Dresden: Postplatz - Planung und Bebauung

  • Klar kann man das. Bei beiden Plätzen konnte die Moderne mal zeigen was sie kann. Man konnte zwei zentrale Plätze völlig neu gestalten. Was am Ende dabei rausgekommen ist ist eine Einöde und ein Beispiel für ein grandioses Scheitern. Statt etwas zu schaffen was zumindest den Anspruch hat einen wichtige Akzent zu setzen ist am Ende eine reine abschreibearchitektur übrig geblieben. Es gibt kein Konzept. Keinen Anspruch. Kaum Qualität.


    Die Architektur ist vielmehr ein Spiegelbild unserer Gesellschaft geworden. Man könnte es auch primark Mentalität nennen. Schnell billig und pseudomodisch. Und nach Gebrauch weg damit in den Müll und das nächste. Ich halte das für die völlig falsche Entwicklung. Aber es ist eben momentan zeitgeist. Warum noch groß über etwas nachdenken. Morgen gibt es ja eh wieder was Neues.

  • ^ Sicher kann man über Post- und Wiener Platz diskutieren. Dennoch ist deine Pauschalkritik (aus #239) nicht haltbar. Man schaue sich u.a. nur die anstehenden Projekte Wettiner Höfe, auf dem ehemaligen Robotronareal oder zuletzt auch im Bereich Kaditz/Mickten an. Auch das Areal Herzogin Garten/Schützenplatz ist/wird zumindest in Teilen doch recht ansehnlich. Vom Ansatz her macht ebnfalls das Vorhaben der Revitalis am Wettiner Platz Hoffnung. Der Trend geht (ja, auch in Dresden) eindeutig in die richtige Richtung, hin zur Kleinteiligkeit und in Ansätzen auch zu einer klassischen Formensprache.

  • arnold, Odysseus hat ja mitnichten den Postplatz und den Wiener Platz verglichen, sondern diese beiden als Vertreter von aus Brachen neu entstandenen Stadtplätzen erwähnt. Der durch die Blume erfolgte Vergleich galt daher wohl eher dem Neumarkt oder meinetwegen auch in Teilen dem Altmarkt und dem Herausstellen des Versagens "cooler" Stadtplanung. Wobei die Planungsgrundlage für den Postplatz in ihren Grundzügen durchaus kreativ war, nur wurden die Fehler begangen das Gesamtprojekt in einige wenige Baufelder einzuteilen und keine Gestaltungsvorgaben aus Respekt vor Zwinger und Schauspielhaus festzusetzen.


    Und nicht die Erweiterung der Altmarktgalerie war m.E. der Fehler an sich, sondern die städtebauliche und die architektonische Umsetzung.


    Tobschi, doch, die Pauschalkritik ist haltbar, da sie sich auf die letzten 25 Jahre bezog und da kommt mir außer ein paar weniger Einzelvorhaben kaum Positives in den Sinn. Dass neuere Projekte und auch der Rahmenplan Innere Neustadt so langsam eine Tendenz in Richtung "menschenfreundliche Stadt mit Aha-Effekt fürs Auge" erahnen lassen, da bin ich deiner Meinung.


    Mal eine Verschwörungstheorie: Kann es sein, dass seit dem Weggang einer gewissen Barbara Engel die Richtung der vorgestellten Neubauprojekte in der Innenstadt eine andere ist? Frau Engel schien mir doch sehr vom randstädtischen Städtebau ihrer Lehrausflüge nach Sibirien beeinflusst. Oder hat man einfach mal gecheckt, dass es nichts nützt dem Neumarkt etwas bis zum Gestaltlosen Verunstaltetes entgegenzusetzen, um damit krampfhaft die Modernität der Stadt (real: die Rückständigkeit) beweisen zu wollen?

  • ^^Der wesentliche Unterschied zwischen Postplatz und Wiener Platz liegt im jeweiligen Umfeld. Der Wiener Platz ist vor allem deswegen öde, weil es einfach keine Stadt hinter/ neben/ vor/ wo auch immer gibt. Die Architektur an sich finde ich direkt am Platz (!) nicht so schlecht - es sind für mich alles recht solide Vertreter der 90er und 2000er Jahre. Fehler hat man definitiv bei der Freiflächengestaltung gemacht - keine Frage. Auch bei dem fehlenden Konzept stimme ich dir zu. Ein Masterplan wäre notwendig gewesen. Der Postplatz hingegen wird, wenn er denn fertig ist, ein wichtiges Bindeglied zwischen Innenstadt und Wilsdruffer Vorstadt sein. Aus den Fehlern des Wiener Platzes hat man meiner Meinung nach gelernt. Die Freiflächengestaltung gefällt mir bisher ausgesprochen gut. Die Architektur verspricht zumindest (bis auf CG/Post) ganz gut zu werden. Ein Konzept ist da, welches man auch bis auf wenige Überarbeitungen durchzuziehen scheint. Ich sehe da schon deutliche unterschiede. Nur weil beide Plätze irgendwie modern sind, sind sie nicht direkt gleichzusetzen.

