Turin - Genua - Mailand

  • Turin - Genua - Mailand

    Na, wo wir schon Reiseberichte aus Zentral-Spanien, zu der Strecke Deutschland -> Türkei und Philadelphia haben, wieso dann nicht auch noch etwas aus Nordwest-Italien?


    Mein 'Hauptquartier' war Turin. Eine Stadt, über die ich mir eigentlich nie wirklich Gedanken gemacht habe und von der man auch nicht wirklich was hört. Laut meiner Gastgeber hat sie sich in den letzten Jahren sehr von der Industriestadt zu einer lebenswerten Metropole gemausert.


    Fangen wir mal an der Piazza Statuto an, soz. der westl. Eingang in die Innenstadt. Viel Bilder habe ich nicht, aber zur Stadt hin sieht der Platz rundherum gleich aus...





    Denkmal-Brunnen für den Bau des Mont-Cenis-Tunnels, der das franz. Savoyen mit dem ital. Piemont verbindet. Der Berg besteht aus bei den Bauarbeiten angefallenen "Felsabfällen". Oben ein Genius (Fortschritt vielleicht?), zu seinen Füßen Titanen, die wohl den Widerstand des Felsens o.ä. darstellen.



    In die Stadt hinein führt Richtung Westen die Via Garibaldi, mit knapp 1km die längste Fußgängerzone Europas (oder wars sogar der Welt?). Auf der Karte oben sieht man ja das im Raster angelegte Straßenmuster, das noch aus röm. Zeit stammt. Ebenso alt ist auch die Straße. Leider stand die Sonne schon etwas ungünstig.





    So gerade und geordnet sie auch ist, gehen links und rechts viele kleinere Gassen ab.



    Sie führt zur Piazza Castello mit dem Palazzo Reale (17. Jh.)...


    und dem Palazzo Madama (1718-1721), benannt nach der französischstämmigen Herzogin Maria Christina von Savoyen...


    Hinter dem barocken Anbau des Pal. Mad. erkennt man das eigentliche, aus einer röm. Stadttor hervorgegangen Kastell (15. Jh.).



    Ggü. erhebt sich ein Turm aus Mussolinis Zeiten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Danke für die Bilder und den Begleittext. Turin ist eine wirklich schöne Stadt, die leider im Schatten vom (meiner Meinung nach) hässlicheren Mailand steht.

  • Ja, das stimmt wohl. Ich fand Mailand zwar nicht unbedingt hässlich und es wirkte an manchen Ecken auch großstädtischer. Aber im Grußen udn Ganzen steht Turin Mailand so aus touristischer Sicht in keinster Weise nach.


    So, weiter gehts von der Piazza Castello zur Piazza Carlo Felice, mit dem Hauptbahnhof 'Porta Nouva'.


    Führte die Via Garibaldi auf den Palazzo Madama zu, bildet die Via Roma eine Sichtachse zw. Palazzo Reale und Bahnhof. Wie so viele große Straßen der Turiner Innenstadt, ist auch diese Luxus-Einkaufstraße beidseitig von Arkaden gesäumt.





    Auf halber Strecke mündet sie in die Piazza San Carlo (17. Jh.). Wie schon die Piazza Statuto, ist auch dieser Platz recht einheitlich gestaltet.






    In der Mitte ein Reiterstandbild Herzog Emanuele Filiberto I 'Eisenschädel' von Savoien.




    Der zweite Abschnitt ist im Gegensatz zum ersten wieder von faschistischer Architektur von Mussolinis 'Hofarchitekten' Marcello Piacentini, sozusagen dem "italiensichen Albert Speer", geprägt. Es ist zwar etwas kühl, aber an sich finde ichs durchaus ansprechend.




    Die Rückseiten der "Zwillingskirchen" (S. Carlo und Sa. Cristina) zur Piazza S. Carlo mit den Adam-und-Eva-Brunnen...


    Es erinnert auch sehr ans Upper Eastside, oder?





    Zufall ;)?


    Schließlich mündet die Via Roma in die Piazza Carlo Felice mit dem sehr idyllischen 'Giardino Sambusy'.



    Der Bahnhof Porta Nuova (1861-1868). Ich fand ihn sehr schön. Leider ist er etwas runtergekommen, aber zur Zeit wird wie man sieht auch gebaut.





    P.S. Einige Fotos sind mit dem Handy entstanden

  • Sehr interessante Eindrücke von Turin. Ich bin überrascht, wie planmäßig und gleichförmig Turin errichtet ist. Man könnte fast sagen, Turin wirkt trotz der schönen Fassaden langweilig oder wie ist der Eindruck vom Boden aus?

  • Re:

    Es sind oft "Brüche" in dem Rastermuster vorhanden, welches der Langeweile vorbeugt..
    Genial finde ich vor allem die Piazza Vittorio Veneto...
    Zig Kilometer Arkadengänge..
    Die herrlichen Parkanlagen...
    und die oft auch ansehnliche modernere Architektur
    Ich war letztes Jahr in Turin und war so begeistert, dass ich plane ab Januar ein paar Monate dort zu bleiben.

