Stuttgarts Hochhäuser

  • Wird Zeit, dass der Unsinn möglichst bald aufhört, es geht hier nämlich nicht um ein Luxusproblem, sondern ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Danke Wagahai für deine ausgezeichnete Wiederlegung all der lächerlichen Pseudo-Argumente gegen Hochhausbau. Jedem müssten dieAugen aufgehen mit was für unhaltbaren Begründungen die Zukunft Stuggi's hier verspielt wird. Für mich gibt's keinerlei überzeugenden Gründe, warum Hochhausbau grade auch im Talkessel nicht möglich sein sollte. Grade das Gelände direkt am Charlottenplatz neben dem neuen Dortheen-Quartier wo bisher der schlecht wiederaufgebaute Kasernenbau (mit Amadeus, Café Planie usw.) ein muffiges Stadtentree bietet wäre für einen eleganten Bau 100+x ideal. Gleichfalls das Gelände am Berliner Platz: Entweder schlanker innerhalb der kleinen Grünanlage. Weil das aber knapp werden könnte besser großzügig auf der anderen Straßenseite. Wenn wie geplant hinter dem Bahnhof eine neue Konzerthalle entsteht könnte durch Abriss des hässlichen 50er-Schrotts der Liederhalle der Weg dafür frei gemacht werden.


    Klar: Mit dem jetzigen Dorf-Gemeidnerat wird das (noch) nicht so kommen. Doch das KLima wandelt sich glücklicherweise allgemein. Es gibt viel Unzufriedenheit mit der etablierten Politik in allen Bereichen. Eine Partei die wieder mehr die Interessen unserer heimischen Wirtschaft und auch der arbeitenden steuerzahlenden Bevölkerung im Blick hat und nicht dran mitwirkt das wir uns immer mehr selbst abschaffen wird auch für solche Zukunfstziele aufgeschlossener sein.:daumen:

  • MiaSanMia
    Naja, alles was über die 60-80m hinausgeht, beseitigt den Wohnraummangel auch nicht mehr als ebendiese. 100m+ Hochhäuser sind aus architektonischer Sicht schön aber lösen sicher nicht die eigentlichen Probleme.


    Was ist denn Dein Vorschlag? In Stuttgart entstehen Jahr für Jahr nur Bruchteile von Wohnungen, die in München gebaut werden - trotz immenser und stetig steil ansteigender Nachfrage, bei Büros haben wir sogar mittlerweile eine absurde Leerstandsquote von 3,3%. Und da sollen Hochhäuser tabu sein. Das macht für mich keinen Sinn. Es gibt genügend Flächen, die hierfür in Frage kämen, s.o.


    Die Studie von 1998 zog Projekte wie Highlight Towers, Uptown und Central Tower etc. nach sich, d.h. überall im Stadtgebiet verteilt, wurden Türme gesetzt, was letztlich Hochhausgegnern wie Kronawitter Aufschwung brachte und zum Hochhausentscheid mit bekanntem Ergebnis führte.


    Genau das war ja auch der Fehler, ohne stringentes Konzept, Hauptsache irgendwo weit weg am Mittleren Ring und so niedrig, dass man sie nicht von Nymphenburg oder von der Feldherrnhalle sehen darf. Ich hatte übrigens den Thread im Münchner Forum (als Alt-Münchner) eröffnet.


    Am Hirschgarten z.B. waren ursprünglich 4x 80-120m vorgesehen, die später dann wie gesagt gekappt werden mussten.
    Auch das war/ist tragisch. Aber die Motivation für Ü60m war bei der Stadt schon damals nicht sonderlich ausgeprägt, im Gegenteil (seinerzeit Frau Thalgott). Da hätte es den Bürgerentscheid nicht mal gebraucht.


    Dass das Areal größtenteils nach Plattenbau aussieht, hat mit der Hochhausstudie wenig zu tun, genauso die soziale Mischung und realisierten Nutzungsarten.


    Was ich sagen wollte ist, dass der Gemeinderat seine Verantwortung nicht immer auf irgendwelche externen Gutachter delegieren sollte, und es durchaus auch mal angebracht wäre, hin und wieder sein eigenes Gehirn einzuschalten, auch wenn das Delegieren deutlich bequemer ist als selbst Ziele zu formulieren, für sie zu kämpfen und am Ende auch umzusetzen. Auch Du musst doch zugeben, dass NMA und Riem nicht das wurden, was man angesichts der immensen Chancen und der enormen Nachfrage bei genialer Lage erwartet hat und erwarten durfte. Dieses zwanghafte Streben nach Konsens-Klein-Klein, insbesondere in den Südländern führt dazu, dass da häufig nur unerträglich schwaches Mittelmaß entsteht, obwohl Chancen zu qualitativ Höherem vorhanden waren/sind. Du hast recht, dass hier Architektur und Stadtentwicklung in einem Spannungsverhältnis stehen können. Man kann, man muss aber die verschiedenen Aspekte auch manchmal verbinden und Chancen ergreifen. Die Zeit dafür ist gekommen. Nur die Akteure fehlen derzeit, jedenfalls in Stuttgart. Das ist die Tragik.

