Potsdam: Kleinere Projekte und BV außerhalb der historischen Innenstadt

  • Dazu passend noch eine weitere positive Meldung aus Potsdam: Die Stadtverordnetenversammlung hat am 5. Juni beschlossen, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten von 2014 bis 2018 jährlich eine Million Euro für die Parkpflege zu überweisen. Dieser Betrag reicht zwar noch lange nicht aus, um die katastrophale Situation bei der Instandhaltung der Schlösser und Parks zu überwinden,aber er ist doch ein richtiger erster Schritt.


    http://www.maz-online.de/Regio…ieht-Touri-Abgabe-zurueck


    Die schlechte Nachricht ist, dass es für diesen Betrag keine Gegenfinanzierung gibt. Oberbürgermeister Jakobs (SPD) hatte ursprünglich eine Tourismusabgabe zur Finanzierung vorgeschlagen, die alle touristischen Unternehmen entrichten sollten. Diesen Vorschlag wollte auch die Linkspartei mittragen. Dann aber entzog der Fraktionsvorsitzenden der SPD, Mike Schubert, Jann Jakobs seine Unterstützung. Nunmehr droht eine massive Krise der Potsdamer Stadtfinanzen. Es drohen Einschnitte im sozialen und kulturellen Bereich, schon 2014 könnte eine Haushaltssperre verhängt werden.


    http://www.maz-online.de/Regio…t-der-freie-Park-Eintritt


    Ich bin wenig optimistisch, dass diese Probleme in absehbarer Zeit gelöst werden. Potsdam ist politisch dermaßen zerrissen, dass es kaum noch regierbar ist, und Oberbürgermeister Jakobs hat nicht einmal mehr die Unterstützung der eigenen Partei.

  • Aus Potsdam kommen leider wieder schlechte Nachrichten. Ein aktueller Bericht der Schlösserstiftung kommt zu dem Ergebnis, dass die Friedenskirche im Park von Sanssouci (erbaut 1845 bis 1854 nach Entwürfen von Ludwig Persius) schwere Schäden aufweist. Die Mängel reichen von Rissen im Mauerwerk über abgesackte Säulen, die mit Notstützen gehalten werden müssen bis hin zu Feuchtigkeitsschäden. Diese bedrohen auch das venezianische Apsismosaik aus dem 13. Jahrhundert, das den Altarraum schmückt. Das Kaiser-Friedrich-Mausoleum musste mittlerweile geschlossen werden. Insgesamt sind Sanierungsarbeiten für 6,1 Millionen Euro nötig. Da die Schlösserstiftung chronisch unterfinanziert ist, kann sie diesen Betrag zumindest bis 2017 nicht aufbringen.


    http://www.maz-online.de/Lokal…t-fuer-die-Friedenskirche


    In dem MAZ-Artikel wird auch erwähnt, dass Gemeindemitglieder in diesem Zusammenhang Kritik am Kirchenkreis Potsdam üben würden. Dieser würde sein Engagement vor allem auf die Garnisonkirche konzentrieren und der Friedenskirche eine Unterstützung z.B. in Form einer Spendenkampagne versagen.


    Ich finde die Vernachlässigung der Friedenskirche skandalös, vor allem weil die Bundesregierung erst in diesem Monat 400.000 Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche bereitgestellt hat. Ich habe kein Verständnis dafür, dass immer mehr Geld für Rekonstruktionsprojekte ausgegeben werden, während die wirklichen Denkmäler vergammeln. Hier fehlt es einfach an einer richtigen Prioritätensetzung.

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • Ist es überhaupt vorgesehen, daß der Bund Geld in die Potsdamer Schlösserstiftung steckt? Von den Meldungen her sieht es eher so aus, als wenn das Sache der Stadt Potsdam wäre.

  • In Groß Glienicke zwischen Potsdam und Berlin soll eine Gated Community mit eigener Infrastruktur (eigene Ärzte, Supermarkt, Schule, Bäcker, Kita...) entstehen:



    © 2013 Villenpark-Potsdam.de


    Villenpark-Potsdam

    Einmal editiert, zuletzt von _Flyn_ ()

  • ^ Weder auf der Webseite noch in dem Filmchen ist von einer "Gated Community" die Rede. Und ob es bei 158 Baugrundstücken für all die tollen Infrastruktur-Elemente reicht, die dort beworben werden, muss man erst mal abwarten. Dafür lohnt sich vermutlich nicht einmal eine leistungsfähige Busanbindung, zumal dort jede Familie zwei bis x Autos haben wird.


    Ich kenne das Gelände sogar, dass weitab vom Schuss in der Pampa nahe der einstigen Mauer liegt. Seit ewigen Zeiten schon wollte man dort hinter den ehem. Kasernen was entwickeln. Mal sehen, ob es dieses mal klappt...


    Das Filmchen ist schon bizarr. Da wird sogar gelogen, was das Zeug hält... Auf dem üblichen Weg von dort nach Potsdam (siehe Skizze Minute 0:40) kommt man keinesfalls am Schloss Sacrow oder der Heilandskirche vorbei, geschweige denn der St. Peter-und Paul-Kirche - dafür bedürfte es schon eines expliziten Umweges. Genauso wenig käme man über die Glienicker Brücke.


    Geil ist auch der animierte Autoausflug nach Berlin mit allen Top-Sehenswürdigkeiten von Berlin! (Ein "Katzensprung"). Sogar Eisbär Knut wird aus der Mottenkiste geholt. So könnte ich natürlich jedes Grundstück irgendwo um Berlin herum bewerben. B5-Outlet, Sportpark Seeburg, Wannsee, EKZ Havelpark, diverse Golfplätze - alles um die Ecke... da fällt es der Tussi in Minute 7 nicht schwer, mit Hilfe ihrer Kids den Schlips-Papi zu überreden.


    In der Realität sind die einzigen "Attraktionen", die wirklich fußläufig erreichbar sind bzw. "um die Ecke" liegen, die Döberitzer Heide, die Gatower Rieselfelder, das Luftwaffen-Museum und (immerhin) der Sacrower See (alle gut 1 km). Aber die potentiellen Bewohner bewegen sich sicher eh mit dem SUV.


    Als ruhiger grüner Wohnpark in Stadtnähe ist es dort ja durchaus okay, wenn man die relative Abgeschiedenheit mag, aber die Präsentation ist doch etwas übertrieben und albern.

    Einmal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: TF

  • Potsdam Teil 4 - Leiblstraße

    In der Leiblstraße, östlich des Holländischen Viertels, sind zwei stylische Wohngebäude errichtet worden. Sie passen ganz phantastisch in die Straße ... ;):






    Die Rück- bzw. Gartenseite:



    Östlich der Gebäude entstanden überdachte Fahrrad-Stellplätze mit nummerierten (!) Bügeln:


  • Mit Ausnahme der Feuerwache dokumentieren sämtliche von Backstein und Abrissbirne gezeigten Neubauten (vielen Dank dafür!), eine erstaunlich eindeutige Abkehr von der sonst zur Zeit in Deutschland obligaten minimalistischen Kiste. Sehr beachtlich! Potsdam macht sich und wird auch in dieser Hinsicht bald an der Spitze der respektablen deutschen Großstädte stehen,

  • Mittlerweile fertig ist die Wohnanlage "Waldgarten-Carree" in der Saarmunder Straße 2. Der Komplex umfasst 68 Wohnungen und die Geschäftsstelle der Genossenschaft. Bauherr war die Wohnungsgenossenschaft "Karl Marx" Potsdam, die Planung stammt von der S & P Sahlmann Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH (Potsdam). Der Bau erfolgte von 2010 bis 2012.
    Die Wohnanlage entstand auf dem Gelände einer ehemaligen Berufsschule, dabei wurde der vorhandene Baumbestand erhalten. Die Wohnanlage umschließt den Wald quasi U-förmig. Alle Wohnungen sind mit dem Aufzug erreichbar, außerdem verfügt auch hier jede Wohnung über Küchen und Bäder mit Fenster.







    An der Saarmunder Straße 60 wird das Pflegewohnstift Waldstadt gebaut. Das Gebäude bietet 126 Einzelzimmer. Der Bauherr ist die Semmelhaack Grundbesitzverwaltung (Kollmar), die Planung stammt von Torsten Labs (Falkensee).





    Alle Fotos: Klarenbach

  • Beitrag gesplittet, der Teil zu den Nikolaigärten wurde in den Thread "Wiederherstellung der historischen Innenstadt" verschoben.


