Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Nein, die Planung ist nicht mehr aktuell - das war noch zu selig Stimmanns Zeiten. Auf der Südseite ändert sich nichts, die Blockrandschliessung wird nach Protesten von Architektenammer und PDS nicht realisiert. Die Fischerinsel soll eine Ansammlung von Solitären (Hochhäuser) auf lila Sauce bleiben.


    Nordlich entsteht zwar das House of One (wie gesagt: da gibt es aber erst ein Bruchteil der Finanzierung) und das Archäologische Zentrum. Da wird Regula Lüscher nach der Wahl im September eine Kostensteigerung um fast 100 Prozent bekanntgeben - ob das dann gebaut wird steht in den Sternen. Der Petriplatz selbst bekommt ein Hochplateau wie bei der Domplatte - willkommen zurück in den 70ern.


    Bei der Getraudenstraße ist das Problem die Straßenbahn, die auf eigenem Grüngleis geführt werden soll. Deshalb wird die Straße insgesamt noch verbreitert. Die Rekonstruktion der Ratswaage am Petriplatz ist von Regula Lüscher gestrichen worden.


    Im B-Plan ist das gut zu sehen, dass die Straße in Breite nicht verschwenkt oder verschmälert wird. Durch die Arkadierung der Gebäude schafft man noch zusätzliche Verkehrsfläche, z.B. für Fahrradwege. Aus meiner Sicht ist das zentrum Kölln so vollständig versaut. Wenn dann noch die Großwohnanlage an der Ecke Scharren und Breite Straße in gleicher Schiesschartenoptik kommt wird das richtig grausam.



    (C) SenStadtUm, amtliches Werk einer deutschen Behörde

  • ^ Diese Änderung war auch mir nicht bewusst. Sehr ärgerlich, dass der Blockrand nicht kommt, so wird diese Ecke unwirtlich bleiben wie sie ist. Leider ist das nur ein weiterer Beleg dafür, dass die gegenwärtige Senatsbauverwaltung sinnvolle städtebauliche Planungen sabotiert wo sie kann, nicht aus Vernunft, sondern aus Nostalgie, Trotz und Rückwärtsgewandtheit.

  • Ich kann auf dem Plan nicht erkennen, ob die Verschwenkung abgeblasen ist. Zu sehen sind dort nur Änderungen im farbig gekennzeichneten Bereich, und der betrifft die Verschwenkung nicht – die war immer schon nur südlich davon geplant. Und dort sieht man einfach den status quo. Meines Wissens wird gegenüber den Plänen aus Stimman-Zeiten bisher nur auf den Riegel verzichtet, der den Spittelmarkt vom Fluss abgrenzen sollte. Zudem ist die Verschwenkung in den Stufenplänen nach wie vor verzeichnet. Ich bitte also um Verifizierung (und um Abbitte, so die Verifizierung erbracht wird). Bis dahin halte ich das Ganze aber für ein Gerücht – man hofft ja noch...

  • Um die Verschwenkung noch zu realisieren müsste der Spittelmarkt gebaut und die Brücke erneuert werden. Die Linken blockieren da jede Änderung und argumentieren man müsse - vom Potsdamer Platz kommend - einen freien Blick auf die Hochhäuser der Fischerinsel behalten. Und die Brücke steht in den nächsten 20 Jahren nicht auf der Erneuerungsliste.


    Dass die kommende rot-rot-grüne Koalition in Berlin hier nochmal rangeht kann ich mit kaum vorstellen.

  • Jo die Linken blockieren alles was irgendwie gegen den DDR Charme geht. Und alles was irgendwie an die Geschichte vor der DDR erinnert (und auch vor dem 3. Reich), ist rechtes Gedankengut und sollte auch weiterhin unterdrückt werden.
    Der Geist der SED hat leider keine entsprechende "Entnazifizierung" erfahren.

  • Jo die Linken blockieren alles was irgendwie gegen den DDR Charme geht.


    Jo, Du Witzbold, wie soll denn die Linke "alles blockieren", wenn sie doch seit fünf Jahren in der Opposition ist? Zur Veränderung von Bebauungsplänen bedarf es meines Wissens keiner 2/3-Mehrheit...

  • Jo, Du Witzbold, wie soll denn die Linke "alles blockieren", wenn sie doch seit fünf Jahren in der Opposition ist? Zur Veränderung von Bebauungsplänen bedarf es meines Wissens keiner 2/3-Mehrheit...


    lass gut sein. Für manche ist heutzutage an ALLEM der "links-grün versiffte" Gutmensch schuld. Musste ich hier im Forum in letzter Zeit leider viel zu oft lesen.

