Frankfurt in Zeiten des Klimawandels

  • Frankfurt in Zeiten des Klimawandels: Was tun?

    Es ist heiß. Wir haben in Deutschland eine Hitzewelle wie seit langen nicht mehr. Die Landwirtschaft leidet unter der Trockenheit und hier in der Stadt ist es auch schwierig. Die Parks vertrocknen, die U-Bahn hat täglich hitzebedingte Störungen. Und es wird nicht dabei bleiben, durch den Klimawandel werden in den kommenden Jahren solche Hitzeperioden eher die Regel als die Ausnahme werden. Die Frage ist wie können wir Städte im Allgemeinen und Frankfurt in Besonderen tauglicher Für die Hitze machen? Dieser Thread soll dazu dienen Ideen zu sammeln und zu diskutieren.
    - Eine Idee die ich seit längeren habe ist unter der Stadt große Zisternen anzulegen um in Herbst, Winter und Frühjahr Regenwasser zu sammeln welches dann bei einer solchen Hitzewelle verwendet werden kann um die Trinkwasserquellen zu entlasten, z.B. zum Wässern der Parks, für Toilettenspülungen etc.
    - Gleichzeitig brauchen wir mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen. Ich sehe jedes mal wenn ich daran vorbeigehe dass die Leute an dem Brunnen in der Liebfrauenstraße schlange stehen.
    - Mehr Schatten. Entweder durch mehr Bäume der Sonnensegel die über die Straßen gespannt werden.
    Was denkt ihr?

  • Ja, es wird etwas getan werden müssen, das scheint sicher.
    Zum Punkt "mehr Schatten": Ernsthaft, ich hatte es hier auch irgendwann schon einmal erwähnt, jedesmal wenn ein neuer Wolkenkratzer gebaut werden soll, machen sich Experten und Nachbarn etc. grosse Sorgen um zusätzliche Verschattungen...Warum wird Verschattung eigentlich immer negativ gesehen? Ein neues Allianz- Hochhaus an der Taunusanlage (über die Höhe könnte man sich dann im zweiten Schritt streiten) und der Opernplatz wäre zu gewissen Stunden verschattet. Ein 230 m Turm der DZ Bank an der Mainzer Ldstr. und Teile der Wohnbebauung im Westend hätten für geringe Stunden täglich mehr Schatten! Schlimm? Ich meine das wirklich wertfrei, auch weil ich nicht wirklich davon betroffen bin, aber das wäre mMn eine Überlegung wert. Schatten kann auch (und gerade künftig) ein echter Segen sein!

  • Wenn nicht gerade apokalyptischer Hochsommer herrscht ist Schatten auf öffentlichen Plätzen und Wohnhäusern nicht sonderlich wünschenswert, besonders nicht wenn es wie im letzten Winter monatelang nur regnerisch und grau war. Noch sind wir nicht an dem Punkt, wo man solche Dinge nur unter dem Gesichtspunkt der derzeitigen Wetterlage berücksichtigen müsste.


    Gut vorstellen könnte ich mir aber Sonnensegel, die an belebten Plätzen über den Sommer aufgespannt werden. Idealerweise schmutzabweisend und hoch genug, damit nicht irgendwelche Idioten mit Feuerzeugen drankommen.


    Sehr bedeutsam für das städtische Klima sind in jedem Fall helle Straßen und Plätze, die weniger Hitze aufnehmen und nachts wieder abstrahlen. Auf dem allseits beliebten schwarzen Standardasphalt kann man auch lange nach Sonnenuntergang noch Eier braten. Helles Pflaster wie auf der Zeil sollte auch an anderen Standorten zum Standard werden, auch wenn der Reinigungsbedarf größer sein mag. In Los Angeles experimentiert man derweil mit weißer Straßenfarbe, langfristige Erfahrungen stehen aber noch aus.

  • Die positiven Auswirkungen der Verschattung im Sommer sind durchaus bekannt. Aber einzelne GEbäude werden es nicht bringen. Konsequente Begrünung auch bestehender Gebäude bringt aber auch viel. Das wird zwar nicht so schön funktionieren wie in Singapur, wo es klimatisch einfach ganzjährig kein Problem ist, Pflanzen überall wachsen zu lassen. Aber vielleicht kann man die Dächer auch nachträglich mit großen Pflanzkübeln bedecken. Die Idee mit den Zisternen finde ich auch nicht schlecht, zB für die Parkbewässerung.

  • Weniger versiegelte Flächen wäre der offensichtlichste Ansatz. Braunes Gras ist vielleicht nicht so richtig ansprechend, aber allemal besser als Asphalt.


    Und was gefühlte Temperatur angeht, macht Schatten natürlich einen gigantischen Unterschied. War heute in Mainz unterwegs und habe versucht, mich hauptsächlich in baumbestandenen Straßen zu bewegen, was mangels baumbestandener Straßen leider nicht ganz einfach ist. Da Bäume bekanntlich sehr lange brauchen, um zu Schattenspendern anzuwachsen (bei uns im Städtchen steht eine 125-jährige Eiche - solche Bäume gibt es in Siedlungen leider viel zu wenige), kommt es auf jedes Jahr an.

  • Vor zehn Jahren hat der Magistrat eine ämterübergreifende Koordinierungsgruppe Klimawandel (KWK) ins Leben gerufen. In einem ersten Sachstandsbericht aus dem Jahr 2009 ist nachzulesen, was man so alles überlegt und besprochen hat. Offensichtlich ist das Thema sehr umfassend angegangen worden.

    2012 gab es einen weiteren Sachstandsbericht, mit dem zusammen eine Frankfurter Anpassungsstrategie vorgestellt wurde. Seither haben wir nichts mehr zum Thema gehört, das heißt nicht unbedingt, dass sie nicht tätig gewesen sind, nur kommuniziert worden ist seither nichts mehr, das dürfte sich aber nach diesem Sommer vielleicht ändern. Interessant wäre ja, ob sie von dem, was sie vor Jahren als notwendig erkannt haben, schon irgend etwas umgesetzt haben.


    B_712_2009


    B_113_2012


    Anpassungsstrategie

  • Sollten Hitzewillen wie die gerade durchlebte in den nächsten Jahren zum Standard werden, sollte man tatsächlich darüber nachdenken große Plätze wie den Goetheplatz, Straßen wie die Zeil (die ja wie eine Schlucht gebaut ist) mit Sonnensegeln zu überbauen. Diese können je nach Bedarf ausgefahren oder eingezogen werden.


    Beispiel für Plätze: http://www.str-ucture.com/was/…dinah-saudi-arabien-2010/


    Über der Zeil könnte man leichte Segel von Dach zu Dach spannen, das Gewicht der Segel sollte vernachlässigbar sein.


    Wichtiger fände ich jedoch den vermehrten Einsatz von Grün und hier vor allem von großen Bäumen. Dies sollte zukünftig viel stärker bedacht werden.


    Als Negativ Beispiel wieder einmal der Goetheplatz und der Europa Garten.
    Welche Oase hätte der Europa Garten werden können mit mehr großem Baubestand, bzw. Bauminseln um so schattige Plätze zu erzeugen.
    Der Goetheplatz als einer der schönsten Plätze verkommt zu einer trockenen Steinwüste, warum hier nicht endlich Abhilfe geschaffen wird verstehe ich nicht.


    Als weitere Maßnahme wünsche ich mir mehr öffentliche Wasserspiele, gerade in der warmen Abendzeit ist hier eine deutliche Abkühlung wahrzunehmen.

  • Ich habe eine sehr interessante Idee gefunden die man unter Umständen in Frankfurt nutzen kann um den CO² Ausstoß zu reduzieren. Ein französischer Biochemiker hat eine im wahrsten Sinne des Wortes grüne Lampe basierend auf Mikroalgen entwickelt, deren Photosynthese die Energie für das Licht erzeugt. Dabei binden die Algen sehr große Mengen an CO², angeblich eine Lampe soviel wie 150 bis 200 Bäume. Aus den Algen kann man später Kosmetika und Biokraftstoffe erzeugen. Wie wäre es also wenn man in Frankfurt mit solchen Lampen, zB. als Straßenlaternen, experimentiert?
    https://inhabitat.com/living-m…absorbs-co2-from-the-air/

  • Simulation und Analyse der örtlichen Gefährdung durch Starkregen

    Das Umweltamt widmet sich dem Problem zunehmender "Starkregenereignisse".



    Die Ergebnisse werden sicherlich das Versicherungsgewerbe interessieren, die Ergebnisse könnten ja bei den Eigentümern in den Gefährdungsgebieten durchaus zum vermehrten Abschluss von Elementarschadenversicherungen führen, einer Sparte, die in Frankfurt bislang wahrscheinlich eher seltener nachgefragt wurde.

  • Mittlerweile bin ich für Verschattung ... der Natur zuliebe. Selbst auf Feldern verschattet man teilweise mit Solarpanels und hat einen positiven Effekt im Ackerbau.

    Diese Diskussion der Verschattung wird bisher nur in eine Richtung geführt und führt auch zu solchen Stilblüten, dass kleinere Gebäude nicht zu groß werden dürfen, aber sehr viel größere schon, obwohl der Schattenwurf des kleineren bereits kaschiert wird - siehe Opernplatz 2.

    Einmal editiert, zuletzt von RYAN-FRA () aus folgendem Grund: Autokorrekturkorrektur

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    Das glaube ich auch. Mittlerweile wird in den Städten sicherlich immer öfter überlegt, wie Verschattung gegen eine Überhitzung der Straßen und Plätze eingesetzt werden kann. Sinnvoll sind Bäume, aber warum sollte zur wärmsten Tageszeit nicht auch ein (Hoch-) Haus den Schatten spenden. Ich würde deshalb den „Schatten-Aspekt“ aus der Diskussion streichen und lediglich noch überlegen, ob ein hohes Haus an dieser Stelle die einmalige Ausstrahlung der Alten Oper beeinträchtigen könnte, sie optisch erdrücken könnte. „Böser“ Schatten war gestern.

  • Wen hat denn eigentlich schon einmal der Schatten der 54 Meter hohe Katharinenkirche auf der Hauptwache gestört?

    -> schließe mich den Vorrednern vollends an

  • Das Problem mit der Verschattung durch hohe Häuser ist ja das diese Ihren größten Schatten im Winter werfen, wenn man gerne mehr Licht und Sonne hätte. Daher bin ich ein Freund von Arkaden, bei tiefen Sonnenstand fangen Sie das Licht ein und bei hohen Sonnenstand ist man im Schatten. Gibt sicher einen Grund warum man diese so oft in südlichen Ländern findet. Unabhängig davon ist die Höhe des Gebäudes am Opernplatz 2 sicher das geringste Problem bei der Beeinträchtigung der Alten Oper. Etwas im Stil des Sofitel würde mir dort am besten gefallen.

  • Mittlerweile bin ich für Verschattung ... der Natur zuliebe. Selbst auf Feldern verschattet man teilweise mit Solarpanels und hat einen positiven Effekt im Ackerbau.

    Das stimmt so aber nicht. Von der Verschattung durch Agri-Photovoltaik profitieren ausschließlich Obst, Feldgemüse und ich meine auch Kartoffeln. Die mit Abstand wichtigsten Feldfrüchte hierzulande sind aber Raps, Mais, Getreide und Leguminosen, und die haben bei Photovoltaik allesamt teils massive Ertragseinbußen zu verzeichnen.

    Konkret für den Opernplatz bin ich bei thom66: die Architektur ist das entscheidende, da gehört was klassisches hin, und wenn überhaupt Hochhaus dann auf jeden Fall an der am weitesten vom Platz entfernten Ecke des Grundstücks. Direkt zum Platz hin muss der Maßstab gewahrt werden.

  • Die nachgewiesene Umgebungs Temperatur bei schwarzen Solar Paneels ist bis zu 4 Grad höher, siehe hierzu die Studie im renommierten Nature Magazin (LINK) ebenso wird der Boden direkt darunter ausgetrocknet was zu weiteren Problemen führt. Unter den Solar Paneels wächst fast nichts mehr, auf jeden Fall kein Obst oder Gemüse.

    Solar Paneels sollte man auf Häuser Dächer, an Fassaden oder an Lärmschutzwände montieren, da kann das sicher Sinn machen.

    Wer ein bessere Klima will der pflanzt Bäume und baut keine Häuser, ganz sicher keine Flachbauten. Hochhäuser reduzieren auf jeden Fall mal den Flächverbrauch haben aber Vor und Nachteile, vor allem bei der Durchlüftung. Die Verschattung mag im Sommer etwas Erleichterung bringen, Im Winter nimmt Sie aber die Sonne und damit die "Wärme" Wir haben in Deutschland 3 Monate Sommer und fast 6 Monate "kalt" Jahres Schnitt ca. 10 Grad.

    Klima günstig sind Gartenstädte mit niedriger Bebauung. Wir aber bauen immer mehr Plattenbauten teils sogar mit Blockrand. Einfach mal im Sommer von so einer Gartenstadt in eine Gegend fahren mit Plattenbauten oder Blockrand und die Temperatur messen... mehr ist hier nicht zu sagen,

  • Das mit dem Schattenwurf der Hochhäuser mag tagsüber hilfreich sein. Da sie aber auch ordentlich Hitze speichern können und diese nachts wieder abstrahlen kühlt sich die Umgebung nicht sehr stark ab; insbesondere wenn man eine hohe Flächenversieglung hat.

    Hinzu kommt, dass Hochhäuser auch Luftströme behindern wenn sie quer zum Wind stehen und somit in punkto Hitze mancherorts negativen Einfluss auf den Luftaustausch haben.

  • Aber Hochhäuser haben auch die Eigenschaft, kalte Luft aus höheren Schichten nach unten zu saugen/wirbeln. Das ist das Phänomen, das man erst entdeckt hat, nachdem die Doktrin des Luftstromstopps die politisch gewollte Höhenbegrenzung durchgesetzt hatte.

    Frankfurts Innenstadt hat mehr Frischluft mit Hochhäusern, die recht hoch sind, als ohne sie.


    Die Debatte um die Verschattung hatte ich hier ganz bewusst angeschoben: Und es ist immer wieder interessant, wie sofort die Stereotypen der Argumentationen aufklappen. Aber das ist ja auch der Sinn eines Forums, dass man darüber redet.

    Manchmal wäre es schön, wenn es weniger Ideologie hätte als echtes Nachdenken.


    Zur Wärmeabgabe von Fassaden:

    Verspiegelte Fassaden /Glasfassaden speichern weniger Wärme, als eine Steinoberfläche - ob vertikal oder horizontal.

    Fassaden im Schatten sind wenig im Verdacht, sich aufzuheizen. Das giltt auch für beschattete Flächen.

    Vertikalen entwickeln natürlich mehr Fläche, als Horizontalen. Logisch! Aber es braucht ja auch Raum und Platz... Also muss man einen Kompromiss machen, wenn man Arbeits- oder Wohnraum haben möchte, es aber an Platz in der Fläche fehlt..

    Zudem sind moderne Fassaden auch sogenannte "Wärmefallen". Das heisst, ein Durchwärmen der gesamten Materialität fällt aus. Das ist anders als beispielsweise bei alten Kathedralen, die voll aus Stein und Beton sind; bei Wanddicken um teilweise einen Meter. Diese speichern und geben ordentlich Wärme ab - wenn sie denn ausreichend besonnt werden.

    Stein speichert zudem mehr Wärme als Glas.

    Aluminium speichert weniger Wärme als Stein und Stahl.


    Ich freue mich auf einen weiteren Austausch...

  • Frankfurts Innenstadt hat mehr Frischluft mit Hochhäusern, die recht hoch sind, als ohne sie.

    Hoffe du hast meinen Beitrag nicht falsch verstanden, ich habe sicher nichts gegen Hochhäuser in Citylagen von Großstädten, ganz und gar nicht und ich freue mich auch über jede Solaranlage an einer Fassade oder auf einem Dach und sei es nur um die Energie für die Klimaanlage oder die Büroarbeitsplätze zu gewinnen. Wie hoch muss so ein Hochhaus sein, damit es die "Kälte" von oben nach unten zieht? Und passiert das auch im Winter? Wenn ja dann haben wir wieder die 6 Monate Kälte gegen 3 Monate Wärme, denn wenn es das Haus 6 Monate auskühlt wo geheizt werden muss dann ist der Sinn fraglich. Nach meiner persönlichen Erfahrung heizt sich Glas und Aluminium zum Beispiel in meinem Garten an der Außenseite meines Gewächshauses mehr auf als der Sandstein den ich als Bodenbelag davor habe. Also gerade auf dem schwarzen Aluminium kann man ohne Probleme ein "Spiegelei" braten. Ob das hier am Ende einen so großen Unterschied in der Gesamtwärmeabgabe macht, kann ich allerdings nicht beurteilen, da mir hier die "Zahlen" fehlen.


    Ich würde es für sinnvoll halten, wenn wir in den Stadtteilen mehr grüne, gut durchlüftete Gartenstädte bauen würden, wo die Menschen auch die Möglichkeit haben, einen Teil ihrer Lebensmittelversorgung aus dem eigenen Garten zu decken, so Kosten und Energie beim Einkauf und Transport sparen können, da ich das selber seit Jahren praktiziere kann ich das recht gut beurteilen und man zur Innenstadt hin gerne etwas höher bauen kann, gerne auch mit der Kombination Wohnen und Arbeiten und man so den Flächenverbrauch reduzieren kann.


    Leider bauen wir aber immer mehr "Betonriegel" schon in den Außenbezirken, das halte ich nicht für sinnvoll und nicht für lebenswert.