Hamburger Hochhaus-Diskussion

  • Sorry, aber die Bedeutung einer Stadt an ihrem höchsten Gebäude zu messen ist einfach nur lächerlich :nono:

  • Wie gesagt, Hamburg ist unter vielen Aspekten Schlusslicht, nicht nur was Hochhäuser angeht.


    Was ich sehr lächerlich finde, ist, wenn Leute sich zeitgemäßen Entwicklungen verschließen und eine beispiellose Rückwärtsgewandtheit an den Tag legen.

  • Was veranlasst Dich eigentlich noch dazu in Hamburg zu wohnen, wenn Du eine solche Abneigung der Stadt gegenüber hast.

  • Was hat das mit Abneigung zu tun, wenn ich die Schwachpunkte aufzeige? Komischerweise springen ja gewisse Leute immer darauf an, wenn ich nur ein paar Wahrheiten äußere und versuchen, die Dinge auf unehrliche Weise schönzureden. Bei Unehrlichkeit halte ich ganz gern dagegen.

  • Die Schwachpunkte sehe ich wohl, es ist auch völlig legitim diese aufzuzegen und zu diskutieren. Ich erachte es aber denoch als gänzlich überflüssig, die Diskussion ewig mit den gleichen Argumenten weiterzuführen.
    Damit sich die Disskussion nicht immer wieder im Kreise dreht, hier mal eine Zusammenfassung (meines Standpunktes).


    - Hamburg ist in verschiedenen Bereichen als provinziell anzusehen ( Straßen, Häuser und Verhaltensstrukturen)
    - Die allgemeine Haltung zu Hochhäusern in und sogar um Hamburg
    ist mehr als schlecht. Ein Projekt muss durch die Presse schon extrem schön geredet werden, um vom Hamburgerspießbürgertum überhaupt akzeptiert zu werden.
    - (fast) alle bisherigen Projekt in Hamburg sind leider verstümmelte Varianten, die entweder durch den Senat oder durch Bürgerbegehren verpfuscht wurden.
    - Hochhäuser sind Zeichen des Fortschrittes und der Internationalität, Hamburg sollte und brauch sich nicht länger hinter anderen Städten verstecken.


    Aber
    - Hamburg versucht in den letzten Jahren stark aufzuholen und schafft dies auch vielfach. (Deichtor, Neumühlen, Dockland, Berliner Tor, ABc-Bogen, Berliner Bogen Elbphilharmonie etc.)
    - Hamburg sollte auch in der direkten Innenstadt keine Hochhäuser bauen ( Es haben sich ja viele andere Alternativen ergeben

  • @ Samuel
    Ich freue mich über deine recht vernünftige Einstellung. Wahrscheinlich hast du auch Recht damit, mehr das Positive zu betonen.


    Nach mehreren Jahren in Berlin und mehreren Reisen und Aufenthalten im Ausland kommt mir Hamburg manchmal vor wie ein zu kleiner Schuh, der schlecht passt. Es liegt einfach auf der Hand, dass Hamburg recht provinziell ist und man wundert sich, wenn andere so borniert sind, das nicht zugeben zu wollen bzw. irgendwie blind zu sein scheinen und Dinge, die offensichtlich sind, nicht sehen können (oder fast noch schlimmer: nicht sehen wollen). Jeder hessische Kleinstadtbewohner scheint den eigenen Wohnort realistischer einzuschätzen als viele Hamburger. Dieses Gefasel von Internationalität oder gar "schönster Stadt der Welt" ist von so durchsichtiger Idiotie, dass man sich nur wundern kann, wie abgekapselt diese Stadt von der Welt ist.


    Na ja, zum Glück kann man ja reisen, und ab und zu mal USA oder Asien oder gelegentlich mal ein Wochenende in London um eine Dosis Vitamin M (Metropole) zu tanken, dann komm ich wieder für eine Weile über die Runden. Irgendwann wird wohl hoffentlich Gewöhnung einsetzen, ohne dass man sich selbst aufgeben muss.... ;)

  • Hier wird so getan, als hätten Hochhäuser automatisch einen Wert an sich.


    Leider haben wir in Hamburg ja nur sehr unterdurchschnittliche Bauten in Hinblick auf die architektonische Originalität:


    Mal ein paar Eindrücke von der Randbebauung St.Georg:



    und so siehts von der Außenalster aus (links: Philips)



    und so vom Michel:


    Diese Bauten lösen keinen Aha-Effekt aus, ganz im Gegensatz zu einigen Bauten beispielsweise in Frankfurt.

