Senckenberg Gesellschaft baut um und erweitert (seit 2014)

  • Was ist daran autoritär, wenn sich vermögende Bürger zusammenschließen, um eine Akademie samt Gebäude zu stiften, Herr K.? Ist das nicht vielmehr aufkeimende Demokratie? So wird ein solcher Vorgang jedenfalls allgemein interpretiert, nur manche Architekten haben da ein _etwas_ anderes Verständnis...


    Zitat frank353: "Sonst wäre das Gebäude über die Jahrzente nicht so verwahrlost und verunstaltet worden."


    Gemach, Frank. Verunstaltet wird es erst jetzt. Und verwahllost es es auch nicht. (Ich rede hier vom Jügelhaus, bei der alten Physik sieht das schon anders aus)


    Übrigens:
    Könnte mal bitte jemand mit einer breiteren Interntanbindung als ich nachsehen, ob der HR in seiner Spätnachrichtensendung seine oben dargestellte Falschdarstellung
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=429443&postcount=116
    korrigiert hat?


    Hessenschau Kompakt, 15.05.14, 22h30 - Hier zu finden:
    http: //www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=3056


    Also, meine Mail hat etwas bewirkt. chair hat nachgesehen und berichtet mir, daß die Meldung diese Falschinformationen nicht mehr enthalten hat, als sie in der Sendung von 22h30 verlesen wurde.
    Kann allerdings auch sein, daß sie nur den letzten Satz aus Zeitgründen weggelassen haben...


    Vielen Dank an chair für die Mühe!

    3 Mal editiert, zuletzt von cjbffm ()

  • Niveaulos!

    Das lernt man aus einem aktuellen FAZ-Artikel:


    Also sowas: Das niveaulose Volk in kriegszerstörten Städten möchte einfach mitdiskutieren. Ohne die Bauaufgabe zu kennen, entwickelt es Sehnsüchte Richtung Vergangenheit. Dabei müssen doch die drei Einzelgebäude miteinander "vernetzt" werden und das geht nach Ansicht des Architekten anscheinend nur, wenn grottenhässliche Aufbauten auf die historischen Mauern gesetzt werden. Das nennt man dann "evolutionäres Bauen". Wer sich Kulka mal ansehen möchte, ist hier bei einem FAZ-Artikel von heute richtig. Die Kritiker der begonnenen Umbaumaßnahmen dürfen also eigentlich gar nicht mitreden, denn sie sind ja nicht mit dem Wissen des beauftragten Architekten ausgestattet, so Kulkas Logik. Was für eine Beleidigung für jeden Menschen, der mit einem bisschen Ästhetikempfinden ausgestattetet ist!


    Unterdessen sind auf breiter Front die Entkernungsarbeiten angelaufen. An einigen Stellen sind Schutt-Fallrohre und Arbeiter mit Atemschutz erkennbar. Die traurige Geschichte nimmt ihren Lauf:



  • Ich möchte eigentlich nur noch vor Wut heulen.
    Anhand dieses kompletten städtebaulich-architektonisch-lokalpolitischen Supergaus kann man eigentlich nur auf zwei Dinge hoffen:
    1.) Das man bei der Senckenbergischen Gesellschaft wieder zur Vernunft kommt (spätestens bei der feierlichen Eröffnung, wenn "The-Monster-formerly-known-as-Senckenbergmuseum" in all seiner Grässlichkeit dasteht, wär doch auf so eine "Was haben wir nur getan!" Epiphanie aller Beteiligten zu hoffen!) und dass man innerhalb eines Jahrzehnts die kulkaischen Betontumore wieder amputiert und die Gebäude (soweit möglich) wieder in einen annehmbaren Zustand versetzt (was natürlich unendlich mehr Geld verschlingen wird als wenn sie es gleich richtig gemacht hätten), und
    2.) das dieser selbstgefällige Geodreieckschubser in unserer Stadt nie wieder einen Auftrag bekommt.

  • Denkmal ohne Denk Mal?

