Leipzig: Rund um den Lindenauer Markt

  • Leipzig: Rund um den Lindenauer Markt

    Beitrag und Reaktionen aus dem Bauerbe-Strang (#1320) hierher verschoben. DaseBLN


    Heißt das, der Bau des Kauflandes am Lindenauer Markt is jetzt
    durch?? Dann bleiben nur die Fassaden der Häuser 2 und 4 stehen,
    oder? Bin ja mal gespannt, ob das dem Platz gut tut oder nicht.
    Eine Aufwertung wäre schön, aber es ist halt doch wieder ein
    stino-Einkaufscenter

    4 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Ich hatte es an anderer Stelle schon mal beschrieben, der Bau des Kauflandes wird in den nächsten Wochen beginnen. Die Nr. 2 ist bereits leer, der China-Imbiss in der Nummer 4 zieht dieser Tage in die Kuhturmstraße. Dann beginnt der Abriss, wobei laut Planung die Fassaden tatsächlich stehen bleiben sollen. Ich bin ja mal gespannt, ob das dann beim Bau nicht ganz zufällig ein Baggerfahrer doch nicht wußte oder der dann ganz aus Versehen die Schaufel so anditschte, dass dann Gefahr im Verzug ist. ... Alles schon oft genug erlebt.


    Für die Fronten zur Kuhturm- und zu beiden Henricistraßen hat das Kaufland an der Georg-Schumann-Straße die Latte schon tief gelegt, doch ich bin recht zuversichtlich, dass das Kaufland am Lindenauer Markt auch diesen Limbo noch hinbekommt.

  • (mal davon abgesehen, dass diese beiträge vielleicht besser in den einkaufszentren-strang verschoben werden sollten: )


    ich halte die kritik an kaufland für völlig überzogen und nicht ganz von dieser welt.
    jeder kennt doch die ausgangslage bei den beiden projekten: vom verfall gezeichnete rattennester, für die sich jahr(zehnt)elang niemand interessierte. und jeder kennt die üblichen lidl/norma/aldi-baracken. dagegen sind die kaufland-projekte geradezu lichtblicke.
    in der georg-schumann-strasse wurden die traufhöhen der umliegenden häuser aufgegriffen, die fassaden verklinkert und seltsamerweise wurde das pförtnerhäuschen der vormaligen brauerei wiedererrichtet. am lindenauer markt werden sogar die fassaden in den neubau integriert.


    wer noch mehr fordert, wird höchstens noch mehr standardisierte discounter-container auf brachen neben verfallenen ruinen bekommen. das wird ja nun erst recht niemand wollen.

  • @ dj tinitus: m.E. geht es da ja weniger um Kaufland vs. Discounter, sondern darum, ob diese großflächige Nutzung als durch einen Anbieter an diesen Stellen vonnöten ist. Man muss zugeben, dass sich Kaufland meist einzupassen versucht, nur gibt es eben stets eine Rückseite mit technischen Anlagen und Lieferzufahrt, die dann negativ ins umliegende Viertel ausstrahlt. Am Täubchenweg mag das (trotz der erheblichen Bausubstanzverluste) noch gehen, in Gohlis wird das keinen guten Einfluss auf das umliegende großteils sanierte Viertel haben. Am Lindenauer Markt sind die Dinge sicherlich anders gelagert, zum Einen kann er als C-Zentrum damit ernsthaft an Attraktivität gewinnen, zum Anderen werden zumindest die Fassaden zum Markt hin ja erhalten. Dies allerdings zu einem hohen Preis, die Henricistraße wird als Zufahrtsstraße keineswegs attraktiver und lebenswerter werden (oder wird die Kuhturmstraße genutzt? Nichts genaues weiß man nicht) und von einem Rattennest kann man wohl auch kaum sprechen - sowohl Eckgebäude als auch Gartenhaus waren teilsaniert und bewohnt, die Nummer 4 zumindest in gutem Zustand. Sorgen macht mir auch, dass bisher keine aussagekräftigen finalen Visualisierungen veröffentlicht wurden. Weis & Volkmann hatten ja den Wettbewerb 2005 gewonnen, mal sehen, ob das noch aktuell ist:



    Quelle: Weis & Volkmann

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • genau diese frage, ob grossflächige nutzung durch einen anbieter "vonnöten" ist, halte ich für weltfremd.
    selbstverständlich ist es nicht nötig, noch mehr verkaufsflächen, wohnungen, büros, praxen usw. zu errichten. statistisch gibt es von allem schon genug. auch eine markthalle am leuschnerplatz ist aus dieser sicht nicht nötig. es ging ja bisher auch ohne.
    doch wenn private investoren mit ihrem geld dieses oder jenes errichten wollen - auf welcher grundlage sollte man es ihnen verweigern? und wozu?


    sicher sind supermarkt-rückseiten keine architektonischen kleinode. aber das waren die rückseiten der bestandsbauten doch auch nicht. wenn man mehr menschen in solche viertel wie rund um den lindenauer markt ziehen will, dann scheint hierfür das kaufland-projekt geeigneter, als ein leerstehendes haus mit einem imbiss darin, an dem nicht nur die zeit nagt.
    es ist doch wohl aussagekräftig, dass die örtliche interessengemeinschaft seit jahren auf die realisierung dieses projektes hofft. aus dem architekturwettbewerb ist eine tragfähige lösung hervorgegangen. meine erfahrung: wenn das ding erst mal steht, wird sich niemand nach den brachen und leeren häusern zurück sehnen.


    da es kein besseres konzept (nicht eine bessere "vision") für diese grundstücke gibt, kann man eigentlich heilfroh sein, wenn es trotz der besagten überkapazitäten verwirklicht wird.

