Neugestaltung der Hauptwache (geplant)

  • Polemik hilft uns da auch nicht weiter. Wie ich schon mehrfach hier im Forum betont habe, bin ich ebenfalls dafür die Zeil nachts für den Autoverkehr zu öffnen. Wer schon einmal dort nach 21 Uhr im Herbst/Winter lang gelaufen ist, wird mir sofort zustimmen. In Hamburg beispielsweise ist die gesamte Mönckebergstraße für Taxis und Busse befahrbar. Das wollte ich zwar so nicht auf der Zeil verwirklicht sehen, aber es ist ein Beispiel dafür, dass sich Verkehr und Ladenzeilen gut vereinbaren lassen. Die 5th Avenue würde doch auch nicht ernsthaft irgendjemand zur Fußgängerzone machen wollen. Oder um nicht gleich in die Ferne zu schweifen: Die Schweizer Straße hat noch keiner als unwirtlich bezeichnet. Trotz Verkehr und Straßenbahn!

  • Man muss nur auf die Schillerstrasse schauen. Die öde Betonwüste war komplett tot bis man sich dazu entschlossen hat die Strasse umzubauen und die Fußgängerzonenregelung wieder aufzuheben. Seitdem ist zwar gerade im oberen Teil zum Eschenheimer Tor hin immer noch nicht viel los, aber mehr als vorher.
    Wie Rohne schreibt befürchte auch ich nachts eine schlechtere soziale Kontrolle. Insofern stehe ich der Sperrung der Hauptwache auch eher kritisch gegenüber. Es war eben eine politisch begründete Entscheidung als Kompromiss für den Bau der Goetheplatz-Tiefgarage .... Ob sie sinnvoll war? Ich glaube eher nicht.

  • Ich soll ja hier nicht polemisch werden, auch wenn's nur als harmlose Ironie gemeint war.
    Aber im Ernst: Wünscht Ihr Euch die Zeil wirklich wie die Schillerstraße??? :nono:

  • mik: Wer die Zeil von 1900 als kleinstädtisch betrachtet, weiß offensichtlich nicht, wie deutsche Kleinstädte zu dieser Zeit aussahen.... Was damals auf der Zeil stand konnte genau wie heute mit Weltstädten wie London oder Paris konkurrieren. Schon allein das Hauptpostamt hinten rechts erregte damals so viel Aufsehen wie heute FFH4, das an der gleichen Stelle entsteht. Aber keine Angst, der böse Historismus ist weg und bleibt auch weg... :naughty:

  • Was an Alt-Frankfurt kleinstädtisch sein soll frag ich mich auch jedes Mal...
    Paris und London sehen heute noch so aus (nur zum Teil nicht ganz so prachtvoll) - kleinstädtisch also :rolleyes:

  • Die ganzen Kuppeln sind so schön, das muß ja damals phantastisch ausgesehen haben, wenn man heute drüberfliegen würde, wäre das wohl ein Traum... das tut mir echt körperlich weh, zu sehen, wie schön das mal war!

  • Die Kuppeln haben auch was. Man könnte sowas durchaus auf einen 10stöckigen Glaspalast setzen.
    Mit kleinstädtisch meine ich zum einen die wenigen Stockwerke, also da wirkt die Zeil heute doch um einiges Weltstädtischer und auch Paris und London sind da in einer anderen Liga. Zum anderen kommt das ganze furchtbar spießig rüber.


    Es ist schwer solche Dinge verständlich oder nachvollziehbar zu erklären. Im Grunde ist fast jede Ästhetik Sozialisation.
    Ich bin kein Gegner des Historismus. Ich finde diesen im Bahnhofsviertel z.B. sehr angebracht und hlate den "Silver Tower" und auch den Skyper für stadtplanerisch total verfehlt.
    Aber die moderne Zeil finde ich irgendwie potentialvoller. Hier möchte ich "Größe" sehen und eben Modernität, Konsum und den Tanz ums goldene Kalb. Hier fände ich Tokyo als Vorbild angebrachter. Den Vergleich mit London oder Paris soll es in anderen teilen Frankfurts geben.
    Ich war schon in Heidelberg und fand die Stadt furchtbar, also weniger die Architektur, als die ganzen Touristenmassen. Und damit meine ich jetzt nicht die Touristen als solche (ich war ja auch einer) sondern mehr das ganze Phänomen, die Atmosphäre eben. So wie wenn Witze nach DIN genormt wären.
    Aber auch solche Viertel gehören zu einer richtigen Stadt, deswegen bin ich gerne Bereit, den Freunden guter deutscher Bautradition die Altstadt zu überlassen. Aber die Zeil, das ist die Umsatzstärkste Einkaufsstraße Deutschlands. da will ich trendige Glastempel, Leuchtreklamen, Burger King und Starbucks (Obwohl ich Starbucks nicht mag).

  • die wenigen Stockwerke resultieren aus den viel größeren Geschosshöhen bei diesen Bauten. Die alte Zeil war auf jeden Fall weltstädtischer als das was heute diesen Namen trägt. Allein die Architektur ist zu 80 Prozent Juckreiz hervorrufend. Mit Größe, Modernität und Glaspalästen mag man viel erreichen, aber eines nicht: eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität. Eher erreicht man das Gegenteil, nämlich Unwirtlichkeit. Die Straße wird nach Ladenschluss dann erst recht wieder aussterben und ein Sammelbecken für Dealer, Obdachlose und anderen sozialen Bodensatz, wenn sie so aussieht wie du es dir erträumst. Und das kann ja jetzt wirklich nicht das Ziel sein.

  • Das ist keine Frage der Architektur, siehe Bahnhofsviertel!
    Nutzungsmix und hoher Wohnanteil beugen derartigen Problemen vor. Abgesehen davon, wünsche ich mir zu einem bestimmten Maße "Unwirtlichkeit" auf der Zeil. Es ist eben auch etwas beeindruckendes, anziehendes an dieser Architektur. Natürlich kann keine ganze Stadt so sein. Aber gerade Frankfurt unterstreicht damit seinen Großstadtanspruch!
    Ich finde die heutige Zeil ja auch nicht besonders gut. Aber Historismus gibt es in Frankfurt genug. Ich weiß, dass es blöd klingt, aber ich meine es durchaus Ernst. In jedem anderen Viertel sind noch mehr historische Ansätze vorhanden als hier!
    Was "gute" moderne Architektur betrifft, hat die Zeil dagegen ein riesengroßes Potential und schon einige gute Anfänge. Es geht jetzt darum diesen Weg zu Ende zu gehen und nicht in der Mitte umzudrehen.


    Nur weil die Frankfurter kaum ein gemütliches Fleckchen haben muss man doch nicht die einzige Straße die aus ihrer "Ungemütlichkeit" Kapital schlagen kann versuchen zwangsgemütlich zu machen. Abgeshen davon, gibt es entlang der Zeil eine Reihe gemütlicher Fleckchen und Plätze, die zum pausieren einladen.
    Und wenn südlich so einiges rekonstruiert würde, würde die Stadt aus dem Kontrast sogar gewinnen und sogar die Altstadt profitieren, wenn die Leute von der hektischen Zeil Richtung Römer zum entspannen flüchten, was durchaus nicht negativ zu verstehen ist.


    Außerdem gehts noch um ein anderes Problem um mal etwas zum Topic zurückzukehren. Es geht z.B. um die bescheidene Idee Steinfassaden zu fordern. Was dann rauskommt ist eben kein Historismus sonder 60er jahre Charm. Seht euch an, was an der Hauptwache gebaut wird!
    Das ist nicht die Moderne, für die ich einstehe, aber sicherlich auch nicht das, was die Rekofraktion will. Es ist der langweilige Kompromiss!
    Mit FFH4 ist ein Projekt in Bau und auf dem Weg der Moderne umzukehren oder ernsthaft einen traditionalistischen Anteil einzubringen macht das ganze nur häßlich und unharmonisch. Ich habe nichts gegen Fragmente wie die Hauptwache oder sogar Rekos wie das T&T Palais, und selbst die beeindruckende Kuppel des Postamts könnte man irgendwie rekonstruieren. Aber wirklich strukturell die alten Zeiten hier wieder einzubringen und dadurch eine Kehrtwende in der Atmosspähre zu machen würde mir zum einen nicht gefallen, zum anderen aber zu 90% nicht gelingen sondern mehr schaden anrichten, was Status und Potential der Zeil beträgt.


    Den modernen Weg gehen. Ausgeflippte Architektur bauen. Sich am Times Square orientieren kann viel eher gelingen und wäre für die Stadt der größere Gewinn!

  • also ich glaube nicht dass man nur moderne oder nur klassische Bauten auf der Zeil haben sollte. Eine Mischung aus FrankfurtHochVier und Bauten wie KaDeWe, Wertheim in Berlin, usw. wäre mein Favorit (jaja ich weiß, jetzt werd ich wahrscheinlich gleich niedergemacht mit Kommentaren wie: nicht vereinbar, zu starke Kontraste, etc.). FHV ist wirklich endlich mal ein Schritt, die Zeil in die Moderne zu bringen, aber nur solche Bauten nebeneinander sind dann auch kein Hingucker mehr, sondern eher laaaangweilig.


    mik: Wenn du den Tanz um das goldene Kalb auf der Zeil sehen willst, geh doch einfach ein paar Straßen weiter und sieh dir den Tanz um den bronzenen Bullen an!!! :D

