Spree 2011 - saubere Spree und neue Flächen

  • Flussbad in der Innenstadt

    Nachdem dieses Thema hier zwei Jahre brach gelegen ist, meldet heute die Berliner Zeitung, dass das Abgeordnetenhaus ein Flussbad in der Spree möchte.


    Alle Fraktionen bis auf die AFD unterstützen das Projekt. Für den Haushalt 2019 sind dafür 250.000 Euro vorgesehen. Der Bund unterstützt das Projekt mit 4 Millionen Euro.


    Eine Eröffnung wird für 2025 anvisiert.

  • In der Berliner Morgenpost von heute wird unter der Überschrift "Die teuersten Stufen Berlins" über die Freitreppe am Humbold-Forum berichtet. Demnach soll die Treppe 38 Meter breit werden und 2023 fertig sein. Die Kosten sollen sich aum 6,4 Millionen Euro belaufen.

    Die Stufen werden aus Granit und Sandstein gefertigt. Die Geländer, die vom Schlossplatz bis zum Wasser führen, sind mäanderförmig gestaltet. Auch eine Steganlage ist vorgesehen. Unabhängig davon, ob später dort einmal im "Flußbad" der Spree gebadet werden kann, soll die Treppe gebaut werden.

  • In dem Artikel wird aber ein irreführendes Bild gezeigt. Das ist nicht die Freitreppe an der Schlossbrücke, die dort zuerst mit den freigegebenen Mitteln verwirklicht werden soll, sondern die Treppe am Staatsratsgebäude. Man kann hier auch die Umkleidekabinen sehen.

  • Umkleidekabinen ^.^ Wird dieser offensichtliche Schwachsinn mit dem Spree-Bad etwa immer noch verfolgt? Nicht mal wenn sie die ganze Suppe da rauspumpen, das vollständige "Becken" von Unrat befreien, mit Sandstrahlern auf Hochglanz polieren und mit destilliertem Wasser wiederauffüllen, nicht mal dann würde ich da baden wollen. Kennt noch jemand das Blub? War in den 90ern mal das größte Spaßbad Berlins und wurde irgendwann geschlossen, weil sie es nicht mehr geschafft haben hygienisch akzeptable Zustände zu garantieren. "Fäkalbad" titelte mal die Bild. Das war eine vom öffentlichen Personenverkehr abgeschlossene Badehalle mit Zugangskontrolle, Security und relativ hoher Eintrittsgebühr.

  • Wer aus Berlin kommend als Besucher im Voralpenland einmal gesehen hat wie die Menschen mit den Flüssen in den Städten leben ist da möglicherweise neidisch und hätte das auch gerne. Die Spree ist aber mehr ein sumpfiges Rinnsal weit im Binnenland. Im Sommer soll ein Großteil des Wasserkörpers von Abflüssen der Klärwerke stammen. Berlin hat nun einmal keine Isar.


    Ich finde schade, dass es im Schlossumfeld keine neuen Brunnen und Wasserspiele gibt. Das fehlt dem heutigen Städtebau insgesamt. Bei soviel Freifläche könnte das Wunder wirken. Meine Ansicht.

  • ^ Schon wieder? Man muss doch nicht immer von sich auf andere schließen. Es ist kein Schwachsinn der da verfolgt wird und für dich wird sicherlich nicht an den Filteranlagen experimentiert. Auch musst du da nicht schwimmen. Niemand wird dich zwingen.


    Solch ein unglaublicher Kulturpessimismus ist echt schwer zu ertragen.

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    Und du patroullierst dann als begeisterter Kulturenthusiast Nachts die Spree entlang und passt auf, dass niemand Fahrräder, Escooter, Bierflaschen, Dosen, Rucksäcke, Taschentücher, Damenbinden, Plastikverpackungen, Zahnbürsten, Windeln, Trinkgläser, Fahrradschlösser, Schminkspiegel, Giftstoffe oder Exkremente hineinwirft? Berlins Innenstadt ist doch kein Klostergarten. Filteranlagen filtern den Menschen nicht heraus aus der Gleichung. Völlig realitätsfremd.

  • Ich glaube Klärwerke wären das geringere Übel. Es werden E-Roller in die Spree geschmissen und die Stoffe die da austreten sind deutlich gefährlicher. Ich glaube da kannst du dann die Spree komplett knicken.

