Bahnhofsviertel auf Metaebene

  • Wohin will man denn dann aber mit dem Rotlichtviertel?
    Die immer mal wieder aufkommenden Rufe nach "aufräumen des Bahnhofsviertels" in all ihren Variationen, die sich mal gegen die Junkies, mal gegen die Puffs,und mal gegen die Ausländer richten interpretiere ich, wenn ich wohlwollender Laune bin so, dass man sich in Abwägung des einzigartigen Bahnhofsviertelbiotops vs. eine schöne alte neue Prachtmeile für die Prachtstraße entscheiden möchte.


    Aus dem Verlangen heraus, sowas wie eine echte Prachtstraße, einen zusätzlichen mondänen Stadtmittelpunkt, der nicht die Zeil in ihrem derzeitigen Massenkommerzmakeup ist, durchaus verständlich, zugegeben!


    Trotzdem kein gutes Geschäft, meiner Meinung nach!


    1. Ist die Kaiserstraße keine besonders imposante Prachtstraße. Wird sie auch nicht! Sie ist eine einigermaßen imposante Allee, oder sowas.
    Sie ist inzwischen auch ohne Frage wirklich schön und attraktiv, mit Straßencafes und Restaurants und Hans Jones und Franz Wang laufen da im Frack mit wichtigen Minen und Headset hinter grinsenden indischen amerikanischen oder japanischen Touristen hin und her und alles,also hör mer uff! Die Kaiserstraße ist schon sehr sehr lange, sehr sehr entschieden ihrem miesen Ruf entwachsen! Alles ganz klasse!
    Keinesfalls aber hat sie das Zeug als Prachtstraße durchzugehen, der Begriff ist von anderen solchen im europäischen und weltweiten Kontext von Kalibern besetzt, dass sich hier keine Diskussion lohnt!
    Vergleichsweise handelt es sich hier rein baulich um eine ca. einen halben Kilometer lange, schmale Straße!
    Konkurrenten sind Kilometerlang oder mindestens doppelt so breit, oder haben wenigstens einen Wasserlauf in der Mitte, und Plätze mit Säulen in der Sichtachse, oder Triumphbögen, oder Schlösser, oder Parlamentsgebäude, oder ähnliche Gimicks an ihren beiden Enden. Ich argumentiere hier für eine fordernde Politik gegenüber dem UEC und seiner gestalterischen Verantwortung am Ende des Europaboulevards, weil das in dem Zusammenhang langfristig eine Chance wäre.
    Was die Einzelhandels- und Gastronomiestruktur angeht, müsste man die Goethestraße und die Fressgass komplett hierherermuntern, um den Begriff einer x-beliebigen "Prachtstraße" irgendwie legitimieren zu wollen.


    Mit anderen Worten, man wird hier, egal wie sehr es gelingt, immer nur etwas im Vergleich drittklassiges erreichen...- Schlimmstenfalls Mall-Charakter! -...dessen Einzelzutaten sowieso schon vorher in Frankfurt vorhanden waren.

    -Und wird dafür ein Stück Stadt vernichten, welches so nicht so einfach per Ukas irgendwo jenseits der Ostzeil wiederersteht.
    Ich glaube, das Zitat stammt sogar hier aus dem Forum, wenn nicht kann ich mich dem trotzdem nur voll anschliessen:" Hier ist Frankfurt wirklich Großstadt!".
    Hier unterscheidet es sich noch mehr als durch die Skyline von ähnlich großen Städten in Deutschland.
    Hier offenbart sich ein Frankfurter Alleinstellungsmerkmal, etwas ortsspezifisches, meiner Meinung nach. Liberaler Geist, wenn jetzt noch etwas professionelleres Ortsmarketing, und ein etwas breiteres Unterhaltungsangebot ergänzend dazu käme, dann wäre das Touritechnisch, und auch für die Eingeborenen allemal attraktiver, als Verdträngungstaktik. Mehr, statt weniger! ;)


    ...Übrigens ist das Amsterdamer Rotlichtviertel auch inmitten der Altstadt (sogar einem baulich wesentlich geschlosseneren Viertel).
    special feature: Puff next door to church!