    So sehr die Herren Kulka, Mosbrugger und Friedmann in bester Frankfurter "Dynamit-Rudi" Tradition agieren, sollte man nicht außer Acht lassen, dass die zuständigen Denkmal- und Bauämter jederzeit in die Planung eingebunden waren. In Bockenheim ist der Mikrokosmos dieses Handelns gerade wunderbar ablesbar. Während um das 12 Jahre leerstehende und verramschte Philosophicum eine riesige Denkmal-Diskussion aufflammte und die Stadt den Erhalt nun ermöglichen will, wird 100 Meter weiter eine Denkmal-Demontage als Fortschritt gefeiert unter dem Vorwand, dass Nostalgie ein schlechter Ratgeber sei.


    Apropos Nostalgie: Das in BDA und Baunetz-Kreisen als heilige Gral empfundene Dessau feiert währenddessen die beinahe 1-zu-1 Rekonstruktion der einst kriegszerstörten Meisterhäuser. Das wird selbstverständlich nicht als Disneyland-Abklatsch und "Sehnsüchte in Richtung Vergangenheit" (wie Kulka es ausdrückt) eines mittlerweile 95-jährigen Baustils empfunden, der übrigens völlig zu Recht gewürdigt wird. Der im Glashaus Sitzende wirft mit Steinen also um sich, dass es nur so scheppert.


    Ich bitte in diesem Zusammenhang um die Umbenennung des Denkmalamtes in das „Denk Mal (!) Amt“.

  • Es ist eine vollkommen berechtigte Frage was im Denkmalamt schiefläuft, insbesondere da sich seit einiger Zeit die Ereignisse bei denen dort, gelinde gesagt, fragwürdige Entscheidungen getroffen werden, häufen. Hat es irgendwelche verqueren ideologischen Gründe wie bei den Grünen die seit Jahr und Tag den Ausbau den U-Bahn sabotieren weil sie Angst im Tunnel haben?
    Sind hier Seilschaften von Leuten zugange die sich aus Studienzeiten kennen? Oder ist es am Ende des Tage einfach nur stinkende Inkompetenz? Und wichtiger, was kann man endlich dagegen tun?

  • Hab' heute Morgen auch erst mal meinen Frust in Form eines Leserkommentars in der FAZ abgelassen.


    Zur Frage, wer in den Denkmalämtern arbeitet. Mir scheinen, nachdem ich auch immer wieder einmal mit solchen Herrschaften spreche, dort drei Faktoren eine Rolle zu spielen, die einem gründerzeitlichen Gebäude entgegen wirken :


    1. Es scheint ein hohes Interesse für Spuren und Hinweise auf zeitabschnittliche Artefakte zu geben, unabhängig davon, ob es ästhetisch oder stilistisch passend ist.


    2. Kulturgeschichtlich scheint Bauhaus schlicht 95% der Ausbildungszeit vieler dieser Fachleute ausgemacht zu haben, ohne das hierbei das Wissen um Verhältnismaße der Baukörper zueinander, Rhythmisierung und gar Baustoffe eine Rolle gespielt haben dürften.


    3. Neben all der moralischen Verwerflichkeit historischer Stile, die ja entweder dem Klerus, dem Adel oder dem Großbürgertum zur Selbstdarstellung dienten, sind so Sachen wie Barock, Klassizismus etc. ja viel zu kompliziert, um sich damit echt auszukennen ...

  • Vor einigen Wochen habe ich angefangen, die Sache mit dem Jügelhaus fatalistisch und mit vollem Pessimismus zu betrachten: Bomber-Kulka (denn sein Wirken ist der Wirkung von Bomben gleich) wird die Gestalt dieses Gebäudes zerstören oder zumindest so stören, daß von seiner Anmutung kaum etwas übrig bleibt - das ist wohl als Schicksal des Jügelhauses so bestimmt.


    Und zum Pessimismus: Ich gehe davon aus, daß bei derart massiven Umbauarbeiten etwas ganz schlimmes passiert, zum Beispiel der Klassiker: Jemand geht beim Schweißen unsachgemäß und fahrlässig vor, es gibt einen Schwelbrand, der erst nach Stunden in später Nacht offen ausbricht, und alles, was an historisch Interessantem noch vorhanden ist, brennt nieder. Den Senatssal und die Aula können dann Kulka und Konsorten dem Klötzchen-Anbau entsprechend modern umverhunzen, damit ist das endgültige Ende des Baus besiegelt, er ist in jeder Hinsicht uninteressant geworden.