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    Ich liebe es nicht zu politisieren, aber vor nicht allzu langer Zeit hat mal ein kluger Kopf gesagt:"Im heutigen Deutschland wird im Moment nur unterschieden zwischen Gutmensch und Nazi. Die große Breite dazwischen wird schlichtweg vergessen!"


    Architektonisch gesehen war der sozialistische Wohnungsbau nicht viel anders als seine Verwandte zur gleichen Zeit im Westen.
    Allerdings wurde im Osten aus diversen und nicht nur ideologisch geprägten Gründen vermehrt historische Bausubstanz geopfert als im Westen.
    Ich denke ein "kapitalistisches" Großberlin hätte den Dönhoffplatz einschließlich dem Hertie-Kaufhaus erhalten, die Petrikirche, das Köllnische Rathaus und Teile der Fischerinsel in ihrem Charme bewahrt. Aber trotzdem bin ich mir sicher wären erhebliche Teile einer Kahlschlagsanierung geopfert worden. Siehe hierbei auch das Schicksal des Vinetaplatzes im Wedding unter der Regierung Brandt.


  • Architektonisch gesehen war der sozialistische Wohnungsbau nicht viel anders als seine Verwandte zur gleichen Zeit im Westen.
    Allerdings wurde im Osten aus diversen und nicht nur ideologisch geprägten Gründen vermehrt historische Bausubstanz geopfert als im Westen.


    In beiden Hälften Deutschlands wollte man Historische Bausubstanz "opfern" nur waren die geschaffenen Besitzverhältnisse im Osten diesen Ansprüchen dienlicher. Ich weiß das viele hier dafür Blind sein wollen, aber der DDR-Städtebau hatte immer eine recht symbiotisches Verhältnis zu Atlstädten, die über die Pöse pösen Kahlschlagsanierungsmystifizerung hinaus gehen. Das ging sogar soweit das es öfters sogar gegen die Parteiführung ging und aufgrund der Kostenkeule hingenommen werden musste. Die Ostmoderne war potent und hat ja gerade durch ihre Zeitverzögerung den Vorteil gehabt die Nutzbarkeit von Strukturen abschätzen zu können, wähend sie gleichzeitig durch die allumfassende Typisierung und den Rohstoffmangel eine herausragende Eigenständigkeit entwickelt.

  • Mannmannmann. Jetzt geht die Legendenbildung bei der Ostmoderne schon soweit, dass die Altstädte von Widerstandkämpfern platt gemacht wurden.
    Kannst Du, Larry, diese völlig abgwegige These auch nur an einem einizigen halbwegs nenneswerten Beispiel nachweisen oder ist das wirklich nur dein Wunschdenken Dir dei Vergangenheit schönzureden?

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  • .... Die Ostmoderne war potent und hat ja gerade durch ihre Zeitverzögerung den Vorteil gehabt die Nutzbarkeit von Strukturen abschätzen zu können


    So so ... die Ostmoderne war also potent. Der heutige Spittelmarkt ist in weiten Teilen ein Resultat der Ostmoderne. Wenn also deine Ostmoderne angeblich so potent ist, warum sieht es dann hier am Spittelmarkt so katastrophal aus?

  • Ein gutes Beispiel für die späte Ostmoderne und deren Ignorierung von Strukturen ist die Altstadt von Bernau (Endstation einer S-Bahn Linie für Ortsfremde). Deren fast kompletten Abriss habe ich selbst in den achtziger Jahren miterlebt.

  • Mannmannmann. Jetzt geht die Legendenbildung bei der Ostmoderne schon soweit, dass die Altstädte von Widerstandkämpfern platt gemacht wurden.
    Kannst Du, Larry, diese völlig abgwegige These auch nur an einem einizigen halbwegs nenneswerten Beispiel nachweisen oder ist das wirklich nur dein Wunschdenken Dir dei Vergangenheit schönzureden?


    Wer lesen kann ist klar im Vorteil, den das ist deine Hanebüchene Interpretation die ich nicht zum Ausdruck gebracht habe. Dein übliches Wunschdenken hat hier mal wieder überhand genommen. Ein Beispiel hattest du mal selber geliefert und zwar die Bedenken des obersten Potsdamers Städtebauers gegenüber der Totalität der Abrisse in der Schlossumgebung. Mir hingegen ging es nur um das Bauen der Moderne gegen den Willen u.a. Ulbrichts. Wenn wir also in Potsdam bleiben mögen kann man da die Errichtung des Interhotels nennen welches ursprünglich ein Neobarockes Kleidchen erhalten sollte. Aber ja, du alter Kalter Krieger und der sich verziehende Pulverdampf deiner lächerlichen Fiktion…….


