Leipziger Wohnungsbau

  • Der letzte Bauabschnitt der Rosenthalterassen samt KiTa-Neubau ist jetzt fertiggestellt:


    Die Stadthäuser an der Wolfener Straße sind fertiggestellt:


    Blick in die Endnerstraße mit den hinteren Gebäuden:


    Die bereits mehrfach erwähnten Stadthäuser in der Audorfstraße erhalten eine recht interessante Ecklösung:


    So wie es aussieht, werden die ursprünglichen Pläne von Langheinrich + Manke jetzt ein wenig geändert umgesetzt. Die Grundidee des Stützenrasters bleibt ja, so scheint es, erhalten.


    Gegenüber sollen bald weitere Stadthäuser entstehen:

    Quelle: Grunwald & Grunwald Architekten


    Lageplan:

    Quelle: Grunwald & Grunwald Architekten


    In der Paul-Gruner-Straße 36 ist man auch ein gutes Stück vorangekommen, die versetzten Fenster sind für mich ein Hinweis darauf, dass der ursprüngliche Entwurf jetzt leicht geändert umgesetzt wird:


    Ergänzend - es gibt neue Grafiken zum bereits erwähnten Neubau Körnerstraße 19:

    Quelle: Langheinrich + Manke Architekten



    Quelle: Langheinrich + Manke Architekten



    Quelle: Langheinrich + Manke Architekten


    Und - ganz neu:


    Shakespearestraße 10


    Hier soll neben den Stadthäusern ein Mehrgeschosser entstehen, der um ein zweigeschossiges Gartenhaus ergänzt wird, Baubeginn ist für 2012 avisiert:

    Quelle: Grunwald & Grunwald Architekten



    Quelle: Grunwald & Grunwald Architekten



    Quelle: Grunwald & Grunwald Architekten

    4 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Nachtrag: die bereits erwähnten Neubauten in der Gustav-Mahler-Straße 23-27 entstehen bereits, ob es sich um Stadthäuser handelt, ist schwer zu sagen - wenn, dann um welche, die ähnlich wie in der Industriestraße den Block schließen, anstatt ihn durch Hofeinfahrten etc. zu unterbrechen. Bleibt die Hoffnung auf eine weitere Etage sowie eine anspruchsvolle Fassadengestaltung, auf der Seite der Architekten ließ sich leider nichts finden:



  • ^ Bei der Anordnung der Fenster sieht eigentlich eher nach einer Stadthaus-Front a la Industriestraße aus. Aber gut zu sehen das die gebeutelte Westvorstadt so langsam in Fahrt kommt und sich die Baulücken schließen.

  • ELSTERTERRASSEN


    Baubeginn der Elsterterrassen war im August 2011, was vorher dort stand, wurde abgerissen... nun finden Tiefbauarbeiten statt. >>



    Blick vom Plagwitzer Ufer auf das Schleußiger Ufer. Zurzeit finden Bohrungen statt.



    Die oberen Fenster des rechten Gebäudes werden durch den Anbau verschwinden.



    Alter Industriebau an der Weißen Elster.


  • Spaß beiseite: Insgesamt alles schöne Beispiele für moderne Lückenfüllungen im gründerzeitlichen Bestand. Die Kubatur orientiert sich sehr an den Bestandsbauten, die Qualität überzeugt ebenso. Einzig wieder die etwas stiefmütterlich behandelte EG-Zone ist nicht so doll.


    Wie kann sich denn ein Kubatur an den Bestandsbauten orientieren, oder woran machst du das fest? Man muss dort doch nicht krampfhaft nach Gemeinsamkeiten suchen. Wer ein Gebäude für diesen Ort so entwirft hat sicherlich nicht versucht sich anzupassen sondern sucht den brutalen Bruch.


    Ich finde alle gezeigten Projekte mehr oder weniger grauenhaft. Das Eckgebäude hat keinerlei Bezug zur Nebenbebauung, weder in der Materialwahl, Bauform und Dachgestaltung.

  • ^ Ich muss nicht krampfhaft nach Gemeinsamkeiten suchen, sie erschließen sich jedem, der dogmatische Ansichten ablegt und nicht schon per se moderne Lückenbebauung im gründerzeitlich geprägten Viertel verdammt. Die gezeigten Neubauten lehnen sich in Höhe, Kubatur und Geschosszahl der umliegenden Gebäude an. Jenes in der August-Bebel-Straße ergänzt die lockere, die geplante Lückenschließung in der Springerstraße wiederum die geschlossene Blockrandbebauung im Viertel. Das geplante Eckgebäude in der Scharnhorststraße besticht zudem in architektonischer Hinsicht. Von "brutalem Bruch", wie er beispielsweise in der sog. Gründerzeit in dörflich geprägten Vororten Leipzigs praktiziert wurde, ist weit und breit nichts zu erkennen.