  • die beste loesung waere natuerlich ein blockrandbebauung mir anschließender traufhoehe. im EG die einkaufsflaechen und in den OG´s eine mischnutzung aus buero´s und wohnungen. ich wuerde sogar behaupten dass dieses sogar vermietet wuerde.
    man sollte muss beachten dass, wie DaseBLN, der lindenauer markt ein zentrum des ganzen viertels ist. die anwohner muessen nach dem neubau eben nicht an den stadtrand fahren sondern koennen sogar laufen. wenn der bau kommt kann das eine sehr positive auswirkung auf den lindenauer markt haben. es kann zu weiteren vermietungen fuehren da der platz mehr frequentiert wird. auch wird die ansiedlung (hoffentlich) eine wirkung gegen einen discounter erzielen - diese sind enorm schaedlich - es gibt ja kaum etwas schlimmeres!


    @ dj tinitus bzgl. markthalle - es sollte wohl eher heißen dass es seit der zerstoerung gerade so ohne ging. die planung der markthalle ist ein beweiß dass sich das kaufverhalten aendert und wieder mehr auf regionale produkte zureuck gegriffen wird. es ist eine entwicklung die Lidl, ALDI, & CO endlich den wind aus den segeln nimmt und den regionalen bauern den ruecken staerkt. ausserdem ist auch tun wir der umwelt was zu gute da tomaten nicht mehr aus argentinien und orangen nicht mehr aus kalifornien kommen.

  • Ein KONSUM Supermarkt an dieser Stelle wäre auch nicht schlecht gewesen und darüber evtl. Arzt- und Büroräume, ähnlich KONSUM Schleußig.

  • Dies allerdings zu einem hohen Preis, die Henricistraße wird als Zufahrtsstraße keineswegs attraktiver und lebenswerter werden (oder wird die Kuhturmstraße genutzt? Nichts genaues weiß man nicht)


    Die Zufahrt soll über die Zschochersche Straße und Kuhturmstraße erfolgen, wie es schon in den älteren Plänen, die hier auch schon mal verlinkt worden sind, vorgesehen ist:
    http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=7195&page=6


    Das halte ich aber für Wunschträume, denn zumindest die Leute, die vom Stadtzentrum über die Jahnallee und Zeppelinbrücke einfallen, werden sich den Schlenker sparen und über die verkehrsberuhigte und gerade eben auf beiden Seiten weitgehend fertiggestellte Verlängerung der Jahnalle / Haltestelle Angerbrücke einfallen. Der Rest gurkt irgendwie über den Markt oder über die Henricistraße oder Angerstraße.


    Es wird Kaufland mit Sicherheit nicht das Genick brechen und auch nicht der Normalfall sein, aber ich ziehe weg, sobald die Bauarbeiten beginnen, weil ich keine Lust habe, künftig jeden Morgen vom Lieferverkehr geweckt zu werden. Die Frage wurde meines Wissens überhaupt noch nicht gelöst, aber die Waren fallen ja auch bei Kaufland nicht einfach so vom Himmel.

  • Um sich mal einer differenzierten Beurteilung des Sachverhaltes anzunähern muss man die komplexe Gemengelage berücksichtigen. Die Interessengemeinschaft der Ladeninhaber wünscht sich angeblich wirklich das Quartierszentrum. Es gibt zwar ein gutes Dutzend Geschäfte im Sektor Lebensmittel, diese haben aber zusammen gerade einmal 15% der Gesamtverkaufsfläche und ein entsprechend beschränktes Sortiment. Folge daraus ist, dass der übliches Wochenendeinkauf des Lindenauers nicht am L. Markt sondern in Einkaufszentren oder Discoutern in mehr oder minder großer Entfernung getätigt wird. Die Ladeninhaber erwarten von der Magnetwirkung zu profitieren, dabei durch festgesetzte Sortimentsgrenzen nicht unter allzu großen Konkurrenzdurck zu geraten. Im Gegensatz zu Netto, Lidl und Co bietet Kaufland meines Erachtens schon ein breites Angebot, gute Qualität und ein angenehmes Einkaufen. Insofern ist die Zielstellung schon nachvollziehbar. Was die Anwohner sagen, weiß ich nicht, immerhin hat sich LE mon. hist. klar geäußert.
    Problematisch ist die Dimension, wie auch beim Kaufland in Gohlis und in der Dresdner Straße. Ein Hauptreibungspunkt ist die Anfahrbarkeit mit eigener (Hoch)garage im Obergeschoss (faktisch auf dem Dach, da diese Ebene nicht überdacht, sondern nur seitlich verblendet wird). Die Verkehrströme in die engen, noch dörflich geprägten Straßen von Altlindenau zu lenken, ist natürlich kontraproduktiv, da hat LE mon. hist. schon Recht. Ich habe übrigens gehört, dass beim Kaufland in Reudnitz die Anlieferung regelmäßig um 4:00 Uhr stattfand und eine Einigung mit den erbosten Anwohnern auf dem Rechtsweg ausgefochten wurde. Für die unmittelbar betroffenen Straßenabschnitte bedeutet das eine erhebliche Wohnwertminderung, da sollte man sich denke ich keinen Illusionen hingeben.
    Der zweite Schwachpunkt der Planung ist die völlig maßstabslose stadträumliche Einbindung bzw. Nichteinbindung: der gesamte Block wird überbaut (mit Außnahme von zwei Altbauten an der Nordostecke, die den Anlieferbereich direkt über den Hof gestellt bekommen!), außerdem ist der Komplex de facto eingeschossig mit Parkflächen auf dem Dach, so zumindest die hier weiter vorn verlinkte Planung von 2005. Von einem höheren Standpunkt aus, z.B. vom Haus gegenüber, kann man dann direkt auf die geparkten Autos runtergucken. Der Baukörper, der den Markt links der zu entkernenden denkmalgeschützten Altbauten begrenzt, macht, wie man an der Abbildung oben sieht, keinen Hehl aus seiner Bestimmung. Schließlich ist der Abbruch oder Teilabbruch von vier Baudenkmälern in ansonsten weitgehend konsolidiertem Umfeld (ich beziehe mich auf die Bebauung des Lindenauer Marktes) für mich grundsätzlich indiskutabel. Seht euch mal auf der Visualisierung von Volkmann/Weis an, wie "sensibel" der Eingangbereich in das Gebäude mit den blauen Klinkern reingehackt wird.
    Besagtes Dokument stellt auch klar, dass für die Komplettversiegelung und die Beseitigung von als wertvoll angesehenen Gehölzgruppen im Blockinnenbereich keine direkten Ausgleichmaßnahmen vorgenommen werden können, es ist schlicht kein Platz. Der Plan sieht immerhin die Begrünung eines Teils der Fassade (mindestens 77 Meter) mit Efeu, wildem Wein, Clemathis usw. vor.
    Wie auch immer, hier wird ein baulicher Fremdkörper entstehen, der die Körnung, die Traufhöhe und die Fassadenrhythmik völlig konterkariert, an einem in Leipzig so einmaligen Platz (gründerzeitich überformter alter Dorfanger). Ich finde, da stellt sich schon die Frage, ob man einem privatem Investor, sobald er mit den Scheinen wedelt, grundsätzlich grünes Licht geben muss. Anerkennend muss man natürlich einräumen, dass einiges seitens der Stadt versucht wurde, um die Einschränkungen erträglich zu machen. Ich finde aber nicht genug. Mir ist zum Beispiel unverständlich, warum der Baukörper zum Markt hin nicht als normaler Geschossbau mit vier Etagen konzipiert wurde, die dann die Verwaltungs- und Technikräume des Zentrums hätten aufnehmen können, der Eingang ins Zentrum wäre dort repräsentativ einzufügen gewesen. Die Altbauten inklusive eines ausreichenden Hofbereiches zur Belichtung der Rückseite hätten als Wohnhäuser erhalten werden müssen. Die Autos gehören unter die Erde. Ganz zufriedenstellend ist der Platzbedarf eines Einkaufszentrums vom Schlage Kaufland in der Erdgeschossebene aber auf dem Block schlicht nicht unterzubringen. So, das war wieder viel "hätte-sollte-wäre", aber Kritik am unflexiblen Vorgehen in historischer Kulisse, wo - wie so oft in Leipzig - passend gemacht wird, was nicht passt, sollte erlaubt sein. Grundsätzlich hat Dave schon Recht, ein Konsum in der Größenordnung wie der in der Jahnallee oder maximal wie in der Könneritzstraße hätte sicherlich auch die Sortimentslücken geschlossen und die ganzen negativen Folgeeffekte vermeiden können.

  • @ Lipsius


    das parkhaus in dem OG finde ich auch nicht gut. das wollte man auch schon bei dem neubau am connewitzer kreuz etablieren - da muss man kritik ueben.


    bei den anderen punkten stimme ich nicht ueberall zu. der lindenauer markt hat weder eine einheitliche fassadengestaltung noch eine geschlossene traufhoehe. somit kann ich die kritik an dem baukoerper generell nicht teilen. auch denke ich dass ein konsum in der groessenordnung wie in der jahnallee oder koenneritzstraße keine zentrale wirkung erzielt, und das ist ja der kerngedanke des projekts. ein mittleres zentrum wiederherstellen wie es mal war und wie es in den großen staedten ja noch ist - hamburg, berlin, london, paris, etc. etc.... koenneritzstraße und jahnallee sind das ja garnicht. ausserdem wird der markt damit auch anderes kleingewerbe anziehen da dieser mehr frequentiert wird.


    anderer punkt ist das argument des anlieferverkehrs. also hier solltet "ihr" schon mal entscheiden. soll es nun wieder eine mischnutzung in den alten gruendezeit vierteln geben oder nicht. da ist nunmal was los und es kann auch laut werden - es ist ja ne mischnutzung. sollten wir wieder die gruene wiese vorziehen? oder alles was laut ist an den stadtrand verlegen? dann haben wir was wir im A-forum meistens ablehnen - eine getrennte nutzung der stadt die mit infrastruktur erschlossen werden muss. die viertel, die leipzig zum gleuck noch vorweisen kann, sind nicht nur mit sanierten fassaden schoen sondern geben eine einmalige synergie aud wohnen, leben, einkaufen, arbeiten. man kann nicht von wiederbelebung traeumen und dann alles laute ausklammern.



    @ dj tinitus


    die markthalle in chemnitz kenne ich nicht. aber bei der dresdner muss ich zugeben dass es "nicht wirklich das gelbe vom ei ist". ohne jeglichen politischen hintergrund! aber chinesiche und arabische fast food laeden, kick der textildiscont, ein paar blumenlaeden und eine konsumfiliale machen das nun wirklich nicht zu einer markthalle. ich kenne supermaerkte die eher eine eindruck einer markthalle vermitteln als diese. fuer mich ist das konzept in dresden wirklich schlecht gelungen. soweit ich weiß soll in leipzig der wochenmarkt integriert werden. zudem alles vom obst/gemuese, fleisch und fisch angeboten werden - es soll eindeutig eine markthalle werden. na hoffen wir es.

  • hedges: die chemnitzer markthalle hat inzwischen wieder dicht gemacht.


    LE Mon. hist. & lipsius:


    selbstverständlich ist dieses projekt nicht perfekt. aber


    man kann doch nicht gegen perforierung sein - und gegen wiederverdichtung ebenso.
    man kann doch nicht eine wohnwertminderung prophezeien - und gleichzeitig den erhalt der wohnungen in den eckgebäuden fordern.
    man kann doch nicht verkehrslärm beklagen - und die leute zum einkaufen weiterhin auf kilometerlange anfahrtswege schicken wollen.
    das passt doch nicht zusammen.


    im übrigen halte ich es für gewagt, die bebauung der lindenauer marktes als konsolidiert zu betrachten, wenn der grösste teil des projektes auf brachflächen entstehen soll. und das paradebeispiel für einen gründerzeitlich überformten dorfanger ist meines erachtens in der gohliser menckestrasse zu finden.

  • Bitte genau lesen, wir sind natürlich absolut für Verdichtung, ein etwas kleinerer Einkaufsmarkt vom Zuschnitt eines Konsums zum Beispiel hätte diese Aufgabe auch und besser erfüllt. Bei Nachverdichtungen sollte der begrünte Innenbereich des Blocks natürlich nach Möglichkeit nicht versiegelt werden. Die Wohnwertminderung ist genau Folge der Baumaßnahme. Die Gohliser Menckestrasse hat nicht den Charakter eines Marktes.

  • @ dj: ich finde, du legst hier zu sehr eine Entweder-Oder-Denke an, die ich hier keineswegs als gesetzt ansehe. Das Gebiet ist langsam aber sicher dabei, sich zu konsolidieren, wir haben es hier auch keineswegs mit baldigst zusammenfallenden Häusern zu tun, ergo besteht da kein akuter Handlungsbedarf. Das Zentrenkonzept und die Kaufland-Planungen stammen aus den 90ern, als einem um die Zukunft des Lindenauer Marktes wirklich noch Angst und Bange werden konnte. Hier hätte man durchaus einen Schnitt machen und eine Neuplanung in kleinerem Maßstab anstreben können. Nichts anderes wollte Lipsius sagen, falls ich das richtig verstanden habe. Der kleinere Maßstab hätte dann durchaus ja auch in der Form Supermarkt + Discounter, wie man das desöfteren sieht, umgesetzt werden können. Aber gut, die Messe ist gelesen. Schade trotzdem, dass man die Verzögerungen nicht für Anpassungen am Konzept genutzt hat.


    Was mich ein wenig wundert: wenn der Markt nur zweietagig ist und die Fassade der beiden Altbauten erhalten werden soll, was kommt dann dort rein? Büros, Praxen, oder doch wieder Wohnungen?

  • Kritik an Größe und Form des Kauflandes am Lindenauer Markt

    Gestern tickerte eine Meldung des Stadtforums Leipzig mit dem Betreff "Lindenauer Markt: Häuserabbrüche und Planungen für ein Einkaufscenter" in zahlreiche Mailboxen. Darin weist das Stadtforum auf den am Donnerstag und Freitag erfolgten Abbruch des Gründerzeithauses Henricistr. 12 hin und kritisiert die damit im Zusammenhang stehende geplante Errichtung eines Einkaufscenters für Kaufland mit ca. 3.800 m² Verkaufsfläche nebem dem Lindenauer Markt.


    "Das Projekt blockiert bereits seit mittlerweile über 10 Jahren alle Ansätze für eine kleinteilige Entwicklung des Lindenauer Marktes sowie der angrenzenden Straßen. Dem Vorhaben sollen bis April drei weitere - sanierte und bis zu ihrer Freilenkung voll vermietete - Gründerzeithäuser unmittelbar am Markt zum Opfer fallen. Von einem 5-stöckigem Bau soll die Fassade erhalten bleiben vor einer anschließenden 2-geschossigen Bebauung (Center + Parkdeck). Ein Verkehrskonzept ist nicht in Sicht."


    Das Stadtforum weist darauf hin, dass das Vorhaben von ihnen in der Vergangenheit gegenüber der Verwaltung wiederholt kritisch angesprochen wurde. Nachdem die Realisierung bereits mehrfach endgültig gescheitert zu sein schien, sei das Vorhaben wieder aktuell, was sich nicht zuletzt in dem Abbruch zeigt. In der kommenden Woche wird das Stadtforum dazu öffentlich Stellung nehmen.


    http://www.stadtforum-leipzig.de/


    Die LIZ hat bereits die Vorabmeldung aufgegriffen:


    Abbruch in der Henricistraße: Nach zehn Jahren droht Lindenau doch noch ein überdimensioniertes Einkaufs-Center
    Redaktion 13.02.2010
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…denau-Einkaufscenter.html


    PS: Die Genehmigung für das ausführliche Zitat der Stadtforums-Mail an dieser Stelle liegt mir vor.

  • ^ Wenn die Kaufland-Planung tatsächlich seit 10 Jahren eventuelle kleinteilige Planungen an dieser Stelle blockieren sollte, wäre das natürlich eine riesengroße Sauerei. Damit wäre dann auch dj tinitus' (zugegebenermaßen polemischer) Einwand entkräftet, hierbei handle es sich um "Rattennester", für die sich "seit Jahren niemand interessierte". ;)


    Allerdings stellt sich mir schon die Frage, warum das Stadtforum erst jetzt an die Öffentlichkeit geht. Die Planungen waren ja altbekannt. Jetzt ist es wohl zu spät.

  • Da hier die Informationen über das geplante Einkaufsszentrum/Kaufland am Lindenauer Markt zumindest verstreut zu finden sind (11.12.2008: http://www.deutsches-architekt…d.php?p=202433#post202433 ; 25.1.2010: http://www.deutsches-architekt…d.php?p=249240#post249240 ), habe ich mal versucht, die bisherige Entwicklung und den aktuellen Stand der Pläne zum Stadtteilzentrum Lindenauer Markt (vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 286) im anderen Architekturforum zusammenzufassen:


    Leipzig: Lindenauer Markt und Kaufland-Projekt
    http://www.architekturforum.ne….php?f=19&t=3301&p=104052


    Dies beruht im wesentlichen auf eigenen Kentnissen - bisweilen nur vom Hörensagen - und auf einer Internetrecherche. Korrekturen und Ergänzungen sind dort oder hier daher sehr willkommen.


    Als ich den Zentrenpass 602 - Lindenauer Markt, C-Zentrum, Versorgungsraum Altwest, Ortsteil Altlindenau - unter http://www.leipzig.de/imperia/…pass_Lindenauer_Markt.pdf noch mal überflog, fiel mir auf, dass neben dem laufenden Ausbau des Westbades Gesundheitszentrum und dem hier diskutierten Vorhaben des "Stadtteilzentrums Lindenauer Markt" unter "weitere Handlungsempfehlungen" noch erscheint:
    - Lückenschließung 15/17 im Durchgang zur Gemeindeamtsstraße


    Dabei handelt es sich um die große Baulücke zwischen Markt und Odermannstraße in der Verlängerung der Gemeindeamtsstraße, die zum Teil mit den Parkplatz-Schildern gestaltet wurde: http://www.bing.com/maps/?v=2&…2015%2C%2004177%20Leipzig


    Da ging ja lange Zeit nichts mehr vor und nichts zurück, aber da dürfte in nächster Zeit wieder Bewegung reinkommen können, denn diese Fläche wird demnächst zwangsversteigert. Der nächste Termin ist der 24.03.2010, diesmal wird wohl das höchste Gebot akzeptiert unabhängig vom Nichterreichen der 5/10- bzw. 7/10-Grenze des Verkehrswertes.


    Aktenzeichen:475 K 872/07
    Termin:, 14:00 Uhr
    Ort der Versteigerung:Saal 056
    Verkehrswert:230.000,00 EUR


    Inoffizieller Grundstücksbeschrieb:folgende Angaben in ( ) ohne Gewähr: (Grundstücke zwischen Odermannstraße und Lindenauer Markt, 04177 Leipzig: Gesamt-grundstück zum WEST nur mit einem Gleichrichterunterwerk (GUW) mit dazugehörigen Nebenanlagen bebaut, 2 Mittelspannungsleitungen, weitere Nutzung als PKW-Abstellflächen, durch GUW wird Gesamtgrundstück großflächig belastet) Bay. Hypo- und Vereinsbank AG, Frau Bauer, Tel. 089/ 378-48339, Az.: SCW10/Lei/495/5080256703/Ba. Der Verkehrswert wurde gemäß § 74 a Abs. 5 ZVG festgesetzt auf: insgesamt 230.000,00 €EinzelwerteBlatt 115: 58.000,00 €Blatt 113: 37.000,00 €Blatt 1047: 61.000,00 €Blatt 2385: 45.000,00 €. Der Zuschlag kann wegen Nichterreichens der 5/10- bzw. 7/10-Grenze gemäß §§ 85a, 74a ZVG nicht mehr versagt werden.


    http://www.justiz.sachsen.de/gerichtstafel/
    --> Zwangsversteigerung, dann nach Leipzig/Lindenau suchen


    Insgesamt sind das wohl etwa 2200 m2 Fläche. Vermutlich dürfte sie in nicht allzuferner Zeit bei der Lage auch wieder bebaut werden. Zumindest sollte sie als eine potentielle zusätzliche Bau- und später wohl auch zumindest im Erdgeschoß Verkaufsfläche am Lindenauer Markt stärker als bisher bei den Überlegungen berücksichtigt werden. Aber diese Fläche wird nach meiner Einschätzung nur sinnvoll bebaut und vermietet werden können, wenn es nicht von einem riesigen Markt nur wenige Meter weiter an die Wand gedrückt wird.


    Für den gesamten Lindenauer Markt wäre der Lückenschluss an der Stelle sehr wichtig, mindestens genauso wichtig wie zur Henricistraße. Da da aber noch Eckgebäude stehen und so die Konturen des Marktes bestimmen, halte ich diese Bebauung sogar für wichtiger als die an der Henricistraße. Außerdem ergäbe sich hier die Möglichkeit, die oft noch leerstehenden Geschäfte an der Odermannstraße stärker an den Markt zu binden.


