Chemnitzer Industriedenkmale: Bestand, Nutzung und Zukunft

  • Auch dazu die Antwort auf die Ratsanfrage als Originalquelle. Es geht dabei erst mal nur um die minimalen Sicherungsmaßnahmen, eine Zukunftsperspektive ist damit nicht mal ansatzweise zu erkennen. Zumindest eine gute Gelegenheit, die erwähnte Zweigstelle in der Jagdschänkenstraße mal bildlich vorzustellen:



    Die Tankstelle müsste das kleine Gebäude auf dem Foto sein, die angeblich erhaltenen Original-Zapfsäulen kann ich da aber nicht erkennen. Die könnten auch verlorengegangen (oder eingelagert?) sein:

    Bilder: (dwt).

  • Es gab noch eine weitere Ratsanfrage zu den Wanderer-Werken, deren Antwort einige interessante Details enthält (Link:(


    - Zwickauer Straße 225: Hier kann ich gar nicht glauben, was dort geantwortet wird. Das Gebäude gehört einem Investor aus Leipzig, der der Stadt eine Nachnutzung mit Büros und Wohnungen vorgestellt hat. "Aufgrund der Einstufung des Areals als Gewerbegebiet (GE) wird die Wohnnutzung kritisch gesehen. Das wurde den Eigentümern mitgeteilt." Bitte? Man hat einen Investor, der konkrete Pläne für die Nachnutzung eines riesigen Denkmals hat und legt ihm Steine in den Weg? Nicht zu fassen und eine wichtige Aufgabe für den Stadtrat, der Verwaltung hier mal gehörig den Marsch zu blasen. Falls da nicht bald etwas zu hören sein sollte, werde ich die Stadratsfraktionen selber anschreiben.



    Bild: (dwt).


    - Zwickauer Straße 221: Hier scheint der Eigentümer das Hauptproblem zu sein. Die in der Antwort aufgelisteten Sicherungsauflagen werden nicht umgesetzt und auf von der Denkmalschutzbehörde genannte Interessenten wird nicht reagiert. Die CWE scheint mit einem "Kulturprojektorganisator aus Berlin" in Kontakt zu stehen, aber auch dazu bräuchte es natürlich die Mitarbeit des Eigentümers.



    Eigenes Bild


    - Zwickauer Straße 223a: Nutzung durch einen Sozialdienstleister.



    Bild: (dwt).


    - Zwickauer Straße 223b: Eigentum der TLG, gesichert und in gutem Zustand.


    Das Klinkergebäude auf dem Foto:

    Bild: (dwt).


    - Zwickauer Straße 227: Nutzung durch die GEMAC Chemnitz GmbH.



    Bild: (dwt).

  • @lguenth:


    Gib mir bitte mal Bescheid wenn du das machst, denn dann schreibe ich was dagegen an den Stadtrat. ;)


    Ich bin froh, dass die Stadt darauf genau SO reagiert. Eine Wohnnutzung hat nämlich IMMER auch Auswirkungen auf die Areale drumherum - und das wäre sicherlich das Aus für eine gewerbliche Nutzung in der direkten Umgebung. Zumindest würde es zu sehr großen Einschränkungen führen.


    Das Problem ist aus meiner Sicht, dass die Stadt Gewerbestandorte allzuoft verteufelt. Gerade in dieser Woche gab es einen Artikel über das Gewerbe unter dem Viadukt - das soll ja bestenfalls weg um die Ansicht der Brücke "aufzuwerten". Dabei handelt es sich gerade bei diesen Standorten um sehr wertvolle Gewerbestandorte, da sehr innenstadtnah und kaum bedrängt von Wohnbebauung - sicherlich auch in Zukunft nicht.


    Solche Flächen sind rar geworden und mal abgesehen davon, dass unter Brücken historisch schon immer Gewerbe gerne angesiedelt wurde, haben wir in Chemnitz aus nahezu ALLEN Bauepochen der letzten 200 Jahre Gewerbebauten, die durchaus auch ansprechend sind.