  • Das Gebäude in der August-Bebel-Str. gehört hier zu den wenigen Beispielen, die ich als in Ordnung empfinde. Das Beispiel aus der Körnerstraße greift hingegen übel auf die 60er zurück. Von den Stadthäusern, beispielsweise in der Wolfener Str. ganz zu schweigen, die rein der mondernist. Ideologie entspringen (Kuben, singnalrot, grau, weiß, schwarz, springende und liegende Fensterformate etc.) und mit Leipzigs Identität soviel zu tun haben...wie ein Apfel mit ner Blutwurst...


    Einen positiven Aspekt haben sie...sie füllen den mitunter brachliegenden Stadtraum und führen Leute in die Stadt zurück. Die architektonische Qualität reicht aber kaum über "passabel" hinaus, eher bewegt sie sich zwischen "unterirdisch" bis "mau".


    Aber man kann auch alles in den Himmel loben...


    Saxonia...ich würde empfehlen, sich hier nicht in ermüdenden Grabenkämpfen zu verlieren und die eingefleischten DAF'ler in ihrem Heidideidi des Lobes zu belassen. Kritik ist hier nicht gern gesehen. Ich lese hier viele Beiträge nur noch kommentarlos und grinse vor mich hin. Außerem bleibt in Leipzig genug und wunderbar sanierte und noch sanierbare Altbausubstanz, der ich meine Aufmerksamkeit eher schenke, als diesem belanglosen Zeug.

  • ^ Bitte sorgsamer lesen. Mein Beitrag bezog sich nur auf diese vorgestellten Beispiele. Und im übrigen ist das hier ein Architekturforum, das von kritischen Beiträgen der User getragen wird. Wenn du hier kommentarlos mitliest und vor dich hingrinst, ist das dein gutes Recht, interessiert aber niemanden. Von daher verzichte bitte künftig auf Geplänkel und persönliche Befindlichkeiten.

  • ^ Ich muss nicht krampfhaft nach Gemeinsamkeiten suchen, sie erschließen sich jedem, der dogmatische Ansichten ablegt und nicht schon per se moderne Lückenbebauung im gründerzeitlich geprägten Viertel verdammt.


    Ich lehne modernistische Lückenbebauung ab. Staffelgeschosse, ein überpropertional großer Glasflächenanteil oder Kubusarchitektur kann nicht in ein Wohngebiet passen, dessen Architektur keinerlei Gemeinsamkeit hiermit aufweist.


    Wie ein moderner Neubau aussehen kann zeigt dieses Stuttgarter Beispiel das vor Kurzem im APH Forum vorgestellt wurde.
    http://www.palais-am-reitweg.de/index.html
    Und dort ist bei weitem nicht der Grad Vorkriegsbebauung erhalten wie in Leipzig.



    Die gezeigten Neubauten lehnen sich in Höhe, Kubatur und Geschosszahl der umliegenden Gebäude an. Jenes in der August-Bebel-Straße ergänzt die lockere, die geplante Lückenschließung in der Körnerstraße wiederum die geschlossene Blockrandbebauung im Viertel. Das geplante Eckgebäude in der Scharnhorststraße besticht zudem in architektonischer Hinsicht.


    Polemisch gefragt: Soll man sich glücklich schätzen wenn kein Hochhaus reingepflanzt wird? Das ist wohl der geringste Anspruch den man überhaupt erwarten kann. Die Fassaden sind absolut austauschbar und ohne jeglichen Sinn oder Sensibilität für die Form der Ästhetik ihrer Umgebungsarchitektur.


    Von "brutalem Bruch", wie er beispielsweise in der sog. Gründerzeit in dörflich geprägten Vororten Leipzigs praktiziert wurde, ist weit und breit nichts zu erkennen.


