"Höfisches" aus Mittelsachsen

  • "Höfisches" aus Mittelsachsen

    Heute gibt es zur Abwechslung einmal „höfische“Impressionen aus Mittelsachsen.


    Vom 31. Mai bis 28. Juni 1730 fand auf den Feldern bei Zeithain, rechtselbisch dem damals noch eher unbedeutenden Riesa gegenüber, ein großes Lustlager auf Betreiben eines gewissen illustren sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs statt, das nicht nur als größte Heerschau ihrer Zeit, sondern vor allem auch als Darstellung barocken Lust- und Lebensgefühls schlechthin für großes Aufsehen sorgte. Da klappte selbst dem anwesenden „Soldatenkönig“ unseres heiß geliebten nördlichen Nachbarn die Kinnlade herunter, und sein Frust kulminierte (mal wieder) in einem herzhaften Streit mit seinem unbotmäßigen Sprössling. Die daraus resultierende Flucht desselben endete vor allem für einen gewissen von Katte bekanntlich eher unvorteilhaft. Ob es der Verlust seines Intimus war, der den zukünftigen „Großen“ Friedrich in den folgenden Jahrzehnten gerade gegenüber Sachsen dermaßen unnachgiebig auftreten ließ…?



    Johann Alexander Thiele: Das Zeithainer Lager. Um 1730/31, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden (SKD).

    Allerdings war die Präsentation militärischer Macht, wie meist in der sächsischen Geschichte, bekanntlich wenig nachhaltig und mehr von Schein als Sein geprägt. Der gute August verstand sich eben vor allem auf die große Show…



    Vom Lager in situ überlebt haben bis heute drei der sandsteinernen Obelisken, die als weithin sichtbare Markierungen aufgestellt wurden. Sie sind noch immer auf dem Feld zwischen Glaubitz, Marktsiedlitz und Streumen irgendwo zwischen Gewerbegebiet, JVA und Eigenheimsiedlungen zu bewundern, seit letztem Jahr frisch restauriert. Die Bilder stammen bereits von 2016.





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    Sprung nach Oschatz, und einige Jahrhunderte zurück. In der Nähe der Stadt lassen sich noch immer die Ruinen von Schloss Osterland bewundern, das Anfang des 13. Jahrhunderts unter Dietrich dem Bedrängten als Jagdhaus erbaut wurde. Nur kurz genutzt verfiel die Anlage recht schnell und wurde wohl, wie meist in einem solchen Fall, von den Bauern der Umgebung freudig als Steinbruch genutzt. Ihr genaues Aussehen ist weitgehend unbekannt.








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    Wermsdorf bei Oschatz hat dergestalt gleich zwei Höhepunkte zu bieten. Das alte Jagdschloss ist ein noch recht bescheidener Renaissancebau aus dem 17. Jahrhundert. Die unregelmäßige Dreiflügelanlage wurde mehrfach umgebaut und erweitert und beherbergt heute verschiedene Einrichtungen der Gemeinde.



    Nordflügel mit Tor und zugeschütteter Steinbrücke.




    Nordflügel, Detail. Der Rauhputz sieht verdächtig nach 30er Jahre aus, die Zwerchhäuser mit den schlichten, aber schön proportionierten Renaissancegiebeln sind in ihrer geweißten Fassung wohl dem Ursprungszustand angenähert.




    Zugangsbrücke.




    Vor dem Haupteingang steht König Albert, der das Schloss ab 1878 wieder als Jagdschloss einrichten ließ und hier sehr gern verweilte.




    Gegenüber die alte Poststation, ein schlichter Barockbau aus dem Jahre 1724.




    Blick in den ehemaligen Schlossgraben.




    Im Hof: Ostflügel.




    Der markante Wendelstein mit welscher Haube zwischen Nord- und Ostflügel.




    Nord- und Westflügel mit Tor.




    Blick entlang der Hoffassade des Ostflügels.




    Schlosshof von Süden.





    Turm aus der Nähe.




    Wir verlassen die Anlage. Das Schloss durch den südlichen Eingang gesehen.




    Direkt neben dem alten Jagdschloss liegt die Evangelische Kirche, ein im Kern gotischer Bau mit einem kurioserweise über dem Chor errichteten Barockturm von 1696.




    In der Ferne das eigentliche Ziel und der Höhepunkt der Reise. Dazu im nächsten Beitrag.