  • Ich denke, dass der Hinweis auf praktische Probleme nichts mit Kulturpessimismus zu tun hat. Doch bevor man ein solches Projekt wirklich angeht, sollte man vorher über die möglichen Risiken reden und nicht hinterher, wenn wieder 10 Mio. ausgegeben sind und man nach 3 Monaten zu dem Schluss kommt, dass es doch nicht funktioniert.


    Ich finde die Idee zunächst einmal positiv und gar nicht so abwegig. Doch wenn man genauer drüber nachdenkt, kommen mir ernstere Zweifel, ob fern der schönen Visus eine praktische Umsetzung überhaupt möglich und wünschenswert ist.


    Erstens stellt sich die Frage, ob man das kulturelle und ehemals auch religiöse Zentrum der Hauptstadt zu einer Eventlocation machen soll mit all den daran hängenden Risiken. Man stelle sich vor in Frankreich käme jemand auf die Idee sowas an der Ile de Notre Dame zu machen. Es würde vermutlich einen Aufschrei geben wie man das Herz von Paris mit einem solchen Vorschlag entwerten würde. Denn ich frage mich schon, was Badegäste mit kulturellen Belangen zu tun haben. Ich habe die Befürchtung, dass wir das kulturelle Zentrum Berlins mit Museumsinsel und Humboldtforum durch eine solche Spaßveranstaltung eher entwerten als aufwerten.


    Neben dieser eher philosophischen Frage nach Sinn oder Unsinn einer solchen Idee treiben mich aber viel eher praktische Erwägungen dazu extrem skeptisch zu sein. Denn es geht ja nicht nur um die Reinigung der Gewässer. Es gibt so viele praktische Fallstricke. Wohin mit Duschen, Toiletten, Schränken und das alles unter Umständen in drei Geschlechterausführungen? Wird das Areal abgesperrt damit man die Anzahl der Badegäste beschränken kann oder ist der Zugang frei? Gibt es einen Bademeister und Sicherheitspersonal die hier für Ordnung sorgen. Wenn man sieht was teilweise in den öffentlichen Bädern los ist, sollte man nicht darauf vertrauen, dass das hier schon von allein gesittet abgeht. Darf mal seine Sonnenliegen mitbringen? Was wenn jemand auf die Idee kommt hier grillen zu wollen? Welches Publikum zieht man hier überhaupt an? Soll es was kosten wenn man hier baden will.


    Meine Sorge ist, dass es am Ende ein Ballermann für Arme wird wo sich ein Publikum einfindet, was man schon am Alex nicht haben will. Man sollte hier wenn überhaupt ein dem Ort und dem Niveau der Umgebung zuträgliches Ambiente schaffen. Ob dies allerdings in Berlin gelingt und ob man diesen immensen Personalaufwand betreiben will, wird sich zeigen. Was aber nicht geht, ist die Tatsache, dass wir hier am Ende eine Ballermann-Atmosphäre direkt in der historischen Mitte haben. Das muss ganz klar sein.

  • Erstens stellt sich die Frage, ob man das kulturelle und ehemals auch religiöse Zentrum der Hauptstadt zu einer Eventlocation machen soll mit all den daran hängenden Risiken.

    In Deinem Beitrag verbinden sich in lähmender Weise Vergangenheitsverklärung und mangelndes Geschichtswissen mit Minderwertigkeitsbewusstsein: Verklärung und mangelndes Geschichtsbewusstsein, denn der Spreekanal war nie ein "religiöses Zentrum" und zudem stand hier bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine Flussbadeanstalt, womit die kulturpessimisischen Ängste um "Entwertung" sich jedenfalls nicht historisch legitimieren können. Minderwertigkeitsbewusstsein, denn hier geht es eben nicht um die Île-de-France und Paris, sondern um Berlin, und warum sollte das, was dort angeblich undenkbar wäre (immerhin wurde in Paris schon vor Jahren ein Innenstadt-Schwimmbecken errichtet) in Berlin ebenso undenkbar sein? Warum sollte nicht gerade das die Stärke Berlins ausmachen: Dass hier Dinge denkbar werden und gemacht werden, die anderswo nicht gemacht werden? (Tatsächlich werden Flussbäder auch anderswo errichtet.) Diese Mischung, die ich hier sehe, arbeitet einer lähmenden (und in meinen Augen wenig Berlinerischen) Sakralisierung im problematischsten Sinne vor, im Sinne nämlich von: Etwas dem freien Gebrauch entziehen, Dinge zum bloßen (touristischen) Schauwert erstarren lassen.

  • Herrje, immer die gleichen Halbwahrheiten.


    1. Die Flußbäder bzw. Badestellen in anderen Städten sind in der Regel nicht unmittelbar neben den Hauptsehenswürdigkeiten der betroffenen Stadt, sondern etwas abseits - wie in Berlin in Kreuzberg.


    2. Die vorsätzliche Hinrichtung des Spreekanals durch die Versumpfung nebst seinem urbanen Gepräge wird regelmäßig unterschlagen. Ich kenne Leute, die da am Ufer wohnen und das nicht hinnehmen werden - das würde ich auch nicht tun.


    3. Die Fragen der Umkleiden, Kassen, Parkplätze etc. werden stets entweder beiseite geschoben oder pauschal damit beantwortet, daß das im Sockel des Nationaldenkmals stattfindet. Dieser stets erstens unter Denkmalschutz, sodaß sich eine Pommesbude verbietet, und zweitens ist dort viel zu wenig Platz. "Eventisierung" ist schon der richtige Ausdrück wenn man sich den Tubel vor der Areal oder dem Prinzenbad ansieht.


    4. Den Initiatoren geht es ja nicht um eine Flußbad (das haben wir ja schon an der Arena), sonderm um die Dekonstruktion der historischen Atmosphäre - das haben die Befürworter - bevor sie die erste Million Steuergeld bekommen hatten - unumwunden bei jeder Veranstaltung gesagt.


    5. Die Freitreppe kostet allein über 6 (sechs) Millionen Euro (https://www.morgenpost.de/bezi…erste-Treppe-Berlins.html). Ich möchte mir gar nicht vorstellen was die Demontage der Schleuse und der Komplettumbau des Spreekanals für eine müffelne Biokläranlage zum Schluß kosten wird.


    6. Es macht überhaupt keinen Sinn das Wasser im Spreekanal zu klären während die Spree selbst bei Starkregenereignissen nach wie vor mit Fäkalien überschwemmt wird (die bei der schwachen Strömung durch den Kupfergraben natürlich rückfluten, wenn man ihn nicht sperrt.


    Deshalb wird das Projekt sicher nicht umgesetzt sondern es wird bei der Freitreppe und weiteren Fördergeldern für die nächsten professionellen Werbeprospekte bleiben. Das Geld sollte langfristig sinnvoll für Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Spree eingesetzt werden - davon hätten viel mehr Menschen etwas.

  • Das Flussbad selbst sehe ich auch skeptisch aber eher wegen meiner persönlchen Bedenken, da ich mir baden dort kaum vorstellen kann. Aber eine Treppe bis aufs Wasserniveau, evtl. auch mit einem Steg um mehr Fläche zu erhalten finde ich schon sehr attraktiv. Wie schon mal gesagt, liegt die Treppe für eine perfekte Anlage auf der falschen Seite. Wenn man sie als Sitzgelegenheit nutzt, hat man die Westfassade des HF im Rücken. Dennoch erhöht die Treppenanlage die Aufenthaltsqualität und auch die zur Verfügung stehende Fläche.


    Das Treiben am Lustgarten ist ja schon seit langem sehr bunt und der Lokation überhaupt nicht abträglich, im Gegenteil: Das ist Berlin und die Freitreppe oder selbst ein Flussbad wird die Aufenthaltsqualität und die Attraktivität des Ortes bestimmt erhöhen.

  • Ich schließe mich Konstantin da voll und ganz an. Ich glaube auch nicht, dass das genehmigt wird, da es zu viele Hürden gibt. Nicht umsonst gelten für Schwimmbäder sehr hohe Reglementierungen. Und mich würde einfach mal interessieren, wo man diese Fülle an Infrastruktur unterbringen will. Anstatt wieder pauschal mit Vorurteilen und persönlichen Beleidigungen zu reagieren könnte ElleDeBE doch einfach mal auf die aufgeworfenen praktischen Fragen eingehen und erklären, wie man diese lösen will. Das wäre dann mal ein konstruktiver Beitrag zum Geschehen. Ich habe aber das Gefühl, man will diese gar nicht beantworten. Also mal Butter bei die Fische:


    - Wohin mit den Duschen, Umkleiden und Schränken?

    - Ist der Zugang beschränkt oder offen? Soll es Eintritt kosten?

    - Wer sorgt für die Sicherheit der Nutzer an Land und zu Wasser?

    - Wer bezahlt das und die weiteren Betriebskosten?

    - Wer soll überhaupt das Publikum sein?

    - Soll das eher ein Ort zum Chillen sein, wo man vielleicht mal die Beine ins Wasser hält oder soll man hier wirklich schwimmen können?

    - Wer verhindert, dass es am Ende ein Ballermann 2.0 wird, wo alkoholisierte Engländer grölend in direkter Nähe zum Weltkulturbe Museumsinsel einen nicht besonders guten Eindruck erwecken?


    Wenn das alles so einfach und problemlos ist, wird es ja nicht schwer fallen, diese Fragen zügig zu beantworten.


    Ich füchte, dies wird am Ende genauso eine Totgeburt wie die Einheitswippe, nicht weil beides schlechte Ideen sind, sondern weil man gute Grundgedanken an falschen Orten plant, die dazu noch technisch und logistisch so anspruchsvoll sind, dass das Ende der Betriebsdauer schon in ihrer Planungsgeschichte festgelegt ist. Und das bedaure ich, weil bei beiden Projekten aus meiner Sicht viel Potential verschenkt wird, weil es manch einem wichtiger zu sein scheint, etwas anderes mit diesen Projekten zu verhindern als an anderen Orten Positives zu schaffen. Und das ist das Traurige an diesem sich wiederholenden Prozess.

  • Odysseus: Man kann diese Fragen aufwerfen, bestimmt, aber ist es sinnvoll oder geht es auch dabei nur um Verhinderung von Positivem? Es ist immer die Sichtweise: Die Einen wollen was Neues, Modernes, die Anderen lieber Kolonnaden und K.W.I. oder mal mindestens das alte Mosaik.


    Konkret ist es ja so, dass grölende Engländer dort auch ohne Treppe und Bad grölen können (was soll überhaupt diese Anspielung???) und der Sockel des Denkmals bzw. der Auslass des ehemaligen Mühlgrabens groß genug ist für zig Umkleiden, Schränke und Toiletten. Wenn man das möchte, kriegt man das hin.

  • Wer sich über das Projekt informieren möchte, kann das auf der HP des Flussbads e.V. tun.


    Und was die Angsthasen betrifft: Hätte Bodien sich seinerzeit auch in die Hosen gemacht vor den immensen Problem des Schlossbaus, würde es heute nicht stehen.

  • @ Odysseus: Ich bin nicht für das Projekt verantwortlich und wüsste nicht, warum ich auf diese angeblichen "praktischen Fragen" antworten sollte, zumal sich mir die meisten von ihnen schlicht nicht stellen ("wer soll überhaupt das Publikum sein?", "Soll das eher ein Ort zum Chillen sein, wo man vielleicht mal die Beine ins Wasser hält oder soll man hier wirklich schwimmen können?") Warum soll man das vorher wissen sollen? Hier drückt sich in meinen Augen eine Bedenkenträgerei aus, die sich, bewusst oder nicht, vor allem, was irgendwie neu wirkt, fürchtet und letztlich stets darauf zielt, es zu verhindern.

  • Das, DerBe, wäre so als hätte man sich über das Humboldtforum ausschließlich bei Wilhelm Boddien informierte - keiner, der wirklich seriös ist, hätte das gemacht. Die Website ist eine steuerfinanzierte Propagandaseite (von den ersten 4 Mio. Förderung bezahlt), die eben die von mir angesprochenen Fragen verdrängt oder verschleiert. Das sehen ja auch viele andere so, wie das Bürgerforum Berlin und andere Initiativen.

    Deshalb warten wir es doch einfach ab.

  • Mir persönlich gefällt das Projekt der Treppe zwar an sich, denke aber dabei auch an die große Treppe in Düsseldorf an der Rheinpromenade in der Altstadt, wo es zwar nicht ins Wasser geht, dort aber regelmäßig das Problem der Vermüllung und ein "Ballermann" Trubel aufkam.


    Im Gegensatz zu den gezeigten Flussbädern, die eine gewisse Weite und Übersicht suggerieren empfinde ich für mich aber diese hohen steilen Kanalwände am Kupfergraben als etwas Bedrohliches, ist aber ein sehr persönlicher Eindruck...