    Der Vergleich hinkt insofern, als das in der Gründerzeit eine Form der Bautätigkeit einsetzte wie man sie Jahrhunderte nicht gekannt hatte, bedingt durch das Bevölkerungswachstum. Dort wurde keine Flickschusterei sondern gewaltige Stadtplanung betrieben, dass dabei wenig Rücksicht auf die alte Bebauung genommen wurde ist Fakt aber auch verständlich. Denn die Städte waren mit den damals abgerissenen Gebäuden überseht. Heute stehen wir vor ehemals zerstörten, teilweise nochmals zerstörten und mehr schlecht als Recht wiederaufgebauten Städten deren Anteil an Bauten nach 45 weitaus höher ist als der der ganzen Jahrhunderte davor.
    Ich finde angesichts dessen kann man schon erwarten, dass man mit bestehenden Relikten sensibler umgeht und nicht zusätzlich den Stempel der Versehrtheit draufpresst. Dafür gibt es schon genug Orte im Land.

  • oh je, ist im aph-forum nichts los?


    gerade, weil leipzig einen so großen altbaubestand hat, gibt es keinen grund für altbau-fakes. spätenstens im treppenhaus würde doch der unterschied deutlich werden. da kann man kann sich doch besser gleich für eine wohnung in einem original entscheiden. und umgekehrt gibt es auch leute, die gerade nicht in einem altbau wohnen wollen, sondern in einem neubau mit bodentiefen fenstern, dachterrassen und ähnlichem.


    beide wohnformen haben ihre berechtigung. seit einigen jahren wird ohnehin nichts mehr auf halde gebaut. das trifft für den geschosswohnungsbau zu - und für die stadthäuser erst recht. wenn es also einen markt für neubauten in "gründerzeitler-optik" gäbe, würde so etwas auch gebaut werden.
    den scheint es aber nicht zu geben - aus oben genannten gründen.


    (ob das jemand aus werdau "ablehnt", spielt dabei keine rolle.)


    ps.: danke davele für die fotos vom baustart der elsterterrassen. dort kommt ja auch niemand auf den gedanken, dass dort wegen eines einheitlichen stadtbildes nur fabriken und schornsteine gebaut werden sollten.

  • oh je, ist im aph-forum nichts los?


    Ist dieser unsachliche Ton hier usus? Dann kann man nur froh sein, dass im APH Forum weniger los ist.



    gerade, weil leipzig einen so großen altbaubestand hat, gibt es keinen grund für altbau-fakes. spätenstens im treppenhaus würde doch der unterschied deutlich werden. da kann man kann sich doch besser gleich für eine wohnung in einem original entscheiden.


    Es gibt auch Visualisierungen für das Treppenhaus, und das ist absolut stimmig. Die Website besteht nicht nur aus einem Bild. ;)
    Das Gebäude ist weder überfrachtet mit historischen Elementen noch versucht es jedem seine Entstehungszeit aufzudrängen, was gerade in der Leipziger Ensemblewirkung unabdingbar wäre.



    und umgekehrt gibt es auch leute, die gerade nicht in einem altbau wohnen wollen, sondern in einem neubau mit bodentiefen fenstern, dachterrassen und ähnlichem.


    Die gibt es natürlich, aber ich zieh doch auch nicht mit ner Tasche voll Geld nach Quedlinburg, kaufe eine der wenigen innerstädtischen Brachflächen und baue eine lichtdurchflutete Glasburg.
    Wenn ich in eine Umgebung ziehe die bekanntermaßen in einem bestimmten Stil an Gebäuden bebaut ist kann ich nicht trotzig fordern genau hier zu wohnen aber nicht so wie es meine Nachbarn tun. Das nennt sich Stadtplanung....



    beide wohnformen haben ihre berechtigung. seit einigen jahren wird ohnehin nichts mehr auf halde gebaut. das trifft für den geschosswohnungsbau zu - und für die stadthäuser erst recht. wenn es also einen markt für neubauten in "gründerzeitler-optik" gäbe, würde so etwas auch gebaut werden.
    den scheint es aber nicht zu geben - aus oben genannten gründen.


    Auch hier fehlt wieder die Differenzierung, ich habe nirgendwo behauptet, dass diese Wohnform keine Berechtigung hat. Es geht lediglich um die Örtlichkeit. Wenn es nach dem Markt ginge würden sich so einige angewiederte Blicke für unsere Städte zulegen müssen. Offensichtlich unpassende Entwürfe werden ja nicht umgestaltet weil dem Architekt plötzlich ein Geistesblitz gekommen ist, sondern weil eine öffentliche Stelle den Daumen drauf hat. Leider noch nicht fest genug wie man sieht.
    Im Übrigen ist es einer Vielzahl von Mietern im normalen Einkommenssektor egal wie die Wohnung von außen ausschaut-leider. Denn auch wenn das äußere im klassischen Stil daherkommt wird im inneren Keiner mit schiefen Böden und Klo im Treppenhaus aufwarten. Gerade solche Bauten hauen aber immer richtig in die Kerbe wenn es um Lückenbebauung geht.


