• Hier treffen nun aber alt und neu aufeinander. Schau dir das Gebastel und Verbau der alten Schulanlage auf Google Maps noch mal an: Ein Neubau im 70er-Kasten-Stil zwischen dem alten Schulgebäude und dem historischen Postbau, ein durch eine Sporthalle zugestellter, total verwinkelter Hof. Da kommt nur noch der Aufbau des Schauspielhauses mit, was die unübersichtlichkeit angeht.


    Jetzt sag, was hätte man da hinstellen sollen, wenn man alle Bedingungen erfüllen will:

    • Energetische Anfordeungen des Jahres 2011
    • Infrastrukturanforderungen einer modernen Schule
    • Sporthalle
    • Übersichtlicher Schulhof
    • Behindertengerechter Ausbau
    • Kostenrahmen


    So wie das Schulgelände aussah, wurde der ursprüngliche Bereich zwischen Hedderichstraße und Schweizer Straße irgendwann um das zur Post hin liegende Gelände erweitert. Damit stand das alte Schulhaus mitten auf dem Grundstück und alles andere musste außen herum erweitert werden. Ohne einen Komplettabriss des Bestands konnte hier kein sinnvolles Ergebnis erreicht werden.


    Eine geschlossene Blockrandbebauung entlang der Hedderichstraße (Südseite) hätte das gesamte Schulgelände verschattet (den Effekt sieht man auf Google Maps noch sehr schön), ein Offenlassen der Seite hätte den Lärm des Südbahnhofs vollständig auf das Gelände gelassen.

  • Ein erfrischend realistischer und sachlicher Beitrag, Xalinai. Was als Grundlage noch fehlt sind Fotos des früheren Gymnasiums:


    In älteren Beiträgen (leider in mehreren Strängen verstreut) ist auch davon die Rede, dass die Substanz des gründerzeitlichen Bauteils so schlecht war, dass ein Erhalt als nicht sinnvoll erachtet wurde.

  • Ich weiß nicht ob wir vom selben Gebäude sprechen. Aber was ich hier an der Front zur Hedderichstraße auf dem Foto sehe http://freiherr-vom-stein.de/ ist ein "Mischmasch" aus verschiedenen Materialien und Formen das seines gleichen sucht. Ich glaube es ist nicht zuviel verlangt, dass sich ein Architekt mit der Umgebung befasst und einen quartiersfähigen Neubau erschafft. Bei einer Schule die 100 Jahre auf dem Buckel hat sollte man zudem Respekt vor den historischen Erbe haben.


    Im übrigen: Das Gebäude verschatten, haben Gebäude so an sich. Und gegen eine Teilverschattung ist schon mal garnichts einzuwenden. Ich kenne kein Schulgebäude in Deutschland welches nicht schattige Bereiche bietet -sei es durch Bäume oder schatten spendende Gebäude. Gerade im Sommer brauchen die Schüler auch schattige Plätze.

  • Mal wieder etwas zu einer anderen Schule:
    das Montessori Kinderhaus der Anna-Schmidt-Schule Im Trutz Frankfurt 10 (hier wurde kürzlich die Erweiterung des Oberstufengebäudes fertiggestellt - wie im Forum berichtet) wurde komplett abgerissen. Ein Kran ist bereits aufgebaut, ein Display mit dem zu erwartenden Bauprojekt leider nicht. Auf der Homepage der Schule sind ebenso keine Informationen zu finden.
    Auch Fotos kann ich leider nicht liefern, da ich keine brauchbare Kamera besitze.