    Sicherlich kann / muss man die Standorte dort aufwerten - dann aber im ersten Schritt doch bitte gemeinsam mit dem Gewerbe - und da ist vieles möglich, wenn man will (und Ahnung davon hat)


    Was die Stadt unter "behutsamer Neustrukturierung" von Bestandsgewerbe versteht, kann man am Güterbahnhof Altendorf sehr gut live erleben. Eine Ratsanfrage hierzu wurde bis heute nicht beantwortet - und wird auch nach Auskunft wohl nicht beantwortet werden. Der erste Betrieb wurde bereits mangels Alternativen geschlossen und alle Mitarbeiter entlassen. Weder der neue Eigentümer noch die Stadt und auch nicht die CWE fühlen sich veranlasst auf Schreiben zu reagieren oder der im Rahmenplan festgelegten "behutsamen Neustrukturierung" mal Taten folgen zu lassen. Offensichtlich hat man hier etwas festgelegt, was man gar nicht im Stande ist umzusetzen - nur eingestehen will man das nicht.


    In Chemnitz wurden in den letzten Jahren genügend Standorte für Wohnen geopfert und es werden auch noch genügend Altstandorte umgewidmet - was sicherlich in vielen Fällen auch ok sein mag.


    Ja, es ist mutig an der Stelle den Wünschen des Eigentümers nicht ganz und gar zu entsprechen - aber es ist. wenn vielleicht auch unbewusst, eine (noch etwas undeutliche) JA-Stimme für die hiesigen Belange und vor allem die Zukunft der Stadt. Immerhin - gegen eine Büronutzung wurde ja nichts eingewendet und ich finde es völlig ok, wenn man den Investoren endlich auch mal was abverlangt. Wohnen ist halt schnelles Geld und aktuell findet ja selbst der schlechteste Ramsch reißenden Absatz. Für alles andere brauchts halt bissl mehr Konzept, Grips und Ideen - aber das müsste eigentlich von der Stadt oder der CWE kommen oder zumindest unterstützt werden.


    Schöner für alle Beteiligten wäre es sicherlich, wenn die Stadt sagen würde:


    "Pass mal auf lieber Investor, das mit dem Wohnen wollen wir hier eher nicht so, aber wir hätten einen Bedarf an... oder könnten uns vorstellen dass..."


    Aus meiner Sicht die ureigenste Aufgabe der CWE.... eigentlich.... aber man schippert ja lieber mit nem ICE durchs Land :lach:


    Ich finde sowas gut und es macht mir Hoffnung, dass endlich mal etwas Mut aufkeimt und man nicht mehr alles mit sich machen lässt. :daumen:

  • ^Dazu fällt mir der Spruch ein: "Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel." Übertragen meine ich damit, dass Du die selber elebten und genannten Negativbeispiele auf die Zwickauer Straße 225 überträgst, auch wenn sie dort überhaupt nicht anwendbar sind. Ich hatte sogar überlegt, in meinem Beitrag meine Einschätzung zu beschreiben, dass in dem Gebiet überhaupt keine Konflikte zwischen Wohn- und Gewerbenutzung möglich sind, was man durch eine entsprechende baurechtliche Einstufung bspw. als Mischgebiet noch zusätzlich sicherstellen könnte.


    Schauen wir uns doch mal die Umgebung an:

    • Norden: Größere Fläche, Zwickauer Straße, nördlich davon Wohnungen und Büroflächen.
    • Osten: Jaenickestraße, erwähnter Sozialdienstliester, Wanderer-Werk (kaum als Standort für potenziell störendes produzierendes Gewerbe geeignet)
    • Süden: riesiger Parkplatz, Gemac als nicht störendes Gewerbe, Bahnstrecke, Messe Chemnitz
    • Westen: Leitermann-Baumarkt


    Es ist nahezu ausgeschlossen, dass es dort durch eine Wohnnutzung irgendwelche Probleme geben kann. Mit welchem Grund muss man die also verhindern? Dass das Gebäude selber sich nicht als Gewerbestandort aufdrängt, dürfte nach 30 Jahren Leerstand auch klar sein. Man kann sich dann immerhin in ein paar Jahren beim Abriss des Denkmals über die konsequente Sicherung eines Gewerbestandortes freuen...

  • Du hast völlig Recht - natürlich bin ich in der Angelegenheit befangen. Allerdings auch nicht erst seit Altendorf, das reicht schon knapp 9 Jahre zurück...


    Das Problem: Die Möglichkeiten in einem Mischgebiet sind sehr begrenzt, nicht so in einem normalen Gewerbegebiet.


    Ich habe es bei der Suche nach einem eigenen Standort jedenfalls sehr häufig erlebt, dass ursprüngliche Gewerbegebiete keine mehr sein dürfen, weil auf dem Nachbargrundstück Wohnbebauung entstanden ist oder entsprechend umgenutzt wurde.


