Wohin mit dem Autoverkehr in Leipzig?

  • ^ Also ich kann mich noch erinnern, was Anfang bis Mitte der 90er in Lindenau los war. Die Tatsache, dass kaum jemand aus Leipzigs Mitte oder Osten heute noch die B181 als Autobahnzubringer nutzt, weil mit A38 und den Zubringern im Norden viel leistungsfähigere und weniger stauanfällige Alternativen bereitstehen, ist kaum wegzudiskutieren. Dauerstaus in Lindenau sind mir jedenfalls seit geraumer Zeit nicht mehr bekannt. Was die Korelation zwischen Sanierungsgrad und Verkehrsbelastung betrifft, wurde ja bereits in den vorhergehenden Beiträgen darauf hingewiesen, dass es durchaus noch mehr Einflussfaktoren gibt.

  • ... was natürlich in Merseburger und Lützner Straße, dort wo noch viele unsanierte Gründerzeithäuser (Kaufhaus Held, ..) stehen, zu dauerhaft starkem Verkehr mit den bekannten bescheidenen Folgen für den Sanierungsgrad führen wird.


    Die Merseburger sieht doch im Vergleich gar nicht so schlecht aus mit dem Hotel Merseburger Hof und anderen. Das Problem des alten Kaufhauses Held ist wohl weniger die Verkehrslage, sondern die fehlende Nutzung. Im Gegenteil, für eine wünschenswerte Nutzung, die ja wohl sicherlich nicht im Bereich Wohnungen zu suchen sein wird, wäre günstige Verkehrsanbindung und öffentliche Wahrnehmbarkeit auf jeden Fall von Vorteil. Nur was? Klassische Kaufhäuser in der Lage wird es vermutlich nicht mehr geben. Also auch hier Kultur? Oder Büros? ..... Visionen sind gefragt.


    An der Lützner zwischen Merseburger und Zschocherscher Straße passiert so ganz langsam auch einiges: neues Kaufhaus Held und die ganze Ecke an der Fußgängerzone in der Merseburger, Goetz-Haus (Nr. 11), das kleine Häuschen bei der Tanke, neues Hauptquartier vom Haushalten e.V. (Nr. 39), Laden des Quartiersmanagments (Nr. 17), Gambrinus an der Ecke Odermannstraße mit Kabarett Leipziger Brettl, zwei Pensionen, religiöse Nutzung im Hinterhaus, einige Sanierungen etwa der Lützner Straße 33, Wächterhaus Lützner 30 mit A+V, Wächterhaus Lützner 55, Josephstraßenblock und Sicherung und Ausbau der Lützner 23... . Ich werde wohl Anfang Februar mal mit der Kamera losziehen müssen.



    Verkehr raus aus den Vierteln bedeutet leider immer SChaden für die Umwelt und umgekehrt. Zu weniger Verkehr wird es wohl nie mehr kommen ...


    Da wäre ich mir nicht so sicher. Oder nicht weniger Verkehr, aber anders, vor allem Rad und ÖPNV. Wer hätte denn vor wenigen Jahren auf einen Trend zur Re-Urbanisierung gewettet? Und ich hoffe oder bin fast davon überzeugt, dass damit auch eine wieder wachsende Bedeutung von Rad und Straba einhergeht und für die Georg-Schwarz-Straße hoffentlich die Bedeutung der S-Bahn wieder wächst.

  • ^ Was Lindenau betrifft, muss ich Recht geben. Die Entwicklungen sind sehr ermutigend, unbedingt sollte man auch noch das Tapetenwerk und die Nachbarschaftsgärten Josephstraße erwähnen. Für das alte Kaufhaus Held würde ich mir eine Nutzung ähnlich der Kaufhäuser Schocken und Tietz in Chemnitz wünschen - also eine Mischung aus Kunst- und Kulturkaufhaus. Ich weiß nicht, wie gut erhalten die Bausubstanz ist, eventuell könnte so etwas erstmal über die Wächterhäuser erfolgen.


    Was den ÖPNV und die Fahradkultur betrifft: ersterer wird sicherlich mit Eröffnung des CT einen Schub erfahren, gegen letzteres hat sich scheinbar aber eine wortgewaltige, ich bin mal so frei - "Rentnerlobby", gebildet. Das hat ja die Diskussion ums Fahrradfahren im Zentrum gezeigt. Leider führt aber eine weitergehende Einschränkung des Radverkehrs die Versuche (neue Radwege, etc.) ad absurdum, den Modalsplit in diese Richtung zu verlagern. In Barcelona wurde da ein sehr schönes Radausleihsystem für die Bürger installiert, das sich sowohl über Teilnahmegebühren als auch ein Parkraumbewirtungsprogramm finanziert. Sicherlich nicht bedingungslos in Leipzig umsetz- und finanzierbar, allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass in Leipzig mehr in diese Richtung getan werden könnte. Gern auch durch Einrichtung einer Umweltzone (gut, die Plakette habe ich schon wegen Berlin ;)

  • Zunächst einmal danke für die reghafte Anteilnahme.
    Vor allem wiedermal Dank an Dase für deine gewohnt sachlichen Beiträge! Ein wenig hast du mir deine Sichtweise deutlich machen können.
    Nur seh ich die Sache trotzdem so, dass die derzeitige Situation einfach so dermaßen unbefriedigend ist. Wäre die aktuelle Situation nicht so besch***** wie sie ist, wäre ich nie auf die Idee gekommen. Aber weil ich eben in Südvorstadt wohne, und die Vorzüge der Verkehrsinfrastruktur hier kenne und zu schätzen weiß, habe ich 'ne andere Meinung.



    Leider, liebe LEgende, ist das so wie bei den Plattenbauten. Das Leben ist nicht schwarz-weiß. Der Schutz des Waldes und allgemein der Natur ist extrem wichtig für die Lebensqualität in den umgebenden Vierteln. Nicht umsonst wirbt jede Wohnungsanzeige für Leutzsch oder Lindenau mit der Nähe zum Wald. Eine Schnellstraße zwischen Wohnsiedlung und Restwald schneidet den Wald nicht nur gefühlt ab, auch wenn es vielleicht Übergänge, Tunnel oder sonstiges geben sollte.


    Bei diesem Abschnitt musste ich am meisten schmunzeln.
    Thema Schwarz-Weiß-Denken: Also mir persönlich ist eine Schnellstraße wie die B2 im Süden entlang des Auwaldes und abseits meiner Wohnung zehntausend mal lieber, als ein Autobahnzubringer vor meiner Haustür und meinem Bäcker auf der anderen Seite. ;) Und das sehen sicher die meisten auch so.


    Zum ÖPNV:


    Also grundsätzlich stimme ich damit überein, das ein attraktiver ÖPNV, der mit dem PKW von den Eckkennzahlen her mithalten kann, mittelfristig zu einem Umdenken und damit weniger Verkehr
    führen würde. Aber wie soll ich daran glauben? Die Tram ist aufgrund ihrer ebenerdigen Trasse auf großen Strecken einfach zu langsam. Einzig die S-Bahn würde Abhilfe schaffen. Aber die
    fährt in Leipzig bekanntlich ums Dorf.


    Im Norden, Süden und Osten wird durch den City-Tunnel und dem damit verbundenen, fast schon revolutionären neuem, erstem sinnvollen S-Bahnnetz etwas geschehen. Da bin ich mir relativ sicher. Aber im Westen? Da werden selbst neue Stationen in Lindenau nicht allzu viel ändern. Auch wenn ich es natürlich hoffe. Einzig in Leutzsch könnte ich mir einen
    Effekt vorstellen, da dort der S-Bahn-Bogen nicht mehr allzu groß ist, und die Straßenbahn von dort aus noch recht lang ins Zentrum braucht.


    Und wenn hier groß Hoffnungen auf den ÖPNV zur Entlastung der Magistralen gestützt werden, frag ich mich wo dessen UMFASSENDER Ausbau im Westen bleibt. Nur ein stark beschleunigtes Netz kann hier Attraktivität schaffen. Mit einer Straßenbahn oder Stadtbahn auf langen Distanzen nicht möglich.
    Und selbst wenn von heut auf morgen viele PKW-Stadt-Fahrer auf den ÖPNV wechseln würden. Dann wären die LVB am Ende. Die Kapazitäten reichen heute schon kaum. In Spitzenzeiten ist die Tram gnadenlos überlastet. Von Komfort kann da keine Rede mehr sein. Aber das ist auch ein altes und anderes Thema.


