Hannover: Schloss Herrenhausen [Rekonstruktion]

  • Hannover: Schloss Herrenhausen [Rekonstruktion]

    Wie die HAZ gestern berichtete will die Volkswagenstiftung (die gehört nicht zu VW) das Schloss rekonstruieren.
    - Planungen beginnen nächstes Jahr
    - Fertigstellung 2012
    - innen modern, außen die Fassade des alten Schlosses, wobei mir nicht klar ist, welchej Zustand man rekonstruieren will.
    - Baukosten 20 Millionen
    - unter dem Ehrenhof wird es einen Hörsaal für über 200 Besucher geben
    - die Seitenflügel werden den Nachlass von Leibniz aufnehmen
    - das Grundstück bekommt die Stiftung für 99 Jahre geschenkt

  • Braunschweig baut das Schloß, Hannover baut das Schloß, Berlin baut das Schloß... gute Nachrichten und herzlichen Glückwunsch!


    In Mannheim hatten die Glück, daß sie es nicht abgerissen haben, da haben die Bürger protestiert, wobei ich das Schloß dort nicht für sonderlich ästhetisch, sondern eher für monumental halte...

  • Glückwunsch nach Hannover!


    gibt es Photos vom alten Schloss?


    gibt es weitere Schlossprojekte in Planung? Welche bedeutenden Schlösser in D sind denn noch verlorengegeangen und böten sich für eine Rekonstruktion an?

  • Ich perönlich glaube, dass es bei den ganze Reko-Projekten deutscher Schlösser ohnehin nicht um Ästhetik geht. Von den oben genannten gafallen mir nur das Potsdamer Stadtschloss und das in Hannover so halb, die barocke Ursprungsanlage fände ich besser, als die klassizistische Version die jetzt gebaut wird. Berlin gefällt mir gar nicht, und Braunschweig hat jetzt das wohl hässlichste Schloss, das ich je gesehen hab.
    Das Schloss in Mannheim ist zwar nicht schön, passt aber mit der Monumentalität ganz gut zur Stadtanlage Mannheims.


    Fotos gibt es immer auf http://www.bildindex.de.
    Hier barock, da klassizistisch.


    Ob es sinnvoll ist, jetzt anzufangen überall Schlösser wiederaufzubauen, weiß ich nicht, mir fallen aber 2 wunderbare Schlösser ein, die lange vor dem Krieg zerstört wurden. Antoinettenruh nord-westlich von Wolfenbüttel, und Salzdahlum nord-östlich von Wolfenbüttel. Beide von Hermann Korb zumindest mitentworfen.


    Ich habe leider das Gefühl, dass man in letzter Zeit nur Plunder rekonstruiert. Wirklich baugeschichtlich wichtiges ist nur selten dabei.

  • Oh, das Hannoveraner Schloß ist ja ziemlich klein... wo steht das eigentlich? Bzw. wird es stehen?


    Antoinettenruh sieht wirklich schön aus, aber Salzdahlum, ein Holzschloß, das schon seit 1813 nicht mehr existiert... das kann ja niemand mehr unterhalten, wenn es schon damals wegen der Holzbauweise Probleme gab!

  • Salzdahlum ist verfallen, weil sich niemand drum gekümmert hat. Das Schloss wurde vor der Eroberung Braunschweigs durch die Welfen gebaut, und war nach der Errichtung eines neuen Schlosses in Braunschweig (ab 1715) recht nutzlos. Das Schloss in Wolfenbüttel ist ähnlich konstruiert, und war lange Zeit genauso nutzlos, steht aber immernoch prima da, die aus Stein errichtete Schlosskapelle, und das kleine Schloss nebenan - auch aus Stein - heben die Zeit nicht überstanden. Beide Schlösser natürlich wieder von Hermann Korb.


    Das Schloss Herrenhausen in Hannover steht in den Herrenhäuser Gärten. (Man glaubt es kaum) Die liegen nord-westlich von Hannover ein paar km außerhalb. Die Ecke gilt als die schönste (einzig schöne) in Hannoi; um den Garten stehen die Uni, ein Urwaldhaus, noch ein paar Gärten etc, was man halt so braucht. Das Gebiet ist über den Walter-Großmann-Weg mit der City verbunden, eine unglaublich lange Allee aus 4 Reihen Bäumen.



    EDIT:
    Ich glaube, genau hier war der Forenabsturz. Der Post ist da, er wird aber nicht als letzter Post gezählt.

  • Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet über die ersten Kritiker der Wiederaufbaupläne. Allen vorran bemängelt der Bauhistoriker Sid Aufahrt, dass das Schloss lediglich eine Hülle würde (hier nicht das polemische Disneyland-Argument), man müsse wenigstens das Festibühl mitaufbauen, um Autentizität zu gewährleisten. Schlösser wie das Leineschloss (Landtag) enttäuschen den Besucher doch arg.


    Hier ist das HAZ-Forum.


    -Eine Internet-Umfrage, ob die Hannoveraner denn nun die Pläne gut hießen, brachte ein Ergebniss von 50-50.
    -Im Forum sind fast nur kritische Töne zu hören.
    Sehr viel lustige Argumente kann man da hören:
    -"Willst du das Gesicht deines Urgroßvaters" wird da die MIschung aus Alt und Neu ein wenig verspottet.
    -weil nur Männer sich auf das Schloss freuen kommt der Gedanke einer perfekten Modellbahnwelt auf
    -...

  • Naja, es ist in der Tat kein sonderlich spektakuläres Gebäude. Da würde es wirklich nicht schaden, wenn es innen was zu bieten hätte, statt nur glatter Wände. Da hat der Auffahrt schon Recht. Aber dieses "Es ist kein Schloss, sondern nur eine Hülle, deswegen"-Argument ist doch auch irgendwie lächerlich...Dann soll man es doch statt "Schloss Herrenhausen" eben "Volkswagen-Kongresszentrum Herrenhausen" nennen...Dann sind die Erwartungen auch geringer. Über einen endgültigen Namen kann man sich noch bis zur Eröffnung (oder viell. auch noch danach) Gedanken machen. Außerdem tut das doch nichts zur Sache. Und es wird ja auch keiner gezwungen, das Gebäude zu betreten. Das besondere an der Anlage ist doch eh der Garten und weniger die Gebäude. So hat der Garten wenigstens wieder einen passenden "Eingang".
    Was regt man sich denn über das Geld auf? Ich dachte die Stiftung zahlt das?

  • Das leere-Hülle-Argument ist gar nciht lächerlich. Besonders bei historischer Architektur spiegeln die Fassaden die Innenräume wieder, und der Fassadenschmuck erzählt geschichten über die Nutzung und das Aussehen des Gebäudes, wie es sich innen darstellt. Jedes Ornament hat einen ganz bestimmten Sinn, dessen es beraubt wird, wenn man etwas anderes hineinpackt. In Berlin kann man das gut am Alten Museum und an der Alten nationalgalerie sehen. Das erste hat ionische Säulen, weil es ein Hort der Kunst und Bildung sein soll, das zwite korintische, weil es eben nur eine Machtdemonstration des Kaisers ist. Das Ornament hat eben nicht den Sinn der einfachen Verschönerung, sondern soll Inhalte transportieren.


    Da der ganze Garten auf den Mittelteil des Schlosses zentriert ist, und dieser den eigentlichen Eingang darstellt, sollte der zumindest original sien. Die übrigen Räume in den Seitenflügeln würden sich wie so oft bei Schlössern wohl gar nicht für einen Museum´sbetrieb eignen, da muss man dann Kompromisse machen.


    Die Stiftung wird das wohl auch zahlen, wie so oft, wenn man die Vertäge nicht kennt, kommt hinterher an die Öffentlichkeit, dass es diese doch einen ganzen Batzen Geld gekostet hat.

  • Ich glaube wir sind die erste Generation, die nach 60 Jahren völlig abgeräumte Gebäude wieder errichtet. Je öfter das passiert, desto mehr kommt es mir vor, als träume sich Deutschland wieder in die Zeit der großen Kaiser zurück!!! Ich finde nicht, dass der Wiederaufbau notwendig gewesen wäre, der Garten ist auch so prächtig genug. In Berlin bin ich überzeugt, dass das Humboldtforum einen wichtigen Beitrag leistet, zur Wiedersichtbarmachung eines Raumgefüges, aber in Hannover ist es eher überflüssig. Aber wem es spaß macht und solang das Geld fließt!

  • NewUrban:
    Der Garten ist finde ich eigentlich zu schade für das Schloss. Auch dass es unbedingt die VW-Stiftung sein muss, die dem Land Niedersachsen gehört, und deren Auftrag es ist Wissenschaft und Lehre zu fördern passt mir so gar nicht. 20millionen, die man als Stipendien ausschütten könnte ...


    Die Haz berichtet wieder
    -die versetzte steinerne Treppe des Schlosses soll wieder an den ursprungs-Standort zurückkehren
    -man will ein pädagogisches Museumskonzept entwickeln
    -die Fassade soll nach höchstem architekonischen STandart wiedererrichtet werden (was man ja immer vorher sagt)

  • ...so kommt jeder Baustill irgend wann zurück :)

    Jetzt scheint die Zeit der Schlösser zukommen - mich kotzt der Wiederaufbau tierisch an. Das ist doch die reinste Verkackeierung - ganz vorne mit dabei die Hildesheimer... kein Shopping Tourist weiß, das der Marktplatz erst seit dem Ende 19.Jhd. so ist wie er heute zu sehen....und das nur die Fassade auf alt gemacht ist.


    http://www.hi-online.de//tourismus/stadtschaenke_500.jpg


    ....hier war noch in den 80er Jahren ein Parkplatz und ein Plattenbau.


    http://www.berliner-schloss.in…upload/20030209123429.jpg


    Ich glaube, das die Leute sich selbst verarschen - da wird nur scheinbar ein Traumertar verarbeitet. Wenn es darum ginge nur eine Baulücke zu schließen, hätte es ein Modernes Gebäude auch getan.


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  • Herzlich willkommen


    Verstehe das mit Hildesheim gerade nicht. Du spielst auf das Knochenhaueramtshaus an und meinst das 20.Jhdt oder? Soweit ich weiß, ist nur die Gründung des Gebäudes und das UG "modern", ansonsten sollen die Innenräume doch originalgetreu sein.

  • Moin - Moin...

    Ja klar mein ich das 20Jhd... du hast ganz recht!
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an seiner Stelle das moderne (Plattenbau) „Hotel Rose“ gebaut. Das Knochenhaueramtshaus galt vielen Hildesheimer als das Symbol Alt-Hildesheims schlechthin, und so blieb der Wunsch nach seiner Wiederherstellung stets lebendig. Die Chance dazu bot sich in den 80er Jahren, als das Hotel Rose in Konkurs ging. Im selben Zeitraum plante auch die Hildesheimer Stadtsparkasse einen Neubau ihres Hauptsitzes auf der Südseite des Marktplatzes. Die Hildesheimer nutzten diese Gelegenheit und beschlossen, den historischen Marktplatz komplett wieder aufzubauen. Im Gegensatz zu den Häusern auf der Nord- und Südseite des Platzes, von denen NUR die Fassaden rekonstruiert wurden, wurde das Knochenhaueramtshaus ab 1986 nach den alten Plänen wieder erbaut. Wobei aber die ganzen Merkmale, die ein altes Fachwerkhaus auszeichnen fehlen, so sind die Holzbalken alle maschinell gefertigt worden was das Urige-Schräge vermissen lässt.
    Wenn ich so was toll finde kann ich auch in den Heidepark fahren...


    ...tja das ganze Thema mit dem Schloss kann man auch philosophisch betrachten - was sind das für Wunden - Ängste die zu solchen Entschlüssen führen. Ist es die schnell lebige Welt, in der der Halt, das Feste in der Vergangenheit gesucht wird... oder rührt das Thema ganz wo anders her? Sind es nur alte Hannoveraner die ein Stück ihrer Jugend zurück haben wollen, damit sie sich selber wieder jung fühlen??
    Ich habe neulich mit einer Bekannten gesprochen, die mir zu meinen Äußerungen zum Wiederaufbau nur sagte: "reg dich nicht auf - wenn´s schön aussieht - lass sie doch!" ...aber wenn es nur ums aussehen geht, dann können wir doch ein Duplikat vom Schloss Neuschwanstein in die Herrenhäusergärten stellen - dann hätten wir die schönsten Gärten und das schönste Schloss....sieht bestimmt schön nett aus.
    ...gute Nacht Deutschland - warum blockieren wir immer wieder mit unserer Vergangenheit unsere Zukunft.

  • ^Ich kann Dich ja in gewisser Weise schon verstehen, dass es jetzt allmählich mit den Wiederaufbauen ausartet, vor allem Dingen, wenn man bedenkt, dass jetzt auch Heidelberg darüber nachdenkt, seine Schlossruine wiederaufzubauen (Zunächst soll aber erst der Garten in den Zustand, den er zur Renaissance-Zeit hatte, versetzt werden).
    Aber findest Du es richtig, die Vergangenheit einfach hinter Dir zu lassen, und die historischen Bauten zu ignorieren? Soll dann überall nur noch was neues stehen, was dann mitunter keine 5 Jahre lang schön anzuschauen ist? Ich meine, das kann nicht Sinn der Sache sein. Wenn die Hannoveraner das Schloss wiederhaben wollen, dann ist das eben ihre Sache. Ich würde erst einmal abwarten, wie die Gestaltungsvorschläge sind, und dann kann die Diskussion weitergehen.

  • Tja, das ist die Gefahr des es schon nach 5 Jahren "out" ist.... aber die besteht doch immer oder nicht? Das sollte doch aber den Ehrgeiz eines Architekten stärken was Zeitloses zu schaffen.
    Jeder Baustil kehrt irgend wann in neuer Interpretation wieder... ich finde ersolltet dann auch neu Interpretiert werden. Laves war ein hervorragender Baumeister. Nur jetzt liegt es an uns, seine Architektur neu zu erfinden.


    Zu den Gestaltungsvorschlägen -
    Die Volkswagen Stiftung will nur die Fassaden rekonstruieren und den Innenraum den Ansprüchen anpassen, das heißt Sachlich klare Gliederung
    Der Haus und Grund Verein will alles so Originalgetreu wie möglich gestallten.

  • Ich glaube nicht, dass Neubauten nach 5 Jahren nicht mehr gut aussehen, gerade bei so einem Ort kann man doch damit rechnen, das eigentlich etwas richtig gutes bei rausgekommen wäre. Das Schloss Herrenhausen wurde aber auch mehrere Male umgebaut, ergo war es seinen Zeitgenossen nicht schön anzusehen.
    Was an Laves so toll gewesen sein soll, verstehe ich nicht; sein Umbau des Schlosses war ja nun eher eine Verschlimmbesserung, und ansonten kenne ich nur ellenlange Strassen von Laves.

  • Verstehe nicht so ganz die Aufregung. Was ist dagegen einzuwenden, wenn das Schloss wieder aufgebaut wird? Der Wunsch und Wille vieler Bürger und Besucher das Schloss wieder zu errichten spiegelt das Psychogramm des Baukasten Mensch auf natürlichste Weise wieder: Geborgenheit, Stabilität, Vertrautheit - ganz einfach die nötige Balance zu finden - findet sich nicht nur in der Werbewelt, sondern auch in der Kunst und Architektur wieder. Für viele Menschen erfüllt sich diese Suche nach der nötigen Ausgeglichenheit nicht in modernen Zweckbauten, sondern in Formen und Architekturzitaten, die von traditioneller Natur sind. Ob in diesem Zusammenhang die Hülle zum Inhalt passt, ist Ott-Normalbürger egal und wird höchstens zum Diskussions-Gegenstand in elitären Architektur-Zirkeln...