Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Man muss mit "der (bösen) Journaille" etwas zurückhaltend sein. Wenn sie schreibt was man hören will, sind es auch ganz schnell wieder gute, kritische Journalisten, die endlich mal die Wahrheit sagen.


    Dennoch empfinde ich gerade den heutigen Zeitungsjournallismus als zu ungenau, teilweise sogar fehlerhaft, unsachlich und leider oft auch nicht mehr unparteiisch bzw unabhängig.


    Ansonsten muss man aber auch der Presse zugestehen, dass man hinterher immer schlauer ist. Die immer noch fehlende Spendensumme zeigt auch, dass die Skepsis diesbezüglich angebracht war.


    Das dennoch jetzt schon ein fertiges Schloß mit einem guten optischen Ergebnis abzusehen ist, welches das Stadtbild prägen wird, aber auch ein Aushängeschild der Stadt sein wird, begründet den jetzigen Meinungsumschwung. Das bedeutet aber nicht, dass das immer so bleibt.


    Sei's drum, ich werde mir die Sache am Wochende mal genauer ansehen.


  • Ansonsten muss man aber auch der Presse zugestehen, dass man hinterher immer schlauer ist. Die immer noch fehlende Spendensumme zeigt auch, dass die Skepsis diesbezüglich angebracht war.


    Der Kommentar ist schon extrem frech, wenn nicht sogar schon unanständig.


    Man sollte vielleicht mal etwas mehr reflektieren, bevor man sich an den PC setzt. Denn einen Absatz drüber schreibt der gleiche Autor, dass Jounalisten heute zu oft unsachlich und unsauber arbeiten und dann kommt ein Satz später so ein Kommentar. Das muss man erst sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen.


    Um dann aber mal wahrhaftig zu sein, vielleicht nochmal die Fakten!


    1. Der Schlossverein hat versprochen, über Spenden die drei barocken Außenfassaden und die Fassaden des Schlüterhofs zu bezahlen. Das waren 80 mio. Euro. Diese Spendenzusage wurde noch vor Abschluss des Baus vollumfänglich eingehalten. Wir liegen heute bei 85 mio. Damit hat Herr von Boddien Wort gehalten. Der Steuerzahler hat also von der ursprüngliche Konzeption her nichts zusätzlich bezahlt!


    2. Es ging dann auf Stella zurück, dass man mehr historische Elemente haben wollte. Dies betrifft die Kuppel, die Innenportale, die historischen Portaldurchfahrten, das Eckrondell. Stella wollte ursprünglich sogar noch mehr! Auch hier hat der Schlossverein gesagt, wir übernehmen die Kosten. Wenn jetzt darüber geklagt wird, dass man leider keine rekonstruierte Ostfassade hat, dann wäre ich doch gespannt gewesen, welches Echo es gegeben hätte, wenn es eine moderne Kuppel oder gar keine gegeben hätte. Auch hier ist der Schlossverein also eingesprungen und hat gesagt, wir sammeln auch diese Mittel.


    Und auch davon wird Ende 2019 ein großer Teil eingesammelt sein. Die Zielmarke ist 105 mio. Bisher wurden 85 mio gesammelt, dazu kommen rund 400.000, die durch das Konzert der Philharmoniker eingenommen wurden. Wenn man die durchschnittlichen Spendeneingänge der letzten Jahre hochrechnet, werden Ende 2019 rund 100 mio zusammen gekommen sein. Das sind die realen Zahlen.


    Und wo hat es das je gegeben? Wo wurden aus rein privaten Mitteln ca. 100 Mio. an Spenden für ein Einzelbauwerk gesammelt? Und das bei der suboptimalen Presse und dem Gegenwind aus bestimmten Kreisen?


    Dass trotzdem 100 Mio. zusammen kommen werden, ist ein Wunder. Und ein riesiges Kompliment an das Bauwerk selbst, weil es aus der breiten Masse der Bevölkerung finanziert wurde und gerade in den letzten Jahren zu großen Teilen von den Berlinern selbst.


    Etwas mehr Redlichkeit und etwas mehr Wahrhaftigkeit im Umgang untereinander und miteinander würde auch einigen im DAF mal gut zu Gesicht stehen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • Odysseus: Was willst Du?
    Wenn Du von Fakten sprechen willst dann tu das gefälligst auch und schwurbel nicht so rum, über Dinge die evtl. Ende 2019 sein werden oder was Stella (???) noch so alles wollte. Wahhaftig und redlich ist was anderes.


