Sonstige Projekte/ kleinere Meldungen

  • Sonstige Projekte/ kleinere Meldungen

    Zwei seit zwanzig Jahren geplante Wohnbauprojekte, die aus verschiedenen Gründen immer wieder ins Stocken gerieten, kommen jetzt zur Ausführung:


    1) In der Grächt in Lengsdorf errichtet ein Investor auf 6 ha ca. 160 Reihen- und EInfamilienhäuser. Baubeginn soll im Sommer 2008 sein.
    http://www.general-anzeiger-bo…mid=10490&detailid=284887


    2) Im Duisdorfer Oberdorf entstehen auf 3,5 ha 60-80 Wohnhäuser auf großzügigen Grundstücken, hier wird der Baubeginn schon in diesem Jahr angestrebt.
    http://www.general-anzeiger-bo…mid=10490&detailid=284249

  • Das, was in Bonn als Stadterweiterung verkauft wird, ist in Wirklichkeit ein Skandal.


    So etwas Beklopptes kann ich nicht mehr nachvollziehen. Die Stadt ist endgültig in der Provinz angekommen; die Ausgleichsmittel konnten diese zweifelsfreie Tatsache zuletzt kaum noch kaschieren.

  • Ich meine das Geld aus dem Bonn-/Berlin-Gesetz. Ansonsten ist Bonn überall Nettozahler, nehme ich an - und bleibt das hoffentlich auch. :daumen:

  • das Geld aus dem Bonn-/Berlin-Gesetz
    sind m.W. nur noch 5mio p.a. für Kultur bis 2010(?) - das macht den Braten nicht fett. Die sonstigen (mittelbaren) Vergünstigungen schon eher: Bundeskunsthalle, UN-Campus, Ministerien und andere Bundesbehörden (inkl. dem ehem. Bundespostminiterium...) - ohne die wäre Bonn ein mittleres Nichts. Kein Wunder, dass die Stadt immer hyperventiliert, wenn mal wieder das Wort Wegzug fällt.

  • Ich glaube, wir haben uns mißverstanden. Ich bezog mich auf das Geld, das in der Vergangenheit geflossen ist:

    Die Stadt ist endgültig in der Provinz angekommen; die Ausgleichsmittel konnten diese zweifelsfreie Tatsache zuletzt kaum noch kaschieren. Die Stadt ist endgültig in der Provinz angekommen; die Ausgleichsmittel konnten diese zweifelsfreie Tatsache zuletzt kaum noch kaschieren.


    ;)


    Die damit bewältigten Investitionen haben den wahren Zustand der Bonner Kommunalpolitik in den letzten Jahren etwas `vernebelt´.

  • M.W. waren es auch zuletzt (also 2004-2006) 5mio. Damit kaschiert und vernebelt man nicht viel - dann schon eher mit der satten Kreditaufnahme...

  • Insgesamt waren es ca. 1,4 Milliarden Euro für Stadt und Region neben einigen zusätzlichen Investitionen des Bundes in seine Bonner Infrastruktur, die nicht mit dem Gesetz im Zusammenhang stehen.

  • Sehr interessant, hier habe ich mit dem Beitrag ja wirklich in ein Wespennest gestochen:lach:
    Kann es sein, dass einige Beteiligte mit der Art und Weise, wie in Bonn Politik und vor allem Stadtentwicklung betrieben wird, zumindest ansatzweise unzufrieden sind...?
    Wenn man die Reaktionen liest, müsste man den Eindruck bekommen, bei der Stadt Bonn handele es sich um ein leicht rückständiges Gemeinwesen, dessen leicht beschränkte politische Verantwortliche nichts lieber tun, als die Bürger mit Manstein-Architektur und missglückten Stadterweiterungen zu traktieren.


    Auch wenn ich mit Euren Kommentaren teilweise übereinstimme, ist doch ein wenig Versachlichung angezeigt.
    Ohne die Bundeseinrichtungen, den UN-Campus und die Museen wäre die Stadt kein "mittleres Nichts", sondern nach wie vor eine Stadt, die ihren Bürgern weit mehr bietet als andere Städte in DEutschland vergleichbarer Größe.


    Allerdings muss die Stadt gewaltig aufpassen: Gerade in Süddeutschland ist mir in den vergangenen Jahren aufgefallen, mit welchem Tempo hier Stadtsanierungen und auch Stadterweiterungen vorangetrieben werden - auch hier ist allerdings einiges an AAchener Architektur entstanden (ist Euch eigentlich aufgefallen, dass besagter Architekt, dessen Namen ich nicht mehr verwenden möchte, fast AUSSCHLIESSLICH in Bonn baut:mad: ).


    Der Fehler in Bonn ist imo, dass fast immer an der falschen Stelle gespart wird und die städtebaulichen Landmarken dabei unter die Räder geraten. Natürlich ist das Stadtbild nicht eine Ansammlung spektakulärer Riesenbauwerke, dass gibt es in keiner Stadt der Welt. Aber dieses kleinteilige, sich duckende, ist doch ein Ausdruck provinzieller Gesinnung. Warum zB genehmigt die Stadt ohne Weiteres 6 Mio Euro für die Sanierung des Stadthauses, diskutiert aber jahrelang über einen Zusschuss von knapp 0,1 Mio für das touristische Leitsystem?


    Dass es besser geht, wurde nicht nur mit dem Posttower bewiesen: Zahlreiche Wettbewerbe sind entschieden oder laufen, verwiesen sei nur auf die oval offices, das Landesbehördenhaus, bonn visio (gefällt mir immer besser), Adenauerplatz und Rheingasse (wird im Frühjahr entschieden), bald Haus der Bildung, Familienbad, Festspielhaus, hoffentlich Bahnhofsvorplatz.
    Das ist doch schon was!
    Hieran haben die engagierten Bürger entscheidenden Anteil - es darf ihnen nur nicht die übergreifende Perspektive verloren gehen: Während die Initiativen am Bahnhofsvorplatz und für das Haus der Bildung, auch die für das Metropol meine volle Sympathie haben, glich das Engagement für das Viktoriabad schon fast einer sektiererischen Bewegung, die weder links noch rechts schauen wollte.


    Und ein Wort zur Stadterweiterung: Sollte die Stadt In der Grächt sowie am Hang in Duisdorf etwa Geschosswohnungsbau betreiben? Hier gibt es keine städtischen Strukturen aufzunehmen! Vielmehr muss im BEreich der Kernstadt mutiger, besser und auch in die Höhe gebaut werden!

  • Noch eine Bemerkung zu den Steuereinnahmen:
    Hier ist die Stadt Bonn, ganz unabhängig von Bundeshilfen für die Kultur, die 2009 auslaufen (Anmerkung: Düsseldorf wird auch bezuschusst, und zwar von der Landesregierung für K20 und K21 sowie für Oper und Theater), durchaus gut dabei.


    Die Stadt hat so gut wie alle Kassenkredite getilgt und ist mit Düsseldorf und Münster die einzige Stadt, die keine Zuweisungen des Landes erhält, weil die Steuereinnahmen so hoch sind. Im letzten Jahr war die Stadt (Ergebnis steht noch aus) nach erwarteten Gewerbesteuereinnahmen diejenige Großstadt in Deutschland - wieder auf einer Stufe mit Düsseldorf - noch vor München mit den höchsten Einnahmen pro Kopf, ca. 1800 €, was einer Einnahme von ca. 560 Mio Euro entspricht.

  • Bist Du sicher, dass deine Informationen aktuell sind, formschön? Nach Worten des Stadtkämmerers und der OB sind die Finanzen der Stadt Bonn äußerst angespannt - trotz hoher Steuereinnahmen (das sagen sie nicht).


    Edit: Pardon, deine Informationen bzgl. der Steuern sind insofern aktuell - Bonns Problem ist auf der Ausgabenseite. Dass Bonn unabhängig vom Wohlwollen des Bundes ist, ziehe ich weiter in Zweifel.

  • Lieber molinari,
    zu Deinen Fragen:


    1) In der Tat hat die Stadt ein Ausgabenproblem, worauf aber mit einem Sparprogramm nach den Vorstellungen einer Kanzlei aus Süddeutschland reagiert wurde - es müssten so um die 30 Mio weniger pro Jahr rausgekommen sein.
    Die Aussagen des Bürgerhaushaltes sind insofern veraltet, als dort noch nicht die hohen Gewerbesteuermehreinnahmen des letzten Jahres sowie die Nachzahlungen der Jahre zuvor eingestellt sind. Auch für die kommenden Jahre werden hohe Mehreinnahmen erwartet, allerdings nicht in der Größenordnung von ca. 560 Mio, sondern eher im Bereich von 400 Mio, was für eine Stadt der Größe nicht schlecht ist. Sollte die Konjunktur zudem weiter so gut laufen, ist hier ungeachtet der Unternehmenssteuerreform in den nächsten Jahren noch mehr drin.
    Zum Nachlesen:
    http://www.bonn.de/bo_ris/ris_…h_2=&submit=Suche+starten
    (Mehreinnahmen Gewerbesteuer, sehr aufschlussreich, zeigt auch, dass die Konsolidierung noch nicht am Ende ist)


    2) Dass die Stadt ohne den Bund schlechter dastünde, ist ohne Zweifel richtig. Zwar zahlt der Bund keine Steuern und gehen die Einkommensteuern meist an die Gemeinden im Speckgürtel der Stadt, aber die große Zahl an Arbsitsplätzen sowie die bedeutenden Kulturinstitutionen sind ohne Frage wichtig für die Stadt.
    Mein Szenario für die nächsten Jahre ist, dass irgendwann doch ein weitergehender Umzug beschlossen wird - alle Ministerien, die hier nur einen Zweitsitz haben, würden bis auf die Brüssel-Abteilungen umziehen. Im Gegenzug wird man nach Möglichkeit den internationalen Standort massiv ausbauen und vielleicht die ein oder andere Bundesbehörde in der Stadt ansiedeln. Das wird netto sicher einen gewissen Arbeitsplatzverlust nach sich ziehen, aber im Ergebnis trotzdem positiv sein. Man darf nicht vergessen, dass die höheren Dienstposten alle schon nach Berlin gegangen sind, der Glamour besteht im erster Linie im Namen der Ministerien. Wichtig ist nur, dass das Entwickungshilfe-, das Umwelt-, Bildungs- sowie das Gesundheitsministerium bedeutend vertreten bleiben; Verteidigung bleibt ohnehin. Das wären so um die 5000 verbleibenden Arbeitsplätze, einige weitere werden wohl in Behörden umgewandelt (siehe Bundesamt für Justiz, früher BMZ), sodass vielleicht 3.000 Arbeitsplätze nach Berlin gehen werden - dagegen stehen mögliche Zuzüge.


    Entgegen einigen Teilnehmern sehe ich die Zukunft der Stadt ausgesprochen positiv, kann mir aber erklären, woher der Pessimismus Einiger rührt: In den letzten Jahren ging es in der Stadt quälend langsam vorwärts, dazu kam der Umzug, der eben doch nicht folgenlos blieb. Alle wichtigen Projekte kommen jetzt erst zur Ausführung, sieht man einmal vom wichtigen Post-Tower ab. Ich bin mir sicher, dass die Stadt sich in den nächsten fünf Jahren gewaltig zum Positiven verändern wird, und damit nicht endgültig zur Provinz wird, sonden vielmehr zum ersten Mal wirklich den Status einer internationalen Stadt verdient.


    Ich bin gespannt auf Eure Meinungen dazu.

  • molinari,


    daß Bonn ohne die Präsenz des Bundes schlechter dastehen würde, wird nur außerhalb Bonns bestritten. Der Bund ist zusammen mit der Telekom und der Universität der größte Arbeitgeber in der Stadt (jeweils ca. 10 000 Beschäftige), und doch behauptet nicht nur die Berliner Presse in feierlichem Ernst, die Ansiedlung von UN-Büros mit ihren 650 Mitarbeitern hätten die Regierung als Arbeitgeber entbehrlich gemacht. Und jeder, der die Lage nicht kennt, glaubt es.


    Noch besser ist das hier: http://www.welt.de/print-welt/…urwandel_-_Kommentar.html.
    Der Komplettumzug sei notwendig, damit Bonn beweisen könne, daß es nicht nur einen "halben" sondern einen "ganzen" Strukturwandel zu meistern in der Lage ist. Strukturwandel als Selbstzweck? Wahrscheinlich fand der Autor seine Formulierung vom "halben" und "ganzen" Strukturwandel so toll, daß er sich über den Inhalt keine Gedanken mehr gemacht hat (abgesehen davon, daß der Kommentar suggeriert, es gäbe durch die Teilung Mehrkosten im Vergleich zum Totalumzug).

    Bonns Arbeitsplatzdichte ist schon heute unter dem Bundesdurchschnitt; nur fällt das niemandem auf, weil die vorhanden Arbeitsplätze überdurchschnittlich gute sind.

  • molinari,


    noch ein Nachtrag zu Düsseldorf:
    Die Stadt wird nach eigenen Angaben 2007 wirtschaftlich schuldenfrei sein, hat den Gewerbesteuersatz auf 445 gesenkt und nimmt dem Haushalt 2007 zufolge 819 Mio € Gewerbesteuer ein, was Einnahmen pro Kopf von ca. 1500 € entspricht. Eine große Leistung, das sollte auch für die Stadt 60 Kilometer südlich der Maßstab sein.
    http://www.duesseldorf.de/top/…/haushalt2007/index.shtml

  • formschön,


    mir drängt sich ein genau in Gegenteil verkehrter Eindruck auf. Nachdem in den letzten Jahren einiges an schöner Architektur, neben dem Post-Tower beispielsweise das Forschungszentrum caesar, entstanden ist, droht die Stadtverwaltung, seitdem sie auf sich allein gestellt ist und die `Prachtbauten´ nicht mehr von außen an sie herangetragen werden, vollkommen zu versagen. Denn sie ist nicht in der Lage, potentiellen - jetzt eben nicht-öffentlichen - Investoren klare Vorstellungen für die wichtigen Projekte an die Hand zu geben. Gäbe es solche klaren Leitlinien, würde sich ganz sicher ein seriöser Investor für den Bahnhofsplatz finden, denn wo sonst stehen renommierte Interessenten für eine Kaufhausimmobilie heute noch Schlange?
    Seitdem die Leuchturmprojekte der Verwaltung von öffentlicher Seite nicht mehr regelrecht hinterhergetragen werden, offenbart sich ihre tiefsitzende Unfähigkeit.


    Das mit dem `internationalen Bonn´ sollte man nicht überbewerten. Es wird so getan, als könne Bonn das deutsche Genf werden. Doch selbst wenn das langfristige Ziel, eintausend UN-Mitarbeiter anzusiedeln, in Erfüllung geht, wäre das nicht einmal ein Zentel von dem, was der Bund heute in Bonn beschäftigt. Der Ausbau der UN in Bonn wird wohl zögerlich vorangehen; 350 Stellen sind kein Pappenstiel, sondern dem entsprechen sicherlich an die 30 UN-Fledermausschutzbüros. :D


    Zum Wohnungsbau bleibt zu sagen, daß nicht nur in Duisdorf gebaut wird, und dennoch sieht es woanders nicht besser aus. So wie ich das sehe, ist Bonn die waldreichste Stadt in NRW. Das muß man beachten, wenn man auf die eigentlich recht unverdächtige Bevölkerungsdichte der Stadt, zirka 2200 Seelen pro km², schaut. Mindestens ein Drittel von nur 141 km² Gesamtfläche fällt für jede Bebauung völlig weg. Die Situation ist daher eine ganz andere als bei den Flächengiganten Bielefeld (260 km²) und Münster (300 km²[!]); die Bonner Verwaltung scheint es nicht zu interessieren und erklärt mit fatalistischer Selbstgewißheit, daß noch Platz für 10 000 da und dann eben Schluß sei - eine Auffassung, für die sie übrigens regelmäßig Beifall vom Rhein-Sieg-Kreis erntet. Unverantwortlich, da jeder weiß, daß eine gewisse Verdichtung nötig ist, um die bestehende Infrastruktur in Zukunft finanzieren zu können! Bonn hat die einmalige Gelegenheit, von einem hohen Zuwanderungsdruck, der nicht ewig bestehen bleiben wird, zu profitieren - während andernorts Städte perforiert werden.


    An den Bonner Mieten kann es auch nicht liegen. Für Altbauwohnungen wurde zumindest vor einigen Jahren nur in Frankfurt und München mehr gezahlt. Bezeichnenerweise liegen aber viele Städte vor Bonn, wenn es um Neubauten geht... Man könnte annehmen, es gäbe da kein vernünftiges Angebot in der Bundesstadt.

  • @formschön: Donnerwetter, das ist ja mal Engagement von einem Neueinsteiger.


    In Ddf sieht es sogar noch besser aus: Für 2006 waren 719mio angesetzt - erreicht hat man über 900mio. Trotzdem hat man den Ansatz für 2007 nur von 769 auf 819 hochgesetzt mit allerbesten Chancen das zu übertreffen. Die Stadt kalkuliert stets auf ausgeglichene Haushalte, landet aber dank der Vorsicht oft bei einem Überschuss. Genug der Prahlerei.


    In Bonn redet man seit Jahren davon, dass die Steuereinnahmen demnächst stark ansteigen werden und rechtfertigt damit eine sehr laxe Etatpolitik.


    ZET-101: Die Welt ist halt eine Berliner Zeitung...dass alle Ministerien (nicht aber der Bundesrechnungshof etc.) in räumlicher Nähe stehen müssten, ist aber auch meine Ansicht.


    Um meine eigene Prognose abzugegeben: Ich denke Bonn könnte ein zweites Münster werden - eine große Universitätsstadt mit Geld und Tradition.

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    Der Verlagsort ist aber keine Rechtfertigung für grobe Verfälschungen.



    Ansonsten ist Deine Prognose für Bonn recht düster. Denn das alles ist Bonn bereits, und sogar noch mehr. Selbst die Verschuldung Münsters ist in den letzten Jahren - warum auch immer - stark gestiegen, und somit ist die Stadt auch auf diesem Gebiet kein Vorbild.


    Wenn man eine Zusammenführung der Ministerien wirklich aus logistischen Gründen fordert, dann muß diese in Brüssel geschehen. Ich denke aber ohnehin, daß die in Bonn verbliebenen Abteilungen eher mit nachgeordneten Bundesbehörden in Verbindung stehen als mit den Berlinern. Es wird ja längst nicht soviel gependelt, wie oft behauptet wird.

  • Die Welt ist journalistisch auch nicht die Welt.


    Meine Prognose für Bonn ist zu später Stunde vor allem sehr verkürzt ausgefallen. Die Impulse von Seiten der Wirtschaft sehe ich aber in der Tat nicht: Die Telekom und die Post sind da die einzigen Eisen im Feuer und beide Eisen gefallen mir nicht sonderlich. Die Post wird demnächst unter den Regulierungsdruck fallen, den die Telekom derzeit schon kaum verkraftet (die Regulierungsbehörden sitzen sinnigerweise auch in Bonn). Und Bonn ist halt von einer gewissen Beamtenmentalität geprägt, die mir was die wirtschaftliche Zukunft betrifft, eher den Begriff Stabilität, als den Begriff Dynamik in den Sinn bringt (und Stillstand ist ja bekanntlich der ... - verdammt wird das wieder düster ;) ).


    Etwas Hoffnung macht die Lage am Südende der Rheinschiene, nah an den großen Playern Ddf und Köln (wobei gerade diese Nähe auch Gefahren birgt - Bonn braucht eine gewisse kritische Masse, um wahrgenommen zu werden). Als weiterer Vorteil ist wohl der extrem hohe Anteil von Hochqualifizierten in der Bevölkerung zu nennen, aber das forsche Unternehmertum, das Ddf z.B. stark macht, fehlt.


    Zum 3. Absatz: Das Problem ist n.m.E. weniger, dass zu viel gependelt wird, sondern noch viel zu wenig...

  • @molinari


    Die von Dir in Bonn konstatierte Beamtenmentalität ist ganz sicher vorhanden, ob sie allerdings noch prägend ist, würde ich inzwischen nicht mehr behaupten. Was auffällt, sind die vielen gebildeten pensionierten Beamten, die es zB möglich machen, Vortragsveranstaltungen zu Zeiten abzuhalten, zu denen in Düsseldorf der geneigte Zeitgenosse noch in seinem McK-Office sitzt;)


    Allerdings hat sich die wirtschaftliche Potenz auch jenseits der beiden Giganten Post und Telekom entwickelt, unbemerkt zwar, aber doch spürbar.
    Ich gebe Dir recht, dass in Zukunft die Regulierungsbedingungen für die Deutsche Post schwieriger werden als es bisher der Fall ist - das wird in jedem Fall auf die Margen drücken. Allerdings darf nicht unterschätzt werden, dass sich die Post in der Zwischenzeit auf dem internationalen Markt ordentlich bedient hat, insbesondere die Aquisitionen im Bereich Express und Logistik - bedeutende Wachstumsmärkte - werden ihre Wirkung nicht verfehlen.
    Ob Herr Obermann in der Lage ist, dem magenfarbenen Riesen wieder zu Stärke zu verhelfen, ist kaum einzuschätzen - hier ist ganz sicher der Faktor Stabilität schon ein Erfolg.


    Die wirklichen Zukunftshebel liegen aber in deren Schatten.
    Die Postbank wird über kurz oder lang komplett eigenständig werden und dann - sollte sie nicht von einer anderen Bank übernommen werden - spielt sie in der ersten Liga der Geschäftsbanken mit; heute schon ist sie im DAX notiert.


    Die Solarworld wird imo in zehn bis fünfzehn Jahren zu den größten deutschen Unternehmen gehören - mit einer Marktkapitalisierung in der ersten Liga der DAX-Werte. Unabhängig, wie man zu den "Erneuerbaren" steht, der Vorstandsvorsitzende und Großaktionär ist ein Visionär und verwirklicht mit dem gegenüber der Deutschen Welle ansässigen Konzern seinen Lebenstraum.


    Die IVG (MDAX) wird sich insbesondere nach der Einführung der REITS zu einem noch bedeutenderen Spieler entwickeln - wenn sich die Projekte an der B9 nicht alle zerschlagen, wird die Bedeutung dieses Konzerns für die Bundesstadt auch augenfällig. (Die IVG baut ua gerade das AirrailCenter am Frankfurter Flughafen).


    In der ehemaligen SPD-Zentrale ist das Hauptquartier von Vapiano, die sich anschicken, eine bedeutende Gastronomiekette zu werden.


    In der Geoinformationswirtschaft steht die Region nach eigenen Angaben auf Platz eins in der Bundesrepublik.


    Verstehe mich bitte nicht falsch, die Stadt selbst hat zu diesen Ansiedlungen nicht besonders viel beigetragen, die Ansiedlungspolitik ist von deutlich weniger Fokussierung geprägt als dies in Düsseldorf oder Frankfurt der Fall ist. Es lohnt sich jedoch, einen Blick auf die vielen KMU zu werfen, die teils enorm stark wachsen. (Ein Beispiel aus dem Norden: Kaum einer kennt ein unternehmen aus Osnabrück, und doch zählt die Stadt mit zahlreichen spezialisierten Weltmarktführern zu einer der wohlhabendsten Städte Deutschlands) Hier gilt es, den Rhein-Sieg-Kreis mit ins Auge zu fassen, dessen Wirtschaftsförderung deutlich aktiver ist.


    Vielleicht wird die Ansiedlungspolitik der Stadt durch den Weggang des Wirtschaftsförderers neu ausgerichtet, und der Amtsleiterposten zumindest auf Co-Dezernenten-, oder, wie in Köln, auf Dezernentenniveau angehoben.