Projekte in der Altstadt

  • Sachlich falsch noch dazu.
    Eine echte Nachahmung wäre mir lieber. Das Gekratze ist nicht viel besser als aufgemalt. Und die Verwendung von Folie ist sicher keine 400 Jahre alte Technik.

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    Ja klar wäre eine massive Stuckfassade "besser". Nur den Bauherren möchte ich mal sehen, der das komplett privat finanziert. Stattdessen wird mit der gerade auch in Bayern traditionsreichen Sgraffito-Technik ein immer noch erheblicher Aufwand betrieben.

  • Die in der Abendzeitung abgebildete Musterfassade sieht doch vielversprechend aus. Also ich finde es gut, dass man hier an die alte Sgraffito-Tradition anknüpft, die an vielen gelungenen Bauten aus der frühen Nachkriegszeit zu finden ist, wie z. B. am Donisl oder Ludwig Beck am Rathauseck.

  • Besser als eine "moderne" (ich hasse dieses sinnentleerte Wort) Fassade allemal. Aber jetzt tut mal nicht so, als hätte ihr die "alte Sgraffito-Tradition" schon vor diesem Projekt gekannt.;)

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    Ich glaube in einem Architekturforum ist es nicht unwahrscheinlich, wenn einige User das ein oder andere Handwerk kennen ;).


    Nebenbei ist es ja auch nicht das erste Gebäude in München, bei dem diese Technik angewandt wird.

  • Diese Technik war in der frühen Renaissance in Oberitalien, Süddeutschland und angrenzenden Gebieten wie vor allem Böhmen aber auch Österreich durchaus üblich. Dabei wurden oft Scheinfassaden erzeugt. In München sind keine Beispiele davon erhalten. Die Fassade des Weinstadl kommt dem optisch allerdings nahe, wennauch hier nur gemalt wurde. http:// https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sehenswuerdigkeiten-in-muenchen-zur-arena-und-dann-1.151790-13
    Nur an einem neuen Haus, das keine Rekonstruktion darstellt, hat die Verwendung dieser Technik dann schon etwas Zombiehaftes.

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    Die Sgraffito-Technik findet sich auch an einigen Nachkriegsgebäuden, in der Altstadt z.B. beim Kaufhaus Ludwig Beck. Aufmalen hat hiermit allerdings nichts zu tun. Der Vorteil des Kratzens ist ja gerade, dass die Fassade hinterher plastischer aussieht.


    Warum ein Neubau mit dieser Technik nun "zombiehaft" aussehen soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber sicher bleibt es eine Frage des Geschmacks.


    Ich persönlich finde die Idee reizvoll und freue mich auf das fertige Gebäude.

  • Ich verstehe auch nicht, was "zombiehaft" bedeuten soll. Wenn eine Technik gute ästhetische Effekte erzielt und ihre Anwendung auch ökonomisch vertretbar ist, dann ist es doch egal, ob sie vor oder nach der Steinzeit erfunden wurde, ob ihre Anwendung seit langem üblich ist oder eben erst neu wieder aufgenommen wurde.

  • Es geht ja nicht nur um die Technik an sich sondern um die Gestaltung. Tatsächlich war die Sgrafitto-Technik in den Nachkriegsjahren in München durchaus beliebt, nur waren die Motive und die Gestaltung stets zeitgenössisch. Einer FC-Bayern-Welt aus dem 21. Jahrhundert zu versuchen, eine Fassade zu verpassen, die sich in einer in völlig anderem Kontext verwendeten Technik an einer Neorenaissance-Fassade aus dem 19. Jahrhundert orientiert, die ja schon eine damals längst vergangene Zeit imitierte, hat schon etwas Lächerliches, zumal ein abenteuerlicher Kontrast mit den offenbar geplanten großen Schaufenstern zu erwarten ist.

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    eine Fassade zu verpassen, die sich in einer in völlig anderem Kontext verwendeten Technik


    In welchem Kontext wurde denn die Sgraffito Technik verwendet? Warum darf sie nur in diesem Kontext verwendet werden? Dass in einem Teil des Gebäudes der FC Bayern einzieht hat zum Glück erstmal nichts mit der Gebäudegestaltung zu tun.


    an einer Neorenaissance-Fassade aus dem 19. Jahrhundert orientiert, die ja schon eine damals längst vergangene Zeit imitierte, hat schon etwas Lächerliches


    Es ist deine Meinung, akzeptiere ich. Nicht, dass dies hier noch in eine weitere Grundsatzdebatte über Nachahmung, Rekonstruktion, Moderne etc., wie es sie schon zu genüge im DAF gibt, ausartet ;).


    zumal ein abenteuerlicher Kontrast mit den offenbar geplanten großen Schaufenstern zu erwarten ist.


    Der Bau aus dem Jahr 1872 besitzt bereits große Schaufensterflächen. Der Neubau übernimmt die Fensterform und -Anordnung.
    https://www.sueddeutsche.de/mu…t-herausgeputzt-1.3857848

  • Über Geschmack lässt sich natürlich immer streiten. Die alte Fassade in einen Neubau zu kratzen, hat etwas hilfloses. Wieso wird nicht gleich die alte Fassade rekonstruiert? Und das Modell zeigt blaue rahmenlosen Fenster. Die breiten Fensterrahmen des Altbaus sehe ich nicht. Was da jetzt rauskommt, ist bestenfalls Edelkitsch. Ich kriege übrigens jedes mal Heulkrämpfe, wenn ich die Vorkriegsbilder sehe.

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    Zu den Fenstern: Weiß nicht genau was du meinst, aber die Fenster sehen genau gleich aus: https://www.abendzeitung-muenc…1c-4e73-a1e6-e9efc58d6f2d (Bild 3 zeigt im AZ-Link nicht den imitierten Vorzustand)


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    Grüne, ÖDP und Linke fordern einen gscheiden Radlweg entlang des gesamten Altstadtrings. Dafür sollen Parkplätze und z.T. Autospuren entfallen. Begründung: Der Autoverkehr nehme auf dem Altstadtring bereits stetig ab, trotz steigender Anzahl an PKW. Interessante Feststellung...:lach:


    https://www.abendzeitung-muenc…08-9495-3ad49c661403.html

  • Der Altstadtring ist ein Relikt aus alten Zeiten der "autogerechten Stadt" und eine Neugestaltung dringend erforderlich. Vier Fahrspuren auf der äußeren Seite sollten reichen, dazu ein breiter Geh- und Radweg auf der inneren Seite plus eine begrünte Mittelpromenade mit freigelegtem Stadtbach. Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Isar hinunterfließen.


    Stephan Braunfels hatte in den 1990er-Jahren ein hervorragendes Konzept für den Münchner Altstadtring entwickelt, das so ähnlich aussah wie die Dresdner Variante:


    http://www.braunfels-architekt…ild-altstadtring-dresden/

  • @ Iconic


    könntest du vielleicht begründen warum der Bau in deinen Augen "kitschig" wirkt?


    Ich finde im Gegenteil, dass der Bau extrem viel richtig macht. Sowohl von den Proportionen, der Fassadenabwicklung, der Dachausbildung und der Gliederung der Fassade steht der Bau in bester Münchener Altstadttradition.
    Das ist nicht Kitsch, sondern Münchener Stil, nur dass solche Bauten eben heute normalerweise nicht mehr gebaut werden, was sehr zu bedauern ist.


    Dazu hat sich der Bauherr wirklich etwas Besonderes ausgedacht und nutzt eine komplizierte Putztechnik, um dem Bau einen individuellen Charakter zu geben. Diese Technik ist sehr aufwendig und teuer. Man sollte dankbar sein, dass der Bauherr diese Kosten nicht scheut und anstatt einer heute leider üblichen Billigbauweise hier einmal einen echten Akzent in die andere Richtung setzt.


    In einer Zeit, in denen heute fast alle Häuser gleich aussehen, egal ob man in Berlin, Köln, London oder Peking baut, da bin ich extrem dankbar, dass sich ein Investor wieder bemüht, etwas Besonderes zu schaffen, was die Traditionen der Region wertschätzt, denn dieser Bau könnte eben nicht überall stehen, sondern hat sehr deutlich erkennbare süddeutsche Züge.


    Einigen mag so etwas heute bereits ausreichen, um als Kitsch abgestempelt zu werden. Ich halte so eine Haltung für extrem schwierig, weil sie ortstypisches Bauen dann praktisch verbietet.


    Ich habe jedenfalls außer der fehlenden Sprossenfenster nichts zu kritisieren, im Gegenteil, dieses Beispiel sollte Schule machen, denn nur so kann man dauerhaft den regionalen Charakter unserer Städte erhalten!