Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Damit steht die miese Bilanz von Bausenator Geisel nun wohl endgültig in den Geschichtsbüchern. Am Leipziger Platz wird Wohnraum verhindert, auf der Fischerinsel durchgedrückt. Die Berliner Zeitung hat heute berichtet.


    Städtebaulich ist dies ein sehr schlechtes Zeichen, es wird damit die Vernichtung der urbanen Gestalt der historischen Mitte in den Siebziger Jahren bewusst legitimiert.

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  • Die Kritik richtet sich nicht gegen das Bauen, sondern gegen das Hochhaus an der Stelle. Hier verstößt der von SB-aD Regula Lüscher favorisierte Retro-moderne Städtebau gegen die Intention des Planwerk-Innenstadt, das eine Einbettung der bestehenden Hochhäuser in städtischen Blöcken vorsieht. Die sechs Hochhäusern bleiben dadurch als eigenständige Zeitzeugen erkennbar und es ist trotzdem möglich wieder urbane Räume zu schaffen.
    Das Argument der notwendigen Flächenerzeugung zieht nicht. Würde das Hochhaus umgelegt werden um damit einen geschlossenen Block zu erzeugen, wie in der ersten Version des Planwerks und in den Vorschlägen von Berd Albers zu sehen, wäre die Fläche mindestens erreichbar. Dazu wäre dann ein Großteil der problematischen Lärmbelästigung durch den achtspurigen Müllendamm weitestgehend in den Griff zu bekommen.
    Wie die avisierte Kaltmiete mit einem Hochhaus und mit den notwendigen Schallschutzmaßnahmen (Doppelfassade, künstliche Be- und Entlüftung?) erzielt werden kann, ist mir ein Rätsel.

  • Ich fände es absolut begrüßenswert, wenn dieses Bauvorhaben wirklich durchgeführt würde, allerdings befürchte ich, dass es die Linke noch mit allem Mitteln versuchen wird es zu sabotieren um ihre exklusive Klientel auf der Fischerinsel nicht zu verprellen und den DDR Charme zu bewahren, also im Prinzip ihren beiden ausschließlichen Aufgaben als Partei, nachzukommen.


    Für mich macht es absolut Sinn an dieser Stelle die Verdichtung vorzunehmen und gleichzeitig wird Wohnraum geschaffen.


    Der historische Petriplatz wurde vollständig vernichtet und von daher denke ich, ist die bestehende Planung absolut vernünftig und das Bauvorhaben auch baulich in die gegenwärtige und geplante Struktur des Platzes gut passt.


  • Der historische Petriplatz wurde vollständig vernichtet und von daher denke ich, ist die bestehende Planung absolut vernünftig und das Bauvorhaben auch baulich in die gegenwärtige und geplante Struktur des Platzes gut passt.


    Öh, Theseus 532, Sie wissen, dass es sich hier nicht um den Petriplatz handelt, sondern um den Mühlendamm, diese acht-und mehr-spurigen Straße, die da liegt wo auch mal einen Platz war, den Fischmarkt?


    Wenn es um Stadtgestaltung geht macht es keinen Sinn, nach Lust und Laune mal hier oder dort ein Hochhäuschen hinzustellen, wie von der Urban Living Thinktank praktiziert.

    Man befindet sich hier im Bereich der zerstörten historischen Innenstadt und einige Stadtplaner und Politker (und viele Bürger) sind in der Vergangenheit zu der Schlussfolgerung gekommen, dass dieser Totalabriss für die Identität von Berlin nicht so positiv ist und dass es wünschenswert wäre, wenigstens ein mindestniveau an Urbanität wieder herzustellen. Das gewählte Mittel dazu war die sog. kritische Rekonstruktion.
    Auf Grund der notwendigen einzuhaltenden Abstand zu anderen Bauten (Stichwort Verschattung), lässt sich mit Hochhäuser zwar Baumasse generieren, aber keine Urbanität, weil dies mit gefassten Stadträume und belebten EG-Zonen einhergeht.

  • Das kann man so auch nicht sagen, belebte Erdgeschosse und gefasste Straßenräume sind ja auch mit Hochhäusern machbar, s. Potsdamer Platz, Breitscheidplatz, Chicago, NYC... Die Frage ist meines Erachtens eher eine typologische: Ist es richtig, die DDR-Planung mit einem weiteren Hochhaus zu legitimieren, oder ist nicht eine Abkehr davon zu wieder kleinteiligeren, parzellenbasierten und in der Höhe der einstigen Altstadt nahe kommenderen Baustrukturen langfristig richtiger an diesem Ort? Meiner Meinung nach wäre Letzteres wünschenswert.

  • Reset auf der Fischerinsel?

    Am Freitag wurde im sogenannten Newsletter aus Berlin-Mitte im Tagesspiegel berichtet, dass Baustadtrat Gothe die WBM aufgefordert hat neue Vorschläge für die Planung des Wohnungsneubaus zu erarbeiten.
    Auf der Fischerinsel ist Schluss mit "Basta", heißt es.


    Man beneidet Ephraim Gothe nicht, der seine "seminal years" bei Hans Stimmann absolvierte, sich jetzt mit der WBM-Planungskultur anfreunden zu müssen. Die WBM strickt ungebremmst weiter an "Marzahn in Mitte".


    Ein Blick in der ersten Version des Planwerks Innenstadt könnte an dieser Stelle hilfreich sein. Kein Hochhaus, kein offenes U, sondern ein geschlossener Block mit ruhigem, baumbestandenem Innenhof sollte danach entstehen. Zum Mühlendamm hin kann die neunspurige Straße mit Gewerbe und Büroflächen abgeriegelt werden. Die Flucht des Nallbach-Züblin-Baus könnte auf der Park(-ing-)seite nach Süden aufgegriffen werden, damit das Baufeld sinnvoll ausgenutzt wird, wenn dafür schon ein halber Wald abgeholzt wird. Gegenüber der Hochhausscheibe entsteht durch die vierte, nicht ganz so hohe, Blockkante ein Stückchen Straßenprofil wie es einer Innenstadt angemessen ist. Durch die Aufteilung des großen Blocks in mehrere Baulosen, könnten unterschiedliche Architekten planen und für gestalterische Abwechslung sorgen. Eine vernünftige Mischung aus günstigeren, von den Gewerbemieten unterstützten, Wohnungsmieten und, in der zentralen Lage üblichen, höheren Neubaumieten, bildet die wirtschaftliche Basis des Bauvorhabens.
    Die Hochausscheiben bleiben unbedrängt in ihrer eigenen Berechtigung ablesbar.


    Mal sehen ob der Baustadtrat die Basta-Politik des alten Senats durch eine Baupolitik die dem historischen Ort gerecht wird, ersetzen kann.

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  • Wenn ich das bisherige Geschehen richtig deute sind die Anwohner gegen jegliche Bebauung.
    Da darf der Baustadtrat den Anwohnern ertmal verklickern, daß sie nicht entscheiden ob gebaut wird, sondern maximal wie.
    Mit der Bürgerbeteiligung wird der Senat (und erst recht die WBM) noch ihre helle Freude haben.


    Ich hoffe nur, daß sich die Anwohner (wenn sie sich zwischen "eine maximal siebengeschossige, U-förmige Bebauung" und "ein weiteres scheibenartiges Hochhaus, ähnlich der bereits vorhandenen" entscheiden sollen) für den Siebengeschosser entscheiden.


    Ironiemodus an...
    Meine Hoffnung begründet sich natürlich vorallem an der von den Anwohnern geäußerten Befürchtung ein nordwestlich bis westlich vom nächsten bestehenden Hochhaus befindliches neues Hochhaus würde das bestehende verschatten.
    ...Ironiemodus aus.


    Weshalb es nun unbedingt eine U-förmige Bebauung sein muß und nicht ein geschlossener Block sein könnte erschließt sich mir allerdings nicht.



    Gruß, Jockel

  • Das offene Block- U hat den Vorteil, dass man das benachbarte Hochhaus nicht direkt vor den Fenstern hat, sondern den Hof als Puffer dazwischen hat.
    Die Auslobung zum Architektenwettbewerb forderte damals eine bestimmte Mindestanzahl von Wohnfläche im Quartier unterzubringen. Die Gewinner lösten diese (!) Aufgabe unter Berücksichtigung der Belichtungsthematik m.E. sehr elegant, indem sie in die Höhe gingen. Da ist den Planern kein Vorwurf zu machen (zu den rasterförmig langweiligen Fassaden sage ich jetzt mal nichts). Wenn man also das Hochhaus vermeiden will, sollte die WBM auf Wohnflächen verzichten, den Hof aber offen lassen.

  • Neubau Breite Straße / Scharrenstraße/ Gertraudenstraße

    Zuletzt hier (?)


    Der Neubau wurde inzwischen weitgehend abgerüstet. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht bestenfalls mittelmäßig:








    Blick über die WBM-Baustelle schräg gegenüber (Gertrauden- Ecke Inselstraße):



  • Mein lieber Herr Gesangsverein!


    In der Keimzelle von Altberlin :nono::nono::nono: Da muss man erst mal tief durch schnaufen. Ich hatte schon nach den Visualisierungen wenig erwartet. Aber das ist echt arm. Gesichtslos, einfallslos, ohne Bezug zum historischen Erbe des Ortes (und nein, ich sehe hier keine Reminiszenz an den Vorgängerbau, dafür ist die Architektursprache einfach viel zu schwach). Ein typischer Bau aus dem Allerweltsbaukasten aktueller Trivialarchitektur.


    Meine Güte, was ist der Berufstand des Architekten doch einmal in eine Sackgasse geraten!

  • Sieht leider sehr billig aus. Nach einem Wettbewerb ist ein solches Ergebnis schon erbärmlich. Rasterarchitektur von der Stange, ohne jeden Esprit. Im Gegenteil, es kommt sogar noch klotzig daher.

  • Ich finde das Gebäude für ein Hotel sehr gut gelungen. Die Gebäudekubatur passt und die ineinandergeschobenen Gebäudeteile lockern es soweit auf, dass es nach meiner Empfundung gar nicht klotzig wirkt. Das Fassadenraster ist nicht unbedingt einfalls reich, aber erzeugt eine angenehm leichte Wirkung. Das Fassadenmaterial ist schön.
    Im Gegnsatz zu dem roten Brocken gegenüber eine wahre Augenweide.

  • Das Gebäude ähnelt den bereits etwas älteren Neubauten in der Gegend und bewegt sich qualitativ auf einem ähnlichen Niveau. Auf den Visualisierungen wirkte es schon nicht spannend aber zumindest nicht so billig. Schade, dass in der ganzen Umgebung abseits vom Friedrichswerder nach der Wende so gut wie kein anspruchsvolles Gebäude entstanden ist. Es stimmt schon, es handelt sich um die Keimzelle Berlins, also nicht irgendein Ort. Ein weiteres gutes Argument für jeden Rekonstruktionsbefürworter. Beim House of One ist zwar ein besseres Ergebnis zu erwarten, aber rausreissen wird das auch nicht mehr viel.

  • Ich finde man sieht auf Backsteins Fotos keinen wesentlichen Unterschied zu den hier oft geschmähten benachbarten roten Häusern. Sie sind alle nicht schlecht und nicht gut, eben einfach langweilig.

  • Über die Architektur der Neubauten an der Kreuzung Gertaudenstraße-Mühlendamm/ Breitestraße-Fischerinsel kann man geteilter Meinung sein. Aber dass in diesem Kernbereich der DDR-Städtevernichtung überhaupt wieder ein Hauch gefasster städtischer Räume entsteht, ist schon fast ein Wunder. Das dritte Bild von Backstein gibt die Wirkung recht gut wieder. Die 90 dB des 9 spurigen Highways muss man allerdings dazu denken.


    Elli Kny hat unter #922 einige Bilder über die städtebauliche Katastrophe gepostet. Die Wende hat sich allerdings schon vor mehr als 25 Jahre ereignet. In der Berliner Zeitung gab vor ca. einem halben Jahr es ein sehr aufschlussreicher Beitrag von Maritta Tkalec zu diesem Ort.


    Auf die vierte Ecke dieses ehemals bedeutungsvollen Ortes wird jetzt allerding die WBM losgelassen, die erwiesenen Maße den Unterschied zwischen Marzahn und Innenstadt nicht recht verstanden haben.

  • Ich verstehe nicht, warum man sich südlich des großen Highways nicht an der kleinteiligen Bebauung durch Townhouses wie am Friedrichswerder orientiert hat.


    Wer will schon in einem Townhouse wohnen welches dicht an einer Hauptverkehrsstraße steht und südlich von mehreren 20-Geschossern eingerahmt wird von denen dir die Bewohner in den Garten blicken können?


    Nördlich an der Breiten Straße würde normaler kleinparzelierter Geschosswohnungsbau völlig reichen.