Rund um den Gendarmenmarkt

  • So ähnlich, aber es dürfen sich ja keine Wärmebrücken ergeben:



    Die Travertinplatten sind wohl im einen Kern zu Lisenen montiert und anschließend mit Abstandhaltern im Beton verankert worden. Dann hat man Dämmmaterial (hier verschiedene Sorten Polysterol und mineralische Dämmung gemixt, war wohl ausm Abfall...) einfach dahinter geschoben. Die großen Winkel halten die Fensterbank. Ob die ganze Konstruktion den philippinischen Sturm überstanden hätte?


    Mannmannmannmann.


    (Foto: selbst)

  • Hm, also so an sich ists natürlich schön. Finde es nur etwas grell neben der dunkleren gelblichen Telekom und der zurückhaltend grauen Mendelsohn-Bank (oder ist das das nächste weiße Haus?). OK, das nächste Haus ist zwar auch weiß, aber...Naja...Dieses hätte ich lieber am Hausvogteiplatz, statt diesem anderen großen gesehen oder in der Luisenstadt. Aber jut, besser so, als manch anderes. Als nächstes fallen dann hoffentlich eine der beiden Platten.

  • ^ Danke. Ja, das dauert... Wenn man näher rangeht und einen Blick durch eine der Fensterhöhlen erhascht, sieht man immerhin, dass dahinter fleißig gebaut wird.
    Leider ist das schwer zu fotografieren, da man aufgrund der Bauzäune und der recht vielbefahrenden Französischen Straße nur schlecht an die Fassade rankommt.

  • Warum erhält man eigentlich diese "Fassade"?


    Ich erkenne nichts außergewöhnliches, außer vielleicht die Fensterladen im EG und die eine Zeile "Stuck".


    Gilt dies als Baudenkmal oder spart man hier Kosten mit dem Erhalt dieser einen Fassade, die für mich wie ein verputzter Rohbau aus Ziegelsteinen aussieht?

  • Yup, das sind, auch wenn mans nicht mehr sehen/glauben kann noch klassizistiche und keine gründerzeitlichen Häuser. Naja, Häuser ist ja zu viel gesagt, eher Fassaden.
    Was ich allerdings nicht verstehe, wenn die Fassaden unter Denkmalschutz stehen und man so einen Aufwand betreibt, um sie zu erhalten, warum stellt man sie dann nicht originalgetreu wieder her? So wie der Stand der Dinge jetzt ist, werden sie ja im typischen, pseudohistorischen Patzschke-Stil gestaltet.

  • Vielleicht fehlt eine detailierte Dokumentation der Fassaden. :keineahn:


    Welche Deckenhöhe soll eigentlich das 4. OG haben?



    (C) Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft mbH

  • Beide Häuser stehen unter Denkmalschutz (F30 09095920 sowie F31 09095921).


    Besser kann man doch die ganze Absurdität des hiesigen 'Denkmalschutzes' garnicht dokumentieren, als anhand dieses Bauvorhabens. Natürlich waren das mal geschützte Gebäude, da sie eben in ihrer Substanz noch aus der Entstehungsphase Anfang 19. Jahrhundert erhalten waren. Übrig blieb dann nach entsprechender 'Anpassung' an bestehende Bauvorschriften nur noch ein belangloses Stück Alibi-Fassade, quasi als Feigenblatt für die Behörde. Praktiziertes Schildbürgertum mit äußerst zweifelhaftem Nutzen, dafür aber umso höheren Kosten.

  • tel33 beschreibt es sehr gut. Mich erinnert dieses Projekt auch an die ehemalige Reichsbahndirektion in Köln, wo man ähnlich vorgeht.


    Dort wurde das "denkmalgeschützte" Gebäude fast komplett abgerissen und nurnoch einige Gemäuer blieben stehen, die man letzendlich in einen Neubau integriert.


    Diese belanglosen Gemäuer, die letzendlich kein Mensch später mehr sehen wird, dienen letzendlich (wie tel33 schon richtig gesagt hat) nur dem Papier und den Behörden als Deckmantel für einen angeblich sanierten, unter Denkmalschutz stehenden Altbau.


    Das der Bau hier in der Französischen Straße, genauso wie in Köln dann als "sanierter Altbau" bzw. "entkernt und sanierter Altbau" verkauft werden, ist für mich schon etwas absurd. Daher zuletzt meine verwunderte Frage zu dem "Sinn" dieser Vorgehensweise.

  • Hinter den Kulissen von Berlin...

    ...und die schöne Ironie bei dieser ganzen Geschichte ist, dass die Häuser auch noch als "Kulissenhaus der Oper" geführt werden. Die Erklärung! Deswegen musste die Fassade als Kulisse erhalten bleiben. :D


    Während man sie dagegen bei der Oper wieder neu errichtet....


    Dies Haus hat wohl auch schon mehrere Umbauten hinter sich, wie man diesem Expose zum Verkauf durch den Liegenschaftsfond entnehmen kann. Seltsamerweise steht dort, dass das ursprüngliche Gebäude 1883 errichtet wurde - dass entspricht eigentlich nicht dem typischen "Klassizismus" aber vielleicht ist es ja ein Fehler in diesem Verkaufsprospekt.


    A pro pos Klassik: Sehr hübsch auch, dass an die Rückseite des Gebäudes bis jetzt noch die Botschaft Griechenlands angrenzt. Die haben bei ihrem Neubau im Tiergarten ja auch auf Ab- und Wiederaufbau der Fassade gesetzt.


    Die Frage die sich jetzt nur noch stellt, handelt es sich bei diesem ganzen "Kulissentheater" nun um ein Lustspiel oder eine Tragödie? ;)


    Meiner Meinung nach wäre hier eine exakte Gestaltungssatzung, wie der Neubau des Hotels auszusehen hat sinnvoller gewesen, als der Originalfetischismus der hier betrieben wird, zumal die Oberflächen ja alle neu verputzt und gestrichen werden, man vom "Original" also nichtmal wirklich was sehen wird.


  • Welche Deckenhöhe soll eigentlich das 4. OG haben?



    Um die 3,00 m.
    Würde sagen, das Gesims ist die Brüstung, deswegen diese optische Täuschung und es ist vielleicht sogar ein kleiner Austritt?! (bezugnehmend auf diese Trennwände zwischen den Fenstern)

  • Eine historische Kuppel hätte die St. Hedwigs-Kathedrale dringender nötig als den neuen Innenraum, da sie in ihrer heutigen Form aussieht wie ein gekapptes Frühstücksei. Friedrich der Große, der für seine Toleranz bekannt war, hatte hier ja ursprünglich ein "preußisches Pantheon" im Sinn, in dem Gläubige aller drei Weltreligionen Gottesdienste abhalten können. Wäre es daher nicht sinnvoll, auf den hässlichen Betonklotz am Petriplatz zu verzichten und das geplante multireligiöse Zentrum stattdessen in barockem Gewand am Opernplatz einzurichten?



    Quelle: Erzbistum Berlin

  • Ich glaube kaum, dass die kath. Kirche einfach mal so ihre Kathedrale mit Juden und Moslems teilen möchte.

  • @Architektator: Die Idee eines "Pantheons" hatte Friedrich der Große tatsächlich zu Beginn der Überlegungen zur Gestaltung des "Forum Fridericianums", diese Idee wurde allerdings bald aufgegeben; übrig blieb das architektonische Zitat. Nachdem das katholische Schlesien zu Preußen kam, war es dringend notwendig, den Katholiken im Königreich, auch in der Hauptstadt, einen angemessenen Raum zur Repräsentation zur Verfügung zu stellen.


    Das von Dir eingestellte Foto zeigt ein Provisorium der Kuppel. Aus Geldmangel wurden die Laterne und die Kupfereindeckung erst nach der Reichseinigung fertiggestellt. Zuvor war die Kuppel notdürftig mit Ziegeln eingedeckt gewesen. Diesen Zustand zeigt dein Foto.

    Einmal editiert, zuletzt von rako ()

  • Jägerstraße 48

    mal ein aktuelles Bild vom BV Jägerstraße 48 (zuletzt #57 ff).


    "Obenrum" hat sich nicht mehr viel verändert. Am Staffel-/Dachgeschoss baut man immer noch. Aber das EG wurde inzwischen auch "verkleidet":




  • Das Gebäude an und für sich ist schon elegant und hat einen leicht neoklassizistischen Touch. Würde mir sehr gut in der Spittelmarktgegend oder in der Bebauung der nationalen Bautradition der Blocks nördlich und südlich der Karl-Marx-Allee gefallen. Da würde es sich perfekt einreihen. In fast jedem anderen Wohnviertel Berlins würde es sich zumindest gut machen. In dieser besonders sensiblen historischen Gegend jedoch finde ich es unpassend, es hätte sich m.E. nahtloser einreihen müssen ohne die leider sichtbare totale Raumausnutzung. Etwa durch eine Teilung in zwei Fassaden und eine zumindest optische, besser tatsächliche, Erhöhung des Sockelgeschosses. Ein Geschoss weniger, dafür repräsentative Raumhöhen - der Projektname Belle-Etages soll ja auch irgendwie verdient sein. Links und rechts haben die Gebäude hohe Portale, an denen man sich leider nicht orientiert hat, ebenso wenig wie an deren Höhe, etwa durch eine geschickte Staffelung von links nach rechts (was mit 2 Fassaden womöglich geglückt wäre). Jammern auf recht hohem Niveau, zugegeben, aber hätte es nicht ein Tick genuis-loci-mäßiger ausfallen können? Immerhin sind die Nachbarn sehr selten gewordene Vetreter eines repräsentativen wilheminischen Geschäftshauses und noch viel seltener eines echten Stadtpalais.

    10 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • ^ ein Foto, auf dem man die Nachbarfassaden angeschnitten sieht, möchte ich ergänzen. Ich finde den Bau sehr gelungen. Er könnte von Außen original aus den 20ern stammen und fügt sich selbstbewusst aber zwanglos ein. :daumen: