Nürnberg - Lounge

  • Zum Test habe ich mal die Stahlbauerin gefragt was ihr zu Nürnberg einfällt. War eine ganze Menge. Die Burg war aber nicht dabei. Obwohl wir vor gar nicht so langer Zeit auf der Burg waren. Vermutlich gibt es einfach unterschiedliche Prioritäten bei Einheimischen und potentiellen Besuchern.



    Wenn ich mir die Gästeankünfte von Nürnberg ansehe, sind die doch gar nicht so schlecht. Für mich ist Nürnberg an sich schon Marke genug. Mit Gewalt einen tollen Spruch oder ein aufgesetztes Bild zu suchen, kann nach hinten los gehen.

  • Ein gutes Stadtmotto KANN einer Stadt helfen, muss aber nicht. Vor einigen Jahren - ich weiß nicht, ob es immer noch aktuell ist - hatte München einmal das Motto "Munich loves you" oder so ähnlich. Ganz ehrlich. Das hat nichts mit München zu tun und sagt nichts über eine Stadt aus. Hier wird dann wohl doch eher auf die Bekanntheit des Namens Munich bzw. München gesetzt und gehofft, dass automatisch die positiven Erinnerungen an die Stadt geweckt werden.
    "Nuremberg loves you"; ich weiß nicht, ob das so gut bei Touristen ankommen würde. Nürnberg hat auch nicht einen sehr guten Namen bzw. eine sehr große Bekanntheit in Deutschland, Europa oder weltweit.
    Fragt einfach jemand außerhalb Europas wo Nürnberg liegt und man wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Antwort bekommen, dass man es nicht wüsste. Frägt man nach z. B. Frankfurt, dann kommt meistens sofort eine Antwort. Von München möchte ich hier gar nicht anfangen. Das ist ja sowieso die "super tolle" reiche Stadt (mit den fränkischen Schätzen als Fundament des Reichtums). Aber das wissen wir ja alle.

  • Ich finde schon, dass die Nürnberger Burg etwas Besonderes ist. Es stimmt eben nicht, dass es viele Städte mit Burgen gibt, eher vielleicht mit Schlössern. (Natürlich gibt es z.B.: Coburg, Kulmbach, Burghausen - aber dann wird es schon langsam dünne).
    Burgen haben es meist so an sich, dass sie aus strategischen Gründen auf einer Anhöhe waren. Dies verleiht der Nürnberger Burg schon von daher eine städtebauliche Betonung.
    Und ich denke, die Burgsilhouette ist fotografisch mindestens so prägnant wie die Silhouette der Brühlschen Terrasse.


    Dass Nürnberg mit seinen Pfunden nicht so punkten kann, dürfte eher an der stümperhaften Vermarktung liegen.


    Ein Beispiel: das neue Logo der Stadt Nürnberg - ist einfach nur abartig!
    http://blog.nz-online.de/senf/…n-nuernberger-stadt-logo/

  • Ich stimme harher da vollkommen zu. Die Burg ist unverkennbar. Im Gegensatz zu Frankfurt hat Nürnberg nun einmal eine mittelalterliche Silhouette, die auch von vielen (höheren) Punkten der Stadt ins Auge fällt. Wie sieht es z.B. in anderen Städten aus? Denkmale, die das Stadtpanorama prägend sind häufig doch das "Bekannteste". Sei es die Akropolis in Athen, das Schloß in Heidelberg oder Edinburgh oder die Festung Marienberg in Würzburg. Alles Schlösser/Burgen/Festungen, welche das Bild der Stadt auch international prägen.

  • Zum Logo: ganz nett, aber nichts Besonderes, und kein großer Unterschied zu vorher. Bis auf das Schweinchen-Rosa... :D


    Zu den magic cities: es ist ja schön, dass Nürnberg jetzt auch in diesen Club aufgenommen wird, aber es ist schon ganz schön peinlich, dass die Stadt nicht von Anfang an dabei war. Wer hat denn da bei der Stadt gepennt, dass man das verpassen konnte? Sowas darf nicht passieren!


    Zur internationalen Bekanntheit: als ich in Brasilien zum Auslandsstudium war, hatte man dort sehr wohl schon etwas von der Stadt gehört - und zwar wegen der Nuremberg trials... Das war natürlich keine Umfrage und alles andere als repräsentativ, mein Eindruck beschränkt sich nur auf Gespräche mit den Studenten der dortigen Uni. Ich finde es aber immer wieder interessant, welche Begriffe Google zu einem Thema vorschlägt. Wenn man dort "Nuremberg" eingibt, wird dahinter als zweites Suchwort erst "Germany" und dann auf Platz zwei gleich "trials" vorgeschlagen, da scheint also was dran zu sein.

