Für und Wider Integration historischer Fassadenelemente in Neubauten

  • Für und Wider Integration historischer Fassadenelemente in Neubauten

    In einem Bilderthread von Chewbacca entwickelte sich eine interessante Diskussion, die nun von mir "ausgelagert" wurde.
    Hier am Beispiel eines Neubaus am Goetheplatz in Frankfurt am Main.
    Wer einen passenderen Thementitel hat möge es mir mitteilen.
    Viel Spass weiterhin
    3rdwave


    Schöne Impressionen,


    aber wie übel ist das denn bitte? :nono:


  • Schöne Impressionen,


    aber wie übel ist das denn bitte? :nono:



    Das ist relativ. Diese Fassade gehört aber noch zu den schönsten in den beiden Gebäudeblöcken des Goethplatzes bzw. Hauptwache.

  • Zitat von rec

    Schöne Impressionen,


    aber wie übel ist das denn bitte? :nono:


    Das ist doch ein gelungenes Bauwerk! Diese Kombination aus alt und neu gefällt mir sehr gut. :daumen:

  • Das ist eben Geschmackssache. Ich finde es einfach furchtbar. Es ist ja nicht so, dass es in Frankfurt (oder anderen deutschen Großstädten) ein Übermaß an Altbausubstanz gäbe. Muss dann immer weiter abgerissen werden? Hier hat der Denkmalschutz einen Rest der Fassade retten können, na toll. Eine seelenlose Hülle für einen durchschnittlichen, nicht innovativen Kommerzbau (siehe hier). Das sind wohl die Zeichen der Zeit, der absolute Sieg des Kommerz auch in der Architektur über jede Form des geistigen und geschichtlichen Tiefgangs, der aus unseren Stadtbildern mehr und mehr verschwindet. Das ist schade.

  • Das ist eben Geschmackssache.


    Ganz recht!


    Die Fassade als solche ist übrigens komplett gerettet worden, wer sagt dir denn ,dass das Gebäude ursprünglich noch weiterging? Ob das dem Denkmalschutz, oder dem Bauherrn geschuldet ist, weiss ich gerade auch nicht.


    Wenn du alles was alt ist mit "geistigem und geschichtlichem Tiefgang" assoziierst, und alles, was neu ist mit "seelenlos durchschnittlich und uninnovativ", dann kann ich dir auch nicht helfen, obwohl ich dieses Problem nicht habe.


    Mir persönlich gefällt übrigens auch das von dir verlinkte GAP15 recht gut.


    Und so merkwürdig es sein mag, wenn der Investor mit seiner verdammenswerten "Kommerzarchitektur" auch was verdienen will, so war ihm als Architekt immerhin die paar Euro mehr für Jean Nouvel wert (ich glaube nicht, dass der sich nach HOAI bezahlen lässt)

  • Die Fassade als solche ist übrigens komplett gerettet worden, wer sagt dir denn ,dass das Gebäude ursprünglich noch weiterging?


    Na, ein Dach wird es wohl gehabt haben, oder meinst du nicht? Außerdem wurde es wahrscheinlich, wie es so schön heißt, komplett entkernt. Damit ist die Fassade nur noch Kulisse.


    Wenn du alles was alt ist mit "geistigem und geschichtlichem Tiefgang" assoziierst, und alles, was neu ist mit "seelenlos durchschnittlich und uninnovativ", dann kann ich dir auch nicht helfen, obwohl ich dieses Problem nicht habe.


    Ach Quark, wo habe ich das denn geschrieben? Bin ja auch nicht erst seit gestern im Forum, also ein bißchen Differernzierungsvermögen darf man mir ruhig unterstellen. Es ist aber nun nicht von der Hand zu weisen, dass ein 100 Jahre altes Gebäude auch eine Geschichte erzählt (geschichtlichen Tiefgang besitzt). Diese Gebäude machen auch ganz erhablich ein Stück Identität aus, was natürlich weitgehend verloren geht, wenn man nur ein Stück Fassade übrig lässt.


    Verkehren wir es doch mal ins Gegenteil, gerade unsere zeitgenössischen Architekten reagieren doch äußerst allergisch auf jede klitzekleine Veränderung an ihren Bauten (im Schürmann- Bau ist es sogar ausdrücklich vom Herrn Architekten untersagt, Poster oder Plakate aufzuhängen :doof: ). Wie würde denn Herr Behnisch reagieren, würde man seine Glaskisten mit Retro-Elementen versehen :lol:? Nein, der Ausdruck des Gebäudes würde ja völlig entstellt....