    (ob das jemand aus werdau "ablehnt", spielt dabei keine rolle.)


    Es spielt auch keine Rolle ob das Jemand aus Berlin ablehnt. Aber das hab ich für mich auch nie in Anspruch genommen, meine Meinung wollte ich dennoch los werden.


    ps.: danke davele für die fotos vom baustart der elsterterrassen. dort kommt ja auch niemand auf den gedanken, dass dort wegen eines einheitlichen stadtbildes nur fabriken und schornsteine gebaut werden sollten.


    Ein hoch auf die Polemik. man darf gespannt sein, ob sich in 100 Jahren Jemand für den Erhalt moderner Fabrikgebäude stark macht.

  • um genau zu sein, ist bei dem von dir verlinkten fake-altbau nicht mal das äussere stimmig. ein "gründerzeitler" mit tiefgarageneinfahrt - wie albern würde sich denn der in der august-bebel-strasse machen...


    leipzig ist nicht quedlinburg. aber auch dort wäre es besser, wenn diejenigen, die nicht in romantischen, verwinkelten, anheimelnden (oder anders ausgedrückt: in kleinen, dunklen, schiefen) fachwerkhäusern leben wollen, auf den brachen modernere gebäude errichten würden. und nicht ausserhalb der stadt.


    städte leben von vielfalt und offenheit. und in grossen städten gibt es eben eine grosse vielfalt und offenheit. das macht sie für ihre bewohner attraktiver, als es jeder architektur-knigge könnte.

  • Saxonia, in Leipzig gibt es parallel zum Altbau eine stetig steigende Nachfrage nach modernem Wohnraum. Die Preise für Neubauten sind sogar oftmals höher als für Altbauten mit reich verzierter Fassade, opulent geschmücktem Treppenhaus und 4 Meter hohen Stuckdecken in den Wohnungen. Warum sollte ein Käufer oder Mieter für eine auf alt getrimmte Immobilie mehr Geld ausgeben als für einen echten Stilaltbau, der in der Stadt zahlreich vertreten ist?


    Anders dein Beispiel aus Stuttgart. Dieses zeugt nicht etwa von gutem Geschmack oder gar von der Einsicht, dass in einem Gründerzeitviertel nicht modern gebaut werden darf, sondern ist lediglich Folge auf die hohe Nachfrage nach Altbauten, deren Mangel in der Stadt offensichtlich mit Fake-Altbauten entgegengekommen werden soll.

  • Was geht hier eigentlich ab? Von einem Mitglied des Teams erwarte ich etwas mehr Sachlichkeit als Sprüche wie:


    Hilfe!!! Nirgendwo ein Schrägdach zu sehen!!! Wieso wird so was genehmigt???


    Kein Mensch muss das eine oder das andere mögen, aber solche Polemik ist ja wohl mal das allerletzte, die jeglicher sachlicher Diskussion den Boden entzieht. Auch das Vokabular à la Fake-Altbauten ist nicht nur eine Beleidigung für den Architekten, der das Gebäude entworfen hat, und gegenüber dem man wohl den gleichen Respekt erwarten kann, wie hier gegenüber Architekten, die moderne Bauten entwerfen, erwartet wird, sondern ebenfalls stark ideologiegefärbt.


    An Saxonia:


    Leipzig ist nicht Stuttgart. In Stuttgart werden völlig andere Immobilienpreise gezahlt, selbst wenn dort die gründerzeitliche Substanz, und das ist wider Erwarten eine sehr große Menge, da man im Zweiten Weltkrieg ja gezielt die brennbare Altstadt, und nicht die Außenbezirke zerstört hat, nicht im Detail in der Qualität überkommen ist wie in Leipzig.


    Die Immobilienpreise sind natürlich auch der Grund, wieso solche Projekte wie das Palais am Reitweg möglich sind. An dem übrigens nichts zu kritisieren ist. Viele solcher neohistoristischer Bauten sind Kitsch bzw. moderne Baukörper mit aufgeklatschtem Stuck, aber hier stimmen ja sogar die Proportionen in Hinsicht auf eine klare Sockelzone und ein angedeutetes Mezzanin, d. h., hier ging ausnahmsweise mal die Gestaltung vor maximaler Flächenausnutzung, was äußerst selten ist. Das Ganze dann wegen einer Tiefgarageneinfahrt zu zerreißen, wirkt als peinliches Totschlagargument. Hätte es keine gegeben, wäre wahrscheinlich als Argument gekommen, dass so ein Gebäude ja noch nicht mal eine Tiefgarage bieten kann...