  • Freiherr-vom-Stein-Schule

    Meine negative Kritik im ursprünglichen Beitrag bezog sich auf verschiedene Details, die das Gebäude in meinen Augen billig wirken lassen. Daher meine Zuspitzung als "Freiwilige Feuerwehr eines Vorortes Frankfurts". Sicher muss ein modernes Schulgebäude all die Anforderungen erfüllen, die Du aufzählst, Xalinai. Ein Kamm könnte in diesem Fall die beste Lösung gewesen sein, wobei auch ich eher zu einem Blockrand tendieren würde, der sich in ein so gestaltetes Gründerzeitviertel harmonischer einfügt. Ich denke, man kann dieses Argument gut am Satellitenfoto der Stadtplan-Website der Stadt Frankfurt nachvollziehen. (Der erste Link ist ein Bildschirmfoto vom Stadtplan, das ich nicht direkt einbinden darf.) Die Baukörper sind sicherlich unstrittig Fremdkörper. Mit einem Blockrand hätte man mit gleicher Firsthöhe voraussichtlich aber nicht die gleiche BGF erreichen können und hätte in die Höhe gehen müssen, was wiederum für eine beengte Schulhof"schlucht" gesorgt hätte. Eine weitere Variante wäre eine "U"-Bebauung mit den Flügeln bis zur Schweizer Straße gewesen und Lichthöfen in den Riegeln. Allerdings senkt auch das die Ausnutzung des Geländes. Dem könnte eine halb unterirdische Sporthalle, wie wir sie von anderen Schulen Frankfurts kennen, entgegenwirken. Hauptproblem ist sicher eine zu hohe Flächenanforderung auf dem kompakten Gelände. Die Schule des 21. Jahrhunderts benötigt im Vergleich zur Bildungsstätte der Kaiserzeit mehr Platz: Sporthalle und eine Caféteria, kleinere Schulklassen und damit eine größere Raumanzahl mit entsprechendem Verkehrsflächen-Overhead, behindertengerechter Ausbau etc. Eine weitere Alternative wäre demnach ein Umzug - was die Sache komplizierter, zeitaufwendiger und evtl. ebenfalls teurer gemacht hätte.


    Wie dem auch sei, losgelöst von der Umgebung, störe ich mich an der 'billigen' Wirkung, wie anfangs gesagt: Die beiden Kämme liegen auf den flachen Riegeln wie zwei Kühe auf dem Donnerbalken. Durch ihre gedrungene Höhe, aber gleichzeitige große Breite wirken sie von der Seite plump. Dazu hängen sie auch noch über dem Sockelriegel und erdrücken ihn damit vollends. Siehe Foto.


    Dann das "Gesicht" zum Westen hin. Der Schulhof ist ordentlich gestaltet, allerdings zu einem guten Drittel ein öder Parkplatz. Sicher ein Tribut an die Kosten; denn eine Tiefgarage ist teuer. Nach drei Seiten hin ist der Schulhof nicht eingefasst und damit Blicken und auch dem Straßen-/Bahnlärm ausgesetzt. Soweit zum Thema Schulhof mit Aufenthaltsqualität. Dann lieber mehr Schatten und "Geborgenheit". Gelungen ist wirklich nur die Platanengruppe mit ihrer wohnlichen Ausstattung mit Sitzgruppen.


    Eingangsbereich: Das Rendering geht völlig in Ordnung. Die schmalen Seitenwände und Decken wirken leicht, fein und auch durch den dunkelroten Anstrich elegant. Dazu tragen auch die großen Glaselemente an der Front mit schmalen, kontrastierenden Rahmen bei. Die Realität: Unterschiedlich dicke Rahmen um die Glasscheiben, die Türen sehen aus wie vom Baumarkt gekauft, vor allem aber ziehen sich breite Seitenwände und eine noch breitere Decke um das Glas. Verputzt und ockerfarben angestrichen. Neu ist das Glasvordach zwischen diesen beiden (unterschiedlich breiten) Klötzchen. Das ist an sich gar nicht so schlecht, geht aber etwas unter. Es wirkt wie der Haupteingang, der links und rechts von LKW-Zufahrten flankiert wird. Sorry, aber das ist billig und "ungestaltet".


    tscheibörd, danke für den Hinweis zur Anna-Schmidt-Schule. Die Kameraträger unter uns werden da sicher demnächst vorbeischauen.

  • Zum Gründerzeitviertel: In dem Abschnitt der Hedderichstraße befinden sich außer dem Schulgebäude noch genau drei weitere Häuser mit beachtlichen Baulücken, durch die modernere Hintergebäude un der Bahndamm zu sehen sind. Das macht für mich kein Gründerzeitviertel.
    Vor dem Neubau war die Quote sclechter, denn da stand da das alte Schulgebäude und der 70er Klotz.


    Die Ansicht Hedderichstraße zeigt drei Baukörper, das durchgehende Erdgeschoss und die beiden Querriegel (benutzte man die Kamm-Metapher wären das Zinken, keine Kämme;) ). Die Durchdringung des Erdgeschossblocks durch die Querriegel wird durch den Überstand materialisiert und damit die Gliederung des Gebäudes betont - die Natursteineinsätze in der Erdgeschossfassade betonen noch einmal den Eindruck des Auffangens der schweren Querrigel durch die Masse des Erdgeschosses.