    Und so merkwürdig es sein mag, wenn der Investor mit seiner verdammenswerten "Kommerzarchitektur" auch was verdienen will, so war ihm als Architekt immerhin die paar Euro mehr für Jean Nouvel wert (ich glaube nicht, dass der sich nach HOAI bezahlen lässt)


    Ach, und der Investor verdient natürlich nichts, wenn nicht in großem Rahmen abgerissen wird. Stadtplanung der 70er lässt grüßen.


    Und wenn das Nouvel sein soll, muss ich echt lachen. Woran erkennt man echte Provinz? Ein Bürgermeister/ wahlweise Bauherr engagiert einen sogenannten Stararchitekten, der dem Dorf/ dem Bauherrn zu globaler Aufmersamkeit verhelfen soll (vgl. Gehry/ Herford). Ich will das ausdrücklich nicht(!) auf Frankfurt bezogen sehen, aber ich habe es schon im Zusammenhang mit dem Haus am Dom gesagt, ein schiefes Dach ist keine herausragende innovative sonstwas tolle Leistung. Etwas zu kreieren, dass sich nicht im historischen Umfeld inszeniert, provoziert, kontrastiert, sondern sich eigenständig entwickelt, das wäre mal eine Leistung (siehe Oper Sydney).



  • Ich versuchs kurz zu machen,und es dann auch dabei zu belassen denn bilderthreeads eigenen sich (schon aus technischen gründen) nicht für offtopicdiskussionen.
    eine fassade ist immer kulisse. nicht alles, was älter, als x jahre ist, hat deshalb schon unheimlich viel geschichte zu erzählen. ich finde an einem gebäude mal als erstes den äthetischen nährwert interessant, jenseits dieser deutsch-romantik-duselei. ausserdem war da noch von geistigem tiefgang die rede, wie du das gemeint hast, habe ich nicht verstanden. wenn zu so einem rundumschlag ausholt, dann hört sich das eben nun mal undifferenziert an, egal was ich dir unterstelle.


    dein gegenbeispiel interessiert mich in dem zusammenhang nicht besondes. ich bin nicht der anwalt von herrn schürmann, und finde die tatsache, dass fertige gebäude durch ein copyright des architekten "geschütz" ist als genausoblöd wie du.


    Und wenn das Nouvel sein soll, muss ich echt lachen. Woran erkennt man echte Provinz? Ein Bürgermeister/ wahlweise Bauherr engagiert einen sogenannten Stararchitekten, der dem Dorf/ dem Bauherrn zu globaler Aufmersamkeit verhelfen soll (vgl. Gehry/ Herford). Ich will das ausdrücklich nicht(!) auf Frankfurt bezogen sehen, aber ich habe es schon im Zusammenhang mit dem Haus am Dom gesagt, ein schiefes Dach ist keine herausragende innovative sonstwas tolle Leistung. Etwas zu kreieren, dass sich nicht im historischen Umfeld inszeniert, provoziert, kontrastiert, sondern sich eigenständig entwickelt, das wäre mal eine Leistung (siehe Oper Sydney).


    was du mit dem absatz sagen willst, habe ich auch nicht verstanden.
    wir sollten einen provinzdetektor erfinden, der immer anschlägt, wenn irgendwo ein architekt engagiert wird, der nicht angemessen ist?


    gerade dächer SIND innovativ? voluten sind es ?


    ein eigenständiger standort ersetzt gute architektur?


    ich verstehe es nicht, sorry!

  • Ich sehe in dem Gebäude auch kein Zusammenspiel zwischen alt und neu, hier sieht es eher nach "wir wollten es ja abreißen aber durften nicht"-aus, nichts harmonisches oder schönes, einfach nur Städtebau der 70er.
    Hier wäre sicherlich eine äußerliche Rekonstruktion des Altbaus mit einer in Höhe und Struktur hamonierenden modernen Ergänzung angebrachter gewesen.


    Der Neubau sieht aus wie aus den späten 70ern, lediglich dieses schiefe Dach, das nichtmal eine richtige Funktion hat, soll einen modernen Anspruch gerechtfertigen... so nicht!



    Aber okay, wer's mag...

  • Naja....wenn sowas bei ein paar wenigen Gebaeuden ist, finde ich es schon recht gut, da es mal eine neue Spannung in den normalen Baustil reinbringt.....aber sowas sollte echt eher eine Ausnahme sein.

  • Uah - damit hat sich der Architekt keinen Gefallen getan. Deutlicher kann man den Qualitätsunterschied zwischen dem alten und den neuen Gebäude nicht herausarbeiten - ganz zu schweigen von dem mangelnden Gespür dafür, was zusammenpaßt und was nicht.