    Auf dem Wege dahin fand sich diese bemerkenswerte historische Geschäftsreklame.


  • Jagdschloss Hubertusburg


    Schloss Hubertusburg hat seinen Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, nachdem hier 1763 der zum Ende des Siebenjährigen Krieges führende Frieden von Hubertusburg zwischen Sachsen, Preußen und Österreich verhandelt wurde. Darüber hinaus ist es natürlich ein einzigartiger architektonischer Schatz, der ob seiner wechselhaften Geschichte weit weniger bekannt ist als das andere große sächsische Jagdschloss in der Nähe von Dresden. Völlig zu Unrecht.


    Errichtet wurde die heutige Vierflügelanlage ab 1721 auf Geheiß eines gewissen, na ihr wisst schon. Seine heutige Gestalt verlangt es aber dem Umbau und der Erweiterung unter dessen noch wohlbeleibteren Sohn von 1733 bis 1752, der der Parforcejagd nicht weniger zugeneigt war als der Herr Papa. Kein Geringerer als Johann Christoph Knöffel war für die Neugestaltung verantwortlich, und so ist Hubertusburg heute nicht nur Sachsens größtes Jagdschloss, sondern außerdem das bedeutendste noch existierende Werk dieses großen Architekten, nachdem dessen Dresdner Bauten fast alle der Vernichtung anheimfielen.


    Trotz der völkerrechtswidrigen Plünderung durch die Preußen 1761, der Nutzung als Steingutmanufaktur, Militärlazarett, Straf- und Irrenanstalt und schließlich psychiatrische Klinik sind weite Teile der Anlage zumindest äußerlich bis heute erhalten, wenn auch zum Teil überformt und noch immer der Sanierung harrend. Es wird Zeit, dass diesem herausragenden Bau wieder die Wertschätzung zukommt, die er verdient: Für mich ist es Sachsens großartigste Schlossanlage überhaupt!



    Aber nun zu den Bildern. Annäherung vom „Oschatzer Tor“ – Hauptblickachse mit dem Hauptpalais im Hintergrund.






    Links und rechts die Kasernen des Garde-Corps. Die Klinkerbögen lassen die ehemaligen Laubengänge erkennen.




    Hauptpalais, seitlich das Brühlsche Palais rechts und das Feldmarschall-Palais links.




    Hauptpalais in voller Rokoko-Pracht.




    Ovaler Mittelrisalit mit dem Dachreiter, der trotz seines reichen Jagdschmuckes die Ähnlichkeit mit den Türmchen des Dresdner Alten und Neustädter Rathauses (beide zerstört) und damit den Baumeister nicht verleugnen kann.





    Hauptpalais von Norden.





    Zwischen Hauptpalais mit sanierter Ostfassade und noch unsanierter Nordfassade und dem Brühlschen Palais.




    Schauen wir uns im Ehrenhof um. Südlicher Rundflügel. Hier fanden 1763 die Friedensverhandlungen statt.




    Nördlicher Rundflügel, Palais des Oberjägermeisters.




    Palais des Feldmarschall und südlicher Jägerhof.




    Südlicher Jägerhof, Glastür mit Auszug aus dem Friedensvertrag von Hubertusburg, in französischer Sprache verfasst, naturellement.




    Palais des Kommandanten der Parforcejagd im südlichen Rundflügel, Kopfbau mit typischer Knöffel-Fassade.




    Im Palais des Feldmarschall mussten August Bebel und Wilhelm Liebknecht angeblich unmenschlich darben. Von Festungshaft konnte in Wahrheit kaum die Rede sein. Der Bastille-Mythos lässt grüßen!




    Blick auf die beiden Rundflügel des Ehrenhofs.




    Hauptpalais von Süden.





    Frühlingshafter Dachreiter.




    Blicken wir hinter die Kulissen in den einstigen Schlosspark, wo von der eben gesehenen Pracht bislang allenfalls etwas zu erahnen ist.




    Denkmal für den Freiherrn von Fritsch, sächsischer Unterhändler von 1763.




    Zwickel von Haut- und Südfassade. Hier treffen sanierter und unsanierter Zustand hart aufeinander.




    Südfassade. Zahlreiche Fenster tragen noch Gitter, die aus der Zeit stammen dürften, als das Schloss als Irrenanstalt diente.