  • Bei aller Liebe, man kann das Frankfurter Bahnhofsviertel nun wirklich nicht mit Amsterdam oder der Hamburger Reeperbahn vergleichen. Ich habe zwei Jahre in Hamburg gelebt und war oft auf dem Kiez. Da gibt es Bars, Clubs, Kleinkunstbühnen, Theater, Musicals und - na klar- das Rotlicht-Milieu. Die Reeperbahn ist von Jung und Alt (halbwegs) angesehen. Dort treffen sich alle Schichte, Einheimische wie Touristen. Das kann man dem Bahnhofsviertel in Frankfurt nicht zusprechen. Einheimische rauschen hier durch, die Mischung der Läden ist alles andere als gesund (wenns auch schon besser geworden ist) und Auswärtige sehen hier ihre schlechte Meinung von Frankfurt bestätigt.


    Ich muss Dir auch im Bezug auf die Prachtstrasse widersprechen, Chewbacca. Natürlich hält die Kaiserstraße keinem internationalen Vergleich statt. Aber dafür jedem innerhalb Frankfurts. Es gehört nicht Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie die Geschäfte der Goethestrasse nebst einigen Cafes dort aussehen würden. Dazu in den Nebenstraßen die alteingesässenen Geschäfte und so mancherlei mehr. In den Häusern wieder Wohnungen anstatt kleinen Bordellverschlägen. Hier hätte man vermutlich sogar freie Hand, denn innen dürften die meisten als Bordell genutzten Häuser nichts mehr von ihrem alten Glanz besitzen.


    Das ganze verhindert ja nicht eine ordentliche Entwicklung des Europaviertels. Was Frankfurt erreichen muss ist Wachstum, Wachstum, Wachstum, dass neue (oft gut verdienende) Angestellte in die Stadt zieht!


    Wohin aber nun mit den Rotlicht-Milieu? Ob nach Westen, Norden oder Osten ist egal, aber es gibt genug Flächen dafür. Hinter der Messe bspw. (da sind schon einige). Das ist noch innenstadtnah, außer Sichtweite und schnell erreichbar für die Messebesucher.


    Was an unseren traurigen Rotlichschuppen einzigartig sein soll, das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Vielleicht ist's die Qualität der Damen? Ich kann das nicht beurteilen. :lach:

  • Aber nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal um das man Frankfurt beneiden müsste. Und in der Vergangenheit war es eher sogar rufschädigend da das erste was Leute die mit dem Zug ankamen von Frankfurt sahen ein heruntergekommenes Bahnhofsviertel voller Rotlicht und Junkies war. Wenn das denn den Unterschied zwischen Metropole und Provinzkaff ausmachen soll dann zieh ich letzteres aber entschieden vor.
    Ich seh es einfach nicht ein, dass die hochwertigsten weil nunmal sehr großbürgerlichen Gebäude die Frankfurt noch zu bieten hat derart unter Wert genutzt werden sollen. Das ist einfach viel zu schade drum, grade wo Frankfurt sowieso nicht mehr wirklich viel historische Bausubstanz vorzuweisen hat und trotzdem nach wie vor einen inakzeptablen Umgang damit pflegt.
    Wer sagt denn dass eine Prachtstraße mindestens 100Meter breit sein muss? In erster Linie machen doch die Gebäude eine Straße aus und nicht ihre Breite. Für Frankfurter Verhältnisse ist die Kaiserstraße definitiv eine Prachtstraße auch wenns sicherlich kein Vergleich zu Champs Elysées und Konsorten ist.
    Die Europaallee wird zwar ein netter Boulevard wenns klappt, aber Prachtstraße definitiv nicht. Dafür ist allein schon die "Dachgestaltung" der bisher geplanten Gebäude viel zu einfallslos. Und wenn dann doch die U5 oberirdisch gebaut werden sollte ists eh vorbei mit jeglicher Pracht.

  • Garcia: (P.S : ich hab nie länger in Hamburg gelebt, habe aber Bekannte da, bin mit denen auch öfter dort um die Häuser gezogen,und bilde mir ein, die Reeperbahn, und umliegendes in groben Zögen gut genug für einen groben Vergleich zu kennen. Amsterdam kenne ich aus der Touriperspektive, allerdings war ich auch schon 2-3 mal dort, danke für die Aufklärung!)
    Um das Abrunden des Angebots geht es mit ja gerade!
    Das ist aber etwas anderes, als eine Strategie des Vertreibens der schon vorhandenen "Unterhaltungsangebote".
    Komischerweise wird in Frankfurt als Abhilfe des schlechten Images des Bahnhofsviertels immer nur ein "weniger" diskutiert.
    Weniger Puffs, weniger böse Ausländer, weniger Junkies. (ist im Sachsenhausen kurioserweise genauso der Fall!)
    Ich will aber mehr! Mehr Clubs, Mehr Livemusik, Mindestens noch ein, Zwei Theater. Der Bodensatz für so eine Szenerie ist doch da!
    Die immer wieder propagierte, und mich ärgerende Alternative ist aber doch wie gesagt folgende, hier auch prompt auf dem Fuß folgende::


    Zitat von Rohne

    Wenn das denn den Unterschied zwischen Metropole und Provinzkaff ausmachen soll dann zieh ich letzteres aber entschieden vor.


    Sorry Rohne, aber :
    Dann zieh doch wieder da hin! Die Auswahl ist in Deutschland endlos!
    Das kann man vom BHV nicht sagen, und darum gehts mir!


    Und nein, es machen weder die Gebäude, noch die Breite einer Straße die Qualität der Straße aus. Unter dem Strich macht für mich die Vielfältigkeit und die Prallheit des Lebens auf der Straße die Straße aus. Dachformen tragen dazu wenig bei!


    Prachtstraße allerdings ist ein Prädikat, welches die Kaiserstraße nur mit viel Wohlwollen für sich in Anspruch nehmen kann.


    P.S.:Entschuldigung, ich präzisiere: könnte

  • Da halte ich es dann doch auch lieber mit Rohne.


    Die toten Seelen und kaputten Gestalten im Bahnhofsviertel zeugen von allem anderen als pralles Leben. Reeperbahn ist nicht überall!

  • Ohje , wie Theatralisch!


    Das Bahnhofsviertel ist trotz all der gequälten untoten und all der sie verfolgenden Exorzisten zu jeder Tages- und Nachtzeit voller Menschen, Licht, und Leben, ätsch!


    Die

    toten Seelen und kaputten Gestalten

    sind dir doch hoffentlich in Hamburg nicht entgangen? meiner Beobachtung nach kann man dort wesentlich mehr von der Sorte entdecken.
    komischerweise ist das da irgendie charming, hier nur pfui

  • Ich denke da auch wie Chewbacca, dass dieser Drang nach Mittelmaß im Moment das größte Problem der Stadt ist. Das zieht sich quer durch den Hochhausrahmenplan, durch die "offiziellen" Entwürfe für das TR-Areal und auch die Umgestaltung der Zeil, wie z.B. das Allianzgebäude.


    Man hat panische Angst vor Risiken und macht deswegen lieber schlechtes Mittelmaß. Zwar ganz sauber und ok aber langweilig. Weder international großstädtisch konkurrenzfähig noch konkurrenzfähig mit original Altbausubstanz.
    Sry, aber für mich ist das beste an Frankfurt, dass man hinterm Römer die Commerzbank noch sieht und nicht, dass man sie nicht sieht!


    Insofern sollte man nicht versuch von 0 auf 100 irgendeinem biedermeierlichen Ideal von 1870 hinterher zurennen, sondern wirklich mal schauen, wie man die Strukturen,die sich in den letzten Jahrzehnten gebildet haben attraktiv organisiert.
    In diesem Sinne fand ich z.B.den Wohnturmvorschlag am Main gar nicht schlecht. In 60m Höhe hätte ich kein Problem mit 'nem Puff direkt unter mir.
    Die Ladenbesitzer mit Migrationshintergrund sollte man dann auch nicht vor die Tür setzten sondern mit einem schlüssigen Gesamtkonzept eher noch unterstützen. Ich würde nicht wegen nem Edeka ins Bhv wollen, sondern weil ich da vielleicht kulinarische Spezialitäten bekomme, die ich eben sonst nicht hab - und das in "normalen" Läden. Also nicht zu KaDeWe Feinschmecker Preisen.


    Wenn sowas gelingen würde, hätte man etwas einzigartiges, großstädtisches geschaffen. Kein Luxusghetto, kein Touristendorf sondern ne echte kosmopolitische Gesellschaft.


    Edit: Noch was, Ich bin auch schon Nachts über die Kaiserstraße gelaufen. Da waren keine Junkies. Da war niemand. Ich bin auch schon mal durch die erste nördliche Parallelstraße nachts gelaufen. Da waren nur billige, meterweit nach Desinfektionsmittel stinkende Puffs, schon viele Leute auf der Straße und zwar zu viele um Angst zu haben. Junkies in dem Sinne waren da aber auch nicht. Trotzdem natürlich nicht schön. Ich könnte mir eher vorstellen, dass sich die Untoten eher Richtung Grünanlagen am Main oder Wallanlagen ziehen. Oder In die monogenutzten Büroschluchten? Aber das sind nur Vermutungen.


    Krasser finde ich schon, dass sich Jugendliche mitten auf der Zeil nen Joint drehen. Nicht, dass das Kiffen selbst jetzt für mich dramatisch störend wäre, aber das Sicherheitsgefühl ist dann dahin. Da fasst man sich gleich an den Geldbeutel...
    ...und da liegt auch das Risiko, wenn man ohne Ausgleich zu schaffen irgendwo was wegräumt! Lieber im Bhv, als dass der Schnitt zwischen Ostend und Innenstadt noch durch einen Rotlichtbezirk verstärkt wird.

  • Komm mal wieder runter! Nur weil wir nicht deiner Meinung sind musst du einen hier nicht so anmachen!


    Sorry Rohne, aber :
    Dann zieh doch wieder da hin!


    Ich denk ja nicht dran.
    Hab auch nirgendwo gesagt dass ich Frankfurt sich aller negativen großstädtischen Phänomene entledigen soll, aber muss diese Billignutzung unbedingt in Bahnhofsviertel stattfinden?
    Was an den Absteigen an der Taunusstraße so besonders sein soll dass die Verlagerung an weniger störende Orte für Frankfurt so ein Verlust wäre wüsste ich schon ganz gerne. In meinen Augen nichts als Standardpuffs ohne Potential wie sie jede Großstadt hat...
    Und für Frankfurt alles andere als ein Aushängeschild.

  • Hi ich kann mich an die Kaiserstrasse Ende der 80er erinnern, das war schon krass, wie man nahe an die Taunusanlage kam und dort direkt vor dem Eingang eines Bankhochhauses (weiss nicht mehr welches, wahrscheinlich Dresdner) so 50 bis 100 Drogenabhängige mit einer Ambulanz dahängen sah. Insofern hat sich zumindest die Kaiserstrasse und das Bahnhofsviertel verändert.


    Das Rotlichtviertel hat so eine etwas veraltete und ein bisschen schäbige Atmosphäre finde ich, bin zwar kein Nutzer aber läuft nicht das meiste sowieso übers Internet heute, da braucht man doch gar keinen besonderen Bezirk mehr...?


    Die Drogenabhängigen tun mir immer leid und schon weil es bedrückend ist, ist es nicht schön. Aber es ist glaube ich kein Naturgesetz, dass sie dort sein müssen und die Anzahl der Drogenabhängigen ist auch nicht unwiderbringlich gegeben. Es sind sowieso schon viel weniger im Strassenbild als vor 15 oder 20 Jahren und Beispiele wie Drogenviertel aus dem Sumpf rauskommen gibt es doch zuhauf, kennt jemand Drassanes hier in Barcelona zum Beispiel und kann sich jemand an das "Caballo" Problem in Spanien in den 80ern erinnern, da hat sich doch auch eine Menge verändert...? Insofern ist glaube ich das Bahnhofsviertel auf einem guten Weg.


    Übrigens ist auf der Bahnhofsviertelwebseite ein ganz banaler Grund gegeben, dafür, dass das Viertel nicht so quirlig belebt ist: zuviel Büroraum....

  • garcia:


    Nein, von "prallem Leben" vielleicht nicht, von Leben allgemein aber schon.


    Es sollte auch für jemanden mit Ludenallergie zu sehen sein, dass das Bahnhofsviertel als definitiv letztes Viertel in Frankfurt eine Durchmischung von Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung und Wohnen erhalten hat, die an anderen europäischen Städten wie z.B. Barcelona (Extrembeispiel, will ich ansonsten auch nicht vergleichen) so gern beneidet wird. Dazu scheint mir das Viertel immer noch relativ stark verdichtet und die Straßen sind eben einfach belebter als anderswo.