    Der Förderverei hat zugesagt 105 Millionen Euro einzusammeln und da fehlen nunmal noch 20 Millionen. Kann klappen, muss aber nicht. Ich fänd es gut, kann aber die Skepsis ggü. diesem Ziel seitens der Presse verstehen. Mehr war nicht!

  • ^
    1. In den ursprünglichen Entwürfen von Stella war zudem die weitgehende Rekonstruktion des Eosanderhofs mit historischen Fassaden vorgesehen. D. h. zu den Innenportalen II, III und IV wäre zusätzlich die Rekonstruktion weiter Teile der Innenhoffassade gekommen. Die jetzt im Eosanderhof neu gestalteten Flächen waren ursprünglich als Kuben im historischen Innenhof geplant. Wer noch die ganz alten Bilder auf dem PC hat, kann diese gerne einstellen. Ich meine das nicht böse, aber man sollte sich einfach vorher informieren, wenn man so fordernd in eine Diskussion einsteigt.


    2. Du kritisierst in deinem Post die unredliche und parteiische Vorgehensweise der Medien und machst selbst genau das gleiche, weil du mit Suggestionen arbeitest. Ja, die Spenden sind bis Zeitpunkt 23.08.2018 nicht vollumfänglich eingenommen, das war aber nie versprochen. Wenn man die bisherigen Spendenzahlen der letzten Jahre zugrunde legt, dann werden wir bei sehr zurückhaltender Schätzung dieses und nächstes Jahr zweistellige Millionenbeträge erreichen.


    Selbst bei extrem vorsichtiger Schätzung werden dieses Jahr noch ca. 5 mio dazu kommen, nächstes Jahr zehn. Dann sind wir Ende des Jahres bei rund 100 mio. Vielleicht schaffen wir sogar Ende 2019 den ganzen Betrag. Das sind redliche und auf Zahlen basierende Fakten.


    Jetzt zu suggerieren, man müsste Angst haben, das Spendenziel würde massiv verfehlt, ist unlauter. Es geht bei einem Gesamtbetrag von 105 mio Euro Ende 2019 um eine möglichen Fehlbetrag von vielleicht 5 bis 7 mio Euro. und das soll eine Skepsis begründen, die Spenden würden nicht vollumfänglich eingesammelt?


    Dann dauert es eben bis 2020. Wäre das fatal? Spätestens 2020 wird die Summe nämlich fix sein. So zu tun, als beständen berechtigte Zweifel dass dem nicht so ist, ist faktenlos.


    Zudem weiß jeder, dass das Gigantentreppenhaus das nächste Großprojekt der Stiftung ist, dies aber nur in Angriff genommen werden kann, wenn alle Spenden für die Fassaden eingespielt wurden, erst dann gibt es das Okay. Also haben auch seitens der Stiftung viele Engagierte ein Interesse daran, dass die Zusagen möglichst schnell erreicht werden.


    Es wäre daher toll, wenn du dich in Zukunft vielleicht etwas mehr in die Genese und die Zahlen zum Schlossneubau einarbeiten würdest und gerade nicht die Fehler machst, die du in deinem vorherigen Beitrag noch kritisierst, denn durch mangelndes Faktenwissen argumentiert man dann aus dem Gefühl heraus und nicht auf Grundlage der Realitäten.


    Bitte nicht sinnlos die Vorposts zitieren. Danke
    Bato

  • ^ und ^^ Der Ton ist rauh, bei Euch beiden, es schwingt Ärger mit. Schade.


    Ja, ich gebe zu, dass mich das teils sehr verärgert, einfach weil über Jahre bzw. mittlerweile Jahrzehnte Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Hass, Häme und Spott über einem Projekt ausgegossen werden und dass von fairer Berichterstattung und einem fairen Umgang untereinander nicht die Rede sein kann.


    Man kann ja gegen das Projekt sein. Das ist ja das gute Recht jedes einzelnen und dagegen ist absolut nichts zu sagen. Aber warum muss man ständig diffamieren, Dinge falsch darstellen und suggestiv Diskussionen immer wieder in bestimmte Richtungen lenken?


    Ich verstehe einfach nicht, wie man, egal wie man zu dem Schlossprojekt steht, nicht zumindest einmal anerkennen kann, dass in bisher kaum erreichtem Umfang Spenden für ein solches Bauprojekt gesammelt wurden. Welcher Bau mit Ausnahme der Frauenkirche hat dies auch international je erreicht?


    Jahrelang wurde seitens der Medien aber auch hier im DAF von einigen Leuten behauptet, dass man die 100 mio nie zusammen bekommt. Und jetzt steht man bei 85 mio und nach menschlichem Ermessen wird das Spendenziel 2019 oder 2020 erreicht und noch immer wird versucht, dies in Abrede zu stellen. Und das finde ich persönlich einfach unredlich.


    Warum kann man nicht einfach mal fair sein und zumindest konstatieren, dass man in wesentlichen Teilen seitens der Stiftung Wort gehalten hat?


    Man liegt im Zeitplan, man liegt im Kostenplan, ein Großteil der Spendenzusagen wurde vor Abschluss der Bauarbeiten eingenommen. Man kann das Schloss ja aus unterschiedlichen Gründe ablehnen, aber warum nimmt man Fakten nicht einfach mal zur Kenntnis sondern versucht selbst kurz vor der Zielflagge dies immernoch in Abrede zu stellen. Das finde ich einfach so problematisch, weil es gar keinen Diskurs in der Sache zulässt.


    Denn in der Sache kann man ja diskutieren, aber wenn man ständig mit alternativen Fakten arbeitet, dann ist eine Sachdiskussion ja überhaupt nicht möglich.

  • Ob die fehlenden 20 Millionen zusammenkommen oder nicht ist doch mittlerweile völlig irrelevant.
    Zum einen werden noch mindestens ein paar Millionen gespendet bis zur Eröffnung und darüber hinaus zum anderen wird, sollte etwas fehlen, vom Bund sowieso vorfinanziert und letztlich auch übernommen, falls es wider Erwarten nicht reichen sollte.
    Bei einer Größenordnung von über 600 Millionen Gesamtkosten, sind die paar Millionen wirklich nicht der Rede wert, vor allem wenn - wie es gegenwärtig aussieht - das Projekt einigermaßen im Zeit- und Kostenrahmen bleibt.
    Der Spendendrops ist schon lange gelutscht.

  • ^
    Das sehe ich etwas anders. Für die Legitimation des Projekts und zukünftige Projekte dieser Art wird es extrem entscheidend sein, ob die Spenden zusammen kommen oder nicht.


    Denn man sieht es doch bereits hier im Forum, wie ansonsten dann argumentiert wird. Wie du bereits richtig sagst, ist ein Großteil der Spenden eingenommen. Ob am Ende vielleicht 5 mio fehlen oder nicht, ist für das Projekt an sich unerheblich. Aber es werden die Gegner und bestimmte Medien sein, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf verweisen werden, dass eben nicht alle Spenden eingenommen wurden. Und dann spielt es keine Rolle, ob 2 mio, 15 mio oder 70 mio fehlen, beim normalen Bürger bleibt hängen, dass das Ziel nicht erreicht wurde.


    Das hat dann auf das Schloss nicht die große Auswirkung, wobei weitere Rekonstruktionen wie die der fehlenden Figuren und des Inneren dadurch natürlich massiv erschwert würden.


    Es hätte aber extrem negative Auswirkungen auf folgende Projekte, weil das verfehlte Spendenziel die Karte wäre, die von bestimmten Gruppen dann jedesmal gezogen würde, wenn es um neue Rekoprojekte geht.


    Daher ist es so wichtig, dass die Spenden gesammelt werden und ich weiß, dass man sich dieser Verantwortung auch bewusst ist!


    Bitte nicht sinnlos die Vorposts zitieren. Danke
    Bato

  • Ob die fehlenden 20 Millionen zusammenkommen oder nicht ist doch mittlerweile völlig irrelevant.


    Für Menschen, die nicht von Ideologie getrieben werden, ist es tatsächlich irrelevant. Leider hast du vergessen, daß es in der Zeitung ein Feuilleton gibt. Die Kritiker im Feuilleton werden eine Spendenlücke dazu nutzen, um das Berliner Stadtschloss in der Luft zu zerreißen.


    Wie Odysseus richtig anmerkt, hätte das auch negative Auswirkungen auf neue Reko-Projekte.

  • ^
    Du kritisierst in deinem Post die unredliche und parteiische Vorgehensweise der Medien und machst selbst genau das gleiche, weil du mit Suggestionen arbeitest.


    Odysseus, ich verstehe immer noch nicht, warum Du Dich so aufregst. Ich halte Deine Reaktion auch für unangemessen. Wo bitte verwende ich Suggestionen??? Vielleicht liest Du einfach nochmal was ich geschrieben habe und was Du mir darufhin an den Kopf geworfen hast.


    Du scheinst sehr unzufrieden zu sein. Sieh aber bitte ein, dass es zwischen 100%iger Zustimmung, die Du anscheinend erwartest und völliger Ablehnung, viele weitere Varianten gibt.
    Ich bin nicht so fanatisch, dass ich nur bei absoluter Übereinstimmung zufrieden bin. Ich unterstütze das Projekt, trotz straker Widerstände, von Anfang an, auch mit einer nicht geringen Geldsumme. Dennoch finde ich daran (an der Rekonstruktion) nicht alles Perfekt und erlaube mir auch weiter kritisch zu beobachten.


    Insbesondere sehe ich keine Notwendigkeit, weil die Schlossfassaden rekonstruiert wurden und jetzt plötzlich hohe Zustimmung erfahren, munter weiter zu rekonstruieren (mit Ausnahme der Bauakademie).

  • Odysseus: Wir kommen nicht weiter, weil du viel zu oft von dem sprichst was sein könnte und was du möchtest und nicht was Sache ist.


    auch hier liest du mal wieder nicht richtig bzw. du liest Dinge so, wie sie in dein Weltbild passen.


    Es war der Deutsche Bundestag, der nicht nur die Schlossfassaden beschlossen hat, sondern der auch die finanziellen Mittel für die Umsetzung und Restaurierung des Neptunbrunnes beschlossen hat. Es war der links geprägte Senat des Landes Berlin, der die bis heute bereitstehenden Mittel für den Neptunbrunnen nicht will. Somit ist es eine reine Feststellung, dass man im Land Berlin diese Mittel nicht will.


    Das hat aber nicht zwingend etwas mit der grundsätzlichen politischen Ausrichtung zu tun, denn die größte Befürworterin für Rekos ist in Potsdam eine Grüne, sondern es ist eine verantwortungslose und ideologische Entscheidung der Berliner Landespolitik, die sich ja auch bei weiteren Objekten des direkten Schlossumfeldes zeigt!

    3 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • ^ Vielleicht geht es aber auch nur darum, dass der Neptunbrunnen vor dem Rathaus seit Jahrzehnten einen neuen Platz gefunden hat und viele finden, dass er dort gut aufgehoben ist. Aber klar, dass sowas simples aus Deiner Sicht nicht infrage kommt; wer Deine Auffassung nicht teilt, muss böse oder verblendet sein.

  • @ Architektenkind


    anders als Baukörper weiß ich, dass du dich besser mit den Dingen auskennst. Es geht ja nicht nur um den Neptunbrunnen. Du weißt selbst, dass hier ein Kompromiss möglich wäre, weil das Becken sowieso komplett neu erstellt werden müsste. Faktisch geht es hier also nicht um den Brunnen, sondern nur um die Skulpturen. Und ich bin mir sicher, hier ließe sich eine Lösung finden. Was ich einfach extrem schade finde, ist, dass man an einer einvernehmlichen Lösung gar kein Interesse hat, sondern beständig blockt.
    Ein Kompromiss könnte sein, dass man zunächst nur die historische Brunnenschale mit einfacher Fontäne am Schloss nachbildet, aber selbst für dieses Enteggenkommen reicht es nicht.


    Und diese Haltung setzt sich ja fort. Bei den Rossebändigern, der Adlersäule etc. Dabei gibt es nirgends mehr erhaltene Originale als vom Schlossumfeld, aber bei jedem Objekt denkt man sich eine neue Story aus, warum das nun wirklich nicht ans Schloss zurück soll.
    In der Summe ist das dann nicht mehr inhaltlich begründbar, sondern schlicht ideologisch, ist ja auch nicht schllimm, aber man wird es ja so benennen dürfen!

  • Ich stimme von Boddiens Kritik an der massiven Betonmauer vor der Ostseite zu, aber der Zug ist leider abgefahren. Der Förderverein sollte sich jetzt dafür umso mehr für die Wiederaufstellung des Neptunbrunnens, der Rossebändiger und der Adlersäule einsetzen, damit die anderen Seiten des Schlossplatzes künftig eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.


    Architektenkind: Zum Neptunbrunnen gibt es eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2017, laut der nur 37 Prozent der Befragten für den heutigen Standort vor dem Roten Rathaus sind. Ansonsten hat Odysseus völlig recht mit der Aussage, dass der rot-rot-grüne Senat jede historische Umfeldgestaltung aus rein ideologischen Gründen ablehnt und nicht einmal zu einem Kompromiss bereit ist.

  • Volkes Wille zählt nur beim richtigen Ergebnis. Das ist doch bekannt. Der Förderverein ist mit den letzten 10 Millionen fürs Schloß befaßt, da ist kein Platz für Neptunbrunnen oder Rossebändiger.


    Bei diesen Themen fehlt es ja im übrigen nicht an Geld. Berlin hat ja genug Geld, man ist ja allüberall auf Shoppingtour. Es geht um ideologische Ansichten des Städtebaus. Hier wird behauptet der Wiederaufbau des Neptunbrunnens am Fernsehturm sei eine schützenswerte Stadtkomposition des DDR-Städtebaus und die hilfsweise Hauruck-Aktion der Aufstellung der Rossebändiger in Schöneberg sei mehr als ein "Notbehelf", als den ihn der Schöpfer der Gartenfläche Georg Pniower selbst bezeichnet hat. Nicht einmal die Aussagen der Urheber persönlich gelten - die Denkmalpflege dekreditiert einfach eine andere Sichtweise. Dies gilt ja auch für die Generalsstandbilder vor der Neuen Wache und die Attikafiguren des Potsdamer Stadtschlosses auf der Humboldt-Uni, die jetzt in ihrer Unmaßlichkeit plötzlich der entscheidende Ausweis der Wiederaufbauleistung der DDR am Friedrichforum sind (ich dachte verirrter Weise immer das sei die Oper, die Kommode und die Hedwigskathedrale). Bei den Generalsstandbildern ist die Widerspruchsfrist der Kollwitzerben gegen eine vervollständigung der Denkmalsanlage "Neue Wache" längst abgeleufen - Berlin könnte die Standbilder einfach umsetzen. Aber der sozialistische Kultursenator sperrt sich.

  • Odysseus, es ist doch Unfug von "typisch linken Entscheidungen" zu sprechen.


    Ohne die linke rot-grüne Mehrheit im damaligen Bundestag, hätte es die Entscheidung zur Schlossfassadenrekonstruktion 2002 nicht gegeben.


    Viele die gerne die linke Ideologie anprangern, bei allem was ihnen nicht passt, sind in ihrer Denkweise doch nicht unideologisch. Sollen wir es dann analog mal rechte Ideologie nennen?


    Bei den fast schon inflationären Rekonstruktionswüschen (Nationaldenkmal, Denkmalkirche) und der beinahe kategorischen Ablehnung der Moderne ist das doch angemessen, oder?


    Vielleicht merkst du an der Stelle doch noch, dass es nicht so einfach ist mit dem Weltbild, und möglicherweise sind die "Linken" gar nicht so verbohrt wie es die "Rechten" gerne hätten.


    Ich für meinen Teil halte mich für relativ breit aufgestellt.
    Ich mag z.B. berliner Bauhaus-Siedlungen, das Frankfurter Tor und die Schlossfassaden. Wo ist da die Ideologie?

  • Das Bashing gegen den Senat nimmt ja immer bizarrere Züge an.
    Nur ein Beispiel: Der Erhalt des Neptunbrunnens vor dem Rathaus war nicht nur die Forderung irgendwelcher linker Politiker, sondern sie wurde vor allem vom Berliner Landesdenkmalamt und speziell dem langjährigen Landeskonservator Jörg Haspel vertreten. Jörg Haspel steht nun wirklich nicht im Verdacht, irgendwie links zu sein, sondern er war und ist ein angesehener Denkmalpfleger, eingesetzt wurde er von einem schwarz-roten Senat unter Eberhard Diepgen. Und seine Einschätzung, dass der Neptunbrunnen ein unverzichtbarer Bestandteil der denkmalgeschützten Freiflächengestaltung von Hubert Matthes ist, ist auch keine Willkür, sondern sie beruht auf sorgfältiger bauhistorischer Forschung. Mit Ideologie hat das alles nichts zu tun.


