S21-Grundsatzdiskussion: A new hope

  • S21-Grundsatzdiskussion: A new hope

    Fortsetzung von S21: Grundsatzdiskussion returns.


    Dieser Thread soll weiterhin der loungemäßigen Diskussion zum hoch umstrittenen Thema Stuttgart 21 dienen. Hier darf thematisch auch etwas weiter ausgeholt werden, ich bitte aber trotzdem darum, am sachlichen Grundton festzuhalten und Beleidigungen zu vermeiden. Bitte auch die Richtlinie Nr.7 beachten, die da lautet:


    "Das Forum ist weder kostenlose Plattform für Werbung, noch soll es der Verbreitung und Förderung von politischen Kampagnen, Bürger- und Anwohnerinitiativen oder ähnlichem dienen. Solche Beiträge werden gelöscht."


    Allgemeine Richtlinien DAF


    Für Ausführungen zum Konzept K21 und zu ev. anderen Konzepten bitte entsprechenden Thread nutzen.

  • Und am Montagmorgen gleich zwei neue Meldungen die nicht so sehr für S21 sprechen:


    Offensichtlich bindet S21 derart viele Mittel dass nicht nur der Ausbau der Südbahn sondern auch der Rheintalbahn zum Opfer fällt.


    Nur 820 Millionen Euro für den Ausbau der Rheintalbahn und auch nur für die Strecke Basel-Freiburg im Investionsrahmenplan des Bundes. Und das bei Gesamtkosten von 5,7 Milliarden. Das ganze dürfte dann so ca. 2030 fertig sein. Gabs da nicht mal nen Verkehrsvertrag mit der Schweiz?


    Der TGV-Anschluss nach Frankreich für die Strecke von Appenweier nach Kehl wurde offenbar auch gestrichten.


    Quelle: http://www.swr.de

  • Und die nächste Meldung vom Montag ermöglicht uns einen neuen Blick in die Kosten für die Kreuzungsvereinbarung mit der SSB. Offensichtlich gibt es da auch grosse Kostenrisiken die den Risikotopf weiter belasten könnten.


    Die beiden Baumassnahmen an der Heilbronnerstrasse und an der Staatsgalerie könnten wohl bis zu 200 Millionen Euro kosten (erste Schätzungen beliefen sich auf 150 Mio DM). Diese Mehrkosten werden den Risikotopf wohl zusätzlich belasten.


    Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de

  • Das ist nun wirklich Schwachsinn!
    Die Rheintalbahn wurde während der rotgrünen Regierungszeit im Bund jahrelang völlig unterfinanziert und vernachlässigt, während die böse Schweiz planmäßig gebaut und damit ihren Part des Verkehrsvertrags ordnungsgemäß erfüllt hat.


    Das jetzt auch noch auf S21 zu schieben ist daher schon sehr propagandistisch.
    Aber schon klar, daß ausgerechnet jetzt plötzlich alle anderen Projekte wie von Geisterhand problemlos finanziert und gebaut würden, wäre da nur nicht dieses S21.


    Überhaupt ist es amüsant zu beobachten wie gerade diejenigen, die sonst selbst bei Vorliegen klarer Fakten immer davor warnen, Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen, z.B. Deutsche vs. Ausländer, hier die Karte Baden vs. Schwaben spielen, selbst wenn hinterher ein großer Riss durchs Land geht.

  • Wo ist das Problem (wenn wir mal von Verschwörungstheorien absehen)? Ist doch erst einmal gar nicht schlecht, dass der Kostenrahmen nach derzeitiger Planung gehalten wird bzw. gehalten werden soll.


    Wenn es doch teurer wird, dann muss halt die Bahn zahlen (wenn Kretschmann und Co nicht umfallen). Das Kostenrisiko liegt also bei ihr und es gibt einen gewissen Druck, in diesem Rahmen zu bleiben.


    Passt doch.

  • madmind: wenn die bahn die mehrkosten übernimmt hab ich im ersten moment kein problem, allerdings wird die db immer noch vom staat mitfinanziert, ergo hab ich damit ein problem wenn die kosten steigen und immer weniger geld für andere in meinen augen sinnvollere projekte übrigbleibt.


    meine kritik ist vor allem der miserablen kommunikation der bahn geschuldet. es geht immer nach dem selben schema: 2,9 mrd, dann 3,1 mrd, dann 4,066 mrd, jetzt halt 4,5 mrd euro und jedesmal wird beteuert dass damit die kostenobergrenze erreicht ist und diese zahl stimmt.


    ich wette sofort um jeden betrag, dass dies nicht die obergrenze bleiben wird.


    am ende gibts ne grosse baugrube, und die bahn kommt wieder mit neuen zahlen, "ups sorry kostet leider nochmal ne milliarde mehr etc. etc., da wird das land bzw. die stadt dann quasi gezwungen sein, geldmittel nachzulegen damit es nicht bei ner baugrube bleibt. das selbe schema wie z.b. bei der elbphilharmonie, läuft leider ganz oft so bei aufrägen der öffentlichen hand. der bau der produktionshallen von airbus in hh sind z.B. seltsamerweise im kostenrahmen geblieben.

  • Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Man müsste bei S21 natürlich noch ergänzen: Insbesondere auch, wenn ein Vertragspartner böswillig und vertragswidrig alles daran setzt, ein Projekt zu verhindern oder zumindest so zu verzögern, dass die dadurch verursachten Mehrkosten die Prognose der Gesamtfinanzierung wesentlich erschweren.

  • Manchen Quellen nach zu urteilen erhält die Bahn jährlich 2,5 Mrd. Euro an Subventionen allein für den Erhalt der Schienenstrecken. Auf zehn Jahre gerechnet sind das 25 Mrd. Euro. Da stecken also ne Menge Projekte drin.


    Der (Un)Vergleich mit der Elbphilharmonie beweist leider gar nichts, da zu unterschiedlich in praktisch allen wesentlichen Punkten mit der Ausnahme der öffentlichen Hand. Ich glaube, die Hamburger hätten sich gefreut, wäre jenes Projekt so früh auch nur annähernd so stark durch die Mangel genommen worden wie S21. Witzigerweise könnte man basierend auf der Elbphilharmonie und den dortigen drei Kostensteigerungen umgekehrt schließen, dass bei S21 keine (signifikanten) Kostensteigerungen mehr auftreten werden, da diese schon vor Baubeginn aufgetreten sind bzw. errechnet wurden.

  • Mensch, in der Koalition läuft's ja wie geschmiert: nachdem Kretsche noch vor wenigen Tagen der SPD noch verboten hat, eine Kampagne pro S21 mit der CDU zu bilden, unterstützen die Grünen nun personell und finanziell ein "Landesbündnis ja zum Ausstieg" gemeinsam mit u.a. den Linken. Aber Landesparteichef Chris Kühn: „Das ist abgesprochen. Das hält unsere Koalition aus“ und "Das ist etwas völlig anderes. Das hat eine andere Qualität.“


    Quelle: Stz Online

  • Also anstatt die Ärmel hochzukrempeln und allen zu beweisen das wir in Deutschland auch zu herausragenden und anspruchsvollen Ingenieurleistungen fähig sind heißt es in Zukunft nur noch "nicht-machbar"? Eieiei, was für ein Armutszeugniss! Hieß es bei uns nicht einmal "Probleme sind zum Lösen da"? Unsere Luxusprobleme von heute werden uns irgendwann noch Sauer aufstoßen. :nono:

  • Wie kann die Bahn nur!?!? Aber jetzt mal wirklich... Da trennt die sich von einem Auftragnehmer, der minderwertige Leistung abgeliefert hat. Wie logisch ist denn das bitteschön?


    Merket auf: Schmeisst die Bahn jemanden raus ist es schlecht, würde sie es nicht machen wäre es auch schlecht. Egal was die Bahn macht, es ist schlecht. Ein Rückschlag für das Projekt wäre es allemal, eine Katastrophe sowieso.


    Bei K21 wäre das alles natürlich wieder völlig anders. Also wenn wenn die Bahn das bauen würde. Da würde alles perfekt ablaufen, während rosa Einhörner über grasbewachsene Straßen hoppeln. Ihr müsst nur die unzähligen Experten unter den Gegnern fragen. Denn gerade die als die einzig wahren Wissenden müssen es doch wissen.

  • madmind:


    ganz ehrlich die bahn macht das schon richtig so, wenn ein unterauftragnehmer schlechte arbeit leistet dann muss man ihn rausschmeissen. von daher sind wir falls ich dich richtig verstanden habe einer meinung. Das kritisiere ich auch nicht, sondern das generelle problem dahinter, das nämlich die bahn S21 immer noch hochjubelt immer noch behauptet das ganze würde für den bisher genannten betrag zu haben sein. Es treten ständig irgendwelche probleme auf und dann sollte man auch so ehrlich sein, diese probleme zuzugeben und eine ehrliche summe zu nennen.


    Natürlich würde auch bei K21 nicht alles reibungslos laufen, das is mir auch klar, aber K21 birgt einfach weniger Risiken, da es in Etappen gebaut werden könnte, ähnlich einer Renovierung bzw. Instandsetzung. Und das K21 ständig schlechtgemacht wird zum Beispiel in dieser Studie von sma aus 2010 (die erst jetzt herausgekommen ist) widerlegt.


    Es stellt sich heraus dass K21 bei Berücksichtigung von Reisezeit/Passagier (gewichtetes Verhältnis) besser abschneidet wie S21.


    Quelle: http://www.zughalt.de

  • Ohlsen
    Dass Probleme zu Verteuerungen führen ist logisch. Die wichtige Frage ist aber, wie hoch diese ausfallen. Zum Beispiel der Ersatz von einem Beraterbüro durch ein anderes setze ich im relativ niedrigen fünfstelligen Bereich an. Insofern stellt dieses für mich fast schon einen vernachlässigbaren Posten dar wenn es insgesamt um Milliarden geht.


    Dass K21 durch die Modularisierung geringere Risiken besitzt halte ich für eine falsche Schlussfolgerung. Im Gegenteil kann man eher von einer Vervielfachung der Risiken sprechen. Beispiel: Wenn du eine Wohnung in mehreren Etappen renovierst, also Zimmer für Zimmer mit einem gewissen zeitlichen Abstand, dann muss der Renovierungsprozess für jedes Zimmer immer komplett durchlaufen werden, wobei jeder Prozessschritt eben seine eigenen Risiken besitzt (Suche nach Handwerkern, Verhandlung etc.).


    Ach ja, anscheinend war die Geschichte mit den Projektplanern ein Sturm im Wasserglas. Zumindest scheint der Redakteur/Journalist des Stern extremst schlampig gearbeitet zu haben.


    Die Pressemitteilung von Lahmeyer zusammengefasst:

    • Der Vertrag lief nur bis 09/2011, nicht 2012
    • Lahmeyer war nicht der direkte Auftragnehmer, sondern eine Arbeitsgemeinschaft unter Turner & Townsend
    • Nicht Lahmeyer International, sondern Lahmeyer Rhein-Main war Teil der Arbeitsgemeinschaft
    • Schlechtleistung hat es dem eigenen Vernehmen nach nicht gegeben
    • Die Zahl der Mitarbeiter lag nicht bei 12, sondern bei 15, Lahmeyer war mit 3 MA vertreten
    • Lahmeyer ist ab sofort direkt für die Bahn tätig, scheint also besonders gute Leistung abgeliefert zu haben
  • Wer die "Berichterstattung" des Stern, insbesondere durch Arno Luik nach all den Eskapaden noch immer ernst nimmt, ist eigentlich selber schuld. Er hat sich den Journalisten-Award "Die goldene Ente" schon lange verdient.

  • Ohlsen
    Jepp, das mit den gewichteten Verkürzungen habe ich zur Kenntnis genommen. Hast du zur Kenntnis genommen, dass das laut Bericht aber nur mit teils massiven Aus- und Umbauten der Schieneninfrastruktur in der Region bewerkstelligt werden kann?


    Das widerspricht dann doch stark dem, was die Gegner oft verkünden, nämlich "Kaum Bauarbeiten, kaum Kosten" bis hin zu "Alles bleibt beim Alten". Das ist denen wohl selbst klargeworden, sonst hätten die das Papier zu einer der zwei letzten Schlichtungsrunden oder zur Stresstestpräsentation mitgebracht.

  • Nur um es dokumentiert zu haben: Das "S-21 Kündigungsgesetz" wurde gestern streng nach Szenario von der SPD, CDU und FDP im Landtag abgelehnt. Damit ist der Weg frei für den schwachsinnigen Volksentscheid. Entgegen den Behauptungen des "Verkehrsministers" wird die Veranstaltung laut StN(?) bis zu 15 Mio. EURO verschlingen (statt 8,2 Mio.).