Suhrkamp-Verlagssitz (Rosa-Luxemburg-Platz)

  • ^Nichts entlarvt hier irgendjemanden.


    Es ist eine Frechheit wie hier ein neues Forumsmitglied in seinem ersten Beitrag begrüßt wird.


    Dein Aussage

    Das Negieren von Hass und ein Satz wie "das war ganz normale Kritik, vielleicht ein bisschen polemsich formuliert" mit dem Vorwurf der "Dünnhäutigkeit" gegen den kritisierten Adressaten
    ist ganz eindeutig rechte Rethorik!

    widert mich an.


    Du beziehst dich dabei auf die von der TAZ zusammengefasste Kritik an modern eingestellten Architekten: "Sie wurden nach Ihrem Artikel über die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt als „Ideologe moderner Architektur“ bezeichnet – als „Luxusantifaschist“ und „Anhänger der Sühnearchitektur“, die die deutschen Städte mit Betonbrutalismus und Traditionsverachtung verschandelt hätten. Haben Sie diese Angriffe getroffen?"


    Sühnearchitektur ist mit Sicherheit weit hergeholt, gibt es diese Scheußlichkeiten doch wohl in allen Ländern dieser Welt.


    Einem neuen Forumsmitglied aber sofort in die Schublade "als rechter entlarvt" zu schieben, nur weil er die Kritik (ich denke insbesondere Betonbrutalismus, Traditionsverachtung) nachvollziehen kann, ist eine ungeheure Unverschämtheit. Du solltest deinen unpassenden Kommentar entfernen.


  • Popper: Willkommen im Forum. Ja ich habe den Artikel gelesen und habe auch den Artikel von Herrrn Trübyin der FAZ gelesen und glaube auch nach eigener Recherche, dass die Diskussion um Rekonstruktionen sehr wohl von rechtsgerichteten Kräften genutzt wird um eine rechtsgerichtete Ideologie an den Mann zu bringen.


    Dein Diskurs endet mit der grundsätzlichen Behauptung "Bei Rekonstruktionen wird nichts politisch missbraucht" ohne dies wirklich beweisen zu können.


    Natürlich ist das auch nicht unbedingt bei jedem Rekonstruktionansatz der Fall. Im Falle der Frankfurter Altstadt war es aber wohl so!


    Ich habe aber den Link nur als Beispiel genutzt, es ging mir grundsätzlich darum, dass Architektur sich sehr wohl politisch missbrauchen lassen kann.


    Da brauche ich die AfD auch nicht dafür, dafür können wir zum alten Pharao Ramses II zurückgehen der schon vor 4000 Jahren Architektur für seine politischen Zwecke genutzt und beeinflusst hat, das hat also eine sehr lange Tradition.


    Zurück zum Suhrkamp Bau: Dass hier der Architekt den Sichtbeton nicht neu erfunden hat mag wohl sein, ich halte die Fensterkonstruktion mit der Aluminiumfassade trotzdem für gelungen. Ich persönlich vermisse bei den vielen Bauvorhaben der Stadt derzeit auch wirkliche Highlights aber dieser Bau gehört wirklich nicht zu den schlechtesten Beispielen.


    Ich mag grundsätzlich nicht dieses Ausspielen (wie von ReinhardR z.B.) von "provinzieller Architektur" und "Hauptstadtarchitektur" ´denn dies ist nicht Merkmal unseres Landes.


    Ich selbst komme ursprünglich aus Essen, dort steht z.B. mit der Aalto Oper einer der bedeutensten Theaterbauten der Moderne in Deutschland. In der sogenannten "Provinz"...

  • Ich selbst komme ursprünglich aus Essen, dort steht z.B. mit der Aalto Oper einer der bedeutensten Theaterbauten der Moderne in Deutschland. In der sogenannten "Provinz"...