    Bei einem massiven, nicht durch eine derartige Gliederung und den Materialmix strukturierten Blockrandbau wäre hier im Forum doch als allererstes nach Kleinteiligkeit und Gliederung gerufen worden und die Kritik auf den dann "monolithischen Block" gerichtet worden.


    Dass die Konstruktion der Eingangstüren dann wieder von der Realität eingeholt wurde, ist halt so - eine Leichtigkeit mit Glas in hauchdünnen Stahlrahmen wie sie Balser, Elsässer und May in den 20ern des letzen Jahrhunderts bauen konnten, wird mit heutigen Isolier- und Sicherheitsglasscheiben (Schulgebäude!) und dann möglichst noch mechanischer unterstützung bei der Türöffnung (Barrierefreiheit) zu einem vernünftigen Preis nicht wieder machbar sein.

  • Xalinai: Deine Anmerkung, dass es sich dabei nicht um ein Gründerzeitviertel handelt ist falsch. In der Hedderichstraße Richtung Südbahnhof steht direkt ein Gründerzeitler neben der Schule und gegenüber stehen, bis auf einen Neubau, ausschließlich Gründerzeitler. Begrenzt wird die Schule im Westen von der historisch bebauten Schweizer Straße. Selbst Richtung Kaulbachstraße hin stehen fast ausschließlich Gründerzeitler. Mehr historische Bebauung geht eigentlich schon nicht mehr für Frankfurt/M.


    Dann noch zu sagen "Vor dem Neubau war die Quote sclechter, denn da stand da das alte Schulgebäude und der 70er Klotz" ist abenteuerlich. Wie soll die Quote vorher schlechter gewesen sein, wenn ein Gründerzeitler-Restgebäude weggerissen wurde und dafür ein Neubau errichtet wurde? Bitte kehre wieder zu einer sachlichen Diskussion zurück.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wikos ()

  • Anna-Schmidt-Schule (hier: Im Trutz Frankfurt)

    tscheibörd machte gestern auf die Baustelle der Anna-Schmidt-Schule aufmerksam. Im Trutz Frankfurt 12 dürfte die Adresse sein. Dort fehlt das Nachkriegsgebäude der Montessori-Einrichtungen (Kinderhaus, Schule), und man bereitet gerade eine Baugrube vor. Ein Kran steht auch schon. Bilder von heute früh:



    Der alte Eingang mit alter Hinweistafel:



    Im Vordergrund ein Berg Styropor, ganz hinten das Arca-Haus von C. Mäckler (von 1994!), im Hintergrund die sanierten Gebäude der Anna-Schmidt-Schule, dazwischen die zukünftige Baugrube:



    Bilder: epizentrum


    Weitere Infos: Satellitenkarte, Street View, Bing Luftbild, Website des Montessori-Kinderhauses, Wikipedia-Artikel zur Anna-Schmidt-Schule

  • kann mich bezüglich der Hausnummer geirrt haben.. war mit dem Fahrrad unterwegs und hab nur kurz rüber geschaut.
    Zu den Funktionen des Hauses muss ich aber dennoch korrigieren: Dort war lediglich das Montessori Kinderhaus inkl. mini Turnhalle im obersten Stockwerk sowie die Küche und der Speiseraum für die Nachmittagsbetreuung der Grundschule (Regel + Monetssori) untergebracht.
    Das Schild, welches ein Montesorri Angebot bis zur 10. Klasse verspricht, kann nur aus historischen Gründen noch dort hängen. Laut Homepage ist nach der 4. Klasse bzgl. des Monessori Angebots schluss...
    Vielen Dank für die Bilder epizentrum!

  • Wikos: Der Gründerzeitler steht neben dem Schulneubau, weil dort ein 70-er Jahre-Klotz abgerissen wurde, an dessen Stelle der Neubau jetzt dort steht. Bei einer Sanierung des Altbaus stünde dort jetzt entweder ein sanierter Klotz oder eben doch ein Neubau auf einem weiterhin völlig fragmentierten Schulgelände. Oder hättest Du erwartet, dass man hier einen pseudo-Gründerzeitler entwirft, der den 70er-Block ersetzt und sich Friede-Freude-Eierkuchenmäßig zwischen den tatsächlich fantastischen Postbau und ein einigermaßen passables Schulhaus schmiegt?