    Zur Umgehungsstraßen-Problematik:


    Der hier recht klein geredete Verkehr aus Westen und Richtung Westen über die Merseburger Straße hat mit dem nun geschlossenen Autobahnring wirklich nicht viel zu tun.
    Das stimmt. Warum auch? Aus Norden von der A9 kommend, fuhr man schon früher die Abfahrt Schkeuditz runter und dann die B6 gen Mitte.
    Von Süden kommend fuhr man die Abfahrt Markranstädt runter und dann durch Grünau durch.

    Das Problem des West-Verkehrs entlang der Merseburger und Lützner Straße waren und sind doch seit 1990 die EKZ (Nova Eventis + Löwen Center) auf der grünen Wiese im Westen. Die sorgen für den
    hauptsächlichen Durchgangsverkehr in Lindenau.


    Das die Stadt das Problem des Durchgangsverkehrs erkannt hat, zeigt ja der Bau des nördlichen Mittleren Rings und zum Teil auch der Rückmarsdorfer Straße.
    Die Rückmarsdorfer als Umgehungsstraße um Lindenau mag theoretisch sinnvoll sein, da sie für den Durchgangsverkehr ähnlich lang ist wie die Lindenau-Strecke.
    Dahinter steckt ja die Idee, den Verkehr über die Hans-Driesch-Straße, statt durch Lindenau zu jagen.


    Jedoch leitet auch die Rückmarsdorfer Verkehr durch bewohnte Gebiete inkl. Mega-Kreuzung am Leutzscher Rathaus.
    Ist also keine Straße ähnlich der B2 im Süden ohne Ampeln und schnellem Verkehrsfluss, etc.
    Am besten wäre jedoch sicher eine weiträumige Umgehungsstraße nördlich und östlich von Leutzsch gewesen.
    Zudem auch wieder das selbe Problem der Belastung der Anwohner. Wenn auch Teil-Entlastung für Lindenau.
    Eine abknickende Hauptstraße an der Kreuzung Merseburger/Rückmarsdorfer auf die Rückmarsdorfer Straße und rechtzeitige und bessere Ausschilderung mit "Zentrum über Rückmarsdorfer/Hans-Driesch-Straße/Am Sportforum"
    würde sicher auch einiges bringen. Alles Faktoren, die schnelle Umgehungsstraßen wie die B2 im Süden aufweisen. Die ziehen den Verkehr mit ihrem unterbrechungsfreien Verkehrsfluss an und besitzen
    zudem Viele Auf- und Abfahrten. Da nimmt man auch kleinere Umwege bzw. "Bögen" gern auf sich.


    Im übrigen kann ich mich nur wiederholen. Nach Fertigstellung des nördlichen Mittleren Ringes wäre die Südabkurvung östlich von Leutzsch extrem sinnvoll, um Verkehrsströme mit "Ziel Süden/Zentrum West/Musikviertel/etc.", die ohnehin
    nie die neue B6n fahren würden, da bin ich mir sicher (es ist ein enormer Umweg! Einfach mal auf die Karte schauen!), sondern weiter brav durch die Georg-Schumann-Straße rammeln würden, sinnvoller zu führen.
    Und das Argument mit dem "Auftreffen im Waldstraßenviertel" ist mehr als überspitzt und pessimistisch gedacht. Jemand der vom Norden kommt, und die neue Südabkurvung nehmen würde, fährt sicher nicht
    ins Zentrum-Nord (und damit durchs Musikviertel), sondern "Am Sportforum" entlang. Dort teilt sich der Verkehr dann an der Kreuzung Jahnallee/Am Sportforum in die drei Himmelsrichtungen
    West, Süd und Ost auf. Eine Verkehrsteilung und -entflechtung auf mehrere Straßen wäre die FOlge, im Gegensatz zu heute, wo es nur zwei/drei nördliche und westliche "Autobahn-Magistralen" gibt.
    Warum sollen alle nur über Nord und Süd nach Leipzig rammeln, und dann den Innenstadt-Ring verstopfen? (der Osten spielt bei einer Betrachtung des Westens logischerweise keine Rolle)


    Was hier als zukünftiges Horror-Szenario fürs Waldtraßenviertel dargestellt wird, ist doch der derzeitige Horror für Zentrum-Nord, Gohlis, Möckern, Leutzsch, Lindenau und Altlindenau.
    Daher muss die Devise lauten, den Verkehr gleichmäßig auf alle und insbesondere dorthin zu verlagern, wo er die größere Mehrheit nicht stört. Ich gebe zu, zum Teil wohl zu Lasten der Natur.



    Die Folgeeffekte durch den massiven Durchgangsverkehr sehen wir doch heute schon. Eine Verkehrsberuhigung ähnlich wie in der Karli ist aktuell nicht möglich, wenn auch eigentlich nötig.
    Man muss das Rad auch nicht neu erfinden, sondern nur mal auf die von mir schon erwähnten positiven Bsp. schauen. Nimmt das keiner zur Kenntnis, das es im Süden mit der B2 wunderbar funktioniert?
    Oder stört irgendjemanden von uns die B2 im Südabschnitt? Und stellt diese zur Debatte?
    Die hat bekanntlich auch ein wenig östlichen Auwald gekostet. Und hat durchaus auch ihre Nachteile. Unbestritten. Aber die Vorteile überwiegen jedoch deutlich!
    Man hätte genauso gut die Karli zum Autobahnzubringer ausbauen können. Ich bezweifle, das die Südvorstadt dann heute so wäre, wie wir sie kennen.
    Wenn die neue B2 im Süden zu DDR-Zeiten nicht gebaut worden wäre, wäre bei einer heutigen Debatte darüber das Theater sicher auch groß. Wohl ähnlich wie jetzt im Westen.


    Darüber einfach mal nachzudenken und zu diskutieren, halte ich für sinnvoll. Eben auch, weil Leipzig als gebaute >750.000 EW-Stadt, derzeit nur 510.000 EW hat. Tendenz steigend.
    Das hat nix mit Anti-Auwald oder Pro-PKW zu tun, sondern einfach mit der Realität. Ich habe nämlich gar kein Auto, sondern nutze sehr gern die Tram (fahre größtenteils nur kurze Strecken)
    und fahre extrem gern Rad!


    Wer weiß, vielleicht liegen bei der Stadt ja auch entsprechende Planungen in den Schubladen. Derzeit reicht das Geld wohl leider nicht aus, um solche umfassenden Lösungen zu realiseren,
    so dass man sich eben erstmal auf einzelne Teilstücke beschränkt. Ob bis dahin die Zeit für die Magistralen schon gezählt ist? In Chemnitz scheinbar ja. Da genehimgt der Denkmalschutz einfach
    so den Abriss von Häusern, weil sie eben an viel befahrenen Hauptstraßen liegen und unattraktiv sind. Wenn wir bzw. die Städte so weitermachen, verwandeln wir unsere Magistralen durch Nichts-tun ganz
    automatisch in breite Straßen ohne Häuser links und rechts, sondern mit Wiesen und Bäumen am Wegesrand. Eben weil keiner mehr dort wohnen will. Genau so denkt man ja in Chemnitz.



    Es fehlt einfach auch eine Lobby für die Magistralenanwohner. Wer schützt die Menschen vor dem Verkehr? Wenn die Magistralen alle bewohnt wären, gäbe es schon längst 'nen viel größeren
    Aufschrei bei Plänen wie "Autobahnzubringer". Sicher auch bei den Hauseigentümern. So aber, wo das meiste leer steht und viele Häuschen der LWB, etc. gehören, interessiert das scheinbar niemanden.
    Die Anwohner stimmen bekanntlich mit den Füßen ab und ziehen weg. Bauen sich ein Neubau-Häuschen neben dem ach so ruhigen Auwald...


    Die Frage ist daher nicht, ob wir mehr oder weniger Straßen brauchen, sondern sinnvollere. Ziel muss sein, die "Autobahnzubringer-Magistralen" in normale Straßen
    des öffentlichen Lebens zurückzubauen und dem Durchgangsverkehr eigene, ihm entsprechende Straßen zu bauen. Ähnlich der Karl-Liebknecht-Straße/B2.


    Schließlich geht es nicht darum, mit neuen Straßen mehr Verkehr zu erzeugen. Das haben schon die zu Autobahnzubringern ausgebauten Magistralen geschafft.
    Es geht um die schon erwähnte Entflechtung und Verteilung und Optimierung von Verkehrsströmen. Es geht um die Schaffung neuer, verloren gegangener Lebensqualität für die Anwohner der Magistralen,
    die seit der Wende durch die extreme Zunahme des PKW-Individualverlehrs verloren gegangen ist. Im Einklang mit Mensch und Natur.


  • Nur seh ich die Sache trotzdem so, dass die derzeitige Situation einfach so dermaßen unbefriedigend ist. Wäre die aktuelle Situation nicht so besch***** wie sie ist, wäre ich nie auf die Idee gekommen.


    Ich wohne im Gegensatz zu Dir in der Ecke und mache mich hier mal ausnahmsweise mit der Bild und ihren Leser_innen gemein: So schlimm ist nicht, sieht man von der Lützner mal ab. Horror sind andere Ecken!


    Zum ÖPNV:
    Mehr Nutzer_innen --> mehr Geld --> für mehr Fahrzeuge und Fahrer --> schnellere Taktfrequenz --> alle froh ;)


    Das Problem ist doch, dass sich die StraBa immer mit an den Ampeln anstellen muss - beim Bus ist das Problem noch gravierender. Also "eingebaute Vorfahrt" für die StraBa durch Ampelschaltung nicht streng nach Takt, sondern nach Signalgeber aus der anrollenden Bahn. Ich glaube Dir nicht bzw. spricht es gegen meine Erfahrungswerte, dass die Straßenbahn in der Rushour wesentlich langsamer ist als der Auto-Stop-and-Go plus Parkplatzsuche. Ich komme von mir zum Bahnhof schneller mit der Bahn.


    Ich sehe wenig Sinn darin, wenn ich jetzt noch ein Randthema aufmache, dass man für die über 700 Millionen für den CT mit dem "fast schon revolutionären neuem, erstem sinnvollen S-Bahnnetz" (mehr als 1000 Euro je Einwohner der Stadt) noch ganz andere Dinge hätte anstellen können. Das Geld ist nun versenkt. Anmerken wollte ich es trotzdem ;-).


    Du machst glaube ich den Fehler, immer nur die absolute Fahrzeit zu betrachten. Gerade bei der Fahrt ins Zentrum kommt (künftig) hinzu, dass ich mich eben nicht über den Ring quälen muß, Parkplatz suchen, Parkgebühr löhnen ... muss.



    um Verkehrsströme mit "Ziel Süden/Zentrum West/Musikviertel/etc.", die ohnehin
    nie die neue B6n fahren würden, da bin ich mir sicher (es ist ein enormer Umweg! Einfach mal auf die Karte schauen!), sondern weiter brav durch die Georg-Schumann-Straße rammeln würden, sinnvoller zu führen.


    Wer nicht freiwillig will, den können sicher gröbere Mittel davon überzeugen, dass die B6n schneller und besser für alle Beteiligten ist. Vorfahrt für ÖPNV, 30er Zonen, rechts vor links, Schikanen ... Der Möglichkeiten gibt es viele. Übrigens hat die Karli all das nicht und die Schnellstraße fährt auch im Bogen und trotzdem nimmt sie den Verkehr auf.


    Die B2 ist da und keiner wird vorschlagen, die nun "rückzubauen". Wenn es sie nicht geben würde, würde ich sie aber auch nicht neu in der Form fordern. Zumal Du ja selbst mal eine zumindest für den Auenwald günstigere Umleitung entlang der alten Eisenbahntrasse vorgeschlagen hattest.


    Das Beispiel Chemnitz ist an der Stelle falsch. Da wird der Verkehr lediglich als Begründung angeführt, dass man die alten Butzen wegschiessen kann, um einen schönen, neuen, repräsentativen Stadteingang zu zaubern und den Häuserbestand zu reduzieren. Private Neubauten und sanierte, vermietete Altbauten an der gleichen Straße leiden demnach viel weniger unter dem Lärm. Ebenso reduzieren nach Vorstellung der dortigen Stadtplaner 10 m von der Straße abgerückte neue Baufluchten und drei Bäume davor den Lärm um die Hälfte.


    Magistralenanwohner_innen haben auch andere Gründe, dort zu wohnen, seien es nun günstigere Mieten oder die eigene Bequemlichkeit bis zum Bäcker oder zur nächsten Haltestelle oder der Wunsch nach Trubel. Für Leute, die lieber den ganzen Tag aus dem Fenster kucken als in die Glotze, ist da einfach mehr los. Wem es in Leipzig irgendwo zu laut ist, kann ohne größere Probleme in eine vergleichbare Wohnung in der Nebenstraße um die nächsten drei Ecken ziehen. Wer ein Neubau-Häuschen will, kauft sich das sowieso. Das hat mit Lärm relativ wenig zu tun.

  • LE Mon. hist.: Wieso Negatives suchen, wo es nichts bzw. kaum Negatives gibt? Sprich: Das Haar in der Suppe suchen? Und warum erkennbar Positives, was sich an anderen Stellen bewährt hat, bei der Betrachtung der Gesamtfrage einfach außen vor lassen? :confused:


    Aber ich geh gern auf deine Anmerkungen ein.



    Ich glaube Dir nicht bzw. spricht es gegen meine Erfahrungswerte, dass die Straßenbahn in der Rushour wesentlich langsamer ist als der Auto-Stop-and-Go plus Parkplatzsuche. Ich komme von mir zum Bahnhof schneller mit der Bahn.


    Nochmal: Es geht um Durchgangsverkehr von West nach Mitte durch Lindenau und die Autobahn-Magistralen. Das ÖPNV-Thema ist hier eigentlich gar nicht relevant. Von Radverkehr ganz zu schweigen. Um den ansatzweise hier mit ins Spiel zu bringen, müsste man eine schnelle S-Bahn-Trasse nach Rückmarsdorf und Nova Eventis bauen. Das wäre dann eine Alternative für die Autofahrer. Da fehlt aber erstmal die Aufwertung und der Ausbau eines schnellen und attraktiven ÖPNVs. Zudem stellt sich wiederum die Frage, ob das wirklich gewünscht ist? Eben nicht. Der Handel und Umsatz soll ja in Leipzig gemacht werden.


    Generell ist es doch so, das man dem verwöhnten PKW-Fahrer schon einiges bieten muss, um ihn von seinem Auto wegzulocken. Von allein kommt der nich. Da müssten die Spritpreise schon extrem steigen. Wobei wir dann auch wieder die mangelnde ÖPNV-Infrastruktur als Problem hätten.


    Wenn die LVB in den nächsten Jahren mehr Fahrgastzahlen verzeichnen "würden", würden die wohl eher mehr Anhänger an die Bahnen koppeln und die Bahnen damit wieder langsamer machen. Oder mehr XXL Leoliner kaufen, die wiederum auch die Straßen verstopfen. Von "alle froh" kann also keine Rede sein.


    Für Kfz-lose Personen wie mich, ist der ÖPNV auf kurzen Distanzen heute schon recht gut. Aber für die bequemen Autofahrer reichts bekanntlich noch nicht. ;)
    Die Frage ist zudem nicht unbedingt ob der ÖPNV ein wenig langsamer oder schneller als das Auto ist, sondern wie attraktiv das "Gesamtpaket ÖPNV" ist, welches die meisten Leipziger wahrnehmen und selber "erfahren". Und da sehe ich noch erhebliche Mängel im Vergleich zum Auto. Bzw. eben auch (aktuell finanziell) unbehebbare Mängel.


    Warum das Geld im City-Tunnel versenkt sein soll, bleibt mir wohl ewig ein Rätsel. Sicher mag der teurer werden, als gedacht. Das
    ist nicht in Ordnung, lässt sich aber nun auch nicht ändern. Aber deshalb den Tunnel und seine unbestreitbaren Voteile in Frage stellen? Typisch Deutsch kann man da wohl nur sagen.
    Das hätten die Kritiker wohl auch bei "nur" 400 Millionen EUR gemacht. Große Veränderungen kosten nunmal auch viel Geld. Gerade im Bereich der Verkehrsinfrastruktur.
    Zudem zeigt doch die Finanzkrise, das Geld relativ ist. Aber gut, das Fass mach ich jetzt nicht auf.


    Davon abgesehen: Wenn wir vom Durchgangsverkehr als Problem reden, stellt sich die Frage, was der ÖPNV überhaupt damit zu tun.
    Und selbst wenn. Dann sollte man auch entsprechend gleichwertig lange Abschnitte miteinander vergleichen.
    Klar, mag die Tram auf kurzen und mittleren Strecken mit vielleicht 4-7 HS ähnlich schnell sein.
    Aber dann wohl wieder auch nur deshalb, da sie den PKW-Verkehr ausbremst (einfach mal die Lützner langfahren).
    Jetzt kann man sagen "Ja, das ist doch gut so, das die PKWs durch den ÖPNV eingebremst werden". Mag auch sein, aber ist das letztlich für die
    Anwohner der Magistralen so sinnvoll? Wenn sich der Verkehr vor der Haustür staut? Stop-and-Go Deluxe, etc. Sicher nicht.




