Joseph-Pschorr-Haus Neuhauser Str. 19 [fertiggest. 2013]

  • Hey zusammen,
    auch wenn ich mich jetzt mit heißen Schuhen auf dünnes Eis begebe.... man muss den Bau live sehen. Wirkt auf Fotos überhaupt nicht. Mir gefällt das Gebäude, auch oder gerade weil es so protzig und etwas abweisend wirkt. Aber das ist ja wie mit Allem Ansichtssache. ;)

  • Leider setzt sich das Trauerspiel nur wenige Meter weiter fort: Vor kurzem fiel in der Kaufingerstraße 11 ein erhaltenswertes Zeugnis der Wiederaufbauzeit der Abrissbirne zum Opfer, obwohl das Gebäude problemlos hätte saniert werden können.


    Das ist erst mal nur eine, nämlich deine Meinung. Ich sehe das ganz anders: weder die Kaufingerstraße 11 noch das Stadtmuseum am Rindermarkt sind besonders erhaltenswerte Gebäude. Der Abriss dieser Gebäude stellt keinen Verlust dar, sondern ist zu begrüßen.


    Überhaupt geht die Entwicklung in München endlich in die richtige Richtung: Die ganzen 50er/60er Jahre-Betonbunker werden jetzt nacheinander plattgemacht und es wird Platz für zeitgemäße Architektur geschaffen.


    Mit dem Joseph Pschorr-Haus beweist man in München auch, dass es nicht immer nur billige Investoren-Klötze sein müssen. Hier hat man sich mal an einen mutigen Entwürfe heranwagt. Mich überzeugt das Ergebnis und ich finde das ist der beste Bau in der City seit Jahren :daumen:.

  • @ Jai-C: Das Gebäude Kaufingerstraße 11 war definitiv erhaltenswürdig, da es mit seiner historisierenden Fassade charakteristisch für die frühe Phase des Wiederaufbaus stand und vergleichbare Gebäude in der Altstadt kaum zu finden sind. Angesichts des billigen Lückenfüllers, der dort geplant ist, schmerz dieser Verlust besonders. Über das Stadtmuseum am Rindermarkt brauchen wir erst gar nicht zu diskutieren, da es als bedeutendes Zeugnis der 1950er-Jahre-Architektur unter Denkmalschutz steht.

  • Jai-C:


    Sehe ich auch so. Und was man so mit kriegt auch viele Passanten, die an dem Bauwerk vorbei laufen. Vor allem bei Dämmerung, wenn innen die Lichter angehen, hat das Pschorr-Haus eine ganz besondere Aura.


    Dass alle 50er Bauten jetzt mit zeitgenössischer Architektur ersetzt werden muss nicht unbedingt gut sein, da man die Gebäude dann in 30 Jahren wieder abreißen muss, da man sie vor lauter Monotonie nicht mehr sehen kann.

  • MiaSanMia
    Du hast grundsätzlich Recht - auch einige der Gebäude die heute gebaut werden, könnten in einiger Zeit selbst zu Abrisskandidaten werden. Trotzdem finde ich es besser, etwas neues zu schaffen als ständig nur Bedarfsrenovierungen an Behelfsbauten durchzuführen (denn nichts anderes sind die meisten Nachkriegsgebäude).


    @ Jai-C: Das Gebäude Kaufingerstraße 11 war definitiv erhaltenswürdig, da es mit seiner historisierenden Fassade charakteristisch für die frühe Phase des Wiederaufbaus stand und vergleichbare Gebäude in der Altstadt kaum zu finden sind.


    Das Gebäude hatte allenfalls eine sehr zaghafte und dazu noch schlecht umgesetzte Fassadengliederung, sowie ein paar Sprossenfenster. Das genügt meinem persönlichen Anspruch nicht, um ein Gebäude als erhaltenswert und historisierend einzuordnen.


    Über das Stadtmuseum am Rindermarkt brauchen wir erst gar nicht zu diskutieren, da es als bedeutendes Zeugnis der 1950er-Jahre-Architektur unter Denkmalschutz steht.


    Diskutieren kann man grundsätzlich über alles. Wobei ich Dir hier sogar teilweise zustimme - dieses Gebäude ist ein tatsächlich ein Zeugnis der 50er-Jahre Architektur. Schön wird es dadurch aber trotzdem nicht. Also bitte weg damit.


