Bezahlbares Wohnen in der Stadt - ein Auslaufmodell?

  • ^ Würde ich zustimmen.


    "Bezahlbares Wohnen" führt sogar noch noch dazu, dass relativ zur Gesamtzahl der Wohnungen, der begehrte Wohnraum sogar noch knapper wird (bei Zuzug/ Wachstum).


    Böblingen Allmendäcker (Bild 1 ff.): http://www.deutsches-architekt….php?p=392373&postcount=3


    Böblingen Flugfeld (Bild 2): http://www.deutsches-architekt…hp?p=392208&postcount=153


    Wenn man baut, dann muß man "g'scheit" bauen! Alles andere ist auf lange Sicht verschwendetes Geld.


  • Im Prinzip wird dagegen protestiert, dass jemand sonst mehr verdient und mehr für's Wohnen ausgeben will. Gerade erinnere ich mich an einen, der in der S-Bahn (offensichtlich unter Alkoholeinfluss) wüst über Leute schimpfte, die 1. Klasse fahren. Schließlich rief ihm jemand zu: Hättest Du mehr aus Deinem Leben gemacht, säßest Du auch in der 1. Klasse. Den Spruch könnte man auch in anderen Situationen verwenden.


    Schlechter Zynismus pur in einem Land wo nachgewiesenermaßen der Aufstieg aus unteren sozialen Schichten mehr als nur "schwierig" ist.


    Ansonsten: Irgendeinen wird es immer geben, der sich in einem nachgefragten Gebiet was leisten kann. Aber was ist mit den Märkten, die deswegen außer Kontrolle geraten und kein Wohnraum mehr verfügbar ist? Ich rede da gar nicht unbedingt von Berlin, sondern von all den Studentenstädten, in denen Studenten einfach keinen Wohnraum mehr bekommen und der wenig verfügbare Wohnraum NATÜRLICH für einen Wucherpreis vermietet wird. Neubau PLUS eine wirkungsvolle Regulierung der Mietpreise bei Neuvermietung muss sein. Wohnraum ist eben keine Ware wie jede Andere. Und NATÜRLICH steigen die Mieten, weil die Vermieter mehr in der Tasche haben wollen - weil sie es können. Das muss aber ja nicht unbedingt gut sein - genau wie ein einigermaßen freier Wohnungsmarkt nicht unbedingt "gut" sein muss.

  • Schlechter Zynismus pur in einem Land wo nachgewiesenermaßen der Aufstieg aus unteren sozialen Schichten mehr als nur "schwierig" ist.


    Dieser Nachweis würde mich interessieren. Die Behauptung deckt sich überhaupt nicht mit meinen Beobachtungen.


    Hohe Mieten sind nicht nur für die Vermieter von Vorteil. Sie sind der Anlass mehr Wohnungen zu bauen – man kann schließlich verdienen daran. Insoweit ist es widersprüchlich mehr Wohnungen und niedrige Mieten zu fordern.


    Hohe Mieten sind weiter ein Anlass mit Wohnraum sparsam umzugehen – schließlich ist er teuer.


    Beide Anreize sind gesund im Umgang mit knappen Gütern.

  • Natürlich steigen die Mieten weil die Vermieter mehr Geld in der Tasche haben wollen. Die legen nunmal die Preise fest


    (Dass die Vermieter genauso wie die Mieter wie so ziemlich jeder möglichst viel in der Tasche haben möchten, dürfte trivial und selbstverständlich sein.)


    Nicht alleine - wenn ein Vermieter zuviel verlangt, bleibt er auf leerstehender Wohnung mit laufenden Kosten ohne Einnahmen sitzen. Dort, wo ich (im wenig begehrten Stadtteil) wohne, höre ich stets über viele lange leer stehende Wohnungen - keinesfalls in baufälligen Häusern. Entsprechend stagnieren in solchen Vierteln die Mieten oder gar sinken sie. Dem einige Beiträge zuvor verlinkten Artikel nach ist es fast überall so - selbst in den größten Metropolregionen in weniger schönen Teilen (wie das Ruhrgebiet bei Düsseldorf) und auf dem Flachland sowieso.
    Einer der von Nikolas verlinkten Texte erwähnt, wo man in Berlin billig wohnen kann - etwa in Marzahn statt Kreuzberg, Umzüge dorthin werden selbst von den Behörden nahegelegt. Wieso sollte ich etwas für unzumutbar halten, was ich selbst - freiwillig - getan habe?