  • Das seh ich auch eher wie porteno.
    Es sind nunmal noch ein paar Vorkriegsgebäude übrig, und die sollten ganz einfach endlich ihre alten Fassaden wiedererhalten, und die Vorderseitenrekonstruktion vom Wronker werd ich auch nicht müde zu fordern. Der Rest dann zwar modern, aber an vollglasfassaden sind da nach fertigstellung von ffhv erstmal genug. Und die miserable Qualität der Architektur an der Hauptwache liegt wie schon so oft gesagt nicht an der Forderung nach Steinfassaden, sondern an den Architekten die nicht in der Lage sind gescheite Fassaden zu entwerfen. Dass es auch geht mit Stein moderne gutaussehende Fassaden zu kreieren zeigt ja das südlich ans zur Zeit umgebaute Allianz-Teil angrenzende Gebäude.
    Irgendwie Unwirtlichkeit beizubehalten anstatt zu beenden find ich genauso töricht wie solche megaintelligenten Aussagen wie "Architektur muss weh tun"

  • und Ornament ist Verbrechen...


    Ich hab solche Dämlichkeiten aber nicht gefordert! "Unwirtlichkeit" ist natürlich ein negativ besetzter Begriff, ich hab ihn aber eben auch nur übernommen, weil mir das was andere als "unwirtlich" bezeichnen eben gefällt, da ich es als beeindruckend, im positiven Sinne erschlagend empfinde. Nicht als schmerzhaft. Ganz im Gegenteil bin ich dann immer froh in dieser Zeit zu Leben und fühle mich gerade durch, ich nenns mal "technizistische" Architektur trotz deren Kälte geborgen. Eben in den Armen der Zivilisation.
    Deshalb ist mir die Moderne auch lieber als Historismus. Ich möchte dabei herausstellen, dass es sich hier um eine persönliche Anschauung handelt, wobei ich definitiv nicht der einzige bin, der das so ähnlich sieht.
    Es geht mir also wirklich um Gefallen und positive Gefühle, schmerzhafte Architektur ist in den seltensten Fällen sinnvoll.



    Um allgemein zu argumentieren ist es schlichtweg so, dass Frankfurt ne Menge Straßen hat, die gemütlich und "hübsch" sein können, angefangen bei der Goethestraße. Gerade da kann was getan werden. Aber die Zeil "gemütlich" zu machen, wäre ein Verlust einer einzigartigen Seite für die Stadt.
    Wenn die Japaner beschließen würden in Tokyo die Leuchtreklame zu verbieten und stadtdessen wieder hölzerne Häuser bauten, so würde die Stadt auch darunter leiden, obwohl traditionelle japanische Holzhäuser vielleicht gemütlicher, meditativer und gesünder sind.
    Wobei gerade Tokyo hingegen damit gedient wäre nicht jedes Viertel gleich aussehen zu lassen. Richtig machen es London und Paris. Diese beiden haben sehr wohl auch ihre modernen Viertel. London sogar in einem sehr ähnlichen Ansatz wie Frankfurt.
    Glaubt ihr wirklich ein "Mary Poppins London", das aussieht wie eine Sherlock Holmes Filmkulisse wäre besser als die atemberaubende Topmoderne und trotzdem traditionelle Weltstadt von heute?
    Und was wäre Paris ohne das Centre Pompidou, die Louvre-Pyramide usw.? Ohne diesen Avantgarde-Anspruch, der eben gerade durch umstrittene Projekte, sogar Griffe ins Klo überhaupt erst zustande kommt?!


    Wenn es in Frankfurt einen angebrachten Ort für topmoderne Shopping-Architektur gibt, dann ist es die Zeil.
    Wenn es in Frankfurt einen Ort für Historismus gibt, dann ist es der Opernplatz, das Bahnhofsviertel, große Teile des Westends usw.

  • Lange hat man nichts gehört, doch heute berichtet die FAZ an dieser Stelle auch einmal wieder von den Planungen bezüglich der Schließung des Lochs zur B-Ebene (siehe dazu bereits die ersten Beiträge dieses Threads). Der Verein Schöneres Frankfurt sei mit den statischen und technischen Vorprüfungen bereits weit vorangekommen. Die Umbaukosten seien mit rund vier Millionen Euro deutlich niedriger als zunächst erwartet. Der Umbau könnte nach Einschätzung des Vereins in nicht allzu ferner Zeit beginnen, wenn sich das Planungsdezernat der Sache bevorzugt annehme. Besonders Fragen des Brandschutzes seien noch zu klären.