    Sowas streut immer auch sehr stark in die Umgebung, daher mein Einwand.


    Sowas kann auch bei Bestandsgewerbe sehr negative Folgen haben. Mir ist ein Fall bekannt, wo auf dem Kassberg ein Betrieb nicht mal mehr neue Maschinen anschaffen kann ohne alles genauestens auf den Prüfstand stellen zu lassen - allerdings ist das erst so, seit KPM nebenan ein MFH gebaut hat. Sowas schränkt Betriebe sehr ein und ich finde, wir haben genügend Flächen in Chemnitz wo Wohnbebauung möglich ist und auch geeignetere Altstandorte zur Umnutzung.



    Für mich wäre der Fall anders, wenn geklärt wäre was mit Wanderer und Co. in Zukunft werden wird. Aber solange da so viel noch im Unklaren liegt, sollte man da schon arg aufpassen nicht für die Nachbarschaft die Zukunft gänzlich zu versauen.


  • Aus meiner Sicht gehört das Gewerbe unter dem viadukt selbstverständlich entfernt. Jetzt da es gerettet ist, muss ihm auch die entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Das schafft man aber nicht mit den Wellblechmüllhütten und Zweckbauten, die dort heute stehen. Das Büroland braucht aus meiner Sicht keine Innenstadtnähe und der Reifenhandel kann sicherlich andere Stellen an der Annaberger finden. Das gesamte Areal hinter dem Bahnhof wird für gewerbliche Zwecke die nächsten Jahre ausgebaut und an der Neefestrasse sind heute noch grüne Wiesen. Ganz zu schweigen von den Bauländereien hinter dem Chemnitz Center. Für Wellblechhütten und Zweckinduatriehallen ist andernorts genug Platz. Diese können nicht in Konkurenz zu den Industriedenkmälern der vergangenen Jahrhunderte angesehen werden. Selbstverständlich braucht es dort tragfähige Konzepte, diese aber nur auf Industrie zu beschränken halte ich für sinnlos, da nicht wirtschaftlich. Wohnbebauung und Behörden dagegen sehr wohl. Gutes Beispiel dafür die Riemannfabrik oder das Pölzig Areal. Industrieareale wie die der Spinnereimaschinenbau oder eben die Wanderer Werke werden so nie über den Status Industriebrache mit Kleingewerbe hinaus kommen.

  • Aus meiner Sicht gehört das Gewerbe unter dem viadukt selbstverständlich entfernt. Jetzt da es gerettet ist, muss ihm auch die entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Das schafft man aber nicht mit den Wellblechmüllhütten und Zweckbauten, die dort heute stehen. Das Büroland braucht aus meiner Sicht keine Innenstadtnähe und der Reifenhandel kann sicherlich andere Stellen an der Annaberger finden. Das gesamte Areal hinter dem Bahnhof wird für gewerbliche Zwecke die nächsten Jahre ausgebaut und an der Neefestrasse sind heute noch grüne Wiesen. Ganz zu schweigen von den Bauländereien hinter dem Chemnitz Center. Für Wellblechhütten und Zweckinduatriehallen ist andernorts genug Platz. Diese können nicht in Konkurenz zu den Industriedenkmälern der vergangenen Jahrhunderte angesehen werden. Selbstverständlich braucht es dort tragfähige Konzepte, diese aber nur auf Industrie zu beschränken halte ich für sinnlos, da nicht wirtschaftlich. Wohnbebauung und Behörden dagegen sehr wohl. Gutes Beispiel dafür die Riemannfabrik oder das Pölzig Areal. Industrieareale wie die der Spinnereimaschinenbau oder eben die Wanderer Werke werden so nie über den Status Industriebrache mit Kleingewerbe hinaus kommen.



    https://www.freiepresse.de/che…-standort-artikel10476130 wenn man dieserm Artikel Glauben schenken mag, wäre das Büroland (vermutlich) nicht in das Umsiedelkonzept integriert. Bei Betrachtung der Karte wüsste ich auch ehrlich gesagt nicht, wozu: https://www.google.de/maps/pla…3d50.8251523!4d12.9188128


    Das Viadukt in einen luftleeren Raum zu stellen, in dem ein bisschen Gründ und Farbe anzufinden sind, halte ich für eine vollkommen sinnfreie Idee. Es handelt sich um ein Industriedenkmal. Ich sehe keinerlei Probelm dabei, einen Kontext mit Gewerbe und Industrie herzustellen. Ganz im Gegenteil, gerade im Kontrast erziehlt das Viadukt an dieser Stelle seine ganze Wirkung. Zumal, was habe ich gewonnen, wenn ich die Wellblechhütten, wie sie genannt werden, wegreiße, aber die Verkehrskreuzung dort belasse? Der Gesamteindruck würde nur dahingehen, dass dort Leere ist. Ich war gerade in Seoul, Südkorea. Große Teile der Stadt sind in ständigem Wandel, weil nach dem Korea Krieg alles in Schutt und Asche lag. Nichtsdestotrotz finden sich immer wieder kleine, dedizierte Anlagen wie Paläste und Tempel, die ein eigenes Biotop im Stadtgebiet darstellen. Wird dort, aufgrund von Sichtachsen oder Ähnlichem auf eine Bebauung um diese Anlagen verzichtet? Mitnichten! Fläche ist wertvoll und direkt vor der Mauer des Gyeongbokgung Palastes findet sich eine gigantische Kreuzung mit Firmensitzen, Parlamentsgebäude etc. Stellt das ein Problem für den Palast dar? Nein, da er gerade im Kontrast zu Glasbauten und Verkehrshektik seine ganze Wirkung entfaltet...


    Weiterhin wird ewig diskutiert, wie die Kosten einer Sanierung gegenüber einem Neubau des Viadukts zu rechtfertigen sind. Gott sei Dank setzt sich die Variante Sanierung tatsächlich durch. Und was dann? Plötzlich stehen Mittel bereit, um ganze Betriebe zu verlagern, damit ich etwas mehr Wiese in der Chemnitzer Innenstadt habe? Die Stadt Chemnitz ist wirtschaftlich sowieso ein einziger Reinfall. Die Stadt Chemnitz hat eine Arbeitslosenquote von aktuell 6,7%, in Leipzig sind wir bei 6,4, in Dresden bei 5,1%. https://statistik.arbeitsagent…struktur/Sachsen-Nav.html
    Vor gar nicht alzu langer Zeit war die Quote in Chemnitz bedeutend niedriger als in Leipziger und wesentlich näher dran an der Dresdens. Und wenn wunders? Während sich in den anderen beiden Städten im vergangenen Jahrzehnt große Betriebe angesiedelt haben (man denke an neue Werke von BMW, Porsche, Infineon) und diese immer weiter expandieren, ist der gesamte Erfolg der Chemnitzer Wirtschaftspolitik ein Betrie von Thyssen mit sage und schreibe vielleicht eines Tages bis zu 250 Mitarbeitern (wohlgemerkt nur, weil am Stammsitz des Werks kein Platz sei - so die Aussage eines Verantwortlichen bei Thyssen). Achja, und das Motorenwerk von VW ist in Form seines Betriebsrats stolz darauf, mittelfristig die Herstellung von konventionellen Antrieben gesichert zu haben, während in Städten wie Zwickau an der Zukunft des Mobilität gearbeitet wird https://www.freiepresse.de/che…chliessen-artikel10104152
    Von anderen Hindernissen, insbesondere im Handwerk und kleineren Gewerbe, lesen wir hier im Forum regelmäßig. Diese Stadt wird verwaltet von einer Stadtregierung, die sich auf jedes Stück Glanz und Gloria stürzt, was ihr in die Hände fällt (https://www.freiepresse.de/che…ie-nichts-artikel10479382), die aber wirtschaftlich rein gar nichts Neues auf die Kette kriegt. Und nun ganz offen weitermacht, den Bestand zu behindern. Das offenbar noch mit Applaus. Dabei war Chemnitz immer genau das: Industriestadt. Aber heute geht es offenbar nur darum, noch mehr Wiese mitten in der Stadt zu haben.


    Verstehe ich absolut nicht.

  • Aus den Plänen zur Umfeldbereinigung am Viadukt wird höchstwahrscheinlich nichts werden. Wie problematisch das ist, sieht man ja an der Dönerbude am Tietz. Laut Beschlussvorlage, in der auch die zu verlagernden Betriebe dargestellt sind, handelt es sich um etwa einen Hektar Fläche, was schon allein für Flächenerwerb und Abriss wohl eine Million Euro kosten könnte. Weitere Millionenkosten kämen dann für Flächenerwerb oder -überlassung und vor allem die Neubauten der betroffenen Unternehmen hinzu, auf die diese selbstverständlich einen Anspruch hätten. Eine optische Aufwertung des Viadukts wäre eine Grünfläche in dem Bereich zwar definitiv, aber schätzungsweise 10 Millionne Euro kann man in der Stadt sehr viel sinnvoller investieren (oder auch mal Schulden zurückzahlen). Als Kompromiss könnte ich mir vorstellen, dass man nur den Reifenhandel verlagert, weil der vor allem die Ansicht stört, einfach häßlich ist und das nur einen Bruchteil der sonst fälligen Kosten verursachen würde.