    Wer nicht freiwillig will, den können sicher gröbere Mittel davon überzeugen, dass die B6n schneller und besser für alle Beteiligten ist. Vorfahrt für ÖPNV, 30er Zonen, rechts vor links, Schikanen ... Der Möglichkeiten gibt es viele.
    Übrigens hat die Karli all das nicht und die Schnellstraße fährt auch im Bogen und trotzdem nimmt sie den Verkehr auf.


    Wie soll ich das denn jetzt verstehen?


    Du meinst die Karli hat keine Schikanen und Hindernisse? Und sie nimmt gewöhnlichen Durchgangsverkehr (aus der Stadt raus; in die Stadt rein) auf?
    Also ich glaub man muss nur einmal mit dem Auto durch die Karli fahren und sieht auf Anhieb, dass die Karli für eine an sich schnurgerade Nord-Südverbindung sehr wohl verkehrsberuhigend gestaltet ist.
    Nur ein Fahrstreifen je Richtung, einige Fußgängerampeln. Dazu viele Engstellen, die zum konzentrierten Langsamfahren zwingen. Also zum Rasen läd sie sicher nicht ein.
    Wir dürfen natürlich auch nicht vergessen, das wir hier von einer Nord-Süd-Hauptverkehrsstraße sprechen. Die hat aber mit dem Durchgangsverkehr nix zu tun. Das löst die B2 auf geniale Art und Weise. Normalen Stadtverkehr wird man auch immer auf der Lützner oder der Georg-Schwarz- oder Schumann-Straße haben. Das ist logisch. Das ist in Städten nunmal so, wie du auch schriebst. Damit muss man sich abfinden.


    Aber es macht eben einen gewaltigen Unterschied, wieviele Autos da durchrollen, und wie die Straße gebaut ist. Die Karli wurde ja extra so eng gebaut, damit sie nicht ganz so attraktiv für Durchgangsverkehr ist, wie sie es mal war. Und das war aber auch nur möglich, weil es die B2 gab und gibt. Das ist bei Lützner, Merseburger, Schumann, Schwart und Co. aktuell leider so nicht möglich.


    Im übrigen schafft man mit jedem großen Umweg (und der Umweg über die neue B6n und dann B2 gen Süden ist sehr sehr groß) auch wieder zusätzlichen Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und damit Umweltbelastung. Das sollte man bei aller Natur-Liebe berücksichtigen.


    Wir müssen dem Durchgangsverkehr den sinnvollen Weg aufzeigen, und sich nicht den kürzesten suchen lassen.





    "Die B2 ist da und keiner wird vorschlagen, die nun "rückzubauen". Wenn es sie nicht geben würde, würde ich sie aber auch nicht neu in der Form fordern.


    Und warum nicht? Die Vorteile sind doch offentlich.
    Wenn man das nicht zur Kenntnis nimmt, brauchen wir über Verkehrsoptimierung auch nicht weiterreden. Sollte die Weltwirtschaftskrise uns nicht alle in den nächsten Monaten/Jahren zu Arbeitslosen machen, werden wir auch zukünftig ausgebaute Straßen brauchen.



    Zumal Du ja selbst mal eine zumindest für den Auenwald günstigere Umleitung entlang der alten Eisenbahntrasse vorgeschlagen hattest."


    Ja, richtig, in Form des südöstlichen Mittleren Ringes und einer Auffahrt östlich entlang der Media-City.
    Und der Auffassung bin ich immer noch. Und zwar ganz einfach deshalb, da die B2 durch den südlichen Autobahnring mittlerweile sehr stark frequentiert und teilweise überlastet ist (inkl. Wundtstraße). Dieser eine Zubringer reicht über kurz oder lang im Süden nicht mehr aus. Das hat die Stadt ja auch erkannt, und baut im Zuge des Baus der Semmelweisstraße und -brücke auch westlich des Bayerischen Bahnhofes entlang eine neue Nord-Süd-Straße.
    Glücklicherweise liegen die Prioritäten im Süden also anders. Mag wohl auch daran liegen, dass dieser schon heute relativ dicht bewohnt ist und somit mehr auf die Bedürfnisse der Anwohner geachtet wird.


    Eine zusätzliche östliche Südausfallstraße (in Verbindung mit dem südlichen Mittleren Ring) wäre daher schon heute sinnvoll. Auch, da man damit den Verkehr von Osten und Südosten auf der Prager Straße ein wenig drosseln würde.



    "Das Beispiel Chemnitz ist an der Stelle falsch. Da wird der Verkehr lediglich als Begründung angeführt, dass man die alten Butzen wegschiessen kann, um einen schönen, neuen, repräsentativen Stadteingang zu zaubern und den Häuserbestand zu reduzieren.
    Private Neubauten und sanierte, vermietete Altbauten an der gleichen Straße leiden demnach viel weniger unter dem Lärm.
    Ebenso reduzieren nach Vorstellung der dortigen Stadtplaner 10 m von der Straße abgerückte neue Baufluchten und drei Bäume davor den Lärm um die Hälfte."


    Das kann man sehen wie man will. Klar, die Tatsache dass das Sanieren eines Altbaus teurer ist als das Sanieren eines Plattenbaus, und damit der Abriss eines Altbaus zur Reduzierung des Wohnungsbestandes billiger ist, mag eine große Rolle spielen. Vor allem wenn man um Abrisse abseits von Hauptverkehrsstraßen weiß. Trotzdem ist das Wohnen an "Autobahnzubringer-Magistralen" nunmal nicht sonderlich attraktiv. Vor allem wenn man als Mieter genug Alternativen (wenn auch hässliche; aber das ist Vielen scheinbar egal) auf der grünen Wiese hat. Somit ist sehr großer Verkehrslärm nicht von der Hand zu weisen und ein Argument. Aber genau um solch kurzfristig argumentierenden Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen, muss man dies ändern, und den Verkehr, vor allem Durchgangsverkehr, von diesen Straßen möglichst fernhalten.




    "Magistralenanwohner_innen haben auch andere Gründe, dort zu wohnen, seien es nun günstigere Mieten oder die eigene Bequemlichkeit bis zum Bäcker oder zur nächsten Haltestelle oder der Wunsch nach Trubel.
    Für Leute, die lieber den ganzen Tag aus dem Fenster kucken als in die Glotze, ist da einfach mehr los. Wem es in Leipzig irgendwo zu laut ist, kann ohne größere Probleme in eine vergleichbare Wohnung in der Nebenstraße um die nächsten drei Ecken ziehen.
    Wer ein Neubau-Häuschen will, kauft sich das sowieso. Das hat mit Lärm relativ wenig zu tun."


    Da stimme ich zum Teil überein mit dir. Tendenziell auch mit dem letzten Punkt. Aber dieses Hausbau-Phänomen kam doch auch nicht von heut auf morgen, sondern es war ein Prozess. Weil die inneren Stadtteile immer mehr verödet und unattraktiv geworden sind. Die Leute wollten "dieses Elend" nicht mehr sehen und flohen auf die heile grüne Wiese. Doch jetzt, wo die Städte wieder nach und nach saniert werden und in altem Glanz erstrahlen (DER Vorteil der Großstadt Leipzig!), beginnt ein Umdenken und die Stadt stellt wieder eine echte Alternative für alle dar. Diesen Prozess muss man weiter fördern. Letztlich wohl auch mit Stadthäusern. Auch wenn die mir aus architektonischer Sicht zu 90% nicht gefallen bzw. oft potthässlich sind und nix mit Leben in der Stadt, sondern eher mit Dorf in der Stadt zu tun haben.


    Zudem gibt es eben einen Unterschied zwischen normalem Straßenverkehr und Durchgangsverkehr. Wenn dem nicht so wäre, wären ja generell alle Häuser an Hauptstraßen von massivem Leerstand betroffen. Dem ist aber nicht so. Es sind fast nur die "Autobahn-Magistralen" betroffen.

  • Der Durchgangsverkehr von West nach Mitte führt über Merseburger und Lützner Straße, die Wohnbebauung konzentriert sich auf das Gebiet Georg-Schwarz-Straße und William-Zipperer-Straße sowie Nebenstraßen, ist also bis auf die beiden genannten Straßen nicht oder nur mittelbar betroffen.


    Nova Eventis etc.
    Wenn ich das, was ich gerne möchte, in der Stadtmitte und meinem Stadtbezirk (oder im Internet ;) ) bekomme, brauche ich nicht nach Rückmarsdorf und Nova Eventis zu fahren. Da kann ich auf dem Weg von der Arbeit vorbeigehen, noch bummeln, Freunde treffen, Käffchen trinken … . Das waren Fehlentwicklungen, die teilweise der Stadt von den Randgemeinden vor die Nase gesetzt wurden. Andere Städte wie etwa Chemnitz sind noch härter von dem Zeug betroffen. Diese Fehlentwicklungen müssen korrigiert werden und nicht zementiert, indem man die Autofahrer schnell dort hin lenkt. Es ist allerdings auch keine Lösung, jetzt das Nova Eventis nach Gohlis zu beamen.


