Checkpoint Charlie - div. Projekte (u. a. Trockland)

  • Überzeugt hat mich keiner der Entwürfe, das sah alles aus wie das Resultat von hastiger Arbeit. Auch mit dem Chipperfield-Hochhaus kann ich nicht viel anfangen, zumal es dann die wichtige Sichtachse der Friedrichstraße nicht mehr gäbe. Ansonsten finde ich es unpassend und einfallslos, die Bedeutung des Ortes einmal mehr mit Freiflächen, Brandwänden und Verkehrsberuhigung betonen zu wollen, anstatt dem urbanen Charakter der Straße gerecht zu werden.
    Die Friedrichstraße ist einer der wenigen Orte in Berlin die richtiges Großstadtfeeling vermitteln. Dies sollte man fördern - auch an besagter Stelle.

  • Überzeugt hat mich keiner der Entwürfe, das sah alles aus wie das Resultat von hastiger Arbeit. ...


    es sind, wie schon mehrmals gesagt auch nur Ideen-Werkstatt Resultate.


    ...Auch mit dem Chipperfield-Hochhaus kann ich nicht viel anfangen, zumal es dann die wichtige Sichtachse der Friedrichstraße nicht mehr gäbe. ...


    Ich bin ein absoluter Sichtachsen-Fetischist. Die Friedrichstrasse ist so unglaublich lang, man sagte früher, dass man die Erdkrümmung an ihr ablesen könnte, dass das Argument der Sichtachse nur bedingt angeführt werden kann. Wenn du vom Oranienburger Tor in Richtung Süden schaust glaube ich nicht, dass du weiter sehen kannst als bis Höhe kurz hinter die Kreuzung Unter den Linden. Somit wäre die optische Dominante eines Hochhauses auf der Achse für ein fixieren der Örtlichkeit Checkpoint Charlie völlig sinnvoll. Die wenigsten Menschen werden von Süden (Mehringplatz) nach Norden blicken zumal das auch nur ungefähr 500 Meter sind bis zum Checkpoint.

  • Warum sollte der U-Bahnhof Oranienburger Tor einziger Standpunkt sein? Es gibt auch eine Sichtachse südlich des Bahnhofs Friedrichstraße. Und weshalb sollten die wenigsten Menschen nach Norden blicken (vor allem wenn sie vom Mehringplatz in dieser Richtung unterwegs sind)? Das würde doch wiederum die Funktion eines Hochhauses als Fixpunkt in Frage stellen. Zudem stellst Du ja selbst fest, dass die Wegstrecke Mehringplatz-Checkpoint relativ kurz ist - wenn auch länger als von Dir angegeben (ca 900m). Eben deshalb ist es wichtig, die gesamte Sichtachse der Friedrichstraße offen zu halten, auch wenn der Bau erst ab Traufhöhe richtig Hochhaus wird.

  • Ein 120-Meter-Hochhaus ist in der Straßenperspektive sichtbar, wenn es neben der Straße steht - nur nicht derart dominant wie über der Straße. Wie auf der vorherigen Seite geschrieben, auf dem Grundstück gegenüber könnte ich mir noch ein zweites vorstellen, möglichst anders gestaltetes als das erste. Insgesamt sollten sie reichen, um den Punkt für Zuschauer deutlich zu markieren.


    Wenn's sein muss, könnte ich noch mit 1-2 Glasbrücken zwischen den Hochhäusern leben, doch das Meiste vom Straßenquerschnitt sollte schon frei sein. Beide Türme sollten natürlich vernünftig in jeweilige Blockränder integriert sein. Irgendwelche Läden oder Gastronomie im EG sollten selbstverständlich sein - selbst wenn neben dem Foyer wenig EG-Fläche bleiben sollte.

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  • ^ Logischerweise habe ich den Anfang- und Endpunkt gewählt.


    Was aber nicht erklärt warum man sich auf diese zwei Punkte beschränken sollte.
    Beim U-Bahnhof Oranienburger Tor ist sowieso die Brücke des Bahnhofs Friedrichstraße im Weg, wenn man nach Süden schaut.

  • ^ Zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße und Checkpoint Charlie liegen 1400 Meter. Das ist ziemlich genau die Strecke zwischen Schlossbrücke und Brandenburger Tor. Ich glaube, ein Hochhaus würde zumindest aus dieser Perspektive eher wie der Fluchtpunkt einer Achse wirken als dieser im Wege stehen.

  • Ich halte nichts von solchen "Markierungen". Die Idee mit dem Straßenüberspannenden Museum finde ich nicht nur von der Symbolik her besser (ehem. Ost und West verbunden), sondern auch optisch interessanter. (Außerdem bin ich skeptisch, wie vier hauchdünne Säulen ein Hochhaus tragen sollen)

  • Ich halte auch nichts von so einer Überbauung. Ich hätte gedacht, solch raumtrennende Stadtplanung würde kein Architekt heutzutage noch aus der Mottenkiste kramen.
    Gegen eine Bebauung mit Hochhäusern auf den Brachgrundstücken am CC hätte ich dagegen keine Einwände.


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  • Am Checkpoint Charlie findet zur Zeit auf Anregung der Senatsverwaltung, im Auftrag von Trockland, ein geladener Wettbewerb statt.
    Teilnehmer sind neben Graft, welche definitiv das östliche Grundstück entwerfen werden, auch Sauerbruch Hutton and Jürgen Mayer H., sowie weitere.


    Da ich die Arbeiten von Jürgen Mayer H. bisher nicht kannte, habe ich mich mal mithilfe von Google schlau gemacht. Dabei habe ich gesehen, daß der Metropol Parasol im spanischen Sevilla von Jürgen Hermann Mayer stammt. (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Metropol_Parasol)


    Jetzt wird mir auch klar, warum dieser Architekt zum Wettbewerb zum Checkpoint Charlie eingeladen worden ist. Ein solches Gebilde wie in Sevilla, das aussieht wie ein Tatzelwurm, würde auch hervorragend zum Checkpoint Charlie passen.


    Eine solche Konstruktion, die sich über die freien Flächen am Checkpoint Charlie ausbreiten würde, fände ich ziemlich cool. Und das ist ernst gemeint! Ich habe immer gesagt, daß ich auch moderne Architektur gut finde. Aber wenn modern, dann muss es auch wirklich spektakulär sein.


    Bilder von der grandiosen Friedrichstrasse:
    Friedrichstrasse südlich der Linden
    Friedrichstrasse nördlich der Linden NEU

  • PM vom 05.07.2018: https://www.stadtentwicklung.b…h_1807/nachricht6568.html
    [..] Eine Ausstellung zum Beteiligungsprozess und den städtebaulichen Entwürfen soll am 2. August 2018 eröffnet werden, auch hier soll wieder die Meinung der Bürger einfließen.


    PM vom 31.07.2018: http://www.stadtentwicklung.be…h_1807/nachricht6579.html
    Demnach wird die 3-tägige Ausstellung am 2. August 2018 mit einer Vernissage in der Zimmerstraße 92-94 (Rohbau Charlie Living) eröffnet.
    Am 6. August entscheide ein Obergutachtergremium über die Entwürfe und das Ergebnis werde Grundlage für den in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan 1-98.

  • Es gibt sog ar schon erste Entwürfe in der Berliner Zeitung, u.a. die recht informativ sind. Für mich ist da noch nicht viel erhellendes dabei.


    Der konventionelle Entwurf von Sauerbruch Hutton passt vieleicht ganz gut zur Umgebung ist sonst aber nicht spannend.
    Vielleicht wären auch die Rising Blocks passend, das über der Friedrichstraße errichte Hochhaus von CpC gefällt mir zwar immer noch aber den Rest des Entwurfs finde ich nicht so gut.


    Auch hatte ich mir was anderes vorgestellt, als die beiden Brandwände zu konservieren :confused:

  • Aber die Konservierung der Brandwände ist doch gerade die Bedingung des Wettbewerbs.
    Das Landesdenkmalamt hat die beiden Brandwände kürzlich unter Denkmalschutz gestellt; Entwürfe welche die Brandwände zerstören würden mit dem Denkmalschutz kollidieren und hätten wohl kaum Aussicht jemals eine Baugenehmigung zu erlangen.

  • Das macht mich richtig sauer. Berlin hat genug Brandwände, Brüche und zersiedelte Ecken. Eine geschlossene Stadtstruktur muss hier einfach wieder her. Wenn die Konservierung der Brandwände wirklich Muss-Bedingung ist, beweist das einmal mehr, was für kleingeistige Antiurbanisten an Berliner Schalthebeln sitzen.

  • Ich finde es eigentlich doch überraschenderweise ganz gut teilweise.
    Grafts Rising Blocks ist eine spannende Idee, die ich mir als räumliche Wirkung sehr gut vorstellen kann und zudem unterstreicht, dass es eine Art aufgerissener Raum ist. (Die Brücke wiederum finde ich eine schlechte bauliche Lösung)
    Chipperfield ist nicht schlecht, aber mir persönlich etwas zu verkopft, und mir gefällt die Platzlösung nicht, die ist etwas steril.
    Jürgen Mayer H. sieht noch sehr abstrakt aus, sieht aber eine spannende optische Raumverzerrung vor, die ich mir ganz gut vorstellen könnte, weil die Kubaturen dennoch sehr ansprechend und dramatisch sein könnten.
    Sauerbruch Hutton ist mir etwas zu konventionell und pragmatisch. Wahrscheinlich gewinnt sowas am Ende.
    CpC hat was, aber erinnert mich an das ev. abzureißende Wohnheim am Hafenplatz. Da finde ich Mayer besser.
    Cobe gefällt mir, auch wenn es etwas steril ist. Würde aber zur Berliner Denkmalslandschaft passen, obwohl ich mir hier etwas aufregenderes wünschen würde.
    Caramel scheint mir über das Aufklappen hinaus noch nicht zuendegedacht.

  • Das macht mich richtig sauer. Berlin hat genug Brandwände, Brüche und zersiedelte Ecken. Eine geschlossene Stadtstruktur muss hier einfach wieder her. Wenn die Konservierung der Brandwände wirklich Muss-Bedingung ist, beweist das einmal mehr, was für kleingeistige Antiurbanisten an Berliner Schalthebeln sitzen.


    Es gibt eben bald fast keine Brandwände mehr in Berlin. Das ist wohl der Punkt.
    Man dachte auch es gibt noch genug Mauer in den 90ern und dann hat man fast alles abgerissen.

  • Wenn die Konservierung der Brandwände wirklich Muss-Bedingung ist, beweist das einmal mehr, was für kleingeistige Antiurbanisten an Berliner Schalthebeln sitzen.


    Bisschen arrogant, wa? Zeugt es denn von Großgeistigkeit, auf jede städtebauliche Frage immer mit "geschlossener Blockrand!" zu antworten? Im Ernst: Ich bin ein Freund der Blockränder und ich bin sehr dankbar, dass sich ab den späten Achtzigerjahren der Entschluss durchgesetzt hat, der Friedrichstadt ihre alte Struktur wiederzugeben. Checkpoint Charlie ist aber ein besonderer Ort, für den man sich auch besondere Lösungen einfallen lassen kann. Die Brandwände dort sind ja nicht irgendwelche Brandwände – sie stehen symbolisch für einen Riss, der einmal durch die ganze Welt ging.


    Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder man sagt, eine kleine Erinnerung an den Checkpoint reicht. Dann lässt man einfach die Soldaten über der Straße hängen und unten die Bude stehen, und baut sonst ganz klassisch Blockrand. Das wäre städtebaulich homogen, erinnerungspolitisch aber mager. Oder man sagt, die Kreuzung solle auch architektonisch auf den ersten Blick an die Geschichte des Ortes erinnern. Dann lässt man die Brandwände offen und akzeptiert bewusst eine Wunde in der Friedrichstadt.


    Für beide Entscheidungen gibt es gute Argumente. Und es gibt keinen Grund, sich als urbaner Großgeist zu fühlen, nur weil man die erste Variante bevorzugt. So originell ist die nämlich nicht.


  • Eine solche Konstruktion, die sich über die freien Flächen am Checkpoint Charlie ausbreiten würde, fände ich ziemlich cool. Und das ist ernst gemeint! Ich habe immer gesagt, daß ich auch moderne Architektur gut finde. Aber wenn modern, dann muss es auch wirklich spektakulär sein.


    Am Checkpoint würde ich mir das so nicht unbedingt wünschen, aber es wäre zumindest mal ein interessanterer Ansatz. Wenn man sich anschaut was gerade in anderen Ländern passiert, zb. Heatherwicks „Vessel“ in NY (ja, teuer, ich weiß), dann sind die hier präsentierten Entwürfe im Vergleich doch sehr schwach.
    Ein Torbogen, ähnlich wie in St. Louis in klein (nur mal als ganz simples Beispiel), es gäbe so viele Möglichkeiten diesen Ort interessant zu machen und die Neugierde von Besuchern zu wecken, anstatt am Ende mit Brandwänden und Sichtbeton dazustehen, die bei Touristen die mit der Historie des Ortes nicht so vertraut sind, vermutlich nicht mehr als ein Achselzucken hervorrufen werden.

  • Die Brandwände dort sind ja nicht irgendwelche Brandwände – sie stehen symbolisch für einen Riss, der einmal durch die ganze Welt ging. (...) Dann lässt man die Brandwände offen und akzeptiert bewusst eine Wunde in der Friedrichstadt


    Soll das die Lösung für die nächsten Generationen sein? Die Wunde auch weiterhin offen lassen? Einen dauerhaften Phantomschmerz bei den Menschen schaffen, wenn sie sich an diesem Ort aufhalten?


    Dann hätte man aber auch konsequent sein müssen, und den Potsdamer Platz so lassen sollen, wie er bis 89 war, den Pariser Platz so lassen sollen wie er war bis 89 etc. - weil, Wunde und so, und war halt so, deswegen muss es so bleiben. Willst Du diese Brachen wieder zurück oder bist Du nicht doch einigermaßen beruhigt, wenn Du heute auf dem Pariser Platz stehst und Dich umguckst? Es gibt schlicht keine natürliche Geschichtsschreibung, die an einem Punkt stehen bleibt. Und es ist definitiv kleingeistig, wenn man bestimmte Orte auf Geschehnisse einer vergleichsweise kleinen Zeitperiode festbetoniert.


    Dass dort direkt vor Ort an die Geschichte dieser Ecke erinnert werden muss, ist klar, aber es muss einfach andere Methoden geben, das zu tun, als durch einen derartigen Kulissenfetisch.

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  • ^ Setz Dich mal mit dem auseinander, was ich geschrieben habe, statt Dir einen Pappkameraden zurechtzubasteln. Zum Beispiel habe ich geschrieben, dass ich froh bin über die Rekonstruktion der Friedrichstadt. Nirgends habe ich auch nur angedeutet, einen allgemeinen status quo zementieren zu wollen – auch am Checkpoint nicht. Ich habe auch nicht gesagt, jede Wunde müsse um ihrer selbst Willen offen bleiben. Wie kommst Du auf diesen Quatsch? Ich habe nur gesagt, dass es gute Argumente gibt, der historischen Bedeutung des Ortes auch städtebaulich Ausdruck zu verleihen. Etwa indem man bei einer Neubebauung (!) zwei charakteristische Brandwände sichtbar lässt.


    Einen dauerhaften Phantomschmerz bei den Menschen schaffen, wenn sie sich an diesem Ort aufhalten?


    Das ist, ganz allgemein betrachtet, die Idee eines Gedenkortes: Schmerzhaft an historischen Schmerz zu erinnern. So beim Holocaustmahnmal, der Topographie des Terrors oder der Mauer-Gedenkstätte in der Bernauer Straße. Selbstverständlich ist nicht die ganze Stadt ein solches Mahnmal, aber ausgewählte Orte sollten es sein.


    Und es ist definitiv kleingeistig, wenn man bestimmte Orte auf Geschehnisse einer vergleichsweise kleinen Zeitperiode festbetoniert.


    Kleingeistig ist es, die Bedeutung historischer Ereignisse auf ihre Dauer zu reduzieren. Die Gaskammern in Auschwitz waren gerade mal vier Jahre lang in Betrieb – aber was dort geschehen ist, hat auf immer den Begriff der Kultur verändert (auch wenn es für die AfD nur einen "Fliegenschiss" darstellt). Es kommt darauf an, wie stark ein historisches Ereignis in die Gegenwart hineinwirkt; ob es relevant ist, um die heutige Gesellschaft zu verstehen. Checkpoint Charlie ist ein Symbol des Kalten Krieges. Hier manifestiert sich die Erfahrung einer Zeit, in der die Menschheit am Rande der atomaren Vernichtung stand. Nochmal: Ich habe nicht gesagt, dass die Brandwände offen bleiben müssen. Nur, dass es Gründe gibt, sie offen zu lassen. Und zu denen zählt die Erinnerung an eine Welt am Abgrund.