jahren beweifelt, daß man von Dubai nach Abu Dhabi in 12min kommt.....ok, dann kann man durchaus skeptisch sein. Aber selbst das is möglich! Dank Hyperloop!
    https://www.travelnews.ch/dest…dubai-nach-abu-dhabi.html


    Aber doch bitte nicht wegen einer City Seilbahn :)???

  • ^ Wenn ich den Hyperloop-Link anklicke, fallen die Worte "soll bald" ins Auge - das Ding scheint nur als Visualisierung zu existieren, nix "ist möglich". Branson zitieren würde ich lieber nicht - ihm war nicht möglich, seine europäischen Virgin Stores am Leben zu halten. (Die werden jetzt für andere Zwecke umgebaut, wie kürzlich gesehen.)


    Wie gesagt, persönlich betroffen bin ich nicht, doch ich habe etwas gegen die Denke, die animierte Bildchen für Realität erklärt.


    Zu ernsthafteren Sachen - der Einwand von MiaSanMia:


    In der Praxis erweist sich der Wegfall einer oder mehrerer Fahrspuren auf einem der wichtigsten Münchner Hauptstraßen als doch eher diskussionsbedürftig, um es einmal vorsichtig auszudrücken.


    Gilt auch für Hochhäuser (besonders in München) und viele anderen hier diskutierten Themen. In Paris und London wurden Busspuren auf sehr vielen Straßen angelegt - irgendwie konnten Widerstände überwunden werden. Oft sind es 2+2 - je eine Busspur pro Richtung und eine für die übrigen Fahrzeuge.
    Bushaltestellen gibt es bereits entlang des Frankfurter Rings, für die Linie 177. Selbst wenn man in München doch experimentieren möchte - für die Jahre bis zur Fertigstellung kann man Expressbusse einrichten (geht in wenigen Monaten) oder Jahre nur warten. Es muss nicht 20-Minuten-Takt sein wie in Düsseldorf - in Berlin fahren Expressbusse alle 10 Minuten (obwohl es auch U-Bahnen gibt) und alle 5 ginge ja auch, mit mehr Kapazität.

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    Kein Kommentar dazu, ob der VAE Hyperloop nur eine Illusion ist oder bald Realität. Genausowenig werden einen Richard Branson geschlossene Virgin Record Stores interessieren!


    Aber wie gesagt. Das hier ist Deutschland! Also alle schön am Boden bleiben und weiterhin auf Trambahnen und am besten Pferdekutschen setzen!


    Klinke mich aus, aus dieser Diskussion der "Insider" :)!!!

  • Bau-Lcfr:


    Bushaltestellen gibt es bereits entlang des Frankfurter Rings, für die Linie 177.


    Ja, und daneben auch noch weitere Linien, wie den 50er.


    Expressbusse gibt's in München seit Jahren.


    Wie gesagt, die Seilbahn soll andere Verkehrsmittel doch nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen.


    Wenn zugleich noch eine tolle Aussicht drin ist, warum denn nicht?


    Wenn sich die Seilbahn als wirkungslos erweisen sollte, können immer noch eigene Busspuren eingerichtet werden. Die Diskussionszeit um solche, dürfte ohnehin bis 2025 dauern...

  • Im übrigen kommt die Seilbahn zurück in die Stadt.
    Dort kommt sie her aus Bergbau und Industrieregionen als Materialseilbahn.
    Seit der Jahrhundertwende (1900) war D hier recht schnell Marktführer mit Heckel und Bleichert in Leipzig sowie Pohlig in Köln.
    Die Seile stammten im wesentlichen von Felten und Guillaume in Köln.
    Diese Firmen bauten später viele Grossanlagen in den Südamerikanischen Anden und hatten ein sehr hohes Ansehen.
    Erste Personen Seilbahn wurden dann in Meran gebaut, dann ua der Wetterhorn Aufzug am oberen Grindelwaldgletscher.
    Pohlig bekam dann den Zuschlag für eine Seilbahn in Hongkong 1908 und die Seilbahn von Rio über den Morro de Urca auf den Zuckerhut ca 1912.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schachbrett () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Seilbahn über den Mittleren Ring?

    Wie gesagt, die Seilbahn soll andere Verkehrsmittel doch nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen.


    Na ja, wenn die erste Linie nur wenige 100 Meter südlich vom potenziellen S-Bahn-Nordring verläuft und ja tatsächlich einen Teil der dringend benötigten Ost-West-Verbindung im Norden der Stadt herstellt, die ja auch von der dort ansässigen Wirtschaft seit langem gefordert wird, kann man schon davon ausgehen, dass diese Strukturen nicht doppelt aufgebaut werden. Langfristig wäre es vorstellbar, dass man einen kompletten Seilbahnring um die Innenstadt legt. Von der Studentenstadt weiter mit Föhringer Ring über die Isar, dann Effnerstraße und dann einfach komplett über den Mittleren Ring Ost, Süd und West und von der Landshuter Allee wieder zum Oberwiesenfeld anschließt. Über dem Mittleren Ring ist der Platz zwischen den Häusern fast immer ausreichend für die Seilbahn. Und so ergeben sich die gewünschten Umsteigemöglichkeiten zur U-Bahn (U2 Nord, U6 Nord, U4 Nordost, U5 Ost, U1 Süd, U3 Süd, U6 Süd, U4/U5 West, U1 Nordwest, U3 Nord) sowie zur S-Bahn Stammstrecke am Leuchtenbergring und an der Donnersbergerbrücke. Der Punkt ist nämlich, dass die Bahnhöfe praktisch aller U-Bahn-Äste unter dem Mittleren Ring liegen und eben nicht an einem Kreuzungspunkt mit dem Bahn-Nord-bzw.- Südring. Insofern würde es absolut Sinn machen, diese "Ringbahn" nicht auf der Schiene sondern als Seilbahn über den Mittleren Ring zu setzen.

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    Und eben aufgrund solcher Überlegungen ist es absolut angebracht, die Seilbahn einfach mal auszuprobieren und zu schauen, wie sie sich im täglichen ÖPNV-Wahnsinn schlägt. Diskutieren lässt sich vieles, gemacht werden muss es. Die 50 - 80 Millionen Euro sind doch keine Summe im Vergleich dazu, wofür das Geld sonst heutzutage ausgegeben wird...


    @Nordring: Dieser hat weitergehende Funktionen wie die direkte Anbindung des Umlands und potentiell sogar des Flughafens.

  • Diese 50 Mio. sind der absolute Witz. Hinzu kommt die schnelle Umsetzung. Allein das sind schon Gründe genug es auszuprobieren.


    Ich habe mir immer wieder überlegt, dass die ständig geforderte Ringbahn eigentlich auf bzw. unter dem Mittleren Ring verlaufen müsste. Schienenbasiert ist das aber aufgrund der vielen Straßen- bzw. bereits vorhandenen U-Bahn-Tunnels sowie Brücken kaum oder nur sehr aufwendig realisierbar. Die Seilbahn wäre gerade hier ein Lösungsansatz, der keine reine Spielerei ist, sondern zu den speziellen Herausforderungen unserer Stadt passt.

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    Die war gestern auch in der SZ abgebildet. Die Kabinen dürften später deutlich größer sein, zudem werden pro Richtung wohl zwei Seile verwendet werden, um die Gondeln weniger anfällig für Seitenkräfte zu machen (vgl. Betriebsfähigkeit bis 100 km / h).