Der Römer - Frankfurts Rathaus

  • Es wäre ja zu schön, wenn man bei der Dachsanierung gleich mit der Paulskirche weitermachen würde.... Aber solange einem da unmittelbare Sachzwänge der Nachkriegszeit als erhaltenswertes Kulturdenkmal verkauft werden, wird das wohl ein Wunschtraum bleiben.... :nono:


    Es ist so, als würde man einem Kriegsversehrten sagen, er solle statt einer neuen High-Tech-Prothese lieber sein altes Holzbein behalten, damit er jeden Tag schön an den Krieg erinnert wird und die Leistung der damaligen Holzbeinschnitzer zu schätzen weiß....

  • Die Öffnung des Rathaus-Erdgeschosses zur Braubachstrasse hin ist jedenfalls eine sehr gute Idee. Bisher war dieser dunkle Ort ein klassisches Besipiel dafür, dass auch urige alte Gemäuer sehr unwirtliche Orte sein können.

  • Das Dach des Rathaus Nordbaus in seiner ganzen "Pracht" - Hoffentlich geht das Rekonstruktionsvorhaben nicht unter ...



    Bild: Gizmo23

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    Es hätte zu den Straßen traditionell geneigt sein sollen - selbst wenn die diese Flächen in Glas ausführen würden. Nur minimaler Flächeverzicht und große Wirkung. (Das Gebäude unten/rechts davon auf dem Bild verunstaltet die Stadt noch mehr...)


  • (Das Gebäude unten/rechts davon auf dem Bild verunstaltet die Stadt noch mehr...)


    Das ist der in anderen Threads häufig erwähnte Bundesrechnungshof. Diese Katastrophe steht übrigens unter Denkmalschutz...
    Von der Dachgestaltung passt er sogar zum gegenwärtigen Rathausnordbau :D - hoffentlich nicht mehr lange. Neben den Türmen das wichtigste Projekt erstmal am Rathaustrakt.

  • Die in diesem Thread erwähnten Anträge von FDP und BFF wurden gestern mit den Stimmen der schwarz-grünen Koalition abgelehnt. Dennoch hat die Stadt laut der heutigen FAZ-Printausgabe den Willen, sowohl das Kämmerei-Dach als auch die Rathaustürme in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Planungsdezernent kündigte eine Machbarkeitsstudie an. Beim Nordbau soll auch eine öffentliche Nutzung des Erdgeschosses einschließlich einer Passage (vermutlich durch die Innenhöfe) geprüft werden.


    Laut Jochem Heumann (CDU) seien die Anträge deswegen abgelehnt worden, weil nicht der Anschein erweckt werden sollte, es ginge "sofort zur Sache". Eine Sprecherin des BFF sagte, es sei schon zur Gewohnheit geworden, dass Anträge ihrer Partei erst abgelehnt und dann von den Koalition doch verwirklicht würden. Insofern herrsche Gelassenheit.


    Edit: Laut FNP sind noch gar keine Haushaltsmittel eingeplant. Für die Rathaustürme sucht der Planungsdezernent nach Sponsoren.

  • Mal wieder typisch Politiker. Nur weil der Antrag von einer anderen Partei kommt einfach mal ablehnen, auch wenn man genau das gleiche will... :nono:

  • macht der wiederaufbau des rathausturm und des kämmereidachs denn sinn, wenn die umgebung so bleibt wie sie ist???? frankfurt hat in den 50er jahren alle giebel und türmchen abgeschlagen. das wunderbare paulskirchendach ist leider nicht wiederaufgebaut worden. die alte börse, der nürnberger hof, die weißfrauenkirche mussten einem parkplatz, bzw der berliner strasse weichen. unser paulsplatz ist wie der goetheplatz nicht mehr wahrnehmbar. eine korrektur des historischen gebiets kann nur durch den wegfall (oder reduzierung auf 1 spur) der berliner strasse erreicht werden. leider kann ich keinen anhang beilegen. der bundesrechnngshof steht an der falschen stelle. formal gehört er zu "besten" 50er jahre architektur.


    vielleicht sollte die stadt lieber bei den uneigennützigen bürgern sammeln.
    ich befürchte aber, dass die rekonstruktion an der fehlenden rendite scheitert.