  • Wo ihr Recht habt, da habt ihr Recht, allerdings hat das provinzielle an HH auch sein Gutes, zum Beispiel kann man sich mitten in der City befinden und trotzdem ganz relaxt auf einer Wiese liegen oder sich an einen Teich setzen und vorbeischwimmende Koikarpfen beobachten --> Planten Un Blomen. Und ganz nebenbei hört man ausser ab und zu einem Zug fast nichts. Es muss halt nicht immer Bigmetropolesuperurbanecity sein, um sich wohlzufühlen!
    wmeinhart: Super Bilder
    @samuel: Eine Alternative zur Innenstadt wäre sicher die City Nord. Dort könnte man meinetwegen gerne ein paar der hässlichen 70ger-Jahre-Bunker durch Hochhäuser ersetzen, dort stören sie auch keinen!

  • Ich muss auch sagen, die Hochhäuser die Hamburg besitzt sind nicht der Knaller.
    Selbst in City Nord - das Shell-Hochhaus war einmal schon schön - aber so alleine - auch seltsam.


    Micro: Dieses Gefasel von Internationalität oder gar "schönster Stadt der Welt" ist von so durchsichtiger Idiotie, dass man sich nur wundern kann, wie abgekapselt diese Stadt von der Welt ist.


    Ich glaube nicht, bei allem was an Hamburg von Hamburgern befürworten kann, dass solche Aussagen von Hamburgern stammen.
    Ich kenne sie allerdings von Menschen , die nicht von hier sondern z.B. aus Stuttgart oder Castrop Rauxel, ja sogar aus Dresden kommen, die Hamburg für eine sehr schöne Stadt halten. Und auch mein Italiano um die Ecke lebte in der Heimat am Meer - und die Elbe, die Alster sind ihm angenehmer Ersatz.
    Wer einmalig oder kurzfristig nach Hamburg kam, hat gewiss auch gute Erinnerungen an die besuchte Veranstaltung - an die Beziehung die sich aufgebaut hat, an den steifen Hamburger, der so nicht wirklich ist.


    Ich stimme sogar Dykie zu, dass wir Hamburger es vielleicht so wollen, wie er es auch beschreibt und mir auch gefällt - klein und handlich, damit Mensch nicht im Schmieröl von Welt und High-Tech untergeht.

  • Zitat von Dykie

    zum Beispiel kann man sich mitten in der City befinden und trotzdem ganz relaxt auf einer Wiese liegen oder sich an einen Teich setzen und vorbeischwimmende Koikarpfen beobachten --> Planten Un Blomen. Und ganz nebenbei hört man ausser ab und zu einem Zug fast nichts. Es muss halt nicht immer Bigmetropolesuperurbanecity sein, um sich wohlzufühlen!


    Das ist doch überall so! Im New Yorker Central Park kann man entspannt liegen, über Felsen kraxeln etc. und drumrum ist die beeindruckende Skyline. In Chicago kann man am Fuße von Wolkenkratzern am Strand liegen und dabei ziemlich allein sein. In den Frankfurter Wallanlagen ist es auch ganz nett. Berlin hat den Tiergarten, München den Englischen usw.


    Fast jede Stadt und jede Metropole haben ihre gemütlichen Parks oder Gewässer in der Innenstadt, und es gibt kaum eine Großstadt ohne einen botanischen Garten. Manche Städte wie L.A. oder San Francisco haben sogar Strände am offenen Ozean fast mitten in der Stadt, mit Muscheln, Möwen und eindrucksvollem Wellengang - mehr geht wohl kaum! Aber um sowas zu haben, muss es nicht provinziell zugehen...



    Zitat von Dykie

    Eine Alternative zur Innenstadt wäre sicher die City Nord. Dort könnte man meinetwegen gerne ein paar der hässlichen 70ger-Jahre-Bunker durch Hochhäuser ersetzen, dort stören sie auch keinen!


    In der City Nord kann nicht höher gebaut werden, solange sie gelegentlich als Einflugschneise missbraucht wird.

  • Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich merks nur immer, wenn die über mein Haus fliegen.
    Mit entspannen in der Innenstadt hatte ich mich allerdings auf deutsche Städte bezogen. Und da sieht es häufig anders aus.

  • Wer glaubt, durch Hochhäuser würde eine Metropole "weltstädtischer", sollte diesen Zusammenhang mal begründen. Weltstädte sind Handelsknotenpunkte, meist gleichzeitig auch politische Zentren. Im Mittelalter war jede Hansestadt weltstädtisch, ihren Reichtum zeigten sie durch reiche Ornamentik und stolze Kontorhäuser, nicht durch die Höhe ihrer Bauten.
    Heuzutage versucht jede Stadt von Sao Paulo über Denver bis nach Shanghai und Nairobi durch Hochhäuser zu "glänzen". Meist ist das Resultat dann doch recht glanzlos. Mal ehrlich: Wer will schon in Sao Paulo oder Nairobi leben?