    Ansonsten habe ich mich verzählt, gegenüber stehen nicht zwei sondern drei historische Gebäude, damit kommen in dem Straßenabschnitt jetzt 4 historische Gebäude (3 gegenüber + Post) auf 2 Neubauten, (Schule + 1 gegenüber im Hintergrund). Das ist zwar die Mehrheit der Gebäude, aber ehrlich, man kann aus dieser Zweckarchitektur ihrer Zeit keine Festschreibung der Gestaltung auf eben diese Epoche herauslesen.


    Die Schule bestand zuvor aus zwei baulich grundverschiedenen Gebäuden, wobei der zur Hedderichstraße zeigende Teil des Altbaus etwa so viel mit einem erhaltenswerten Gründerzeitler zu tun hatte, wie ein verrotteter Ford Transit von 1972 mit einem Oldtimer, auch wenn dieser nach seiner Entstehungsepoche einer wäre. Siehe hierzu auch Schmittchens Bilder. Und, nein, man muss nicht alles erhalten um des erhaltens willen. Da gibt es, auch in städtischem Besitz, Objekte, wo entsprechende Mittel deutlich besser investiert werden könnten oder besser investiert worden wären.

  • Xalinai: Danke für Deine weiteren Ausführungen. Um es mal polemisch auszudrücken: Wir befinden uns nicht auf dem Riedberg wo auf der grünen Wiese wild mit Formen und Farben gespielt werden kann. Der Schulneubau befindet sich auf einem historischen Gelände in einem gründerzeitlichen Umfeld.


    An einer Architektur muss ich die Mindestanforderung stellen, dass sich Architekten und Stadtplaner mit der Lage und dem unmittelbaren historischen Kontext auseinandersetzen. Wenn ich dann noch einen sensiblen Altbau (Postbau) direkt neben dem Gelände stehen habe, dann kann ich nicht eine Lösung umsetzen, die alle Grundsätze der Formensprache ad absurdum führt. Epizentrum hat es in seinem Beitrag auf dem Punkt gebracht: "Die beiden Kämme liegen auf den flachen Riegeln wie zwei Kühe auf dem Donnerbalken. Durch ihre gedrungene Höhe, aber gleichzeitige große Breite wirken sie von der Seite plump. Dazu hängen sie auch noch über dem Sockelriegel und erdrücken ihn damit vollends".

  • Dann mach doch mal einen Vorschlag, wie man die Seite zu Hedderichstraße hätte gestalten können. Und wie man das für den Schulbetrieb erforderliche Flächenangebot, das heute bereitgestellt wird, hätte unterbringen sollen.


    "So nicht" ist immer leicht gesagt. Konstruktive Vorschläge sind schwerer, brauchbare am schwersten.

  • Warum sollen wir als Laien Vorschläge machen, für die es hochbezahlte Fachleute gibt? Kann man nicht ganz einfach äußern, dass einem der Kram nicht gefällt, b.z.w. dort nicht hinpasst?


    Ich muß Wikos Recht geben. Der Schulneubau ist an Unsensibilität nicht zu toppen. Da war das Vorgänger-Ensemble ja noch harmonischer. Es ist klar ersichtlich, dass bei der Planung lediglich der Zweck im Vordergrund gestanden hat, ohne in irgendeiner Form auf die Umgegend Rücksicht zu nehmen. Oder um bei Xalinai`s Beispiel zu bleiben, an den 1972er Transit (die Umgegend) wurde eine 2011er Front (der Schulneubau) gezimmert.


    Und wie schon gesagt, wenn jetzt schon Forenteilnehmer den Architekten und Stadtplanern sagen müssen, wie es besser gemacht wird, dann wird`s aber Ernst.

  • Wenn Dir nicht gefällt, was der hochbezahlte Fachmann baut, dann vielleicht, weil er nicht weiß, was Dir gefallen würde. Oder aber auch, weil er das, was Dir gefällt da keinesfalls hinbauen kann, will er "hochbezahlter" Fachmann bleiben.