    Für Kfz-lose Personen wie mich, ist der ÖPNV auf kurzen Distanzen heute schon recht gut. Aber für die bequemen Autofahrer reichts bekanntlich noch nicht. ;)


    Mir reicht es und den meisten Autobesitzern bei mir auf Arbeit auch, denn die kommen fast alle mit der Bahn. Zuckerbrot und Peitsche: Arbeitgeberzuschuss für die Monats- oder Jahreskarte der LVB, Vorrang für den ÖPNV, bestimmte Strecken verleiden …



    Du meinst die Karli hat keine Schikanen und Hindernisse? Und sie nimmt gewöhnlichen Durchgangsverkehr (aus der Stadt raus; in die Stadt rein) auf?
    Also ich glaub man muss nur einmal mit dem Auto durch die Karli fahren und sieht auf Anhieb, dass die Karli für eine an sich schnurgerade Nord-Südverbindung sehr wohl verkehrsberuhigend gestaltet ist.
    Nur ein Fahrstreifen je Richtung, einige Fußgängerampeln. Dazu viele Engstellen, die zum konzentrierten Langsamfahren zwingen. Also zum Rasen läd sie sicher nicht ein. … Die Karli wurde ja extra so eng gebaut, damit sie nicht ganz so attraktiv für Durchgangsverkehr ist, wie sie es mal war.


    Die Karli ist die kürzere Strecke, aber allein aufgrund der von Dir genannten Maßnahmen, die nun wirklich noch keine Schikanen im eigentlichen Sinne des Wortes sind – in der Art der beschriebenen – , sondern der Verkehrssicherheit dienen, ist die Wundtstraße die schnellere Verbindung und damit bevorzugt.


    Das sagt google-Maps. So richtig traue ich den Zeiten nicht, man müsste mal selbst messen.


    Wolfgang-Heinze-Straße bis Neues Rathaus
    über Karli: 3,5 km – ca. 6 Minuten
    über Wundtstraße: 4,9 km – ca. 6 Minuten – 154 %


    Ecke Merseburger Straße/Georg-Schwarz-Straße bis Eisenbahnbrücke Am Ritterschlößchen / Leipziger Straße
    über Georg-Schwarz-Straße: 2,5 km – ca. 5 Minuten
    über Merseburger und Hupfeld-Straße: 3,2 km – ca. 5 Minuten – 128 %


    Neue Hallesche Straße / Gerberstraße zum Hauptbahnhof
    über Georg-Schumann-Straße: 7,2 km – ca. 12 Minuten
    über B6n, Maximilianallee und Berliner Straße (geschätzt/interpoliert): 9,2 km - ca. 14 Minuten – 127 %


    Beide Umleitungen sind damit prozentual kürzer als der Umweg über die B2 statt Karli, die von Dir ja als Beispiel gelobt wird. Das Problem ist wahrscheinlich eher die „gefühlte Entfernung“.



    Im übrigen schafft man mit jedem großen Umweg (und der Umweg über die neue B6n und dann B2 gen Süden ist sehr sehr groß) auch wieder zusätzlichen Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und damit Umweltbelastung. Das sollte man bei aller Natur-Liebe berücksichtigen.


    Bei den relativ geringen Umwegen (1,4 bzw. 2 km) ist der Schadstoffausstoß durch Abbremsen und Anfahren sicherlich größer als mit dem weitgehend ungestörten „Durchbrettern“.



    Wir müssen dem Durchgangsverkehr den sinnvollen Weg aufzeigen, und sich nicht den kürzesten suchen lassen.


    Da sind wir doch einer Meinung: B 6n statt Schumann-Straße sowie Merseburger und Hupfeld-Straße statt Georg-Schwarz-Straße.

  • Die Lützner Straße ist übrigens eine gewaltige Enlastung für die Kuhturmstraße und den Lindenauer Markt, über den sich bis zur Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der Verkehr nach Westen wälzte.

  • ^ Ich hatte es ja letztens schon erwähnt, heute steht es in der Zeitung: Die Grünen in Leipzig wollen beantragen, dass ab 1. Januar 2010 in Leipzig eine Umweltzone eingerichtet wird. Die anderen Fraktionen äussern sich kritisch, früher oder später wird man aber in Leipzig an dem Thema kaum vorbeikommen.

  • und wie stellen sich die grünen das genau vor? die city ist eh nahezu autofrei, und wenn es den ring um das stadtzentrum betrifft, dann fahrn die betroffenen eben durchs umliegende, dichtbebaute wohngebiet. ist ja auch ne lösung. die abgase direkt unter die schlafzimmer der leute verbannen. wenn es nach umweltbelastung ginge, müsste man die lützer straße als umweltzone ausrufen, und dann wird alternativ über den schleussiger weg quer durch die südvorstadt ins zentrum gefahrn .... ^^ ich weiss nicht, ob das so unbedingt was bringt, mit den unweltzonen in leipzig .....

  • Angesichts der teilweise alarmierend hohen Feinstaubbelastung (Harkortstraße) ist die Einrichtung einer Umweltzone schon sinnvoll. Sie muss eben entsprechend weit ausgedehnt werden.

  • ^^ In Berlin umfasst die Umweltzone den gesamten S-Bahn Ring. Da in dem LVZ Bericht auch von Lützner Straße und Harkortstraße die Rede ist, würde ich mal grob vom Inneren des jetzigen S-Bahn Herzens (mit S2, die es ja nicht mehr gibt) ausgehen.

  • Sorry, für die späte Antwort.



    "Der Durchgangsverkehr von West nach Mitte führt über Merseburger und Lützner Straße, die Wohnbebauung konzentriert sich auf das Gebiet Georg-Schwarz-Straße und William-Zipperer-Straße sowie Nebenstraßen,
    ist also bis auf die beiden genannten Straßen nicht oder nur mittelbar betroffen."


    Naja, an Merseburger und Lützner stehen genug Häuser, deren potentielle Bewohner sicher für jedes Auto weniger dankbar wären. Was der Durchgangsverkehr mit der Wohnbebauung in der William-Zipperer-Straße zu tun haben soll, erschließt sich mir jetzt nicht. Wenn, dann würde eben auch die Georg-Schwarz-Straße von einer Umgehungsstraße profitieren und seinen Status als Durchgangsstraße nach Böhlitz-Ehrenberg von Mitte kommend, verlieren.


    Man würde durch eine attraktive Umgehungsstraße Leute davon abhalten durch Lindenau oder den Ortskern von Leutzsch zu fahren. Quasi mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.



    "Diese Fehlentwicklungen müssen korrigiert werden und nicht zementiert, indem man die Autofahrer schnell dort hin lenkt."


    Na das hat man doch durch den Ausbau zu "Autobahn-Magistralen" schon getan.Das ist es ja gerade! Dadurch hat man letztlich das ganze auch noch unterstützt. Eben weil das kurzfristig und aus bestimmten Sichtweisen, billiger war/ist. Aber wir sehen doch jetzt die Welle an Nachteilen.



    Zu den EKZ:


    Diese Autobahnzentren haben jedoch auch durchaus ihren Sinn und sind Ausdruck ihrer Zeit. Im Zentrum hätte man nie ein IKEA bauen können. Diese riesigen EKZ nutzen ja gerade den Zustand, das die Verkehrsinfrastruktur in der Nähe von Autobahnen sehr gut ausgebaut ist.


    Trotz aller Ideale muss sich der Staat/die Stadt in gewisser Art und Weise auch nach den Bedürfnissen der Bevölkerung und deren Verhalten richten und entsprechend darauf eingehen. Eben auch, weil Deutschland ein Auto-Land ist. Was ja auch jahrzehntelang unsere Wirtschaft vorangebracht hat. Und genau deshalb wäre wohl schon seit Jahren eine weiträumige Umfahrung nötig und sicher auch möglich.



    "Mir reicht es und den meisten Autobesitzern bei mir auf Arbeit auch, denn die kommen fast alle mit der Bahn. Zuckerbrot und Peitsche: Arbeitgeberzuschuss für die Monats- oder Jahreskarte der LVB, Vorrang für den ÖPNV, bestimmte Strecken verleiden …"


    Gute Idee. Soweit ich weiß, läuft das z.B. bei DHL so. Aus anderen Städten weiß ich aber, dass das meist nur große Unternehmen anbieten (können).
    Steuerliche Anreize von Seiten der Stadt wären förderlich.


    Trotzdem spielt der ÖPNV bei dieser Debatte fast keine große Rolle, da er kaum etwas mit diesem Durchgangsverkehr zu tun hat.