    Die Zufahrtsmöglichkeiten sind deutlich besser geeignet als an der Henricistraße. Die etwas schwierige Kreuzung Odermannstraße / Lützner Straße sollte in nächster Zeit in Angriff genommen werden, da die derzeitige Situation mit laufenden Verlängerungen der Ausnahmeregelung für die Vorfahrt der Straßenbahn wohl nicht mehr ewig so bestehen kann. Nicht zuletzt könnte über die Gemeindeamstraße und einen Neubau an dieser Stelle endlich auch das bereits gebaute, aber fast völlig ungenutzte Parkhaus an der Gemeindeamtstraße schräg gegenüber der Nasch an den Lindenauer Markt angebunden und so endlich seiner Bestimmung zugeführt werden.


    Nicht zuletzt würde eine Bebauung an dieser Stelle die im Zentrenplan zur Nahversorgungslage herabgewürdigte, aber aufgrund seiner zwei Kaufhäuser und bereits bestehenden Discounter wie ALDI, KIK und Plus und natürlich der besseren verkehrlichen Erschließung eigentlich zu "höherem" berufene Einkaufslage zwischen Merseburger Straße und Endersstraße besser anbinden. http://www.leipzig.de/imperia/…s_Merseburger_Strasse.pdf


    Bislang wird diese, durchaus noch viel stärker entwicklungsfähige Lage, wenn man z.B. an das leerstehende alte Kaufhaus Held (zuletzt Karstadt) an der Ecke Merseburger/Demmeringstraße leider systematisch kaltgestellt, weil das "nahe gelegene C-Zentrum Lindenauer Markt" "Entwicklungspriorität" genießt. Der im Zentrenplan zu Recht festgestellte "Bedeutungsverlust" ist also hausgemacht. Daran wird sich auch nichts ändern können, wenn ihr hier unbeirrt von jüngsten Entwicklungen weiter stur an einer 10 Jahre alten Planung festgehalten wird. Damit meine ich z.B. den Aufschwung an der Karl-Heine-Straße, der langsam aber sicher auch auf die umliegenden Straßen ausstrahlt. So gibt es in den ersten Eckläden etwa an der Aurelienstraße schon wieder "Bespielung" in Form von Galerien ( http://www.potemka.de/ ) und neuen Läden. Damit meine ich auch die zunehmende Attraktivität des Bildhauerviertels ( http://www.bildhauerviertel.de/ ) und speziell der Josephstraße als fußläufige Verbindung von der Karl-Heine-Straße zur Lützner Straße und weiter durch die Odermannstraße bis zur Demmeringstraße. Noch ganz am Anfang stehen Bestrebungen, die Georg-Schwarz-Straße besonders in ihrem südlichen Teil und in dem Zusammenhang auch den Abschnitt der Merseburger Straße von der Einmündung bis zur erwähnten Fußgängerzone "wachzuküssen" ( http://www.georg-schwarz-strasse.de/ , siehe insbesondere die Informationen zu und aus den Planungs- und Verkehrsworkshops unter Projekte). ....


    All diese zarten Pflänzlein einer Entwicklung in der Fläche würden durch ein meines Erachtens völlig überdimensioniertes und weitgehend in sich abgeschlossenes Einkaufszentrum am Lindenauer Markt bis zur Henricistraße ziemlich brutal niedergetrampelt werden.


    Auch in der anderen Richtung wäre ein Großprojekt wie das Kaufland mit fast 4000 m2 Verkaufsfläche, das nicht vorrangig den Anwohner_innen dient, sondern Leute aus den umliegenden Stadtvierteln meist mit dem Auto anlocken muss, um ausgelastet zu sein, von erheblichem Nachteil. Das betrifft die kleinen Läden und Galerien ( http://www.kuhturm.de/ , http://www.panipanama.de/ ) an der Kuhturmstraße mit dem kleinen 33-Linden-Park direkt gegenüber, direkt anschließend natürlich auch die von Seiten der Stadt gewünschten Stadthäuser an den neu geschaffenen Freiflächen an der Kuhturmstraße und der Henricistraße. Und selbst wenn deren Errichtung noch Zukunftsmusik ist, die Straße würde die beiden schmalen Grünflächen links und rechts der Kuhturmstraße zerschneiden. Momentan werden sie mehr schlecht als recht angenommen, in erster Linie noch von Hundebesitzer_innen. Aber ich habe auch schon die ersten Sonnenhungrigen aus der Kuhturmstraße unter den Linden ruhen sehen.


    Das betrifft vor allem auch das Ende der Jahnallee um den Straßenbahnhof Angerbrücke. Wenn da nicht radikal gegengesteuert wird, wird die verkehrsberuhigte Zone trotz Tempo 10 wieder zur Einflugschneise von der Stadt aus - mit den entsprechenden Folgen für die erst vor kurzem fertiggestellten Häuser und sich nun auch wieder füllenden Läden an der südlichen Straßenseite, für die Villa Berg ( http://www.l-iz.de/Wirtschaft/…ortler-und-Busfahrer.html ).


    Bleibt es bei den bisherigen Plänen, die Zufahrt über die Zschochersche Straße abzuwickeln, dürften die zugegeben noch recht vagen Pläne, das Hauptgebäude der ehemaligen Mädlerschen Koffer- und Taschenfabrik wieder zu errichten, endgültig ad acta gelegt werden. http://www.bing.com/maps/?v=2&…2041%2C%2004177%20Leipzig


    Wie der Zugangsverkehr überhaupt über die jetzt schon eher unübersichtliche Kreuzung Zschochersche Straße, Jahnallee und Kuhturmstraße, an der mehrere Straßenbahnlinien zusammenlaufen, geführt werden soll, bleibt mir ein Rätsel.


    Und was machen die Autofahrer_innen, wenn sich nach ihrem Einkauf glücklich und zufrieden nach Hause rollen wollen? Zurück zur Zschocherschen Straße und dann über die Lützner Straße fahren? Da kann ich nicht glauben. Sie werden versuchen, sich über den Lindenauer Markt zu schlängeln oder wenn das nicht geht, durch die Henricistraße, Rabenerstraße und Angerstraße. Die Anwohner_innen werden sich darüber genauso freuen wie die Nutzer_innen der geplanten Radwegverbindung vom Lindenauer Hafen über Demmeringstraße, Apostelstraße und Roßmarktstraße bis zum Elster-Rückhaltebecken. Die Kinder in den zahlreichen Kindereinrichtung und auf den neugeschaffenen Spielplätzen rund um die Demmeringstraße ( http://www.georg-schwarz-stras…e/Kindertagesstaetten.htm ) werden jubeln.


    Mein Vorschlag und meine Bitte, die auch viele andere im Viertel und außerhalb teilen: Eine Stärkung des Lindenauer Marktes durch eine Nahversorgseinrichtung ist richtig und wichtig. Dies muss aber nicht die bisher geplanten Dimensionen haben, denn das stört und behindert die positive Entwicklung des Viertels aufgrund der Konzentration der Handelsfläche und des Anliefer- und Kund_innenverkehrs. Wesentlich günstiger wäre eine wesentlich kleinere Einkaufseinrichtung wie etwa an der Könneritzstraße/Industriestraße oder noch etwas größer als Jahnallee. Platz dafür ist entlang der Henricistraße vom Markt bis zur durch den Abbruch neugeschaffenen Brachfläche Nr. 12 ausreichend. Dann könnten die städtebaulich wichtigen und überwiegend bereits sanierten Wohn- und Geschäftshäuser an der Ecke bestehen bleiben und wieder ihrer eigentlichen Funktion zugeführt werden. Bis jetzt wurden sie ja systematisch leergezogen, zuletzt auch die drei noch existierenden Läden zum Auszug "bewegt" - in zwei Fällen führte dies zum Umzug in die Nachbarschaft, in einem zur Geschäftsaufgabe. Außerdem könnte der mit Steuergeldern geschaffene kleine 33-Linden-Park an der Kuhturmstraße erhalten werden. Ein etwa um die Hälfte kleinerer Laden als nach den bisherigen Planungen würde viel besser zum Lindenauer Markt und der Nachbarschaft passen als dieses hineingebeamte Ufo.

  • ^ Wenn die Kaufland-Planung tatsächlich seit 10 Jahren eventuelle kleinteilige Planungen an dieser Stelle blockieren sollte, wäre das natürlich eine riesengroße Sauerei. Damit wäre dann auch dj tinitus' (zugegebenermaßen polemischer) Einwand entkräftet, hierbei handle es sich um "Rattennester", für die sich "seit Jahren niemand interessierte". ;)


    Diese Formulierung des Stadtforums hat schon Kritik hervorgerufen und auch ich halte sie für nicht ganz zutreffend. Eine direkte "Blockade", also ein unmittelbares Eingreifen in die Vermietungen der Nachbarhäuser zugunsten der Pläne, gibt es meines Wissens nicht. Wie auch?


    Aber indirekt beeinflussen die seit fast 10 Jahren auch öffentlich bekannten Pläne natürlich die "Marktlage" im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt ziemlich großes Interesse von Händlerinnen und Händlern, sich am Lindenauer Markt niederzulassen. Viele Eigentümer_innen vermieten aber ihre Gewerbeflächen nicht oder verlangen schon jetzt im Vergleich exorbitante Mieten, weil sie auf die versprochene Zukunftsentwicklung spekulieren und von Megarenditen träumen. Ich könnte konkrete Häuser nennen, für die Preise erhofft werden, die man vielleicht erreichen kann, wenn man diese an einen Siemens-Lufthaken hängt, hochzieht und in der Münchner oder Hamburger Innenstadt wieder abstellt, aber niemals am Lindenauer Markt - mit und ohne künftiges Einkaufszentrum daneben oder gegenüber.


    Direkt beeinflußt haben die Pläne den Leerstand der Wohnungen und zuletzt den Wegzug bzw. die Geschäftsaufgabe der drei Läden in den Häusern Lindenauer Markt 2 und 4 und Kuhturmstraße 1. Direkt verhindert haben die Pläne eine bis zum Abriss theoretisch mögliche Sanierung des Gründerzeithauses Henricistraße 12, das weitaus aufweniger gestaltet war als die allermeisten Häuser in der Nachbarschaft, mit großen Räumen mit Stuckleisten, wie man sie sonst fast nur im Waldstraßenviertel oder an der Kollwitzstraße sieht. Auch die repräsentative Gewerbefläche der ehemalige Feinbäckerei im Erdgeschoß hätte dann wiederbelebt werden können.


    Direkt beeinflussen die Pläne auch die umliegenden Einkaufsflächen etwa an der Odermannstraße oder schon etwas weiter weg an der Merseburger Straße, die wie eben beschrieben dem EKZ die Priorität bei den städtischen Plänen zukommt.


    Allerdings stellt sich mir schon die Frage, warum das Stadtforum erst jetzt an die Öffentlichkeit geht. Die Planungen waren ja altbekannt. Jetzt ist es wohl zu spät.


    Ich habe ja hier und anderswo immer mal darauf hingewiesen, dass da ein neuer Anlauf bevorsteht. Aber geglaubt hat es mir kaum jemand - hier und anderswo ;-). Vermutlich hat man auch beim Stadtforum nicht mehr damit gerechnet, dass aus den Plänen wirklich noch mal was wird, zu lange ruhte still der See. Aber durch den Abriss der Henricistraße 12 in dieser Woche und die Vorbereitungen für den Abriss bis auf die Fassaden der drei anderen Häuser und den Komplettabriss des sanierten Hinterhauses Lindenauer Markt 2, der schon allein durch die Geschäftsschließungen deutlich sichtbar wird, scheint man nun wachgeworden zu sein und sich in der Hoffnung einer stillen Beerdigung der Pläne getäuscht zu haben.


    Es ist sehr spät, aber noch nicht zu spät. Es gibt immer noch keinen gültigen Bebauungsplan. Der vorhabenbezogene Bplan Nr. 286 "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt" war zwar vom 13.2. bis 12.3.2007 öffentlich ausgelegt, aber wurde noch nicht durch den Stadtrat beschlossen. Zahlreiche Einwände wurden geltend gemacht, meines Wissens ist aber noch keine offizielle Reaktion darauf erfolgt. Wenn ich richtig informiert bin, soll der B-Plan nun im März im Stadtrat behandelt werden. Es wäre zu wünschen, dass unsere Stadträte nun nicht wieder wie in Gohlis einfach nur das Ding endlich vom Tisch haben wollen, weil es ja nun schon so lange geplant und diskutiert wird, sondern sich noch einmal intensiver mit den Plänen und den Auswirkungen ihrer Realisierung, mit den geänderten Bedingungen, mit den seit den ersten Plänen gemachten Erfahrungen und neuen positiven Beispielen für hervorragend funktionierende kleinere Nahversorgungszentren - siehe die oben genannten Beispiele - beschäftigen würden.


    Wir schreiben das Jahr 2010, die Pläne für solche riesigen Einkaufszentren stammen aus einer vergangenen Zeit, sie sind über 10 Jahre alt. Sie haben damals kaum funktioniert, sie tun es heute erst recht nicht. In Connewitz verschwanden ähnliche Pläne durch bürgerschaftliches Engagement in der Schublade, in Gohlis wurden sie mehr oder weniger bedenkenlos abgenickt.

    Man sollte auch in Lindenau den Mut und die Kraft haben, sich den aktuellen Bedingungen zu stellen.


    Jetzt werde ich sicherlich gefragt, was sich denn rings um den Lindenauer Markt seitdem verbessert hätte, es hätte sich doch seit 1999 eher alles verschlechtert. Das stimmt nicht. Die verbliebenen Häuser in der schon fast komplett abgeschriebenen Kuhturmstraße sind alle saniert und überwiegend vermietet, vor einiger Zeit wurde die Nr. 10 neben dem Durchgang zur Dreilindenstraße fertiggestellt und ist fast vollständig vergeben. Momentan wird das letzte unsanierte Haus an der Ecke zur Angerstraße auch noch saniert, dabei aber leider die ehemalige Kneipe im Eckladen in Wohnungen umgewandelt. Die Demmeringstraße zwischen Markt und Angerstraße ist weitestgehend saniert, nach zunächst häufigerem Wechsel wurden nun offenbar "stabile" Mieter gefunden, etwa mit der Stadtmission. Die Demmeringstraße 19 gleich um die Ecke vom Markt wird zusammen mit dem kleinen Gewerberaum seit Januar 2010 saniert ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=249214#post249214 ). Bei dem unsanierten Gründerzeithaus in der Rietschelstraße 3 mit der ehemaligen Fleischerei ("Roßmarkthof" http://www.stadtlabor.de/p35.html ) soll es nun doch wieder Bewegung geben. ...


    Bei den Nahversorgungsflächen in der weiteren Nachbarschaft kam z.B. der Lidl an der Merseburger Straße/ Hausschildstraße 1 dazu (Entfernung weniger als 1 km). Neulich hat die Stadtbau AG ihre Ideen für die Revitalisierung der vier Gründerzeitblöcke an der Georg-Schwarz-Straße gegenüber des Diakonissenkrankenhauses vorgestellt, die überwiegend im Besitz der LWB sind und von dieser als "Leutzscher Höfe" vermarktet wurden. Der für den Entwickler Stadtbau tätige Architekt Gregor Fuchshuber ( http://www.fuchshuberpartner.de/ ) plant, an der Ecke Georg-Schwarz-Straße und Prießnitzstraße ein Nahversorgungszentrum mit ca. 500 qm Verkaufsfläche als Neubau eingeschoben in den Erdgeschossbereich des Gründerzeithauses nach dem Konzept der "Leipziger Läden" wie etwa am Drogeriemarkt dm am Lindenauer Markt 12 zu errichten. Die Entfernung beträgt etwa 1,5 km. Zu dem Lidl an der Merseburger Straße käme damit ein weiterer Nahversorger hinzu, nach den Vorstellungen der Stadtbau wohl eher im gehobenen Bereich. Dieser dürfte je nach "Marksegment" auch für die übrigen Anwohner_innen der Georg-Schwarz-Straße und William-Zipperer-Straße von Interesse sein und weitere Kund_innen aus der Nachbarschaft vom geplanten Riesenmarkt am Lindenauer Markt abziehen.


    Insgesamt hat sich einiges getan und manches ist noch auf dem Weg. Alles in allem ist das aber mehr als genug, um die alten Pläne und Zahlen noch mal zu überprüfen.