  • Das mit dem "Nuremberg Trials" als erste Assoziation ist über dem großen Teich wirklich auffällig. Es ist keinsfalls so, dass die Stadt keiner kennt. Die meisten Amerikaner, ob Immigranten oder hier aufgewachsene, fragen im Anschluss aber auch immer gleich, was aus der Stadt geworden ist und wie es da so ist.
    Die derzeit einsetzende "Vermarktung" der Trials ist daher wahrscheinlich ein erfolgversprechender Ansatz. Er greift etwas auf was international tatächlich mit Nürnberg zuerst verbunden wird.
    In Osteuropa kennt man Nürnberg. In Moskau wie Minsk wussten die meisten etwas mit der Stadt anzufangen. Nürnberg gilt dort immernoch als "die deutscheste" Stadt, auch wenn ich das als deutscher aus Nürnberg als etwas befremdlich empfunden habe.


    D.

  • Die "deutscheste" Stadt ist Nürnberg auf keinen Fall mehr, sonst müsste man wohl große Teile des Stadtgebietes streichen (von Langwasser mag ich gar nicht erst anfangen). Aber wie auch immer ist es doch wirklich ein Thema des Marketingteams der Stadt Nürnberg und ich sehe die Schuld an der fehlenden Berühmtheit in diesem Team. Das neue Logo hätte es nun wirklich nicht gebraucht. Das besteht aus einem kleineren Abschnitt der Burg, einer helleren Farbe und sonst nichts anderem. Das alte Logo hatte wenigstens noch ein kräftiges Rot und eine etwas größere schwarze Fassade der Burg.
    "Neu" kann man dieses Logo jedenfalls nicht bezeichnen - höchstens Abklatsch von der alten Variante.
    Vielleicht sollte man genau mit den Nuremberger Trials anfangen und sich Gedanken darüber machen, ob man die Vermarktungsstrategie nicht wechselt und von der Burg zur Geschichte übergeht. Dazu wäre natürlich eine Sanierung des Platzes in der Fürther Straße wünschenswert (viele kennen ja den Thread hier im Forum und das Problem mit der Pit-Stop-Werkstatt).
    Ein neues Logo könnte man auch hier entwerfen und die Vermarktung dürfte auf Grund der bisherigen Gedankenansätze der Menschen leichter fallen als ein Bild der Burg, die die meisten noch nie in ihrem Leben gesehen oder daran gedacht haben.

  • @ Klaus, keine Ahnung, wann du das letzte Mal in Leipzig warst, aber deine Beobachtungen müssen mindestens schon ein Jahrzehnt her sein. Zum einen wirken sich die Eingemeindungswellen in den 1990-Jahren kaum auf die Bevölkerungszahlen der Stadt aus, zum anderen verbucht Leipzig seit 1998, unabhängig von diversen eingemeindeten Käffern (ja, anders kann man es nicht nennen, was damals nach Leipzig gekommen ist. Markkleeberg - ca. 25.000Ew. - wäre schön gewesen, scheiterte aber.) mehr Zu- als Wegzüge. In den letzten 10 Jahren ist die Leipziger Bevölkerung zudem um 30.000Ew. gewachsen, ohne das auch nur eine weitere Ortschaft eingemeindet wurde, der Wohnungsleerstand wurde seit 2000 (betrug ca. 20 Prozent) um etwa die Hälfte reduziert, Tendenz weiter fallend. Dieser Zuwachs tangiert ausnahmslos die Kernstadt mit einem Radius von etwa 2 bis 3km vom Markt. Alles, was darüber hinaus liegt und noch zur Stadt Leipzig gehört, so auch alle eingemeindeten Orte, die du ansprachst, schrumpfen. Daran kann man sich ausrechnen, wie hoch der Re-Urbanisierungsprozess tatsächlich ausfällt. Und das merkt man heute auch an der Vielzahl von Altbausanierungen, Revitalisierungen, Neubau- und Infrastrukturprojekten. Die Stadt ist heute baulich eine der dynamischsten Städte in Deutschland. Von "ausgestorben" oder "abgetötet" kann wirklich keine Rede (mehr) sein und nirgendwo im Netz kann man das so ausführlich nachvollziehen wie hier im DAF.