    Einmal editiert, zuletzt von cjbffm ()

  • Stand der Umbauarbeiten von heute:


    Der Keller wird nachträglich mit Teer wasserdicht gemacht:


    Bilder: skyliner

  • Auch auf die Gefahr hin klugzuscheißern, aber das dürfte kein Teer sondern wie heute üblich Bitumen sein.

  • Das dürfte am Physikalischen Verein sein - richtig?
    Denn am Jügelhaus ist das längst gemacht worden vor 20 Jahren oder so.

  • Ich bin am Freitag mal an der Baustelle vorbeigekommen und man kann nur mit dem Kopf schütteln, welche Vergewaltigung diesem in seiner Anlage so tollem Bau hier droht.


    Wenn ein Entwurf selbst auf den Visualisierungen schon derart schlecht aussieht, wo doch hier schon soviel geschönt wird, wie es irgendwie geht, dann schaudert es einem, was man hier in der Realität dann erwarten muss.


    Mir hat selten das Herz derart geblutet, weil solche Immobilien in derartigen Toplagen in Deutschland leider höchst selten sind. Wie man dann auf die Idee kommen kann, ein Bauwerk derart zu verunstalten, da gehört schon eine ganz schöne Portion Unverfrorenheit und Ignoranz zu.


    Dass die Denkmalschutzbehörde so etwas durchwinkt, es lässt mich zweifeln welchen Sinn eine solche Behörde dann überhaupt noch hat.

  • Offenbar gab es diese Woche einen Pressetermin zum Umbau im Jügelhaus. FR, FNP, Offenbach Post, WELT und sogar die 4-Buchstaben berichten, zum Teil mit Fotos.


    Das Jügelhaus bereits vollständig entkernt und dabei wurde einiges an Stuck und anderem Wandschmuck wieder freigelegt. Jetzt mauert man die Fenster zu, um die Nutzung als Austellungsräume zu ermöglichen. Überzählige Türen und Durchgänge wurden bereits verschlossen.


    Nächster Schritt sind dann das Dach des Jügelhauses und Abriss von oberen Stockwerken und Dach der Alten Physik. Dann wird also das Grauen seinen Lauf nehmen und die Häuser bekommen ihr Blechdach.


    In FNP und OP gab es Hinweise auf die Kritik am Entwurf, mit weitgehend bekannten Zitaten von Kulka in der FNP ("Farbgestaltung nicht abgeschlossen" etc) und dem folgenden in der OP:

    Dann steht auch bald die Antwort auf die vieldiskutierte Frage nach der Farbe des Dächer auf den beiden Gebäuden an. Die silbergraue Einfärbung auf den Simulationen sorgte bei Kritikern jedenfalls nicht für Jubel. Doch wie die Entscheidung auch ausfällt, Senckenberg-Direktor Volker Mosbrugger ist sich seines Urteils schon gewiss: „Ich bin überzeugt, das wird supergut“.


    Na dann...

  • Meine Meinung zu den und Berichterstattung über die Bauarbeiten Januar 1015 - Teil 1/3


    Hier mal einige Links zu Online-Artikeln verschiedener Zeitungen von Januar 15. - Auch wenn diese über kurz oder lang veraltet sein werden.
    Frankfurter Neue Presse:
    http://www.fnp.de/lokales/fran…beiten-vor;art675,1226067
    http://www.fnp.de/lokales/fran…Mehr-Platz;art675,1226195


    Bilderstrecke:
    http://www.fnp.de/bilderstreck…instituts;cme52943,894398


    In einem der Artikel kann man lesen: "Auch der Jügelbau steht wieder auf stabilen Füßen. 20 Meter tiefe Betonsäulen wurden dafür in den Boden gegossen, um sein Fundament fest zu verankern und eine Grundlage für einen geplanten Anbau an der Südseite des Hauses zu schaffen."
    Das mit dem "wieder auf stabilen Füßen" ist natürlich bullshit. Hier hat die kleine Praktikantin mangels Ahnung von der Materie wohl alles durcheinandergeworfen. - Die Säulen sind für den klotzigen Anbau an der Rückseite des Jügelhauses, gleich hinter Haupteingang und Treppenhaus. Auf dem ersten Bild der Bilderstrecke sieht man eine der angesprochenen Bohrungen. Erschreckend dabei ist, daß diese erkennen läßt, wie breit der Anbau offenbar werden wird.
    Auf Bild 2 der Bilderstrecke ist der Überblick noch besser. In der rechten Bildhälfte sieht man eine Außenecke mit vier zwei Stockwerken hohen Rundbogenfenstern. Dieses sind die Fenster des Zentraltreppenhauses. Durch den furchtbaren Anbau wird auf jeder Seite eines der Fenster zugebaut werden. Stellt man nun noch die Breite des Anbaus in Rechnung, so werden auch die restlichen Fenster so zugebaut werden, daß nach Westen und Osten hin nur schmale Öffnungen bleiben. Schon jetzt ist die Belichtung des Treppenhauses bei bedecktem Himmel sehr unzureichend. Mit dem kommenden Bau davor hätte man sie auch ganz zumauern können, der Unterschied wäre vernachlässigbar.


    Im zweiten genannten Artikel heißt es am Ende aus Kulkas Mund: "In den Dächern ist viel Technik untergebracht. Wie hätte es ausgesehen, wenn die Hälfte des Schieferdachs von Lüftungsschächten, Gittern und Ähnlichem durchbrochen wären“ - ja, das hätte vermutlich Sch.... ausgesehen, aber deswegen gehören solche Versorgungseinheiten ja auch woanders hin. Und die alte Physik als Magazin- und Laborgebäude herzunehmen, ist schlicht eine reine Umnutzung. Der Teil des Jügelhauses entlang der Mertonstraße ist allerdings nie ein Laborgebäude gewesen (lediglich der Gebäudeteil "um die Ecke", neben dem Hörsaalgebäude). Warum man also dort Sammlungsräume unterbringt, die umfangreiche Technik (auf dem Dach) erfordern, erschließt sich mir nicht. Ich halte das für eine vorsätzliche Vergewaltigung des Gebäudes. Dafür wäre es eigentlich angemessen gewesen, einen Neubau zu errichten, etwa anstelle des Universitätsheizkraftwerkes in der Gräfstraße.


    Etwas ganz schlaues läßt dann der Projektleiter Gerd Mangel verlauten. - Zitat: "Wichtig sei, so ergänzt Mangel, daß der neue Institutssitz als Ensemble erscheine. “Und in der Mitte steht ja das Senckenbergmuseum. Dessen Schieferdach gibt sozusagen den Ton an.“ -
    Aha. Es ist also wichtig, ein Gebäudeensemble als Gebäudeensemble erscheinen zu lassen. Und das gelingt auf wunderbare Weise dadurch, daß das Gebäude mit dem nach dem Krieg am schlechtesten wiederaufgebauten Dach völlig anders aussieht als die Dächer der anderen zum Ensemble gehörenden Gebäude.
    Wirklich - interessant.


    Es folgt Teil 2

  • Meine Meinung zu den und Berichterstattung über die Bauarbeiten Januar 1015 - Teil 2/3


    Ich teile meinen Artikel damit er lesbar bleibt und komme jetzt zu Online-Artikeln der Frankfurter Rundschau, ebenfalls anläßlich des Pressetermins, auf dem über den Stand der Bauarbeiten informiert wurde.
    http://www.fr-online.de/frankf…-um,1472798,29636024.html
    http://www.fr-online.de/frankf…ach,1472798,29636292.html


    Im zweiten Artikel ist die Rede von den Dachgeschossen als "Sammlungslager". Also werden die Gebäude wohl mit Sammlungsräumen vom Keller bis unters Dach regelrecht vollgestopft. Noch einmal: für das Gebäude der alten Physik kann ich mir das zur Not noch vorstellen, bedingt auch für den Gebäudeflügel des Jügel-Komplexes neben dem Hörsaalgebäude. Dort, wo einst die Biologie (und was noch?) untergebracht waren. Aber mit solchen Anforderungen das restliche Jügelhaus zu vergewaltigen, ist ein Wahnsinn. Ich beobachte, wie jetzt bereits sämtliche Kellerfenster an Jügelhaus und alter Physik zugemauert sind. Die Treppenhausfenster werden mit einem Monsteranbau zugestellt, und was von den restlichen Fenstern übrigbleibt? - Ich bin skeptisch.