  • Re:

    die hohen Decken und äußerst großzügigen Dimensionen der Gebäude kommen auf Fotos leider auch nicht so rüber..
    Wie hoch die Arkadengänge auf der Via Roma gestaltet sind könnt ihr euch ja in etwa ausmalen, wenn ihr die Personen darunter im Vergleich sieht.

  • paderwan
    Ich war auch überrascht über diese unzähligen Arkaden. Aber bis auf den Corso Vitt. Eman. II. und diese großen Plätze jew. für sich gesehen sind die Fassaden doch unterschiedlich gestaltet, wie es sich gehört. Aber da man meist eh in den Arkadengängen flaniert, sieht man die Fassaden (leider) häufig eh nicht.


    Philipp
    Ich fand die Stadt im Großen udn Ganzen auch sehr schön und ansehnlich. Meine Gastgeber meinten auch, die habe sich in den letzten Jahren, mit dem "Untergang" der ganzen Industrie sehr gemausert.


    Na dann gehts mal weiter von der Piazza Solferino zum Vitt.-Emanule-Denkmal den gleichnamigen Corso runter - mit ein paar Abstechern hier und da - bis zum Po.


    Auf der Piazza Solferino wird leider grad gebaut (ne Tiefgarage oder so)...








    Schöner Platz...


    Mal wieder bisl Patriotismus...


    Einfach ein paar Fassaden...



    Vorher...


    Nachher...






    Der Bahnhof Porta Susa. Er wird demnächst Porta Nouva als Hauptbahnhof ablösen. Leider habe ich keine Fotos von dem neuen Glasanbau - und vom Altbau irgendwie auch kein besseres :confused:. Jedenfalls wurde die Tage die neue UBahn-Station eröffnet.


    V.-E.II., "Il Padre della Patria". Irgendwie finde ich die Reiterstandbilder doch besser...






    Diese Tore, der "Eingang" zur Innenstadt, hat man auch überall gefunden. Fand ich ganz interessant...



    Noch mal an der Porta Nuova vorbei...


    Die Synagoge. Leider in einer Seitenstraße, sodass man sie schlecht komplett aufs Bild bekommt...



    Dasselbe mit dieser prot. Kirche...



    Irgendein kleiner Triumphbogen am Eingang des Parco del Valentino...


    Angekommen, am Po...

  • Vielen Dank für die inforamtive Bilderstrecke. Man kann hier sehr gut die stadtgeschichtlichen Epochen erkennen. Ich finde, die italienischen Baugeschichte äußerst interessant. Man kann so zB. einen Eindruck der typischen "Bugnato" Bauweise gewinnen.

  • Turin gefiel mir deutlich besser als Mailand. An einigen Stellen merkt man dort schon die Kriegszerstörung und es sieht fast aus wie in einer westdeutschen Großstadt.

  • Bin irgendwie überrascht, wie viele in Turin gewesen zu sein scheinen :). Ist ja nicht grad die bekannteste Stadt. Ich fand Mailand vielleicht lauter und voller und auch teilweise moderner von der Architektur (aber bin ich ja aus Berlin gewohnt, und hier findet man die Kriegszerstörung und die daraus folgenden Kontraste doch so toll), aber so an sich (zumindest die Innenstadt) nun auch nicht so schlimm...


    So, am Po angekommen, mit den malerischen, spärlich bebauten, grünen Hängen am anderen Ufer. Die Qualität lässt leider ziemlich zu wünschen übrig :???:...



    gehts von an diesen entlang, über die Piazza Vittorio Veneto wieder zur Piazza Castello...


    Die Basilica Superga, Grablege der ital. Königsfamilie (nur die "gesamtitaliensichen" Könige und Königinnen liegen in Rom im Pantheon). Leider habe ichs nicht hingeschafft...


    Eins von vielen Garibaldi-Denkmälern...


    Einfach eine schöne Villa...


    Die Chiesa San Madre del Dio, eine schöne Pantheon-Kopie am anderen Ufer...



    Blick auf die riesige Piazza Vittorio Veneto...



    Wie sollte es anders sein, von Arkaden umgeben. Überall hingen solche Plakate mit hist. Ereignissen der ital. Einung. War interessant, wenn auch alles auf Italienisch...


    Überall in der Stadt fand man diesen sog. "Torro verde". Sehr praktisch...


    Nun zum, im wahrsten Sinne des Wortes, Höhepunkt des Tages und Turins an sich: die Mole Antonelliana (167,5m; der Name ist ein Zungenbrecher). Finde es etwas schlecht proportioniert und irgendwie sehr versteckt, für ein Wahrzeichen, das man sogar auf den €-Münzen sieht. Aber trotzdem beeindruckend...



    Der Fahrstuhl rast in einer gläsernen Röhre mitten durch den "Hohlraum", in dem sich das Filmmuseum befindet...


    Ein Rundumblick über die Stadt...



    Der Palazzo Savoia-Carignano (später mehr)...


    Piazza VicVen...


    Neuer Uni-Campus...


    Gasometer?


    Das andere Ufer noch mal...





    Noch mal die Superga...



    So, wieder runter...


    Ein Kino zum Museum. Ganz interessant...


    Noch mal die Via Po zur PVV runter...


    Wieder an der Piazza Castello...



    Hinter dem Plazzo Madama stehen diese Verwaltungsgebäude. Wieder leicht monoton, aber an sich schon interessant, wie die Deko auch nur aus Backstein besteht...



    Dahinter, ganz versteckt, das Theater...



    Ein letzter Blick nach hinten...

  • Turin gefiel mir auch besser als Mailand, oder Genua. Ich war leider viel zu selten in Turin, als ich mal für 9 Monate beruflich in Vercelli zu tun hatte und dort wohnte.
    Turin war auch mal kurze Zeit Hauptstadt von Italien, jedenfalls sagte mir das die nette Dame am Europcar Schalter.


    Es gibt da übrigens noch ein Photo-Thread über Turin und Mailand, vom guten Kampflamm:
    http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=8450


    Hattest Du den Platz vor dem Palazzo di Cita gesehen. Ich fand den neben den Mole Antonelliana, mit am beeindruckensten. Diese blau und roten geschmückten Leinen über dem Denkmal verleihen, dem etwas schattigen Platz ein schönes Ambiente.

  • Ja, Turin war Hauptstadt Sardischen Königreichs und nach der Einung 1961 noch ganze 4 Jahre Italiens, bis es die Funktion an Florenz verlor, bevor diese schließlich 1871 an Rom überging.


    Kann man sagen, Turin ist sowas wie München, also etwas idyllisch und malerischer (und dazu noch die Autoindustrie ;)) und Mailand...hm...Köln? Größer, lauter, große Kirche - nur nicht so hässlich.


    Dies mal waren diese Würfel - anlässlich der 150 Jahre Italien - rot-weiß-grün. Interessante Deko-Idee, hätte nicht gedacht, dass das was permanentes ist. Nur verstellt es den Blick aufs Rathaus. Der Platz selbst ist jedoch sehr schön. Mal nicht so weitläufig...





    Na dann kann ich mir ja Turin und Mailand sparen :angry:! Aber erst morgen ;).

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  • Da Italien und Spanien hier grad so angesagt sind, mache ich auch mal weiter. Von Turin habe ich einen Tagesausflug nach Genua gemacht. Mir hat die Stadt recht gut gefallen. Weiß nicht genau wieso :???:. Bisl schmuddelig in manchen Ecken vielleicht, aber das hat sone Altstadt oft so an sich. Die Fotos sind nicht ganz chronologisch, deswegen sind die am Anfang mit dem Handy gemacht...


    Los gehts natürlich am Bahnhof. Auch wenn ich auf Wilhelminismus stehe, hat mit der Bahnhof nicht so gefallen.



    Der Platz unmittelbar davor ist teilw. mit modernen Hotel- und Bürobauten umstanden...




    Hinter einem kleinen Park kommt die Piazza della Vittoria. Mussolini vom feinsten.







    Hinter dem Triumphbogen erhebt sich ein "lokalpatriotischer" Hang mit Blumenbeeten, die die Wappen der Stadt und Liguriens und der Region glaube ich...



    Die Sicht war schon ganz nett...





    Nun gehts in die Via 20. Settembre, die Haupteinkaufstraße der Stadt mit vielen schönen Gebäuden. Leider etwas schmal, sodass man nur schwer alles in einem guten Winkel aufs Foto bekommt...







    Kleiner Abstecher zur Piazza Colombo...



    Eine ins Haus integrierte Markthalle. Das Obst und Gemüse ist so schön und farbenfroh :lach:...






    Ein Viadukt über die Straße...




    Hinter dem Viadukt ist diese Konstruktion. Unten diese Arkaden und darauf steht dann eine Kirche. Dieses s/w gestreifte ist auch ne tolle Sache...





    Auch die anderen Gebäude haben nun wie in Turin Arkaden. Allerdings um einiges vielseitiger gestaltet, als die in Turin...











  • Die Straße mündet in die Piazza Ferrari. Die fand ich sehr schön und mit dem Brunnen und den repräsentativen und auch öffentlichen Gebäuden großstädtisch. Leider stand die Sonne etwas ungünstig...





    Die kunstvoll bemalte Fassade des Palazzo Ducale...




    Der ligursche "Landtag" oder ein dazugehöriges Gebäude...



    Gegenüber das Theater und davor - wie sollte es anders sein - dem Herrn Garibaldi zu Pferde...



    Daneben (laut Karte) das Kunstmuseum...



    Nächstes mal gehts dann runter zum Hafen :).

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  • Genua ist schon eine interessante Stadt. Ich hatte auch mal einen Tagesausflug dorthin gemacht, als ich für 9 Monate in Italien lebte (nein, nicht in Vercelli). Ich fuhr mit der Metro zur westlichen Endhaltestelle, einfach nur, um den krassen Klimaunterschied zwischen dem Zentrum und manchem hinter der Bergkette liegendem Viertel zu erleben. Quasi 2 U-Bahn-Stationen durch den Berg hindurch, um von mediterranen Hochsommer in den kühlen regnerischen herbst zu gelangen.