Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • ^ Das sehe ich ebenso. Auch vom Schinkelplatz aus fügt sich die James-Simon-Galerie ganz wunderbar ein. Im Vordergrund Karl Heinrich Möllers 19. Jahrhundert-Epheben-Erotica ("Athena bewaffnet den Krieger"):





    © HarrySeidler

  • Eröffnung!

    Eröffnung der James Simon Galerie am 12. Juli im Beisein der Bundeskanzlerin. Eines der beeindruckendsten Kulturbauten der letzten Jahrzehnte in Deutschland, wie ich finde...

  • Ich finde sie auch nicht so schlecht, aber ich erwarte auch optimistischerweise dass sie bald eine würdige Patina erwerben und so noch viel besser in das historische Umfeld passen wird.


    Die konsequent reduzierte und schnörkellose gestaltung ist schon anerkennenswert, denn die historischen Vorbilder sind trotzdem erkennbar.

  • Am besten finde ich, dass die JSG auch den häßlichen hinteren Waschbetonfassadenteil des Neuen Museums etwas verdeckt, bzw. den Blick davon weg lenkt. :daumen:
    Warum man den nicht mit in das Sanierungskonzept integriert hat, ist mir ein Rätsel. Da kleine Stück Fassade hätte man ja nun auch noch restaurieren können.

  • Nun, da das Neue Museum von der James-Simon-Galerie halb verdeckt wird, ist die damalige Entscheidung gegen einen originalgetreuen Wiederaufbau und für die heutige Fake-Ruine umso fragwürdiger. Ich hoffe, dass man sich bei der nächsten Generalsanierung in 30 Jahren eines Besseren besinnen wird.

  • Im Guardian ist ein langer Artiikel zur James Simon Gallery erschienen. Darin äußert sich auch Chipperfield, und zwar u.a. anerkenned darüber, dass in Deutschland, anders als in England, intensive Debatten über Architektur geführt würden, was zwar manchmal schmerzhaft sei, aber den Arbeiten zugute käme. Das kann man auch als Ermutigung für ein Forum wie das DAF verstehen.

  • Weiss jemand ob die frischen Oberflächen mit einem Graffitischutz versehen worden sind? In dieser flächigen Form laden sie jedenfalls herrlich zum 'Austoben' ein. Oder gibt es, seit dem Goldmünzenraub im Bode nebenan, gar einen Nachtwächter, der auch nachts wacht?

  • ^
    Schonmal Graffitis am Brandenburger Tor gesehen? An der Humboldt Universität? An der Staatsoper? Am Dom? Dort werden die innerhalb weniger Stunden direkt wieder entfernt, falls mal eines auftaucht. Dürfte für dieses Gebäude dann auch gelten.


    Da scheint es einen eigenen Putztrupp für zu geben. Bei der BVG ist das ja ähnlich. Verschmierte U-Bahnhöfe sind spätestens nach einer Woche auch wieder sauber, selbst wenn komplette Wände eingesaut sind.


    Sinnloses Vollzitat des Vorposts gelöscht.
    Bato

  • Nun, da das Neue Museum von der James-Simon-Galerie halb verdeckt wird, ist die damalige Entscheidung gegen einen originalgetreuen Wiederaufbau und für die heutige Fake-Ruine umso fragwürdiger.


    Dieser Satz ist wenig logisch. Das Neue Museum steht für sich selbst, egal ob es aus allen Richtungen frei einsehbar ist oder nicht. Es wurde aus einer Ruine neu aufgebaut; dabei hat man verlorene Teile zeitgenössisch ergänzt und den Ruinencharakter der historischen Reste teilweise konserviert.


    Ich finde das Ergebnis gelungen, weil es für alle sichtbar die Geschichte des Hauses erzählt. Das darf man gerne anders sehen, auch eine Vollreko hätte ihren Reiz gehabt. Doch auch Gegner des realisierten Konzepts sollten sich mit Beleidigungen zurückhalten. Nichts am Neuen Museum ist "Fake" – eine "Fake-Ruine" ist etwas ganz anderes, das hier zum Beispiel.

  • Im Guardian ist ein langer Artiikel zur James Simon Gallery erschienen. Darin äußert sich auch Chipperfield, und zwar u.a. anerkenned darüber, dass in Deutschland, anders als in England, intensive Debatten über Architektur geführt würden, was zwar manchmal schmerzhaft sei, aber den Arbeiten zugute käme.


    Es gibt tatsächlich Orte wo Chipperfiled sich nicht so entfalten kann wie in Deutschland, z.B. in New York.


    Bei aller Anerkennung für die James Simon Galerie, ist die enorme finanzielle Großzügigkeit des Staates gegenüber Chipperfield ebenfalls außerordentlich. Wenn man die Kosten für die JSG (134 Mio für 4.600 qm Nutzfläche) auf andere Projekte hochrechnet gibt es schwindelerregende Summen. Das Berliner Schloss - Humboldt Forum würde z.B. 1,6 Milliarden Euro (55.000/4.600 x 134 Mio, Zahlen aus Wikipedia) statt 600 Mio Kosten. Sogar der BER ist wahrscheinlich pro qm günstiger.


    Es gehört zur Kunst der Stararchitekten üppige Budgets zu sprengen und dafür den Lob von höchster Stelle zu erhalten.

