Umbau/Sanierung Gasteig [in Planung]

  • Eine kleine Sanierung für 200 Mio. - das klingt mal richtig preiswert, dafür bleibt auch alles beim alten. Vielleicht sollte man das mit der Sanierung endlich sein lassen und so verfahren wie bei den meisten anderen öffentlichen Bauten: punktuelle Bedarfsreparaturen für den Erhalt des Bestands. Mit dem gesparten Geld lassen sich viel sinnvollere Investitionen tätigen.

  • Ich muss sagen, nachdem ich letztens erst wieder über das Gelände gelaufen bin und im Foyer auf einen Bekannten gewartet habe... Ich mag den Komplex in seiner aktuellen Form sehr und könnte mich mit einer "kleinen" Sanierung eher anfreunden als mit einer radikalen wie sie vor allem Henn Architekten vorschlagen.


    Klar, das ein oder andere wie Bodenbeläge und Möblierung muss optisch auf den neuesten Stand gebracht werden und eine große Treppe runter zur Rosenheimer Straße wäre eine sinnvolle Veränderung um das Entrée freundlicher und offener zu gestalten.
    Das Äußere an sich mit den Arkaden, den Glasprismen (entspiegeln und gut ist) am Konzertsaal, der großen Glashalle etc. gefällt mir aber gut und finde ich stimmiger als denn Henn Entwurf.

  • Würde ich mir auch wünschen. Andere Verglasung so dass es transparenter und heller wirkt, andere Bodenbeläge und Freitrappen zur Isarseite mit Eingang zur Philharmonie an der Stelle sowie eine Verbesserung der Zugangssituation von der S-Bahn würden mir eigentlich reichen. Die meisten Verbesserungen an Architektur nach vierzig, fünfzig Jahren wirken oft sonst wie drangeflanscht und damit inkonsistent. Dann lieber das Original als Zeichen seiner Zeit.


    Ach so, eine Öffnung der Dächer für Gastro etc. wäre noch hervorragend.

  • Wie schon erwähnt, würde auch ich eine behutsame Sanierung, Optimierung und Weiterentwicklung des Komplexes bevorzugen - unter Wahrung seiner ursprünglichen Erscheinungsform. Und über eine Nutzung der Dächer ist ja bereits vor über 10 Jahren nachgedacht worden...

  • Optimierung der Akustik

    Schön, dass hier in Bezug auf die weitgehende Beibehaltung der Fassade und Minimalsanierung alle einer Meinung sind. In Bezug auf die Akustik sollte man noch bedenken, dass sogar der fast milliardenteure Neubau der Elb-Philharmonie in Hamburg trotz der Konzeption durch die bekanntesten Schall- und Raumtechniker der Welt und trotz des technischen State-of-the-art keine zufriedenstellende Akustik brachte. Deshalb wäre es sicher sinnvoll, statt der teuren und risikoreichen einmaligen Konstruktion eines komplett neuen Saals die Akustik nur schrittweise und behutsam im überschaubaren Kostenrahmen beständig zu verbessern, so dass einzelne Fehlmaßnahmen nicht wirklich ins Gewicht fallen und auch nach dem Trial-and-Error Prinzip wieder zurückgenommen werden können.

  • Also ich bin kein Akustikfachmann, aber soweit ich weiß hat Akustik nicht nur mit Wandpaneelen und Absorbern zu tun. Das wichtigste für eine gute Akustik ist die Form eines Raumes, also wo und wie wird Schall von den Wänden reflektiert. Ein ungünstig konzipierter Saal wird einzelne Frequenzbereiche durch Überlagerung von Reflektionen verstärken, andere dagegen nicht. Wenn man da also wirklich fundamental eine Besserung will, dann muss man auch an die Geometrie des Raumes ran. Das heißt dann Wände versetzen bzw. entfernen/hinzufügen. Ich denke solche Veränderungen sind im laufenden Betrieb nahezu unmöglich, man müsste den Betrieb dann immer wieder aussetzen. Womöglich ist ein „radikaler“ Umbau da am Ende effizienter.

  • Raum-in-Raum-Lösung für die Akustik

    Das wichtigste für eine gute Akustik ist die Form eines Raumes, also wo und wie wird Schall von den Wänden reflektiert. Ein ungünstig konzipierter Saal wird einzelne Frequenzbereiche durch Überlagerung von Reflektionen verstärken, andere dagegen nicht. Wenn man da also wirklich fundamental eine Besserung will, dann muss man auch an die Geometrie des Raumes ran. Das heißt dann Wände versetzen bzw. entfernen/hinzufügen.


