Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Die hochinteressante Entwicklung am Petriplatz verdient eigentlich mehr Aufmerksamkeit und auch mehr Visus. Hier vollzieht sich ein (dringend notwendiger) Eingriff am offenen Herzen. Hoffentlich stimmt die Qualität der neuen öffentlichen Häuser für die drei Buchreligionen und die Archäologie in Berlin. Was eigentlich wird in dem archäologischen Zentrum drin sein?


  • Die Seite des ehem. Kaufhauses ist geschlossen. Ein neues, zentrales, historisches, großes Baufeld liegt frei und wird sich durch Abrisse bald nochmal deutlich erweitern.


  • ^^ Zum Archäologischen Haus gibt es immerhin eine Bildergalerie bei Competition Online. Ein abstrakt-moderner Entwurf, der gut zum Haus der Religionen passt. Ob er als Gebäude gut aussieht, hängt von der Verarbeitung und vom Material ab – wenn ich die Visus richtig interpretiere, wird es ein heller, rauher Backstein werden.


    Zum Inhalt: Laut einem älteren Artikel im Tagesspiegel soll das Gebäude ein Museum für Stadtarchäologie beinhalten. Außerdem sollen hier die Werkstätten der Berliner Archäologie untergebracht werden, die sich derzeit noch im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Charlottenburg befinden. Also eine Stärkung des historischen Zentrums als Museums-Standort, nur einen Pfeilschuss von der Museumsinsel entfernt. Die Kosten liegen laut Tagesspiegel bei 20 Mio. Euro. Ob das reicht, bleibt abzuwarten...

  • Auf der Projektseite gibt es mehrere Visus. Die Gebäude sind ohne Bezug auf die besondere Lage in der Altstadt. Wenigstens ein anders gestaltetes Sockel- und Dachgeschoss wäre nicht zu viel verlangt.

  • ^Ja, das ist schon sehr schlicht. Hier fehlt mir auch ein bisschen mehr an Gestaltungswille.
    Schade, dass der erstplatzierte Entwurf von DMSW zurückgezogen wurde. Für ein europaweiten Wettbewerb schon arg enttäuschend.


    Hier nochmal die Projektseite von Blauraum-Architekten.

  • ^^ Welcher Altstadt? Die gibt es hier nicht.


    Keine 300m entfernt kommt schon so etwas wie Altstadt-Flair auf (Friedrichsgracht/Ecke Scharrenstr.), Rudimente Alt-Köllns sind auch heute noch vorhanden, wenn man sich denn auf die Suche nach ihnen macht.


    Man könnte sich schon einmal damit auseinandersetzen, dass man sich hier im Bereich eines mittelalterlichen Stadtkerns befindet.
    Ich bin froh, dass wenigstens das Hochhaus nicht mehr kommt, das sehe ich schon als großen Erfolg.

  • ^ Ach nö. Es gibt zwar Fragmente einer längst untergegangenen Altstadt, die aber eben nur noch rudimentär zum Vorschein kommen. Deshalb wäre es besser gewesen, die Fischerinsel im Sinne der jetzigen Bebauung weiter anspruchsvoll zu entwickeln. Aber eben nicht mit pseudo-historischer Gemütlichkeitsarchitektur. Chance vertan.

  • ^ Deshalb wäre es besser gewesen, die Fischerinsel im Sinne der jetzigen Bebauung weiter anspruchsvoll zu entwickeln. Aber eben nicht mit pseudo-historischer Gemütlichkeitsarchitektur. Chance vertan.


    Wieso? Die Chance ist hier doch voll ergiffen worden um den maximal möglichen Abstand zur "pseudo-historischer Gemütlichkeitsarchitektur" zu schaffen. Wenn man z.B. die zweite Visualisierung von Blauraum, die mit dem Pärchen auf dem Balkon, glauben darf, wird hier eine äußerst unsensible Architektur ohne jeglichen Sinn für Urbanität, geschweige für den historischen Ort, entstehen.
    Das Projekt kommt über die reine Zweckerfüllung (= WEs schaffen) nicht hinaus. Ein prototypisches Projekt um die Sehnsucht nach den Werten der historischen Architektur in breiten Schichten der Bevölkerung zu befeuern.


    Aber sogar dieses Projekt wird durch die Baumassenbildung dazu beitragen den Horror vacui der durch die Stadtvernichtung auf der Fischerinsel entstanden ist, ein wenig abzumildern.

  • Banal, trist und hässlich. Ausgerechnet die Seite zur Leipziger Straße wirkt besonders unproportioniert. Da wird auch eine höherwertige Materialität nicht viel retten können. Wenn schon die Grundlagen schwächeln, tut es auch der Rest.


    Alles in allem ein architektonisches Trauerspiel.

  • Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Niemand verlangt „pseudohistorische Gemütlichkeitsarchitektur“. Zumindest habe ich nichts davon gelesen. Wenn man einen stärkeren Bezug zur historischen Bebauung fordert, ist das nachvollziehbar, bedeutet jedoch nicht die zwingende Rückkehr zu Historismus und Ornament (das man hier offenbar scheut, wie der Teufel das Weihwasser). Eine Bebauung im Kontext der historischen Altstadt kann selbstverständlich in vielen Formen und Farben erfolgen, setzt zugegebenermaßen aber einiges an Vorstellungskraft voraus bei Leuten, die nur Schwarz oder Weiß kennen. Hinrich Baller ist ein gutes Beispiel dafür, dass man selbst in Altbauquartieren modern bauen kann. Die Rosenhöfe oder seine Wohnhäuser in Charlottenburg mögen gute Beispiele sein. Im übrigen ist die gegeißelte „Gemütlichkeitsarchitektur“ insbesondere diejenige der 80er Jahre- ob Gendarmenmarkt oder Nikolaiviertel - ziemlich erfolgreich (da kann man jetzt wütend aufstampfen, ändert aber nichts in der Sache). Den Erfolg wage ich bei dem jetzigen Planungsstand zu bezweifeln, dass dies ähnlich der Fall sein wird.
    Dennoch. Ich bin nicht unbedingt begeistert von den gezeigten Ansichten, ob WBM oder Archäologischw Werkstätten oder House of One. Aber ich empfinde den künftigen Zustand als eine deutliche Verbesserung verglichen mit den 90er Jahren. Diese Ecke wird endlich wieder als bewohnte Stadt wahrgenommen werden können. Insofern bin ich froh, schäume aber nicht gerade über.

  • ^ pseudo-historischer Gemütlichkeitsarchitektur. Chance vertan.


    Was für eine proletarische Wortwahl. Klingt wie ein Zitat aus „Ornament und Verbrechen“.

  • Den Entwurf finde ich für die Lage gar nicht so schlecht.


    Die helle Fassade hat eine Struktur, ähnlich der BVG Verwaltung in der Usedomerstraße


    Hinzu kommen die dezenten Farbakzente an den Fensterleibungen und Balkonen.


    Natürlich hätte es abwechslungsreicher sein können, aber verdammen möchte ich den Bau deshalb nicht. Mir gefällt das Nachbargebäude, das anstelle des Ahornblattes steht, dagegen nicht und ich hoffe auf eine Verbesserung der Situation (die ja allein schon durch den Lückenschluss gegeben ist ;)).

  • ^Na ja, farbige Balkonböden sind für mich noch lange keine Gestaltung. Das ist mir ehrlich gesagt zu wenig. Blauraum kann das besser.


    Der 1.Kardinalfehler um die Fischerinsel wurde ja hier in den späten 60ern begangen, als man die Reste der historischen Bebauung planierte.


    Der 2. mit dem Abriss des Ahornblattes. Statt, wie von Nalbach vorgeschlagen, ein weiteres Hochhaus an das Ahornblatt anzugliedern, hat man sich auf eine spröde bis billig wirkende Blockrandbebauung geinigt. Das Ergebnis ist bis heute einfach nur furchtbar. Und jetzt kommt noch ein weiterer nichtssagender Wohnblock ohne irgendeinen Anspruch dazu. Schade.

  • Es ist selten der Fall, dass DerBe und ich einer Meinung sind. Aber beim Thema Ahornblatt ist es der Fall. Das einzig Gute am Abriss des Ahornblatts war, dass dadurch viele Menschen auf Ulrich Müther aufmerksam wurden und weitere Abrisse von seinen Meisterwerken verhindert wurden. Langfristig könnte ich mir sogar vorstellen, den misslungenen Baublock wieder abzureißen und das kultige Ahornblatt zu rekonstruieren:


    https://www.muether-archiv.org…ornblatt_berlin_1969_1970

  • Statt, wie von Nalbach vorgeschlagen, ein weiteres Hochhaus an das Ahornblatt anzugliedern, hat man sich auf eine spröde bis billig wirkende Blockrandbebauung geinigt. Das Ergebnis ist bis heute einfach nur furchtbar.


    Weil die Blockrandbebauung hier schlecht umgesetzt wird, ist Blockrandbebauung also eine grundsätzliche Fehlentscheidung? Sorry, aber diese Argumentation ist doch ein wenig zu einfach.


    Die 1. Entscheidung ist, ob im Blockrand gebaut wird. Die 2. Entscheidung ist die Art und Weise, wie die Blockrandbebauung ausgeführt wird.


    Wenn das Ergebnis furchtbar ist, liegt das nicht an der grundsätzlichen Entscheidung, sondern an einer schlechten Umsetzung. Es gibt schließlich genug Beispiele, daß man im Blockrand auch zufriedenstellende Lösungen erzielen kann. Nicht jede Blockrandbebauung ist billig und spröde.

  • Breite Straße

    Zuletzt unter #1.080


    Laut Bezirksamt Mitte wurde am 23.10.2019 für die "Breite Straße (Flurstücke 464, 465 und 466)" die "Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses" beantragt.


    Aus dem zugehörigen Bebauungsplan I-218 kann man die Lage besagter Flurstücke entlang der westlichen Breite Straße, zwischen Scharrenstr. & Neumannsgasse entnehmen.


    Für eine Bebauung des nördlichsten Flurstücks (464) müssten aber wohl erst Abrisse erfolgen:

    Ich glaube, hier hakte der Prozess daran, dass der BND sein Gebäude in der Neumannsgasse nicht räumen wollte. Das müsste mittlerweile geschehen sein und das Gebäude könnte endlich weichen.

    ... Ein neues, zentrales, historisches, großes Baufeld liegt frei und wird sich durch Abrisse bald nochmal deutlich erweitern.