  • Da hier grad schön über den Postplatz und Wiener Platz abgelästert wird (zurecht), hier auch noch mein Senf dazu!


    Wiener Platz:
    Die Architektur ist in meinen Augen billig. Das Kugelhaus hätte was werden können. Jedoch ist die Gestaltung der Glasflächen nicht wirklich hochwertig, ebenso der technische Aufbau auf dem Dach (oder was immer das ist), welcher komplett fehl wirkt.
    Die Prager Spitze als Einzelbauwerk ist passabel, jedoch unter Berücksichtigung des Umfeldes passt es überhaupt nicht und wirkt deshalb ebenfalls fehl am Platz.
    Der Neubau des Wiener Lochs..., ach hätten sie bloss einen Park draus gemacht, Da hätten eventuell spätere Generationen etwas besseres reinsetzen können.
    Angenehm finde ich noch das Hotel, sowie den Einzelwürfel direkt gegenüber vom Hauptbahnhof, jedoch viel zu abgehängt vom Rest.
    Bei den letztgenannten Bauwerken spielt auch die Gestaltung des Platzes eine Rolle, welche in meinen Augen nicht wirklich existiert. Mir kommt es so vor, als hätte man Entlüftungs- und Belichtungsöffnungen der TG als gestalterisches Element des Platzes mit eingebunden. Sieht leider scheiße aus und hat 0 Verweilqualitäten.
    Der Wiener Platz als Eingang zur Stadt ist kein schönes Aushängeschild.


    Postplatz:
    Stadtwüste trifft es ganz gut. Die Bauwerke sind einfach zu Groß, ein Klotz nach dem anderen, sowas passt leider nicht in eine europäische Stadt, schon gar nicht in eine, welche ihr Zentrum durch Kriegsfolgen fast komplett verloren hat.
    Arnold, du hast erwähnt, dass es am Postplatz eine Freiflächengestaltung gibt! Eigentlich gabs die nicht! Das einzige, was von Beginn an da war, war die "Hartz-4-Dusche". Der Rest kam erst nachträglich und wirkt auch so. Wie kann man diese nachträglich platzierten Holzkästen als Freiflächengestaltung ansehen? Das war eine Notlösung, weil sie nach kurzer Zeit gemerkt haben, dass ein Platz in der Größe des heutigen Postplatzes ohne Bäume und Wiesen doch scheiße aussieht und nicht gerade die Leute anzieht.


    Fazit: Kurz nach der Wende (Doku Dieter Wieland: Topographie Dresden (auch hier im Videoverz. verlinkt ;-))) wurde von Fachleuten angemahnt, dass in DD zuerst die alten Strukturen wiederaufgebaut werden müssen. Hier war ein wichtiger Punkt die Kleinteiligkeit, man sollte die Fehler des Westens nicht nochmal machen. 25 Jahre später, wenn wir uns Postplatz und Wiener Platz ansehen, hat man die Fehler doch gemacht. Monogebäude mit Mononutzung, so wird das leider nie was mit der Verweildauer.


    Somit muss man leider sagen, dass man 25 Jahre nach der Wende es nicht geschafft hat, 2 der wichtigsten Plätze Dresdens wieder ordentlich ins Stadtgefüge mit einzubinden.

  • Ich weiß nicht genau wie du das nennst, aber für mich handelt es sich hierbei - http://www.deutsches-architekt…hp?p=498262&postcount=218 (2. Bild) - um Freiflächengestaltung. Die Hochbeete in Kombi mit dem Pflaster, dem Tor und den Lampen gefallen mir gut.


    Über Monofunktionen müssen wir nicht diskutieren - da bin ich deiner Meinung. Rein architektonisch gefällt mir aber der Postplatz gut. Ich bleibe dabei :cool:

  • Wie passend zur Diskussion, dass das Büro nps tchoban voss neue Visualisierungen für das "Haus Postplatz" des Investors Fay Projects veröffentlicht hat.




    Visus © npstv


    Zur Erinnerung: So sollte es laut einem Promovideo von Fay mal aussehen.



    Visu (c) Fay Projects GmbH
    Und weitere Bilder: http://www.deutsches-architekt…hp?p=475184&postcount=127


    Ich bin von dieser Überarbeitung mehr als enttäuscht. Von der Eleganz des Ursprungsentwurfes und der durchaus repräsentativ wirkenden Fassade ist kaum etwas geblieben, auch die teils geschwungene Front zur Antonstraße hin ist offenbar begradigt. Geblieben ist ein weiterer klobig und monoton wirkender Bau, der dem markanten Standpunkt leider nicht mehr gerecht wird.


    Ein nettes Detail ist die Uhr, die wohl eine Art Reminiszenz an das frühere kaiserliche Fernsprechamt ist. Immerhin orientiert sich der Bau durch die klar gegliederte Klinkerfassade auch am nahe gelegenen Motel One. Trotzdem gefällt mir der frühere Entwurf deutlich besser =/

  • Also ich bin begeistert - so viel Eleganz.


    Auch passt der Entwurf in das Bild des Platzes, der dort entstehen soll und der funktionieren wird - so meine gestärkte Hoffnung.

  • Also ich bin begeistert - so viel Eleganz.


    Auch passt der Entwurf in das Bild des Platzes, der dort entstehen soll und der funktionieren wird - so meine gestärkte Hoffnung.


  • Sie planen einen Multifunktionswürfel für Cafe, Kunst und Wissenschaft mit viel Glas und MultimediaFlächen an den Außenseiten.
    Kosten 750000+Grundstückskosten.



    Quelle: Zander Architekten


    Gibt es davon auch ein Bild, das den Cafe-Würfel im Tageslicht präsentiert?


    ^auf "bessere" Entwürfe zu warten, halte ich für naiv. Ein Würfel ist gefordert und ein Würfel wird's werden. Egal, was da jetzt für einer kommt, er wird ein Fremdkörper auf dem Platz bleiben und den Blick zum Zwinger versperren.

    Vielleicht möchte man damit dezent an den verlorengegangenen Freßwürfel erinnern...

  • Leider eine deutliche Verschlechterung, auch wenn der neue Entwurf etwas an Architektur der 20er und 30er Jahre erinnert. Besonders die kleinen Fenster im oberen Teil sind nicht besonders elegant gelöst. Hier hoffe ich auf weitere Nachbesserungen... Der Eingangsbereich sowie das erste OG gefallen mir hingegen recht gut.

  • Die Fassade und die Uhr gefallen mir auch, aber aus der vorherigen Dynamik ist jetzt klobige Langeweile geworden. Wo sind die Vorsprünge, Abstufungen, kleinen Feinheiten? Nur eine runde Ecke macht ein Gebäude von solcher Baumasse nicht gut, vor allem nicht neben den ganzen anderen groben Kisten ringsrum :(

  • Fay Projekt:


    Was für ein Klotz, der erste Entwurf hat mir richtig gefallen, ich hatte mich auf etwas am Postplatz gefreut und nun dieser monotone Klotz.
    Die Fenster verursachen bei mir Augenkrebs aber man sieht an ihnen gut das einfach nur viel vermietbarer Platz hinter der Fassade geschaffen werden soll, diese enge Fensteranordnung verspricht dahinter viele kleine Büros oder Wohnungen (ich weiß jetzt nicht mehr was da rein kommen soll ist mir bei dem banalem Mist auch eigentlich egal!) welche dem Investor schön Profit bringen.
    Was ich noch viel verherrender finde, die neue Fassade erinnert an das Motel One, 2 solche großen Klötzer in direkter Nachbarschaft, wie soll da denn Atmosphäre entstehen.


    Ich kann es nicht begreifen wie man nach 50% (grob) der zugebauten Flächen und kaum erwähnenswerten Fußgängern immer noch an dieser Bauweise festhalten kann, man hätte spätestens nach Fertigstellung der AG-Erweiterung weg von den Klötzern und hin zu mehr Kleinteiligkeit gehen sollen oder wenigstens die Fassaden besser gestalten sollen um die Großflächigkeit etwas zu verdecken. Ebenso hätte man das Angebot an Geschäften anpassen müssen bzw. überhaupt mehr EG-Geschäftsflächen schaffen sollen (leider bei AG und Motel One so gut wie kaum EG-Geschäfte, wie soll da leben entstehen!).

  • Hätte schlimmer kommen können. Das muss man bei unserem hiesigen SPA mal leider so deutlich sagen. Klare Verschlechterung, pardon Verschlichterung des Ursprungsentwurfs. Ein älterer SZ-Artikel wies bereits daraufhin, dass der ursprünglich angedachte Entwurf unter Beratung aus dem SPA verändert werden soll, um der überwiegenden Wohnnutzung gerecht zu werden. Da war mir schon klar, ok, damit wird der Bau massiv an Detailiertheit einbüßen und genau DAS ist passiert. Immerhin hamse uns die abgerundete Ecken gelassen und die Verklinkerung, na ein Glück und sogar ne Uhr....HEY :rock:

    Meine Güte, warum haben diese Leute nur so eine Angst, dass Fassaden nur ein kleines bisschen raffinierter und verspielter daherkommen? Haben die echt Schiss, den Massengeschmack zu treffen und damit ihre elitäre Attitüde zu verraten? Ich check's nicht.


