Leipzig: Hôtel de Pologne (Revitalisierung in Realisierung)

  • Das ist wirklich äußerst bedauerlich und auch sehr ärgerlich. Wieder mal Quantität vor Qualität. Dabei glaubte ich doch jüngst gelesen zu haben, dass der Ausbau des Passagensystems absoluten Vorrang habe. Wie kann es an einer so sensiblen Stelle zu so einem gravierenden Eingriff kommen?

  • Das ist wirklich äußerst bedauerlich und auch sehr ärgerlich. Wieder mal Quantität vor Qualität. Dabei glaubte ich doch jüngst gelesen zu haben, dass der Ausbau des Passagensystems absoluten Vorrang habe. Wie kann es an einer so sensiblen Stelle zu so einem gravierenden Eingriff kommen?


    Ja wie wohl? Das Projekt ist höchstwahrscheinlich nicht anders zu finanzieren. Es scheint, als habe man durch die Umplanungen mehr vermietbare Fläche schaffen wollen, d.h. der erwirtschaftbare Mietumsatz musste sich erhöhen. Das kann mit dem hohen Sanierungsaufwand für das historische Gebäude zusammenhängen. Wer also so etwas will, muss auch ertragen, dass die kommerzielle Komponente stimmt. Andererseits leistet man sich hier den Luxus des großen Saales, der eigentlich tote Fläche ist. Alles das hat die ursprüngliche Kalkulation derart verschoben, dass besagte Anpassungen notwendig sind. Passage hin oder her, wenn das Gesamtprojekt Dauerverluste einfährt, bleibt die Stadtbau AG darauf sitzen, was ihr nicht gut bekommen wird!

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    Trotzdem bedauerlich. In der ursprünglichen Planung war das HdP mein Liebingsprojekt in der Innenstadt. Falls es so eintritt, wie befürchtet, wäre es mir lieber gewesen, wenn das Gebbäude noch fünf Jahre unsaniert geblieben wäre. Aber man sieht es mal wieder: Leipzig ist eben nicht Mailand (auch wenn die Mfi es anders sieht).

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    Trotzdem bedauerlich. In der ursprünglichen Planung war das HdP mein Liebingsprojekt in der Innenstadt. Falls es so eintritt, wie befürchtet, wäre es mir lieber gewesen, wenn das Gebbäude noch fünf Jahre unsaniert geblieben wäre. Aber man sieht es mal wieder: Leipzig ist eben nicht Mailand (auch wenn die Mfi es anders sieht).


    Hier kann man nur vor überzogenen Ansprüchen warnen. Die Hainstrasse ist und bleibt in der Innenstadt frequenztechnisch eine B-Lage. Hainspitze hin oder her. Die großen Ketten und Häuser wie Breuninger, P&C und Karstadt ziehen die Kundenströme nicht unbedingt dorthin. Insofern ist der realisierbare Quadratmeterpreis sicherlich geringer bzw. finden sich überregional bekannte Marken nicht bereit, in einer solchen Lage zu mieten. Aber immer Schritt für Schritt. Mit der Sanierung und dem Bau der Hainspitze kehrt die Hainstrasse erst einmal wieder als Lage und Standort ins Bewußtsein zurück. Wenn in fünf Jahren die erste Auffrischung ansteht, kann das Objekt jederzeit ein Upgrade erfahren. Umgekehrt gehts aber nicht. Premiumobjekte an Billigketten rauszuhauen ruinieren nachhaltigst Flair und Ruf. Das haben wir in Leipzig ja oft schon sehen können. Es ist gut, dass das Objekt endlich saniert wird. Wenn es noch fünf Jahre rumgestanden hätte, wäre es abgerissen worden bzw. hätte die Entwicklung des ganzen Mikrostandorts gehemmt. Bäckereien gegen Kaffeeehäuser nachträglich auszutauschen geht dann immer noch.

  • Bis vor zwei Wochen hatte man noch einen großzügigen Einblick ins Treppenhaus, von der Hainstraße aus, der nun zugemauert wird. Leider habe ich dafür kein Foto gemacht.

  • Caféhaus Steinecke und Leder & Schuh? Die Planungen vom Hotel de Pologne sahen wesentlich mondänder aus. Das scheint jetzt leider etwas abzuflachen. Schade!


    Dort wird Ende August Humanic einziehen, dessen Stores sich bis heute nur im Westen und in Österreich finden. Das Haus passt genau zu dem Niveau des Schuhgeschäfts. Sorry, für die späte Antwort:D


  • Nichts Neues, aber in diesem Forum schon. Die Türen (fast alle) sind mittlerweile eingebaut.



    An der Hainstraße.



    Blick nach oben. Einen kleinen Teil der sanierten Fassade kann man schon sehen. Das zusätzliche Geschoss wirkt jedoch echt daneben.

  • und man kann ein Staffelgeschoss sehen, was nicht unsensibler und unpassender hätte sein können. Zumindest die Fensterachsen der historischen Fassade hätte man bei den Fenstern des Staffelgeschosses aufnehmen können oder statt des Stahlgeländers eine Steinbrüstung anbringen können, die die Formensprache der Altbaufassade respektiert und diesen aufgesetzten Kasten verdeckt. Erfreulicherweise wird man diese Sicht durch den Neubau der Hainspitze bald nicht mehr haben. :Nieder:

  • Erfreulicherweise wird man diese Sicht durch den Neubau der Hainspitze bald nicht mehr haben. :Nieder:


    Darin liegt dann wohl auch die Genehmigungsfähigkeit einer derart unsensiblen Lösung begründet. Die Hainstraße ist an dieser Stelle schmal genug, sodass man von dem Zusatzgeschoss kaum mehr als einen grauen Schatten sehen wird. Insofern kann man sich mit der gefundenen Lösung auch dahingehend anfreunden, dass das Objekt für die späteren Nutzer hierdurch sicher an Attraktivität gewonnen hat. Gerade bei Altbauten mit teilweise schwerlich einer Nutzung zuführbaren Räumlichkeiten kann dies als ein entscheidender Faktor bei der Investorensuche gesehen werden.

  • Das klotzige Staffelgeschoss wird in der Perspektive von Daves Bildern zwar künftig nicht mehr zu sehen sein, jedoch vom neu gestalteten Richard-Wagner-Platz (siehe letztes Bild in #107). Die (wohl nachträgliche) Genehmigung für diesen Murks geht auch nicht konform mit der für die Innentadt gültigen Gestaltungssatzung, dass Dächer wieder ihre historische Form erhalten sollen. Falls die vorgesehene Passage wie hier bereits gemutmaßt wirklich nicht kommen sollte (bzw. der Öffentlichkeit vorenthalten wird), dann ist die Umsetzung des Projekts wirklich enttäuschend.

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    Auch vom Richard-Wagner-Platz kann man diese eigenwillige Dachgestaltung wohl auch nur eingeschränkt sehen. Der Winkel ist ein spitzer und Teile werden auch hier von der geplanten Hainspitze verdeckt werden. Aber insgesamt ist es natürlich müßig darüber zu streiten, wie sehr eine optisch schlechte Lösung (und dabei sind wir uns ja alle einig) im Stadtraum sichtbar sein wird.


    Die Genehmigung ist sicherlich nicht gern erteilt worden. Aber so konsequent, wie von Dir beschrieben sind die Bauvorschriften für die Leipziger Innenstadt (leider) auch wieder nicht. Bewusst (?) wurden auch für die Dachaufbauten breit auslegbare Formulierungen gefunden:
    Schon im ersten Absatz wurde ein großes Schlupfloch eingebaut:

    §4,1:Im Zuge der Sanierung sind auf den Gebäuden, deren Dächer im Krieg zerstört und nicht wiederaufgebaut wurden, die Dachgeschosse und Aufbauten analog ihrer historischen Form bzw. in einer adäquaten modernen Gestalt wiederherzustellen.

    // ädäquat ist ja durchaus weit auslegbar und modern widerspricht ja sowieso der historischen Form. Auch noch folgende Formulierungen wie "[...] die Dachlandschaft nicht verunstalten" entziehen sich ja bewusst einer konkreten Festlegung auf Richtlinien und Maßstäbe. Auch das Thema der Einsehbarkeit "vom öffentlichen Verkehrsraum" kommt im Dach-Paragraphen vor und bietet so einen weiteren Faktor der zur Durchsetzung einer a-historischen Dachgestaltung beiträgt. :(


    [Quelle: Örtliche Bauvorschrift für das Leipziger Stadtzentrum (historische Altstadt)
    (Gestaltungssatzung)
    ]


  • Die Hainstraße in Richtung Blechbüchse.



    Nun sind alle fünf Geschosse zusehen.




    Wer hätte gedacht, dass das "Hotel de Pologne" schneller fertig wird als die "Hainspitze". Schön für uns, noch Fotos von Gegenüber zumachen.



    ... und am gestrigen Abend.

  • Danke DAvE LE! Deine Fotos 1-3 geben Anlaß zu der Hoffnung, daß der schreckliche Aufbau doch nicht so deutlich zu sehen sein wird - vor allem, wenn die Hainspitze steht. Die sanierte Fassade an sich sieht natürlich phantastisch aus!

  • Gerade beim Blick vom Richard-Wagner-Platz in die Hainstraße hinein wird der Aufbau wohl leider dauerhaft zu sehen sein. Ärgerlich auch deswegen, weil man das Ganze mit wenig Aufwand subtiler hätte gestalten können:




    Wenn man direkt davorsteht, wird das ganze glücklicherweise weitestgehend durch die weit vorstehende Trauf überdeckt:


  • Gerade bei der Ansicht, die auf Deinem ersten Bild zu sehen ist, hätte ich gedacht, daß die Hainspitze dann davor ist - das ist aber recht schwer einzunorden ...

  • ^ So ganz hundertprozentig lässt sich das wohl erst sagen, wenn der Rohbau steht, beim Betrachten der anhand der Baugrube ja mehr oder weniger vorgegebenen Gebäudekante ist mir aber doch diese Sichtachse aufgefallen. Die Bauzäune hören ungefähr auf Höhe des rechten Gebäuderandes des HdP auf.

  • Bin ich wirklich der einzige, der das Staffelgeschoss für vergleichsweise gelungen hält? Sowohl Form- als auch Farbgebung bieten mMn keinen Anlass zur Klage. Der "Bruch" über der Traufe - wie im ersten Bild zu sehen - findet sich fast spiegelbildlich auf der anderen Straßenseite wieder. Die Frontansicht des Staffelgeschosses ist edel-zurückhaltend - und kaum sichtbar vom Straßenniveau aus. Die Seitenansicht ist wie bereits geschildert nur aus einem bestimmten Winkel des Wagnerplatzes überhaupt zu sehen - und fügt sich dort farblich in die umgebende Fassadenlandschaft harmonisch ein.


    Ahistorisch wäre es hingegen gewesen, die Formensprache der Altbaufassade zu respektieren oder gar fortzusetzen. Das Hôtel de Pologne war mit der Traufkante abgeschlossen, jeder Aufbau ist somit ahistorisch, in welcher Form auch immer. Die gewählte Lösung ist ehrlicher und moderner.

  • Wie kann etwas ahistorischer werden wenn es historische Elemente aufgreifen würde? Wir mulitplizieren ja nicht minus und minus.
    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Das Staffelgeschoss ist viel zu hoch und zu dunkel. Aus der momentan noch möglichen Sicht über das Hainspitzengrundstück erdrückt es den Altbau förmlich und liegt auf wie ein Bleistück. Schon eine kleine Rundung oder Anschrägung und eine hellere Farbwahl hätte das Bild erträglicher machen können, auch beim Blick vom Wagnerplatz.