    Ich wiederhole mich, aber noch einmal: Wer ein fensterloses Magazingebäude benötigt oder zu benötigen glaubt, soll sich doch ein solches bauen. Rechteckig, praktisch und kostengünstig. Aber ein lebendiges Gebäude mit Fenstern durch Blindfenster zu vergewaltigen, da stimmt etwas nicht, nicht nur in der Planung. Am einfachsten wäre es gewesen, in der Senckenberg-Depandence in der Voltastraße die Fenster zuzumauern. Und auf diesem Grundstück wäre prinzipiell sogar noch Platz für einen Neubau. (https://maps.google.de/maps?q=…rt&output=classic&dg=ntvo)



    Noch zwei Zitate, auch wieder am Ende des Artikels: "“Die Diskussion über das Dach war wichtig, aber an einer bestimmten Stelle entscheiden wir“, sagt Senckenberg-Generaldirektor Volker Moosbrugger: “Da ergibt ein Plebiszit keinen Sinn.“ Wenn man dieses Statement nimmt und sich die Fenster in der zur Straße gelegenen Fassade des Senckenbergmuseums betrachtet, schwant einem böses. Noch schlimmer wird das, wenn man den großen Saal des Senckenbergs mit alten Aufnahmen vergleicht. Zwar ist Volker Moosbrugger dafür nicht verantwortlich zu machen, denn er ist erst seit 2005 in Frankfurt, aber Kuhgeschmack wird ja gerne in Institutionen dadurch vererbt, daß Menschen ähnlicher Geisteshaltung zueinander finden. Vielleicht ist Moosbrugger da eine Ausnahme. Die Umbauplanungen, die ja offenbar sein Placet finden, sprechen aber leider gegen diese Hoffnung.


    Es folgt Teil 3

  • Meine Meinung zu den und Berichterstattung über die Bauarbeiten Januar 1015 - Teil 3/3


    Zum Schluß noch drei Artikel aus der Online-Ausgabe der Welt zum selben Thema, auch vom Januar 14:
    http://www.welt.de/regionales/…seums-geht-gut-voran.html
    http://www.welt.de/regionales/…en-Umbauarbeiten-vor.html
    http://www.welt.de/regionales/…136614758/Mehr-Platz.html


    Das Foto zum zweiten Artikel zeigt, mit welche "schönen" Fenstern die Fassade des Senckenbergmuseums versehen ist. Ansonsten sind die genannten Artikel eigentlich nur bessere Meldungen.


    Als Ergänzung dazu noch einmal ein Artikel der Welt vom Mai vergangenen Jahres:
    http://www.welt.de/regionales/…z-fuer-die-Forschung.html
    Wiederum am Ende des Artikels ein interessantes Zitat von Moosbrugger: "Zur Kritik an den Plänen des Architekten Peter Kulka, der moderne Elemente zu den Altbauten hinzufügt, sagte Moosbrugger: "Wir bauen evolutionär." Es sei Wert auf sensiblen Umgang mit den Gebäuden gelegt worden, aber "man darf auch sehen, daß hier modernste Forschung passiert." Auch hier paßt wieder eines nicht zum anderen. Sensibler Umgang mit den Gebäuden dürfte anders aussehen als bei diesem Vorhaben. Und wenn Evolution so aussieht wie das, was hier passiert, dann hätten Menschen Reptilienhaut am Unterarm, Vögel müßten mit Schmetterlingsflügeln klar kommen und Fische hätten allesamt eine Lunge - wäre das ein Getümmel an der Wasseroberfläche.