    Aber wie gefordert ein paar Eckpunkte zur Potenz des DDR-Städtebaus und seiner Theoretischen Grundlagen, garniert mit Gedanken von Kurt Milde.


    Ausgangspunkt ist die moderne Architektur der DDR nur zu begreifen, indem sie als der weltweiten Gestaltungsbewegung der 1950er und 1970er Jahre zugehörig und zugleich als spezifisches Produkt der Entwicklung von Staat und Gesellschaft in Ostdeutschland verstanden wird. Sie geht nicht einfach in einem „internationalen Stil“ auf, sondern bildet innerhalb der Architekturmoderne eine eigene Variante, gekennzeichnet durch gesellschaftspolitische induzierte, in Gestaltung umgesetzte Besonderheiten.
    Die Bauten der internationalen und die der Ostmoderne gleichen sich in ihrer Grundgestalt, sie verbindet das gleiche Formprinzip, das der Autonomie und der Abstraktion, auf dem funktionsanalytischen Entwurfskonzept der Moderne beruhend. Alle Gebäude egal welcher Größe, sind autonome Gebilde, mit ihren plastischen Kraft in den Außenraum ausstrahlend. Baukörper und Innenräume bestehen aus klaren geometrischen Formen, die sich nur in Größe und Materialiät unterscheiden, als gestaltbildende Elemente aber gleichwertig sind. Allein ihre Qualität als Funktions- und Konstruktionselemente bestimmt die Behandlung der Bauteile zueinander. Das Verhältnis der Formen und Körper charakterisieren Kontrastspannungen zwischen offenen und geschlossenen Flächen, gelagerten und aufgerichteten Formen und ebenso zwischen rektangulären und eher organischen, auch nichteuklidischen Geometrien, wie an den Schalenbauten Müther´s. dieser spannungsvolle Ausgleich kennzeichnet sie bauästhetisch als Schöpfungen der Moderne.
    Deren Ausprägung im Bauen der DDR lässt die spezifischen Anforderungen und Bedingungen des „Arbeiter- und Bauernstaates“ erkennen. Im Vergleich mit der Architekturentwicklung in Westeuropa kann eine kollektivistische interpretation von Modernität der individualistischen Lesart des Westens gegenüberstellt werden. Sie hat zum einen die Besonderheit, dass den verschiedenen Gebäudezwecken nicht bloß klar erkennbare Gebäudegestalten entsprachen, wie auch in der westlichen Architektur, sondern dass für fast alle Funktionen Typenbauten als Funktionstypen oder zumindestens typisierte Konstruktionen entwickelt und industriell vervielfältigt wurden. Die sichtbar gleiche Funktionserfüllung harmonierte mit dem Gleichheitsideal des Kollektivismus, in den Unterschieden der funktionell bestimmten Baukörper konnte sich der Reichtum an gesellschaftlichen Beziehungen verkörpern, der den „neuen Menschen“ prägen sollte. Zum anderen führte die postulierte höhere Bedeutsamkeit der Gesellschaftsbauten gegenüber einer individuellen Nutzung zum Bestreben nach Monumentalisierung. Es entstand ein Spannungsverhältnis oder gar ein Widerspruch zu dem Einheitsideal der reinen funktionalen Qualität. Eine Lösung boten Kompositionen, welche die stark plastischen, von der Raumform bestimmten größeren Gesellschaftsbauten in einem unmittelbaren Kontrast zu hohen, funktionell massierten Bauwerken anderer Funktion, den „Höhendominanten“, stellten. Der Entwicklungskonflikt zwischen selbstgeschaffener Planökonomie und politischen Ehrgeiz, zwischen funktionaler Präsentation liegen, verkörpert durch Bauten und in Plänen eingezeichnet, die Spezifika des modernen Bauens in der DDR.
    Ebenso wie in der Architektur zeigen sich die Besonderheiten der Moderne-Adaption im Städtebau, dessen erste Aufgabe in der Gestaltung räumlicher Beziehungen zwischen Bauten, Baukomplexen und Stadt- oder Ortsteilen besteht. Hier wurde das Ordnungsprinzip der internationalen Moderne, funktionelle Bezüge durch die bewusst gestalteten Kontrastbeziehungen autonomer Bauten und Baukomplexe erkennbar zu machen. Auf der Grundlage der rektangulären Ordnung entstanden Elementare, deutliche abgegrenzte Raumgebilde, entsprechend dem Kollektivistischen Ideal die wichtigsten Gesellschaftsbauten Dominant in Szene zu setzen. Die frei stehenden Bauten wurden so in Kontrastbeziehungen, nach dem Gesetz der Eurhythmie, das als Kompositionsprinzip der Moderne zu seiner Konsequenz geführt wurde durch Spannungsräumen zwischen Baukörpern gleicher qualitativer bedeutung.