    Zur Kritik von Laien an der Arbeit der Fachleute: Wenn mir ein Herr Lafer ein versalzenes Essen anbietet, dann ist meine Kritik angemessen. Wenn ein Kunde den Bäcker kritisiert, weil der den Kuchenteig erhitzt ("Man muss den Kuchen doch auch anders fest kriegen, als ihn zu backen!"), dann ist das Unsinn.
    In beiden Fällen muss aber der Fachmann beurteilen, ob die Kritik umsetzbar ist und der Laie sollte unbesorgt seine Vorstellungen äußern und dabei nach Möglichkeit nicht nur als (egal wie formuliert): "Mag ich so nicht!"


    Ansonsten ist nicht alles was hinkt ein Vergleich, wenn Du mein Beispiel verwenden willst, dann bitte so: Man hat in der Parkreihe zwischen dem Flügeltürenbenz und den zwei Brezelkäfern die 1972er-Rostlaube durch ein 2011er Modell ersetzt. Man hat eben nicht versucht an dem alten Schulbau nochmal herumzuwürgen, man hat auch keines der Gebäude nebenan verändert oder beschädigt, was dein Bild andeutete, sondern eben etwas Neues (huch, eine Veränderung) dazugesetzt.

  • Warum denn eigentlich so kompliziert? Es geht doch gar nicht darum, dass der hochbezahlte Fachmann etwas dahin gebaut hat, was mir nicht gefällt. Wer interessiert sich schon dafür, was mir gefällt oder nicht. Es geht doch vielmehr darum, das der Fachmann etwas dahin gebaut hat, was dort einfach nicht hingehört (weil`s net passt).


    Ich möchte ja auch gar nix gegen die Notwendigkeit eines neuen Schulbau`s gesagt haben und dem alten Konglomerat weine ich sicher keine Träne nach. Wenn ich aber dem hochbezahlten Fachmann vorher sagen muß, dass man doch mit bitte etwas mehr Feingefühl auf die Gegend rücksichtnehmend bauen sollte, dann ist der hochbezahlte Fachmann im Ergebnis leider nur noch ein Hochbezahlter (ohne Fachmann). Wenn das Klotz in`s Bahnhofsviertel gestellt worden wäre, würde es genauso wenig passen und das Geschrei wäre ungleich größer. Hier wie dort haben wir ein weitgehend geschlossenes Gründerzeitviertel, was eigentlich auch jedem Ahnungslosen auffallen sollte.


    Deinen letzten Absatz mit der Veränderung und Beschädigung brauche ich ja wohl nicht kommentieren, da ich die Diskussion auf sachlichem Niveau halten möchte.

  • Einen hab' ich noch: Der hochbezahlte Fachmann baut im das, was der Auftraggeber, also hier die Stadt Frankfurt, bestellt hat.


    Damit ist zunächst einmal die Stadt Frankfurt zu fragen, was sie an dieser Stelle bestellt hat - und warum. Danach kann dann die Architektenschelte wieder weitergehen.

  • Die Ausrede von wegen Architekten bauen nicht, sie planen ja nur, ist wohl so mit das dümmste Totschlagargument überhaupt, mit dem man jede Bausünde der Menschheitsgeschichte rechtfertigen könnte.


    Mal Butter bei die Fische, es gibt eine ganze Schule bzw. Strömung in der modernen Architektur, die es einfach nur geil findet, ohne städtebaulichen Verstand oder auch nur Wollen in absolut reinstem Funktionalismus das gewünschte Raumprogramm mit den erforderlichen BGFs in die Gegend zu klotzen. Genau das sehen wir hier. Wie haben denn Generationen von Architekten vorher Raumprogramm mit Gestaltung zu verbinden gewusst? Als ob modernes Leben und Gestaltung nicht in einen Topf gingen, welches Ammenmärchen soll das sein?


    Ich empfinde sowas als Pervertierung von den Ideen der klassischen Moderne, die zwar auch zunächst Funktionalismen vor der Gestaltung verfolgte, aber entgegen weit verbreiteter Meinung durchaus einen Anspruch an Gestaltung hatte. Dem Abzuschwören erinnert mich an einen Arzt, der jedem Patienten Kopfschmerztabletten verschreibt, ganz gleich ob er Migräne oder einen Hirntumor hat. Also frei nach dem Motto: mein Geld kriege ich trotzdem.


    Kann man nicht einfach mal einräumen, dass es hier so gelaufen ist?