  • ^^ nun allerdings stellt sich auch die frage warum investoren nicht hoch bauen wollen. Mir fallen gleich eine Reihe von Hochhausprojekten ein bei denen ohne Probleme hoch hätte gebaut werden können (Bosch/Feuerbach, Porsche/S1/Bülow, Daimler, etc., oder unlängst w&w die ihr hochhäusle eingestampft haben), aber die Investoren haben halt keine lust drauf. Das immer wieder auf die Stadt zu schieben ist unsinn. Auf der Pragsattel dürfte man an weiteren Standorten in die Höhe aber niemand machts. Warum?

  • Weil es teuer ist und Zeit kostet, die Pläne im nachhinein wieder gestutzt zu bekommen?


    Und bei Bosch, Daimler, Porsche dürfte auch die Gier dahinterstecken, lieber jeden eingesparten Euro als Bonus zum Konsumieren auszuzahlen als mit einem Bruchteil der Summe auch architektonisch etwas präsentieren zu wollen - von obligatorischen Museen freilich abgesehen. War es nicht so, daß VW seine Autowelt in Wolfsburg gebaut hat, als das Mercedes-Museum noch in einer Untertürkheimer Werkshalle vergammelte? Erst durch diese Konkurrenz war man wohl auch in Stuttgart bereit für Architektur.


    Bzgl. Firmenzentrale fällt zu BMW jedenfalls gleich der Vierzylinderturm ein. Wäre interessant welches Bild man außerhalb des Verbreitungsgebiets von StN/StZ von Mercedes- oder Porsche-Zentrale im Kopf hat? Wohl eher keines. Stuggi ist dann wohl doch mehr wie Rüsselsheim.

  • ...ich denke auch dass dem gemeinen Stuttgarter selbst der Ruf vorauseilt sein ländliches Image erhalten zu wollen.


    Gibt unzählige Beispiele der letzten Jahre bei denen die Bauprojekte als zu "überdimensioniert" / zu "gigantisch" betitelt und geschrumpft wurden. Von Birkach bis Zuffenhausen! Wer weiß das nicht?


    Man könnte es auch die Scheu vor dem Wutbürger nennen, die die Investoren haben. Mit denen legst du dich mal lieber nicht an -so geht es dann nach Fellbach, Reutlingen, BiBi oder sonst wohin.... #StuttgartIstNichtManhattan #Obenbleiben #Umstieg21 #S21Mafia #Immobilienmafia #Rosenstein #Fehlplanung :D

  • Wenn es keine Arbeitsplätze und Steuern einbrächte, würden in Zuffenhausen und Untertürkheim wohl längst kleine, ökologische Tatas gebaut. Nur ned angeben.


    In dem Zusammenhang sei an dieser Stelle mal eine Persönlichkeit wie Investor Warbanoff (Gewa-Tower) hervorgehoben, der etwas wagte und mit langem Atem nun realisiert. Nachdem - der bei den Provinzpolitikern freilich eher verhasste - geradezu schwäbische Visionär Deyhle schon von uns gegangen ist.

  • Zitate Wagahai:
    Hauptsache irgendwo weit weg am Mittleren Ring und so niedrig, dass man sie nicht von Nymphenburg oder von der Feldherrnhalle sehen darf.


    Das tragisch komische daran ist ja, dass man Uptown und Highlight trotzdem von benannten Orten sieht. Stören tut es die Leute nicht wirklich, nur aufregen tut man sich vorher halt gerne ;)


    Was ist denn Dein Vorschlag?


    Nachverdichten, massiv Bauland ausweisen, urban und dicht bauen. Ich wollte mit obigem Post nur ausdrücken, dass auch 60m Hochhäuser ihren Beitrag leisten und Stuttgart nicht untergehen wird, wenn hier keine 100m Hochhäuser gebaut werden. Schön wär´s klar aber sie sind nicht lebensnotwendig. Viel wichtiger ist eben, dass ein Umdenken in der Breite der Projekte einsetzt. Überall muss einfach eine Schippe mehr draufgelegt werden. Die Problematik ist ja ziemlich ähnlich mit München, nur dass Stuttgart in der Infrastruktur (IV) nochmal deutlich größere Probleme hat (Kessellage des Zentrums) und das KO-Kriterium vieler, die "Verkehrszunahme" nochmal eine Spur toxischer wirkt. Die Stadt muss diese natürlich entsprechend ausbauen.


    Nur die Akteure fehlen derzeit, jedenfalls in Stuttgart. Das ist die Tragik.


    Leute mit Visionen und dem Willen die eigene Stadt für alle wirklich entschieden voranzubringen, fehlen heute zu oft. Sei es in Düsseldorf, München, Hamburg, Stuttgart, Nürnberg etc. Solche Leute hat es auch früher nicht oft gegeben. Warum? Weil OB´s, Baubürgermeister oder Stadtbauräte meistens doch Verwalter sind, deren Wesen sich eben nicht der Leidenschaft zum Städtebau verschrieben hat, sondern dem Aktenordner und seinen Trennblättern. Hinzu kommt, ein großer Teil der Bürger auch nur selten daran interessiert ist, denjenigen mit den progressivsten Stadtentwicklungsansätzen zu wählen. Nicht selten wird der nahliegende Schluss übersehen, dass mehr Angebot mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit geringere Preise nach sich zieht. Einem anderen, nicht kleinen Teil ist es wiederum völlig egal, was in der Stadt mit Städtebau und Architektur los ist. Alles legitim aber das ist durchaus ein Problem, das man angehen müsste.
    Schwierig zu sagen ob exzessive Bürgerbeteiligung hier nutzt oder dadurch nur mehr faule Kompromisse bei rauskommen. Positive wie negative Aspekte gibt´s da viele. Als Beispiel nochmal die von dir erwähnte Münchner Hochhausstudie von 1998. Positiv: Es wurde "zügig" und selbstbewusst umgesetzt. Negativ: Hochhausentscheid folgte, da sich die Bürger überrumpelt vorkamen.
    Was hätte man machen können?
    Die Bürger vorher einbinden, wo -nicht ob- die Hochhäuser entstehen sollen. Ich denke, man hätte sich mehr oder weniger schnell auf ein kleines Cluster geeinigt mit dem alle einigermaßen zufrieden gewesen wären und ein Bürgerentscheid gegen Hochhäuser über 100m hätte es nicht gebraucht. Freilich muss man für solche Bürgerbefragungen klar definierte Rahmenbedingungen setzen und diesen nicht völlig freies Spiel lassen, wie das heute meistens der Fall ist. Denn ansonsten herrscht Sodom und Gomorra.

  • Hochhäuser sind nicht nur teuer, sie verkörpern auch genau das Gegenteil von dem, was heute moderne Unternehmenskultur ist.


    Die modernsten Unternehmen wie Apple, Google, Facebook, Tesla, etc. residieren alle nicht in Hochhaustürmen und das hat sicher nicht den Grund, dass sich diese Konzerne es sich nicht leisten könnten. Wenn es nur um das Geld ginge, könnten diese Unternehmen alle in 1000m hohen Elfenbeintürmen sitzen.


    Hochhäuser sind aber letztlich alles andere als förderlich für Kommunikation und Unternehmenskultur, sind Sinnbild für die "wir da oben - ihr da unten"-Mentalität der Finanzbranche und diese Mentalität und Unternehmenskultur ist wie viele der Unternehmen und Institutionen, die durch sie geprägt wurden, bankrott und gescheitert.


    Und bei Unternehmen wie Daimler und Bosch kommt tatsächlich auch hinzu, dass die ganze Branche sich im Umbruch befindet. Niemand kann genau vorhersagen, wie schnell neue Formen der Mobilität sich tatsächlich im Markt durchsetzen werden, wieviel Investitionen bis dahin nötig sind und was es bedeutet, wenn die IT-Giganten ernst machen und mit all ihrem Geld und Software-Knowhow wirklich in die Serienproduktion von Automobilen einsteigen.


    Da ist es inbesondere für unsere vergleichsweise kleinen deutschen Unternehmen absolut vernünftig jeden Cent ins Unternehmen und in F&E zu stecken und nicht in sinnlosen Prestigeprojekte zu verpulvern. Kein Unternehmen hat mehr Erfolg, weil es tolle Hochhäuser baut.


    Außerhalb von Megacities sehe ich außer für Hotels und Luxuswohnungen (und davon haben wir in der Region jetzt auch bald genügend) keinen wirklichen Bedarf für Hochhäuser 100m+.

  • Und bei Unternehmen wie Daimler und Bosch kommt tatsächlich auch hinzu, dass die ganze Branche sich im Umbruch befindet.

    In Deinem Beitrag sind sicherlich einige richtige Gedanken und Erklärungen.


    Nur welche Branche steckt nicht (immer wieder) im Umbruch? Und selbst wenn sie gerade oder historisch wenig Umbruch erleben mußte, wäre sie nicht gefeit vor potenziellem Umbruch: Kundenpräferenzen, Regulierung, Technologiesprünge, neue Handelskanäle (Online), ...


    Theoretisch fehlt jeder nicht für F&E oder Produktion ausgegebene Euro, könnte eines Tages der kritische Euro für Insolvenz sein.


    Und umgekehrt ist nun auch nicht festzustellen, daß umbruchsarme Branchen wie vielleicht Holzverarbeitung, Ernährung oder Chemie dafür besonders in Hochhäusern residierten.

  • Auch Drees & Sommer Aufsichtsratschef Sommer weiß: An Hochhäusern kommen Stuggi und Region nicht mehr vorbei. Frage nur, ob die Vernunft im postfaktischen Zeitalter doch noch siegen kann.


    Quelle: StZ-Online