Projekt "Ensemble Nizza" am Untermainkai (realisiert 2022)

  • Ich frage mich, wie bei so einer Luxusimmobilie so ein disharmonischer, Entschuldigung, Mist geplant werden kann. Die Überarbeitung ist ja wohl mal gerade eine bizarre Verschlechterung. Die Tatsache, dass die Dachlandschaft weiterhin jegliche Gestaltungssatzungen ad absurdum führt, noch beiseite – das zweite Dachgeschoss, das höher als jedes Regelgeschoss ausfällt, wirkt wie eine Wucherung aufgrund zu langem Aufenthalts neben radioaktivem Material. Vielleicht versteht man darunter im akademischen Architekturbetrieb ja die Rezeption zeitgenössischer gesellschaftlicher Probleme.


    Weiterhin wies der ursprüngliche Entwurf wenigstens sowas wie eine vertikale Risalitgliederung zum Main hin auf, und die Metall(?)-Einfassungen der Erdgeschossfenster konnten als Teil einer horizontalen Gliederung verstanden werden. Dies alles hat man nun zugunsten eines drangeklebten Alibi-Balkons fallen gelassen? Dabei könnte die Fassade zum Main hin richtig gut sein – wenn denn nur nicht dieses abartige Teil aka Staffelgeschoss jenseits des offenbar sehr fein gegliederten Traufgesimses wäre. Irgendwie passt hier nichts zusammen.

  • Ich frage mich, wie bei so einer Luxusimmobilie so ein disharmonischer, Entschuldigung, Mist geplant werden kann.

    :applaus::applaus:


    Aber zumindest hat man verstanden, dass für eine Wohn-/Büroimmobilie im Erdgeschoss bodentiefe Fenster Unfug sind. Also: Man kombiniere das EG der neuen Visualisierung mit dem Rest der Alten, et voilá, ein richtig nettes Gebäude, das bloß noch immer nicht ans Mainufer passt.

  • Es sind immer noch bodentiefe Fenster, auch im Erdgeschoss, nur reichen sie nun nicht mehr bis zum Gehweg. Das mit dem Hochparterre entspricht übrigens der historischen Typologie in diesem Bereich.


    Bei allem Verständnis dafür, RMA, dass Sachlichkeit der Feind der gewünschten Polemik ist, aber das mit der Bahnhofsviertelsatzung hatten wir schon und die Nachbarschaft im Westen ist auch bekannt. Ansonsten ist es halt mal wieder nur ein Rendering, und der Eindruck einer überhöhten zweite Etage des Staffelgeschosses dürfte durch Ver- beziehungsweise Entzerrung entstehen. Da ausgeschlossen werden kann, dass das darunterliegende Geschoss entsprechend niedriger gehalten ist, müsste die obere Ecke im Süden höher sein als die übrigen Bereiche auf dieser Ebene, was in Anbetracht des Dachkanten-Verlaufs ebenfalls auszuschließen ist. Die FAZ schreibt sogar, dass das Staffelgeschoss bei der Überarbeitung "kleiner" geworden sei.


    Aus meiner Sicht hat der Entwurf durch die Überarbeitung gewonnen. Das optische Übergewicht von vermutlich eloxiertem Metall in den unteren beiden Etagen ist weggefallen. Balkon und Traufgesims wurden erwähnt (die übrigens gemeinsam haben, in erster Linie Gestaltungselement zu sein), darüber hinaus sind die hinzu gekommenen Gesimse auf jedem Stockwerk zu nennen. Insgesamt hat die Fassade deutlich an Plastizität gewonnen.

  • ist denn schon irgendwie bekannt in welcher Form die Fassadenteile integriert werden sollen?
    Ich kann mir das bei obigem Entwurf in keinster Weise vorstellen.


    Oftmals bleibt es bei Aussagen bzgl. Erhaltung/Wiederverwendung von alten Fassadenteilen bzw. Schmuck- oder Kunstelementen bei den schönen Worten.

  • ^ Wo die Sandsteinarbeiten der Helfmann-Villa am Neubau Platz finden sollen, habe ich mich auch schon gefragt. Eine Möglichkeit bietet der neue Balkon für die alten Dekorkonsolen. Für sie ist er aber eigentlich nicht tief genug und auch nicht geschwungen, die Steinfarbe ist verschieden - und ob das stilmäßig wirklich zusammenpasst...?


    Beim Entwurf komme ich für mich zu keinem eindeutigen Geschmacksurteil. Gefühlsmäßig kommt mir der Entwurf auf den ersten Blick unstimmig vor, vor allem wegen der beiden Geschosse über dem markanten Gesimsband. Sie bringen die Proportionen durcheinander, insbesondere, weil das oberste Geschoss von Westen als Vollgeschoss erscheint. (Nach Osten ist es abgehackt.) Als zurückgesetztes Staffelgeschoss würde es weniger wuchtig wirken.


    Der untere Teil hingegen hat einige Qualitäten, die teilweise ja auch auf die Dachgeschosse zutreffen. Das starke Relief der Fassade, der gliedernde Balkon auch als Zitat an vergangene Zeiten, Naturstein (allerdings für ein Gebäude an der Mainfront zu gelb geraten), ordentliche Proportionen unterhalb des Gesimsbandes, überhaupt kein zu groß geratenes Gebäude. Dass sich mit dem (Haupt-?) Eingang an der Westseite und der Villa Bonn ein kleiner Platz ergibt, finde ich eine schöne Idee - sofern er begrünt wird wie dargestellt. Momentan befindet sich hinter einem Gatter und einem Zaun auf rotem Sandsteinsockel ein gepflasteter Hof mit überdachtem Fahrradabstellplatz.


    Fest steht, dass der Neubau ein Bürogebäude sein wird, vergleichbar eher mit dem Metzler-Bau am Nizza. Den Vergleich muss er nicht scheuen. Am Dachbereich gibt es noch Verbesserungsbedarf.

  • Na, geht doch. Angesichts der Lage an der Raserstrecke ist das "Mainhaus" ein absolut akzeptables Ergebnis mit feiner Gliederung und hellen, wertigen Materialien. Bitte mehr davon gerade in Mainnähe. Auch gut zu hören, dass hier Gastronomie einkehren soll.


    Die Möglichkeiten des Mains werden mir noch lange nicht gut genug ausgeschöpft. Gerade bei Cafés und (guter) Gastronomie herrscht eine absolute Unterversorgung. Ein simpler, unprätenziöser Biergarten ohne Gadgets und Schicki-Micki (also das genaue Gegenteil vom Oosten und Gerbermühle) wäre mal eine wahre Wohltat. Wer mal den Prater in Berlin oder Flaucher in München besucht hat, wird zu schätzen wissen was ein wahrlich guter Biergarten zu bieten hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Mit den horizontalen Gesimsen ist die Fassage zum Teil immerhin durchaus ansprechender geworden - zum Mainufer hin aber auch eintöniger.


    Auch wenn die Gestaltungssatzung bezüglich der Dächer diesen völlig kontraproduktiven Teilsatz von wegen "wenn die benachbarten Gebäude auch Mansarddächer haben" enthält, der Neubau hat ja mal eindeutig mehrere Gebäude in seiner direkten Nachbarschaft die nach wie vor Dächer haben. Von daher gibt es hier keinerlei Rechtfertigung für das fehlende Dach. Also ob mit oder ohne jenen Fehler in der Satzung, an dieser Stelle ist für ein Gebäude dieser Höhe ein Flachdach absolut nicht akzeptabel!

  • ist denn schon irgendwie bekannt in welcher Form die Fassadenteile integriert werden sollen?


    In dem von Schmittchen erwaehnten FAZ-Artikel steht dazu, dass die Fassade in die Rueckseite eines anderen Neubaus an der Wilhelm-Leuschner-Strasse integriert werden soll. Also nicht in den oben gezeigten Neubau am Mainufer.

  • Abbruch Villa Helfmann (Untermainkai 34)

    ^ Zum Thema historische Fassade: Besser als nichts, wenn sie in einem rückwärtigen Gebäude integriert wird. Aber doch etwas schade, weil sie da vermutlich weniger präsent sein wird, als am Mainufer…


    Die Entkernung schreitet voran, die meisten Fenster sind herausgebrochen. Als ich heute Vormittag vorbeilief, wurde ein Schuttcontainer angeliefert (vorne in der Einfahrt zu sehen) und einige Bauarbeiter liefen auf dem Gelände rum. Der sichtbare Abbruch müsste bald losgehen.




    -Bilder von mir-

    Einmal editiert, zuletzt von Robbi () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Ich muss mich dem Urteil von RMA anschließen. Der Neubauentwurf sieht gruselig aus - nichts passt zusammen. Ich kann auch keinerlei Verbesserung zum bestehenden Entwurf feststellen - im Gegenteil - jetzt wurde es zu einem monotonen Rasterbau verschlimmbessert.

  • Nachbarn klagen gegen Baugenehmigung

    Mit den Nachbarn klappt es dann doch nicht, anders als die FAZ zuletzt geschrieben hat (oben #61). Heute steht in der Printausgabe der Zeitung, dass die Eigentümer der benachbarter Häuser Windmühlstraße 3 bis 7 gestern Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht haben. Angefochten wird die bereits vor einem Jahr erteilte Baugenehmigung. Die Kläger wenden sich gegen die erteilte Befreiung vom Bebauungsplan. In erster Linie geht es um das "Gartenhaus" genannte Wohngebäude im Blockinneren (siehe Lageplan oben). Die Nachbarn befürchten den Verlust von Sonnenlicht und eine "erdrückende Wirkung" des mit fünf Geschossen geplanten Gebäudes. Bisher standen an dieser Stelle nur Garagen.


    Eine uns bislang unbekannte Visualisierung gibt es auch. Darauf ist das "Gartenhaus" nur teilweise abgebildet, links mit Dachterrasse, in der Bildmitte ist die Rückseite des geplanten Neubaus auf dem Grundstück Wilhelm-Leuschner-Straße 39 zu sehen. Wie in Aussicht gestellt, soll dessen Fassade in den unteren Geschossen mit Bauteilen der abzubrechenden Villa Helfmann versehen werden, offensichtlich in veränderter Anordnung infolge anderer Lage der Fensterachsen und gegebenenfalls auch geringerer Geschosshöhen.



    Bild: happarchitecture / Ali Selmi Grundstücksgesellschaft

  • Es ist ein Geben und Nehmen. Der Ensemble-Bauherr und seine diversen Klagen sind in Frankfurt allseits bekannt. Da wundert es nicht, dass auch die Nachbarn zu holen versuchen, was zu holen ist. (Bzw. offiziell: verhindern statt holen.) Deren viergeschossige Häuser (Nr. 3 und 5) sind durchaus Schmuckstücke mit Säulen und Erkern, aber nicht denkmalgeschützt und potentiell ausbaubar, mindestens die derzeit unbebaute Hofeinfahrt zwischen den Häusern. Eine Bebauung à la "Gartenhaus" ist im Bebauungsplan nicht vorgesehen. Siehe PlanAS, das bei mir leider gerade nicht funktioniert. Die Erfolgschancen der Klage dürften demnach nicht schlecht stehen. Ein Vergleich (vulgo "Deal") dürfte allemal drin sein.


    Eine Berichtigung zum Vorbeitrag: Das Grundstück des zukünftigen "Gartenhauses" wurde von den abgebrochenen Garagen im Innenbereich nur um 1-2 Meter angeschnitten. Im Hauptteil des relativ engen Raums zwischen dem Maingold-Hochhaus und der Villa Bonn befindet sich noch immer ein begrüntes Parkdeck - eine Art "Hochbeet", wie man im nachfolgenden Bild von heute sehen kann:



    Bild: epizentrum (Sorry wegen des "Nebels" im oberen Bildbereich. Nächstes Mal putze ich die Handy-Linse vor dem Shooting)


    Persönlich fände ich es bedauerlich, wenn die Villa Bonn sowohl auf ihrer Ostseite (vom Bürohaus mit rückseitigem Anbau) als auch auch auf der Nordseite zugebaut würde. Sie wird danach eingequetscht aussehen. Im Westen steht ohnehin das alles erschlagende Intercontinental-Hochhaus.


    Im Bildhintergrund ist übrigens die Rückseite der reichlich zerfledderten Villa Helfmann zu sehen, an deren Fassade gerade ein Gerüst hochwächst.

  • Abbruch Villa Helfmann (Untermainkai 34)

    Mittlerweile ist die Villa (Lage) komplett eingerüstet und zum Untermainkai hin mit Planen, ansonsten mit Netzen abgehangen. Dennoch kann man sehen, dass der Abbruch begonnen hat. Wer genau hinsieht erkennt, dass man teilweise von der dritten Etage durch zwei teilweise abgebrochene Decken bis in den blauen Himmel schauen kann.