    Dass das bei einem harten und flächendeckenden Umbau erhalten bliebe, bezweifele ich allein schon deshalb, weil den Spaß ja auch irgendwer bezahlen muss sobald die Mieten steigen. Den meisten Investoren dürfte in diesem Fall dann ziemlich egal sein, wie belebt das Viertel nach Ladenschluss ist und für einen Makler, der "hochwertige Stadtwohnungen" an den Mann bringen will ist urbane Dichte besonders in Deutschland ja (leider) immer noch nicht unbedingt ein Verkaufsargument.


    Außer der Bausubstanz spricht im übrigen auch jetzt schon einiges für das Bahnhofsviertel:
    Die Lebensmittelläden und die (Schnell-)Restaurants sind im Bahnhofsviertel in dieser Häufung einzigartig und meistens sogar relativ günstig und gut. Dazu genieße ich die belebten Straßen und kann dann auch durchaus über den 50. Laden für Handyschalen und eindeutige Einladungen hinwegsehen.


    EDIT:


    vondraussen:


    Ist das mit dem Büroraum tatsächlich so?
    Im Verhältnis zu vielen anderen Flecken in FFM scheint es mir gerade da nicht so extrem.


    Mit der jahrzehntelang (übrigens auch schon vor der Moderne) so gern gelittenen Funktionstrennung ist es glücklicherweise offensichtlich nicht so weit her...

  • Ludenallergie? Meine Freunde sind Menschenhändler nicht gerade. Nein! :nono:


    Ich bin sicher alles andere als ein verklemmter Spießer und Kleinbürger. Im übrigen war habe ich schon geschrieben, dass ich oft auf dem Kiez in Hamburg war. Demnach habe ich auch kein Problem mit derart gemischten Vierteln. Im Gegenteil. Man könnte auch mal richtig lesen was die anderen schreiben.
    Für mich stellt sich jedoch immer die Frage wo so etwas lokalisiert ist. Und das Bahnhofsviertel halte ich definitiv für den falschen Ort in Frankfurt. Und wie wir alle hier wissen trägt es mit Rotlicht-Milieu und Junkies nunmal maßgeblich zum schlechten Image der Stadt bei. Allein das ist Grund genug den derzeitigen Zustand massiv zu verändern.


    Von Mittelmaß kann bei meinen Vorschlägen ja wohl kaum die Rede sein. Ich bin für Wohnungen, die bestehenden Praxen, einige Büros und auch für viel Gastronomie. Aber nicht nur Billigläden und Schnellimbisse. Das ist Mittelmaß! Die Bordelle sogar unterste Schublade!


    Wieso ihr immer das Ausländer-Thema fahrt weiß ich nicht. Rohne und ich haben sie mit keinem Wort erwähnt. Von mir kann das Viertel so bunt sein wie es will. An den Ausländern störe ich mich nicht. Ich persönlich wohne aber bspw. ungern in der direkten Umgebung von so vielen Junkies, Betrunkenen und Prostituierten (wobei ich in Hamburg auf der Schanze einem sehr bunten Viertel, durchaus auch Junkies vor der Tür hatte).


    Was für Läden auf der Kaiserstraße einziehen ist nicht vorrangig wichtig. Aber sie wäre besser für die Edel-Läden geeignet als die Goethestraße und würde sicher dem ein oder anderen Gast noch etwas mehr kleingeld entlocken.


    vondraussen hat bzgl. der Büroräume übrigens Recht. Das BHV hat noch gut 2.000 Einwohner. Der Rest sind Büros, Praxen, Läden, Bordelle etc.

  • Ganz ruhig - die "Ludenallergie" war jetzt wirklich nicht böse gemeint und als Kleinbürger habe ich auch niemanden bezeichnet.


    Das Kernargument war doch ein anderes:
    Ich denke eben, wenn man einfach die Puffs, 1-Euroläden und Imbisse durch Luis Vuitton und Mosch Mosch ersetzt geht dem Viertel u.U. einges von seiner Qualität verloren - wobei ich NICHT sagen will, dass man diese Qualität nur durch Puffs, 1-Euroläden und Imbisse erreichen kann!


    Zitat:
    Aber sie wäre besser für die Edel-Läden geeignet als die Goethestraße und würde sicher dem ein oder anderen Gast noch etwas mehr kleingeld entlocken.


    Kann gut sein, aber halt auch nur bis 21:00 oder 22:00 danach wär wohl Schluss - das muss halt nicht überall sein, die Goethestraße gibts ja schon.
    Das Bahnhofsviertel wäre eigentlich gerade wegen seiner Durchgangslage ziemlich gut geeignet ein bisschen mehr Kiez zu sein (was m.E. in Frankfurt schon irgendwie fehlt), mit mehr Kneipen, Clubs, etc. ALLER Couleur - an Dr. Karl Müller und Konsorten will ich mich dabei auch nicht unbedingt festhalten.


    Die geringe Einwohnerzahl wundert mich übrigens sehr, subjektiv kommt mir das Viertel immer sehr voll vor - hängt vielleicht mit den vom Bhf kommenden Passanten und der eher straßenorientierten Lebenshaltung der hier angesprochenen Personen zusammen...

  • Ich will das Bahnhofsviertel etwas ergänzt sehen und zwar um Diskotheken in einer ordentlichen Anzahl. Warum nicht angesagte Raveschuppen neben Schlagerhütten und das in einer Anzahl die eine gesunde Mischung wie auf der Reeperbahn macht. Nicht die Junkies und Obdachlose sind das Problem, sondern die fehlenden Massen an Partywütigen. Logisch lebt das Bahnhofsviertel, aber die Reeperbahn lebt ebenso arm und verrucht mit einer "gesunderen" und viel lebendigeren Mischung am Wochenende. Niemand muss vertrieben werden, es müssen nur viel mehr "normale" Menschen dazu, der richtige Anreiz als verruchte Partymeile wie die Reeperbahn fehlt einfach fast komplett. Die Mischung macht es...

  • Ich bin auch der Meinung, dass es die gute Mischung macht.
    Prachstrasse relationiere ich mit Luxux und Edel.
    Dass Luxusgeschäfte, Topwohnungen, Büros, Yuppiebars etc. das Viertel finanziell aufwerten, ist klar, aber was das Flair angeht?


    Vor kurzem dufte ich Frankfurt mal wieder einen Besuch abstatten. Dieses Mal empfand ich das Versnobte zwar als schön, aber irgendwie doch sehr steril und kalt (um es mal so auszudrücken: irgendwie ohne "Geist" und Charakter; da lag nichts in der Luft!).
    In Berlin allerdings war ich von der guten Mischung in einigen Vierteln begeistert. Diese Kieze haben ganz einfach ihren eigenen Charme und Charakter entwickelt, obwohl nicht alles wie geleckt und perfekt aussah.


    Wird das Viertel "gesäubert" enstehen z.B. hochwertige Wohnungen für Gutverdienende, die mit ihrem 12 Stundentag im Büro (danach BloombergTV) auch nicht gerade das Strassenbild prägen werden.


    Das Bahnhofsviertel muss seinen eigenen Charakter weiterhin entwickeln. Von einer radikalen Säuberung frei dem Motto:"Ab jetzt ist hier alles schön und fein", halte ich nichts. Ein bisschen Grossstadt muss schon sein.

  • naja, partymeile, club an club ... nen ballermann 6 muss man aus dem bahovi nun auch nicht machen (da kann man ebenso gut auch ins ebbelwoiviertel). ich mag es eigentlich so wie es ist, und frankfurt besteht ja nicht nur aus dem bahovi, wenn man ausgehen will, gibt es doch ausreichend möglichkeiten. frankfurt ist jetzt zwar nicht die riesen stadt, aber hat doch einiges zu bieten.

    Futz77
    Das Bahnhofsviertel muss seinen eigenen Charakter weiterhin entwickeln. Von einer radikalen Säuberung frei dem Motto:"Ab jetzt ist hier alles schön und fein", halte ich nichts.

    sehr gut geschrieben, genauso sehe ich das nämlich auch. ich wohn hier noch nicht sehr lange, aber man merkt schon dass es diese weiterentwicklung auch durchaus gibt. naja, und sofern man frankfurt noch nicht kennt, und, wie beispielsweise ich damals noch, davon ausgeht, es wäre eine versnobte bankerstadt, der wird schon beim betreten des bahovis eines besseren belehrt :daumen:

  • Hab ich irgendwo gesagt dass man das Viertel totsanieren soll und am besten noch die Bevölkerung des Westends dahintransplantieren soll?
    Ich finds einfach nicht okay, dass diese Bausubstanz so dermaßen unter Wert genutzt wird, zumal Frankfurt alles andere als voll davon ist. Und trotz der leichten Verbesserungen vor allem entlang der Kaiserstraße trägt das Bahnhofsviertel nach wie vor gehörig zum schlechten Ruf Frankfurts bei.
    Wie gesagt, ich kann nicht im geringsten erkennen welcher Verlust das sein sollte die Rotlichtbetriebe an der Taunusstraße und ganz schlimm an den Querstraßen zwischen Nidda- und Kaiserstraße in ihrem Umfang zumindest so zu reduzieren dass man nicht bei jedem Blick in eine Seitenstraße auf derlei Billignutzungen blickt oder gleich großteils in die sowieso schon ebenfalls von Rotlicht geprägte östliche Innenstadt oder halt hinter die Messe zu verlagern. Zumal diese ganzen Bordelle ja nun wirklich nichts Besonderes sind das unbedingt erhalten bleiben müsste, sowas gibts auch in jeder anderen Stadt nur ist man dort meistens doch intelligent genug dass man nicht gleich alle seine Gäste mit so einem Viertel "begrüßt". Frankfurt hat echt Besseres verdient als dass es seinen von der Bausubstanz her hochwertigsten Stadtteil der zudem auch noch das Eingangstor zur Stadt darstellt so rufschädigend nutzt. Lebendig kriegt man ein Viertel auch ohne Rotlicht, Beispiele gibts weltweit und auch in Frankfurt mehr als genug.

  • yyyves:


    Du willst coole Locations, dann "eat this":


    -King Kamehameha Is Oasis of Cool in Frankfurt's Bank District-


    Nov. 27 (Bloomberg) -- There are some lovely old buildings in Frankfurt. Just not very many. King Kamehameha Suite, a restaurant and bar complex in the banking district, occupies one of them.......
    http://www.bloomberg.com/apps/…d=acFDSJrGNWpk&refer=muse


    Mhhh, also wenn das mal nicht cool und alte Ästhetik in Bestform ist!

  • Also ich verstehe gar nicht, wie sehr panisch so einige das Frankfurter Bahnhofsviertel verteufeln. Was in Hamburg Erinnerungen an Hans Albers ruft,
    in Paris an die Romantik um Moulon Rouge erinnert und einen bei Amsterdam das Bild langer Schaufenstertouren mit grosser Gaudi ins Gedächtnis ruft ist also in Frankfurt nur Bäh? Der so einzigartige Charakter Frankfurts ist doch, das man krasse Kontraste auf kleinsten Raum hat. In kürzester Zeit zu Fuß sehe ich Edles, Geschäftiges, Traditionelles, Modernes, Verruchtes und Aufregendes.
    Ich mag das Westend und das Bankenviertel und den neugestalteten Westhafen,
    aber wenn man zwanghaft versuchen würde, den Rest der Stadt ebenfalls so zu gestalten...ähem neee...


    Machen wir uns nichts vor, die Elemente des Bahnhofsviertel gehören zu einer Großstadt dazu und machen nun mal auch da Sinn, wo viel Fluktuation ist,
    stört weniger als in der Innenstadt. Wer sich wirklich ein wenig auskennt, der weiss, das abends im Bahnhosviertel für einen Passanten die Gefahr weit aus geringer ist als in einer der Betontrabantenvororte, wo dann gerne mal ein paar Pseudo-Gangsta-Rapper einem in der Bahnunterführung auflauern.


    Mein Rezept wäre, die Tatsachen zu akzeptieren und eher dafür zu sorgen,
    dass mehr "Moulon Rouge-Flair" reinkommt und das Abgewrackte zu minimiert wird.
    Als einen Zugewinn seinerzeit empfinde ich z.B. das Golden Gate. Dann noch´n bissl Varieté, dann wieder eine Touristenattraktion alà Mayr Gustl und dann dazu die klaisschen Etablissments
    gepaart mit Bars, Clubs, Café, Imbisskultur, etc.


    Ich fand den Zustand vor 15-20 Jahrn viel schlimmer. Entsinne mich an Erinnerungen aus der Kindheit, wo Hundertschaften von Junkies sich in der Taunusanlage die Spritze gaben und mann diesen Teil der Wallanlagen mied.
    Da hat sich doch so einiges zum Positiven getan...


    Liebe Grüsse


    Octavianus, Freund der städtischen Mikrokosmen...