Leipzig: Alte Messe + Revitalisierung "Kohlrabizirkus"

  • Sport unterm roten Stern?

    Gruß,


    Nach LVZ Angaben (21.2.09) sollen die Gelder aus dem Konjunkturprogramm unter anderem für den Umbau des ehm. Sowjetischen Pavillon in eine Sporthalle genutzt werden. Dort können dann unter anderem die HCL-Handballerinnen spielen. Kostenanschlag 12 Mio. €uro. Wenn das mal kein negatives Licht auf die Mannschaften hier wirft...vielleicht sollte Herr Rosenthal das mal überdenken.


    Aber auf jeden Fall besser, als eine Ausstellung über Konzentrationslager.

  • Mit dem Umbau des Sowjetischen Pavillons knüpft man zumindest an die Traditionen des Achilleions an. Allerdings würde ich mir schon ein paar weitere Informationen wünschen, da ich große Sorgen um den Charakter des Sowjetischen Pavillons habe. Meines Wissens ist nämlich nur der Portikus denkmalgeschützt (?). Die Spitze mit dem Sowjetstern sollte aber ebenfalls um jeden Preis erhalten werden, sie verkörpert einen wichtigen Teil deutscher Geschichte. Und diese solte an solch herausragenden Einzelobjekten wie dem Karl-Marx-Kopf in Chemnitz, den sowjetischen Ehrenmalen in Berlin oder eben dem Pavillon unbedingt für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Das nur als generelle Betrachtung, ohne die genauen Pläne für den Pavillon zu kennen...

  • Da der HCL nur 2000 bis 3000 Zuschauer in die auf die dreifache Kapazität ausgelegte Arena lockt, wird man sich wohl nach einer angemesseneren Spielstätte umsehen. Die Arena kann man dann mit atraktiveren Ereignissen füllen.
    Vielleicht ist auch schlicht und ergreifend die Miete der Halle nicht mehr zu stemmen. Der Frauenhandball ist sicherlich wie alle Profivereine nicht auf Rosen gebettet. Auch der FC Sachsen steht ja vor dem Problem, daß er im Zentralstadion in der nächsten Saison durch Herrn Kölmel mit Mietforderungen konfrontiert wird, die derzeit einfach nicht refinanziert werden können.

  • der grund für die gedankenspiele zum umbau der messehalle ist die überbelegung der arena, die dazu führt, dass der hcl seine heimspiele oft im ausweichquartier ernst-grube-halle austragen muss.

  • Dann hat der HCL endlich eine feste Spielstätte und muss nicht mehr auf Ausweichquartiere ausweichen. Zudem erfüllt es den ehemaligen Sowjetischen PAvillion wieder mit Leben, aus meiner Sicht wünschenswert.
    Hoffen wir das beste.

  • Mit ca. einem 3/4 Jahr Verspätung haben die Bauarbeiten auf dem Neubaugelände von der Firma Sanitär Heinze begonnen.


    Bauupdate: 03.03.2009






    Bilder: Dr.Faust

  • Gibt es vielleicht eine Visualisierung des Projektes (evtl. Bauschild)? Sanitär klingt jetzt erstmal nicht so nach einer neuen Architekturikone in der Stadt. Aber vielleicht wirds ja nicht so schlimm.


    Nachtrag: Also wenn man "Sanitär Heinze Leipzig" unter Bilder googelt kommen zwar eine Menge Filialhäuser, die allerdings alle nicht so sonderlich aussehen...

  • ist doch erstmal großartig, dass dieser weiße fleck im stadtbild geflickt wird. da hier sowieso keine reichliche gründerzeitbebauung vorhanden ist, gibt es da ja auch keine pressierenden befindlichkeiten ;) das soll kein freifahrtsschein für einen grauverputzten betonklotz mit magentafarbenen fensterrahmen sein...

  • Bis jetzt gibt es kein Bauschild, denke mal, daß es demnächst eins gibt. Der Neubau würd sich gut in die Gegend einpassen, wie NL ATU und das Motoradhaus.

  • Im laufe des Tages wurden die ersten Pfeiler angeliefert. Es gibt jetzt auch eine Bautafel. Wie ich schon schrieb, wird sich das Gebäude in den Straßenzug gut eingliedern.


    Bauupdate: 23.03.2009







    Bilder: Dr.Faust

  • ^ Also für ein "Gewerbegebiet" sieht das doch ganz ordentlich aus. Danke für die Fotos, Dr. Faust.