    :puke:

  • Mir gefällt' s. Nur Glas-Fassaden-Neubau wäre an dieser prominenten Stelle langweilig, Nur-Altbau-Fassade würde an diesem Standort auch nicht wirklich passen. Für mich eine "Win-Win-Situation" (für Freunde der Amerikanisierung unserer schönen Sprache) ;)

  • Mir gefällts auch, vielleicht kommt es auf dem Bild nicht gut rüber, aber das gesamte Gebäude ist imo eine gute Integration von historischen Bausteinen in einem modernen Gebäude...glaube das alte Gebäude war ausgebrannt oder ???


    Grüße yyyves

  • eine fassade ist immer kulisse. nicht alles, was älter, als x jahre ist, hat deshalb schon unheimlich viel geschichte zu erzählen.


    Sehr oft schon, vor allem die Ensemblewirkung spielt eine wichtige Rolle. Gebäude sind immer nur einzelne Mosaiksteine, erst alles zusammen ergibt das große Ganze. Aber schon aus einem einzelnen Gebäude kann man sehr viel herauslesen, wenn man es möchte. Nur leider fehlt oft dazu der Wille.


    ich finde an einem gebäude mal als erstes den äthetischen nährwert interessant, jenseits dieser deutsch-romantik-duselei.


    Weder der Begriff "deutsch" noch der Begriff "Romantik" sind negativ besetzt. Warum Duselei? Emotionalität ist menschlich, zu menschlicher Architektur gehört untrennbar auch die Emotionalität. Es sind modernistische Architekten, die den Menschen die Emotionalität technokratisch glattgestylt verweigern.


    ausserdem war da noch von geistigem tiefgang die rede, wie du das gemeint hast, habe ich nicht verstanden.


    Definieren wir Architektur und Städtebau über Bruttogeschossfläche, Quadratmeterpreise und die Renditeerwartungen von XY-Fondgesellschaft? Wann ist ein schönes neues Gebäude abgeschrieben, darf ersetzt werden? Waren die versifften, verkommenen Dinger in der Frankfurter Stadtlandschaft, Fernmeldeamt, Bienenkorb, nicht mal gefeierte Ikonen des Nachkriegsstädtebaus? Sollten Begriffe wie Nachhaltigkeit, Menschlichkeit, historischer und stadträumlicher Bezug eine Rolle spielen? Oder die kurzfristigen Interessen Einzelner?


    dein gegenbeispiel interessiert mich in dem zusammenhang nicht besondes. ich bin nicht der anwalt von herrn schürmann, und finde die tatsache, dass fertige gebäude durch ein copyright des architekten "geschütz" ist als genausoblöd wie du.


    Ob du oder ich das blöd finden, ist deswegen unerheblich, da es sich bei diesem Mitspracherecht nunmal um ein Faktum handelt. Also muss man es ansprechen, deutlich machen, dass offenbar nicht gleiches Recht für alle gilt, sondern sich diejenigen, die für sich inakzeptable Sonderrechte bewilligen und ihre Werke "schützen" lassen, andererseits null Respekt zeigen vor den Werken anderer. Das ist unehrlich, das ist mir unsympathisch.


    wir sollten einen provinzdetektor erfinden, der immer anschlägt, wenn irgendwo ein architekt engagiert wird, der nicht angemessen ist?


    Provinziell ist, einen Architekten nur seines Namens wegen zu engagieren. Warum soll ein "Stararchitekt" bessere Ergebnisse abliefern als ein anderer? Und ob Nouvel oder Karl Heinz dieses Bauwerk zu verantworten haben, ist daher so belanglos wie nichts sonst. Oder soll dieses Dingens gut sein, bloß weil Nouvel, ein "Stararchitekt", es entworfen hat? Diese Denkweise wäre provinziell.

  • Sehr oft schon, vor allem die Ensemblewirkung spielt eine wichtige Rolle. Gebäude sind immer nur einzelne Mosaiksteine, erst alles zusammen ergibt das große Ganze. Aber schon aus einem einzelnen Gebäude kann man sehr viel herauslesen, wenn man es möchte. Nur leider fehlt oft dazu der Wille.


    Dafür werden sich sicherlich auch reichlich beispiele finden lassen. Eine Regel lässt sich daraus aber noch lange nicht ableiten. Zur Geschichte diese Gebäudes gehört es eben nun, mit einem Neubau hinterlegt worden zu sein, und wie du an den Reaktionen einiger anderer Forumer erkennen kannst, ist die daraus entstandene Kombination durchaus nicht für jeden ohne Reiz und Interesse.


    Weder der Begriff "deutsch" noch der Begriff "Romantik" sind negativ besetzt. Warum Duselei? Emotionalität ist menschlich, zu menschlicher Architektur gehört untrennbar auch die Emotionalität.


    Keiner dieser Begriffe ist negativ besetzt. Ich wollte damit sagen, dass die Deutschen einen gewissen Hang zu Irrationalität und Abwehrhaltung allem Neuen gegenüber haben, den sie meiner Meinung nach zum Teil ihrer Romantischen Tradition zu verdanken haben. Ich persönlich kann darauf nun mal nicht besonders gut.
    Ich meine lassen wir mal die Kirche im Dorf, der Altbestand war auch nicht mehr als ein x-beliebiges Eckgebäude, seinerzeit als ein profanes Stück der damals üblichen Gebrauchsarchitektur entstanden. Das ist keine Kirche, oder das Goethehaus oder sowas. Woran genau sollte man da Emotional gebunden sein? Das was an dem Haus architekturgeschichtlich, sprich denkmalpflegerisch erhaltenswert war, war die Fassade, und die ist erhalten und (meiner Meinung nach gelungen ) in den Neubau integriert worden, und dem damit doch auch genüge getan. Ich sehe darin nun mal eine eher pragmatisch zu führende Diskussion, die mit solchen Aussagen völlig überfrachtet ist:

    Es sind modernistische Architekten, die den Menschen die Emotionalität technokratisch glattgestylt verweigern.


    Allerdings illustriert der Satz ganz gut, was ich weiter oben meinte.


    Übrigens ist dieser an diesem Gebäude zu beobachtende Vorgang in der Geschichte der abendländischen Baukunst doch schon immer normal gewesen.
    man braucht sich nur mal den wüsten Stilmischmasch an manchen Kirchen anzuschauen.


    Ob du oder ich das blöd finden, ist deswegen unerheblich, da es sich bei diesem Mitspracherecht nunmal um ein Faktum handelt. Also muss man es ansprechen, deutlich machen, dass offenbar nicht gleiches Recht für alle gilt, sondern sich diejenigen, die für sich inakzeptable Sonderrechte bewilligen und ihre Werke "schützen" lassen, andererseits null Respekt zeigen vor den Werken anderer. Das ist unehrlich, das ist mir unsympathisch.


    Damit tust du doch auch kund, dass du es blöd findest :D. Ich hab auch nichts anderes getan. Daraus folgt jetzt, dass wir beide das Copyright der Architekten doof finden. Und weiter?


    Provinziell ist, einen Architekten nur seines Namens wegen zu engagieren. Warum soll ein "Stararchitekt" bessere Ergebnisse abliefern als ein anderer? Und ob Nouvel oder Karl Heinz dieses Bauwerk zu verantworten haben, ist daher so belanglos wie nichts sonst. Oder soll dieses Dingens gut sein, bloß weil Nouvel, ein "Stararchitekt", es entworfen hat? Diese Denkweise wäre provinziell.


    Die Erwartung ist deswegen nicht so doof, weil ein "Stararchitekt" deswegen ein Stararchitekt geworden ist, weil er eben im allgemeinen bessere Ergebnisse abliefert, als die meisten anderen. Das kann natürlich mal im Einzelfall in die Hose gehen, und auch ein Stararchitekt kann mal Scheisse abliefern, keine Frage. Und wenn dann alle andächtig vor dem großen Namen stehen, statt enttäuscht vor einem misslungenen Gebäude, und des Kaisers neue Kleider beklatschen, ja dann ist das schon provinziell.
    Aber das war nicht der Grund, weshalb ich den Namen des Archtitekten erwähnt hatte, sondern wegen deines Vorwurfs der puren Kommerzarchitektur. Denn DIE hätte der Bauherr tatsächlich auch von irgendeinem anderen haben können, und zwar billiger.

  • Zur Geschichte diese Gebäudes gehört es eben nun, mit einem Neubau hinterlegt worden zu sein, und wie du an den Reaktionen einiger anderer Forumer erkennen kannst, ist die daraus entstandene Kombination durchaus nicht für jeden ohne Reiz und Interesse.


    Stelle dieses Gebäude im APH-Forum zur Disposition und du wirst wahrscheinlich andere Meinungen zu hören bekommen. Letztlich ist ein Interessenausgleich notwendig und den sehe ich immer weniger. Viel ist verschwunden von der Gründerzeitarchitektur zwischen Altstadt und Bahnhof, viel davon erst nach dem Krieg. Ersetzt wurde sie zu oft durch belanglose Kommerzarchitektur, die sich immer weiter in den Altbaubestand hineinfrisst (ein gewisser Joschka F. war deswegen mal im Straßenkampf aktiv). Es gibt genügend Freiräume für zeitgenössische Architektur in Frankfurt, wo sie sich beweisen kann.


    Ich wollte damit sagen, dass die Deutschen einen gewissen Hang zu Irrationalität und Abwehrhaltung allem Neuen gegenüber haben, den sie meiner Meinung nach zum Teil ihrer Romantischen Tradition zu verdanken haben.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wie viele Architekten produzieren immer wieder den selben Schrott, mit immer den selben Begründungen. Glas steht für Transparenz, Innovation, Fortschritt....blablabla....und immer geht es um einen "gelungenen" Kontrast zum Altbau. Es sind immer die selben architektonischen Mittel, mit denen es darum geht aufzufallen, zu kontrastieren. Zurücknahme, die im städtebaulichen Kontext unabdingbar ist, weil man sonst ein Mischmasch von Solitären erhält, findet nicht statt. Diese ideologische Verblendung, dieser Fundamentalismus gepaart mit Arroganz ist einfach grauslig. Darf ich mal Herrn Behnisch aus dem SPIEGEL zitieren: "Ich bin gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, da eine Steinfassade zu machen. [obwohl es die Gestaltungssatzung vorsah, es ging um ein Gebäude am Leipziger Platz in Berlin] Man muss doch Material und Konstruktionsweise aus unserer Zeit nehmen und nicht die von der Barockzeit. Und wir wollten schon gar keine Assoziationen an die Großkotzigkeit der Hitler-Architektur und der wilhelminischen Architektur wecken. Wir haben gegen Rücksichtslosigkeit angebaut. Aber ich möchte auch keine Helden aus uns machen." Das meine ich, wenn ich von fehlender Emotionalität spreche: Starrsinn bis zum absoluten Limit. Behnisch und Konsorten sind längst tot, wie Roboter, ohne Herz und ohne Seele. Das meine ich mit "technokratisch glattgestylt". Was mir an Frankfurt immer sympathisch war, ist die Tatsache, dass man es in dieser Stadt geschafft hat innerhalb weniger Jahre die Ostzeile und den Messeturm zu bauen. Diese Offenheit verbinde ich mit Emotionalität, mit Menschlichkeit. Hier richtet sich "romantische Tradition" wider ideologischen Starrsinn.


    Übrigens ist dieser an diesem Gebäude zu beobachtende Vorgang in der Geschichte der abendländischen Baukunst doch schon immer normal gewesen. man braucht sich nur mal den wüsten Stilmischmasch an manchen Kirchen anzuschauen.


    Extrem schiefer Vergleich, denn die Kirchen wurden


    1. nicht bis auf ein Fragment abgebrochen
    2. wurde nicht auf brachialen Kontrast gesetzt, sondern auf behutsame Ergänzung
    3. spielten die Namen der Baumeister keine Rolle, sondern das Bauwerk


    Damit tust du doch auch kund, dass du es blöd findest . Ich hab auch nichts anderes getan. Daraus folgt jetzt, dass wir beide das Copyright der Architekten doof finden. Und weiter?


    Ja, ich finde es blöd. Und ich sagte schon, ich verlange gleiches Recht für alle. Architekten, die nicht bereit sind auf ihr "copyright" zu verzichten, sollen gefälligst die Finger von den Werken anderer lassen.


    Die Erwartung ist deswegen nicht so doof, weil ein "Stararchitekt" deswegen ein Stararchitekt geworden ist, weil er eben im allgemeinen bessere Ergebnisse abliefert, als die meisten anderen.


    1. waren auch "Stararchitekten" mal "no names", warum nicht auf neue Namen setzen?
    2. kennen "Stararchitekten" die Gegebenheiten vor Ort nicht, warum nicht jemand nehmen, der die Gegebenheiten kennt?
    3. haben "Stararchitekten" 30 Projekte gleichzeitig laufen, warum nicht jemand nehmen, der sich Zeit für sein Projekt nehmen kann?
    4. kopieren sich "Stararchitekten" irgendwann nur noch selbst


    Aber das war nicht der Grund, weshalb ich den Namen des Archtitekten erwähnt hatte, sondern wegen deines Vorwurfs der puren Kommerzarchitektur. Denn DIE hätte der Bauherr tatsächlich auch von irgendeinem anderen haben können, und zwar billiger.


    Dann gab es keinen Wettbewerb, sondern wurde Nouvel nur wegen seines Namens wegen engagiert. Das ist wirklich provinziell (vom Bauherrn). :lol: