Passau: Stadt-Galerie (realisiert)

  • Das spärliche Interesse an diesem Thema entspricht wohl auch der allgemeinen Wertigkeit.
    Oberflächlich betrachtet ist Passau als UNI Stadt mit etwa 50.000 Einwohnern eher unbedeutend. Adäquates gilt für dieses Bauprojekt.
    Brisanz bekommt das Projekt durch zwei Besonderheiten:
    Passau ist eine uralte Stadt mit einer sehr schönen und großen Altstadt. Dieses Projekt wird nicht wie sonst üblich auf der "grünen Wiese" errichtet, sondern gewissermaßen im Herzen der Stadt, das man zuvor teilweise entkernen mußte. Die damit verbundenen archtektonischen, technischen und nicht zuletzt verkehrstechnischen und logistischen Problemfälle dürften auch für ein derartiges Projekt nicht alltäglich sein.
    Die zweite Besonderheit ergibt sich aus der geographischen und geopolitischen Lage der Stadt Passau. Diese Stadt liegt direkt an der Grenze zu Österreich und führt seit vielen Jahren einen kommerziellen Vielfronten - Krieg gegen einerseits die Städte Linz, Wels Ried und Schärding in Österreich und andererseit gegen die aufstrebenden Städte im Bayerischen Wald und die Städte Straubing, Regensburg und Landshut in Bayern.
    Ich selbst neige eher dazu, die Zweckmäßigkeit dieses Projektes skeptisch zu sehen. Es geht ein Teil der Attraktivität der Stadt Passau als Urlaubsort verloren, ohne wirklichen kommerziellen Vorteil, da das Projekt im Vergleich mit den Konkurrenzprojekten viel zu klein und zu unattraktiv ist.
    Andererseits macht es keinen Sinn, ein Projekt, das bereits im Werden ist, kaputt zu reden und dadurch die ohnehin etwas wackeligen Erfolgsaussichten noch weiter zu schmälern. Damit ist niemandem wirklich gedient.

  • Naja gut, 21000 qm sind nicht die Welt. Passau hat sicherlich ein Einzugsgebiet von etwa 200 000 EW. Folglich deckt das Zentrum wohl auch den Bedarf ab. Auch in Straubing und Landshut gibt es derart große Einkaufszentren. Alle Städte mit ähnlichem Großraum. Und das wichtigste: Die Region wird in den nächsten 50 Jahren deutlich an Einwohner gewinnen.


    http://www.retail-consulting.n…mobilien_news_2006_01.pdf


    http://de.wikipedia.org/wiki/City_Center_Landshut

  • Wobei ja laut der Homepage das Kinocenter nen ziemlich großen Teil der Fläche des Landshuter EKZs einnimmt; da ist in Passau schon mehr Platz für nen schönen Branchenmix.
    Aber ob ausgerechnet Passau mit dieser nahezu perfekten Altstadt noch so einen Bau braucht? Man kann nur auf eine "unauffällige" Gestaltung hoffen..

  • CHAPMAN
    Danke für die Hintergrundinfos und Einschätzungen aus nächster Nähe.
    Meinst Du mit "unattraktiv" auch architektonisch? Mit den obigen zwei kleinen Bildern kann man sich natürlich nur schwer ein Bild von machen. Allgemein gesprochen gefällt mir die ECE-Architektur an sich i.d.R. gut.


    Isek
    Danke für Straubing und Landshut-Projekte, mir beide bisher unbekannt.
    Das Landshuter Projekt scheint aber erheblich kleiner zu sein als das Pendant in Passau.
    EDIT: Zur Straubinger Theresien-Galerie haben wir offenbar einen eigenen Thread.


    sebastian c
    Mir gefällt die Passauer Altstadt auch sehr gut, und ich kann mir dort so ein Gerät eigentlich gar nicht so recht vorstellen. Vielleicht stellt mal ein Passauer demnächst Bilder hier rein? ;)

  • Ich glaube das Lokschuppenareal ist das hier. Auf dem Exerzierplatz und anstatt der (2003 abgerissenen?) Nibelungenhalle ist m.W. diese "Neue Mitte" vorgesehen - ein noch größeres Vorhaben.

  • Danke @Lug, Molinari


    Da es hieß: "Fußgängerzonenanbindung", dachte ich erst einmal an Innenstadt. Aber anscheinend ist das Areal doch etwas weiter weg von der eigentlichen Altstadt.

  • In einer Stadt wie Passau ist "alt" immer etwas relativ.
    Die ältesten Bauwerke stammen aus der Kelten-Zeit und Passau war schon zur Römerzeit eine bedeutende Siedlung.
    Passau liegt an drei Flüssen. Der Stadtkern befindet sich auf einem V-förmigen Gelände das zwischen Inn und Donau liegt. Die Spitze des V befindet sich im Osten am Zusammenfluss der Flüsse Inn, Donau und Ilz. Von dort aus gesehen erstreckt sich die eigentliche Stadt in westlicher Richtung, wobei vereinfacht ausgedrückt die ältesten Teile im Osten in der V-Spitze liegen und die Gebäude nach Westen zu immer jünger werden.
    Das Neubaugebiet (das CEC Center ist nur ein Teil davon) befindet sich in der Übergangszone von den älteren Teilen zu einem Gebiet, das etwa zwischen den beiden Weltkriegen gebaut wurde.
    Die Zone, die durch die Neubaumaßnahmen verändert wurde, hat ein Alter zwischen 100 und 150 Jahren. Manches auch noch etwas älter.
    Ich behaupte nicht, dass durch die Baumaßnahmen die eigentliche Altstadt tangiert wird.
    Ein Problem könnte sein, dass dadurch der Charakter der Stadt verändert wird. Passau ist hauptsächlich ein Ziel für Tagestouristen. Diese Touristen haben die Altstadt besucht und dazu auch noch die etwas neueren Stadtteile, die eine gewisse ruhige Beschaulichkeit und Behäbigkeit ausstrahlten. Dies passte zum Charakter der Stadt und auch zu den Erwartungen der Touristen.
    Durch den Neubau ist die Stadt austauschbar geworden und sieht aus wir tausende andere Städte auch.
    Noch ein Wort zur Lage: Die Baumaßnahme findet tatsächlich im Stadtkern statt. Man muß sich das etwa so vortellen, als ob man in München den Stachus in ein Einkaufscenter verwandeln würde.
    Das ECE Center ist nur für Geschäfte (21.000) m²
    Kinocenter, Büros, Praxen Parkhaus und Tiefgaragen usw. befinden sich in separaten Gebäuden, die mit dem ECE nichts zu tun haben.
    Dafür wurde der kleine Exerzierplatz und die ehemalige Nibelungenhalle verwendet.
    Passau hat kein Einzugsgebiet von 200.000,-- Einwohnern!
    Um dieses Einzugsgebiet kämpfen mindestens 4-5 Städte die mindestens ebensoviel Verkaufsfläche zu bieten haben wie Passau. Außerdem verschwindet nicht der ganze Handel von Passau im ECE. Mindestens ebensoviel Verkaufsfläche wird im restlichen Teil der Innenstadt noch einmal angeboten incl. einem guten Dutzend Kaufhäusern.
    Problematisch dabei ist für Passau, dass im Umland Shopping Centren mit 50.000 umd mehr m² schon seit einiger Zeit geöffnet haben. Aus diesen Gegenden, die teilweise relativ dicht besiedelt sind, wird das ECE Passau mit Sicherheit nur wenige Kunden abziehen.
    Das Fazit fällt haher überwiegend negativ aus, weil die Attraktivität als Einkaufsstadt wohl nicht wesentlich zunehmen wird, andererseit der Charakter der Stadt aber für Touristen negativ beeinflußt wird.
    Eine dicht bebaute, moderne Innenstadt mit Hochhäusern haben die meißten Besucher zu Hause schon bis zum Überdruß. Um das zu sehen, dazu brauchen sie nicht nach Passau zu reisen.

  • @Molinari
    hat Recht. Das Lockschuppenareal, das von ECE bebaut wird, befindet sich zwischen Bahnhofstrasse und Grünaustrasse.
    Die sogenannte "Neue Mitte" ist etwa 5x so groß und ist südlich davon auf dem Gelände des Exerzierplatzes. Die dort geplanten Baumaßnahmen sind zu etwa 60 % abgeschlossen.


  • Passau hat kein Einzugsgebiet von 200.000,-- Einwohnern!
    Um dieses Einzugsgebiet kämpfen mindestens 4-5 Städte die mindestens ebensoviel Verkaufsfläche zu bieten haben wie Passau.


    Passau sollte ein Einzugsgebiet von 200000 Menschen haben. Ganz Niederbayern hat 1.2 Mio und es gibt sagen wir mal 4 "größere" Städte in denen derartige Investitionen Sinn machen.


    Der Landkeis Passau hat ja schon 190 000 Ew. Mit der Stadt (50000) macht das zusammen fast eine viertel Million. Der Landkeis Freyung hat ja nochmal 80 000 Ew. Folglich denk ich, dass Passau LEICHT einem Einzusgebiet von 200 k zugeordnet werden kann.


  • Noch ein Wort zur Lage: Die Baumaßnahme findet tatsächlich im Stadtkern statt. Man muß sich das etwa so vortellen, als ob man in München den Stachus in ein Einkaufscenter verwandeln würde.


    Ein Stachus Einkaufscenter gibt es laengst ;) v.a. unterirdisch.
    Siehe: http://www.muenchen.de/Rathaus/kom/stachus/37975/index.html ;)



    So kritisch sehe ich das in Passau nicht. Wenn Passau kein normales Einkaufszentrum haette, wuerden die Leute aus dem moeglichen Einzugsgebiet in andere Staedte zur Konkurrenz fahren, anstatt einzelne Geschaefte in der nicht wirklich (per Auto) zugaenglichen Innenstadt abzulaufen.
    Die echte Innenstadt wird wohl in Zukunft seinen Schwerpunkt noch mehr auf Tourismus / Cafes u.s.w. legen, anstatt aufs Einkaufen.


    Isek & Chapman
    Laut dieser ECE Page ist sogar von einem Einzugsgebiet von 409.000 die Rede. Ok, das wird sicherlich etwas uebertrieben sein, aber 200.000 sollten es, wie Isek auch schon meinte doch mind. werden.

  • LugPaj
    Danke für die Belehrung. Nur, das Stachus Einkaufscenter ist unterirdisch. Die Passauer Situation ist so, als ob man den gesamten Stachus oberirdisch zugebaut und dort etwa 50 % der gesamten Münchner Verkaufsfläche konzentriert hätte.
    Auch wenn es euch noch so schwer fällt zuglauben, Passau hat kein Einzugsgebiet von 200.000 Ew.
    Im Teich um Passau tummeln sich eine Menge Raubfische:
    Regen, Grafenau, Tittling, Freyung, Waldkirchen, Deggendorf, Straubing, Vilshofen, Landshut, Dingolfing, Plattling, Mühldorf, Neu/Altötting, Pfarrkirchen, Eggenfelden, Burghausen, Simbach, Pocking usw.
    Alles Einkaufsstädte mit voller Selbstversorgung und teilweise sehr attraktiven Einkaufszentren. Da bleibt von den 1,2 Millionen Niederbayern nicht mehr viel übrig.
    Noch nicht in dieser Kalkulation enthalten sind die Haie aus Österreich. In unmittelbarer Grenznähe befinden sich: Braunau, Ried, Wels, Schärding und allen voran Linz, als die mit Abstand attraktivste Einkaufsstadt im weiten Umkreis. Alle diese Konkurrenten sind näher als eine knappe Autostunde an Passau.
    Die Warheit ist, Passau hat alle Hände voll zu tun, um die eigenen 50.000 Ew. einigermaßen bei der Stange zu halten. Wären nicht die Touristen wäre der derzeit ansässige Einzelhandel in der vorliegenden Form nicht einmal lebensfähig.

  • CHAPMAN
    Ich glaube, der Begriff "Einzugsgebiet" meint zunächst nur, dass so und so viel Menschen vernünftiger Weise etwa die Einkaufsinfrastruktur einer Stadt nutzen könnten, vermutlich zu berechnen anhand von Kriterien wie Bevölkerungsdichte, Verkehrsinfrastruktur etc. Ob die Menschen des Einzugsgebietes tatsächlich diese Versorgungsfunktion in Anspruch nehmen, und die Rechnung etwa der "Macher" der Stadt-Galerie aufgeht, ist eine andere Frage - und dass die Wettbewerbssituation in Passau schwierig sein könnte, kann ich nachvollziehen.

  • Naja.. Um schnell mal einen Kasten Bier zu kaufen wird sicher niemand aus Vilshofen nach Passau fahren. Jedoch um bei Mango, Zara, Hugendubel oder Saturn einzukaufen sicher schon. Es wird niemals einen Mango oder Esprit in Vilshofen, Eggenfelden oder Tittling geben :lach::lach::lach:
    Diese Ketten werden sich maximal auf die Standorte Landshut, Straubing, Deggendorf und Passau verteilen. Für die Entscheidungsträger einer Ansiedlung hat dann Passau ein Einzugsgebiet von sicher mehr als 200 000.


    Es geht nicht um den alltäglichen Supermarkt-Einkauf - den kannst in jedem + 5000 Einwohner Ort machten. Nur um den Shopping-Tourismus wie "Ich brauche Geschenke für Weihnachten" oder " Ich will mich mal wieder neu einkleiden".