    Statt Betonwände zu versetzen oder zu entfernen, gibt es ja auch die Möglichkeit einer Raum-in-Raum-Lösung, wie sie beispielsweise beim Blitz Club in der ehemaligen Kongresshalle des Deutschen Museums eingesetzt wurde: Artikel in Baunetz Wissen, Artikel in der Groove, Retail Design Blog

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    Dadurch wird der Saal allerdings kleiner, fraglich ist auch, ob eine solche Lösung bei den akustischen Ansprüchen der Philharmoniker tatsächlich günstiger käme, als ein Eingriff in den Rohbau.

  • Ich würde die alte Fassade nicht vermissen.


    Allerdings hale ich 600 Millionen für ein Gebäude, dass keine 50 Jahre alt ist für ökonomisch fragwürdig. Wir müssen in der Lage sein, Gebäude zu bauen, die ästhetisch und funktional in der Substanz mehr als ein Jahrhundert überdauern. Für 600 Millionen kriegt man fast schon einen Neubau.


    Das viele Geld könnte man gut in den Ausbau des ÖPNV stecken: U-Bahnen, Strassenbahnen, Busspuren und Brücken.

  • Warum braucht es solch einen teuren Umbau? Als Hauptgrund sehe ich die Klangqualität des Hauptsaals.


    Da der Gaststeig aber viele Funktionalitäten hat, bedeutet ein Umbau anscheinend auch, dass viele andere Bereiche des Gaststeigs betroffen sind.


    Der Gaststeig ist laut Wikipedia:
    Sitz von Institutionen:
    - Münchner Philharmoniker
    - Münchner Volkshochschule
    - Münchner Stadtbibliothek
    Folgende Säle:
    - Philharmonie (2387 Sitzplätze) mit der Klais-Orgel
    - Carl-Orff-Saal (528–598 Sitzplätze)
    - Black Box (120–225 Sitzplätze, 20 Stehplätze)
    - Kleiner Konzertsaal (191 Sitzplätze)
    - Vortragssaal der Bibliothek (132 Sitzplätze)
    - Mehrzweckraum 0.131
    - Vortragsäle 0.115 und 0.117 (90 Sitzplätze) der Münchner Volkshochschule


    Wesentlich billiger wird es wahrscheinlich, wenn man nicht den Gaststeig an sich renoviert, sondern nur explizit die Problemfälle angeht, die man identifiziert hat. Das könnte bedeuten, dass man zB einen Neubau eines Saals für die Philharmoniker in Gaststeignähe unternimmt, aber den Gaststeig an sich so belässt, wie er ist.

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    Wir müssen in der Lage sein, Gebäude zu bauen, die ästhetisch und funktional in der Substanz mehr als ein Jahrhundert überdauern. Für 600 Millionen kriegt man fast schon einen Neubau.


    Der Gasteig - so wie er sich als Trutzburg präsentiert - würde bestimmt noch viele Jahrzehnte durchhalten.


    Allerdings macht da der Brandschutz nicht mit, weshalb ohnehin im Inneren so gut wie alles raus muss.


    Warum braucht es solch einen teuren Umbau? Als Hauptgrund sehe ich die Klangqualität des Hauptsaals.


    Für die Verbesserung der Akustik des Hauptsaals könnte der Rest so bleiben wie er ist. Kostentreibend ist die notwendige Erneuerung der Haustechnik, für die sämtliche Winkel des Gasteig angetastet werden müssen.


    Wesentlich billiger wird es wahrscheinlich, wenn man nicht den Gaststeig an sich renoviert, sondern nur explizit die Problemfälle angeht [...] dass man zB einen Neubau eines Saals für die Philharmoniker in Gaststeignähe unternimmt, aber den Gaststeig an sich so belässt, wie er ist.


    Wie gesagt, der gesamte Gasteigkomplex muss ohnehin saniert werden. Billiger werden würde es nur dann, wenn zugleich auf eine radikale Neugestaltung der Außenhaut bzw. des Innenraumkonzepts verzichtet wird und nach dem Umbau nur dezente optische Verbesserungen umgesetzt werden. Für einen reinen Saalneubau bräuchte es erst einmal ein passendes Grundstück (das ggf. bezahlt werden muss) und eine komplett neue Saalinfrastruktur (allein der Saal nutzt wenig). Ich bezweifle, ob eine solche "Doppellösung" am Ende günstiger käme. Eher im Gegenteil. Zumal ich es für fragwürdig halte, dem Gasteig sein "Herz" zu nehmen.

  • Bestandsbau ist ok (sexy statt grufti)

    1. Technik/Brandschutz: kaum vorstellbar, dass wegen Technik/ Brandschutz das Gebäude komplett neu (quasi Neubau) gemacht werden muss => Nationaltheater, Gärtnerplatztheater ging doch auch


    2. Akustik: bereits erwähnt - Neubau keine Garantie für perfekte Akustik, s. Elbphilharmonie; müsste doch einen Akustiker geben, der für 100-200 Mio. eine akzeptable Akustik in die bestehende Situation implementiert


    3. Großkotzig: die Stadt möchte für 600 Mio. eine neue Philharmonie, der Freistaat für 400 Mio. einen separaten Konzertsaal; ein wirkliche Abstimmung/ Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Projekten ist nicht möglich/ nicht gewollt (z.B. Großveranstalter werden weiterhin den Gasteig buchen, da mehr Sitzplätze = mehr $$$)


    4. Millionenverschwendung für die Generation 50plus, München bleibt uncool, kaum/ immer weniger Subkultur, die jungen Leute kommen nicht nach München, schon gar nicht wegen Philharmonie/ Konzerthaus


    5. Was machen mit dem ganzen Geld: ÖPNV for free, abgegrenzte Fahrbahnen für Bikes (s. Amsterdam), Isar-Flussbad ... => warum soll nur Berlin sexy sein?

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    Zu den Punkten:


    1. Hier ist die Vergleichbarkeit nicht gegeben. Vergleiche die Flächen der beiden Theater und des Gasteigs mit den jeweiligen Kosten.


    2. Für die Akustik sind etwa 150 Millionen Euro vorgesehen, Baupreissteigerungen nicht inbegriffen, daher dürfte es eher etwas mehr werden.


    3. Welche Form der Abstimmung hätte es denn geben sollen? Es gibt zwei große Orchester, die je einen getrennten Konzertsaal benötigen, um sich nicht ständig auf den Füßen herumzutreten. Natürlich spielt da auch Prestige eine Rolle.


    4. Ein tolles Vorurteil hast du da. Warum nur gibt es zu viele junge Anwärter auf eine Orchesterstelle, übervolle Kurse für kl. Musik, sehr gut besuchte Vorstellungen für junges Publikum? Mir wäre nicht bekannt, dass München zu wenige junge Menschen anziehen würde. Das Gegenteil ist eher der Fall und das Land vergreist. Allgemeiner Trend. Nebenbei ist der Gasteig in München eine der Plattformen für Kunst / Kultur aller Art (auch Subkultur) schlechthin.


    5. Kaum sollen einmal größere Summen für ein Projekt ausgegeben werden, kommen allerlei Leute mit anderen Investitionsvorschlägen, die diese persönlich besser fänden, daher. Soweit nichts Neues. Das Problem ist, dass dies in der Politik zu endlosen Debatten über eine "sinnvolle" Investitionsaufteilung führt, in deren Folge überhaupt nichts passiert, weil sich niemand einigen kann. Unterdessen steigen aber die Baupreise.
    Btw.: Einen kostenlosen ÖPNV für 600 Mio. Euro? Das würde nicht lange gut gehen... :lach:

  • Wieso muss der Brandschutz erneuert werden? Normalerweise gilt der Schutz des Bestands, man sollte da also eigentlich nicht nachbessern müssen - das ist nur bei kompletter Sanierung notwendig, dann muss das Gebäude auf neuen Stand gebracht werden.


    Was die Ausgaben angeht: Man muss sich schon fragen weshalb München gleichzeitig zwei solche Gebäude braucht. Eines für mehrere Hundert Millionen Euro sollte doch eigentlich genügen bzw. gleich so dimensioniert werden dass es beide Orchester aufnehmen kann.


    Die Begründung mit "Prestige" finde ich nicht ausreichend wenn man dafür Steuergelder in die Hand nimmt. Sicherlich ist Kultur ein Allgemeingut, aber nicht jeder Münchner geht in die Philharmonie. Ich wäre deshalb dafür einen solchen Konzertsaal (teilweise) über Spenden zu finanzieren. Dann kann er meinetwegen auch eine Milliarde kosten.

  • Wieso muss der Brandschutz erneuert werden? Normalerweise gilt der Schutz des Bestands, man sollte da also eigentlich nicht nachbessern müssen - das ist nur bei kompletter Sanierung notwendig, dann muss das Gebäude auf neuen Stand gebracht werden.


    Wir können ja über die Notwendigkeit eines optischen Totalumbaus diskutieren und ich bin da durchaus auch der Meinung, dass es diesen nicht unbedingt braucht (eine Freitreppe zur Rosenheimer wäre schön).
    Aber:
    Die Notwendigkeit warum jetzt der Brandschutz erneuert werden muss, wurde in den Medien doch bereits dutzendfach dargelegt:


    Hier ein Artikel von 2016 der die techn. Notwendigkeit beschreibt: https://www.sueddeutsche.de/mu…eig-werden-soll-1.2955226


    Ausführlicher mit einzelnen Positionen:
    https://www.sueddeutsche.de/mu…fuer-eigentlich-1.3437472


    Und wem das immer noch zu oberflächlich ist, im folgenden Monsterwerk steht alles drin, was es über die Sanierung zu wissen gibt:


    https://www.ris-muenchen.de/RI…TZUNGSVORLAGE/4406900.pdf


    Was die Ausgaben angeht: Man muss sich schon fragen weshalb München gleichzeitig zwei solche Gebäude braucht. Eines für mehrere Hundert Millionen Euro sollte doch eigentlich genügen bzw. gleich so dimensioniert werden dass es beide Orchester aufnehmen kann.


    Naja, der Konzertsaal im Werksviertel ist ein Konzertsaal. Der Gasteig ist ein Kulturzentrum inkl. Bibliothek, VHS und weiterer Bildungseinrichtungen.


    Eine größere Dimensionierung würde nichts helfen, da es eben primär der Umstand des fehlenden zweiten großen Konzertsaals ist, der die beiden Orchester in Schwierigkeiten bringt. Es ging mit einigem Verbiegen jahrelang ohne, mit zunehmendem Wettbewerb, zunehmender Reputation und, ja aus Prestigegründen, will der Freistaat nun aber den zweiten Saal bauen. Dabei wird ein solcher bereits seit Jahrzehnten herbeigesehnt.


    Sicherlich ist Kultur ein Allgemeingut, aber nicht jeder Münchner geht in die Philharmonie. Ich wäre deshalb dafür einen solchen Konzertsaal (teilweise) über Spenden zu finanzieren.


    Nicht jeder Münchner fährt mit dem ÖPNV...finanzieren wir ihn über Spenden :D.


    Wie gesagt, eine moderatere Umgestaltung (Freitreppe, aufgefrischte Inneneinrichtung (insb. auch der Bibliothek), könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, auch wenn die Strahlkraft natürlich ausbliebe und immer noch mehrere hundert Millionen Euro investiert werden müssen. Dann eben in 35 Jahren...;)

  • Eklatantes Ungleichgewicht in der Münchner Kulturförderung

    Was die Ausgaben angeht: Man muss sich schon fragen weshalb München gleichzeitig zwei solche Gebäude braucht. Eines für mehrere Hundert Millionen Euro sollte doch eigentlich genügen bzw. gleich so dimensioniert werden dass es beide Orchester aufnehmen kann.


    Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass man in München die international bekannten Philharmonien anderer Musikkulturen, welche junge Leute ansprechen, für lediglich ein paar Dutzend Wohnungen opfern will (siehe Drohende Schließung des Mixed Munich Arts), ist es schon ziemlich fragwürdig, dass man gleichzeitig für gleich zwei neue Kathedralen der Klassischen Musik insgesamt eine Milliarde Euro an Steuergeldern verpulvern will.

  • Naja, der Konzertsaal im Werksviertel ist ein Konzertsaal. Der Gasteig ist ein Kulturzentrum inkl. Bibliothek, VHS und weiterer Bildungseinrichtungen.


    Hand aufs Herz, um die anderen kulturellen Einrichtungen geht es nicht wirklich, sondern nur um den Konzertsaal.


    Und es spricht überhaupt nichts dagegen ein Gebäude so zu dimensionieren dass es von zwei Orchestern genutzt werden kann. Das erreicht man indem man in einem Gebäude mehrere Säle unterbringt. Die Kosten von einem großen Gebäude werden wahrscheinlich auch deutlich günstiger sein als das ganze zweimal zu bauen bzw. zu sanieren.


    Nicht jeder Münchner fährt mit dem ÖPNV...finanzieren wir ihn über Spenden :D.


    Der ÖPNV fällt unter Infrastruktur und von der hat jeder etwas. Dabei spielt es keine Rolle ob man selbst den ÖPNV nutzt oder lieber Auto fährt - allein durch das Vorhandensein eines ÖPNVs wird ein einigermaßen flüssiger Verkehr möglich.


    Bei kulturellen Einrichtungen ist das anders, da steht es jedem frei zu entscheiden. Man profitiert nur von den Einrichtungen die man auch nutzt. Dabei wird Kultur jedoch sehr selektiv gefördert - die extreme Vorzugsbehandlung eines Symphonieorchesters ist nicht gerechtfertigt.


    Im Gegenteil, es scheint eine Art Zweiklassen-Kultur zu geben. Für die erste Klasse können die Bauten nicht teuer genug sein. Die zweite Klasse finanziert sich oft komplett selbst, kämpft ums nackte Überleben und den Erhalt ihrer oft sehr provisorischen, bisweilen heruntergekommenen Standorte. Ich finde es da nur gerecht wenn sich die Nutzer der ersten Klasse etwas stärker beteiligen - z.B. über Spenden.

  • Und es spricht überhaupt nichts dagegen ein Gebäude so zu dimensionieren dass es von zwei Orchestern genutzt werden kann. Das erreicht man indem man in einem Gebäude mehrere Säle unterbringt. Die Kosten von einem großen Gebäude werden wahrscheinlich auch deutlich günstiger sein als das ganze zweimal zu bauen bzw. zu sanieren.


    Nein, natürlich spricht nichts dagegen. Nur diese Entscheidung spielt heute überhaupt keine Rolle mehr, da der Gasteig nun mal nur einen großen Saal enthält und ein zweiter nicht unterzubringen ist.


    Hand aufs Herz, um die anderen kulturellen Einrichtungen geht es nicht wirklich, sondern nur um den Konzertsaal.


    Ich sehe das wie gesagt anders, die Kostenpositionen drücken das auch aus, lasse es damit aber auch gut sein. In den Links oben steht alles drin.


    Bei kulturellen Einrichtungen ist das anders, da steht es jedem frei zu entscheiden. Man profitiert nur von den Einrichtungen die man auch nutzt


    Die Bemerkung war eher ironisch gemeint (smiley), dennoch kann bei einem Kulturbau ebenfalls argumentiert werden, dass nicht nur diejenigen davon profitieren, die ihn nutzen. Bspw. über steigenden Tourismus und folglich steigende Einnahmen (Link).


    Im Gegenteil, es scheint eine Art Zweiklassen-Kultur zu geben. Für die erste Klasse können die Bauten nicht teuer genug sein. Die zweite Klasse finanziert sich oft komplett selbst, kämpft ums nackte Überleben und den Erhalt ihrer oft sehr provisorischen, bisweilen heruntergekommenen Standorte.


    Naja, das eine sind eben die städtischen Institutionen, das andere die freien Einrichtungen. Die Stadt kann letztere selbstverständlich finanziell unterstützen (Link), aber nicht vollständig tragen.
    Vielleicht verstärkt sich dieser Eindruck auch durch die große Anzahl an historischen Bauten (Theater, Museen, öffentliche Denkmäler), die in Stand gehalten werden müssen. Für den Großteil der Ausgaben ist hier allerdings der Freistaat zuständig, für die Stadt München ist der Gasteig die mit Abstand größte Institution, hinzu kommen Volkstheater Stadtteilkulturzentren, die VHS.
    Dabei betragen die Gesamtausgaben seit Jahren 3 % vom städt. Haushalt.


