Friedrichswerdersche Kirche

  • Also bei manchen Äußerungen in diesem Strang kann ich nur den Kopf schütteln, v.a. wenn jemand trotz klarer Sachlage dann auch noch nach "sachlichen Positionen" fragt.


    Fakt ist, dass wegen den Bauarbeiten die Kirche erheblichen Schaden genommen hat, weiterhin geschädigt wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit das auch so weitergehen wird. Unfassbar wie Berlin mit seinem Bauerbe und der letzten vollständig erhaltenen Kirche eines seiner größten Baumeister umgeht.

  • ^^ War auch immer umsonst drin. Aber sicher hätte man in den letzten Jahren doppelt soviel Eintritt verlangt ;).


    Ich finde es auch ärgerlich was dort passiert, aber die durchsichtige Argumentation der üblichen Verdächtigen ist einfach unglaubwürdig. Der FAZ nimmt man den Respekt vor dem Bauerbe ja tatsächlich ab, dennoch wundert mich der propagandistische Stil.


    Bei dem nun abgeschlossenen Bau westlich gab es tatsächlich schwere Schäden und dort wurden offensichtlich gravierende Fehler gemacht. Über die aktuellen Risse wissen wir nun kaum etwas. Es gibt kaum einen Lückenschluss im Blockrand ohne Risse beim Nachbarn. Meist sind sie harmlose Kosmetikprobleme. Die Kirche scheint allerdings leider sehr fragil zu sein.


    Ein weiteres Mal möchte ich die U2 ins Spiel bringen. Wenn man hier langsamer fahren musste, hatte dies sofort wirtschaftliche Auswirkungen, die temporäre Sperrung sowieso. Dennoch kann ich mich kaum an Stimmen erinnern, die gefordert haben, man solle die ganzen Brachen nun frei lassen.


    Warten wir zwei/drei Monate ab, dann ist die Sache durch. Dass der Pfarrer, der gegen die Neubauten ist neue Risse entdeckt, sagt genau: Nichts.


    Dass Mitte eine moderne Infrastruktur mit U5, Tiefgaragen und einigen Luxuswohnungen bekommt, steht diesem Stadtteil zu. Ganz ohne Nebenwirkungen geht es nicht. Ein Fall "Kölner Stadtarchiv" muss aber unbedingt verhindert werden.


    ^ Sachlich wäre in so einem Fall mindestens zwei Positionen darzustellen und nicht nur eine Partei, besser noch einen neutralen Sachverständigen zu befragen. In dem Fall wäre eine genauere Darstellung der jetzt neuen Schäden und die Frage ob sie mit der östlichen Baugrube zusammenhängen sachlich unbedingt notwendig. Aber ihr wisst das natürlich alles jetzt schon und sogar schon vorher. Könnt ihr mir auch die Bundesliga Ergebnisse von Morgen schon sagen?


    Das ist doch genau das Problem der Kritiker in diesem Fall: Erstens werden ex post Schlüsse gezogen und dann werden diese Schlüsse noch falsch auf einen anderen Fall angewendet. Kein guter Ansatz beim Probleme lösen. Es sei denn man manipuliert und verfolgt ganz andere Ziele.


  • Fakt ist, dass wegen den Bauarbeiten die Kirche erheblichen Schaden genommen hat, weiterhin geschädigt wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit das auch so weitergehen wird.


    Das stimmt doch überhaupt nicht. Jetzt gibt es den Artikel so ähnlich mehrfach und er sagt aus:


    1. Die aktuellen Arbeiten werden erschütterungsärmer durchgeführt.


    2. Die Schlitzwände sind deutlich stärker ausgeführt.


    3. Es gibt jede Menge Messtechnik und feste Schwellenwerte für einen Baustopp (die bisher ganz offensichtlich nicht erreicht wurden).


    4. Wir wissen, dass die östliche Baugrube einen deutlich größeren Abstand zur Kirche aufweist als die westliche. Sie geht aber nicht weiter in die Tiefe, was direkte statische Auswirkungen hat. (deutlich geringeres Risiko)


    Wie kommst Du also zu Deiner Behauptung. Ist doch einfach quatsch!


    Ich wage zu behaupten: Der Artikel ist eine Ente. Es geht um den Städtebau. Der hat aber mit der Frage nach Schäden nichts zu tun. Hier gibt es bekanntlich auch keine rein sachliche Haltung.

  • Ich finde es ja schon bemerkenswert, wie hier die Zerstörung eines Baudenkmals bagatellisiert wird. Die Schäden sind ganz gewiss keine "harmlosen Kosmetikprobleme". Und der Vergleich mit dem U 2 - Tunnel ist für mich schon Ausdruck von kulturellem Banausentum. Der U 2 - Tunnel ist ganz bestimmt kein Baudenkmal, daher ist hier verständlicherweise die Aufregung nicht so groß wie bei einem der wichtigsten Werke Schinkels.


    Die Verschwörungstheorien wirken unfreiwillig komisch. Die Annahme, dass sich der zitierte Pfarrer Frielinghaus, die unterschiedlichsten Medien, von der Berliner Zeitung über den RBB bis zur FAZ und der "Welt", zu einer antikapitalistischen Verschwörung zusammengeschlossen haben, um ein positives und für die Kirche völlig unschädliches Bauvorhaben zu torpedieren, ist doch völlig absurd.


    Ich möchte jedenfalls keine "Nebenwirkungen", die die Kirche restlos ruinieren.

  • Der U2-Tunnel ist kein Baudenkmal, hat aber eine andere wichtige Funktion. Vergleichen darf man denke ich schon, ohne sich beleidigen lassen zu müssen.


    Die Kirche wird am Ende gar nicht zerstört sein. Auf die bautechnische Argumentation gehst Du natürlich nicht ein. Du hast mich doch genau verstanden und drehst mir jetzt die Worte im Munde um: Die Schäden sind erheblich durch die westliche Baugrube. ABER: Welche Schäden kommen durch die östliche dazu? Wir wissen es nicht. Oder weißt Du etwa mehr?


    Ich verfolge keine Verschwörungstheorie, sondern sehe nur, dass hier ein schlechter Journalismus gepflegt wird.


    Es geht darum den heutigen Stand zu beurteilen und daraus Schlüsse abzuleiten.


    Ich werde nächste Woche mal bei Tageslicht dort vorbei kommen und kann Euch Fotos von der Bauaktivität liefern.


    Bald wird in diesem Strang über die Sanierung der Kirche berichtet werden und am Ende werden halt einige noch bedauern, dass sie teilweise verdeckt wird, andere werden die wiedergewonnen Stadt loben. Das war's!


    PS
    Übrigens müsste sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz selbst Anzeigen, baut sie doch mitten im Weltkulturerbe in enger Nachbarschaft zu drei wichtigen Museumsbauten (einer von Schinkel und sicher noch bedeutender als die Kirche) die James-Simon-Galerie mit tiefer Gründung und Schachtung der Archäologischen Promenade. Auch dies war weder ohne Risiken für die Nachbarbauten noch ohne Komplikationen. Der Bau verzögerte sich, mehrere Firmen gingen Pleite, die Kostensteigerung war immens usw. Solche Gründungen zumal hier im Treibsand sind einfach sehr schwierig. Dennoch lohnt sich die Ergänzung.

  • Danke, man sieht, wie schnell es jetzt geht und ein bisschen mulmig wir mir dabei auch.


    Mal sehen ob Klarenbach sich in der Grube angekettet hat, wenn ich alter Kulturbanause dort am Dienstag ein paar Fotos knipse. :lach:

  • Vorsicht Satire! Am besten man reisst das alte Gemäuer einfach ab und baut es so ähnlich neu aus Beton mit Klinkerverkleidung. Hält viel besser und man kann eine Tiefgarage und Eigentumswohnungen auf dem Dach mit Swimmingpool bauen.

  • Danke, man sieht, wie schnell es jetzt geht und ein bisschen mulmig wir mir dabei auch.


    Lass den Klarenbach ruhig in der Baugrube zelten, aber bitte ohne Laptop.


    Auf den Bildern 1 und 3 von "Spreetunnel" kann man sehen wie die Schlitzwand runtergestemmt wird. Die Wand haben sie in den letzten Wochen unterirdisch betoniert und ist so dimensioniert, dass sie den seitlichen Erddruck, einschließlich Lasteintrag der Fundamente der Kirche standhält. Bei tieferen Baugruben ist das gängig, hier als Sicherheitsmaßnahme zusätzlich. Der oberen Bereich zeigt den Berliner Verbau als Steckträgerverbau. Dort ist der seitlichen Druck nicht so groß und man braucht einen Arbeitsraum um die Schalung, Isolierung, Dämmung etc. anbringen zu können.