    Natürlich stören in Leipzig im Gegensatz zu Nürnberg (das ich natürlich auch kenne) nach wie vor einige ruinöse und leerstehende Gebäude sowie die eine oder andere Brache. Darin besteht aber auch die Chance, die Stadt weiter zu entwickeln - und besser neu zu bauen, als es in Nürnberg in den Wirtschaftswunderjahren passierte.

  • Natürlich stören in Leipzig im Gegensatz zu Nürnberg (das ich natürlich auch kenne) nach wie vor einige ruinöse und leerstehende Gebäude sowie die eine oder andere Brache. Darin besteht aber auch die Chance, die Stadt weiter zu entwickeln - und besser neu zu bauen, als es in Nürnberg in den Wirtschaftswunderjahren passierte.

    ich glaube die hoffnung "heute besser aufzubauen als früher" ist so alt wie der städtebau. leider hat sich dies doch im rückblick meist als nicht realistisch erwiesen.
    boomphasen erzeugen immer gute wie schlechte architektur und die beurteilung dessen erfolgt meist erst viele jahre später. im falle Nürnbergs werden viele frühe wiederaufbauprojete der 50er gerade neu entdeckt und geschätzt. manches bereits verlorene oder entstellte dieser zeit wird sogar vermisst weil die "verbesserungen" der 70er und 80er inzwischen oft als verschlimmbesserungen empfunden werden. aber auch jene phase hatte ihre qualitäten und diese werden in zukunft bestimmt auch als solche anerkannt. übrigens war das "alte Nürnberg" ein über jahrhunderte gewachsenes flächendenkmal das durch stetigen umbau das wurde was es dann zuletzt war. in diese richtung geht es nun im grunde wieder.


    was ich also sagen möchte: städtebau ist ein prozess der niemals aufhört. wie ich schon hier schrieb, Nürnbergs Innenstadt ist in einer Phase des Feintunigs. Hier muss man sich nicht neu erfinden sondern stück für stück verbessern. Leipzig erfindet sich gerade neu, gerade auch wegen des großen nachhohlbedarfs. das wirkt aufregend und spannend ist aber kein garant für zeitlose schönheit und ewigen ruhm.
    an den einmaligen großen wurf, erdacht auf dem reissbrett, an den glaube ich in bezug zur europäischen städtebautradition nicht.


    D.

  • ^ Dass Städtebau ein ständiger Prozess ist, soweit gehe ich gern mit, aber welche Richtung schlägt Nürnberg wieder ein? Zu einem besonderen Flächendenkmal, wie es die Stadt vor dem 2. Weltkrieg noch war, reicht's wohl kaum mehr und "Feintuning" klingt auch nicht mehr nach ständigem Prozess in Sachen Städtebau, sondern nach zurücklehnen und Flickschusterei. Und Leipzig erfindet sich auch nicht neu, sondern nutzt in städtebaulicher wie kultureller Hinsicht die enormen Potenziale, die es seit Jahrzehnten birgt. Der City-Tunnel, vor dem 1. Weltkrieg bereits begonnen, dient dabei nur als ein Beispiel.


    Die Nürnberger und Leipziger Mentalität sind grundverschieden. In Leipzig hängt man eher dem Größenwahn an (sicher nicht rühmlich, aber ohne ihn gäbe es dort auch keine städtebauliche Superlative wie den flächenmäßig größten Kopfbahnhof Europas), in Nürnberg zelebriert man Bescheidenheit. Die zurückhaltende fränkische Art mag für Nürnberger eine besondere Tugend sein, auf die man Stolz ist. Dann darf man sich aber auch nicht darüber beschweren, dass man in der Wahrnehmung etwas kurz kommt, und die Schuld stets bei anderen suchen (z.B. in München).

  • In Nbg kann man von "Feintuning" sprechen, wenn man ihn in den Kontext zum Wiederaufbau stellt. So wird das von Dexter gemeint sein. Im Vergleich zu z.B. Köln oder Frankfurt ist in Nbg der Wiederaufbau im Großen und Ganzen gelungen. Daher sind hier spektakuläre Neubauten nicht notwendig um verlorenes wet zu machen. Dennoch werden in der Altstadt in Vergessenheit geratene Ecken zum Leben erweckt und für die Allgemeinheit erfahrbar gemacht (Augustinerhof - Zugang zur Pegnitz).


    Durch die freigewordenen Flächen der AEG und Quelle, bieten sich der Stadt in ihrem Unglück neue Perspektieven, die es nun auszuschöpfen gilt. "Auf AEG" haben sich schon sehr viele Ateliers angesiedelt. Was mit dem Quelle Kolloss wird, ist noch nicht genau abzusehen. Der Übliche Mix wird hierfür angepriesen.


    Die Stadt sollte hier wirklich über einen großen Wurf nachdenken! Und hier kommt wirklich die von dir angesprochene Mentalität ins Spiel.


    Was ich mir wünschen würde (was allerdings Mut verlangt), wäre ein Neubau, der neben der Burg und dem Altstadtblick ein wirkliches neues Wahrzeichen für die Gegenwart sein kann. Man siehe sich den Düsseldorfer Medienhafen an... Solche Bauten sind identitätsstiftend und sind Sinnbild für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt. Der Business Tower hält da für mich leider nur bedingt her.

  • zum thema flächendenkmal:


    Nürnberg hatte in alter zeit eine u.a. durch bauregularien entstandene bautradition. diese wurde selbst nach dem ende der freien reichstadt stets fortgeschrieben in dem man sich mit den alten baumassen, dachformen und materialien auseinandergesetzt hat. heute gibt es aus allen vegangenen moden gute und schlechte beispiele für (damals, jeweils) modernes bauen in kenntnis der städtischen bautraditionen (ob für historismus, jugendstil oder selbst die nachkriegsmoderne). ein wesentlicher teil des nach dem krieg in der altstadt wiederaufgebauten steht ebenso in einer lokal verwurzelten, distinkten, wiedererkennbaren bautradition!


    als nachschlagetip empfehle ich: http://www.baukunst-nuernberg.de/


    wie sieht es da mit leipzig aus? hat "klein-paris" wirklich jemals einen eigenen baustil hervor gebracht? aus meiner sicht sieht es da eher mau aus. weite teile der gründerzeitlichen bebauung könnte zum beispiel auch in Berlin stehen. die altstadt hat im vergleich baukulturhistorisch nun auch nicht wirklich viel zu bieten.



    zu "München"- neid:


    mir geht das gejammer auch gewaltig auf den keks. aber leider ist bayern tatsächlich ein extremfall in sachen zentralstaatlichkeit unter den deutschen ländern. bayerns könige waren sehr frankophil und orientierten sich in vielem am aufbau frankreichs, inklusive einer über allem stehenden hauptstadt. die bislang fast unagefochtene herrschaft der oberbayrisch dominierten CSU hat jene ungleichheit zementiert.
    münchens rolle ist ungleich größer für bayern als die Stuttgarts für BW oder die Dresdens für Sachsen. Ob das auf lange sicht so klug ist mag ich zu bezweifeln, münchen erstickt ja geradezu am eigenem hype. das klagen Nürnbergs ist durchaus berechtigt, trifft aber auch auf fast alle anderen nicht altbayrischen städte zu. nur wird das dort meist weniger lautstark bejammert.



    zum citytunnel:


    wie gesagt, der ist super für die region um leipzig. wenn wir aber nun schon in der art vergleichen möchten, dann will ich doch drauf hinweisen das Nürnberg schon seit den 70ern über ein ungleich komplexeres und technisch anspruchsvolleres U-Bahnnetz verfügt.
    Der Nürnberger Hauptbahnhof übetrifft die Kapazität und die Nutzerfreuquenz des Leipzigers übrigens auch bei weitem! Leipzig hat eben einen Kopfbahnhof während der Nürnbergs HBF als einer der größten europäischen durchgangsbahnhöfe tatsächlich als Schnittstelle für den Schieneverkehr fungiert. Vielleicht ist jene geographische lage auch ein grund für die existenz eines der weltweit größten rangierbahnhöfe in Nürnberg.



    D.

  • Mattes


    Nürnberg wäre schon zu wünschen, dass ein identitätsstiftendes Wahrzeichen für die 12- bis 40-jährige Bewohner und Gäste gefunden wird. Niemand will Nürnberg die Burg wegnehmen. Aber jung, frisch und hipp ist vielleicht Fort Boyard...


    Vielleicht sollte sich Nürnberg von einem so steifen Wahrzeichen etwas lösen. Dresden macht es hier vor. Für eine Stadt, in der es nur wenige originale Barockbauwerke, dafür aber eine unüberschaubare Anzahl von Plattenbauten gibt, ist die Vermarktung als "Barockstadt" sehr erfolgreich. Verkauft wird einfach ein opulentes Lebensgefühl. Und das funktioniert sehr gut.





    Dexter


    Um mit anderen Verkehrsknoten in Deutschland mitziehen zu können, fehlt Leipzig noch einiges. Z.B.: Solange Polen sein Eisenbahnnetz nicht grundlegend modernisiert, fehlen wichtige Ziele im Osten.
    Der Punkt war doch aber: Die Wirkung des Citytunnels auf die städtebauliche Entwicklung Leipzigs in den nächsten Jahren. Die ersten Projekte laufen an. Mal schauen was da noch passiert. Das hat Nürnberg, als "reife Stadt" im "Fine Tuning", schon hinter sich.


    Leipzig wird sich noch sehr anstrengen müssen, um die in der Innenstadt begonnenen und geplanten Projekte zum Erfolg zu führen.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer ()

  • @ Dexter: auch auf die Gefahr hin, dass das hier zum Schwanzvergleich mutiert, ein paar Richtigstellungen:


    • Die Nutzerfrequenz des Leipziger Hauptbahnhofs beträgt 120.000 Reisende täglich, die des Nürnberger 180.000 Reisende. Die Kapazität dürfte in etwa gleich sein. Leipzig hat hier durch den CT und den baldigen Anschluss an die Neubaustrecken Richtung Süden und Westen gute Chancen, mittelfristig gleichzuziehen.
    • Die U-Bahn in Nürnberg existiert nicht etwa aufgrund eines entsprechenden Verkehrsbedürfnisses, sondern weil München auch eine hat. Die Historie dessen sollte dir eigentlich bekannt sein. Andere Städte in der Größe wurden mit S-Bahn-Tunneln zur Unterfahrung eines Kopfbahnhofs und/oder mit Stadtbahnsystemen ausgestattet. Ohne die Rivalität zwischen Franken und Bayern wäre dies in Nürnberg ebenso geschehen
    • Ich weiß nicht, welche Relevanz eine lokale Bautradition insgesamt hat, wenn die schon angesprochenen identitätsstiftenden Bauwerke fehlen. Was Leipzig betrifft: die Gründerzeitbebauung unterscheidet sich durchaus von der Berliner oder Dresdener Variante und besticht heutzutage zuästzlich noch durch die Masse ihrer Erhaltung, die zahlreichen Messehöfe gibt es so nur in Leipzig, genauso wie das größte deutsche Denkmal, den Kopfbahnhof, eines des ersten modernen Hochhäuser Deutschlands und einen Zeitgenossen des Reichstagsgebäudes, der dessen ursprüngliches Aussehen in die Gegenwart ruft. Das alles sind distinkte Ausprägungen des Bauwesens. Und das, obwohl in Leipzig die Monumentalbauten eines Herrscherhauses, wie es sie in Dresden gibt, fehlen. Wie sieht es damit in Nürnberg abgesehen vom vereinfacht aufgebauten distinkten Stadtbild aus? Mir fällt da so auf Anhieb nur die Burg und das Reichsparteitagsgelände ein.
  • Stahlbauer


    ich stimme dir vollkommen zu, Dresden bewirbt sich richtig gut und Nürnbergs Marketing wirkt bislang reichlich halbherzig und hausbacken, gerade im Vergleich zu Leipzig und Dresden.


    bezüglich "neuer" Warhzeichen gab es mehrere Anläufe, aber keines hat sich auf lange sicht allgemein durchsetzen können.

    der Fernmeldeturm in Schweinau, immerhin mit über 280 metern der drittgrößte Deutschlands, führt seit einem kurzem, euphorischem start in den späten 70ern ein schattendasein. die lage ist , naja, bescheiden. an der messe wäre das ding super gewesen.

    der business-tower ist derzeit sowas wie das aushängeschild. zugegebenermaßen ist der ganz hübsch anzuschauen, aber dann doch zu belanglos um identitätsstiftend zu wirken.

    tatsächlich hat sich die U-Bahn als gewisses aushängeschild etabliert, auch wegen ihrer zentralen rolle im nahverkehr und der geschickten vermarktung als technisch progressivste untergrundbahn deutschlands. das ding ist aber auch wieder nur als ensemble spannend und ausserdem als verkehrsbauwerk dann vielleicht doch zu profan.

    letztlich landet man immer wieder bei zwei historisch dominierenden aspekten Nürnbergs die sich baulich und mental eingebrannt haben. Das ist
    a) die Altstadt als ort vornationaler deutscher geschichte innerhalb derer man nur schwer völlig neues bauen kann.
    b) das Reichsparteitagsgelände als ort hypernationaler geschichte, zu der/dem man ein gespaltenes verhältnis pflegt.


    letztlich muss man sich dem stellen und damit progressiv umgehen. die betonung der "Nuremberg Trials" als geschichtliche fortsetzung der "Stadt der Reichsparteitage" ist ein Schritt in die richtige Richtung. aus meinem umfeld wieß ich auch, das die Idee mit der "Stadt der Menschenrechte" durchaus international zieht und früchte zeigt. interessant wäre es, das baulich auszudrücken. das dokuzentrum verfolgt dieses ziel erfolgreich, ist aber vielleicht zu klein um diesbezüglich wirklich zu "wirken".


    D.


    P.S. auch Nürnberg leidet verkehrlich in Richtung Osten an der schlechten Vernüpfung nach Tschechien. Nach prag gehts mit dem Bus schneller als mit dem Zug...

  • mh, diese "auf krampf" neuen wahrzeichen funktionieren doch nur selten, oder man hat sehr sehr viel geld, um es umzusetzen ^^ und mit "dem 22. höchsten gebäude deutschlands" oder "dem 3. größten funkturm" gewinnt nunmal keine stadt ne ananas. zumal die architektur des "business towers" (allein der name zeugt schon von absoluter einfallslosigkeit) ein abklatsch des trotzdem noch deutlich höheren jen-towers (der bekanntlich zum baustart 1996 schon ein viertel jahrhundert jena schmückt, und dort wirklich als wahrzeichen dient). das klappt nicht in nürnberg, nicht in leipzig und auch nicht in new york (als beispiel, mit ihrer ersatzbebaunung für das world trade center).... auf krampf funktioniert sowas einfach nicht.

  • mh, diese "auf krampf" neuen wahrzeichen funktionieren doch nur selten, oder man hat sehr sehr viel geld, um es umzusetzen ^^ und mit "dem 22. höchsten gebäude deutschlands" oder "dem 3. größten funkturm" gewinnt nunmal keine stadt ne ananas. zumal die architektur des "business towers" (allein der name zeugt schon von absoluter einfallslosigkeit) ein abklatsch des trotzdem noch deutlich höheren jen-towers (der bekanntlich zum baustart 1996 schon ein viertel jahrhundert jena schmückt, und dort wirklich als wahrzeichen dient). das klappt nicht in nürnberg, nicht in leipzig und auch nicht in new york (als beispiel, mit ihrer ersatzbebaunung für das world trade center).... auf krampf funktioniert sowas einfach nicht.


    keins von den 3 Wahrzeichen hat sich die Stadt Nürnberg Ausgesucht, oder als ihr wahrzeichen reklamiert.

  • Tja, der Name "business tower" ist wirklich schlecht. Das dachte ich mir auch, als ich ihn das erste mal gehört hab.


    Bezüglich der Verkrampftheit... Wie haben es denn Hamburg mit der Elbphilharmonie, Bilbao mit dem Guggenheim, oder Sydney mit der Oper gemacht?
    Grundsätzlich geht es doch darum, ob eine Stadt den Mut hat, unkonventionelle architektonische Wege einzuschlagen, nachdem Handlungsbedarf in der Stadtvermarktung festgestellt wurde.


    Kreative Prozesse verkrampfen sich, wenn in den Favoritenkreis möglicher Lösungsvorschlage nur kleingeistige, konventionelle Vorschläge kommen. Da ist am Ende keiner zufrieden und es entsteht Unmut.


    @ twolf: der business tower oder der Fernsehturm wären aber doch die einzigen Bauten, die sich bisher angeboten hätten.

  • @ Ranger


    Der "deutlich" höhere Tower in Jena dürfte ca. 9,5 m höher sein ;)


    Unser Fernsehturm hat übrigens ca. 293 m


    Aber jetzt dann auch bitte wieder zum Thema ;)

  • Der JenTower ist kleiner .. und nur dank einer aufgesetzten Antenne höher.
    Antennen zählen in meinen Augen aber nicht.. deswegen hab ich auch zu keinem Zeitpunkt die PetronasTowers als höchstes Gebäude der Welt akzeptiert. Der damalige SearsTower war um einiges höher. -- OffTopic Ende --