    Essen ist keine Provinz! Ich kann mich nur wundern, welche Vorstellungen du von Provinz hast. :nono: Diese merkwürdige Vorstellung, daß alles automatisch Provinz ist, was nicht Glitzer-Riesen-Welt-Metropole ist.


    Provinz ist das Gegenteil von Großstadt (bzw. provinziell ist das Gegenteil von großstädtisch). Und als Großstadt gelten Städte, die mehr als 100.000 Einwohner haben. Bergisch Gladbach, Paderborn oder Reutlingen sind Großstädte und damit keine Provinz mehr.


    Als Provinz kann man Dörfer und abgelegene Kleinstädte in ländlichen Regionen bezeichnen. Als Provinz kann man Landstriche bezeichnen wie die Schwäbische Alb, den Spessart, den Bayerischen Wald oder den Harz. Aber doch keine Stadt wie Essen. Essen ist weder ländlich, noch liegt es in einer ländlichen Region.

  • ^ Aber TwistedRoad hat doch von der "sogenannten 'Provinz'" gesprochen und das Wort Provinz dabei auch noch in Anführunsgstriche gesetzt, abgesehen davon, dass er schrieb, er käme selbst aus Essen, was die Aussage zusätzlich selbstironisch bricht und daher nicht als Akt der Arroganz verstanden werden kann. Kein Grund zur Aufregung.

  • Klaro, versteh ich doch. :) Ich habe ja auch gelesen, daß er selbst aus Essen kommt. Und daß es daher in die Richtung einer Selbstironie geht. Aber auch in der Ironie schwingt immer ein bisschen Ernstgemeintes mit. Ansonsten würde man die Ironie nämlich gar nicht bringen. Das ist von mir auch nicht als Vorwurf gemeint. Es ist eher ein Unverständnis über diese immer wiederkehrende Vorstellung, was Provinz ist.

  • @UrbanFreak: Dein Vorwurf an mich ist falsch, ich beziehe mich nicht auf den TAZ Artikel, sondern auf das was Popper geschrieben hat.
    Da wiederhole ich mich gerne:


    Wer schreibt: "das war ganz normale Kritik, vielleicht ein bisschen polemsich formuliert" und dies mit dem Vorwurf der "Dünnhäutigkeit" gegen den kritisierten Adressaten kombiniert, benutzt ganz eindeutig rechte Rhetorik!


    "Man muss das doch mal sagen dürfen, der/die soll sich nicht so zimperlich anstellen, usw, usf..", das alles verharmlost das eigene Handeln, in dem Fall die mehrfache Beschimpfung des Autors und schiebt ihm auch noch die Schuld dafür zu, indem er als "dünnhäutig" bezeichnet wird.


    Wieviele Äußerungen dieser Art, wie von Popper, hat man denn deiner Meinung nach frei, bevor etwas dagegen gesagt werden darf?


    Du widerst mich übrigens nicht an, aber deine Aussage irritiert mich schon: "Immer feste druff", so wie Popper formuliert, ist wohl nur in eine Richtung akzeptabel?

  • Danke ElleDeBe, genau das war mein Ansatz und die Reaktion auf ReinhardRs Aussage, solch ein Bau könnte höchstens in Duisburg oder Dortmund stehen, sei aber einer Hauptstadt nicht würdig. Dies impliziert wohl dass hier Städte wie Duisburg und Dortmund zur Provinz gerechnet werden.

  • Dies impliziert wohl dass hier Städte wie Duisburg und Dortmund zur Provinz gerechnet werden.


    Duisburg und Dortmund sind keine Provinz, weil Einwohnerzahl größer 100.000 Einwohner. Siehe Beitrag #263.


    (Ich haue jetzt immer dazwischen, bis die Leute das Argument nicht mehr bringen. :lach: ... didaktisch wertvoll. :D)

  • Also Architektur-Fan, manchmal denke ich Du willst mich nicht verstehen!


    Wenn jemand behauptet, dieser Bau könne so nicht in der Hauptstadt sondern höchstens in Städten wie Duisburg oder Dortmund stehen, dann degradiert derjenige diese Städte zur „Provinz“unabhängig von ihrer Einwohnerzahl.


    Meine Kernaussage der letzten Posts ist aber dass Deutschland nach wie vor föderalistisch geprägt ist und eben nicht zentralistisch mit einer Hauptstadt und allem anderen als untergeordnete Provinz.

  • Bergisch Gladbach, Paderborn oder Reutlingen sind Großstädte und damit keine Provinz mehr.


    Bergisch Gladbach ist Großstadt, ja, aber nicht großstädtisch, das auf keinen Fall :lach:


    Da müssen wohl andere Kriterien greifen als die Einwohnerzahl.


    In Bergisch Gladbach steht aber dennoch ein bedeutendes Beispiel moderner Architektur: Das Rathaus von Bensberg (eine eingemeindete Stadt, die mit dazu beiträgt, dass BG heute Großstadt ist), das bestimmt viele Foristen hier erschaudern lässt.


    Mir gefällt es übrigens nicht und es macht die Stadt für mich auch nicht großstädtischer.


    Wegen Großstadt vs. Provinz sehe ich das für Deutschland so, dass wir diese Einteilung kaum haben. Das gab es von der Namensgebung so in Preussen (Provinz Posen, Provinz Westpreussen, usw... ) und trifft somit heute vielleicht noch auf entlegene brandenburgische Dörfer zu, aber sonst passt das damals wie heute nicht. Die Kleinstaaterei hat so viele politische und kulturelle Zentren geschaffen und die Industriealisierung so viele Orte modernisiert, dass es kaum noch ein, ich nenne es mal "kulturelles Gefälle" zwischen den einzelnen Landesteilen gab.


    In Berlin, Hamburg, Breslau, zu anderen Zeiten auch München und Köln fokusierte sich vielleicht die gesellschaftliche, kulturelle, industielle, politische Entwicklung. Das behinderte aber nicht, dass es auch in Essen, Mannheim, Kiel (und selbst im Gummersbach :) ) eine ähnliche Entwicklung stattfand.

  • TwistedRoad
    Aber es geht hier doch gar nicht um Städte wie Duisburg oder Dortmund. Es geht um den Neubau des Suhrkamp-Verlags. Wenn ReinhardR einen solchen Vergleich bringt, dann willl er damit nicht Städte wie Duisburg oder Dortmund angreifen, sondern den Neubau des Suhrkamp-Verlags.


    Baukörper
    Danke für deine Informationen zum Rathaus von Bensberg. Diesen Bau kannte ich bisher nicht.


    Zurück zum eigentlichen Thema:
    Man kann unterschiedliche Meinungen haben zu diesem Suhrkamp-Neubau. Aber eine Sache ist schon erstaunlich. Dieses Gebäude hat es immerhin geschafft, daß hier eine Diskussion stattfindet, die mittlerweile über 18 Seiten geführt wird. Dieser Neubau zwingt einen dazu, sich mit ihm auseinander zu setzen. Dieses Gebäude mag nicht jedem gefallen, aber langweilig ist es jedenfalls nicht.

  • Ja, finde ich auch erstaunlich, und das obwohl der Eingangsbereich und das Erdgeschoss noch nichtmal fertig ist... ich glaube das wird den Gesamteindruck nochmal verändern...positiv...

  • Dieses Gebäude hat es immerhin geschafft, daß hier eine Diskussion stattfindet, die mittlerweile über 18 Seiten geführt wird. Dieser Neubau zwingt einen dazu, sich mit ihm auseinander zu setzen. Dieses Gebäude mag nicht jedem gefallen, aber langweilig ist es jedenfalls nicht.


    Das ewige Argument der zeitgenössischen Kunst. Eine Debatte zu entfachen ist so einfach: Einfach hässlich bauen und schon klappt das. Wie wäre es mit einem Gebäude in Penis-Form? Und das mitten "Unter den Linden". Das müsste demnach dann ganz große Kunst werden, denn die Debatten wären doch sicherlich endlos oder nicht?

  • ^ Das ist das ewige "Argument" der Feinde zeitgenössischer Kunst: Das ist so einfach, das könnte mein Kind auch. Tatsächlich lassen sich mit leeren Provokationen bestenfalls kurze Strohfeuer der Entrüstung entfachen, aber eben keine langen oder gar endlosen Debatten. Aber wenn Du denkst, dass das so einfach ist, dann lade ich Dich ein, hier im Forum einmal mit einem Beitrag eine ausgedehnte Debatte zu entfachen. Dann wirst Du merken, dass das eben nicht so einfach ist.

  • Ja, finde ich auch erstaunlich, und das obwohl der Eingangsbereich und das Erdgeschoss noch nichtmal fertig ist... ich glaube das wird den Gesamteindruck nochmal verändern...positiv...


    Ja, ich denke, Du hast recht. Seit wenigen Stunden ist das Gerüst an der Ecke weg und erst jetzt wird auch der nördliche der beiden freischwebenden Flügel als solcher sichtbar.



    Jetzt wird auch wahrnehmbar, dass der Sichtbeton-Mittelblock, wie ich nach Bekanntwerden der Renderings vor zweieinhalb Jahren schon sagte, gerade in seiner betonbrutalistischen Anmutung den Eindruck erweckt, zwei überhängende, freischwebende Gebäudeflügel tragen zu können, was für mich die Wahl dieses Materials rechtfertigt, und zwar jenseits persönlicher Vorlieben oder Abneigungen dem Beton gegenüber.


    Hier noch ein Gesamtbild, das allerdings noch immer durch letzte Bauconteiner, Umzäunung und unfertigem Platz oder Garten beeinträchtigt ist:



    Bilder von heute & von mir.

  • Ich denke der Begriff Provinz ist heute schon per se ironisch. Ich denke gerade wenn man Leute etwas aufziehen will, dann bezeichnet man sie als Provinz, mit dem immer vorhandenen Anteil Ernsthaftigkeit.
    Der Standpunkt des Betrachter bestimmt doch meist was das ist. Als Münchener war der Rest Bayerns sowieso Provinz, jetzt als Berliner ist München Provinz und jeder New Yorker hält den Rest der Welt für Provinz
    :lach:

  • Ich finde den Suhrkamp Verlagssitz sehr gelungen. Eine würdige und zugleich zukunftsweisende Selbstdarstellung dieses traditionsreichen Hauses.

  • Ich finde dieses Haus ziemlich ansprechend. Jetzt muss endlich noch der Erdgeschossbereich fertiggestellt werden, damit man sich ein abschließendes Bild von der Gesamtsituation machen kann.



    Quelle: RianMa

  • Ich empfinde den Bau auch als aeusserst gelungen, besonders im Vergleich zu den 90ger Jahre Bauten an dieser Stelle. Bleibt abzuwarten ob die Fassade sich auch so gut erhaelt.
    Im Vergleich zum Schoenhauser Tor, einem typischen Vertreter, ist wirklich festzustellen, dass sich die Architektur doch zum Vorteil entwickelt hat, wie ich meine.
    Es erscheint mir auch so, dass gerade diese Bauten besonders schlecht altern. Selbst manche 70 und 60 Jahre Buerogebäude haben viel mehr Charakter auch wenn sie viele als haesslich empfinden. Aber gerade Schoenhauser Tor und die anderen beiden Gebaeude in der Umgebung aus dieser Zeit sind wirklich ziemlich banal, von daher hatte die langsame wirtschaftliche Erholung auch was Positives. So sind uns vielleicht viele solcher Bauten erspart geblieben und es entsteht durch die spaetere Bebauung von vielen Luecken ein wesentlich interessanteres Stadtbild.