  • Mit dem Joseph Pschorr-Haus beweist man in München auch, dass es nicht immer nur billige Investoren-Klötze sein müssen. Hier hat man sich mal an einen mutigen Entwürfe heranwagt. Mich überzeugt das Ergebnis und ich finde das ist der beste Bau in der City seit Jahren :daumen:.



    Leider sind 2/3 der Fassade 08/15 Hinterhoffassaden, die der Lage nicht gerecht werden. Das Hackenviertel hat durch den Neubau 2 Jahre lang übelsten Baustellenverkehr ertragen müssen und das Ergebnis (das Hackenviertel betreffend) unterscheidet sich fast nicht vom vorherigen Zustand. Weder optisch noch verkehrlich (Parkhausverkehr). Das Gebäude setzt auch keinen Akzent, weil es sich in seiner Kubatur nicht vom Vorgängerbau unterscheidet - was natürlich auch dem Baurecht geschuldet ist. Allerdings verspüre ich auch kein Interesse das Gebäude zu betreten, weil es von außen schon mit nichts Spannendem lockt. Ich sehe auch nicht, was an diesem Bau mutig sein soll. Die Schaufassade zur Fußgängerzone hin hätte man auch 1:1 an den Vorgängerbau schrauben können.

  • Sehe ich ganz anders.


    Die vertikale Gliederung des Gebäudes lässt es kompakter aussehen als es ist. besonders im Vergleich zum Betonbunker der vorher dort die Gegend verschandelte. Auch die Anordnung der Fenster ist im positiven Sinne ungewöhnlich. Außerdem wurde auf Naturstein verzichtet, der nun schon in jeder Kleinstadt sein Unwesen treibt.


    Die Fassade der Rückseite ist allerdings grausam, da hat man wohl keine Lust mehr gehabt...

  • Hey zusammen,
    auch wenn ich mich jetzt mit heißen Schuhen auf dünnes Eis begebe.... man muss den Bau live sehen. Wirkt auf Fotos überhaupt nicht. Mir gefällt das Gebäude, auch oder gerade weil es so protzig und etwas abweisend wirkt. Aber das ist ja wie mit Allem Ansichtssache. ;)


    :daumen:
    Hab es heute zum ersten Mal vor Ort gesehen und finde den Bau echt gut.
    Nur das billige orange "Sport Scheck"-Pappschild im Eingangsbereich passt einfach nicht, da hätte ich mir etwas gediegeneres gewünscht wie am Odeonsplatz bei Sassoon & Co.


    2 Mal editiert, zuletzt von hiTCH-HiKER ()

  • Sehe ich ganz anders.




    Die Fassade der Rückseite ist allerdings grausam, da hat man wohl keine Lust mehr gehabt...



    Von genau der spreche ich ja. Und da beziehe ich die Parkhausfassade zur Eisenmannstraße mit ein. Alles was außerhalb des Sichtfeldes eines in der Fußgängerzone vorbeischlendernden Passanten liegt ist einfach nur noch maximal profan.

  • Wettbewerbsentwurf von Kleihues+Kleihues

    Dass es auch besser gegangen wäre, beweist der Wettbewerbsentwurf von Kleihues+Kleihues aus Berlin:



    Geschäftshaus Neuhauser Straße München, 2010


    Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit. Dieses oft zitierte Motiv trifft das Thema für das Projekt in der Neuhauser Straße sehr genau. Die vier möglichen Läden an der Neuhauser Straße treten durch die differenzierte, plastische Fassadengestaltung als ablesbare einzelne Geschäftshäuser hervor ohne sich zu sehr voneinander zu lösen. Wir schlagen eine Architektur vor, die die Anforderungen eines modernen Geschäftshauses erfüllt, mit großzügigen klar gefassten Schaufenstern und Eingängen, mit repräsentativen und gleichsam elegant zurückhaltenden Fassaden. Funktionale, wirtschaftliche, ästhetische und ökologische Anforderungen werden zu einer in sich stimmigen Einheit zusammen gefügt.


    Durch die Vorgaben des Bebauungsplanes ist das Volumen des neuen Geschäftshauses weitgehend definiert. Umso interessanter sind die Nutzungsvorgaben für eine maximal flexible Gebäudestruktur mit vier Ladeneingängen zur Neuhauser Straße und einem Zugang für die Fläche im 3. OG von der Eisenmannstraße. Zur Umsetzung dieses Handelskonzeptes schlagen wir lang gestreckte Laden-einheiten vor, die von der Neuhauser Straße bis zum Altheimer Eck durchgesteckt sind. Somit tritt anstelle der Monostruktur des Warenhaustypus eine Typologie von aneinander gereihten Einzelhäusern, die an die historische Parzellenstruktur an dieser Stelle erinnert und den Maßstab der Nachbarbebauungen respektiert.


    Textquelle: http://www.kleihues.com/index.…ftshaus-neuhauser-strasse


    Lageplan:


    Perspektive Neuhauser Straße:


    Detail Fassadenecke:


    Ansicht Altheimer Eck:


    Ansicht Neuhauser Straße:


    Perspektive Innenhof:


    Bildquelle: http://www.competitionline.com/de/beitraege/36415

  • Das Altheimer Eck mag besser gestaltet sein, der Rest ist mMn aber wesentlich schlechter umgesetzt. Solche Fassaden gibt es schon hunderte in der Innenstadt.

  • Grundsätzlich mag ich Kleihues, aber diese nach oben hin immer schmaler werdenden Fenster sind schon grenzwertig. Wenn sich Kleihues schon an historischen Fassaden orientiert, dann sollte er das auch durchziehen, mit einer klaren vertikalen Gliederung.


    Zitat von timovic

    Das Gebäude setzt auch keinen Akzent, weil es sich in seiner Kubatur nicht vom Vorgängerbau unterscheidet - was natürlich auch dem Baurecht geschuldet ist.


    Warum muss das Gebäude unbedingt eine andere Kubatur aufweisen als der Vorgängerbau?

  • Das Altheimer Eck mag besser gestaltet sein, der Rest ist mMn aber wesentlich schlechter umgesetzt. Solche Fassaden gibt es schon hunderte in der Innenstadt.


    +++


    Sehe ich ganz genauso und frage mich ob die Kritiker schon direkt vor diesem Gebäude gestanden sind. Denn die Bilder sagen mal gar nichts aus...

  • Grundsätzlich mag ich Kleihues, aber diese nach oben hin immer schmaler werdenden Fenster sind schon grenzwertig. Wenn sich Kleihues schon an historischen Fassaden orientiert, dann sollte er das auch durchziehen, mit einer klaren vertikalen Gliederung.



    Warum muss das Gebäude unbedingt eine andere Kubatur aufweisen als der Vorgängerbau?


    Weil die alte Hütte ein furchtbarer, ungelenker Klotz war?! Wobei ich mir in Street View nochmal das alte Ding angesehen habe und da war die Seite zum Altheimer Eck fast besser als jetzt beim Neubau. Die graue Farbe des Altbaus war nur einfach übel.

  • Joseph-Pschorr-Haus

    Auf den überdimensionierten Glasflächen der verrosteten Wellblechhütte spiegeln sich die Michealskirche und die Alte Akademie:










    © Architektator

  • Die Form des Neubaus bzw. das Bauvolumen finde ich gar nicht so schlecht. Nur warum hat man kein "richtiges", honigfarbenes Gold wie beim Lenbachhaus genommen? Warum dieses merkwürdige rostige Gold?

  • Ich finde allerdings noch wesentlich schlimmer, dass nur wegen der StadtgestaltungsKommission, der Anteil der Glasfläche zu Gunsten des rostigen Metalls reduziert wurde. Die Spiegelungen der historischen Fassaden gegenüber in der Glasfassade waren vor dieser „Optimierung“ nämlich wesentlich interessanter anzusehen.

  • Auch von mir ein Foto des fertiggestellten Neubaus (30.05.15):


    Auch ich finde das Ergebnis sehr unbefriedigend und genadenlos kommerziell. Maximal 35 bis 40 Jahre geb ich dem Ding, dann wird man es wieder abreissen. Aber vielleicht ist das auch genau so gewollt.

  • Abreissen nicht, aber zumindest kann dann keiner mehr die Fassade sehen. Mir geht es jetzt schon so...