    Aber eigentlich geht es darum ja auch gar nicht. Es ist klar, dass Leipzig solche Projekte nicht braucht, solange Tausende von Gebäuden, vielfach *handwerklich* um Klassen besser als es das Palais am Reitweg je sein wird, vor sich hingammeln und zu Dutzenden jedes Jahr abgerissen werden.


    Es gibt in Leipzig ein riesiges Überangebot an gut sanierten Altbauten. So weit, dass man sich, und man muss noch nicht mal Krösus sein, aussuchen kann, in welchem Stil man wohnen möchte. Heinrich Hübsch hätte sich gefreut. Sowas gibt es wohl deutschlandweit kein zweites Mal. Und das zu absoluten Spottpreisen eben aufgrund des Überangebotes.


    Und genau das bedingt natürlich die geringe bis höchstens durchschnittliche Qualität des modernen Wohnungsbaus. Wozu sollten Edelimmobilien in moderner Formensprache geschaffen werden, wenn anderswo mal eben eine ganze Möbius-Villa zum Verkauf steht?


    Insofern sehe ich die überwiegende Anzahl der modernen Lückenfüllungen, etwa des Beitrags #752, eher leidenschaftslos. Was mich jedoch ärgert, ist, wenn faktisch Bausünden der alten Bundesländer, praktisch eine pervertierte Forum des Neohistorismus, wiederholt werden. Körnerstraße 19 ist so ein Projekt, hier suggeriert die Visualisierung einen Tiefpunkt, der in den 1970er Jahren eigentlich schon wieder überschritten war. St. Trinitatis wäre ein anderes, gehört aber nicht hierher.


    Und noch was:


    leipzig ist nicht quedlinburg. aber auch dort wäre es besser, wenn diejenigen, die nicht in romantischen, verwinkelten, anheimelnden (oder anders ausgedrückt: in kleinen, dunklen, schiefen) fachwerkhäusern leben wollen, auf den brachen modernere gebäude errichten würden. und nicht ausserhalb der stadt.


    Genau das passiert dort auch. Warst du überhaupt schonmal dort? Es gibt eine ganze Reihe von modernen Stadthäusern, die im Bereich der inneren Stadt errichtet werden. Die „kleinen, dunklen, schiefen“ Fachwerkhäuser haben jedoch auch ihre Liebhaber, es gibt bei ihnen zumindest nicht weniger Leerstand als bei den sagenhaften Plattenbauten des Hallenser Typs, die in den letzten DDR-Jahren in die Stadt gezwängt wurden.

  • Vielleicht jetzt mal wieder ein wenig sachlicher...das tut denke ich ganz gut.
    Vielleicht könnte man hier zwei verschiedene Aspekte betrachten, einmal das Gebäude an sich und seine Intention, und dann die Wechselwirkung des Gebäudes mit der Umgebung.


    Meiner Meinung nach hat jede Zeit die Berechtigung, ihre eigene Architektur zu vertreten. In der Geschichte hat sich die Architektur dabei immer weiterentwickelt. Vielleicht lässt sich dabei grob eine Art Pendelbewegung zwischen Komplexitätserhöhung und Reduktion ausmachen (Romanik - Gotik - Renaissance - Barock - Klassizismus - Historismus - Sachlichkeit - CAD - ...) Die Geschichte zeigt zwar immer wieder Rückgriffe auf frühere Architekturformen, aber, soweit ich das überblicken kann, wurden dabei stets neue Ideen und Elemente mit verwirklicht, selbst im Historismus. Dabei sollten sicherlich auch Assoziationen der alten Baustile geweckt und auf das neue übertragen werden.


    Ist das beim gezeigten Beispiel, das ja unzweifelhaft und in der Diskussion auch feststellbar Assoziationen an einen Gründerzeitbau bewirkt, der Fall? Was unterscheidet diesen Bau äußerlich von einem Gründerzeitbau und sind diese Unterschiede gewichtig genug, um sie als "Neu" zu rechtfertigen? Oder wird hier tatsächlich nur eine Nachfrage auf dem Markt bedient - eine mögliche Sehnsucht nach einem mit der Gründerzeit assoziierten mondänen Wohngefühl? Oder eine Sehnsucht (oder Nachfrage) nach einem Baustil, der auch mit seinen Rückgriffen auf frühere Epochen als "schön" im Gegensatz zum Gros der Nachkriegsarchitektur empfunden wird (womöglich wider besseren Wissens oder besserer Bildung)?


    Der zweite Punkt ist, wie sich ein neues Gebäude in bestehende Gebäudesubstanz einfügt. Dabei stellt sich die Frage, was das Ziel ist: Ergänzung des Baubestandes oder Etablierung eines neuen Gebäudetypus, um den bestehenden zu verdrängen (wie jahrhundertelang geschehen)? Ich denke, letzteres kann ausgeschlossen werden, da es sich ja um Lückenschließungen zwischen mehrheitlich denkmalgeschützten Bauten handelt.


    Offensichtlich kann beides auch zeitgleich stattfinden, was über längere Zeit dann zu durchmischten Stadtbildern führt, die - wenn die jüngeren Gebäude den Bestand bereichern - dann auf viele Menschen attraktiv wirken und womöglich sogar als Weltkulturerbe deklariert werden. Wenn die Gebäude vom Bestand zu stark abweichen (z.B. in Traufhöhe, Orientierung der Raumkanten, Geschosszahl etc.), dann wird eventuell kein einheitliches Stadtbild bzw. Quartiersbild mehr wahrgenommen, was womöglich unattraktiv wirkt. Ich denke, auch dafür gibt es genügend Beispiele.


    Es stellt sich danach aus meiner Sicht die Frage, welche neben den genannten und z.T. gesetzlich vorgeschriebenen Parametern einen ergänzenden Bau als Bereicherung empfinden lassen oder nicht, und welche Variabilität es hier in den Empfindungen gibt (gibt es vielleicht sowas wie eine "objektive Norm", z.B. dass die meisten Menschen ein Gebäude als bereichernd empfinden, dass sich in bestimmten Parametern dem Bestand anpasst, aber in bestimmten anderen Parametern abweicht und "Neues" bietet).
    Im konkreten Fall: welche Merkmale müssten die Lückenschließungen aufweisen, damit Saxonia (z.B.) sie nicht als störend, sondern als bereichernd empfindet? Ich denke, dass dabei dann Gründerzeitimitate nur eine vieler möglicher Lösungen wären, und dass es durchaus zeitgenössische Architektur geben kann, die Merkmale aufweißt, die sie auch Saxonia als Bereicherung empfinden lässt (wahrscheinlich könnte man solche Gebäude aus jeder Architekturepoche finden, die sich in genau diesen Bestand einfügen würden).
    Praktische Elemente der Architekturlösungen bedingt durch Verhaltensänderungen über den geschichtlichen Zeitverlauf (z.B. Auto --> braucht Garageneinfahrt) kommen dann noch hinzu.

  • ...und diese frage sollte dann in einen kaffeeklatsch-strang verschoben werden, weil es hier um den leipziger wohnungsbau geht und nicht um irgendwelche persönliche befindlichkeiten.


    (mag schon sein, dass das projekt körnerstraße 19 kein architektonisches highlight ist. aber die beiden benachbarten altbauten sind es gewiss noch weniger. erst recht, wenn man die wohnungsgrundrisse vergleicht. soviel zum thema "höchstens durchschnittliche qualität des modernen wohnungsbaus".)


    fernab aller geschmacksdiskussionen stellt sich für die verdichtung der gründerzeitlichen wohnquartiere doch eine ganz andere frage: wird diese künftig mit stadthäusern oder doch vermehrt mit geschosswohnungsbau erfolgen?
    so werden in der nördlichen parallelstraße der körnerstraße zurzeit 7 stadthäuser errichtet. auch andernorts werden derzeit stadthäuser und mietshäuser gebaut - oft nur wenige meter voneinander entfernt.


    ob die verdichtung der gründerzeitviertel also eher extensiv oder intensiv erfolgt, wird meines erachtens für den künftigen charakter der quartiere entscheidender sein, als die anzahl der schnörkel über der haustür.


  • (...)


    Es ist klar, dass Leipzig solche Projekte nicht braucht, solange Tausende von Gebäuden, vielfach *handwerklich* um Klassen besser als es das Palais am Reitweg je sein wird, vor sich hingammeln und zu Dutzenden jedes Jahr abgerissen werden. (...)