    Gerade wenn die einseitige Kulturförderung beklagt wird, erscheint es umso erstaunlicher, wenn der Gasteig nur auf seinen Konzertsaal reduziert wird. Das wird ihm bei weitem nicht gerecht. Wer das Programm des Gasteig kennt, weiß wie viele dutzend andere Kulturzweige dort Platz und Förderung finden. Auch ohne Henn-Entwurf kostet die Sanierung lt. Gutachten min. 450 Mio. Euro, die aber wie gesagt doch keineswegs nur dem Konzertsaal zu gute kommen.


    Könnten die Bauten nicht teuer genug sein, dann hätten wir die ewige Diskussion im Stadtrat nicht, wie mit dem Gasteig zu verfahren ist.


    Gegen Spenden spricht freilich überhaupt nichts - wurde das bei der Elbphilharmonie nicht auch gemacht?

  • Nein, natürlich spricht nichts dagegen. Nur diese Entscheidung spielt heute überhaupt keine Rolle mehr, da der Gasteig nun mal nur einen großen Saal enthält und ein zweiter nicht unterzubringen ist.


    Ja, sofern man am Gasteig festhalten möchte. Ich würde den Gasteig einfach abreißen (zumindest den Konzertsaal) und an einem anderen Standort zwei Säle bauen. Dann bliebe uns auch die gläserne "Konzertscheune" am Ostbahnhof erspart. Das wäre somit nicht nur die kosteneffizienteste, sondern auch die wahrscheinlich architektonisch interessanteste Lösung.


    Die Bemerkung war eher ironisch gemeint (smiley), dennoch kann bei einem Kulturbau ebenfalls argumentiert werden, dass nicht nur diejenigen davon profitieren, die ihn nutzen. Bspw. über steigenden Tourismus und folglich steigende Einnahmen


    Sicherlich steigert jede Attraktion einer Stadt ihr Attraktivität und somit auch den Tourismus. Die Frage ist eher warum die Stadt ausgewählte Attraktionen verschwenderisch unterstützt und andere wenig bis gar nicht.

  • Ich würde den Gasteig einfach abreißen (zumindest den Konzertsaal) und an einem anderen Standort zwei Säle bauen. Das wäre somit nicht nur die kosteneffizienteste, sondern auch die wahrscheinlich architektonisch interessanteste Lösung.


    Erst einmal wird wie gesagt ein Grundstück dafür benötigt, über das sich niemand einigen kann, Jahre gehen ins Land, Baupreise steigen, der Gasteig muss in der Zwischenzeit geschlossen werden... Der Abriss des Gasteigsaals kostet, die Sanierung der restlichen Teile fällt nicht weg und wer weiß schon was ein Neubau mit zwei großen Sälen kosten, ganz davon abgesehen wie er aussehen würde (Stadt und Freistaat müssten sich einigen). Nicht, dass am Ende eine doppelt so große "Konzertscheune" herauskommt...;)


    Die Frage ist eher warum die Stadt ausgewählte Attraktionen verschwenderisch unterstützt und andere wenig bis gar nicht.


    Abgesehen davon, dass ich der Bezeichnung "verschwenderisch" für das meistbesuchte Kulturzentrum Deutschlands nicht zustimme, ganz einfach deshalb, weil der Gasteig in städtischer Hand ist und z.B. das weiter oben angesprochene MMA nicht. Wie gesagt, die Stadt kann freie Einrichtungen finanziell unterstützen, beim MMA in Form von Räumlichkeiten geschehen. Genauso werden private Museen / Galerien / Theater / Kunstprojekte unterstützt, sofern sie den Förderkriterien entsprechen und sich diese für eine solche beworben haben (siehe Link oben).
    Das konkrete Problem beim MMA ist der Flächenkonflikt mit Wohnraum (Werkswohnungen), nicht eine fehlende finanzielle Unterstützung der Betreiber.
    Ich stimme deiner Kritik an dieser Stelle zu, hier könnte mit politischem Willen der Verbleib des MMA gesichert werden, wenn die Werkswohnungen an anderer Stelle errichtet werden würden (z.B. in Moosach, dort wo aktuell Werkswohnungen der MVG entstehen).
    Das Ex-Gesundheitsreferat will die Stadt dagegen nun für fünf Jahre zur kreativen Zwischennutzung zur Verfügung stellen: https://www.sueddeutsche.de/mu…achauer-strasse-1.4308328


    Dieser aktuelle Artikel beschreibt genau diesen Konflikt zwischen Flächen für kreative Nutzungen und Wohnraum: https://www.sueddeutsche.de/mu…parallelnutzung-1.4295658