Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Ich bin ein Befürworter der Bebauung am Schinkelplatz, obwohl die Freiflächen um die Schinkelkirche auch einen gewissen Reiz gehabt hat. Man hatte einen schönen und unverstellten Blick auf die Kirche. Bei Axel Schultes schließe ich mich dem Statement von Bato an. (26.12.) Natürlich geht es nicht um die Herkunft von Axel Schultes sondern um die Gestaltung seiner Gebäude. Nach Berlin gab es schon immer viel Immigration. Früher kamen viele aus Gebieten im heutigen Polen nach Berlin heute aus anderen Bundesländern.
    Vielleicht hätte man die Gebäude auch wieder so planen können wie sie früher waren. In Archiven gibt es bestimmt noch Dokumente. Allerdings glaube ich nicht , dass viele Architekten daran Interesse haben in Berlin zu rekonstruieren. Zu Ludwig Hoffmann ist zu sagen, dass viele Touristen nach Berlin kommen um seine Gebäude zu sehen z.B. das Pergamonmuseum oder das Stadthaus. Das ist entscheident.

  • Dieser "Moneo"-Neubau wird eine neue Außenstelle der Bertelsmann-Stiftung: http://www.nw.de/nachrichten/r…g-entsteht-in-Berlin.html
    .. Anfang 2019 sollen die Räume bezugsfertig sein. ..


    "Im Spätherbst dieses Jahres" beziehe die Bertelsmann Stiftung dieses "Arbeits- und Konferenzgebäude" am Werderschen Markt, heißt es nun: https://www.bertelsmann-stiftu…ertelsmann-stiftung-2019/



    Rafael Moneo-Interview mit historischem Foto des Werderschen Marktes: http://www.derhauptstadtbrief.…bstanz-ist-oberstes-gebot

  • Neulich habe ich das erste Mal den Moneo aus nächster Nähe gesehen.


    Wenn es doch nur ein ähnlich schönes Material (oder dasselbe) wie das marmorähnliche im Erdgeschoß ab ab dem ersten Obergeschoß hätte – oder sogar nur eine hellere Farbe – das Gebäude würde mir glaube ich richtig gut gefallen. So sieht es für mich seltsam unfertig aus.


    Marco


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  • HarrySeidler, danke für deine vielen Bilder!


    Ich lege mich jetzt fest: der Bau von Schultes gefällt mir. Viel Stein, aber als Ausgleich auch sehr großflächige Fensterscheiben. Die rundlichen Balkone und der an manchen Stellen abgeschrägte Sandstein gefallen mir gut. Ich hatte eigentlich erwartet, daß der Sandstein deutlich dunkler rauskommt. Kann aber mit dem hellen Sandstein sehr gut leben.


    Argumentiert man negativ, könnte man sagen, es wirkt neureich. Argumentiert man positiv, könnte man sagen, es wirkt exklusiv.

  • Ich würde sogar behaupten, der Schultes-Bau ist der einzige gelungene Neubau am Schinkelplatz, obwohl er wie ein naher Verwandter vom "Band des Bundes" aus den 1990er-Jahren aussieht.

  • Ich finde das Gebäude auch gut.


    Das einzige, was mich doch etwas stört, sind die gläserenen Balkone, die in ihrer dünnen Leichtigkeit irgendwie nicht dazu passen bzw. instabil und wie angeklebt auf mich wirken (oder so ähnlich...).


    Stattdessen wären Steinbrüstungen oder Gusseisen vielleicht besser gewesen.


    Marco


    Oder besser noch: gar keine Balkone (Steinbrüstungen würden die bodentiefen Fenster verdecken). Wobei das natürlich die Attraktivität der Räume erheblich gemindert hätte.

  • Das einzige, was mich doch etwas stört, sind die gläserenen Balkone, die in ihrer dünnen Leichtigkeit irgendwie nicht dazu passen bzw. instabil und wie angeklebt auf mich wirken (oder so ähnlich...).


    Stattdessen wären Steinbrüstungen oder Gusseisen vielleicht besser gewesen.


    Gerade die gläsernen Balkone sind für mich die perfekte Wahl, um dem Schultes-Bau den richtigen ästhetischen Spin zu geben. Dadurch bekommt das Gebäude erst richtige Eleganz. Ein ähnlicher Effekt wie bei der DZ-Bank am Pariser Platz.


    Das ist jedenfalls richtig schöne expressive moderne Architektur, wie man sie sich wünscht. Architektur, die auch in hundert Jahren noch stehen bleiben könnte. Bei vielen heutigen modernen Bauten sieht man ja schon unwillkürlich die Abrißbagger anrücken. Vieles scheint nur noch Fast-Food-Architektur zu sein, Investitionsmasse bis zum nächsten Abriß nach ein paar Jahrzehnten.


    Und der Schultes zeigt schön, daß es auch anders geht. Steinbalkone bzw. -brüstungen würden eher einer Bunker-Ästhetik Vorschub leisten. Und Gußeisen empfinde ich auch als deplatziert bzw. dissonant.


    Der Moneo bringt die nötige Farbe auf den Platz und schafft einen gewissen Übergang zur Bauakademie. Mir gefällt er sehr gut. Insgesamt ist die Abstimmung der Bauten recht gut gelungen, was man am Anfang ja nicht unbedingt erwarten konnte, als es erst mal nur um die Staab-Bauten ging. Daß es insgesamt eher schlicht und zurückhaltend zugeht, ist doch die richtige Wahl für den Platz, oder?


    PS: Das Kanzleramt wird eher als Waschmaschine denn als Moschee bezeichnet, was meiner Meinung nach auch zutreffender ist.

  • ^Dem schließe ich mich an. Stein- oder gußeiserne Brüstungen passen so gar nicht zum Schultes Bau. Ich bin gespannt auf das Erscheinungsbild, wenn das Gebäude erstmal bezogen ist, wobei sich hier die Fertigstellung ewig hinzieht.
    Insgesamt bin ich mit der Bebauung sehr zufrieden. Aus dem Gebauten ragen m.M. der Staab- und der Schultesbau mit ihrer hohen Qualität heraus. Der Rest fällt etwas ab. Keinsefalls kann man von einem Desaster sprechen, so wie es im Stadtbildforum und auch hier zuweilen getan wird.

  • Auch hier einmal neue Bilder zu den Fassadendetails.


    Hemprich Tophof, Niederlagstraße:







    Moneo, Niederlagstraße:




    Schultes & Frank, Durchgang Niederlagstraße/Schinkelplatz:





    Schinkelplatz:




    © HarrySeidler

  • Vor dem Moneo ist nun die Pflasterung fast abgeschlossen. Sie sieht sehr schön aus. Die Farbe des Moneo und ich werden hingegen keine Freunde mehr, in natura sieht sie meinem Eindruck nach schlechter aus als im Foto.



    Foto von heute & von mir & gemeinfrei.

  • Schlimmer als die Farbe finde ich die fürchterliche Oberfläche aus der Abteilung "Entstuckter Rauputz".


    Hätte man den marmorartigen Stein nach oben hin fortgeführt - meinetwegen auch in orange - ein richtig cooler Bau wäre das gewesen.


    Und wie die Fenster genau an die Materialgrenze stoßen - das tut mir ungelogen fast körperlich weh.


    Nein, ein Fan von dem Gebäude bin ich auch nicht.


    Marco


    Das entstehende Ensemble am Schinkelplatz in Harry Seidlers Bildern finde ich richtig genial!


    Besonders die Ansicht mit dem Platz und der Statue zeigt, wie gut alles harmoniert und wieviel Stil auch mit extrem reduzierten, modernen Blöcken möglich ist, wenn der Stadtraum gut aufgeteilt ist und es hin und wieder auch nur kleine Inselchen des Zierrats gibt (Laternen).

  • Mir gefällt das Moneo Gebäude grundsätzlich schon, es passt gut zur Friedrichswerderschen Kirche und für sich genommen ist es auch interessant und abwechslungsreich.


    A b e r: Ich kann es gar nicht leiden, wenn man die Gerüststopfen drin lässt (das sind die Dinger, die die Löcher verschließen, durch die das Gerüst verankert war), oder wenn Naturstein so aussieht, als wenn er Zementschleier hätte und ich mich ständig genötigt sehe, selbst zum Lappen zu greifen und nach zu polieren.

  • Der Bauzaun am Werderschen Markt wurde abgebaut. Nun ist der Blick frei auf das Moneo-Haus.

    Ich mag noch immer nicht den Putz, die Fensterbleche und die breiten Fensterrahmen. Mit der Farbigkeit habe ich meinen Frieden gemacht.


  • Ich war letztes Wochenende da und muss mich doch ein bisschen beim Moneo-Gebäude enschuldigen - vielleicht war es das Dämmerlicht, das Sommerfeeling und die Tatsache dass ich dieses Mal durch die kleine Gasse neben der Kirche gekommen bin, aber ich fand es nicht annähernd so schlimm wie beim letzten mal.


    Gar nicht aufgefallen war mir zunächst der Trick, dass der braune Stein an den Innenseiten der Fenster weitergeführt wird und so eine optische Spannung bzw. mit der verputzten Wand herstellt bzw. dem Gebäude zwei Ebenen gibt. Das fand ich richtig pfiffig. Und die Grenze Stein/Putz läuft hier oberhalb des ersten OG, was wesentlich harmonischer wirkt als auf der anderen Seite.


    Ich bin dann weiter zum Hausvogteiplatz und dann zum Gendarmenmarkt raus, ein Spaziergang den ich nurempfehlen kann. Die ganze Gegend hat mit ihrer plötzlichen Ruhe, ihrer Mischung aus super-neu und super-alt und gesprenkelt mit wichtigen Orten (Auswärtiges Amt, Mongolische Botschaft) etwas Magisches.


    Marco

  • Die Arbeiten am Arreal sind nun vollständig abgeschlossen, auch die Arbeiten am Gehweg entlang vom Bau von Schultes & Frank, was ich zum Anlass für eine letzte kleine Fotostrecke nehme. Hier Eindrücke von gestern:


    Auch ich muss, wie Bonteburg, mein lange bestimmt geäußertes ablehnendes Urteil revidieren: Mittlerweile will es mir nicht mehr recht gelingen, mich über die Farbe des Moneo zu echauffieren, und das liegt nicht (nur) an der Macht der Gewohnheit, sondern auch daran, dass ich, fast wider Willen, die Ausstrahlung dieses Ortes als angenehm und warm empfinde.


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    Kleines Panorama:

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    Übergang Moneo/Schultes & Frank:


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    Diese Sicht ist nur jetzt, nach Abbau der Schinkel-Akademie-Attrappe und vor der Neubebauung, möglich:


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    Spiegelungen in Schultes & Frank:


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    Alle Bilder von mir.

  • Ich bin begeistert. Die Gebäude strahlen keine Monotonie aus sondern ruhige Eleganz, und die aufgerauhte Fassade wirkt nicht wie eine Mietskaserne, sondern hat irgendwas von einem Fraktal-Jugendstil (oder so ähnlich). Mit anderen Worten, das Gegenteil von dem, was ich in der Planungsphase erwartet hatte.


    Auch bei meinem letzten Berlin-Besuch war mir der Ort aber schon angenehm aufgefallen.


    Jetzt fehlt natürlich noch die Bauakademie, oder ehrlich gesagt, mittlerweile einfach irgendetwas Hochwertiges (in Richtung House of One oder Chipperfield oder der gefürchtete alt/neu-Frankenstein). Aber den Platz als Platz wieder herzustellen, das wäre mal was.