    Wenn die Schlossfreunde also einen Brunnen auf dem Schlossplatz gewünscht hätten, dann wäre nur ein neuer Brunnen denkbar gewesen. Eine solche Lösung hatte Regula Lüscher auch 2013 ins Gespräch gebracht - allerdings wurde sie weder von Manfred Rettig noch von Wilhelm von Boddien aufgegriffen. Rettig und von Boddien waren diejenigen, die kompromisslos agiert haben und jede einvernehmliche Lösung verhindert haben. Jetzt ist der Zug längst abgefahren, aber schuld ist nicht der rot-rot-grüne Senat, der damals noch gar nicht im Amt war, sondern Rettig und von Boddien.

  • Und seine Einschätzung, dass der Neptunbrunnen ein unverzichtbarer Bestandteil der denkmalgeschützten Freiflächengestaltung von Hubert Matthes ist, ist auch keine Willkür, sondern sie beruht auf sorgfältiger bauhistorischer Forschung.


    Zuerst einmal möchte ich betonen, daß ich mich aus irgendwelchen politisch-ideologischen Grabenkämpfen heraushalten möchte.


    Was ich aber einfach nicht verstehen kann: Der Neptunbrunnen stammt aus dem Jahr 1891. Wie kann ein Brunnen aus der Kaiserzeit programmatisch zusammenpassen mit der sozialistischen Freiflächengestaltung des Marx-Engels- und Rathausforums? :???:


    Nach dem Krieg räumt man die Fläche leer. Und dann stellt man einen alten Brunnen von 1891 in die freie, leergeräumte Fläche. Und das soll dann ein bauhistorisch wertvolles Ensemble sein? Ernsthaft?


    Ganz ehrlich: Das Rathausforum mit dem Neptunbrunnen wirkt doch eher wie "Kraut und Rüben". Ein bisschen Sozialismus. Ein bisschen Kaiserreich. Und fertig ist die "programmatische" Freiflächengestaltung. (Zur Redewendung "Kraut und Rüben" siehe auch: https://www.geo.de/geolino/red…dung-wie-kraut-und-rueben)

  • ^Ja, ich stimme Dir bei.


    Jetzt ist der Zug längst abgefahren, aber schuld ist nicht der rot-rot-grüne Senat, der damals noch gar nicht im Amt war, sondern Rettig und von Boddien.


    Davon, dass eine Verlegung (oder eine Kopie) des Neptunbrunnen nicht mehr möglich sei, (warum eigentlich nicht?), der Zug "längst abgefahren" sei, habe ich nichts mitbekommen. Wenn ich nicht wüsste, dass Du selten zu antworten pflegst, würde ich Dich gefragt haben, ob Du diese Behauptung plausibel belegen kannst. Im "offiziellen Hauptstadtportal" jedenfalls (Stand: 27.9.2018) heißt es:


    "Im Zuge des Neubaus des Berliner Stadtschlosses als Humboldt-Forum wird über die Rückverlegung des Neptunbrunnens an seinen ursprünglichen Standort auf dem Schloßplatz nachgedacht."

  • Ohne die linke rot-grüne Mehrheit im damaligen Bundestag, hätte es die Entscheidung zur Schlossfassadenrekonstruktion 2002 nicht gegeben.


    Bundespolitik(er) ist ja was anderes, als kommunale. Außerdem hat in Berlin ja noch die Linke was zu sagen.


    @Architektenkinds rbb-Video
    Mal wieder lustig, wie man den preuß. Hohenzollern - sicher nicht unberechtigt - Prunksucht usw. unterstellt (wobei es ja weitaus süchtigere gab), ihnen in dem Filmchen dann doch wieder Knausrigkeit vorwirft. Wieso nicht Sparsamkeit?


  • Ohne die linke rot-grüne Mehrheit im damaligen Bundestag, hätte es die Entscheidung zur Schlossfassadenrekonstruktion 2002 nicht gegeben.


    Allerdings haben wir dieser Rot-Grünen Mehrheit im Bundestag den Beschluss zur Fassadenrekonstruktion nicht zu verdanken. Die Abstimmung erfolgte ohne Franktionszwang, eine Rot-Grüne-Mehrheit gab es nicht. Die SPD stimmte nur mit relativer Mehrheit der Fassadenrekonstruktion zu, die Grünen sogar mehrheitlich dagegen. Union und FDP bis auf zwei Abgeordnete geschlossen dafür, die PDS geschlossen dagegen.