  • ^
    Wer glaubt, durch Hochhäuser würde eine Metropole "weltstädtischer", sollte diesen Zusammenhang mal begründen.


    Also mehr Fachwerkhäuschen? ;)
    Der Zusammenhang ist folgender: Wie Du richtig erkannt hast, sind Weltstädte vereinfacht ausgedrückt wirtschaftliche, politische, kulturell-geistige Zentren auf international gewichtigem und höchstem Niveau.
    Bei dieser Zusammenballung von Funktionen wird in der Regel der Grund in der Innenstadt knapp. Daher kommt es verstärkt zu Bestrebungen, in die Höhe zu wachsen. Beispiel: Die "Max" in Augsburg ;). Du wirst feststellen, dass dort höher gebaut wurde als etwa in Pfersee oder Bobingen, wo die Funktionen allein auf die nächste Umgebung beschränkt waren. Das Prestige durch ein markantes hohes Gebäude ist willkommener Nebeneffekt, zugegeben, es gibt Fälle, in denen Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit zweifelhaft sind.


    Also: Nicht die HHer kommen zuerst, sondern zuerst müssen die Bedingungen zur HH-Bildung gegeben sein, s.o. Du hast aber insoweit Recht, dass es auf der Welt auch höchst spekulatives HH-Bauen gibt, mit Sorge sehe ich es auch etwa in nicht wenigen chinesischen Millionenstädten.

    Im Mittelalter war jede Hansestadt weltstädtisch, ihren Reichtum zeigten sie durch reiche Ornamentik und stolze Kontorhäuser, nicht durch die Höhe ihrer Bauten.


    Wir wollen hoffentlich nicht im Mittelalter stehen bleiben.


    Heuzutage versucht jede Stadt von Sao Paulo über Denver bis nach Shanghai und Nairobi durch Hochhäuser zu "glänzen". Meist ist das Resultat dann doch recht glanzlos. Mal ehrlich: Wer will schon in Sao Paulo oder Nairobi leben?


    Ganz so ist es nicht, die meisten HHer werden immer noch gebaut, weil es schlicht Bedarf dafür gibt. Und warum sollen die Städte eigentlich nicht durch hohe Türme glänzen wollen. Im Übrigen: Es war immer schon so. Höchst langweilig wäre doch Köln ohne den Dom oder Hamburg ohne Rathaus oder Lübeck ohne Holstentor - und Chicago ohne den Sears Tower.

  • Klar, können ruhig auch mehr Fachwerhäuschen sein. Der Wunsch dazu in der Bevölkerung ist jedenfalls größer als der nach weiteren Hochhäusern (siehe Altstadtdebatte in Frankfurt). Hochhäuser werden vielerorts nicht aus Brdarf, sondern als vermeintliches Prestigeobjekt gebaut. Das ging in deutschland schon nach dem Krieg mit den HH`S in Frankfurt los. In den USA gibt es eigentlich auch mehr Fläche als bei uns, in die Breite zu bauen statt in die Höhe. Auch dort will jede Stadt eine Prestige-Downtown entwickeln. Dafür flüchten die Bürger zum Wohnen in die Breite der "suburbs". Im Gegensatz zu den USA leben die europäischen Städte von der attraktiven Mischnutzung der Innenstädte aus Wohnen und Arbeiten. Einen wirklichen Bedarf gibt es für HH`s nur in Stadtstaaten wie Singapore oder (früher) Hongkong. Dort war die Expansion durch die Staatsgrenze begrenzt.
    Die Augsburger Max ist für Dich ein Beispiel für Hochbauten? Na ja.
    Und was das Beispiel Köln betrifft: Was wäre der Dom inmitten einer Hochhausbebauung? Genauso armselig wie St. John in New York, er würde nicht mehr auffallen.
    Hochhäuser sind langweilige Gleichmacher und können sich nicht mit traditioneller Architektur messen. Sie sind für US-amerikanische Städte typisch geworden, im Rest der Welt verdrängen sie nur regionale Besonderheiten.

  • ^
    Der Wunsch dazu in der Bevölkerung ist jedenfalls größer als der nach weiteren Hochhäusern (siehe Altstadtdebatte in Frankfurt).
    Altstadt ist Altstadt, und da sollen auch keine HHer hin, wenn es genügend schützenswerte Ensembles gibt.
    Ansonsten: Dass die Menschen das Bekannte dem Unbekannten eher vorziehen, ist auch kein Geheimnis.


    Hochhäuser werden vielerorts nicht aus Brdarf, sondern als vermeintliches Prestigeobjekt gebaut.
    Selten, dass nur aus Prestige gebaut wird. Wüsste jetzt keine konkreten Beispiele, eher spekulativ. Wenn Türme besser ausschauen, lassen sie sich aber natürlich besser vermieten, vorausgesetzt, der Preis stimmt.

    Das ging in deutschland schon nach dem Krieg mit den HH`S in Frankfurt los.
    Das Zürich-HH - reines Prestigeobjekt?


    In den USA gibt es eigentlich auch mehr Fläche als bei uns, in die Breite zu bauen statt in die Höhe. Auch dort will jede Stadt eine Prestige-Downtown entwickeln.
    Nö. Es ist nur funktional gedacht.


    Dafür flüchten die Bürger zum Wohnen in die Breite der "suburbs".
    Gibt es hier genauso. Nennt sich "Stadtflucht in den Speckgürtel".


    Im Gegensatz zu den USA leben die europäischen Städte von der attraktiven Mischnutzung der Innenstädte aus Wohnen und Arbeiten.
    Gewohnheitssache. Autogesellschaft eben. Mir gefällt die Mischlösung aber auch besser.


    Einen wirklichen Bedarf gibt es für HH`s nur in Stadtstaaten wie Singapore oder (früher) Hongkong. Dort war die Expansion durch die Staatsgrenze begrenzt.
    Klar kann man, wenn Platz vorhanden, weiter ins Niemandsland bauen und die Landschaft zersiedeln. Wirtschaftlicher und umweltschonender scheint mir aber die Konzentration der Funktionen auf engem Raum. Dafür sind HHer imo die beste Lösung, was nicht heißt, dass der Schutz möglicher Weise erhaltenswerter historischer Bausubstanz zu vernachlässigen wäre.


    Die Augsburger Max ist für Dich ein Beispiel für Hochbauten? Na ja.
    Ich habe die Max als Beispiel genommen, wei Du Dich vermutlich dort auskennst. Ich hätte natürlich auch Manhattan - Midtown und Augsburg - Königsplatz nehmen können ;).


    Und was das Beispiel Köln betrifft: Was wäre der Dom inmitten einer Hochhausbebauung? Genauso armselig wie St. John in New York, er würde nicht mehr auffallen.
    Jetzt bist Du wieder in der Ästhetik-Schiene, um die es eigentlich nicht geht, denn Ausgangspunkt war ja:


    Wer glaubt, durch Hochhäuser würde eine Metropole "weltstädtischer", sollte diesen Zusammenhang mal begründen.


    Auch wenn Du Fundamental-HH-Gegner bist, was ich akzeptiere, man sollte das Thema Ästhetik und Funktionalität/sachliche Argumente nicht vermengen.


    (Im Folgenden: "ästhetische Diskussion")


    Hochhäuser sind langweilige Gleichmacher und können sich nicht mit traditioneller Architektur messen.
    Es kommt darauf an. Im Übrigen: Traditionelle Architektur war ja auch mal modern.


    Sie sind für US-amerikanische Städte typisch geworden, im Rest der Welt verdrängen sie nur regionale Besonderheiten.
    Da ist ein bisschen was dran, und man sollte behutsam bei der Nutzungsverbesserung begrenzter Flächenressourcen vorgehen, sofern es wirtschaftlich irgendwie noch darstellbar ist.

  • Na, Du bist lustig. Du stellst eine eher individuell-emotionale Behauptung über den Zusammenhang von Weltstadt und Hochhäuser auf, den Du nicht begründen kannst, und möchtest dann aber keine Vermischung von Funktionalität und Ästhetik. Dabei setzt Du wiederum die Funktionalität in Verbingung mit sachlicher Argumentation. Die Aussage, daß Rom keine Weltstadt sei bzw. keine Weltstädte ohne HH`s existieren, ist aber auch nicht sachlich.
    Ich muß auch akzeptieren, daß Du HH-Fan bist, aber das scheint bei Dir wohl auch eher eine ästhetische Vorliebe zu sein.

  • Man sollte sich nichts vormachen: Hochhäuser gehören zum heutigen Stadtbild, erst Recht bei so grossen Städten, wie Hamburg. Hamburg ist gross genug, um auch Hochhäusern platz zu bieten. Ob es auch richtige Wolkenkratzer sein müssen, ist eine andere Frage.


    Was mich stört ist, dass man aus Prinzip gegen Hochhäuser ist...

  • De facto gibt es Gründe die beim Ausblenden ästhetischer Grundhaltungen FÜR und GEGEN Hochhäuser sprechen. Ein klares Richtig oder Falsch kann es darum im Prinzip nie geben - die Sachlage muss von Fall zu Fall individuell hinterfragt werden.


    Aber soweit waren wir doch schonmal... warum immer wieder diese Grundsatzdebatten?