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  • Ich finde es ja schon bemerkenswert, wie hier die Zerstörung eines Baudenkmals bagatellisiert wird.


    Niemand tut dies.
    Es muß allerdings erlaubt sein vernünftig die Sachlage zu analysieren um dann eine Antwort zu erhalten mit der man auch etwas anfangen kann.
    Übrigens würde genau diese Antwort (wenn sie dann entsprechend ausfiele) zu einem sofortigen Baustopp führen.
    Dein wilder Aufschrei nach einem sofortigen Baustopp, als wäre der nicht schon längst bei entsprechender Sachlage so vorgegeben, ist somit eigentlich überflüssig.





    Und der Vergleich mit dem U 2 - Tunnel ist für mich schon Ausdruck von kulturellem Banausentum.


    Im Zusammenhang wem Du dies vorwürfst schon recht beleidigend.
    Im Zusammenhang, daß das gerade von dir kommt auch noch sehr verwunderlich.
    Und das in Zusammenhang mit dem U2-Tunnel zubringen auch noch sehr fragwürdig.





    Der U 2 - Tunnel ist ganz bestimmt kein Baudenkmal,...


    Weshalb eigentlich nicht ???
    Schließlich sind die Anfänge des U-Bahnbaus in Berlin keine Nebensache die man mal eben so abwertend beiseite wischen sollte.
    Die heutige U2 entstand in wesentlichen Teilen bis 1902, 1908 und 1913.





    Die Verschwörungstheorien wirken unfreiwillig komisch.


    Niemand verfolgt hier diese.
    Nur wünschen wir uns, daß von einzelnen Diskutanten nicht immer wieder absichtlich eine angebliche Sachlage bemüht wird um eine rationale Argumentation und somit eine Lösung zu verhindern.
    Gemeint ist damit auch der Beschluss über einen sofortigen Baustopp bei durch die laufenden Messungen festgestellte erneut auftretende Schäden.


    Da finde ich es schon eher unfreiwillig komisch wie man sich hier doch sehr beliebig als Bewahrer der historischen Baukultur darstellt.





    Ich möchte jedenfalls keine "Nebenwirkungen", die die Kirche restlos ruinieren.


    Das möchte glaube ich niemand hier, du unterstellst dies aber immer wieder.



    Gruß, Jockel

  • Vorsicht Satire! Am besten man reisst das alte Gemäuer einfach ab und baut es so ähnlich neu aus Beton mit Klinkerverkleidung.


    Das ist gar nicht mal ein abwegiger Gedanke. Die 'historischen' Gemäuer im näheren Umfeld sind in einigen Fällen ja bereits mehrfach neu gebaut worden...

  • Wie versprochen Bilder von heute.


    Man sieht es nicht so gut, aber es wird dort fleißig mit etlichen Männern gearbeitet. Gerade die Seite zur Kirche will man wohl schnell absichern. Unter Verzicht auf schwere Maschinen bearbeitet man dort die Schlitzwand. Soll es dort noch weiter runter gehen, oder ist auf diesem Niveau Schluss?




  • Die Berliner Zeitung hat einen sehr guten Kommentar zur Misere der Friedrichswerderschen Kirche gebracht. Er beklagt ein Versagen der Berliner Politik, die von hohen Grundstückserlösen und einem "neuen Berliner Bürgertum" geschwärmt hätte und dabei den Schutz des baukulturellen Erbes vernachlässigt hätte. Gleichzeitig beklagt er aber auch Defizite in der Berliner Stadtgesellschaft. Diese würde zuviel über Fassaden statt über Funktionen diskutieren und schöne Bilder wichtiger nehmen als Baukultur. Denkmalpfleger würden in diesem Klima gern als unfähige Bremser dargestellt. Im sarkastischen Schlusswort äußert er die Hoffnung, dass das Desaster der Friedrichswerderschen Kirche zu einem Umdenken in der Berliner Bevölkerung führt.


    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809150,33752118.html

  • Ich denke, die Berliner Bevölkerung wollte diese Bebauung mit Schickimicki-Edelbuden direkt an der Kirche gar nicht. Nur wurde sie nicht gefragt. Leider gehen die Interessen der Bevölkerung mit denen der Investoren und des Senats (und auch vieler DAF-Foristen) nicht einher.


    Bebauung des MEF/RF: Die Mehrheit der Bevölkerung will sie offensichtlich nicht.
    Bebauung des Tempelhofer Feldes: Die Mehrheit der Bevölkerung wollte sie nicht.
    u.s.w.