    Wohnraum ist eben keine Ware wie jede Andere.


    Wieso sollte er etwas anderes sein als etwa Lebensmittel oder Bekleidung? Möchte man die Grundbedürfnisse-Waren kontrollieren, ist die Wirtschaft schon zur Hälfte staatlich. Das hat man jahrzehntelang in Osteuropa ausprobiert, mit verheerenden Folgen. Wenn man schon studentisches Wohnen anspricht - im Osten waren 2-4 Studenten pro Zimmer eines Wohnheims die Regel. In Dresden erlebte ich Wohnheime (einige wurden im Sommer zu Billighotels) mit je zwei Etagenbetten (4 Schlafplätze) auf 12 Qm.
    Falls jemand Verhältnisse wie im früheren Osten haben möchte, sollte bitte auch die dortigen Wohn- und Lebensstandards akzeptieren. Diese Standards kann man jedoch in der existierenden marktwirtschaftlichen Welt für wenig Geld haben, dafür braucht man nicht gleich die ganze Welt kaputtzumachen.

  • Hohe Mieten sind weiter ein Anlass mit Wohnraum sparsam umzugehen – schließlich ist er teuer.


    Wohnraum ist aber kein Verbrauchsgut. Wenn er da ist, dann ist er da. Ohne Kriegszerstörungen oder Naturkatastrophen im Prinzip ewig.


    Beide Anreize sind gesund im Umgang mit knappen Gütern.


    Das trifft eigentlich nur sekundär auf den Wohnraum zu, mittelbar v.a. über den Energiebedarf zum Heizen.

  • Ich wüsste zu gern, woher die Vorstellung stammt, man könne mit massenhaftem Wohnungsneubau die Unausgewogenheit des Wohnungsmarktes in Richtung fallender Mieten beeinflussen.


    1.
    Es gibt in Deutschland heute, anders als in den Zeiten nach den beiden Weltkriegen keinen Wohnungsmangel in dem Sinne, dass zahlenmäßig weniger Wohnungen als Haushalte vorhanden sind. Unser heutiges Problem ist die Unausgewogenheit in dem Sinne, dass erhebliche Nachfrage in einigen Städten und innerhalb der Städte in bestimmten Stadtgebieten nicht gedeckt werden kann, während im ländlichen Bereich oder in strukturschwachen Gebieten infolge von Überalterung und Abwanderung zunehmende Leerstände zu verzeichnen sind . Ich kann die Verhältnisse in Frankfurt beurteilen, wo innerhalb des Alleenrings, in Teilen von Sachsenhausen, Bockenheim, Bornheim, Dornbusch, Eschersheim die Mieten (bei Neuvermietung) durch die Decke gehen, aber in anderen Stadtvierteln (z.B. Niederrad, Teilen von Rödelheim, verbreitet im Westen) Wohnungen nur schleppend und zu deutlich niedrigeren Preisen vermietet werden.


    2.
    Die Kosten für Neubauten sind hoch und lassen sich durch Abstriche an der Ausstattung nur mässig senken. Neubauten werden auch nicht dadurch preiswerter, dass sie in größerer Zahl errichet werden. Die Gestehungskosten liegen im Rhein-Main-Gebiet zwischen 2.500-3.500 €/m². Wer Neubauten kostendeckend vermieten will, muss sich primar an den Herstellungskosten orientieren.