    Bildrechte: Dr.BenitaMartin, Wikipedia Commons, veröffentlicht unter Lizenz CC BY-SA 3.0, keine Änderungen vorgenommen

  • Der Herr KMS hat wohl meinen Beitrag nicht richtig gelesen...?:D



    Nochmal:


    Keine Frage, das Areal kann und sollte aufgewertet werden, da bin ich auch dafür.


    ABER! Das muss ja nicht zwangsläufig damit einhergehen, dass das Gewerbe weg muss. Ich verwies auf die letzten 200 Jahre Baukultur im Industriebereich und erst kürzlich haben wir ja mit dem Intenta-Bau wieder ein hübsches Kleinod dazubekommen - warum also nicht auch unter der Brücke dafür sorgen, dass aus den Wellblechhütten was schöneres werden kann?


    Zum Thema Grünfläche:


    Wer sich die Grünflächen in Chemnitz ansieht weiß, dass diese sehr oft nur noch extensiv gepflegt werden. Damit wäre meines Erachtens nach auch unter der Brücke zu rechnen, da dort ja keine Aufenthaltsqualität wie zum Beispiel im Stadthallenpark oder in anderen Parks nötig wäre und auch mit wenig Besuchern dort zu rechnen ist.


    Am Ende hätte man also eine hübsch sanierte Brücke mit optischem Wildwuchs darunter - so unter einer Brücke überaupt was wächst. :)



    Wie dem auch sei, ich finde es einfach ein Unding, dass es in Chemnitz Sitte geworden ist unliebsame Dinge immer gleich abreissen oder verlagern zu wollen, wo man doch im Bestand wirklich viel tolles erreichen kann (siehe zum Beispiel die ehemalige Brache Haase).


    Wieso Wohnen übrigens wirtschaftlicher sein soll, erschließt sich mir nicht. Ein Fokus darauf ist jedenfalls für eine Stadtentwicklung nicht gut, denn kein Mensch will in einer Stadt nur wohnen - irgendwo wollen / müssen die Leute auch ihre Brötchen verdienen und kein Mensch freut sich über die täglichen Staus und den vielen Verkehr, was ja im direkten Zusammenhang steht mit den Flächen an denen gearbeitet / gehandelt wird.


    Chemnitz hat einen akuten Mangel an kleinen Gewerbeflächen - und das schon seit Jahren. Ja, es gibt neue Gewerbegebiete, aber für Neugründer / Startups / normale Handwerker ist sowas nicht attraktiv, weil nicht bezahlbar. Mit dem geplanten Abbruch der Güterbahnhofschuppen ggü. der Sachsenallee (Produktenbahnhof) gehen hier Flächen verloren, die gerade für junge Startups / Gründer / Handwerksbetriebe wirklich gut geeignet und attraktiv wären. Hier hätte ich mir wenigstens den teilweisen Erhalt gewünscht um ein Gebiet zu etablieren, wo verschiedene kleine und große Gewerbe dann eben gemeinsam so einen Standort bewirtschaften - die einen dann eben in den Güterschuppen und die anderen in einem Neubau nebendran. Da dort ja aber eh seit Jahren nichts losgeht und noch nicht mal richtig geklärt ist WAS die dort ansiedeln wollen, braucht man darüber ja auch nicht weiter diskutieren. Die werden sich schon wieder irgend einen Blödsinn einfallen lassen und die Abbruchbagger werden weiter rollen... :D

  • Kurzkonzept von mir:
    - (selbstverständlich) Abriss der Reifenhandelbaracke mit entsprechender Finanz- und Flächenentschädigung
    - Umsiedlung des Uferstrandes von der aktuellen - ungeeigneten - Stelle an die Fläche am Viadukt mit Auflagen dazu, wie die Bebauung sein sollte
    - Vergabe der Filetfläche Uferstrand an potente Investoren


    Zu den Wandererwerken:
    Ich wünschte mir auch überall blühendes Gewerbe, leider ist es wahrscheinlicher, dass die IBUG reihum jahrzehntelang Industriebrachen bespielt und diese dann verfallen/abgerissen werden, als dass diese revitalisiert und als Gewerbe genutzt werden. Die IAV hätte doch beispielsweise - inhaltlich sogar passend - in Wanderer-Werke und Umfeld invertieren und ziehen können.

  • ^Die IAV hätte sogar noch viel eher in die ehemalige Auto-Union-Zentrale an der Scheffelstraße investieren können, die eine unmittelbare Verbindung zum Unternehmenszweck gehabt hätte, direkt neben dem jetzigen Standort liegt und für die vorrangige Büronutzung wohl ziemlich gut geeignet gewesen wäre. Leider spielt heutzutage die Architektur als Mittel der Repräsentation im Denken von Entscheidungsträgern überhaupt keine Rolle mehr, stattdessen wird nur nach Kostenlage entschieden und jegliche Mühe gescheut. Dabei dürfte Intenta mit seinem innenstadtnahen, architektonisch anspruchsvollen und ein denkmalgeschütztes Gebäude integrierenden Neubau auch im Kampf um die gefragten Fachkräfte einen ganz anderen Trumpf in der Hand haben als irgendein Unternehmen mit einer gesichtslosen Baracke im Gewerbegebiet. Eine winzige Hoffnung auf ein langfristiges Umdenken habe ich deshalb unvernünftigerweise immer noch.

  • Dabei dürfte Intenta mit seinem innenstadtnahen, architektonisch anspruchsvollen und ein denkmalgeschütztes Gebäude integrierenden Neubau auch im Kampf um die gefragten Fachkräfte einen ganz anderen Trumpf in der Hand haben als irgendein Unternehmen mit einer gesichtslosen Baracke im Gewerbegebiet. Eine winzige Hoffnung auf ein langfristiges Umdenken habe ich deshalb unvernünftigerweise immer noch.


    Ich denke, die Hoffnung ist berechtigt. Das zeigen auch Beispiele wie imk, die verschiedenen Ansiedlungen in der Schönherrfabrik, die Rosenbergvilla am Campus oder zuletzt staffbase im Wirkbau.
    Es gibt ja wirklich gute Beispiele. Gut und wichtig wäre - und da sind wir bei den Ausführungen zur CWE viele Beiträge eher - wenn die Stadt das ihr Mögliche tun würde, um Unternehmen nicht nur zu fordern, sondern (noch mehr) zu fördern, anzulocken, zu binden... .

  • chemnitzer


    Danke für deinen Beitrag. Die Idee mit dem Uferstrand möchte ich zwar so nicht mittragen (weil die an der Stelle sicherlich erhebliche Einbußen an Gästen in Kauf nehmen müssten) - ist aber dennoch ein Ansatz der gar nicht schlecht ist - auch, weil das ja am aktuellen Standort nur temporär angedacht ist.


    Viel wichtiger ist aber die Verknüpfung mit bereits gesagtem zur CWE. Ich glaube große Firmen haben Bestandsimmobilien einfach nicht auf dem Schirm. Die wollen neu und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten bauen - und das auch in einem zeitlich abschätzbaren Rahmen.


    Trotzdem glaube ich, dass man zumindest das ein oder andere größere Unternehmen auch mit sowas locken könnte - unter der Voraussetzung, dass zum Beispiel Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Gerade das Wandererareal könnte ja auch ein Fördergebiet wie zum Beispiel der Brühl werden - nur eben für Gewerbe- u. Industrieansiedlung. Wobei ich nicht weiß, ob man sowas einfach so einrichten kann, ich gehe jetzt aber einfach mal davon aus, dass das geht - sofern man will.


    Man wird nicht alle schönen Brachen retten können in Chemnitz, aber ich bin sicher, dass man die ein oder andere durch sowas retten kann.


    Zur IBUG: Beide letztgenutzten Gebäude stehen nicht zum Abriss - ganz im gegenteil... :lach:

  • Eine Werbeagentur namens Revolte hat 2017 für 1,7 Millionen Euro das ehemalige Gerätewerk an der Waldenburger Straße 63a gekauft (Freie Presse). Die im Artikel erwähnte abgerissene Halle dürfte die ebenfalls denkmalgeschützte rückwärtige Oberlichthalle sein, die aber schon vorher stückchenweise abgerissen wurde und deren Zustand laut Luftbildern auch nicht mehr der beste gewesen sein dürfte. Also kein Anlass für überschäumende Begeisterung, aber immerhin eine gewerbliche Nutzung eines Kulturdenkmals.


    Hauptgebäude:

    Foto: (dwt).

  • Danke für den Artikel. Toll, was die jungen Herren da auf die Beine gestellt haben. Dem Artikel nach wurden aber (insgesamt) 1,7 Mio. investiert, nicht das Gebäude für diesen Betrag erworben.

  • Ich habe mich gestern in den Wanderer-Werken umgesehen. Ich muss zugeben, dass das riesige Hauptgebäude im Inneren sowie die Höfe (ausgenommen der kleinste Innenhof ) einen - für den schlechten Gesamtzustand des Gebäudes - recht gepflegten Eindruck machen. Grünwuchs ist (bis auf den kleinen Innenhof mittendrin) überall entfernt, Müll und Schutt zum Großteil beräumt und auch die Feuchtigkeitsschäden im Gebäude selbst nicht so stark, wie ich in Anbetracht der äußeren Hülle vermutet hätte. Ganz schlimm sieht hingegen die ehemalige Verwaltung nebenan aus, wo man vor knapp zwei Jahren die Leiche eines jungen Mannes gefunden hat. Ich würde darauf tippen, dass dieser Teil recht bald aus dem Stadtbild verschwinden wird.


    Bis auf die Absperrgitter direkt am Gebäude konnte ich jedoch von den angekündigten "Sicherungsarbeiten" recht wenig ausmachen. Weiß da jemand mehr? https://www.tag24.de/nachricht…ie-wanderer-werke-1014014


    Weil weiter oben die Eröffnung eines Fördergebietes angesprochen wurde: So leicht geht das leider nicht. Als Grundlage für die Eröffnung von Fördergebieten dient einer Stadt das SEKO oder INSEK. Nur zum Vergleich: Das SEKO der Stadt Chemnitz ist mit 174 Seiten recht kurz. Das INSEK von Annaberg-Buchholz hat bspw. 286 Seiten. Anhand dieser integrierten Stadtentwicklungskonzepte können Fördergebiete (Städtebaulicher Denkmalschutz/ Soziale Stadt/ Stadtumbau/ etc.) beantragt, geöffnet und geschlossen werden. Jetzt ist das Chemnitzer SEKO recht "schlank" und nennt kaum Entwicklungsziele für Schönau. Auch der erweiternde Gebietspass ist sehr dünn. Ich würde mal - auch unter Berücksichtigung der wenigen aktiven Fördergebiete - behaupten, dass hier die Eröffnung von Fördergebieten aufgrund eines nicht ausreichenden SEKO keine Zulassung gefunden hat bzw. der Fortsetzungsantrag für den Städtebaulichen Denkmalschutz abgelehnt wurde. Soweit ich weiß, können sich Kommunen auch nicht während eines laufenden Förderprogrammes für die Aufnahme in dieses "bewerben".

  • ^ Wanderer Werke:


    Laut einer Aussage in einem Artikel aus der Freien Presse im April 2019, wird man sich im laufe des Monats Mai um ein Zukunftskonzept der Wanderer Werke im Rathaus beschäftigen.

  • Chemnitz bekommt vom Bund 900.000€ für Denkmalschutz Objekte. Link.
    Davon entfallen 450.000€ auf die Sanierung und Umnutzung der Holz-Industriehalle der ehemaligen Stickmaschinenfabrik Voigt, Zwickauer Str. 135/137.
    Das Gebäude ist bei mir gar nicht präsent. Hat jemand zufällig ein Foto davon?

  • Bei der Formulierung muss es sich um die Halle der Schleifmaschinenfabrik im Innenhof handeln, von der wir tatsächlich noch kein Foto haben. Deshalb kann ich nur mit einem recht aufschlussreichen Luftbild dienen. Ich habe aber auch keine Originalquelle gefunden, die die Gründe für die Wahl und die genauen Pläne vielleicht genauer darlegen würde. Die Denkmalliste sagt dazu folgendes:

    Für Chemnitz einmalige Holzgaleriehalle: hochrangiges technisches Denkmal von hoher ingenieurtechnischer und handwerklicher Bedeutung im Holzbau des 19. Jahrhunderts, eine der bedeutendsten deutschen Holzgaleriehallen