    An der Friedhofsgasse 4 wird derzeit ein Wohnhaus mit 48 Wohnungen errichtet. Der Bauherr ist die kommunale Pro Potsdam GmbH, die Planung stammt vom Büro Schuster Architekten (Franfurt/Oder). Das Gebäude soll als KfW - Effizienzhaus 70 errichtet werden und wird (als einziger Wohnungsneubau in Potsdam) durch das Land Brandenburg gefördert.
    Die Lage ist relativ verkehrsgünstig in der Nähe des Hauptbahnhofes, und wer den Blick auf den unmittelbar angrenzenden Friedhof mag, der wird sich hier wohl fühlen.


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    Ein weiterer Wohnungsneubau entsteht in der Käthe-Kollwitz-Straße 25. Hier wird ein Mehrgenerationenhaus mit 21 Wohnungen gebaut. Bauherr ist die pbg Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft, der Entwurf stammt von Carl Schagemann von der ASS Architekturcontor Schagemann Schulte GmbH (Potsdam).
    Alle Wohnungen sind barrierearm gestaltet, außerdem bieten alle Wohnungen Küchen und Bäder mit Fenster.


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    Alle Fotos: Klarenbach

  • Jetzt will ich ein paar Neuigkeiten aus dem Potsdamer Norden beisteuern.
    Fast fertig ist die Studentenwohnanlage "Green dorms" in der Jochen-Klepper-Straße 1-7. Der Komplex besteht aus vier Gebäuden und bietet 387 Wohnungen. Der Bauherr ist die Youniq Potsdam GmbH (Frankfurt/Main), die Planung stammt von der Becher Rottkamp Generalplanung Gesellschaft von Arrchitekten mbH (Berlin). Die Investitionssumme beträgt 26 Millionen Euro.
    Die Mieten sind nicht ganz billig, Einraumwohnungen (ab 20 Quadratmeter) kosten zwischen 390 und 450 Euro, für Zweiraumwohnungen müssen zwischen 750 und 800 Euro gezahlt werden. Außerdem muss bei Einzug eine "Aufnahmegebühr" von 480 Euro gezahlt werden.







    Auch in den "Roten Kasernen" an der Nedlitzer Straße wurde in den letzten Jahren viel gebaut. Der Komplex wurde von 1892 - 1895 errichtet und während der DDR-Zeit durch die sowjetische Armee genutzt. In den letzten Jahren wurde der Komplex durch mehrere Investoren, wie die Terraplan GmbH (Nürnberg), die Prinz von Preußen Grundbesitz AG (Bonn) und die Wittfoth Bau GmbH (Potsdam) zu einem Wohn- und Gewerbeareal mit insgesamt 396 Wohnungen umgebaut.
    Hier sieht man das Kammergebäude mit der Großskulptur von G. F. Bouman, die ursprünglich die Artilleriekaserne am Berliner Kupfergraben zierte. Der Umbau zu einem Wohnhaus erfolgte nach Plänen des Büros van geisten marfels architekten (Potsdam), der Bauherr war die Terraplan GmbH. Der Umbau dauerte von 2005 bis 2010. Heute trägt das Haus den Namen "Chateau Palmeraie".



    Das ist ein saniertes Mannschaftsgebäude. Der Bauherr war wieder die Terraplan GmbH, das Gebäude trägt jetzt den Namen "Grand Palais du Lion". Auch dieses Haus bietet Wohnungen.



    Gerade begonnen hat der Neubau von Stadtvillen im nördlichen Teil des Kasernengeländes. Der Bauherr ist hier die Wittfoth Bau GmbH.




    Gegenüber der "Roten Kaserne", an der Peter-Huchel-Straße 1, wird eine Kindertagesstätte gebaut. Bauherr ist die Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH, die Planung stammt vom Büro Architekten B + P Bauconsulting GmbH (Darmstadt).







    Alle Fotos: Klarenbach

  • Studentenwohnanlage "Green dorms" (was für ein toller Name):


    Sind das wirklich Neubauten? Laut div. Projektseiten schon. Unglaublich. Jede sanierte Standard-Platte macht da meist mehr her. Auch ohne viel Geld hätte man da doch wohl etwas mehr draus machen können...

    3 Mal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • Die Studentenbuden sind ja optisch ein absoluter Hingucker. Hut ab, da hat man sich nicht lumpen lassen, für das üppige Aufwandsentschädigungssümmchen auch was fürs Auge zu bieten.

  • Diese Studentenwohnheime vermitteln den Eindruck, als wären hier Baucontainer übereinander gestapelt und dann schnell noch verputzt worden, um dem Ganzen die Eleganz einer Justizvollzugsanstalt zu verleihen.
    Das Tüpfelchen auf dem i der Unansehnlichkeit sind diese Balkone. Die sehen so aus, als wären sie durch Zufall in der hintersten Ecke des Depots des Bauträgers gefunden worden und bevor man sie entsorgt, hat man entschieden, sie noch schnell an diese "study in style" Kaserne zu montieren.
    Verbleibt nur die Hoffnung, dass Baumängel festgestellt werden und das Ganze abgerissen werden muss.

  • nochmal zu den Study in Style Student Palace.... manchmal lohnt es sich, das Kleingedruckte auf den Bauschildern zu lesen. Die Youniq Werbestrategen greifen schön in die Denglish-Kiste, um ihre Prora-Revival-Bunker dem hippen international Style-Publikum schmackhaft zu machen. Da wird aus einem Gemeinschaftsraum schnell mal ne TV-Lounge oder eine Learning Lounge (was ist das???). Die Krönung ist dann aber der zur Washinglounge aufgestiegene Waschkeller... :lach:

  • Bitte keine unsachlichen Angriffe gegen den Prora-Komplex: den würde ich nicht mit diesen pseudohippen Styroporkisten in Verbindung bringen wollen.


    Aber es zeigt sich mehr und mehr, dass das Studentensegment wirtschaftlich interessant wird. In Berlin am Molkenmarkt und an der Breiten Straße prüft der Senat z. Zt. auch "studentisches Wohnen" - da können wir uns ja auf etwas gefasst machen!

  • Ich denke, dass die sehr einfache Ausführung der gezeigten Studentenwohnanlage nicht wirklich verwunderlich ist. In Potsdam gibt es einfach eine drückende Wohnungsnot, gleichzeitig gibt es so gut wie keinen geförderten Wohnungsneubau. (Nur ein Neubau mit 48 Wohnungen wird gefördert, ich habe ihn gezeigt). Alle anderen Neubauten müssen ohne öffentliche Förderung auskommen.


    Folgerichtig versuchen die Bauherren so sparsam wie irgend möglich zu bauen, damit die Mieten nicht völlig durch die Decke gehen. Das Resultat ist, dass in Potsdam derzeit massenhaft sehr einfache Gebäude entstehen. Bei Gelegenheit werde ich noch ein paar andere Neubauten vorstellen, die vor allem von Semmelhaack in Potsdam gebaut werden und die alle sehr schlicht sind. Das ist alles nicht sehr erfreulich, aber die Rahmenbedingungen lassen wohl keine andere Entwicklung zu. Eine Änderung wäre nur möglich, wenn sich das Land Brandenburg entschließen könnte, in großem Stil den Wohnungsneubau zu fördern.

  • Klarenbach: Dass auf eine gewisse Baukultur keinen Wert gelegt wird, ist m.E. nicht allein an Kosten festzumachen, denn Beispiele für preiswert errichtete Bauten, die trotzdem gut aussehen, gibt es ebenfalls (zumal die Wohnungen im gezeigten Studentenwohnheim nun alles andere als erschwinglich sind!). Ich glaube das Problem ist, dass Investoren, gepaart mit einem dürftig ausgeprägten ästhetischen Empfinden vieler Käufer/Mieter, aufgrund der angespannten Wohnungsmärkte derzeit für alles Abnehmer finden.


    Einen Zusammenhangn zum fehlenden geförderten Wohnungsbau kann ich ebenfalls nicht erkennen. Oftmals sind es gerade solche Gebäude, die in ihrer Gestaltung recht schlicht und anspruchslos ausfallen.

  • Mir scheint diese Zusammenfassung "Privatbau=Billigbau/öffentliche Förderung=hochwertig" doch arg konstruiert.


    Wie kann man nur so staatsgläubig sein?