    3.
    Massenhafter Neubau zieht mittelbar (über die Mietspiegel) das gesamte Mietpreisniveau eher nach oben als dass er es senkt. Tatsache ist, dass es in den Neubaugebieten keinen Leerstand gibt, es wird nicht auf Halde gebaut, sondern nur Objekte die bei Baubeginn mindstens zur Hälfte verkauft sind. Neubauten sind in einem Markt, der eine große Zahl schlechter Wohnungen enthält, akttraktiv. Die Leute, die in Neubauten ziehen, machen meistens nach Lage und Ausstattung qualitativ schlechtere Wohnungen frei, die dann, um sie am Markt erfolgreich unterzubringen, technisch auf den Stand der Technik gebracht und marktgängig werden müssen (Sanierung, Modernsierung).


    4.
    Modernisierung ist kapitalintensiv, was bedeutet, dass die Logik von Zins und Tilgung, mithin die Notwendigkeit höhere Kosten zu amortisieren, auch im Althausbestand die Mieten steigen lässt.


    5.
    Erfahrunggemäß bleiben die Mieten in langjährigen Mieterverhältnissen im allgemeinen deutlich hinter dem Niveau der Neuabschlüsse zurück. Die beste Mietpreisbremse sind deshalb stabile Wohnverhältnisse, d.h. umgekehrt, dass in Städten mit hoher Zu- und Abwanderung, also einem tendenziell größer werdenden Anteil an Neuvermietungen das Mietpreisniveau stärker ansteigt, als in stabilen Gebieten, wo kaum jemand wegzieht.


    Ich meine, dass massenhafter Neubau die Lage in mietpreismäßigen Brennpunkten nicht wirklich entspannt. Eine Mietpreisbremse dürfte von den Kommunen auch eher mit zwiespältigen Gefühlen gesehen werden. Städte wie Frankfurt mit einem sehr hohen Anteil an Nachkriesgwohnungen haben sehr mit überaltertem Wohnungsbestand zu kämpfen und sind dringend auf - auch private - Modernisierung angewiesen.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Wohnraum ist aber kein Verbrauchsgut. Wenn er da ist, dann ist er da. Ohne Kriegszerstörungen oder Naturkatastrophen im Prinzip ewig.


    Es ist kein Verbrauchsgut, sondern ein Investitionsgut – dass es deshalb ewig hält, stimmt nicht. Man muss zum Erhalt immer wieder investieren und erleidet sonst Verfall und Verlust. Anders etwa: Gold.


    Das Phänomen Knappheit und die Notwendigkeit von Sparsamkeit ist nicht anders als bei Verbrauchsgütern. Die Knappheit kann sich aus den nötigen Baustoffen ergeben, in den großen Städten allerdings v.a. aus der begrenzten Grundfläche. Viele mögliche Nutzungen und Nutzer treffen auf ein (rechtlich und tatsächlich) begrenztes Angebot an Boden.




    Das trifft eigentlich nur sekundär auf den Wohnraum zu, mittelbar v.a. über den Energiebedarf zum Heizen.


    Den Unterschied erkenne ich nicht. Knappheit, hoher Preis und die Notwendigkeit des sparsamen Umgangs sind gleich.

  • Ich meine, dass massenhafter Neubau die Lage in mietpreismäßigen Brennpunkten nicht wirklich entspannt.


    Tunnelblick, äh Tunnelklick, Du gehst offenbar von Frankfurt aus.


    Ich habe keine Ahnung, vom Frankfurter Immobilienmarkt, aber in Stuttgart gibt es echten Mangel. Da hilft nur massiver Neubau. Hilft ja nix, wenn man im Nordschwarzwald günstig wohnen kann, aber ewig braucht bis man nach Stuttgart zur Arbeit kommt.

  • Es ist kein Verbrauchsgut, sondern ein Investitionsgut – dass es deshalb ewig hält, stimmt nicht. Man muss zum Erhalt immer wieder investieren und erleidet sonst Verfall und Verlust.


    Man baut aber nicht alle paar Jahre sein Haus komplett neu. Man streicht es vielleicht alle 20 oder 30 Jahre mal neu an oder wechselt ein paar Ziegel aus. Mehr aber auch nicht. Mein Haus wurde von meinem Großvater vor einem halben Jahrhundert gebaut. Außer den Heizkosten braucht es eigentlich nicht viel zur Erhaltung und sofern es keine Naturkatastrophe oder einen Krieg gibt, dann wird es auch in weiteren 50 Jahren genau so dastehen, wie heute.


    Mehrere Generationen setze ich deswegen jetzt einfach mal für meine Verhältnisse mit ewig gleich.

  • Wieso sollte er etwas anderes sein als etwa Lebensmittel oder Bekleidung?


    Lebensmittel und Bekleidung sind aber so gegensätzliche Märkte, wie sie nur irgendwie denkbar wären, jedenfalls in der EU. Lebensmittel sind extrem stark staatlich bzw. von der EU reguliert, wohingegen bei Bekleidung quasi bis zum Äußersten gekämpft wird, wenn man sich die Produktionsbedingungen vieler hier verkaufter Textilien ansieht.


    Möchte man die Grundbedürfnisse-Waren kontrollieren, ist die Wirtschaft schon zur Hälfte staatlich.


    Bei weitem nicht und es ist auch nicht gesagt, dass staatlich prinzipiell schlechter als privat ist. Der Staat kann sich auf bestimmten Felder auf eine weitgehend passive Position zurückziehen, aber trotzdem Eigentümer bleiben.


    Und er kann antizyklisch handeln, was private Unternehmen praktisch nicht können.


    Falls jemand Verhältnisse wie im früheren Osten haben möchte, sollte bitte auch die dortigen Wohn- und Lebensstandards akzeptieren. Diese Standards kann man jedoch in der existierenden marktwirtschaftlichen Welt für wenig Geld haben, dafür braucht man nicht gleich die ganze Welt kaputtzumachen.


    Es gibt auch Möglichkeiten bestimmte Bereiche, wie öffentliche Daseinsfürsorge oder Wohnraum zu beeinflussen, ohne planwirtschaftlich wie in der DDR vorzugehen. Das ging z.b. im Westdeutschland der Vorwendezeit, Stichwort Sonderafa (§7b/§10e, http://de.wikipedia.org/wiki/E…e#Historische_Entwicklung) und im Ostdeutschland der Nachwendezeit, Stichwort Denkmalabschreibung.


    Ich weiß jetzt nicht, ob Du im Osten oder im Westen sozialisiert wurdest, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass Leuten aus den östlichen Bundesländern, die so absolut nichts vom Staat wissen wollen, bestimmte Erfahrungen aus dem Westdeutschland der Vorwendezeit fehlen. Das reicht im Prinzip von den 60ern mit Karl Schiller (http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Schiller) und dem Stabilitätsgesetz (http://de.wikipedia.org/wiki/Stabilitäts-_und_Wachstumsgesetz <= Nebenbei, auch wenn es nichts mit Wohnraum zu tun hat, beachte man: "außenwirtschaftliches Gleichgewicht" und eben nicht "Maximierung der Exportüberschüsse mit nachfolgender Abschreibung der Forderungen ans Ausland"!) bis hin zum Westdeutschland der 80er Jahre, das einer echten sozialen Marktwirtschaft (unter Helmut Kohl!) in vielerlei Hinsicht schon sehr nahe gekommen war.

  • ^ Es gibt keine richtige Richtung der Proteste gegen ziemlich objektive Marktgesetze des Angebots und der Nachfrage. Die Mieten in begehrtesten Wohngegenden steigen nicht weil böhse-böhse Vermieter mehr Geld in der Tasche haben wollen (als ob die Protestierenden nicht selbst mehr in der Tasche durch niedrigere Mieten haben möchten). Sie steigen, weil es genügend Leute gibt, die dorthin ziehen wollen - und die Mieten bezahlen können und wollen. Wo es keine Nachfrage gibt, kann niemand eine höhere Miete verlangen.
    Gleichzeitig wird meist gegen Angebotssteigerung durch Neubau und Nachverdichtungen protestiert - oft sind es dieselben Leute.