    P.S. Der Entwurf ist noch immer gut und hat es m. E. keinesfalls verdient in Bausch und Bogen verdammt und verrissen zu werden, dennoch geht die Überarbeitung leider sehr oft zur Verschli(/e)chterung.

    Einmal editiert, zuletzt von Dunkel_Ich ()

  • Bin ich denn tatsächlich der Einzige, der mit dem geplanten Gebäude Probleme in Bezug auf die städtebauliche Ausformung hat?
    Das Stadtplanungsamt plant hier den Grünring maximal einzuengen, in dem die Bauflucht weit in den Ringbereich und vor allem in den Platzbereich vorgeschoben wird. Es werden Flächen überbaut, die (außer mit der Festungsanlage) niemals bebaut waren! Dazu gibt es keinerlei Diskussion, Visualisierungen oder aktuelle Modelle - nur die öffentliche Auslegung zur Änderung des B-Plans: http://ratsinfo.dresden.de/get…o&#search=%22Postplatz%22
    Mir kommt es so vor, als mache sich die Stadtplanung hier zum willigen Erfüllungsgehilfen des Investors.

  • und außerdem wieder keine Arkaden

    oder wenigstens kleine Vordächer oder ein umlaufendes Vordach zum Schutze des Flaneurs. Der Fußgänger bleibt wieder schutzlos, im Regen wird er nass und im Sommer gibt es keinen Schatten und wenn er das Geschäft verläßt steht er direkt hinter der Tür im Wetter.
    Der gleiche Mist wie bei der Altmarktgalerie an der Wilsdruffer Straße.
    Die Menschen werden vorbeieilen, um die ungeschützte Fläche so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Wo beiben die Bereiche mit Aufenthaltsqualität?

  • Haus Merkur Wallstraße

    Das Blog Bausituation-Dresden hat neue Bilder vom genannten Projekt veröffentlicht. Kann mir nicht helfen, aber ich finde, dass selbst der Rohbau schon besch...en aussieht. Der Kommentar (Darki) "Ein Haus, bei dem ich schon vor Fertigstellung den Tag erwarte, wann es wieder abgerissen wird." trifft es ziemlich gut! :D

  • ^Kann ich nur zustimmen. Der Rohbau wirkt schon jetzt komplett fehl am Platz.


    Ach, ich hätte mir den Promenadenring zw. Wall- und Marienstr. gewünscht, anstatt ihn vor die Augenkrebsprovozierende Platte an der Marienstraße zu setzen. Wer will dort schon entspannen.


    Ich kann mir die Touris schon gut vorstellen welche erschöpft sind von der Neumarkt Architektur und unbedingt bei einem Kulturbesuch in DD ihre 5 Entspannungsminuten vor der Plattenzeile and der Marienstraße nehmen. Ich sehe die Kinder wie Sie lachend vor der Zeile auf und ab laufen (ohne das sich Anwohner beschweren ;-)). Die Jugendlichen welche nicht mehr vor AG oder CG warten sonder auf dem Grünstreifen an der Marienallee warten und sich treffen. Ach ja das seh ich alles, na ja vlt. in meinen schlimmsten Träumen ;-).


    Hat jemand schon neue Infos zu Merkur 2? Vlt. eine halbwegs Aussagekräftige Visu. der Fassaden zur Wall- und Marienstraße hin? Ich würd doch gerne endlich mal wissen wie das Grauen dort weiter geht aber ich denke man hat uns schon nicht ohne Grund bisher nur Visus vom Inneren der Anlage gezeigt!!!!!

  • Christian84DD
    Sind Dir diese beiden Visualisierungen bekannt: http://www.ctrgroup.cz/de/30-p…tung/248-haus-merkur-ii-1
    Alle Fragen sind für mich damit sicher noch nicht beantwortet, z.B. ob sich die gezeigte Fassadengestaltung um beide Baufelder herum zieht und ob die Seite zur Marienstraße und zur Wallstraße gleich aussehen werden, aber einen groben Eindruck bekommt man damit schon.
    Im Übrigen hatte ich mir den in Deiner Horrorvision beschriebenen Ort eigentlich genau so tatsächlich gewünscht - bis die Dresdner Stadt- und Verkehrsplanung in 2 Jahrzehnten ein Trauerspiel daraus gemacht haben!