    In der heutigen LVZ gibt es ein Leipzig-Spezial zur Zukunft der neuen Messe. Der Geschäftsführer der städtischen Verwaltungsgesellschaft LEVG, Reinhard Wölpert, sieht künftig nur noch die denkmalgeschützten Hallen des sowjetischen Pavillions (ehemalige Halle 12), des HitMarkts (ehemalige Halle 11) und des Volkspalasts (ehemalige Halle 16), die anderen werden wohl nach und nach beim Eintrudeln von Investoren abgerissen. Ausnahme ist wohl die ehemalige Halle 7, die heute die "europaweit einzigartige" Soccerworld beherbergt. Zeitrahmen für die Maßnahmen werden aber wohl eher die nächsten Jahrzehnte sein, da die Messehallen zur Zeit zu 80% ausgelastet sind. Die Hallen 5 und 21 sind aber bereits gesperrt, weil die Dächer marode sind.


    Eine Maßnahme, die weiter vorne im Thread bereits Thema ist, wird mit Sicherheit kommen - der Bürotrakt am Eingang, der die Sichtachse von Neuem Rathaus zum Völkerschlachtdenkmal stört, kommt mit Sicherheit weg. Damit der Eingangscharakter gewahrt bleibt, sehen die Pläne aber zwei gleich große Neubauten links und rechts der Zufahrt ähnlich einem Flaschenhals vor. Künftige Investoren werden an Gestaltungsvorgaben gebunden, um den Charakter des Gebiets zu erhalten. Der Riegel wird mittelfristig scheinbar nur von der LEVG genutzt, da 3500 m² im Gebäude sofort zu vermieten sind.

  • Bei dem schönen Wetter bin ich mal losgezogen und hab wieder Fotos gemacht.
    Jetzt kann man schon gut den Grundriss erahnen. Was mir persönlich gefällt ist, daß die 3 Gebäude harmonisch zusammenpassen.


    Bauupdate: 19.04.2009





    Bilder: Dr.Faust

  • Der Neubau von "Sanitär Heinze" schließt sich lückenlos an das Motoradcenter an. So wird es später eine Front geben. Wie ich auch gesehen habe, wird nebenan auch eine neue Zufahrtstraße gebaut um die hinteren freien Flächen gut zu erreichen.


    Bauupdate:13.05.2009





    Bilder: Dr.Faust

  • Möbelhaus auf Alter Messe

    Wie die LVZ heute berichtet, steht die LEVG momentan in Verhandlungen mit zwei Interessanten für einen großen Möbelmarkt auf der alten Messe. Es geht dabei um Investitionen von 50 Mio. Euro und 250-400 Neue Arbeitsplätze.


    Erster Bewerber ist laut LVZ-Informationen Porta, die entlang der Prager Straße ein Einrichtungshaus sowie einen SB-Möbelmarkt Boss mit zusammen 42 000 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten möchten. Dafür sollen die alten Messehallen 1, 2 und 3 teilweise abgerissen werden. Bei der Vorstellung des Projekts im Leipziger Gestaltungsforum, das zu wichtigen Architekturfragen berät, wurde ein Erhalt historischer Fassadenflächen an der Prager Straße diskutiert. Im Gespräch dafür ist vor allem das recht imposante Eingangsportal der alten Halle 2. Es könnte in den Neubau integriert werden.
    Wichtig wäre hier m.E. auch die Beibehaltung der Flügelung, d.h. die Neubauten, die die Hallen 1 und 3 ersetzen würden, müssten möglichst eine ähnliche Symmetrie wie die Bestandsgebäude aufweisen.
    250 Arbeitsplätze würde Porta schaffen, die Frage ist nur, ob diese zulasten eines anderen Standorts im Leipziger Raum (PC oder Wiedemar) gehen würden.


    Beim zweiten Bewerber handelt es sich um die Firma Finke aus Paderborn, ein 50 Jahre altes Familienunternehmen mit sechs großen Einrichtungshäusern, zwei Wohnkaufhäusern und einem Design-Möbelmarkt. Die Paderborner würden am anderen Ende der Alten Messe bauen: auf einer riesigen Freifläche westlich der Zwickauer Straße und nördlich der Richard-Lehmann-Straße. Finke plant dort ein Einrichtungshaus mit 65 000 Quadratmetern Verkaufsfläche, zudem ein SB-Möbelkaufhaus mit 12 000 Quadratmetern. Bei 50 bis 60 Millionen Euro Investitionen sollen 350 bis 400 Arbeitsplätze entstehen.


    Auch wenn eine Revitalisierung der Front zur Prager Straße schön wäre - mein persönlicher Favorit ist Finke, sowohl von den Zahlen (Anzahl der Arbeitsplätze, unwahrscheinliche Verlagerung von anderen Standorten aus, da in der Region noch nicht vertreten) her als auch vom städtebaulichen Aspekt, die nördliche Zwickauer Straße wäre dann größtenteils komplett.

  • Bitte?!?!?


    Ein weiterer Möbelmarkt ist genau das was wir NICHT brauchen! Solche Projekte machen mich echt rasend, wer braucht denn noch so ein Ding, wo irgendwelcher Press-Span-Kram verklingelt wird. Es ist ist doch jetzt schon viel zu viel Verkaufsfläche da. Und dann auch noch solche Billigheimer, das braucht die Alte Messe zu ihrer Belebung echt als Allerletztes!!!


    :Nieder:


    Ich kann nur inständig hoffen, das sich das Projekt wieder zerschlägt, wenn das genehmigt wird, wäre das das reinste Mißmanagement. Kann man der Stadtverwaltung nicht mal schreiben, das solcherlei Investitionen als überflüssig eingestuft werden sollten?


    In Schkeuditz steht ja immer noch der Möbel-Erbe-Palast rum und zergammelt langsam auf dem Acker. Kann man denn nicht mal aus sowas lernen und was langfristig Tragfähiges machen? Solche Investitionen in Möbelmärkte (oh, Gott!!) sind doch nichts für die Alte Messe, was soll das denn nur?!?!?

  • Es gibt ausser im PC und eines Billig-Marktes an der B2 innerhalb Leipzig kein Einrichtungshaus. Da kann es doch m.E. nur im Interesse der Stadt sein, dass entsprechende Gewerbesteuerbeiträge wieder innerhalb der Stadt gezahlt werden.


    Ich kann jedenfalls beispielsweise gegenüber ATU oder eines Küchencenters, aber auch eines Autohauses keine Minderwertigkeit der Möbelbranche erkennen. Vielleicht kannst du ja nochmal näher erläutern, wieso du das so siehst.


    Ein Einrichtungshaus auf der alten Messe hätte jedenfalls einen unbestreitbaren Standortvorteil, da durch den ÖPNV sehr gut erschlossen. Das gleicht sich dnan durch zusätzliche LKW-Fahrten aber sicherlich wieder aus.


    Über die Anbieter an sich könnte man sich jetzt streiten, m.E. fehlt in Leipzig etwas hochwertiges wie rooms (die sich aber meist in der Nähe von großen Einrichtungshäusern ansiedeln, siehe Berlin Tempelhof), oder noch besser Stilwerk. Die würden aber eher in den Petershof oder die Blechbüchse passen. Dazu muss sich aber sicherlich die Kaufkraft noch ein wenig entwickeln.

  • Gerne erläutere ich das:


    Die beiden angeblichen Interessenten beackern zwei verschiedene Segmente. Finke ist Mittelklasse. Diese wird in Leipzig bereits von Höffner und Möbel-Kraft bedient. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Anbieter. Dabei ist zu beachten, dass Möbel nun mal seltener gekauft werden als Kleidung, dass heisst der Markt schneller gesättigt ist als in anderen Segmenten. Dadurch haben die bestehenden Märkte auch viel größere Einzugsgebiete. Beispielsweise ziehen Höffner und IKEA Käufer auch aus Dessau oder Altenburg an.


    Erst vor kurzem ist der zweite Höffner-Markt in Leipzig-Wiederritzsch wegen mangelnder Auslastung an Möbel-Kraft verkauft worden die in direkter Konkurrenz zu Höffner stehen. Ich sehe so einfach nicht, wie noch ein drittes großes Haus langfristig leben soll. Von den vielen mittleren Anbietern habe ich noch nicht gesprochen, etwa Möbel-Schröter und so. Eine Fahrt entlang der Ausfallstrassen Leipzigs zeigt auf wie stark der Möbelsektor schon bestückt ist. Der Fall Möbel-Erbe spricht für sich. Nochmal: im Möbelsektor muss das regional betrachtet werden, Möbel sind keine schnelllebigen Wegwerf-Güter.


    Möbel-Boss ist wiederum die absolute Billig-Schiene. Nicht, das es auch für sowas einen Bedarf gibt, aber es gibt eine Vielzahl von Anbietern.


    Zudem: ich stelle mir für das Messegelände einfach eine hochwertigere Nutzung vor, etwa für Wissenschaft, Kultur und Technologie. Da gibt es genug Pläne. Jetzt bekommen wir eine erbärmliche Mischung aus innerstädtischem "urban sprawl" der übelsten Sorte. Möbelmärkte gehören samt und sonders nicht gerade zur hochwertigen Architektur. Wenn sich solche gesichtslosen Kisten jetzt auch noch nahe an die Innenstadt fressen, trägt das nicht gerade zur Aufwertung der Alten Messe bei, die ja dort dringend geboten ist. Dann hätte man sich auch die extravaganten Architekturen am Deutschen Platz und des Fraunhofer IZI sparen können. Denn jetzt scheint es ja eh egal zu sein was da gebaut wird, wenn Filialisten aus bereits hoffnungslos übersättigten Branchen sich breit machen dürfen.


    Nun, am Ende richtet es der Markt. Diese Märkte werden keine zehn Jahre überleben, jede Wette. Aber was dann? Dann stehen zwei Riesenkisten herum und gammeln vor sich hin. Nicht gerade ein Weg zur nachhaltigen Nutzung des Geländes.