    Dies sollte das neuartige Ideal der Harmonie ausdrücken, als Begegnungsorte für „moderne Menschen“ die sich, ohne jede Hierarchie der gesellschaftlichen Formen, der Arbeit und dem Genuss widmeten, mit den anderen verbunden durch die Rationalität ihrer bewussten Lebens. Diesem Selbstgefühl, diesem Körper- und Raumgefühl entsprach die Urbanistik der Moderne. Sie kam auch dem Streben nach Weltläufigkeit entgegen, das die Architekturpolitik der 1960er Jahre bestimmte. Doch ließen die „fließenden“ Räume zwischen den Baukörpern zu wenig von Gemeinschaftlichkeit erkennen, die alle „Sozialistishen Menschen“ verbinden sollte. Der Modernismus musste also modifiziert werden , nach dem kollektivistischen Menschenbild des Sozialismus, demnach das Menschliche Individuum seine vollkommene Ausbildung und Wert erst in der Beziehung zur Gesellschaft erhält.
    Diese Beziehung sollte in einem entsprechend klaren Raumbezug der Baukörper zum Ausdruck kommen. Ein Haus erhält sein gestalterische Potenz durch die Stellung im Ensemble. Es steht dort wo es hingehört, mit seiner ihm innewohnenden Form welche das ganze ausdrucksstark und einprägsam darstellen. Es ist einmalig durch seine Stellung im Kollektiv. Daher kann es nur individuell nicht individualistisch gelöst werden. Das einzelne Gebäude kann demnach sachlich gestaltet, industriell gefertigt und ubiquitär sein. Im ganzen aber sollte das Wohngebiet, die Stadt, die Ortschaft das Gesellschaftsideal des Sozialismus verkäuflichen und darin Individualität gewinnen - eine nicht aufhebbare Spannung. Der Widerspruch im Städtebau des Westens, zwischen dem Ehrgeiz nach persönlicher und kooperativer Machtdemonstration und dem idealen Anspruch auf allgemeine individuelle Selbstentfaltung, ist hierzu komplementär. Ein solches Moment des gegensätzlichen kann akzentuieren, wie unterschiedlich das Synthesejonzepz der Architekturmoderne interpretiert wurde. Im Westen sollte Einheit durch Freiheit, im Osten Freiheit durch Einheit erreicht werden.
    Das Verhältnis der DDR-Planer zum „Erbe“ zur überkommenden Architektur war von großem Selbstbewusstsein geprägt. Als Vertreter der Moderne hatten sie die Überzeugung entwickelt, dass die historischen Baustrukturen kein Modell für die Zukunft sein konnten - das Planen und Entwerfen galt der funktionell und politisch klar geordneten Lebensumwelt des Sozialismus. Doch in dieses Zukunftsbild gehörten die wichtigsten Zeugnisse vergangener Baukunst. Sie sollten in ihrem Eigenwert akzentuiert werden, um ein Spannungsverhältnis zu dem dominierenden „Neuen“ zu erzeugen und so den Städten und Dörfern eine neuartige Individualität zu geben.
    Dort wo das „Alte“ noch vorherrschte, also in fast allen Stadtgebieten und Ortslagen, setzte so gut wie jeder Neubau ein Zeichen für Modernität, während davor, in den 1950er Jahren, das Gros des Neuerrichteten als Auflockerungs- und Ergänzungsarchitektur historischer Stadtkerne oder gar ganzer Miethausviertel entstanden war. Die völlige Zerstörung aller historischen Gebäudestrukturen war niemals geplant, doch schloss die Erhaltung denkmalgeschützter Stadt- und Ortskerne, Straßen und Gebäude den demonstrativen Kontrast zum Neuen keineswegs aus. Wenn die alte Umgebung als Historisch oder bauhistorisch dauerhaft wertvoll erachtet wurde, konnte ein Neubau auf zweierlei Weise darauf Bezug nehmen: Zum einen ließ er sich in seiner Höhe und Ausdehnung, also Quantitativ, auf das Alte abstimmen, seine moderne Autonomie bleib gewahrt, ohne die historische Nachbarschaft zu erdrücken. Beim Wiederaufbau wertvollster, das Bild prägender Baudenkmale oder beim Bauen dicht daneben konnten die Form des alten Baukörpers und auch seiner Hauptfassade aufgenommen werden, doch machten modern geformte Details oder Seitenfassaden auch den Neubau kenntlich. Darin wird die Konsequenz modernen Entwerfen deutlich, sich selbst als historisch neu zu begreifen. Die DDR-Gestalter sahen sich auf dem Weg in eine Zukunft, in der sich die klare Erkenntnis der Gegenwart und der Geschichte verband.