    Zusammenfassend ergibt sich aus den Artikeln in etwa folgendes Bild: Einerseits behauptet man seitens Senckenberg, stolz zu sein auf die Gebäude, die man übernommen hat. Und man betont, welch tolles Gebäudeensemble man habe. Andererseits macht man hier etwas so, und da etwas so. Man stülpt Gebäuden (Jügelhaus) eine Nutzung auf, für die es weder gedacht noch geeignet ist. Dazu errichtet man auf allen Gebäuden (nur nicht auf dem Museum, da ist schon das häßlichste Dach der Gebäudegruppe drauf) man ein Technikgeschoß hinter einer Blechverkleidung auf dem Dach, wo so etwas gar nicht hingehört und wo man diese Scheußlichkeit am besten sieht - wo sie die Wirkung des ach so tollen Ensemble am besten (zer-)stören kann. Um sich das schönzureden und vor der kritischen Öffentlichkeit schönzureden, gibt man etwas von sich was klingt wie "Zeitschichten sichtbar machen" oder "evolutionäres Bauen". Man gibt an, eine ganz tolle Bausubstanz zu haben, die man heutzutage gar nicht finanziert bekommt (was ja durchaus stimmt), aber man konterkariert die eigene Erkenntnis dadurch, daß man daraus nicht die Konsequenz zieht, soviel von der tollen Substanz zu erhalten und von deren Umfeld uns Erscheinungsbild. Man macht einen Sammlungsbunker daraus, mauert Fenster zu, zieht Lüftungsschächte für Klimaanlagen ein, und so weiter. - So dumm kann doch unter studierten Leuten keiner sein, daß diese Widersprüche nicht auffielen? - Oder doch?


    Und damit ja nicht einmal genug. Man errichtet einen potthäßlichen Anbau hinter dem Jügelhaus, welcher das angeblich so schöne Ensemble stören, vielleicht sogar zerstören wird. Der auch viel zu groß geraten wird. Ein bei Kulka veröffentlichter Grundriß ist noch weit weniger ausladend, nun wird offenbar mächtig geklotzt - man möchte am liebsten sagen: gekotzt.


    Ich denke, von der psychologischen Seite her muß man die ganzen Statements, von denen ich oben zwei zitiert habe, als Versuch sehen, sich die Sache selber schönzureden. Man hat ins Klo gegriffen und merkt es jetzt so langsam, kann und mag die Sache aber nicht mehr zurückdrehen. Und weil der Zug leider abgefahren ist, phantasiert man sich die scheußliche Realität schön.


    Konsequenter wäre es gewesen, die alte Physik und die neueren Erweiterungen des Jügelhauses abzureißen (es bliebe dann nur der mittlere Teil mit Treppenhaus und Aula und der westlich davon gelegene mit dem Senatssaal übrig) und anstelle dessen schöne, fensterlose Labor- und Magazingebäude zu errichten. Das was nun entsteht, ist weder Fisch noch Fleisch - schlimmer, es ist Fisch, Fleisch, Brot, Torte, Schokolade, Ketchup, Milch, Obst und Gemüse in einen Topf gekippt, gekocht und durchgedreht. - So etwas kann niemand riechen, ansehen oder gar essen.


    Schluß

  • ^ Den zahlreichen, gut begründeten Beiträgen meiner Vorredner kann ich mich nur anschließen. Wenn man schon soviel Geld investiert, hätte man dem Gebäude sein altes Dach auch wiedergeben sollen, diese geplante Verunstaltung finde ich auch bei mehrfachem Überdenken einfach nur schlecht. Da ist die Nachkriegslösung ja direkt gelungen, die ist zwar schlicht, aber wenigstens nicht entstellend. Viel sehen kann man vom Umbau noch nicht, so präsentiert sich die ehemalige Physik momentan. Mehr Aufnahmen vom Inneren des Jügelhauses finden sich übrigens in diesem Fotostrang.



    Und so sah es mal aus (Das Aufnahme hängt in der B-Ebene der U-Bahnstation Bockenheimer Warte).



    -Bilder von mir-

  • Was vor allem begeistert: Da wird von den Gerüstbauern so richtig unsensibel mitten in die größten Sandsteinelemente gebohrt.


    Vorherige Firmen sind besser mit der Fassade umgegangen - zu sehen an den Plastik-Stopfen, die diese Gerüstbauknaben immer beim Abbau in die Löcher stopfen.

  • Die Bauarbeiten spielen sich hauptsächlich im Verborgenen ab. Details sind auch schräg von oben nicht erkennbar. Zur Orientierung dennoch ein Überblicksfoto vom Maintower aus aufgenommen: