Bremen: Erweiterung und Umbau der Kunsthalle

  • Bremen: Erweiterung und Umbau der Kunsthalle

    Das Architekturbüro Hufnagel Pütz Rafaelian aus Berlin hat den Entwurfswettbewerb zur Erweiterung der Kunsthalle Bremen gegen ein internationales Aufgebot bekannter Architekten für sich entschieden.


    Die Erweiterung sieht den Anbau eines Ost und Westflügels an dem bestehenden Gebäude vor. Die beiden Neubauten springen dabei etwas vom Hauptgebäude zurück und bilden so in Zukunft mit dem Altbau zusammen einen kreuzähnlichen Körper. Die Nutzfläche der Kunsthalle wird auf diese Weise um ca. 4400 m² erweitert.
    Im Ostflügel sollen Werkstätten und in der Vergangenheit nicht vorhandene Räume zur Zwischenlagerung der Leihgaben entstehen. Die Ausstellungsräume werden sich im Erdgeschoss im 1. OG befinden. Der Übergang der alten und neuen Räume soll dabei fließend sein.
    Weitere Veränderungen sind der Zugang zu den oberen Geschossen vom Foyer aus über 2 Treppenhäuser. Bisher war das nur über ein Treppenhaus möglich. Zudem wird das offene Oval, welches sich im Eingangsbereich befindet wieder verschlossen.


    Die Kosten für die Erweiterung sollen rund 30 Millionen Euro betragen.


    Weser Kurier


    Lageplan

    Grundrisse der Ausstellungsebenen Erdgeschoss und Obergeschoss

    Ansicht von Norden

    Wettbewerbsmodell

    Bildquelle: Hufnagel Pütz Rafaelian

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  • Fertiggestellt

    Und fertig ist die Kunsthalle.


    Kleinere Abweichungen haben sich noch zu den Angaben vor Darthito ergeben.


    Fläche: 4300 qm
    Kosten: 36 Mio. Euro


    Für die Mehrkosten von sechs Millionen im Vergleich zur Ursprungsplanung gibt es schon einige Finanzierungszusagen der privaten Stifter. Der Rest soll auch noch irgendwie aufgetrieben werden.


    Zwei Meldungen zum Medienecho:


    http://www.zeit.de/kultur/2011-08/kunsthalle-bremen-umbau


    http://www.baunetz.de/meldunge…9.html?source=google-news


    Meine Meinung:


    - Außenansicht könnte besser sein. Die angebauten Klötze sind schon sehr mächtig. Die Fasssadefarbe ist falsch gewählt. Entweder an den Altbau angleichen (was ich sinnvoll gefunden hätte) oder klarer Kontrast. Jetzt ist es nicht Fisch, nicht Fleisch. Sieht aus als wollte sich der Architekt nicht einfügen, aber hatte auch nicht die Eier für eine Statement.


    - Innenraum überzeugt. Die Rotunde vermisse ich nicht. Klar strukturierte Räume, flächiges Licht, sämtliche Technik tritt dezent zurück (bestes Beispiel: der Aufzug) und sichtbare wie harmonische Übergänge zwischen Alt- und Neubau. Die Nutzung der opulenten Außenfassade als Innenwände der minimalistisch gestalteten Neubauräume ist sehr schön gelöst.


    Fazit:


    Außen pfui, Innen hui. Nein, so weit würde ich nicht gehen. Von Außen wird der Erweiterungsbau definitiv keine Architekturgeschichte schreiben - weder im Guten, noch im schlechten. Von Innen ist der Anbau sehr gelungen. Das Museum bietet eine attraktive Ausstellungsfläche, die sowohl für klassische wie zeitgenössische Kunst ein stimmiges Umfeld bietet.


    Kurzum: Eine Kunsthalle für Museumsbesucher.

  • Mir wäre ein historisierender Anbau am liebsten gewesen, aber damit stoße ich hier glaub ich auf taube Ohren. Aber auch sonst ist es einfach ein Klotz, der sich nicht einfügt, wenn mich als Laien fragt.

  • Historisierend wäre nicht so mein Ding, aber es würde schon viel ausmachen, wenn die Betonfassade den gleichen Farbton wie der Altbau hätte.


    Den Ausschreibungsprozess habe ich damals nicht verfolgt, aber angesichts der hohen Anzahl der eingereichten Entwürfe, erscheint es mir logisch, dass da was besseres dabei war (aber vielleicht doch nicht zum gleichen Preis).


    Von Innen finde ich das Gebäude allerdings sehr gelungen.

  • Es wäre Klasse, wenn Ihr ein paar Bilder des Anbaus einstellen könntet, damit wir uns auch ein Bild machen können. Als jemand der ab und zu in Bremen weilt, der Stadt verbunden ist und schon manchen Espresso im alten Café genossen hat, bin ich sehr am Ergebnis interessiert. Insbesondere da das Bremer Forum durchaus etwas Publicity gebrauchen kann. Ausserdem ist die architektonische Lösung des Neubaus an den schönen Altbau sicherlich spannend.


    Danke, marty

  • Hallo Matty,


    Hier findest Du die Fotos vom Baunetz.


    Dabei fehlt allerdings die Frontalansicht (das erste Foto ist die Rückseiten-Ansicht).


    Daher noch ein Verweis auf eine Bilderserie im Weser Kurier, die auch Innenansichten enthält.


    EDIT: Habe gerade gesehen, das die WK-Bilder dem Käseblatt wieder alle Ehre machen und ebenfalls keine Frontalansicht enthält, daher für bessere Innenansichten lieber Radio Bremen oder direkt von der Kunsthalle. Eine Frontalansicht ist nirgends zu finden, ich mache daher eins, wenn ich heute daran vorbeikomme. /EDIT


    Da Du wahrscheinlich in Frankfurt wohnst, kannst Du Dir ja bald beim Städel (das ich als vergleichbares Projekt einstufe) anschauen, wie man einen dezenteren Anbau hinbekommt. Von den Kosten liegen die dann auch "nur" noch 10 Mio. auseinander (solange beim Städel alles im Rahmen bleibt).


    Mal gucken, ob ich mich an den Anblick der "DDR-Wachtürme" gewöhne. Deren schwarze Profile sind übrigens LED-Anzeigen, die bei der Eröffnung mit Stifternamen bespielt wurde. Ich kann nur hoffen, dass dieses sehr auffällige Detail nur sehr vorsichtig genutzt wird. Eine sehr effektive Art der Ausstellungsbewerbung ist es allemal.


    Die eingebaute Installation von James Turell "Above, Between, Below" (oder andersherum) finde ich übrigens sehr gelungen - sowohl von der Optik als auch die Verknüpfung mit der Historie des Gebäudes.

    Einmal editiert, zuletzt von rotfuxx ()

  • War am Wochende in Bremen und habe ein paar Bilder gemacht. M.E. ist die Erweiterung der Kunsthalle sehr gelungen, auch wenn der Neubau natürlich einen starken Kontrast zu der klassizistischen Fassade herstellt.


    Die Neubauten nehmen sich jedoch sehr schön zurück und "umspielen" das alte Gebäude geradezu. Dazu tragen die zurückhaltenden Farben und die klaren strengen Linien bei. Toll, gefällt mir sehr gut und Kompliment an Bremen!





    Sehr schön finde ich die jeweils drei umlaufenden Schriftbänder, die die horizontale Gliederung des Altbaus fortsetzen und die in einer Leuchtschrift die Namen der Spender zeigen:



    Einmal editiert, zuletzt von marty-ffm () aus folgendem Grund: Rechtsschreibung

  • Leider

    Die Leuchtstreifen sind jetzt doch leider animiert. Die Laufgeschwindigkeit der Schrift ist zum Glück noch sehr moderat und zumindest die Mittelzeile auf "weißen Strich" festgesetzt, aber schön finde ich diese Nutzung nicht.


    Derzeit werden die Leuchtstreifen noch mit Zitaten von Munch bespielt, was zumindest dezenter ist als Werbebotschaften wie


    "MORGEN KINDERTAG!!! JEDES KIND IM BEGLEITUNG EINES ERWACHSENEN GRATIS. TOLLE MALSPASS GARANTIERT. EINTRITT ERWACHSENE: 8 EURO. HOTLINE FÜR FÜHRUNGEN: 0421-123456789"

    , die hoffentlich nicht über den Leuchtstreifen geschickt werden.


    Es wird wohl noch eine Zeit Dauern bis ich mich mit den Dingern sowie der Fassadenfarbe der Anbauten anfreunden kann.


    Von innen finde ich sowohl den modernisierten Altbau als auch die Anbauten weiterhin sehr gelungen.

  • Anbei mal ein paar Bilder vom Inneren der zwei neuen Anbauten an die alte Kunsthalle. Sehr schön finde ich, dass die alte Sandsteinfassade miteinbezogen wurde und sozusagen jeweils die Abschlusswand zum Altbau bildet. Auf meinen nachfolgenden Bildern kann man das einigermaßen gut erkennen:






    Bilder: Marty-FFM

  • Nach nun einiger Zeit der Eingewöhnung muss ich leider immer noch sagen: Warum hat man die Farbe des Anbaus nicht an die Sandsteinfassade angeglichen?