    Doch, doch es gibt sie, die richtige Form des Protests. Deshalb habe ich sie ja auch verlinkt. Auf ästhetische Weise wird hier auf ein Phänomen zahlreicher deutscher Innenstädte aufmerksam gemacht, das sich soziale Entmischung nennt. Die Wirkung ist bekannt: Die, die es sich leisten können sind drinnen und die es sich nicht mehr leisten können müssen eben über kurz oder lang raus in der Vorstadt.
    Für die Betroffenen wird man in diesem Fall ruhigen Gewissens von einem Mißstand sprechen können. Darüber hinaus hat jeder Markt ja auch seine Akteure. Und diese sind nun mal nicht so anonym wie das Marktgeschehen selbst. Wen wunderts also, wenn sich Protest regt, bei denen die nicht mehr am Markt im gewünschten Umfang beteiligen können. Dieses Unbehagen auf künstlerische Weise zum Ausdruck zu bringen bedeutet für mich ein Stück weit Zivilgesellschaft.


    Das Phänomen ist da, die Folgen auch. Eine Patenlösung habe ich nicht. Deshalb aber auf eine Diagnose zu verzichten und sich hinter anonymen Marktgesetzen zu verstecken bringt uns hier nicht weiter.


    "Gut" oder "Böse" bzw. "selbst schuld" oder "nicht selbst schuld" als moralische Kategorien sind meines Erachtens jedoch die falschen Kriterien, um dieses Marktgeschehen im Allgemeinen zu beurteilen. Es gibt ja schließlich "kein Recht auf Innenstadt", das man hier einklagen könnte. Warum auch?


    Ästhetisch hingegen betrachte ich eine Innenstadt nicht umbedingt als lebenswert, wenn sie sich homogen aus marktkonformen Gewinnern zusammensetzt. Das Gegenteil ist natürlich auch nicht schön. Hier machts erst die richtige Mischung interessant.
    Es sind zudem nicht nur die Menschen, die kommen und gehen sondern auch ihre Dienstleistungen. Der türkische Gemüsehändler, die Eck- und Szenekneipen, das kreative Milieu, der Anwalt, der Nobelschuster und die Maßschneider. Schön wenn sich diese Vielfalt auf engstem Raum in einer Innenstadt zusammenfinden kann...


    Und diesen Prozess wiederum kann und soll man städtebaulich steuern.


    Passend hierzu ein Interview mit Klaus Brake (z.Z. Gastprofessor am Center for Metropolitan Studies/ Berlin): http://www.berliner-zeitung.de…r-,20812554,24245764.html

  • sich hinter anonymen Marktgesetzen zu verstecken


    Die Wirtschaftswissenschaften haben seit sehr vielen Jahrzehnten (wenn nicht Jahrhunderten) ihren Platz an den Unis, genauso wie die Naturwissenschaften. Ich bin geradezu erschrocken, dass einige Basics in der angeblichen Wissensgesellschaft ignoriert bzw. negiert werden können.


    @Interview mit Klaus Brake


    Zur Mietbremse sagt er dort, diese würde die Einnahmen der Eigentümer begrenzen und ein Umlenken der Investitionen woandershin statt in Immobilien bewirken. Das Problem der Mieten lasse sich nur durch Neubau lösen. Dazu werden die Anwohnerproteste gegen Neubauten erwähnt - die ich ebenfalls angesprochen habe.


    Übrigens - nicht jeder in Kreuzberg tätige Gemüsehändler oder Nobelschuster muss genau dort wohnen.

  • Eine Patentlösung habe ich nicht.


    Eine mögliche Teillösung ist auf jeden Fall ästethisch unansehnliche Neubaublöcke, die bis aufs Letzte kostenoptimiert sind, zu unterlassen.