    Eine Lücke in der Plane auf Höhe des alten Balkons gewährt kleine Einblicke.



    Im Gegenlicht kann man erkennen, dass an der Ostseite schon ein ganzes Stück der vierten Etage abgebrochen wurde, das oberste Geschoss ist schon weg.



    -Bilder von mir-

  • Nachfolgend ein Blick von oben nach einer weiteren Woche Abbruchtätigkeiten:



    Zur Erinnerung: Das Grün unten im Bild hat nicht Bodenniveau, sondern ist das begrünte Parkdeck-Dach. Fast komplett im Schatten des Hotelhochhauses, in dem ich mich befand, steht die Villa Bonn. Einen ähnlichen Schatten wird nachmittags und besonders im Winter das "Gartenhaus" auf dem Parkdeck-Grundstück in Richtung der beiden Häuser links und rechts der Lücke (Windmühlstraße 3-5, links oben im Bild) werfen, sofern die Klage ihrer Eigentümer scheitert.


    Die Abbrucharbeiten an der Villa Helfmann befinden sich gerade am Übergang zwischen Originalsockel und Nachkriegsaufbau. Herangezoomt: (Klicken für größere Version)



    Bilder: epizentrum

  • Abbruch Villa Helfmann (Untermainkai 34)

    Wie epi schon oben schrieb, ist der Abbruch in den Bereich der historischen Sandsteinfassade der Villa Helfmann (Lage) gekommen. Gut erkennen kann man das jetzt auch von der Straße aus, da ein Großteil der Gerüste und Planen wieder entfernt wurden. Zum Vergrößern bitte Fotos anklicken.



    Wie man im Vergleich zum Ursprungszustand (#70) erkennt, wurden im ersten Stock des südwestlichen Bereichs der Gebäudeecke bereits erste Steine abgebaut.



    -Bilder von mir-

  • ^ Nur eine Woche später sind die Abbrucharbeiten schon deutlich vorangekommen, vom alten Sandsteingemäuer steht zur Straße hin nur noch etwas mehr als der Sockel. Schön, dass wohl auch das Portal an der Nordostseite ausgebaut wird.




    -Bilder von mir-

  • Abbruch Villa Helfmann (Untermainkai 34)

    Aufnahme von heute, viel ist von der Villa Helfmann nicht geblieben. Im Hintergrund die hübsche Villa Bonn.



    -Bild von mir-

  • Für Spolienzähler gibt es einen Blick von oben auf die Fassadenteile der Villa Helfmann. (Auf Nachfrage auch hochaufgelöst.) Die Baustelle ruht ansonsten:



    Bild: epizentrum

  • Der Baubeginn des 7-stöckigen Neubaus anstelle der alten Villa Helfmann scheint unmittelbar bevorzustehen. Jedenfalls ist das aus einem heutigen Artikel in der FNP-Printausgabe mit dem Titel "Wenn die Kinder ausziehen, geht es los" herauszulesen, in dem auch das von Schmittchen in #61 gezeigte Rendering abgebildet ist.


    Der Artikel ist im Zusammenhang mit dem stockenden Neubau der Kita Westhafen verfasst, da die Kita Windmühlstrasse, die derzeit noch im Altbau neben der alten Villa Helfmann residiert und die im Zuge der Gesamtbaumaßnahme "Ensemble am Untermainkai" saniert werden soll, in die Kita Westhafen umziehen sollte. Da die Westhafen-Kita nach dem Beweissicherungsverfahren im Zuge eines Wasserschadens nun erst weitergebaut werden kann, und dieses Jahr nicht mehr fertig wird, das Projekt "Ensemble am Untermainkai" mit Um- und Neubauten aber nun bevorsteht, wird die Kita am 29.09.2014 ein Übergangsquartier im Martin-Jürges-Haus in der Gutleutstrasse beziehen.


    "Sämtliche Baumaßnahmen (des Ensembles) hängen eng zusammen und können erst begonnen werden, wenn der Altbau leersteht", zumal eine Tiefgarage mit 64 Stellplätzen hinzukommt, erklärt Ali Reza Selmi von der gleichnamigen Grundstücksgesellschaft, der die Grundstücke (einschließlich der alten Villa Bonn) gehören.

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