  • Naja, dein Vergleich hinkt gewaltig. Der Baugrund des Neuen Museums ist bekanntermassen auf einer Kolklinse. Normalerweise würde man an so einer Stelle nichts bauen und es ist nicht Chipperfields Schuld wenn dies so entschieden wird, ebenso wie die Baurichtlinien, den billigsten Firmen Aufträge zu geben und diese dann insolvent werden.
    Hinzu kommt, dass naturgemäss qm Preise von kleinen Gebäuden - wie der James Simon Galerie, wesentlich höher sind als für große Gebäude, das versteht sich von selbst. Von daher halte ich wenig von solchen pauschalen Urteilen.


    Was New York betrifft, entnehme ich aus dem Artikel lediglich, dass es weniger um Chipperfield geht, sondern mehr darum ob an dieser Stelle ein Neubau entstehen soll und in welcher Höhe. Das ist in erster Linie eine Entscheidung des Bezirks und weniger ein Statement für oder gegen einen Architekten.

  • ^^ Deine Formulierungen: "Enorme finanzielle Großzügigkeit des Staates gegenüber Chipperfield" und das, obwohl dieser ohnehin bereits "üppige Budgets" gesprengt habe, legen den Verdacht der Vorteilsnahme (durch Chipperfield) und der Verschwendung (durch Staat und Chipperfield) nahe und sollten von Dir genauer belegt/begründet oder zurückgenommen werden, wenn Du nicht in den Verdacht der üblen Nachrede geraten möchtest.

  • ^ und ^^: Ja. Zum ohnehin schon schwierigen Berliner Baugrund kamen hier der Kupfergraben (Unterwasser-Arbeiten) und die besagte Kolklinse hinzu. Niemand hatte vorher damit gerechnet, dass man mithilfe von Tauchern 1.200 bis zu 35 Meter lange Pfähle in den Boden bohren muss. Das sind technische Probleme, die bei jedem Bau an dieser Stelle aufgetreten wären (es sei denn, man nimmt in Kauf, dass er nach wenigen Jahren beginnt, wegzusacken und durchzugammeln).


    Aber so eine Geschichte mit einem wirtschaftlich inkompetenten und divenhaften Stararchitekten, der einen nachlässigen, gutgläubigen Staat ausplündert - das passt natürlich viel besser zum Ressentiment...

  • Fake-Ruine Neues Museum

    Nichts am Neuen Museum ist "Fake" – eine "Fake-Ruine" ist etwas ganz anderes, das hier zum Beispiel.


    Ich habe mich nochmal informiert und tatsächlich sind beim "Wiederaufbau" des Neuen Museums auch alte originale Bauteile zerstört und durch neue stilwidrige Bauteile ersetzt worden, z. B. im Fall der Raumdekorationen, der Treppenhalle und des Ägyptischen Hofs. Insofern ist Fake-Ruine schon richtig.


    https://www.welt.de/kultur/art…klebter-Truemmerrest.html

  • ^ Überzeugt mich nicht. Fake-Ruine hieße – in Anlehnung z.B. an den Potsdamer Ruinenberg – dass Teile im alten Stil neu gebaut worden wären und dann eine Ruinenanmutung bekommen hätten. Das ist aber nicht der Fall. Die beschädigten Teile wurden nicht komplett erhalten; was aber heute nach alt aussieht, ist auch alt. Auch der von dir verlinkte Artikel erklärt, dass zwischen alten und neuen Wänden keine Verwechslung aufkommen soll. Also nichts "Fake".

  • Was Architektator da betreibt ist auch so etwas wie Rosinenpickerei...


    Natürlich sind beim Wiederaufbau des Neuen Museum auch "alte" originale Bauteile zerstört worden. Z.B. was die Kriegszerstörung noch von den Dekorationen des Ägyptischen Hofes übrig gelassen hatte. Auch die Einbauten aus den Umbaumaunahmen der 20er Jahre hat man ja soweit noch vorhanden entfernt. Und natürlich hat man auch da die letzten Reste der alten Bausubstanz entfernt, wo sie den Fundamenten der Neuaufbauten im Weg waren oder wo sie z.B. bei Decken und Säulen allzu instabil waren.


    Deswegen würde ich das Neue Museum nicht als Fake-Ruine bezeichnen, aber die gewählte Form des Wiederaufbaus im "Ruinenchic" kann man sicherlich kritisieren. Mein Fall ist sie auch nicht, eine Vollreko hätte es für mich aber auch nicht sein brauchen. Eher dann eine zwar äußerliche Komplettwiederherstellung und im Innern dafür statt den "in situ"Status zu bewahren lieber eine vereinfachte Wiederherstellung der stärker zerstörten Innenräume, damit die Kontraste nicht so hart sind. Ich kann aber auch mit der jetzigen Situation leben.


    Jedenfalls gibt es nur wegen der Eröffnung der James Simon Galerie keinen besonderen Grund die Art des Wiederaufbaus wieder Infrage zu stellen. Zum einen wird der Neubauteil nun vom Kupfergraben gesehen besser verdeckt, zum anderen wird durch die stärkere Benutzung dieser Seite des Gebäudes (durch den neuen Innenhof) die besondere Art des Wiederaufbaus ja umso besser in Szene gesetzt. Letzlich hebt sich beides auf.


    Aber für Architektator bietet sich halt eine gute Gelegenheit die Diskussion um eine mögliche zukünftige Vollreko wieder hervorzukramen.;)

  • Unsinn. Ich bin weder für das eine noch das andere Extrem, sondern für die "goldene Mitte": Außenhülle und Treppenhaus originalgetreu nach Stüler rekonstruiert, alles andere vereinfacht von Chipperfield wiederhergestellt. So weit sind unsere Meinungen gar nicht voneinander entfernt.