  • Durchaus richtig, zum Paulskirchendach will ich aber anmerken, dass das ursprüngliche Dach der Kirche wohl einen grauenvollen Klang verpasst hat. Die Töne müssen darin förmlich "versackt" sein. Das heutige Dach muss, was die Klangeigenschaften geht, wesentlich besser sein. Nichtsdestotrotz könnte man das alte Dach zumindest über das Neue "stülpen", denn ein ästhetischer Anblick ist das weithin sichtbare Flachdach nun wirklich nicht. Aber damit können wir wohl zumindest in den nächsten 100 Jahren genauso wenig rechnen wie mit einer Neugestaltung des (meine persönlichen Meinung nach grauenvollen) Inneren, das für viele ja als Denkmal des Wiederaufbaus betrachtet wird. Inwieweit dieser in der überwiegend vorhandenen Qualität in Frankfurt eines Gedenkens bedarf, ist allerdings fraglich.


    Da halte ich einen Rückbau der Berliner Straße, wenn es denn weiter strenge Vorschriften aus Brüssel hagelt, sogar langfristig noch für wahrscheinlicher. Städtebaulich ist sie mit der Kurt-Schumacher-Straße jedenfalls die größte Katastrophe, die es in der Altstadt überhaupt gibt.

  • Für die Paulskirche haben beim "Wiederaufbau", der extrem früh einsetzte, meines Wissens sogar andere deutsche Städte Sachspenden dargebracht, wie Wagons mit Backsteinen und dergleichen.
    Insofern wäre die jetzige Form ein unbedingtes Wiederaufbau-Denkmal und nicht mit den anderen Notdächern vergleichbar.


    Die Berliner Straße ist eben eine üble Notwendigkeit, als Ost-West-Achse. sicherlich nicht schön, aber andererseits welche Alternativen hat man denn? Ein Rückbau würde bei dem Verkehr die Mainuferstraße unerträglich machen.
    Eher sollte sich die Bebauung direkt an der Straße besser anpassen. Die Gebäude der 50er waren für ihre Zeit zwar sehr ambitioniert, haben sich aber offensichtlich als wenig effizient für diese Problematik gezeigt. Daher halte ich eine "bessere" Neubebauung größtenteils für realistisch und am angemessensten.


    Ich wäre auch mal gespannt, wie lange der Denkmalschutz des Bundesrechnungshofes standhält, wenn sich angehende Rekonstruktionen und Teilrekonstruktionen bewähren.

  • Die Paulskirche ist in ihrer heutigen Gestalt aus Sachzwängen entstanden, weil einfach nicht genügend Baumaterial für einen originalgetreuen Wiederaufbau zur Verfügung stand. Zudem bestand der extreme Zeitdruck, der Wiederaufbau musste unbedingt bis zum 100. Jahrestag der Paulskirchenversammlung fertig sein. Unter anderen Bedingungen hätte man bei diesem Gebäude von nationaler Bedeutung wie auch beim Goethehaus ganz sicher eine originalgetreue Rekonstruktion unternommen. Daher sehe ich im gegenwärtigen Zustand nichts schützenswertes, denn die Paulskirche von 1848 ist für mich historisch und ästhetisch betrachtet ein wesentlich wichtigeres Denkmal als die Paulskirche von 1948...