    Aber generell kann man sagen, dass er für die meisten PKW-Fahrer immer noch nicht attraktiv genug ist, sonst hätten wir nicht so viel Verkehr.
    Was ja nicht ausschließt, dass er für den einzelnen (wie dich und mich) schon heute sehr attraktiv ist.



    "Die Lützner Straße ist übrigens eine gewaltige Enlastung für die Kuhturmstraße und den Lindenauer Markt, über den sich bis zur Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der Verkehr nach Westen wälzte."


    Mag stimmen, ändert aber an dem Grundproblem nix, das der Durchgansgverkehr in dem Bereich direkt durch das Wohnviertel führt. Letztlich nur eine Verlagerung von Verkehr. Übrigens entlang des, man höre und staune, Palmengartens, also Natur!!! *grübel, grübel*



    "Die Karli ist die kürzere Strecke, aber allein aufgrund der von Dir genannten Maßnahmen, die nun wirklich noch keine Schikanen im eigentlichen Sinne des Wortes sind – in der Art der beschriebenen – , sondern der Verkehrssicherheit dienen, ist die Wundtstraße die schnellere Verbindung und damit bevorzugt."


    Blitzer hab ich übrigens vergessen! Ich frag mich, was man sonst als Schikanen und Hindernisse definiert?
    Wenn das keine Schikanen sind, frag ich mich warum man auf Schnellstraßen keine Fußgängerampeln baut und einspurigen Verkehr laufen lässt. Verkehrssicherheit bzw. Geschwindigkeitsreduzierung wird immer auch durch Schikanen erreicht. Durch was sonst?



    Ich habe nie gesagt, das Umgehungsstraßen kürzer sind. Deswegen heißen sie ja so, weil sie etwas umgehen, und nicht direkt durchführen. Absolut richtig. Damit hast du genau das belegt, was ich meine!


    Zu letzterem Beispiel habe ich selber gesagt, dass das unnütz ist. Zumindest für Durchgansverkehr aus Nordwest. Da kann man nämlich auch gleich über die Autobahn brausen.


    Im übrigen ist der Umweg knapp 3km lang, wenn man das selbe Startziel auf beiden Strecken (bei mir Slevogtstraße/ Ecke Diderotstraße) und das selbe Ziel (Eutritzscher/Berliner Straße) selektiert. 3km!! auf einer Strecke von 4,5 km. Nichtsdestotrotz hoffe ich natürlich, dass der erhoffte Effekt eintritt. Nur so recht dran glauben tu ich nicht.



    "Bei den relativ geringen Umwegen (1,4 bzw. 2 km) ist der Schadstoffausstoß durch Abbremsen und
    Anfahren sicherlich größer als mit dem weitgehend ungestörten „Durchbrettern“."


    Irnonie? Wenn ja, dann frag ich mich ob Stop-and-Go für Anwohner wirklich so toll ist.
    Wenn nein, meine Rede! Ein ungestörter Verkehrsfluss ist allgemein sicher umweltschonder als Stop-and-Go. Vor allem aber, und darauf kommts mir an, für die Anwohner.


    Richtig ist auch, das schneller gefahren wird. Aber für die Einhaltung gesetzlicher Maximalgeschwindigkeiten gibt es bekanntlich Geschwindigkeitsbegrenzungen samt Blitzern.


    Einen gewissen Vorteil muss eine Umgehungsstraße ja haben, sonst würden alle ja weiterhin die kürzeste Verbindung fahren.
    Ist beim Autobahnring, den hier alle so loben, ja nun nicht anders!



    "Da sind wir doch einer Meinung: B 6n statt Schumann-Straße sowie Merseburger und Hupfeld-Straße statt Georg-Schwarz-Straße. "


    Naja, meine Meinung hab ich ja schon geschildert. Aktuell ist die Merseburger in Verbindung mit der Hupfeld-Straße sicher eine sinnvolle Umgehungsstraße für die Georg-Scharz-Straße. Wenn man sich aber vorstellt es gäbe einen östlichen Bogen um Leutzsch, dann wäre dieser Bogen auch für alle aus Böhlitz-Ehrenberg kommenden Fahrer eine attraktive und sogar kürzere Verbindung gen Mitte.


    Bei der Schumannstraße gilt eben abwarten, ob der Durchgangsverkehr wirklich abnimmt. Ich bin gespannt. Trotzdem findet auf der Schumann-Straße, einer Hauptstraße, ja auch weiterhin nicht unerheblicher innerstädtischer Verkehr (wie auch auf der Karli) statt. Inwiefern eventuell angedachte Verkehrsberuhigungen da sinnvoll sind, ohne eine richtig sinnvolle Umgehungsstraße als Alternative zu haben und gleichzeitig Verkehr nicht in andere dicht bewohnte Bereiche zuverlagern (Kirschbergstraße/Möckernsche Straße/ Berggartenstraße/ Gohliser Straße/ Pfaffendorfer Straße!!!!) , sei mal dahingestellt.


    Früher oder später wird man wohl auch in Leipzig zu der Einsicht kommen, dass sich eine vernünftige Entlastung auch nur durch eine attraktive Entlastungsstraße abseits der Wohnbebauung bewirken lässt.


    Im übrigen sind es auch solche Fehlplanungen der Stadt, wie ein Kaufland am Lindenauer Markt oder das neue Golhis-Center, die den Verkehr durch bewohnte Viertel noch zusätzlich forcieren.

  • ^ Im Norden zum Teil ja. Dass die einen Teileffekt bringen wird, ist nicht zu bestreiten. Ob es für DEN großen Wurf sorgen wird der für die Schumann-Straße und die parallel verlaufenden Ausfallstraßen notwendig ist, wage ich bei dem Umweg zu bezweifeln.


    Im Westen ist mir von Entlastungsstraßen nix bekannt. Einzig der Ausbau von aktuellen Straßen. Also wieder die Tippel-Tappel-Tour.

  • Die Leipziger Internetzeitung (L-IZ) stellt in einem ARTIKEL eine Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema "Renaissance der Städte " vor. Mitarbeiter des Fachbereichs Stadtumbau und Stadterneuerung der Uni Kassel haben den Verkehr in verschieden großen Städten Deutschlands untersucht.


    Dem Kommentator der L-IZ sind einige Ungereimtheiten aufgefallen. Bemängelt wird vor allem, dass die Autoren die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Bevorzugung des motorisierten Individualverkehrs gegenüber dem ÖPNV, dem Radfahrverkehr und Fußgängern nicht richtig bewerten. In diesem Zusammenhang werden die Projekte "Mittlerer Ring" und "Tangentenviereck" genannt.



    Die Kassler Wissenschaftler betonen die positiven Auswirkungen des Citytunnels. Dieser soll Beginn eines neuen Stadtverkehrszeitalters für Leipzig sein.



    Kritisiert wird, dass, trotz Bekenntnis zur Stadt der kurzen Wege, in der Praxis der motorisierte Individualverkehr nicht gebändigt sondern durch den Bau neuer Straßen noch gefördert wird.

  • ^


    Ich bin entgegen der Meinung des Autors trotzdem der Meinung, dass man den heutigen arbeitenden
    Menschen, die Tag ein, Tag aus nach Leipzig und durch Leipzig fahren, nicht das Fahren verbieten darf.
    Die Devise muss lauten, den ÖPNV so attraktiv zu machen, dass die Leute freiwillig zum Umstieg bewegt werden.
    Hier sind m.M.n. einige westdeutsche Städte weiter. Nun gut, zugegeben nicht sonderlich überraschend bei 50 Jahren Vorsprung. Vor allem wenn man bedenkt, dass Leipzig eine Großstadt ist. Im Westen haben selbst kleinere Städte einen besseren ÖPNV. (Dafür haben wir die schöneren Gebäude. :) )


    So gesehen stimme ich den Kasseler Forschern eher zu!


    Leipzig hängt eben in Sachen Verkehrsinfrastruktur immer noch hinterher. Aber eben nicht nur beim ÖPNV, sondern eben auch bei einer qualitativen
    Verkehrsinfrastruktur für den motorisierten Individualverkehr. Und das ist auch der Grund warum hier Leipzig auch noch weiter bauen muss und
    bakanntlich auch baut.


    Die Kritik an einem Mittleren Ring, die bei der LIZ desöfteren zu hören ist, kann ich persönlich nicht in dem Maße nachvollziehen.
    Man kann sich doch der Realtität nicht verschließen. Gerade wenn man um den Nachteil vieler heutiger Magistralen/Straßen in Leipzig weiß.
    Die Vorteile von Umgehungsstraßen wurden hier im Forum ja schon zu genüge diskutiert.


    Klar, am besten wäre die komplette Einstellung des motorisierten Individualiverkehrs. Aber das gehört ins Reich der Utopie und hätte
    auch nichts mit einer freien westlichen Volkswirtschaft und der Orientierung der Politik an den Bedürfnissen der Bevölkerung zu tun.


    Zudem wiedersprechen sich die Kritiker selber: Auf der einen Seite ein komplettes Neubauverbot von
    Straßen fordern (u.a. Mittlerer Ring, Tangentenviereck) und im gleichen Zug den City-Tunnel kritisieren. Wo ist hier die Logik?


    Warum immer so pauschal urteilen? Warum nicht nach qualitativen Verbesserungen fragen? Und die sind beim Mittleren Ring, dem Tangentenviereck und dem
    City-Tunnel auf jedenfall absehbar. Und Qualität hat bekanntlich immer seinen Preis. Nur zahlen will es keiner. Aber die Probleme lösen
    sich trotzdem nicht von alleine in Luft auf, sondern äußern sich in der Realität, den Problemen des täglichen Alltags.
    Also zahlen letztlich doch alle die Zeche. Nicht immer unbedingt selber sofort mit Geld, sondern erst einmal mit Zeitverlust, Nerven, Verschmutzung,
    Verboten, Verkehrsbehinderungen, etc., aber letztlich indirekt doch mit Geld.



    Wobei ich die Kritik in dem Artikel "Es gilt das bequeme Prinzip: Weiter so." durchaus ähnlich sehe. Es fehlt immer noch ein mutigeres Umdenken
    und öffentliches Bekenntniss dazu, dass dem ÖPNV langfristig (wieder) die Zukunft gehört. Einhergehend mit ähnlich starken
    finanziellen Investitionen in den ÖPNV wie dem Straßenbau; also einer Angleichung. Die Investionen in den Straßenbau nach dem Gießkannenprinzip
    zurückfahren und die Mittel dem Infrastruktur-Ausbau des ÖPNV zur Verfügung zu stellen. Hier in Leipzig bräuchten wir aufgrund unserer dicht bebauten Stadt und einem mangelhaften S-Bahn-System nicht weniger City-Tunnel, sondern eher mehr. Und das wäre dann auch finanzierbar, attraktiver und gesamthaft betrachtet langfristig sinnvoller.


    Daher kann ich diesen Abschnitt auch nicht nachvollzienen:


    "Der City-Tunnel wird daran gar nichts ändern, denn er sorgt nicht für die Nahversorgung mit bezahlbarer Mobilität in den Stadtquartieren.
    Er löst nicht das Effizienz-Problem, das der ÖPNV hat. Und die Frage der beiden Stadtexperten ist berechtigt:
    "Angesichts der geschilderten Probleme des bestehenden ÖPNV-Systems stellt sich die Frage, ob nicht für einen wesentlich geringeren Betrag
    ein größerer Nutzen im bestehenden System hätte erreicht werden können."


    Die Frage kann man gern stellen. Aber auf eine Antwort wird man ewig warten können. Wie sonst?
    Geredet wird immer viel. Papier ist bekanntlich geduldig. Aber wenn dann mal, wie beim City-Tunnel, Nägel mit Köpfen gemacht und visionäres Konzept in die Realität umgestzt wird und wie üblich bei öffentlichen Projekten, die Kosten steigen, dann wird mit der Keule ausgeholt und wieder alles schlecht geschrieben.


    Ja wollen wir noch mehr Stadtbahnstrecken durch unsere gewachsenen und vom Kriege verschonten Straßenzüge und damit auch Häuserabrisse?
    Wollen wir breite gesichtslose Straßen wie in Chemnitz oder sonstwo?


    Genau das Problem hat man auch schon vor über 100 Jahren in Leipzig erkannt und daher unter dem HBF bekanntlich schon den Bau einer
    Unterpflasterbahn begonnen. Man hat davon Abstand genommen eine S-Bahn oberirdisch durch die Stadt zu bauen.


    Wenn der City-Tunnel scheitern sollte (was ich nicht glaube), dann nicht an ihm selbst, sondern an eventuell mangelnder Integration ins aktuelle Tram-Netz durch LVB & Co. (Stichwort "Verknüpfung"), sowie dem ständigen öffentlichen Schlechtmachen und dem Betonen der Kosten und dem Bestreiten von Vorteilen. Aber das dürfte alles nur kurzfristig nachteilig wirken. Mittel- und langfristig wird er zu einem Liebling der nördlichen, südlichen und östlichen Leipziger werden.


    Man muss Alle Seiten als Partner begreifen. Nur zusammen kann man was erreichen und erfolgreich sein. Die Konsequenz aus allem muss letztlich sein, den motorisierten Indivualverkehr und Durchgangsverkehr auf weniger, aber qualitativ hochwertigere Strecken zu verlagern und unsere dicht bewohnten Städte und Stadtteile möglichst davon frei zu halten. Sonst ist es nämlich wie heute, dass sich die PKWs ihre eigenen (meist kürzesten) Wege suchen.


    Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir uns derzeit in einer übergangsphase befinden. Hier und da sind gute bis sehr gute Ansätze erkennbar.

  • Hallo LEgende, Du begehst einen kleinen Fehler. Sachliche Kritik ist kein Meckern und kein "schlecht schreiben"! Das ist nicht das LVZ-Forum. Hier steht nirgendwo "Alles blöd, alles Sch...", sondern es wird sowohl in der Studie als auch im Artikel der LIZ sowie von anderen und von mir gefragt, "ob nicht für einen wesentlich geringeren Betrag ein größerer Nutzen im bestehenden System hätte erreicht werden können.". Es werden die selben Voraussetzungen angenommen, nämlich Schwächen beim ÖPNV in Leipzig und eine ganze Stange Geld zum Verbauen. Ich bin mir sehr sicher, dass diese Summe Geld bei einem flächenhaften Ausbau und Verbesserung von Gleisnetz und Fahrzeugen, neue Signalanlagen mit Vorrangregelung etc. nach dem von Dir als Gießkannenprinzip benannten Vorgehen viel mehr gebracht hätte, d.h. mehr Schnelligkeit, größere Taktfrequenz, mehr Komfort, mehr Nutzer_innen. Nun ist der Tunnel gebaut, laßt uns das beste draus machen. Aber zugleich daraus lernen und nicht nicht schon wieder über neue Tunnel oder abgesenkte Straßenbahngleise nachdenken.

    Es geht nicht ums Verbieten des Autoverkehrs, dies würde sowieso (noch) nichts. Aber warum muß man den Autofahrer_innen (ich bin selbst einer!) Einflugschneisen bauen und noch den roten Teppich draus auslegen? Und dann darauf hoffen, dass sie irgendwann doch klug werden und freiwillig zum ÖPNV umschwenken. Es gibt doch dann keinen Grund zum Umdenken.


    Autos sind aufgrund der Abgase (Feinstaub, Gestank), des benötigten Platzes auch im unbewegten Zustand und der potentiellen Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer_innen durch größere Masse, größere Geschwindigkeit und Knautschzone ein Grundproblem der Stadt. Probleme müßen angegangen werden, Konflikte sind dabei unvermeidbar. Doch bislang werden sie fast immer zugunsten des MIV gelöst. Das muß zunächst konstatiert werden und es sich sollte sich ändern.


    Zudem wiedersprechen sich die Kritiker selber: Auf der einen Seite ein komplettes Neubauverbot von Straßen fordern (u.a. Mittlerer Ring, Tangentenviereck) und im gleichen Zug den City-Tunnel kritisieren. Wo ist hier die Logik?


    Wo ist hier der Widerspruch? Das Ziel kann ich Dir nennen: Abkehr vom Modell der autogerechten Stadt. Abkehr von Großprojekten (mit zum Teil kleinem Nutzen) wie dem Tunnel. Verwendung der bislang für Straßenbau und Tunnelprojekte eingesetzten Gelder für die Stärkung des ÖPNV in der Fläche durch bessere, komfortablere und leisere Fahrzeuge, schnellere Taktfrequenzen, Ausbau der bestehenden, Wiederbelebung der aufgegebenen und Bau neuer Trassen, bessere Vernetzung, günsterigere Preise ... .


    Aber die Probleme lösen
    sich trotzdem nicht von alleine in Luft auf, sondern äußern sich in der Realität, den Problemen des täglichen Alltags.


    Die Probleme werden allerdings durch einen Neubau von Straßen nicht gelöst, sondern nur verlagert. Wer in die (Innen)-Stadt will oder muß und im Eigenheim an ihren zersiedelten Rädern wohnt, die vom ÖPNV aus Rentabilitätsgründen nicht erreicht werden, kann auch mit dem Auto bis zum ÖPNV fahren. Also große Park- and Ride-Plätze oder -häuser an die Einfallstraßen setzen und dann geht es mit der Straßenbahn oder S-Bahn weiter. Das Ziel wird damit erreicht und die Stadt würde ihren Aufgaben nachgekommen. Es kann nicht die Pflicht einer Stadtplanung sein, zu garantieren, dass es jede_r mit dem eigenen Auto in der gleichen Zeit mit der eigenen Musik im Radio schafft.


    Wenn derjenige oder diejenige irgendwann vom Georgel und Umgesteige die Schnauze voll hat, das Häuschen im Grünen nach dem Auszug der Kinder verkauft, bevor es noch mehr an Wert verliert, und gleich in die Stadt und dort in die (hoffentlich einmal) sehr gut erschlossenen Gründerzeitviertel ins Zentrumsnähe und mit eigener Lebensqualität zieht - von mir aus auch in ein Stadthaus, das die Umgewöhnung nicht so schwer fällt ;) - dann kann dies uns ja nur Recht sein.



    Daher kann ich diesen Abschnitt auch nicht nachvollzienen:
    "Der City-Tunnel wird daran gar nichts ändern, denn er sorgt nicht für die Nahversorgung mit bezahlbarer Mobilität in den Stadtquartieren.
    Er löst nicht das Effizienz-Problem, das der ÖPNV hat."


    Dann versuche ich das zu erklären: Das Effizienz-Problem des ÖPNV sind die nicht die drei Minuten Zeitgewinn, die ich vielleicht habe, wenn ich irgendwann schnurgerade statt im leichten Bogen vom Hauptbahnhof zum Leuschnerplatz fahre und die durch Rumstehen auf Rolltreppen und Auftauchen aus der Tiefe ganz schnell wieder verlustig sind.


    Der Tunnel löst nicht das Problem, dass es weite Bereiche in der Stadt gibt, in denen es weit zur nächsten Haltestelle ist. ... dass die Bahnen und Busse nachts nur noch selten fahren. ... dass ich nicht mal eben von Plagwitz nach Connewitz komme.


    Nun habe ich Dir versucht, meine Position nahezubringen und würde Dich nun bitten, mir noch mal das "visionäre Konzept" des Tunnels zu erläutern.



    Ja wollen wir noch mehr Stadtbahnstrecken durch unsere gewachsenen und vom Kriege verschonten Straßenzüge und damit auch Häuserabrisse?
    Wollen wir breite gesichtslose Straßen wie in Chemnitz oder sonstwo?


    Wer fordert das? Warum soll dort, wo 1909 eine Straßenbahn durchpaßte, nicht auch 2009 eine durchpassen, die aufgrund verbesserter Technik viel leiser ist? Der Ausbau z.B. der StraBa-Strecke zwischen Jahnallee und Lindenauer Markt wäre auch ohne Häuserabrisse möglich gewesen, schließlich fuhr sie dort ein paar Jahrzehnte lang. Mit der Aufgabe der Strecke durch die Dreilindenstraße wurde leider auch die Möglichkeit vergeben, die Besucher_innen der MuKo an der Bedarfshaltestelle nach Vorstellungssschluss einzusacken und in die Innenstadt und weiter zu bringen. Jetzt fahren sie eben mit dem Auto her, parken die Gegend zu und fast zur gleichen Zeit alle wieder weg.


    Ich weiß auch nicht, warum Du ausgerechnet hier wieder Chemnitz anführst. Die Straßen sind dort nicht wegen der Straßenbahnen so breit, sondern weil man auf das Modell der autogerechten Stadt gesetzt hat und es noch heute so macht.



    Genau das Problem hat man auch schon vor über 100 Jahren in Leipzig erkannt und daher unter dem HBF bekanntlich schon den Bau einer
    Unterpflasterbahn begonnen.


    Wir wiederholen uns leider, aber sei es drum. „Die Wiederholung ist die Mutter der Pädagogik.“: Es ist viel zu teuer, es ist teilweise aufgrund der Untergrundverhältnisse und der Baustatik der benachbarten Häuser gar nicht möglich. Es ist ein gewaltiger finanzieller und zeitlicher Mehraufwand bei Bau und Unterhaltung der Strecke. Es ist schlichtweg nicht nötig. Warum soll der ÖPNV den Autos Platz machen? Wer war denn eher da? ;) Warum soll ich bequem am Straßenrand ins Auto einsteigen können, aber zur Bahn durch zugige Unterführungen in die Tiefe absteigen? Damit würde der Sieger in der Konkurrenz der Verkehrsmittel doch wieder feststehen. Aus den Augen, aus dem Sinn. ÖPNV läßt sich hervorragend mit emissions- und lärmfreien Fortbewegungsmitteln wie Fahrrad und Fuß kombinieren. Wie bekomme ich mein Fahrrad streßfrei in eine Untergrund- oder Unterpflasterbahn? Oder wo stelle ich es ab? Selbst wenn es da in letzter Zeit ein paar bedauerliche Unfälle mit Straßenbahnen in Leipzig gegeben hat, vergleiche mal bitte die Zahl der Unfälle mit den, an denen Autofahrer_innen beteiligt waren und Schuld hatten. ...



    Wenn der City-Tunnel scheitern sollte (was ich nicht glaube), dann nicht an ihm selbst, sondern an eventuell mangelnder Integration ins aktuelle Tram-Netz durch LVB & Co. (Stichwort "Verknüpfung"), sowie dem ständigen öffentlichen Schlechtmachen und dem Betonen der Kosten und dem Bestreiten von Vorteilen.


    Na spitze, dann stehen ja die Schuldigen ja schon fest. ;) Wie lautet die Anklage: Verkehrskraftzersetzung? ;-))



    Die Konsequenz aus allem muss letztlich sein, den motorisierten Indivualverkehr und Durchgangsverkehr auf weniger, aber qualitativ hochwertigere Strecken zu verlagern und unsere dicht bewohnten Städte und Stadtteile möglichst davon frei zu halten. Sonst ist es nämlich wie heute, dass sich die PKWs ihre eigenen (meist kürzesten) Wege suchen.


    Meine Konsequenz lautet anders. Den Durchgangsverkehr weiträumig umleiten und langfristig versuchen, ihn auf weniger individuelle Verkehrsträger, vor allem Bahn zu verlagern. Dass die derzeitige Politik der DB eine andere ist, steht auf einem anderen Blatt. Mittlerweile bekommt sie ja ordentlich Gegenwind und Konkurrenz.


    Den Indivualverkehr in die und in der Stadt reduzieren und auf den ÖPNV umlenken. Wenn das ein kleines bißchen weh tut - Stichwort Parkgebühren, 30er-Zonen, Umweltzonen etc. - so hilft das beim Umdenken.



    Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir uns derzeit in einer übergangsphase befinden. Hier und da sind gute bis sehr gute Ansätze erkennbar.


    Welche meinst Du da konkret in Leipzig und anderswo?

  • Und um nicht immer die ewig gleichen Grundsatzdebatten zu führen:


    B 8 F a c h k o n z e p t V e r k e h r u n d T e c h n i s c h e I n f r a s t r u k t u r


    http://www.leipzig.de/imperia/…o_Teil_B_Fachkonzepte.pdf
    S. 117-132
    http://www.leipzig.de/imperia/…amt/SEKo_Karten_B4_10.pdf
    Karte 5


    Die Basis für das mittel- und langfristige Handeln der Verwaltung für die Planung und den Bau von Verkehrsanlagen des Straßenhauptnetzes bildet der 2003 beschlossene STEP V+ÖR. Abweichend davon und insbesondere von der dort nthaltenen „Straßenhauptnetz Planung 2015“ und den „Straßen- und Brückenbauvorhaben 2002 – 2015“ sind jedoch, wie in dem 2007 vom Stadtrat beschlossenen Schwerpunkten im Straßen- und Brückenbauprogramm 2006-2012 aufgeführt, Abstriche aufgrund der Haushaltssituation in der mittelfristigen Planung notwendig und unvermeidbar.


    - Der Mittlere Ring kann erst längerfristig umgesetzt werden. Auf absehbare Zeit ist lediglich der Mittlere Ring Nordwest (B6 Pittlerstraße bis Landsberger Straße) umsetzbar, der aufgrund der Industrie- und Logistikansiedlungen im Nordraum notwendig ist.
    - Der Mittlere Ring Süd (Teil Auewaldquerung) wird aufgegeben. Der Mittlere Ring Südost und Süd (Teil Connewitz) wird für ca. 10 Jahre zurückgestellt und der Mittlere Ring Nordost und Nordwest wird nicht vor 2012 in Angriff genommen werden können.


    Gibt es konkrete Kritik an den hier beschriebenen Zuständen und Zukunftsprojekten?