    Es gibt in Leipzig ein riesiges Überangebot an gut sanierten Altbauten. So weit, dass man sich, und man muss noch nicht mal Krösus sein, aussuchen kann, in welchem Stil man wohnen möchte. (...)



    Es gibt aber schon andere Stimmen.


    Auch wenn die Preise und Mieten für Wohnungen in Leipzig noch günstig sind, meint z.B. die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem zweiten Beitrag der aktuellen Artikelfolge "Gentrifizierung" (FAZ vom 29.09.2011)festgestellt zu haben, dass in Leipzig die Gentrifizierung an Fahrt gewinnen würde.


    Als Beispiel wird die Umgestaltung eines 1950er-Jahre-Wohnblocks in der Windmühlenstraße angeführt. Der Autor des Artikels Andreas Platthaus prognostiziert steigende Mieten für Leipzig und sieht Leipzig schon heute im "Klammergriff der Gentrifizierung".


    Steigende Preise und Mieten in Leipzig werden auch in diesem Bericht über den Immobilienmarkt in Mitteldeutschland vorausgesagt.




    (Der Artikel über Leipzig ist noch nicht online Verfügbar. Wenn FAZ-Net ihn frei gibt, werde ich ihn verlinken)

    3 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Optimiert

  • @ Stahlbauer
    Noch will die FAZ Geld damit verdienen:


    Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2011, Nr. 227, S. 34 - Feuilleton
    Vertreibung aus den angestammten Vierteln
    Leipziger Einerlei
    Gentrifizierung in Deutschland: Ein alternativ-luxuriöser Lebensstil ist der große Gleichmacher der Städte
    http://www.seiten.faz-archiv.d…/fd1n201109293224749.html



    Es ist klar, dass Leipzig solche Projekte nicht braucht, solange Tausende von Gebäuden, vielfach *handwerklich* um Klassen besser als es das Palais am Reitweg je sein wird, vor sich hingammeln und zu Dutzenden jedes Jahr abgerissen werden. Es gibt in Leipzig ein riesiges Überangebot an gut sanierten Altbauten. So weit, dass man sich, und man muss noch nicht mal Krösus sein, aussuchen kann, in welchem Stil man wohnen möchte. ... Sowas gibt es wohl deutschlandweit kein zweites Mal. Und das zu absoluten Spottpreisen eben aufgrund des Überangebotes.


    Und noch was: ...
    Warst du überhaupt schonmal dort?


    Du gestattest angesichts der obigen Bemerkungen eine ähnliche Frage: Wann warst Du das letzte Mal in Leipzig?


    Die Zeit der "tausenden vor sich hingammelnden Häuser" ist schon eine ganze Weile vorbei, selbst in den Vierteln und Straßen mit einer hohen Konzentration an leerstehenden, unsanierten Häusern stehen mittlerweile immer mehr Gerüste. Auf dem Immobilienmarkt ist - bedingt durch die jüngsten Loblieder auf Leipzig, aber natürlich auch die Angst vor einer EURO-Krise - sehr viel Bewegung drin. Zum Teil läßt sich das ja an den recht regelmäßig dokumentierten Verkäufen von Wohn- und Gewerbebauten vor allem aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende ablesen:


    Leipzig: Immobilienmarkt und -wirtschaft
    http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=8590


    Aus dem von Stahlbauer angesprochenen, vom Immobilienverband Deutschland (IVD) herausgegebenen Immobilienpreisspiegel 2011 geht hervor, dass sich das Angebot vor allem im gehobenen Sektor und in den Vierteln im Süden zunehmend verknappt und verteuert, so dass gerade junge Leute zunehmend in andere Stadtviertel ausweichen, vor allem in den Westen, in dem es aber auch schon deutlich enger wird:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=313262#post313262


    Auch werden schon eine ganze Weile keine Dutzende Häuser mehr jedes Jahr abgerissen, einhergehend mit den aktuellen (Einwohner_innen)-Entwicklungen in der Stadt, aber auch mit den Änderungen bei der Förderung zum Abriss von Altbaubeständen in Sachsen und der gesamten Republik seit 2007/2008. 2011 kommen wir in Leipzig vielleicht noch auf ein halbes Dutzend Abbrüche, darunter leider auch einige recht schöne, aber auch schon stark beschädigte Gebäude. Ich habe gerade mal den Thread zum Umgang mit Bauerbe überflogen und habe da auf die Schnelle in diesem Jahr nur den Abbruch an der Aurelienstraße Ecke Merseburger Str. gefunden, meines Wissens war das kein Denkmal und eine Ersatzvornahme wegen Einsturzgefahr. Leider werden vermutlich auch einige der Häuser nicht mehr zu retten sein, die Brandstiftungen zum Opfer fielen. Aber wie in dem beliebten Thread ebenfalls klar zu sehen ist, liegt der Schwerpunkt ganz eindeutig auf den Sanierungen, darunter auch solche Häuser wie am Aurelienbogen, die längst abgeschrieben waren.


    Zurück zum eigentlichen Thema, dem Wohnungsbau. Es gibt eine immer stärkere Nachfrage nach Neubauten vor allem in den unmittelbar an das Zentrum anschließenden Gründerzeitvierteln (Südvorstadt, Musiker- und Waldstraßenviertel ...). Zum einen, weil es dort kaum noch unsanierte Gründerzeitler gibt - viele der letzten an den Hauptstraßen werden derzeit in Angriff genommen, etwa an der Karli, Jahnallee oder Friedrich-Ebert-Straße - zum anderen, weil Menschen meistens mit dem entsprechenden Einkommen und/oder Bedürfnissen gezielt "Edelimmobilien in moderner Formensprache" nachfragen. Nur sollten die dann auch in moderner Formensprache erscheinen, mit allen Vorteilen modernen Bauens im Hinblick auf Grundrisse, Lärm- und Wärmedämmung, Fahrstühle etc. Sonst wird schnell der hier mehrfach angesprochene "Fake", den hier tatsächlich kein Mensch braucht.


    Moderner Wohnungsbau ist kein schlechter Ersatz für nicht mehr erhältliche Wohungen in Gründerzeithäusern, sondern ein ganz eigenes Segment auf dem Wohnungsmarkt. Und dessen Bedeutung wird in Zukunft deutlich steigen, das haben auch schon andere in diesem Thread vorausgesagt.


    Moderne Fassaden und Gebäude können in sich gut oder schlecht sein und sie können sich gut oder schlecht in den älteren, meist denkmalgeschützen Bestand eingliedern. Gerade bei letzterem hapert es leider noch sehr häufig. Das sieht man auch bei den von Dase präsentierten Beispielen im Beitrag #751. Und darüber lohnt sich meines Erachtens in einem Architekturforum auch zu diskutieren.


    Wenn Saxonia hier verkündet:


    Ich lehne modernistische Lückenbebauung ab. Staffelgeschosse, ein überpropertional großer Glasflächenanteil oder Kubusarchitektur kann nicht in ein Wohngebiet passen, dessen Architektur keinerlei Gemeinsamkeit hiermit aufweist.


    dann ist es seine eigene Meinung, die er auch gerne vertreten kann. Allerdings geht es dann in erster Linie um Grundsatzdiskussionen, die hier im Forum an mehreren Stellen schon geführt wurden und in einem bekannten anderen Forum eher nicht, weil dort die meisten Diskutanten ähnliche Ansichten vertreten.


    Über konkrete Bauvorhaben in Leipzig kann man mit so einer Prämisse aber nur äußerst schlecht diskutieren. Aber genau dies würde ich gern tun bzw. diese Diskussionen verfolgen, da - wie oben vermutet - demnächst sicherlich noch mehrere Bildbeispiele für modernen Geschoßwohnungsbau folgen werden und die Zahl der eher gleichförmigen und reizarmen Stadthäuser in diesem Thread hoffentlich zurückgehen wird.

  • Alle, die sich in Leipzig bewegen, werden auch die Problemecken kennen. Interessant ist zu verfolgen wie sich -und in welcher Geschwindigkeit- die Sanierung der Historismusbauten usw. entwickelt. Je mehr davon saniert sind desto mehr fallen die unsanierten Gebäude auf. HIER zeigt Torsten Büttner aus Halle an der Saale eine schöne und immer wieder aktualisierte Auswahl maroder Gebäude in Leipzig.



    Während bei den Gebäuden, Dank der vielen Projektentwickler, Bauherren usw. eine positive Veränderung erkennbar ist, kann der Zustand vieler Straßen, Gehwege, Fahrradwege, Tramgleisen usw. nur als bedenklich bezeichnet werden. Das fällt schon auf, wenn man aus Duisburg, Bottrop oder Dortmund nach Leipzig zurück kommt. Ganz zu schweigen von Düsseldorf, München oder Hannover.:D