    Verwildert zeigt sich der barocke Schlosspark. Die Pracht der einstigen Hauptschauseite zum Park ist nur noch zu erahnen. Die Plane zeigt den zu rekonstruierenden Ursprungszustand mit den hohen Rundbogenfenstern des Hubertussaals. Das Kurländer Palais lässt grüßen!




    Fassadendetail. Fenstergewände mit Segmentbogenverdachung und herausgeschnittener Vergitterung.




    Gartenfassade, aktueller Zustand.




    Nebengebäude. Schmiedehof, nördliches Gegenstück zum südlichen Jägerhof.




    Die Schmiese, Außenseite. Durch das Gebäude führt ein nördlicher Nebenzugang zum Schmiede- und Ehrenhof.




    Zum Abschluss dieser Blick über den Horstsee auf Schloss Hubertusburg.




    Es wäre wirklich wunderbar, könnte man das Schloss zeitnah wieder rundum in seiner ursprünglichen Pracht erleben. Auch eine Dauerausstellung wäre wünschenswert. Leider war es heute nicht möglich, die wenigen original vorhandenen Innenräume zu besichtigen. Vor allem die katholische Schlosskapelle wäre hier hervorzuheben.

  • Burg Mildenstein in Leisnig (Teil I)

    Hoch oben auf einem Bergsporn über der Freiberger Mulde thront die im 10. Jahrhundert angelegte und in der Folge mehrfach erweiterte und umgebaute Burg Leisnig, seit Ende des 14. Jahrhunderts als Burg MIldenstein bekannt.


    Ursprünglich wurden im Zusammenhang mit dem Burgbau mehrere Siedlungskerne im Tal der Mulde angelegt (heute Tragnitz und Altleisnig), die neue Stadt Leisnig auf dem Berg in direkter Verbindung mit der Burg wurde erst 1286 ersterwähnt. Sie bot in den unruhigen Zeiten des Spätmittelalters mit zahllosen Gebietsscharmützeln, Religionskonflikten und verheerenden Epidemien einen wesentlich besseren Schutz der Bewohner als die Siedlungen unten im Tal an der Handelsstraße nach Leipzig.



    Burg und Stadt Leisnig 1650 (Merian – veröffentlicht bei Wikipedia). Deutlich erkennbar ist die bereits in der Stadt aufgegangene Vorburg in Bildmitte mit der Ruine des kleinen Bergfrieds, rechts das „Schloss“ Mildenstein mit dem ebenfalls ruinösen und erst im 19. Jahrhundert wieder instandgesetzten großen Bergfried und den durch zahlreiche Türmchen bekrönten Dächern der im späten Mittelalter und der Renaissancezeit stark erweiterten Baulichkeiten.


    Nach mehreren katastrophalen Stadtbränden, nach denen die Stadt jeweils schnell wiederaufgebaut wurde, stammt das heutige Stadtbild in seitdem fast unveränderter Form aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei die Grundstruktur der mittelalterlichen Planstadt ebenso erhalten wurde wie zahlreiche bauliche Zeugnisse aus der Vorzeit, die beim Wiederaufbau naturgemäß wieder einbezogen wurden.


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    Totale des Leisniger Stadtkerns und der Burg Mildenstein vom Fischendorfer Muldehang.




    Stadt Leisnig mit der alles bekrönenden Stadtkirche St. Matthäi, links das Rathaus.




    Burg Mildenstein, links das Vorderschloss, mittig der im 19. Jahrhundert wiederhergestellte Bergfried, rechts das Hinterschloss mit dem nördlich abschließenden Pagenhaus.



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    Vor der ausgiebigen Betrachtung der Burg sehen wir uns kurz in der Stadt um. Der sehr abschüssige Marktplatz von Norden, er wurde in den letzten Jahren sehr liebevoll historisierend neu gestaltet. Keine Peitschenlampen mit Parkplatzflair mehr!




    Ostseite des Markts mit dem 1809 nach dem letzten großen Stadtbrand neu errichteten Rathaus. Das ursprüngliche stand frei auf dem Markt, ähnlich wie heute noch in Pirna.




    Markt/Ecke Niedermarktstraße. Typische schlichte klassizistisch angehauchte Häuser aus der letzten Wiederaufbauphase nach dem Stadtbrand 1803, die wohl meist aus verwendbaren baulichen Resten der zerstörten Vorgänger entstanden.




    Kirchstraße mit Stadtkirche St. Matthäi, einer im Kern gotischen Hallenkirche. Die neugotische Turmerhöhung erfolgte 1891. Ein Besuch der Kirche war wegen zahlreicher Hochzeiten leider nicht möglich.




    Die Kirchstraße fällt steil gen Vorburg der Burg Mildenstein ab, zwei Treppenzüge flankieren eine mittige Rampe. Im Hintergrund die Ruine des Bergfrieds der Vorburg.




    Brücke über die Rampe der Kirchstraße. Insgesamt fällt die sehr einfühlsame Gestaltung des Stadtraums auf.



    Bürgerhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert in der Kirchstraße mit spätgotischem Portal. Hier nächtigte dereinst ein gewisser großer Reformator…





    Das Städtchen bietet viele malerische Blicke wie diesen. Blick hinunter zu Schloßberg und Schloßstraße, die den Mauerverlauf der einstigen Vorburg umschließen.




    Kleine Kirchgasse/Ecke Kirchstraße.




    Kirchstraße unterhalb des Kirchplateaus, dessen mächtige Stützmauer rechts erkennbar ist.




    Einmündung der Kleinen Kirchgasse aus der Gegenrichtung, unten der Schloßberg.




    Eckhaus Kirchstraße/Schloßberg mit zugesetztem Sitznischenportal.





    Schloßstraße, Blick zurück zur Kirchstraße.




    Schloßstraße im Bereich des niedergelegten Tores der Vorburg. Die Speisen der „Taverne“ bestehen übrigens zum allergrößten Teil aus aufgetauten Tiefkühlkomponenten zu recht saftigen Preisen. Prädikat: Touristenverschaukelung!




    Malerischer Blick von der Schloßstraße den östlichen Ausläufer der weit verzweigten Kirchstraße hinauf.




    Burglehn. Dies ist die einstige Hauptzufahrt der Vorburg.





    Im Innenhof befindet sich schwer zugänglich die Ruine des kleinen Bergfrieds der Vorburg.




    In der Vorburg am Burglehn. Gasthof zum Stiefel und Stiefelmuseum, im Hintergrund der Südflügel des Vorderschlosses von Burg Mildenstein.




    Das 2006 eingerichtete Stiefelmuseum beherbergt den 1996 zur 950-Jahr-Feier der Stadt Leisnig (bezogen auf Altleisnig) angefertigten angeblich größten Stiefel der Welt. Zwischen Leisnig und Döbeln herrscht spätestens seit dieser Zeit ein regelrechter Stiefelkrieg, frei nach dem Motto: Wer hat den Größten?




    Annäherung an den Mildenstein, vor uns die steinerne Zugangsbrücke, die aus der überbauten Vor- zur Hauptburg führt.




    Wir sind nunmehr an der Burg Mildenstein höchstselbst angelangt. Vor uns erhebt sich das mächtige Vorderschloss, dessen Südflügel 1390 bis 96 errichtet wurde. Rechts neben der Zugangsbrücke vorgebaut die 1722 errichtete Torwärterei, das mittig sichtbare Rondell wurde als Verteidigungsbastion am nunmehrigen Burggraben um 1400 errichtet, als die Vorburg aufgegeben und die Wehranlage auf die Kernburg beschränkt wurde. Der Burggraben quer über den Bergsporn ist wohl natürlichen Ursprungs und war bereits innerhalb der mittelalterlichen Burganlage vorhanden.




    Burggraben mit der heutigen steinernen Zugangsbrücke, die 1722 anstelle einer hölzernen Zugbrücke auf Steinpfeilern entstand.




    Nach dem Mittelalter im Hof der Vorburg errichtete Häuser, im Vordergrund der Burggraben.




    heutiges Burgtor und Torwärterei. In dieser befindet sich aktuell die Museumskasse.




    Im zweiten Teil geht es in die Burg.


  • Burg Mildenstein in Leisnig (Teil II)

    Hineinspaziert! Im zweiten Teil konzentrieren wir uns zunächst auf die ältesten Bauteile der Burg.




    Plan der Burg im heutigen Zustand, zur weiteren Orientierung gern heranzuziehen.




    Weg entlang des Vorderschlosses zum eigentlichen Torhaus der Kernburg. Rechts geht es steil hinunter ins Muldental.




    Das Torhaus bildete seit dem 12. Jahrhundert den einzigen Zugang zur Kernburg. Seine heutige Gestalt erhielt es 1593.




    Torgang, Blick nach Norden in den Burghof.




    Torgang, Blick zurück zum Zugangsweg.




    Burghof, im Hintergrund das Hinterschloss, links die mächtigen Mauern des Bergfrieds.




    Was wäre eine Burg ohne Bergfried? Der von und zu Mildenstein entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Nach ewig langem Ruinendasein analog seines kleineren Pendants in der Vorburg wurde er 1875 als Aussichtsturm instandgesetzt, wobei der obere Turmabschluss in zeitgenössisch-romantisierender Weise neu interpretiert wurde.




    Im ansonsten hohlen Inneren findet man eine eindrucksvolle hölzerne Treppenanlage. Auf eine Besteigung habe ich aus Zeitgründen verzichtet.




    Die Burgkapelle St. Martin stand früher frei an der östlichen Burgmauer. Links der im 12. Jahrhundert geschlagene Burgbrunnen, an der Kapelle ein Rekonstruktionsversuch des ursprünglichen Aussehens der Burgmauer mit hölzernem Wehrgang.




    Burgkapelle. Der Ursprungsbau wurde bereits um 1130 errichtet. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfolgte die Vergrößerung des Chors, der letzte gotische Umbau erfolgte 1426 bis 28.




    Romanisches Portal der Kapelle.




    Der heutige Zugang erfolgt über das 1695/96 angebaute Aktengewölbe, das die Ausstellung „Botschaft der Heiligen“ beherbergt.




    Das sehr schlichte Innere der Kapelle mit Blick zum 1400 bis 1420 umgebauten Ostchor.




    Spätgotischer Flügelaltar der Kapelle.




    Wieder im Burghof. Links die Kapelle, mittig das Torhaus und rechts der Fuß des Bergfrieds.




    Rekonstruierter hölzerner Wehrgang neben der Kapelle (2007). Er zeigt augenscheinlich die einstige Höhe der allumfassenden Wehrmauer, die nach und nach neuen Baulichkeiten weichen musste.




    Vom Altan an der Ostmauer, einem ehemaligen mittelalterlichen Wehrturm, hat man seit 1830 einen wunderbaren Blick ins Muldental und kann das Äußere der Burg in Augenschein nehmen. Blick nach Süden, links die angestaute Mulde, rechts die Bahnstrecke Borsdorf-Coswig, deren Personenverkehr seit kurzem skandalöserweise auf den Abschnitt Leipzig-Döbeln begrenzt wurde. Nachhaltige Verkehrspolitik auf sächsisch!




    Blick nach Norden, links die Burgmauer mit dem auf dem Bergsporn thronenden Pagenhaus.




    Auf dem Wehrgang.




    Blick vom Wehrgang zum Herrenhaus des Hinterschlosses, errichtet 1422 und 1551 und nochmals 1591 umgebaut.




    Hinterschloss, Pagenhaus, erbaut auf romanischen Baustrukturen um 1325, 1384 und nochmals im 19. Jahrhundert umgebaut. Der Zwischenbau zwischen Pagen- und Herrenhaus entstand erst um 1551 und wurde im 19. Jahrhundert aufgestockt.




    Uhrturm am Pagenhaus.




    Als nächstes geht es in die Ausstellung des Vorderschlosses, der größten zusammenhängenden Baumasse der Burg. Den ältesten Teil bilden der Süd- und Nordwestflügel, erbaut 1390 bis 96 als repräsentativer markgräflicher Wohnbau. Im 15. Jahrhundert erfolgte der Umbau zum Speicher, 1835 wurden Gefängniszellen eingebaut. Die dergestalte Nutzung als Verwahranstalt endete erst Anfang der 1950er Jahre! Hochinteressant ist das schwebende gotische Portal, das die einstige Höhe der Wehrmauer verdeutlicht. Diese und ihr hölzerner Wehrgang verschwanden mit der Erweiterung des Vorderschlosses Ende des 16. Jahrhunderts.




    In der Ausstellung findet sich zur Verdeutlichung dieses hochinteressante Modell zur ursprünglichen Form des Vorderschlosses und dessen Verbindung mit dem Bergfried. Deutlich erkennbar der Zugang zum noch vorhandenen gotischen Portal.




    Nord-und Westflügel des Vorderschlosses, entstanden 1594 bzw. 1677.




    Bergfried über dem Nordflügel des Vorderschlosses.




    Im letzten Teil gibt es weitere Impressionen aus den Ausstellungsbereichen.

  • Burg Mildenstein in Leisnig (Teil III)

    Wir sind zunächst im Vorderschloss unterwegs und schauen uns die äußerst interessante Ausstellung zur Baugeschichte der Burg an. Hier findet sich ein wunderbares Modell der Burg Mildenstein im aktuellen Zustand. Für mich als Modellbauer natürlich von besonderem Interesse! Blick von Nordost.




    Von Südost.




    Von Nordwest.




    Man merkt deutlich, dass hier die Staatlichen Schlösser und Gärten ihre Hände im Spiel haben. Ausstellungsdesign und handwerkliche Ausführung sind von großer Qualität und brauchen den Vergleich mit den großen staatlichen Museen in Dresden und anderswo nicht zu scheuen. Insofern kann es als ein Glücksfall gelten, dass der Freistaat Sachsen nach der Wende die Hoheit über die Schlossanlage übernommen und seitdem große Summen in die Sanierung und Ausgestaltung investiert hat. Die kleine Stadt Leisnig wäre hierzu wohl kaum in der Lage gewesen.


    Abstecher ins Gefängnis. Neben diversen mittelalterlichen Folterinstrumenten (ohne Bilder) wird in der Ausstellung „Gefangen-Gefoltert-Gerichtet“ exemplarisch der Strafvollzug seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit dokumentiert. Hier der der Leisniger Bürgermeister, der 1849 revolutionärer Umtriebe verdächtigt wurde und in der Untersuchungshaft verstarb.




    Schlüssel und Schlösser.




    Jahrhundertelang wurde Burg Mildenstein als regionaler Amtssitz genutzt. Auch diesem wurde durch eine Sonderaustellung Rechnung getragen. Kernstück ist die bis ins Detail rekonstruierte Amtsstube, die den Behördenbetrieb im 18. Jahrhundert sehr augenscheinlich demonstriert.





    Solcherlei liebevolle Szenen sind fester Bestandteil der Ausstellung. Begeben wir uns in eine Küche des 18. Jahrhunderts. Diese fand ich besonders nett gemacht.







    Herzstück der Innenausstattung des Vorderschlosses ist die zweite herrschaftliche Etage mit ihrer Abfolge von Rittersälen. Diese können gemietet werden.






    Es bieten sich schöne Blicke über die Vorburg und die Stadt Leisnig. In Bildmitte der Bergfried der Vorburg, dahinter die Stadtkirche. St. Mathäii.




    Durchblick durch das einstige Zugangsportal der Rittersäle in den Innenhof des Vorderschlosses mit Bergfried im Hintergrund.




    Das Portal in voller Schönheit. fotografiert aus dem Ostflügel.




    Die hohen Dachstühle, zum Teil noch original, wurden als sehr voluminöser Kornboden genutzt. Auf dem Wege dahin klärt uns dieser Esel nebst Fracht über den höfischen Viktualienverbrauch im Spätmittelalter auf. Und nein, es ist kein Selfie!!!




    Treppe zum Boden.




    Ohne weitere Kommentare der Kornboden. Ein atemberaubendes Raumgefühl unter historischen Holzbalken!





    Treppenhaus und Blick in den Hof zwischen Vorderschloss und Bergfried.





    Als letztes bleibt noch die Innenbetrachtung des Herrenhauses im Hinterschloss, das erst vor wenigen Tagen nach umfassender Sanierung wieder eröffnet wurde. Zu den geschichtlichen Hintergründen der opulenten Portalkrönung konnte ich noch nichts herausfinden.




    Das Hinterschloss bietet eine weitere rekonstruierte historische Küche, die man aber auch praktisch nutzen kann. Diverse Einblicke.





    Der Kamin wird sicher bald rußbedeckt sein.




    Holzgalerie im Hinterschloss. Viele Räumlichkeiten sind bislang ungenutzt, können aber schon besichtigt werden. Die handwerkliche Qualität der geleisteten Arbeit begeistert erneut.





    Ausblick aus dem Herrenhaus auf den Hof mit Wehrgang und Kapelle.




    Wir nehmen Abschied von Burg Mildenstein mit einem weiteren Hofbild. Unser Fazit: Sowohl die hochwertige Sanierung des Komplexes wie auch die durchdachte und liebevolle Konzeption der Ausstellungsbereiche machen einen Besuch unbedingt empfehlenswert. Auch und gerade für Kinder bietet die Anlage einen hohen Schauwert und vielfältige Angebote.