  • RMA: Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, a) der Architekt hat das was da steht bewusst so gestaltet und b) der Architekt hat versucht, die von mir früher aufgeführten, einander teilweise widersprechnden Rahmenbedingungen irgendwie zusammenzubringen.


    Egal welche von beiden Varianten hier zutrifft, hat in jedem Fall der Auftraggeber das letzte Wort, bevor erst Tinte und dann Beton fließt. Gerade bei öffentlichen Aufträgen gibt es so viele beteiligte Stellen vom Brand- bis zum Denkmalschutz, erzähl mir bitte nicht, dass ein Architekt einen unbrauchbaren oder von der Mehrheit unerwünschten Entwurf an allen vorbei durchdrücken kann.


    Dem Architekten die Schuld für das Ergebnis zu geben ist leicht - wäre hier etwas herausgekommen, was Lobeshymnen auslöst, stünden die Auftraggeber sicherlich im Schulterschluss neben dem Mann um ihren Anteil daran einzufordern.


    Hinzu kommt, dass zumindest ich hier durchaus einen Anspruch an Gestaltung sehe - davon ist zwar nur ein Minimum umgesetzt, aber er ist sichtbar vorhanden. Man hätte die Querriegel auch glatt in die Ergeschosswand übergehen lassen können und auf den Materialwechsel der Fassade verzichten können. Ebenso hätte man statt des über zwei Etagen gezogenen verglasten Eingangsbereiches auch einfach eine Tür ins Erdgeschoss setzen können und darüber die gleiche Fassade wie auf der 3. Etage. Das wäre billiger gekommen.


    Und dann gibt es Gestaltungselemente, die man über Jahrhunderte verwendet hat, weil man ihre Funktion brauchte - es gab beispielsweise keine Möglichkeit, flache, wasserdichte Dächer zu bauen (so ganz klappt das heute ja auch noch nicht immmer). Alle Dachmaterialien erforderten eine Schräge, über die das Wasser zügig ablaufen konnte und zusätzlich einen Grad an Steilheit, der die winterlichen Schneelasten entweder tragen oder m.o.w kontrolliert abrutschen lassen konnte. Ein solches Gestaltungselement weiterhin zu verwenden, obwohl es nicht notwendig ist um die gewohnte Wahrnehmung eines Gebäudes herbeizuführen kann funktionieren, es können aber auch schwarze Zipfelmützen auf 50er- und 60er-Quadern dabei herauskommen (Köln, Alter Markt).


    Weil das alles so schwierig ist und gleichzeitig die Kritik so wohlfeil, denn "jeder sieht, dass das so nicht geht", frage ich hier, wo man sich doch etwas intensiver mit der baulichen Gestaltung auseinadersetzt, was der qualifizierte Laie, der ich ja selbst auch nur bin, hier besser gemacht hätte.

  • Xalinai - Deine Frage ist einfach zu beantworten: Als Architekturlaie oder als professioneller Architekturkritiker darf ich ein Bauwerk bewerten, ohne dass ich selber über eine architektonische Profession verfüge.


    Mit ist nicht bekannt dass der Architekt des Schulbaus sich von seinem Werk distanziert hat (also z.B. weil etwas gebaut wurde, was er so nicht vorgesehen hatte). Wenn der Architekt also etwas abliefert, was er offensichtlich auch so wollte, dann ist er auch der richtige Adressat für Kritik. Sollte die Ausschreibung bzw. "das Briefing" des Auftraggebers ungenau, lückenhaft oder schlicht nicht umsetzbar sein, dann ist es die Aufgabe des Architekten ein besseres Briefing einzufordern, das Briefing fachmännisch zu ergänzen oder auf den Auftrag zu verzichten.


    Im vorliegenden Fall war wahrscheinlich das Briefing nicht ausreichend und wurde auch nicht richtig ergänzt. Um handwerkliche Fehler auf allen Seiten zu vermeiden bieten sich eng gefasste Gestaltungssatzungen an. Beim Schulbau "Freiherr-vom-Stein-Schule" wäre eine solche wahrscheinlich eine große Hilfe gewesen.

  • Haupt- und Realschule Innenstadt, Lange Straße

    Die Gerüste sind gefallen und mir gefällt das was da zum Vorschein gekommen ist


    By thomasfra at 2011-07-16


    By thomasfra at 2011-07-16

    und alles schön verfugt!


    By thomasfra at 2011-07-16