    Würde man auf dem Reißbrett eine Stadt entwerfen, die überall mehr oder weniger gleich gut ansehnlich wäre, dann gäbe es meiner Meinung nach kaum Probleme mit Entmischung.


    Wenn aber schon der Neubau unansehnlich ist, dann braucht man sich mittel- und langfristig über nichts zu wundern. Genau das ist aber das Problem, wenn "bezahlbares Wohnen" gebaut wird. Lieber etwas an der Fläche sparen, als an der Optik.

  • Bau-Lcfr


    Ich habe u.a. Wirtschaftswissenschaften studiert. Erfolgreich! Wie so ein Marktgeschehen funktioniert habe ich schon verstanden. Doch solch ein Markt wie der Wohnungsmarkt (genausowenig wie der Bildungsmarkt, der Gesundheitsmarkt, ja eigentlich jeder Markt) funktioniert nun mal eben nicht im luftleeren Raum sondern führt zu sozialen, gesellschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen. Diesen Veränderungen kann man indifferent gegenüber stehen, sie befürworten oder verneinen. Hier bewegt man sich dann stets mit mindestens einem Bein in der sozialen, gesesellschaftlichen und damit letztlich in der politischen Sphäre. Und politisches Geschehen erlaubt wiederum Aushandlungs- und Steuerungsprozesse. Es muss erlaubt sein sich darüber Gedanken zu machen was gesellschaftlich und städtebaulich gewollt ist. Der Markt allein als Abstimmungsmechanismus greift in diesem Fall für mich zu kurz. Das habe ich in meinem vorherigen Posting versucht deutlich zu machen.

  • .... aber in Stuttgart gibt es echten Mangel. Da hilft nur massiver Neubau. Hilft ja nix, wenn man im Nordschwarzwald günstig wohnen kann, aber ewig braucht bis man nach Stuttgart zur Arbeit kommt.


    Das kann ja sein, aber es beantwortet nicht die Frage, ob das Wohnen im massenhaften Neubau dann auch bezahlbar ist.

  • Wir erleben v.a. einen Paradigmenwechsel in den Wohninteressen. Das Haus im Grünen als Idealbild schwindet, wohingegen das urbane Wohnen in Geschosswohnungen o.ä. populär geworden ist. Mit Blick auf das Thema des Forums sehe ich diese Entwicklung mit Sympathie: Menschen kommen in die Stadt und bringen Ideen und Geld mit. Gewinner dieses neuen Urbanismus' sind die Städte als Habitat!


    Es ärgern sich nur diejenigen, die bisher für wenig Geld in Gegenden wohnten, für die sich keiner interessierte. Diese Einwohner kommen mitunter mit den neuen Einwohnern, den Ideen, dem Geld nicht klar und wechseln in die 'früher war alles besser'-Fraktion. Bei sehr alten Menschen habe ich dafür Verständnis. Wo vor 20 Jahren Tante Emma mit ihrem Laden saß, gibt es heute laktosefreie Latte Macchiatos für € 4,80. Zeiten ändern sich.


    Diese grundlegende Entwicklung auf die Mietpreise zu reduzieren, ist mir – offen gesagt – zu stumpf.


    Schwabenpfeil: Deinen Ausführungen zum Erhalt von Bauwerken kann ich nicht folgen. Dessen ungeachtet kann/muss man auch mit einem knappen Gut, das "ewig" hält (wie bspw. Gold) sparsam umgehen. Stichwort: Wohnfläche pro Nase.

  • Wir erleben v.a. einen Paradigmenwechsel in den Wohninteressen. Das Haus im Grünen als Idealbild schwindet, wohingegen das urbane Wohnen in Geschosswohnungen o.ä. populär geworden ist.


    Die Erfahrungen mögen regional unterschiedlich sein, aber zumindest für unsere Gegend (Grün im Speckgürtel, 12 min S-Bahn bis Stadtmitte) kann ich nur sagen, dass ich noch nie soviele Häusergesuche an Laternenpfählen und Verkehrsschildern, sowie in meinem Briefkasten gesehen habe wie zur Zeit. Die Makler und Interessenten sprechen einen auf der Straße nach Häusern an und ein erheblicher Teil der wenigen zum Verkauf stehenden Häuser kommt gar nicht erst auf den freien Markt, sondern wird unter der Hand gehandelt.