  • Ich denke, die Berliner Bevölkerung wollte diese Bebauung mit Schickimicki-Edelbuden direkt an der Kirche gar nicht.


    Hast du eine belastbare Quelle für deine Aussage? Eine Quelle, die belegt, daß tatsächlich die Mehrheit der Bürger gegen die erfolgte Bebauung gewesen ist? Oder ist das nur deine Meinung & die Meinung deines Umfeldes, die du als Mehrheit darzustellen versuchst?

  • Also ich kann mit Backsteins Aussagen auch nichts anfangen.
    Dieses unsinnige Reichenbashing ist völlig fehl am Platz.
    Genauso wie es Sozialwohnungen in Berlin gibt, muss es auch Luxuswohnungen geben, diese gehören zu einer Stadt wie Berlin eben auch dazu.


    Wenn es nach der Berliner Bevölkerung ginge, würde entweder gar nichts oder nur Sozialwohnungen gebaut. Davon haben wir in Mitte weiß Gott genug, wenn ich an die elende Wilhelmstrasse, Rathauspassagen, Memhardhaus usw. denke.


    Die Planungen sind seit Jahren bekannt, niemand hat sich daran gestoßen, und in den meisten Fällen werden die alten Stadtgrundrisse eingefordert, jetzt wo es hier geschieht, wird auch wieder gemotzt.



    Es gibt keine Mehrheiten in dieser Stadt für irgendetwas, dazu ist die Sozialstruktur zu heterogen außerdem bin ich der Überzeugung, dass Stadtentwicklung nicht basisdemokratisch entschieden werden kann, dazu bedarf es Kompetenz und Planung.


    Die öffentliche Diskussion wird im allgemeinen immer auf Schlagworte reduziert um Meinungen zu manipulieren, das ist sicherlich legitim aber keine Grundlage für Stadtplanung.


    Ich freue mich wirklich auf die Bebauung und halte das Projekt für äußerst gelungen, ebenso den jetzt fast fertiggestellten anderen Teil des Schinkelplatzes.

    Ich denke, wenn das mal fertig ist wird es richtig gut aussehen.

  • ... Ich freue mich wirklich auf die Bebauung und halte das Projekt für äußerst gelungen, ebenso den jetzt fast fertiggestellten anderen Teil des Schinkelplatzes. Ich denke, wenn das mal fertig ist wird es richtig gut aussehen.


    Hier geht es aber um die Friedrichswerdersche Kirche und nicht um die Projekte um sie herum. Schon schön wenn dir die Projekte drumherum sehr gut gefallen werden, die lästige Kirche kann man dann ja eh nicht mehr sehen. Sie war ja auch nur das Feigenblatt um die Grundstücke möglichst teuer zu verscheuern. Sehr lobenswerte Einstellung, genauebenjene die in dem von Klarenbach verlinkten Artikel der Berliner Zeitung kritisiert wird, da sie erst zu diesem Disaster geführt hat. :nono:

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  • Das ist doch eine seltsame Diskussion. Es können doch nicht alle Grundstücke unbebaut bleiben, nur weil ein historisches Gebäude in der Nähe steht. Ich glaube, dass einfach beim Bau der Kronprinzengärten nicht sorgfältig genug gearbeitet wurde und es deshalb zu den Schäden an der Kirche kam. Wie es anderes geht, sieht man am Schinkelplatz.


    Dass die "neuen" Risse durch die neue Baustelle entstanden sind, wage ich zu bezweifeln. Da wird doch alles genau überwacht.


    Auch die WELT polemisiert heute wieder. Hier ist die Kirche schon eingestürzt, zumindest in der Überschrift "Berlin bringt Schinkels Kirche zum Einsturz" grrrr


    Nicht nur die Schäden an der Kirche sind ein Trauerspiel, sondern auch die journalistischen Beiträge dazu.


  • Dass die "neuen" Risse durch die neue Baustelle entstanden sind, wage ich zu bezweifeln. Da wird doch alles genau überwacht.




    Nicht nur die Schäden an der Kirche sind ein Trauerspiel, sondern auch die journalistischen Beiträge dazu.


    Aha, Sie wagen das zu bezweifeln. Es könnte also so gar nicht in Frage kommen, dass Risse durch Arbeiten in ummittelbarer Nähe der Kirche enstehen? Das können Sie ausschließen? Na dann ist ja gut. Und die Berliner Zeitung zählt eh zur Lügenpresse.