    Der heutige Spittelmarkt ist in weiten Teilen ein Resultat der Ostmoderne.


    Welcher vor der Wiedervereinigung recht frei war und seitdem mit Blocksolitären zugestellt wurde. Durchschnitten wird er von einer Stadt-Autobahn die zu DDR-Zeiten keine der heutigen Fahrlasten aufwies. Sprich die jetzige Verkehrsituation war vor 40 Jahren ein wenig anders und die Schneisende Wirkung nicht ganz so groß....... Aber werde doch erstmal spezifischer was deine Probleme zur DDR-Zeit waren.


    Ein gutes Beispiel für die späte Ostmoderne und deren Ignorierung von Strukturen ist die Altstadt von Bernau (Endstation einer S-Bahn Linie für Ortsfremde). Deren fast kompletten Abriss habe ich selbst in den achtziger Jahren miterlebt.


    Richtig die Goldene zeit mit Städtebaulicher Freiheit war ja auch in den späten 60ern. Danach fordern die Planökonomischen Ziele ihren Tribut. Wobei es ja auch in dieser Phase dem Trend des frühen Postmoderne folgend, eine Wiederentdeckung der Innenstadt und entsprechende Reparaturversuche gab. Man darf halt nicht vergessen das eine solche Aussage meinerseits keine durchgehende Stringenz beschreibt. Schließlich sind Planung und Realität schon immer zwei verschiedene Paar Schuhe. Letztendlich unterminiert das aber nicht meine Aussage das eine grundsätzliche Potenz des DDR-Städtebaus vorhanden war.


  • Richtig die Goldene zeit mit Städtebaulicher Freiheit war ja auch in den späten 60ern. Danach fordern die Planökonomischen Ziele ihren Tribut. Wobei es ja auch in dieser Phase dem Trend des frühen Postmoderne folgend, eine Wiederentdeckung der Innenstadt und entsprechende Reparaturversuche gab. Man darf halt nicht vergessen das eine solche Aussage meinerseits keine durchgehende Stringenz beschreibt. Schließlich sind Planung und Realität schon immer zwei verschiedene Paar Schuhe. Letztendlich unterminiert das aber nicht meine Aussage das eine grundsätzliche Potenz des DDR-Städtebaus vorhanden war.


    Die späten 60er und frühen 70er sind ja gerne als ein kleines ostdeutsches Wirtschaftswunder beschrieben worden. Deine gepriesene "städtebauliche Freiheit" war für die historische Bausubstanz vieler Städte eine absolute Katastrophe. Statt die "Potenz" der von Reparationen, Teilung und Abwanderung vorrübergehend stabilisierten Wirtschaft für die notwendige Sanierung der in weiten Teilen noch kaiserlichen Infrastrukturen und Industrieanlagen zu nutzen, wurden Geld und Ressourcen sinnlos für Prestigeprojekte verpulvert. Es ist ein Glück, dass durch die rasch einsetzende Agonie der DDR die meisten Planungen makulatur geblieben sind. Ansonsten hätte beinahe jede mittelgroße Stadt ihr sozialistisches Facelifting bekommen. So hat man sich bspw. das von Luftangriffen weitgehend verschonte Zwickauer Stadtzentrum vorgstellt. https://1.bp.blogspot.com/-9Bk…600/grafik_stadtumbau.jpg

  • :nono: Dem großen Deutschen Experten zuviel, wie?


    Der mußte jetzt nicht wirklich sein, oder?


    Was in Büchern steht ist die eine Sache, was dir über die Vergangenheit gelehrt wurde (oder vielleicht nicht) sicher wieder eine andere.


    Wenn hier einige Forianer älterer Jahrgänge die Vergangenheit noch bewußt durchlebt haben und dann aus ihren erlebten Erinnerungen ihr Fazit ziehen sollte man das zumindest respektieren bzw. respektvoller damit umgehen.


    Ich z.B. bin froh darüber, daß die finanziellen Möglichkeiten der DDR begrenzt waren, denn ich kenne auch aus persönlichem Erleben so einige Beispiele davon was es heute alles nicht mehr geben würde wenn man nur finanziell gekonnt hätte.


    Saxonia hat dir da ein schönes Beispiel vorgelegt.
    Was es in deiner Stadt Leipzig (speziell östlich vom Zentrum) alles nicht mehr geben würde könntest du wissen, mußt du aber nicht.


    Nur bitte versuche hier nicht alles und vorallem jeden als allwissend zu übertrumpfen, denn das bist du genau so wenig wie wir anderen!


    Ich persönlich wäre froh wenn ich noch Zeitzeugen vergangener Tage über ihr erlebtes befragen dürfte und mir nicht alles aus irgendwelchen "toten Quellen" erarbeiten müßte.



    Gruß, Jockel

  • ^@ saxonia
    Sprich alles so wie Jahrhunderte zuvor: transformiert, zerstört, weitergebaut überfrachtet, in Szene gesetzt. Ja und? Das durften alle, bis auf die Pösen,pösen DDR-Nazis die alles so A-Historisch in Szene gesetzt haben. Es ist so sinnentleert mit dieser Art von Argumentation die Planungsleistungen der DDR-Städtebauer zu entwürdigen für welches man die Gründerzeit und Konsortien wieder so überhöht. Klar ist das nur die Graue Theorie der damaligen Planer, welche selten ihren Vollkommenheitsanspruch umsetzen konnten. Aber genau das finde ich so sinnentleert, die Qualitäten die wir heute an Gründerzeitstrukturen loben, wurden in ihrer Erbauungszeit wahrscheinlich als Katastrophen wahrgenommen, nachdem sie 20 Jahre standen, als Normalität wahrgenommen, durch Aneignung etwas positives Abgewrungen um dann mit dem Wandel der Zeit wieder in der der Schmuddelecke zu gelangen. Dieses grundsätzliche Absprechen, mit dem Überstülpen der jetzigen Lebensrealität auf eine andere, durchmischt mit den Vourteilen des Kalten Krieges welche die DDR-Architektur in die Ecke totalitärer Inkompetenz drängt ist einfach Unfair und, ehrlich gesagt, Dumm.


    Jockel HB

    Nur bitte versuche hier nicht alles und vorallem jeden als allwissend zu übertrumpfen, denn das bist du genau so wenig wie wir anderen!


    Behaupte ich ja auch nicht, ich gebe auch nur Gegenargumentation und spreche mein mißfallen aus gegen euren Allwissenheitsanspruch den ihr eben NUR aufgrund des Erlebens ansetzt. Die Reflexion und Einsicht fehlt meines Erachtens auch gerade Konstantin gern. Aber das ist mir egal, schließlich darf jeder seine meinung haben, ich werde nur biestig wenn diese Totalität einer Meinung angesetzt wird oder Sachen halt einen Fiktionalen Charakter bekommen.
    Das unreflektierte Herrje war auch nicht notwendig, konstantin hätte ja auch einfach reagieren können, schließlich war es ja seine Bitte.

  • Nein, überhaupt nichts wie in den Jahrhunderten zuvor. Wir haben es bei den Planungen für sozialistische Umgestaltungen in der Regel mit einer völligen Auslöschung alter Stadtstrukturen unter Einbeziehung ein par weniger Spolien zu tun. Dazu kommt die nie dagewesene Unmaßstäblichkeit der geplanten Neubebauung, die völlig unkompatibel mit dem überkommenen Stadtbild ist.
    Dieses zerstörerische Wüten der 60er und 70er Jahre (welches wir so nicht nur in der DDR finden aber hier boten die politischen Verhältnisse viele Möglichkeiten für raumgreifende Planungen) waren ja schließlich auch der Auslöser für die Verabschiedung einer ganzen Reihe neuer Denkmalschutzgesetze in den 70er und 80er Jahren die erstmals wirklich durchsetzungfähige Institutionen schufen. Damit reagierte man nicht zuletzt auf die wachsende öffentliche Erregung am geschichtlichen Raubbau.