    Wenn Du aus Düsseldorf bist, dann frag doch mal die Leute in Meerbusch, ob sie nicht lieber von ihren Villen in Geschoßwohnungen zögen. Das hat natürlich nichts mehr mit bezahlbaren Wohnraum zu tun, aber das hat ein Einfamilienhaus eh nicht.


    Schwabenpfeil: Deinen Ausführungen zum Erhalt von Bauwerken kann ich nicht folgen. Dessen ungeachtet kann/muss man auch mit einem knappen Gut, das "ewig" hält (wie bspw. Gold) sparsam umgehen. Stichwort: Wohnfläche pro Nase.


    Kann ja sein, dass wir aneinander vorbeireden, aber selbst beim Kölner Dom ist dessen Erhalt praktisch vernachlässigbar gegenüber einem Neubau desselbigen. Und wenn vorhanden, dann kann man natürlich auch nutzen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Schwabenpfeil () aus folgendem Grund: Ergänzt.

  • Die Erfahrungen mögen regional unterschiedlich sein, aber zumindest für unsere Gegend (Grün im Speckgürtel, 12 min S-Bahn bis Stadtmitte) kann ich nur sagen, dass ich noch nie soviele Häusergesuche an Laternenpfählen und Verkehrsschildern, sowie in meinem Briefkasten gesehen habe wie zur Zeit.


    Ich denke, die regionalen Unterschiede sind letztlich gar nicht so entscheidend. Denn was den Immobilienmarkt maßgeblich stimuliert, sind die niedrigen Zinsen für Baugeld, also etwas sehr überregionales. Sie ermöglichen Leuten den Kauf einer Immobilie, die sich das bei höheren Zinsen von 5 oder 6% nicht mehr leisten könnten. Es ist schon ein Unterschied ob du für 300.000 € bei 2,9% Zinsen und 1% Tilgung eine Rate von 975 €/Monat hast oder bei 4,5% und 1% Tilgung eine solche 1.375 €/Monat - deine Wohnkosten variieren um 400 €/Monat bei ansonsten gleichen Betriebskosten. Ich weiß nicht, ob das ein Ausdruck von Wohnungsmangel ist. Denn die Leute, die in deiner Gegend EFH suchen, leben ja nicht unter der Autobahnbrücke oder im Nordschwarzwald.


    Für mich ist das geschilderte Phänomen ein Zeichen dafür, dass eine Menge Leute in der Niedrigzinsphase ihre Erwerbschance wahren wollen. Ich würde deshalb erwarten, dass sich die Nachfrage bei steigenden Zinsen ganz rasch beruhigt.


    Wenn du dich entschiedest, jetzt sofort massenhaft Baugebiete auszuweisen, wären die dortigen Wohnungen in frühestens 2-3 Jahren. Wie entwickeln sich die Zinsen bis dahin? M.a.W., je weiter die Bauvorhaben in die Ferne rücken, desto ungewisser ist es, ob sie noch verkäuflich sind.

  • Ich weiß nicht, ob das ein Ausdruck von Wohnungsmangel ist. Denn die Leute, die in deiner Gegend EFH suchen, leben ja nicht unter der Autobahnbrücke oder im Nordschwarzwald.


    Studenten und Berufsanfänger suchen genauso händeringend, nur halt Mietwohnungen und keine Einfamilienhäuser. Und Gebiete mit irgendwie geartetem Leerstand gibt es nicht. Ich glaube 1,6% oder so, habe aber die Quelle nicht mehr parat. Edit: Könnte im Stuttgarter Immobilienbrief gewesen sein.


    Wie gesagt, die Situation ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Schwabenpfeil () aus folgendem Grund: Ergänzt.