  • An einer solch wichtigen Stelle in der Stadt darf man nicht geizen!
    Das restliche Geld muss unbedingt in eine Saniereung der ganzen U-Bahnstation fließen, der jetzige Zustand ist eine absolute Katastrophe. Maximal als Kulisse für einen ganz düsteren Sci-Fi Film zu gebrauchen. Schließlich fehlt seit fast nem 3/4 jahr (soweit ich weiß) die Deckenverkleidung, bzw. hängt in Fetzen runter! :nono:
    Ich kann da nur auf Düsseldorf verweisen. Dort sind die wichtigsten Stationen top sauber und die Verkleidungen der Säulen bestehen aus schicken, glänzenden Lochblechen. Auch die Deckenverkleidungen sind, zumindest in meiner Erinnerung, schick und intakt.

  • Die Deckenverkleidung ist Sache der DB AG. Die hat diese im Rahmen der Ausstattung der S-Bahnsteige mit neuen Zuganzeigern abhängen lassen, bislang aber noch nicht wieder anbringen lassen. Wieso das der Fall ist, weiß wohl nur die Bahn selbst.


    Eine Renovierung und Umgestaltung wäre aber in jedem Fall äußerst angebracht. Zwar wird das den verwinkelten und unübersichtlichen Grundriss des ganzen Bauwerks nicht verbessern, aber zumindest könnte es die Aufenthaltsqualität verbessern. Und mit Ausnahme der Wandverkleidungen an den Bahnsteigen der U6 und U7 sehe ich im gesamten Schnellbahnknoten auch nichts, was auch nur ansatzweise als schützenswerte Architektur angesehen werden könnte.

  • Ich sehe noch nicht mal die Wandverkleidung der U6/7-Bahnsteige in ihren 70er-Jahre-Farben als erhaltenswert an. Allerdings könnte man große Teile der U-Bahnstation recht kostengünstig umgestalten. Die Wandverkleidung an den Bahnsteigen besteht nur aus vorgehängten Metallwänden, die eine neue Lackierung benötigen. Wohlgemerkt eine Lackierung und nicht einen Anstrich wie an den S-Bahn-Steigen geschehen! Im übrigen muss die Übersichtlichkeit der Bahnsteige das Kernziel sein. Die Wachmannschaften müssen die Bahnsteige schnell und einfach überblicken können. Wichtig wäre zudem eine neue Lüftungsanlage, die den Geruch von Bratfett herausleitet und nicht überall gleichmäßig verteilt.


    Für die B-Ebene gilt es ebenfalls mehr Übersichtlichkeit und Belichtung zu schaffen. Die verwinkelte Gänge müssen einem logischen Wege- und Ladensystem weichen, wodurch man eine angenehme Einkaufatmosphäre schaffen könnte. Auch hier kann man zum Beispiel die Säulen einfach mit neuen Verkleidungen ummanteln und so deutlich Kosten einsparen. Durch eine gesteigerte Attraktivität könnte man sicherlich auch höhere Ladenmieten erzielen und so einen Teil der Kosten wieder hereinbekommen.
    Wieso lässt man nicht einfach mal Architekturstudenten an die Aufgabe heran? Das ist doch mal eine echte Herausforderung die Ansprüche der Statik, begrenztes Raumangebot und den Wunsch nach mehr Atmosphäre zu vereinigen.

  • ...kurioserweise stammen die "70er-Jahre-Farben" an den Wänden der U6/U7-Bahnsteige aus den 80er Jahren. Zwar wurde die gesamte Station schon 1968 errichtet, der Endausbau der Bahnsteige erfolgte jedoch erst zur Eröffnung der jeweiligen Strecken, bei U6 und U7 war das Anno 1986.


    Über die Farbkombination könnte man sicher streiten, ich finde die "runde Ecke" zwischen Wand und Decke aber sehr interessant. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man hier schon mit einem neuen Lichtkonzept viel erreichen könnte.

  • Wieder ein Schillerplatz?

    Der Förderverein "Schöneres Frankfurt" hat seine Untersuchung abgeschlossen. Siehe dazu den zweiten Beitrag in diesem Thread. Im Oktober soll die Studie der Stadt übergeben werden. Besondere technische Hindernisse für eine Schließung des Kraters gibt es wohl nicht, auch sollen die Kosten überschaubar sein. Anders als noch bei früheren Entwürfen sind nun zwei Baumreihen in Pflanztrögen vorgesehen, dazwischen kann wieder das Schillerdenkmal aufgestellt werden. Mehr heute in der FNP.

  • Schillerplatz und Krater schließen sind eine Sache, aber mehr Bäume?


    Im Moment ist die Hauptwache ja mit die wichtigste öffentliche Veranstaltungsfläche in der Innenstadt.
    Eine Schließung des U-Bahneingangs sollte diese Funktion irgendwie auch unterstützen, so dass man mehr Fläche gewinnt.


    Ein gemütlicher Platz zum "Auspannen" wird das an der Stelle nie, dafür hat man ja auch Alternativen.