  • Sollten wir nicht nachfolgenden Generationen noch was zum Rekonstruieren übriglassen, muss das alles jetzt sein? Vielleicht erfinden unsere Nachfahren ja Werkstoffe und Technologien, die die verschiedenen Lebenszyklen eines Gebäudes auf Knopfdruck "nachspielen", wie so eine Art Architekturtheaterstück? Ich stelle mir das so vor. Man steht vor der Paulskirche mit dem wunderschönen Originaldach und klickt auf ein Display und schwupps verändert sich das Dach und zeigt den Zustand um 1980, ein weiterer Klick und wir sehen das Gebäude schmutzig, grau und abgebrannt wie es sich 1945 darstellte. So was wär mal cool ;)


    Denn ein schnell wiederaufgebautes Gebäude (mit oder ohne Sachzwang) ist genauso ein historisches Ereignis und auch eine Wiederaufbauleistung die man dem Gebäude ruhig ansehen könnte, schließlich ist es seit Jahren sichtbare Realität.

  • Nachfolgende Generationen haben noch einiges zu rekonstruieren, das Schumanntheater z.B... ;)


    Meinetwegen könnte man den Innenraum der Paulskirche auch (vorerst) so lassen wie er ist und sich damit begnügen, auf das bestehende Dach eine Haube zu setzen, so dass zumindest von außen der historische Zustand wiederhergestellt ist. Dann wäre auch das alte Problem mit der Akustik gelöst...

  • Probleme mit der Akustik waren nur für die damalige Generation ohne Strom relevant.Solche Schwierigkeiten liessen sich heute auf digitalem Weg problemlos meistern.

  • Also bei aller Liebe, aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass ein Synthesizer eine echte Orgel ersetzen kann? Gottseidank, im wahrsten Sinne des Wortes, hat diese Form der Rationalisierung unsere Kirchen bisher noch verschont.

  • Würde mich stark wundern wenn es in der Paulskirche eine Orgel gibt :lach:


    (oder falls doch, dass die jemals benutzt wird)


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    Mod: DerFrankfurter meinte wohl eher Sprache und zeitgemäße Lautsprecheranlagen, die Hall "herausrechnen" können. Bitte zurück zum Thema.

  • Zitat von Julian

    Würde mich stark wundern wenn es in der Paulskirche eine Orgel gibt


    Es gibt eine. Dass sie benutzt wird, habe ich allerdings auch noch nicht mitbekommen. Achja, zurück zum Thema... ;)

  • Sanierung des Römers geht weiter

    Frische Pressemeldung der Stadt:


    Zweiter Bauabschnitt der Dach- und Fassadensanierung hat begonnen

    Bauarbeiter steigen derzeit dem Römer aufs Dach: Die Dächer der Häuser "Zum Goldenen Schwan", "Wanebach", "Frauenstein" und "Salzhaus" werden saniert. Im Zuge dieser Arbeiten werden auch die Fassaden der Häuser Zum Goldenen Schwan und Wanebach ausgebessert und teilweise frisch gestrichen. So wird die Putzfassade des Gebäudes "Zum Goldenen Schwan", die aus dem 18.Jahrhundert stammt, restauriert, Hohlstellen werden beseitigt. Das Haus erhält zudem einen – denkmalgerechten – neuen Anstrich. Die Fassadengestaltung des Hauses "Wanebach" aus den Fünfziger Jahren wird beibehalten; die Fassade wird aber gereinigt und Schäden an den Natursteinplatten werden repariert.


    Für diesen zweiten Bauabschnitt der Dachsanierung wurden 800.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Für die Fassade "Zum Goldenen Schwan" sind insgesamt 315.000 Euro und für das Haus Wanebach 120.000 Euro vorgesehen.


    Die Arbeiten an Dächern und Fassaden sind rechtzeitig zum Turnfest Ende Mai 2009 abgeschlossen. Das Gerüst auf dem Römerberg wird bereits im November vor Beginn des Weihnachtsmarktes wieder abgebaut.


    Quelle: Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt

  • Schade, dass man sich nicht dazu durchringen konnte, die verstümmelte Dachlandschaft insbesondere am Goldenen Schwan wieder herzustellen. Dies wäre nämlich - im Gegensatz zur Wiederherstellung des Inneren mit der Rotunde - durchaus bezahlbar.