  • Man merkt, dass ihr typische Großstädter seid und mit den Lebens - und Einkaufsgewohnheiten im Umfeld von Kleinstädten nicht vertraut seid.
    Im Umfeld von Städten wie München gibt es nur Kleinstädte in Form von Wohnstädten. Der Konsum wurde vom Moloch im Zentrum längst aufgesaugt.
    Im Raum Passau sind die Verhältnisse völlig anders. In den kleineren Städten um Passau herum gibt es seit Jahrzehnten eine vollständige Rundumversorgung. Die Bevölkerung ist es seit Generationen gewohnt, dass ihre Einkaufsbedürfnisse vor Ort erfüllt werden. Wegen ein paar Klamotten oder eines Weihnachtsgeschenkes fährt keiner von Vilshofen nach Passau- auch nicht wegen so "wichtiger" Marken wie Mango oder Zara. Allenfalls Saturn könnte so eine Wanderung auslösen, wenn da nicht schon der Media Markt wäre.
    Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen. Den wichtigsten Faktor vergeßt ihr in eurer Überlegung völlig. Passau ist eine Grenzstadt. Ein wesentlicher Teil (bei Textilien teilweise über 50%) der Kaufkraft fließt traditionell nach Österreich ab. An Feiertagen, die in Bayern gelten, nicht aber in Österreich, finden die Österreicher auf den Parkplätzen vor ihren mehreren Multi - Shoppingcentern mit 50.000 m² Verkaufsfläche und mehr keinen Stellplatz weil alles von Passauern zugeparkt ist. Diese Konsumtempel sind nicht eingezwängt zwischen einer engen Altstadt und einer nur notdürftig erschlossenen Bahnhofsgegend, sondern wurden auf der Grünen Wiese gebaut, nahe der Autobahn mit breit ausgebauten Zufahrtsstraßen und tausenden kostenloser Parkplätze.
    Und hier komme ich zu meinem Haupt - Kritikpunkt:
    Ursprünglich sollte die Neue Mitte mit allen gebäuden hauptsächlich ein Parkgelände mit allen möglichen kulturellen Attraktionen werden. Den Entwurf dazu hat Andre Heller geschaffen. Der Kommerz sollte, wenn überhaupt , nur eine geringe Rolle spielen. Wie es im richtigen Leben aber leider ist, fanden sich weder Bund, Land noch Stadt und schon gar keine privaten Geldgeber, diese Pläne zu realisieren. Folglich verschwanden alle diese schönen Pläne in der Schublade und Herr Heller reiste wutschnaubend ab.
    Die Alternativen waren dann nur noch, entweder bleibt alles beim Alten oder es wird ein Konsumtempel, der von Privatinvestoren finanziert wird. Man entschied sich für Letzteres.
    Ich persönlich hätte die ursprüngliche Version vorgezogen: Stadtzentrum als gestalterische und künstlerische Ergänzung zur historischen Altstadt und die Konsumtempel auf die Grüne Wiese vor der Stadt. Geeignete Flächen dazu wären im Überfluß vorhanden. Einen praktikablen Vorschlag für die Finanzierung habe ich allerdings auch nicht, also ist es ein unerfüllbarer Wunschtraum.

  • Wenn sich die Passauer in 50.000 qm Shoppingcenter nach Oesterreich locken lassen, wiso sollten sich dann nicht die Umlandbevoelkerung nach Passau in ein Shoppingcenter locken lassen? Ob auf der gruenen Wiese oder nicht, ist doch egal, solange es gross genug ist, genuegend Parkplaetze bietet und gut erreichbar ist und all dass sollte doch auf das neue Passauer Zentrum zutreffen.

  • Die Einkaufsgewohnheiten unterscheiden sich vielleicht auch nach Altersgruppe. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich viele jüngere Umländler vornehmlich am WE nach Passau aufmachen, um Shopping und Stadtbummel zu verbinden. Letzten Endes werden wir erst nach einiger Zeit nach Eröffnung Bilanz ziehen können.


    CHAPMAN
    Vielleicht könntest Du uns mal aufklären:
    Die Stadt-Galerie entsteht doch auf dem sog. Lokschuppen-Areal. War dieses Areal als "Neue Mitte" vorgesehen, was nun im Ergebnis die Stadt-Galerie wird?
    Was ist mit dem Ex-Nibelungenhallen-Areal, das Molinari ins Spiel brachte?

  • Wagahai
    Die "Neue Mitte" ist ein Sammelbegriff und umfaßt sowohl das sogenannte Lockschuppenareal zwischen Bahnhofs- und Grünaustrasse, als auch das Gelände der ehemaligen Nibelungenhalle, eines ehemaligen Parkhauses und den kleinen Exerzierplatz.
    Zwischen beiden Anlagen befindet sich der zentrale Busbahnhof.
    Mit "Neue Mitte" sollte ausgedrückt werden, dass praktisch das ganze Stadtzentrum eingeebnet und neu bebaut wird, was ja auch geschieht.
    Wo früher die NH stand, entstehen und entstanden mehrere moderne Geschäftsgebäude, finanziert von einem Passauer Investor.
    Für diesen Bereich hat sich jetzt der Ausdruck Neue Mitte eingebürgert, der ursprünglich das gesamte Neubaugebiet bezeichnet hat.